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2023-02-26
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4KB
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103 lines
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ROCKFORD-MAG 08 V2 UNTERHALTUNG
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EIN BAYER IM ALLGAEU
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Eines Tages, es war zwei Monate nach
Kriegsende, hatte es den Bayer Alois
Brugger, genannt 'Loisl', ins Allgaeu
verschlagen. Fuer ihn war das Allgaeu
wie das Ausland, weil er noch nie ueber
Muenchen hinausgekommen war, und weil
er die Sprache, die hier gesprochen
wurde, nur mit Muehe verstand.
Er beschloss daher, sich erst einmal
umzuhoeren, wie die Leute sich hier
verstaendigten, bevor er den Mund auf-
tat. Da er sich dachte, dass dies am
besten im "Roten Baeren" der Dorfwirt-
schaft von Pfullendorf ging, machte er
sich auf den Weg dorthin. Doch bevor er
dem Gespraech der Stammtischbrueder
folgen konnte, musste er sich etwas be-
stellen und das ging nicht ohne Schwie-
rigkeiten vor sich. So sagte er zag-
haft: "I wuil a Glaserl Bier!" Die Be-
dienung schaute ihn alles andere als
freundlich an und meinte nur: "Dene
Saupreissn geabe mr normalerweis niats,
hasch iberhaupts a Geld?" "Jo, i ver-
schtand di zwar it, aber kost mr helfa,
i wuil was zum...." Er ueberlegte ....
"ah, i wuil was zum Gurgle!" "No sags
doch glei, du Depp, dass de ebbes zum
Suufe witt, ah so ebbes umschtaend-
liches!" Dann ging sie in die Kueche
und holte ein Glas Wasser.
Mit einigen Schwierigkeiten bestellte
er ein Zimmer, denn am naechsten Tag
wuerden viele Ueberraschungen auf ihn
warten. Er hatte jedoch aus Versehen
das Zimmer der verreisten Wirtstochter
erwischt , und als nachts deren
"Gschbusi" zum "Fensterln" kam,
wuenschte er sich mehr denn je nach
Muenchen zurueck. Zuerst fing es ganz
harmlos an, denn er hoerte, dass jemand
ans Fenster klopfte. Da er die Sitten
und Braeuche des Allgaeus genauso gut
kannte, wie die Sprache, dachte er sich
nichts Schlimmes und oeffnete sein
Fenster. Als der draussen ihn statt
seiner "Marie" erblickte, verspuerte
Loisl gleich dessen Faust im Auge,
taumelete rueckwaerts, stolperte ueber
seine ziemlich ausgelatschten Schuhe,
flog nach hinten, schlug sich den Kopf
am Bettpfosten an und blieb benommen
liegen. Der auf der anderen Seite des
Fensters war zufrieden mit seiner Ar-
beit und zog von dannen.
Da Loisl kein Kostveraechter war und
ein betraechtliches Gewicht mit sich
trug, verursachte er durch seinen unge-
wollten Fall einen dementsprechenden
Laerm, durch den der gerade zu Bett
gehende Wirt, wieder mobil gemacht wur-
de. Dieser wunderte sich, als ihm klar
wurde, dass dieser Krach aus dem Zim-
mer seiner Tochter kam, die er ja
ausser Haus wusste.
Er packte daher seine Schrotflinte und
stieg so leise es ging zum Zimmer sei-
ner Tochter hinauf. Trotz Flinte klopf-
te ihm das Herz ziemlich laut, aber
vielleicht kam es auch von der steilen
Treppe, er blieb daher vor der Tuer
stehen und horchte angestrengt in die
Dunkelheit. Doch so sehr er auch seinen
eigenen lauten Atem verhielt, es war
kein Laut zu hoeren. Mutig drueckte er
leise die Tuer auf und war darauf ge-
fasst, einem Einbrecher, vielleicht so-
gar einem Zweimetermann gegenueberzu-
stehen, doch er sah nichts -gar nichts.
Er ging ums Bett herum und jetzt stol-
perte er fast ueber den immer noch weg-
getretenen Loisl. Dabei loeste sich ei-
ne Ladung Schrot und traf unseren ge-
peinigten Loisl in den Bauch.
Er hatte jedoch Glueck im Unglueck,
denn an dieser Stelle hatte er am
meisten Fettpolster, und so war er nach
einer Woche Krankenhausaufenthalt wie-
der einigermassen hergestellt. Es war
nicht verwunderlich, dass Loisl, als er
aus der Narkose erwachte, rief: "Sch..-
Allgaeu! Do geh i nimmer hi." Nach ei-
ner weiteren Woche Schonung sah man ihn
wieder in seinem geliebten Muenchen.
AMIcon
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