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- Exemplarisch gesehen sind vor allem zwei Überfälle herauszugrei-
- fen, die sich in der Art der Durchführung von den anderen unter-
- scheiden. Zum einen ist in diesem Zusammenhang der sogenannte
- "Dreischlag", wie ihn die RAF selbst nannte, zu erwähnen. Unter-
- Dreischlag" versteht man, daß am selben Tag, sprich am 29. Sep-
- tember 1970 drei unterschiedliche Banken in verschiedenen Stadt-
- teilen Berlins durch drei Kommandos bestehend aus drei bis vier
- "Mann" überfallen wurden.
- Hierbei handelte es sich um die Zweigstelle 92 der Sparkasse in
- der Südwestkorso 38, um eine Filiale der Berliner Bank in der
- Rheinstraße und um eine Sprkassenfiliale in der Altonaer Straße 5.
- In allen drei Fällen drangen die Täter unbemerkt in den Schalter-
- raum der jeweiligen Bank ein und bedrohten die dortigen Kunden
- und Bankangestellten mit Waffengewalt. Nach dem Überfall flüchte-
- ten die Terroristen auf die übliche Art und Weise, mit einer
- Beute von gerechneten 220 000 DM.
- Als zweiter Fall ist der Raubüberfall vom 22. Dezember 1971 auf
- eie Zweigstelle der Hypotheken- und Wechselbank in der Falkel-
- straße in Kaiserslauten zu erwähnen.
- An dem Tag drangen mindestens vier Personen in den Schalterraum
- der jeweiligen Bank ein, räumten sowohl die Hauptkasse als auch
- die Seitenkasse aus, und forderten anschließend den Kassierer
- auf, den Tresor zu öffnen.
- Als Vorsichtsmaßnahme hatten Helfer zur selben Zeit die Einfahrt
- des in der Nähe der Bank gelegenen Polizeireviers mit ihren Autos
- blockiert. Allerdings fiel einem zufällig vorbeikommenden Poli-
- zeibeamten das verkehrswidrig geparkte Fluchtauto vor der Bank
- auf. Als er nun die Sache überprüfen wollte und sich dem Fahrzeug
- näherte, wurde aus dem Inneren des Wagens durch die geschlossene
- Scheibe ein Schuß auf ihn abgegeben. Durch die Glassplitter
- erlitt der Beamte an Hals und Gesicht Verletzungen. Als er sich
- in den Kassenraum der Bank schleppte, traf ihn ein zweiter Schuß
- in den Rücken. Durch den toten Polizeibeamten gerieten die Bank-
- räuber in Panik, ergriffen mit einer Beute von 100 000 DM und
- ausländischer Währung im Wert von 35 000 DM die Flucht und ließen
- zahlreiche Beweisgegenstände am Tatort zurück.
- Insgesamt wurden siebzehn Sprengstoff- und zwölf Brandanschläge
- von der Baader-Meinhof Gruppe verübt. Bevorzugte Ziele für ihre
- terroristischen Aktivitäten waren vor allem Banken, Behörden,
- Gerichte und amerikanische Einrichtungen in Deutschland. Bei der
- Durchführung von Brandanschlägen benutzten sie hauptsächlich
- selbstgebaute Molotow-Cocktails, bei den Bomben hingegen handelte
- es sich vor allem um selbstangefertigte Sprengkörper, sogenannte
- Rohrbomben. Hierbei wurden 80 Zentimeter lange Metallrohre von
- knapp 20 Zentimeter Durchmesser zerschnitten, und an den Enden
- für das Einfüllen des Sprengstoffes Sechs-kantrohrabschlüsse
- angeschweist.
- Das hochexplosive Gemisch selbst bestand aus Amonium-Nitrat,
- Kalum-Nitrat, Schwefel, Holzkohle und Holzmehl. Die Täter benutz-
- ten bei allen Sprengstoffanschlägen Zeitzünder, um die Bombe
- gefahrlos zu deponieren, sich entfernen und sie zu einem bestimm
- ten Zeitpunkt detonieren zu lassen.
- Vor allem aber wollte die RAF Sprengkörper unterschiedlicher
- Bauart konstruieren, um die jeweiligen Ermittlungsbehörden mit
- immer neuen Bombentypen zu verwirren.
- Zur Verstärkung der Splitterwirkung wurden vier Millimeter dicke
- Stahlkugeln mit Sprengstoff vermischt. Die Wirksamkeit dieses
- hochexplosiven Gemisches mußte die BRD beispielsweise im Mai 1972
- erfahren. In diesem Monat erlebte Deutschland die schwersten Bom-
- enanschläge nach dem Krieg. Die Serie der "Attentate", 15 Spreng-
- körper angebracht an sechs verschiedenen Orten, begann am 11. Mai
- mit einem Anschlag auf das Hauptquartier des V. Corps der Ameri-
- kanischen Streitkräfte in Frankfurt am Main. Hierbei detonierten
- zwei Bomben im Vorraum des Haupteingangs und eine am Eingang des
- Offiziercasinos. Bei dem Anschlag kam der US-Oberstleutnant Paul
- A. Bloomquist ums Leben und dreizehn Personen wurden verletzt.
- Einen Tag später zündete die RAF zwei Bomben in der Augsburger
- Polizeidirektion, wobei sich die Detonationen kurz nacheinander
- im vierten und dritten Stock ereigneten. Genau am selben Tag wur-
- de auch noch ein Spenstoffanschlag auf das Bayerische Kriminalamt
- in München verübt. Dort ging auf dem Parkplatz der Polizei eine
- Bombe in die Luft, welche in einem dort abgestellten Wagen ins-
- talliert war. Am 19. Mai wurden bei einer Explosion im Verlags-
- haus Axel Springer in Hamburg 38 Menschen zum Teil schwer ver-
- letzt. Die Sprengkörper wurden in der dritten und sechsten Etage
- in einem Nebenraum der Damentiolette abgestellt.
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