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Text File  |  1994-03-25  |  4.6 KB  |  80 lines

  1. Helfer und Sympatisanten der RAF
  2. Zu dem weitgespannten Netz von Helfern und Sympatisanten gehörte
  3. eine breite Masse innerhalb der Gesellschaft. Zum einen waren es
  4. linksgesinnte Ex-APOangehörige, Liberaldenkende, Anarchisten,
  5. Schriftsteller und Künstler, welche die Baader-Meinhof-Bande in
  6. ihrer Arbeit unterstützten, sei es, daß sie jene beherbergten
  7. oder in ihrem Sinne "konspirative" Wohnungen und Garagen anmiete-
  8. ten. Manch einer sah in seiner Tat eine "humanitäre Hilfe" gegen-
  9. über den Verfolgten, wie zum Beispiel der Schriftsteller Michael
  10. S. in Frankfurt. Auch der WDR-Redakteur Gerhard R. beispielsweise
  11. beherbergte mehrfach aus "carikativen Gründen", wie er es nann-
  12. te, Ulrike Meinhof und überlies ihr einen Volkswagen. Monika M.,
  13. Tochter eines namhaften Psychologieprofessors, stellte den
  14. Gesuchten ihr unbewohntes Haus in Bad Kissingen zur Verfügung,
  15. welches großen Teilen der Gruppe zeitweilig als Stützpunkt dien-
  16. te. Auch die Wohnung des Liedermachers Hannes Wader entpuppte
  17. sich als ein Schlupfwinkel der "Bande".
  18. Aber auch der Terroristenanwalt Otto Schilly, heutiger SPD-
  19. Abgeordneter, galt als ein Helfer und Sympatisant der RAF-Szene,
  20. da er den inhaftierten Mitgliedern angeblich, was man ihm jedoch
  21. nicht nachweisen konnte, diverse Sachen und Information übermit-
  22. telt und sich ebenso wie seine Kollegen Eberhard Becker, Jorg
  23. Lang, Klaus Croissant und Kurt Groenewald in der Öffentlichkeit
  24. für bessere Haftbedingungen der RAF-Mitglieder stark machten.
  25. Beispielsweise gaben sie am 17. Januar 1973 die Hungerstreiker-
  26. klärung mit dem Wortlaut, daß die Existenz von Folter Ausdruck
  27. des schleichenden Faschismus sei, der sich in das Gewand der
  28. Rechtmäßikeit gehüllt habe, bekannt.
  29. Außerdem forderten sie, daß die sogenannte "Isolationshaft", wel-
  30. che "Folter" für die Häftlinge sei, aufgehoben werden solle. Auch
  31. veranstalteten sie am 12. 2. 1973 eine Hungerstreikdemonstration
  32. vor dem Gebäude des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe. 
  33. Innerhalb der BRD formierten sich auch zahlreiche "Komitées gegen
  34. Folter an politischen Gefangenen". Sie entsprachen dem "legalen
  35. Arm der RAF". Hauptsächlich betrieben sie Öffentlichkeitsarbeit
  36. bzw. Propaganda, dazu erstellten sie Broschüren, wie "Der Tote
  37. Trakt ist ein Folterinstrument" (43 Seiten), "Die Systematik der
  38. Folter" (35 Seiten) und "Der Kampf gegen die Vernichtungshaft"
  39. (285 Seiten). Zudem verteilten sie noch Flugblätter, riefen zu
  40. Demonstrationen auf, luden zu "Informationsveranstaltungen" ein
  41. und sammelten Spendengelder.
  42. Zu den terroristischen Machenschaften der RAF zählten zum einen
  43. die Beschaffungskriminalität, wie zum Beispiel Einbrüche und Bank-
  44. überfälle, zum anderen die Gewalt gegen Sachen und Personen in
  45. Form von Attentaten, Brand- und Sprengstoffanschlägen.
  46. Zahlreiche Einbrüche wurden von der Baader-Meinhof Bande began-
  47. gen. Meist waren mehrere "Experten" beim "Eindringen" in ein Haus
  48. beteiligt. Die Einbrüche selbst wurden genauestens von der Gruppe
  49. geplant und auf ein bestimmtes Ziel (Beute) hin ausgerichtet,
  50. welches sie für die Grundlage ihrer "Machenschaften" erforderten.
  51. Beispielsweise besorgte sich die Gruppe für die Herstellung
  52. gefälschter Ausweise, KFZ-Papiere, Pässe, die dafür erforderli-
  53. chen Blankoformulare, Stempel und Dienstsiegel durch zwei Rathaus-
  54. einbrüche: am 16. November 1970 in Neustadt am Rübenberge und
  55. fünf Tage später in Lang-Göns Kreis Giesen. Allein in Lang-Göns
  56. fielen ihnen 166 Blanko-Personalausweise in die Hände. Aber auch
  57. das Material für die Bomben besorgte die RAF durch einen Einbruch
  58. an Ostern 1972 bei den Casseler Basalt-Werken in Oberlaula im
  59. Kreis Ziegenhain. Hierbei entwendeten sie 187 Sprengkapseln, 370
  60. Meter Sprengschnur und 64 Zünder.
  61. Zwischen der sogenannten "Baaderbefreiung" am 14. 4. 1970, die
  62. als die Geburtsstunde der RAF datiert wurde, bis zur Festnahme
  63. des Baader-Meinhof Kerns am 1. 6. 1972 verübte die RAF insgesammt
  64. siebzehn Bank- bzw. Raubüberfälle, die ihnen eine Beute von rund
  65. 1,7 Millionen Mark einbrachte. Nach der Devise: es handle sich ja
  66. nur um das Geld von Kapitalisten. Der kleine Mann selbst sei
  67. davon nicht betroffen, legitimierte Mahler das kriminelle Vorge-
  68. hen seiner Gruppe. In allen siebzehn Fällen gingen die Täter ähn-
  69. lich vor.
  70. Zur Vorbereitung der jeweiligen Tat wurde das Objekt über einen
  71. längeren Zeitraum im genauesten von der Gruppe observiert. Die
  72. Durchführung selbst erfolgte meist von mehreren, maskierten, zum
  73. Teil schwer bewaffneten Personen, deren Fluchtauto (bevorzugt
  74. waren vor allem Viertürer) in der Nähe des Tatorts geparkt wurde,
  75. und die Räuber weitere PkWs entlang ihrer geplanten Fluchtroute
  76. abstellten, so daß ein mehrmaliger Fahrzeugwechsel möglich war.
  77. Auf diese Weise versuchten sie erfolgreich den Ringfahndungen der
  78. Polizei zu entkommen.
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