home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
- Der Kopf dieser Gruppierung bestand, wie schon der Name Baader-
- Meinhof sagt, aus folgenden Personen: Andreas Baader (vergleiche
- Anhang S. 21), Ulrike Meinhof, weiter Gudrun Ensslin (vergleiche
- Anhang S. 25) und der Anwalt Horst Mahler (vergleiche Anhang S.
- 27). Später, nach der Verhaftung Mahlers 1970, kamen noch der
- Soziologiestudent Jan Carl Raspe (vergleiche Anhang S. 27)
- und Holger Meins (vergleiche Anhang S. 29) hinzu. Allerdings muß
- man hinzufügen, daß zwar innerhalb dieser "Führungscrew" Abspra-
- chen bezüglich einer Thematik und die allgemeinen Richtlinien der
- RAF bestimmt wurden, jedoch die ausschließliche Entscheidungsge-
- walt bei Andreas Baader und Gudrun Ensslin lag. Baader hatte die
- Führungsposition innerhalb der RAF inne, er wurde von jedem Mit-
- glied akzeptiert und was er sagte, wurde kritiklos ausgeführt. Er
- allein besaß die Kompetenz jedem Mitglied direkt oder indirekt
- Befehle zuerteilen. "Baader hatte die Fähigkeit, jeden einzelnen
- und die Verhältnisse in der Gruppe richtig einzuschätzen und sei-
- ne Vorstellungen somit durchzusetz-en" berichtet der RAF-
- Aussteiger Gerhard Müller. Auch verschaffte er sich vor allem
- anfangs durch Androhung des Ausschluß aus der RAF, was indirekt
- die Auslieferung an die Polzei bedeutete, und später durch Andro-
- hung von Liquidierung Respekt.
- Ulrike Meinhof hingegen besaß nicht die Spitzenposition, wie der
- Name "Baader-Meinhof Bande" eigentlich nahelegt. Sie spielte eher
- eine untergeordnete Rolle. Ihre Aufgaben entsprachen in etwa der
- einer "PR Managerin", nämlich Erklärungen oder "Huldigungen" zu
- verfassen.
- Strukturell gesehen verfügte die RAF-Zentrale über vier Haupt-
- stützpunkte mit einem sogenannten Stadthalter: Brigitte Monhaupt
- war in Berlin, wobei ihr fünf Genossen zur Verfügung standen,
- Irmgard Möller in Stuttgart, bis zu drei Personen unterstützten
- sie, Jan Carl Raspe in Frankfurt und Ulrike Meinhof in Hamburg.
- Trotz dieser Stützpunkte waren die einzelnen Mitglieder dort
- nicht fest eingeteilt.
- Ein Teil dieser führenden Köpfe gehörte zu den sogenannten Logi-
- sten, den Denkern oder schlauen Köpfen, deren Aufgabe darin
- bestand, die RAF einheitlich zu formieren und eine Strategie und
- Struktur zu erarbeiten. Namen wie Horst Mahler, Andreas Baader,
- Gudrun Ensslin, Ulrike Meinhof, Brigitte Asdonk, Hans Jürgen Bäk-
- ker, Monika Berberich, Irene Goergen, Manfred Grashor, Heinrich
- Jansen, Astrid Proll, Petra Schelm, und Ingrid Schubart, müssen
- in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Hinsichtlich ihrer Arbeit
- stützten sie sich vor allem auf das von Carlo Marighella
- geschriebene "Minihandbuch der Stadtguerilla" und der darin
- beinhalteten Logistikformel
- M,G,W,M,S.
- Diese fünf Punkte bildeten die Basis für den organisierten Terro-
- rismus. Bei der Erfüllung dieser wurden allen Mitgliedern
- bestimmte Aufgaben und Kompetenzen zugeteilt, wobei jeder mit
- Ausnahme der "Führungscrew" nur über seinen Teilbereich bescheid
- wußte und Informationen erhielt.
- Zunächst wurden falsche Ausweise, Pässe, KFZ-Papiere, Waffen-
- scheine etc. von Manfred Grashof ausgestellt, deren Blankoformu-
- lare sowie die entsprechenden Dienstsiegel und Stempel aus zwei
- Rathauseinbrüchen stammten.
- Dann wurde der Punkt der Motorisierung, sprich die Autobeschaf-
- fung erfüllt. Insgesamt wurden in den Jahren 1970- 1972 über 280
- Autos entwendet und über 80 unter falschem Namen mit Hilfe fal-
- scher Papiere angemietet. Bevorzugt waren vor allem Pkws vom Typ
- Mercedes, BMW, Opel, Ford oder VW-Kombi. Nach dem Diebstahl wur-
- den sie in die Berliner Werkstatt von Erich Gruschardt geschafft,
- um dort die Fahrgestellnummer und die KFZ-Schilder zu wechseln
- und das jeweilige Auto umzulackieren.
- Die Geldbeschaffung löste die Gruppe durch Überfälle auf Banken,
- Sparkassenfilialen und Geldtransporter gestartet.
- Diese Unternehmungen brachten der RAF ein Startkapital in Höhe
- einer knappen Million DM ein. Dieses Geld benötigten sie für den
- Ankauf oder die Anmietung von Wohnungen und Garagen über das
- gesamte Bundesgebiet verteilt und zur Beschaffung von Munition.
- Hinsichtlich der Waffenbeschaffung ist bekannt, daß sie vor allem
- aus zwei Quellen stammten: zum einen kaufte Ulrike Meinhof nach
- den Ermittlungen des Bundeskriminalamtes im Dezember 1970 35
- Firebirds Pistolen von Angehörigen der El-Fatah, einer militanten
- Palestinenser Organisation innerhalb der PLO. Der Preis pro Stück
- betrug 450 DM. Zudem erwarb Rolf Pohle 31 Pistolen der Marke Lam-
- ma, Kaliber 9 mm, und über 1000 Schuß Munition in Waffengeschäf-
- ten mit einem ver- oder gefälschten Waffenschein.
- In punkto Sprengstoffbeschaffung, bzw. beim Sprengstoff- und
- Brandbombenbau nutzten ihnen vor allem die Kentnisse, welche sie
- aus der Ausbildung im El Fatha-Camp in der Wüste Jordaniens,
- erlangt hatten.
-
-