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- Fünf Tage später, am 24. Mai 1972 detonierten zwei Bomben im
- Hauptquartier der US-Streitkräfte in Europa in der
- Römerstraße in Heidelberg. Hierbei wurden drei Soldaten getötet
- und weitere fünf Personen verletzt. Die Täter stellten zwei Fahr-
- zeuge, in deren Kofferräumen Rohrbomben installiert waren, auf
- dem Militärgelände ab.
- Allein in diesem einen Monat wurden "summa summarum" vier Men-
- schen getötet und weitere 74 verletzt.
- Zu den jeweiligen Anschlägen gingen zahlreiche Bekenntnisschrei-
- ben bei den großen Presseagenturen, wie dpa oder reuter ein. Alle
- waren formal gesehen gleich, da alle mit Maschine geschrieben
- waren und mit dem Emblem der RAF, bestehend aus einem fünfzacki-
- gen Stern, darin ein russisches Sturmgewehr des Typs AK 47, bes-
- ser bekannt unter dem Namen Kalaschnikov, der Standardwaffe der
- Guerillas in der Dritten Welt und den Buchstaben R A F.
- Die Baader-Meinhof Bande forderte in ihren Bekennerbriefen die
- Einstellung der US-Bomben-angriffe in Vietnam. Weiter erklärte
- sie, daß sämtliche Anschläge ausschließlich gegen Feinde des Vol-
- kes, die Imperialisten, gerichtet seien und daß sie durch ihre
- Aktivitäten andere mit ihnen sympathisierende Gruppierungen auf-
- fordern, sich ihren bewaffneten Aktionen anzuschließen und mit
- ihnen Solidarität zu üben.
- Zu der Welle des Terrors gehörte auch des Attentat auf den
- Ermittlungsrichter für den Baader-Meinhof Komplex beim Bundesge-
- richtshof in Karlsruhe, Wolfgang Buddenberg (60), am 15. Mai
- 1972. Generell läßt sich sagen, daß die erste Generation der RAF
- im Vergleich zur zweiten und dritten diese Art des Terrors "nur"
- in einem einzigen Fall anwendete. Buddenberg sollte ein Opfer der
- RAF werden, da diese glaubte, daß der bei seiner Verhaftung ange-
- schossene Manfred Grashof auf Weisung Buddenbergs zu früh aus dem
- Krankenhaus in eine Haftzelle verlegt worden sei.
- Für das Attentat hatten Terroristen eine Bombe in Form einer
- Feldflasche unter dem Beifahrersitz des Volkswagens von Budden-
- berg angebracht. Durch die durchgeführte Observation wußten die
- Täter, daß sich Buddenberg täglich von seiner Frau zur Arbeit
- fahren ließ, und folglich auf dem Beifahrersitz platznahm. Entge-
- gen aller Gewohnheit ging er jedoch am Morgen des Attentats zu
- Fuß zur Arbeit. Beim Starten des Wagens wurde der Zündmechanismus
- der Bombe ausgelöst und Frau Buddenberg erlitt schwere Verletzun-
- gen. Die Explosion selbst riß ein 40 mal 60 Zenitmeter großes
- Loch ins Bodenblech, zerfetzte den Beifahrersitz, schleuderte das
- Schiebedach neun Meter weit, und das Wagendach wurde von mehreren
- Splittern durchschlagen. Hätte der Bundesrichter auf dem Beifah-
- rersitz platzgenommen, wäre dies sein sicherer Tod gewesen. Wegen
- dem "mißglückten" Attentatsversuch wurde der Bekennerbrief vom
- 20. Mai 1972 nicht abgesandt, jedoch in Publikationen der Roten
- Hilfe in Hamburg und Berlin veröffentlicht.
- In diesem Schreiben wurden weitere Aktionen gegen Juristen, vor
- allem Richter und Staatsanwälte, angekündigt. Einen Monat später
- jedoch saß der Kern der Baader-Meinhof Bande bereits hinter "Git-
- ter".
- 3. Schlußbemerkung
- Mit der Verhaftung endete die sogenannte "Ära" der Terroristen
- der 1. Generation, was aber nicht bedeutete, daß die Inhaftierten
- keinen Einfluß auf die sich neu formierende Führungsmannschaft
- (die 2. Generation) hatten.
- Wie bereits angeführt, haben die Anwälte und Besucher "fleißig"
- dazu beigetragen, die Verbindung zwischen den Sympatisanten und
- Zuträgern, den sich in Freiheit befindenen Bandenmitgliedern, und
- den Inhaftierten aufrechtzuerhalten.
- Insbesonders ist anzunehmen, daß beispielsweise Baader bei der
- Planung von Anschlägen, Festlegung von Objekten, und für die
- Organisation der "Infrastruktur" der 2. Generation maßgeblich
- beteiligt war.
- Zum Stichpunkt "Internationaler Terrorismus" und RAF möchte ich
- noch folgendes anführen.
- Es muß angenommen werden, daß bereits zu Beginn der terroristi-
- schen Aktivitäten der Baader-Meinhof Bande versucht wurde, mit
- anderen Terroreinheiten im Ausland Verbindungen aufzunehmen.
- Der Grund hierfür war, sich gegenseitig zu unterstützen (vor
- allem logistisch gesehen) und den "Herrschenden" zu suggerieren,
- daß es sich um eine internationale Bewegung handle.
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