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- Helfer und Sympatisanten der RAF
- Zu dem weitgespannten Netz von Helfern und Sympatisanten gehörte
- eine breite Masse innerhalb der Gesellschaft. Zum einen waren es
- linksgesinnte Ex-APOangehörige, Liberaldenkende, Anarchisten,
- Schriftsteller und Künstler, welche die Baader-Meinhof-Bande in
- ihrer Arbeit unterstützten, sei es, daß sie jene beherbergten
- oder in ihrem Sinne "konspirative" Wohnungen und Garagen anmiete-
- ten. Manch einer sah in seiner Tat eine "humanitäre Hilfe" gegen-
- über den Verfolgten, wie zum Beispiel der Schriftsteller Michael
- S. in Frankfurt. Auch der WDR-Redakteur Gerhard R. beispielsweise
- beherbergte mehrfach aus "carikativen Gründen", wie er es nann-
- te, Ulrike Meinhof und überlies ihr einen Volkswagen. Monika M.,
- Tochter eines namhaften Psychologieprofessors, stellte den
- Gesuchten ihr unbewohntes Haus in Bad Kissingen zur Verfügung,
- welches großen Teilen der Gruppe zeitweilig als Stützpunkt dien-
- te. Auch die Wohnung des Liedermachers Hannes Wader entpuppte
- sich als ein Schlupfwinkel der "Bande".
- Aber auch der Terroristenanwalt Otto Schilly, heutiger SPD-
- Abgeordneter, galt als ein Helfer und Sympatisant der RAF-Szene,
- da er den inhaftierten Mitgliedern angeblich, was man ihm jedoch
- nicht nachweisen konnte, diverse Sachen und Information übermit-
- telt und sich ebenso wie seine Kollegen Eberhard Becker, Jorg
- Lang, Klaus Croissant und Kurt Groenewald in der Öffentlichkeit
- für bessere Haftbedingungen der RAF-Mitglieder stark machten.
- Beispielsweise gaben sie am 17. Januar 1973 die Hungerstreiker-
- klärung mit dem Wortlaut, daß die Existenz von Folter Ausdruck
- des schleichenden Faschismus sei, der sich in das Gewand der
- Rechtmäßikeit gehüllt habe, bekannt.
- Außerdem forderten sie, daß die sogenannte "Isolationshaft", wel-
- che "Folter" für die Häftlinge sei, aufgehoben werden solle. Auch
- veranstalteten sie am 12. 2. 1973 eine Hungerstreikdemonstration
- vor dem Gebäude des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.
- Innerhalb der BRD formierten sich auch zahlreiche "Komitées gegen
- Folter an politischen Gefangenen". Sie entsprachen dem "legalen
- Arm der RAF". Hauptsächlich betrieben sie Öffentlichkeitsarbeit
- bzw. Propaganda, dazu erstellten sie Broschüren, wie "Der Tote
- Trakt ist ein Folterinstrument" (43 Seiten), "Die Systematik der
- Folter" (35 Seiten) und "Der Kampf gegen die Vernichtungshaft"
- (285 Seiten). Zudem verteilten sie noch Flugblätter, riefen zu
- Demonstrationen auf, luden zu "Informationsveranstaltungen" ein
- und sammelten Spendengelder.
- Zu den terroristischen Machenschaften der RAF zählten zum einen
- die Beschaffungskriminalität, wie zum Beispiel Einbrüche und Bank-
- überfälle, zum anderen die Gewalt gegen Sachen und Personen in
- Form von Attentaten, Brand- und Sprengstoffanschlägen.
- Zahlreiche Einbrüche wurden von der Baader-Meinhof Bande began-
- gen. Meist waren mehrere "Experten" beim "Eindringen" in ein Haus
- beteiligt. Die Einbrüche selbst wurden genauestens von der Gruppe
- geplant und auf ein bestimmtes Ziel (Beute) hin ausgerichtet,
- welches sie für die Grundlage ihrer "Machenschaften" erforderten.
- Beispielsweise besorgte sich die Gruppe für die Herstellung
- gefälschter Ausweise, KFZ-Papiere, Pässe, die dafür erforderli-
- chen Blankoformulare, Stempel und Dienstsiegel durch zwei Rathaus-
- einbrüche: am 16. November 1970 in Neustadt am Rübenberge und
- fünf Tage später in Lang-Göns Kreis Giesen. Allein in Lang-Göns
- fielen ihnen 166 Blanko-Personalausweise in die Hände. Aber auch
- das Material für die Bomben besorgte die RAF durch einen Einbruch
- an Ostern 1972 bei den Casseler Basalt-Werken in Oberlaula im
- Kreis Ziegenhain. Hierbei entwendeten sie 187 Sprengkapseln, 370
- Meter Sprengschnur und 64 Zünder.
- Zwischen der sogenannten "Baaderbefreiung" am 14. 4. 1970, die
- als die Geburtsstunde der RAF datiert wurde, bis zur Festnahme
- des Baader-Meinhof Kerns am 1. 6. 1972 verübte die RAF insgesammt
- siebzehn Bank- bzw. Raubüberfälle, die ihnen eine Beute von rund
- 1,7 Millionen Mark einbrachte. Nach der Devise: es handle sich ja
- nur um das Geld von Kapitalisten. Der kleine Mann selbst sei
- davon nicht betroffen, legitimierte Mahler das kriminelle Vorge-
- hen seiner Gruppe. In allen siebzehn Fällen gingen die Täter ähn-
- lich vor.
- Zur Vorbereitung der jeweiligen Tat wurde das Objekt über einen
- längeren Zeitraum im genauesten von der Gruppe observiert. Die
- Durchführung selbst erfolgte meist von mehreren, maskierten, zum
- Teil schwer bewaffneten Personen, deren Fluchtauto (bevorzugt
- waren vor allem Viertürer) in der Nähe des Tatorts geparkt wurde,
- und die Räuber weitere PkWs entlang ihrer geplanten Fluchtroute
- abstellten, so daß ein mehrmaliger Fahrzeugwechsel möglich war.
- Auf diese Weise versuchten sie erfolgreich den Ringfahndungen der
- Polizei zu entkommen.
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