home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
- Der "Vater der Atombombe" wird beschuldigt, ein Sicherheitsrisiko
- darzustellen, da er den kommunistischen Ideen einst nicht abge-
- neigt war und noch Verbindungen zu Freunden aus dieser Zeit hat.
- Aufgrund dieser Tatsache unterstellen ihm die Anwälte des Sicher-
- heitsausschusses den Konflikt der "geteilten Loyalität". Sie hal-
- ten einen "Physiker, der soundsoviele Freunde und Bekannte hat,
- die Kommunisten oder Mitreisende waren, für ein größeres Sicher-
- heitsrisiko."
- Außerdem muß Oppenheimers Einstellung zur Entwicklung der Wasser-
- stoffbombe untersucht werden: da sich Oppenheimer aus moralischen
- und ethischen Gründen gegen die Entwicklung der H-Bombe aus-
- sprach, wird ihm unterstellt, gegen die Interessen Amerikas
- gehandelt zu haben.
- In der Texprojektion zu dieser Szene faßt Kipphardt dieses Pro-
- blem kurz und prägnant zusammen:
- Vor allem dieser Aspekt veranlaßt den Ausschuß, Oppenheimer am
- Ende das Vertrauen zu entziehen, da "ihm grundsätzliche charak-
- terliche Mängel nachzuweisen sind."
- Das Stück ist in neun Szenen unterteilt. Behandelt werden zwar
- vordergründig die Anschuldigungen gegen Oppenheimer, unterschwel-
- lig taucht aber immer wieder die Frage auf, ob der Entdecker der
- Atombombe nach ihrer Anwendung "moralische Skrupel" hatte. Es
- dreht sich um den Konflikt der Forschung und deren Anwendung.
- Jeweils zwischen den ersten sechs Szenen fügte Kipphardt Zwi-
- schenszenen ein, die das Geschehen kommentieren und das zuvor
- behandelte Problem reflektieren. So spricht Oppenheimers Anwalt
- Marks in der dritten Zwischenszene die Fragen laut aus, ob es
- sich hierbei um ein "faires Verfahren" handle und ob "der moderne
- Staat der totale Überwachungsstaat" sein solle.
- Das Stück endet in der neunten Szene mit dem Bericht über das
- Ergebnis der Beratungen der Energiekommission und schließlich mit
- einem Schlußwort Oppenheimers, in dem er als Fazit aussagt: "Wir
- haben die Arbeit des Teufels getan, und wir kehren nun zu unseren
- wirklichen Aufgaben zurück."
- Kipphardt bediente sich der wahren Ereignisse, wie sie sich in
- den 50er Jahren in den USA abspielten, um ein dokumentarisches
- Stück zu schreiben, das sein Anliegen verdeutlichen sollte.
- Der Atomphysiker Julius Robert Oppenheimer wurde 1904 in New York
- geboren und studierte an der Harvard-Universität Physik.
- Als Chef der Atomforschungsanstalt Los Alamos in Neu-Mexiko lei-
- tete er den Bau der ersten Atombomben, die am 6. August 1945 die
- Städte Hiroshima und Nagasaki zerstörten. Als er das Ausmaß der
- Zerstörungen und die Gefährlichkeit der von ihm entwickelten Waf-
- fe erkannte, wollte er die Arbeit an der H-Bombe nicht mehr
- unterstützen und legte sein Amt als Direktor von Los Alamos nie-
- der.
- Als sich Oppenheimer im Oktober 1949 als Vorstand eines neunköp-
- figen Ausschusses erneut gegen die Weiterentwicklung der Wasser-
- stoffbombe aussprach, fühlten sich die Sicherheitsbehörden Ameri-
- kas in ihrem Verdacht bestätigt, Oppenheimers Sympathie für
- gewisse kommunistische Ideen (seine Verlobte Jean Tatlock war
- eine entschiedene Linksintellektuelle) sei verantwortlich für
- seine Bestrebungen. "Sie durchleuchteten die linke Vergangenheit
- des Physikers und sammelten so lange ,belastendes Material', bis
- im November 1954 die Akte Oppenheimer zu einem eineinhalb Meter
- hohen Stapel angewachsen war. Wenige Wochen später überreichte
- ihm die Atomenergiekommisson die ,Anklage': 23 Punkte beschäfti-
- gen sich mit Oppenheimers Verbindungen zu früheren Kommunisten;
- im letzten Punkt wurde ihm vorgeworfen, sich dem H-Bomben-Projekt
- widersetzt zu haben. Obwohl von 40 aufmarschierten Zeugen nur
- einer die Vorwürfe direkt bestätigte, wurde Oppenheimer wegen
- ,grundlegender Charaktermängel' als ,Sicherheitsrisiko' für die
- Vereinigten Staaten eingestuft."
- 1963 wurde Oppenheimer von John F. Kennedy rehabilitiert und
- erhielt den Enrico-Fermi-Preis. Er starb am 18. Februar 1967.
- "In der Sache J. Robert Oppenheimer ist ein Theaterstück, keine
- Montage von dokumentarischem Material. Der Verfasser sieht sich
- jedoch ausdrücklich an die Tatsachen gebunden, die aus den Doku-
- menten und Berichten zur Sache hervorgehen. Seine Hauptsächliche
- Quelle ist das 3000 Maschinenseiten umfassende Protokoll des
- Untersuchungsverfahrens gegen J. Robert Oppenheimer, das von der
- Atomenergiekommission der Vereinigten Staaten im Mai 1954 veröf-
- fentlicht wurde.
-
-