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1993-03-18
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2KB
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28 lines
Stadtmaus und Feldmaus
Eine Stadtmaus ging einmal im Feld spazieren und wurde von einer Feld-
maus zu Gast geladen. Die bewirtete sie mit Eicheln, Nüssen, Gerste und
was sonst noch in ihrer Vorratskammer lag. Aber die Stadtmaus sprach:
"Du bist fürwahr eine arme Maus. Was willst du hier noch länger in Armut
leben? Komm mit mir, ich will dir zeigen, wie gut es mir geht, und du
sollst allerlei köstliche Speisen probieren."
Sie zogen miteinander in die Stadt und kamen in ein prächtiges Haus, in
dem die Stadtmaus wohnte. Dort gingen sie gleich in die Speisekammer. Da
gab es Fleisch, Speck, Wurst, Brot, Käse - und alles war im Überfluß da.
Die Stadtmaus sprach: "Nun iß und sei guter Dinge! Solche Speise habe
ich täglich mehr als genug."
Indem kommt der Koch und klappert mit den Schlüsseln an der Tür. Die
Mäuse erschraken, liefen davon und die Stadtmaus schlüpfte schnell in
ihr Loch. Aber die Feldmaus wußte nicht wohin, lief die Wand herauf und
herunter und fürchtete um ihr Leben. Als der Koch wieder gegangen war,
sprach die Stadtmaus: "Nun hat es keine Not mehr, laß uns miteinander
fröhlich sein." Die Feldmaus antwortete: "Du hast gut reden. Du wußtest
dein Loch schnell zu finden, derweil ich vor Angst schier gestorben bin.
Bleib du nur eine reiche Stadtmaus und friß Wurst und Speck. Ich aber
will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist
zwar reich, aber keinen Augenblick sicher vor dem Koch, vor der Katze
und der Mausefalle. Ja, das ganze Haus ist dir feind. Ich aber bin frei
und sicher in meinem armseligen Löchlein mitten im Feld."
Die Fabel zeigt: Wer reich ist, hat viel Sorgen und muß Neider und Ge-
fahren bestehen.