home *** CD-ROM | disk | FTP | other *** search
- "Das wichtigste strukturelle Merkmal des Dokumentartheaters ist
- die Montage, bei der Partikel der Wirklichkeit durch ihre Auswahl
- und ihre Zusammensetzung im Kunstwerk neue Bedeutungen und neue
- Funktionen erhalten. Nur durch die Montagetechnik können einzelne
- faktische Elemente ihre Authentizität bewahren und gleichzeitig
- über den Stoff hinaus auf größere Themen verweisen. Durch seine
- Schnittechnik ist das Dokumentartheater in der Lage, Fakten von
- verschiedenen Quellen in einen thematischen Zusammenhang zu brin-
- gen, besondere Aspekte des Themas hervorzuheben, auf Widersprüche
- hinzuweisen und Verfälschungen der Wahrheit zu enthüllen." Der
- Dramatiker muß bei dieser Vorgehensweise "aus der großen Fülle
- von Material das wesentliche destillieren."
- Ein weiteres von den dokumentarischen Schriftstellern verwendetes
- bühnentechnisches Mittel ist die Textprojektion. "Textprojektio-
- nen und Lautsprechermitteilungen kündigen jeweils neue Szenen an
- und präsentieren vorab in Kurzform Inhalt und Kernproblem der
- kommenden Szene. Dabei wird ausdrücklich auf das historische Ver-
- hör hier: Oppenheimer Hearing Bezug genommen und somit der
- dokumentarische Charakter des Stücks verdeutlicht."
- Eine wichtige Möglichkeit des Dokumentartheaters ist der Film:
- durch das Vorführen kurzer Filme wird das Theaterstück glaubwür-
- diger. Es werden auch Zwischenszenen verwendet. Diese reflektie-
- ren und kommentieren die Hauptszenen des Werks.
- Die dokumentarischen Schriftsteller arbeiteten außerdem mit dem
- V-Effekt, der den Beispiel- bzw. Modellcharakter der Stücke
- betont. Heinrich Mauritius Kipphardt wurde am 8. März 1922 in
- Heidersdorf/Schlesien geboren. 1928-1940 besuchte er die Volks-
- schule und verschiedene Gymnasien. Sein Abitur machte er in Kre-
- feld.
- Anschließend studierte er zwei Jahre Medizin, bis er 1942 zum
- Kriegsdienst an die Front eingezogen wurde. Kipphardt desertierte
- und machte 1947 schließlich sein Staatsexamen.
- Nachdem er 1949 in die damalige DDR umgesiedelt war, war er bis
- 1950 Assistenzarzt an der Charité in Ost-Belin. Seine Fachrich-
- tung war die Psychiatrie.
- Von 1950-1957 arbeitete Kipphardt als Dramaturg am Deutschen
- Theater in Ost-Berlin. In diesen Jahren entstanden seine ersten
- Erzählungen und Stücke.
- 1959 zog er in die BRD, wo er ab 1961 als Lektor für den Bertels-
- mannverlag arbeitete. Von 1970-1971 wirkte er als Chefdramaturg
- an den München Kammerspielen.
- Als sein Vertrag dort nicht verlängert wurde, zog er mit seiner
- Familie nach Angelsbruck, wo er sich hauptsächlich der Schrift-
- stellerei widmete, bis er am 18. November 1982 verstarb.
- Für sein Werk erhielt er unter anderem folgende Preise:
- Vor allem seine Erfahrungen mit dem Krieg beeinflußten sein spä-
- teres Schaffen: 1933 wurde Kipphardts Vater in ein KZ interniert
- und die damit verbundene "gesellschaftliche Diskriminierung
- schärfte Kipphardts Blick für die sozialen und politischen Ver-
- hältnisse im Nationalsozialismus. Er begann, sich für gesell-
- schaftliche und politische Zusammenhänge zu interessieren."
- Auch seine Erlebnisse an der Front spiegeln sich in seinem Werk
- (z.B. in "Der Deserteur" 1977) wider.
- Das Stück "In der Sache J.Robert Oppenheimer" wurde am 23. Januar
- 1964 als szenischer Bericht im Fernsehen des Hessischen Rundfunks
- gesendet. Am 11. Oktober des selben Jahres wurde es zugleich an
- der Freien Volksbühne Berlin (Regie: Erwin Piscator) und an den
- Münchner Kammerspielen (Regie: Peter Verhoeven) uraufgeführt.
- Kipphardts "Oppenheimer" war das in der Spielzeit 1964/65 meist-
- gespielte Theaterstück.
- In dem Theaterstück "In der Sache J.Robert Oppenheimer" behandelt
- Kipphardt am Beispiel des Atomphysikers Julius Robert Oppenheimer
- das Problem der Verantwortung des Wissenschaftlers in unserer
- Zeit.
- Oppenheimer muß sich im Zusammenhang mit der hysterischen Kommu-
- nistenverfolgung der McCarthy Ära vor einem Ausschuß der Atome-
- nergiekommission verantworten. Diese Kommission soll ermitteln,
- ob der Physiker sich den USA gegenüber loyal verhalten hat und ob
- ihm weiterhin die Sicherheitsgarantie erteilt werden kann.
-
-