Audio-Grundlagen
Im folgenden sollen einige Begriffe aus der modernen Audio-Technik erklΣrt und ihre technischen
Hintergrⁿnde erlΣutert werden. Da einige dieser Konzepte und Standards in dazu kompatiblen
Varianten beim AudioCutter Cinema implementieret wurden, ist es sicher keinensfalls verkehrt,
darⁿber informiert zu sein:
Dolby-Surround«
Das aktuelle Thema in der Unterhaltungselektronik lautet nach wie vor: Dolby-Surround Pro-Logic«.
Was das ist, dⁿrfte inzwischen allgemein bekannt sein: dieses System bringt den Raumklang in die
Wohnstube. Beinahe alle Stereo-Quellen eignen sich hier als Quelle: Video- und Audio-Casetten,
Stereo-Fernsehsendungen und jetzt auch ein ganz normaler Computer zusammen mit einer Soundkarte
und dem AudioCutter Cinema.
Mehrkanaltonfilme gibt es bereits seit den 70er Jahren. Mit der Einfⁿhrung von
Stereo-Videorecordern brachte die Firma Dolby« 1982 auch ihren ersten Dolby-Surround«-Decoder,
damals noch mit einfacher Matrix-Decodierung, heraus. Der eigentliche Durchbruch dieses Systems
gelang allerdings erst 1987 mit der Einfⁿhrung des Pro-Logic«-Chips, der eine bessere
Kanaltrennung zu einem niedrigen Preis erm÷glichte.
Das Dolby-Surround«-Funktionsprinzip beruht auf den Eigenschaften des menschlichen Ohrs und der
Umsetzug von Geh÷rtem im Gehirn. Findet ein Schallereignis statt, z.B. in einem Konzertsaal, so
dringt der Schall, abhΣngig von seiner Position, zuerst direkt an das eine Ohr und dann an das
andere. Aus der LΣnge dieses Zeitunterschiedes berechnet das Gehirn die Position der Schallquelle,
wir erkennen die Richtung und die Lage. Mit diesem Direktschall identifiziert das Gehirn weiterhin
die Schallquelle z.B. als ein Musikinstrument. Als nΣchstes erreichen die ersten Reflexionen das
Ohr. Diese kommen noch ungefΣhr aus bestimmten Richtungen, nur mit einem gr÷▀eren zeitlichen
Versatz zum ursprⁿnglichen Schallereignis. Mit diesem Schall berechnet das Gehirn dann die
Entfernung der Schallquelle und gewinnt noch einige Informationen ⁿber die Gr÷▀e des Raumes.
Anschlie▀end wird der Schall durch die WΣnde mehrfach zurⁿckgeworfen und gebrochen, ab diesem
Zeitpunkt ist nur noch ein gro▀es "Schallwirrwar" vorhanden. Dieser Hall oder auch Diffusschall
besteht jetzt aus - zum Originalschall - phasenverschobenen Wellen. Da dieser Schall auch von den
WΣnden hinter dem H÷rer reflektiert wird, ist das bereits ein echter Raumklang. Anhand der jetzt
eintreffenden Schallwellen gewinnen wir auch einen Eindruck von dem Raum (z.B. "Wasserrohr",
"Kerker" oder aber auch "Konzertsaal").
Der Dolby«-Decoder seinerseits macht nun nichts weiter, als das Schallgemisch eines Stereosignals
zu trennen und auf verschiedenen, im Raum positionierten Lautsprechern wiederzugeben. Alle phasen-
und amplitudengleichen Anteile des Stereosignals sind Direktschall und kommen aus der Stereomitte.
Die Anteile, bei denen Links gleich Rechts ist, werden vom Centerlautsprecher dargestellt. Alle
anderen gleichphasigen, aber in der Amplitude unterschiedlichen Anteile werden durch die Boxen
Links (L) und Rechts (R) wiedergegeben. Bleibt nur noch der Surroundkanal: dieser setzt sich aus
den ungleichphasigen Anteilen des Stereosignals zusammen. Der Dolby«-Decoder sortiert diese, im
verwendeten Stereosignal zusammengewⁿrfelten Schallbestandteile also nur wieder dahin, wo sie
hingeh÷ren.
Das kuriose an diesem Verfahren ist, das es auch ohne eine explizite Surround-Encodierung
funktioniert. Eine Stereoaufnahme wird in den meisten FΣllen auch stark phasenverschobenen
Diffusschall enthalten, der vom Decoder "entdeckt" und auf die hinteren KanΣle gelegt werden
wird. Natⁿrlich lΣ▀t sich dieser Diffusschall auch gezielt erzeugen und in ein Stereosignal
integrieren.
Diese Wirkungsweise kann man sich nun mit Hilfe des AudioCutter Cinema zu Nutze machen,
indem man einen Sound mittels des Positionseditors entweder fest
im Raum positioniert oder den Sound sogar in seiner Position verΣndert, d.h. ihn bewegt. Das
Programm selber berechnet nun - natⁿrlich abhΣngig vom gewΣhlten Ausgabe-
und Encodemechanismus - die Hintergrund- und Vordergrundinformationen fⁿr die einzelnen
Lautsprecher und encodiert diese. Falls 2.0 Surround selektiert wurde, geschieht das mit
einem Verfahren, das zu Dolby-Surround« und Circle-Surround« kompatibel ist. Dieses Audiosignal
kann anschlie▀end mit jedem heute handelsⁿblichen Surround-Decoder wiedergegeben werden.
Im folgenden soll nun noch etwas zu den technischen Spezifikationen des doch recht begrenzten
Dolby-Surround« Systems gesagt werden. Dieser Algorithmus decodiert ein Stereosignal auf dann vier
getrennte KanΣle. Zu den KanΣlen Links und Rechts kommt zum einen der Center-Kanal hinzu. Dieser
kann - je nach Einstellung am Decoder - einmal das volle Frequenzspektrum darstellen (Betriebsart
"WIDE") oder aber nur ein auf Frequenzen von >100Hz begrenztes (Betriebsart "NORMAL"). Das hΣngt
in erster Linie von der QualitΣt des verwendeten Center-Lautsprechers ab. Der Surround-Kanal ist
ebenfalls nur einkanalig, das hei▀t, es besteht kein Unterschied zwischen hinten links und hinten
rechts. Die beiden hinteren Lautsprecher hΣngen am gleichen Kanal und sind - je nach Decoder /
VerstΣrker - nur in Reihe oder parallel geschaltet oder allenfalls noch mit ein paar technischen
Tricks so modifiziert, das die hinten wiedergegebenen Signale leicht unterschiedlich sind. Die
Dolby-Surround«-Spezifikation gibt fⁿr diese Lautsprecher an, das hier nur ein Frequenzspektrum
von ca. 100Hz bis 7kHz dargestellt wird. In der Praxis hat sich aber gezeigt, das der
ProLogic«-Decoderchip - besonders wenn es auf allen KanΣlen sehr heftig zugeht - mitunter doch mehr
als nur dieses Frequenzband durchlΣ▀t. Es sollte also bei einer Neuinstallation eines
Surroundsystems unbedingt darauf geachtet werden, das hinten auch vollwertige Lautsprecher
installiert werden.
Dolby-Digital« (=Dolby-AC-3«)
Ausgehend von der Dolby-Surround«-Technik wurde fⁿr gro▀e Kinos ein
weiteres, verbessertes Sytem entwickelt. Dieser Standard, Dolby-AC-3«, oftmals auch Dolby-Digital«
genannt, besitzt insgesamt 6 SoundkanΣle: die bekannten KanΣle Links, Rechts und Center sowie zwei
in Surround-Links und Surround-Rechts aufgeteilte, diesmal separate hintere KanΣle. Weiterhin gibt
es hier noch einen Subwoofer-Kanal, der nur fⁿr die tiefen Frequenzen zustΣndig ist (die Anzahl der
KanΣle wird oftmals auch kurz mit 5.1 angegeben, wobei 5 fⁿr die herk÷mmlichen KanΣle und .1 fⁿr den
LFE, den Subwoofer-Effektkanal steht).
Die entscheidenden Verbesserungen gegenⁿber dem einfachen Dolby-Surround« sind einmal der bessere
Klang auf Grund des nicht mehr eingeschrΣnkten ▄bertragungsbereiches, sowie die M÷glichkeit,
zwischen Surround-Links und -Rechts zu unterscheiden, was natⁿrlich wesentlich mehr M÷glichkeiten
fⁿr Effekte bietet.
Logische Konsequenz aus dem Vorhandensein von jetzt 6 KanΣlen ist natⁿrlich, das diese nicht mehr
alle auf ein Stereosignal aufcodiert und spΣter wieder beliebig decodiert werden k÷nnen. Bei
Dolby-AC-3« mⁿssen schon von vornherein alle KanΣle auf dem jeweiligen DatentrΣger vorhanden sein.
AC-3«-Signale bzw. -KanΣle finden sich heute auf den original Kino-Filmen, auf der DVD und vereinzelt
sogar schon im Fernsehen.
Aus technischer Sicht ist ein AC-3«-Datenstrom nichts weiter als ein 6-kanaliges Audiosignal, das
mit einem verlustbehaftetem Kompressionsalgorithmus komprimiert wurde. Das Kompressionsverfahren
beruht dabei auf einem Σhnlichen Prinzip wie die MPEG-Audiokompression.
dts« - Digital Theater Surround«
Nun gibt es ein weiteres Audiosystem, das etwas spΣter entwickelt wurde, und darum sowohl die
Nachteile des ProLogic«-Systems (die kniffligen PhasenverhΣltnisse fⁿr nur einen einzigen
Surroundkanal) und des AC-3«-Systems (bei dem die Daten fⁿr die hinteren KanΣle zuerst mit einem
startk verlustbehafteten Algorithmus komprimiert und dann als Lichttonspur zwischen die
Perforationsl÷cher (!!!) des Kinofilms gequetscht wurden) nicht kennt. Bei diesem System wurde
konsequent auf die QualitΣt der CD gesetzt, die im Kino synchron zum Film lΣuft. Es ist dabei
eindeutig der Leistung der dts-Ingenieure zu verdanken, das es heute m÷glich ist, eine Daten-CD
perfekt synchron zum gezeigten Film laufen zu lassen.
Technisch gesehen ist dts« auch als DVD-Tonformat klar im Vorteil, da die Kompressionsrate
wesentlich geringer ist als bei Dolby-Digital« obwohl auch dts« noch einen verlustbehafteten
Algorithmus fⁿr die Kompression verwendet.
Einen ersten spektakulΣren Einsatz hatte dts« im Film "Jurassic Park«", der nicht nur fⁿr seine
damals genialen Special-Effects soundern auch fⁿr den bombastischen Sound bekannt geworden ist.
Wie bei sehr vielen Filmen aus den Universal«-Studios kam hier das dts«-Soundsystem zum Einsatz.
Dolby Surround EX«
Dieses Verfahren ist eine Weiterentwicklung von Dolby Digital. Das "EX" steht hier fⁿr "Extended
Surround". Dabei wurden die Surround-KanΣle ebenfalls um einen Center erweitert. Der Grund ist der
gleiche wie fⁿr den Front-Center: Die Positionierbarkeit von Einzelsounds wird wesentlich
erleichtert und es wird auch fⁿr H÷rer, die sich abseits der Mitte befinden, ein besserer
Surround-Klang m÷glich.
dts ES«
"Digital Theater Surround Extended Surround" ist
ebenfalls ein 6.1 Audioformat, das einen zusΣtzlichen Centerkanal im Rear-Bereich benutzt. Auch hier
gilt im Vergleich zu Dolby Surround EX wieder: Aus technischer Sicht ist das dts-Verfahren deutlich
hochwertiger, da die Kompressionsrate geringer und die QualitΣt des dekomprimierten Audiosignals
deswegen besser ist.
THX«
THX« steht fⁿr "Tomlinson Holemans Experience" und ist nicht etwa noch ein weiterer Standard fⁿr
Raumklangsysteme, sondern ein Gⁿtesiegel der Firma Lucasfilm« fⁿr Beschallungssysteme, das hier der
VollstΣndigkeit halber mit vorgestellt werden soll. Kurz gesagt bedeuten sie fⁿr ein Kino: tolles
Bild und bombastischer Klang. Der THX«-Standard stellt unter anderem folgende (akustische)
Anforderungen an ein Soundsystem:
- Der Decoder mu▀ auf den hinteren KanΣlen das volle Frequenzspektrum darstellen (und nicht,
wie z.B. der ProLogic«-Decoder nur den in der Theorie angegebenen Bereich von etwa 100 bis
7000 Hz)
- Die vorderen Lautsprecher L,C und R mⁿssen vom exakt gleichen Typ sein
- Die Lautsprecher L und R besitzen je einen eigenen Subwoofer
- Die Surround-Lautsprecher sind Dipol-Strahler, die einen diffusen Schall erzeugen
- Die Hardware mu▀ noch einigen weiteren speziellen Ansprⁿchen bezⁿglich Klirrfaktor,
Rauschabstand, ▄bertragungs-Bandbreit und Ausgangsleistung genⁿgen
Wer sich mit dem THX«-Label schmⁿcken will, mu▀ seine Anlage einmal jΣhrlich checken lassen und
bekommt dann - gegen Bezahlung natⁿrlich - die Erlaubnis, sich das THX«-Logo an die Tⁿr oder
sonstwo hin zu kleben.