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1993-03-12
|
8KB
|
130 lines
Pauken mit dem Pauker
Version 4.0
Sicher kommt jeder Computerbesitzer, der hin und wieder mal was
pauken muß, früher oder später auf die Idee, diese Arbeit zusam-
men mit seinem Elektronenfreund zu erledigen. Doch ist dieser
bekanntlich nicht gerade der gescheiteste, was besonders bei et-
was komplexeren Abfragen, wie etwa die von Vokabeln, schnell zur
Last werden kann. Es ist daher sicher wünschenswert, daß ein
Lernprogramm viele verschiedene Funktionen zum Abfragen bereit-
stellt. So etwa eine zum Lernen von Vokabeln und eine zum Üben
von Grammatik, wobei man hierbei schon wieder unterscheiden
könnte zwischen Einsetzübungen (Lückentexte) oder Umformübungen.
Auch die Allgemeinbildung sollte dabei nicht vergessen werden.
Es soll hier ein Programm vorgestellt werden, daß versucht, sich
dieser Funktionen anzunehmen um dabei den Frust der Paukerei et-
was aufzulockern.
Die Rede ist vom Programm Pauker, das mittlerweile in der Versi-
on 4.0 vorliegt. Der Pauker ist schon fast drei Jahre alt und
hat in dieser Zeit viele Fähigkeiten aufgenommen, die von einer
Fülle von Anwendern immer wieder vorgeschlagen wurden. So ist er
untergliedert in eine Funktion zum Abfragen von Vokabeln (mit
oder ohne Lösungsvorschläge), eine weitere zum Üben von Gramma-
tik und außerdem noch in eine Funktion, die sich dem Abfragen
von Lückentexten widmet.
Alle Fragen werden in Lektionen gespeichert, die je nach Größe
des Hauptspeichers ungefähr bis zu 500 Fragen aufnehmen können.
Der Anzahl dieser Lektionen sind keine Grenzen gesetzt. Der Um-
gang damit wird durch einen Dateimanager erleichtert. Dieser
kann nicht nur einfach alle Lektionen eines Verzeichnisses an-
zeigen, sondern diese auch in ganz bestimmter Reihenfolge sor-
tieren: Als erstes sortiert nach dem Bearbeitungsergebnis, d.h.
es werden die Lektionen zuerst angezeigt, die man nur schlecht
bearbeitet hat und damit nochmal wiederholen sollte. Eine zweite
Möglichkeit ist die Sortierung nach Bearbeitungsdatum, d.h. man
sieht sofort, welche Lektionen man schon lange nicht mehr bear-
beitet hat und kann diese dann wiederholen. Die Bedienung des
Paukers wird durch Pulldown-Menüs, die auch mit der Maus bedien-
bar sind, abgewickelt.
Doch nun zum Kern des Programmes: Dem Abfragen: Beim Fragen nach
Vokabeln besteht die Möglichkeit, zwei Worte der Muttersprache
in vier Worte der Fremdsprache à 77 Zeichen Länge zu übersetzen,
außerdem steht ein Hinweisfeld mit einer Länge von 5 Zeilen zur
Verfügung. Für das eigentliche Abfragen stehen zwei Methoden zur
Wahl: Die erste fragt die Vokabeln einer Lektion in zufälliger
Reihenfolge ab und wiederholt diejenigen, die man nicht wußte,
am Ende der Abfrage noch einmal. Dies geht dann solange, bis man
alle Fragen richtig beantwortet oder die Abfrage abgebrochen
hat. Eine zweite Methode fragt nach dem Karteikastenprinzip: Das
heißt, diejenigen Fragen, die man gut beherrscht, kommen selten
dran, dafür werden die weniger bekannten öfter gefragt.
Wie schon erwähnt, kann der Pauker allerdings noch mehr als nur
Vokabeln abfragen. So wird das Üben von Grammatik dadurch er-
leichtert, daß das Programm selbst "lernen" kann. Dies geschieht
durch das Anlegen sogenannter Synonymdateien, in denen zum Bei-
spiel zu finden ist, daß im Englischen kein Unterschied zwischen
"do not" und "don't" besteht. Das bedeutet, daß der Pauker sol-
che und ähnliche, vom Benutzer eingebbare Sprachfeinheiten er-
kennen und beim Abfragen berücksichtigen kann. So wird es
dadurch z.B. auch möglich, einen vergessenen Punkt am Satzende
nicht werten zu lassen, indem man als Synonym für diesen ein
Leerzeichen angibt. Auf diese Weise werden zwar viele richtige
Eingaben auch als solche gewertet, jedoch sind dem Spielchen
auch Grenzen gesetzt. So kann das Programm natürlich nicht er-
kennen, ob das Vertauschen zweier Satzglieder richtig ist oder
nicht; es wird diesen Tausch also auch bei Richtigkeit als
falsch anmahnen. Für grundlegende und nicht zu lange Übungssätze
ist diese Synonymbildung aber eine gute Hilfe.
Es ist übrigens mit dieser Abfragefunktion auch möglich, Multi-
ple-Choice-Lektionen einzugeben. Dabei stehen dann vier mögliche
Antworten zur Wahl, von denen nur die richtige ausgesucht werden
muß. Auch das Hinweisfeld steht hier zur Verfügung, wodurch die-
se Art der Dateien hervorragend für das Abfragen von Allgemein-
wissen geeignet sein dürfte, da man zu jeder Frage noch einen
die Lösung erleuternden Hinweistext eingeben kann. Dieser wird
entweder direkt bei Ausgabe der Frage oder erst nach Eingabe der
Lösung angezeigt.
Ein letzter Typ des Abfragens wurde nur kurz erwähnt: Die Lüc-
kentexte. Man kann grundsätzlich jeden Ascii-Text beliebiger
Länge und einer Breite von nicht mehr als 74 Zeichen zum Lücken-
text machen. Eingegeben wird ein solcher Text mit dem programm-
internen Editor oder mit einer beliebigen Textverarbeitung, die
das besagte Format erzeugen kann. Die letztere Methode scheint
hier auch die bessere zu sein, da der Editor des Pauker nur sehr
mager ausgelegt ist. Er kann eigentlich nur Texte erfassen und
speichern, Blockfunktionen oder ähnliches sind leider nicht ent-
halten. Hat man also einen Text eingegeben, bestimmt man, welche
Worte zu Lücken werden sollen und fertig ist die Lektion. Dabei
werden auch solche Fragen berücksichtigt, die nach einer Reihe
von Antworten fragen, wie beispielsweise der Frage nach den
sechs Staaten, die der EG seit Anfang an angehören. Hier spielt
die Reihenfolge der Eingaben keine Rolle, aber jede Antwort darf
nur einmal gegeben werden. Es sei allerdings dazu gesagt, daß
solche Auswertungen nur bis zu einer Anzahl von 9 Fragen möglich
sind, das heißt, die Frage nach allen zwölf EG-Staaten müßte in
zwei Teilfragen untergliedert werden.
Im übrigen kann man auch ohne den Computer lernen, indem man
sich einen Fragebogen mit dazugehörigem Antwortblatt ausdrucken
läßt. Dabei (und beim normalen Ausdrucken von Lektionen) dürfte
es mit herkömmlichen Nadeldruckern keine Probleme geben. Aller-
dings ist das Programm leider nicht in der Lage, korrekt mit La-
serdruckern umzugehen.
Zum Schluß sei noch ein kleines Bonbon erwähnt, über das man
zwar zuerst lächelnd hinwegsehen kann, das sich aber doch als
große Lernhilfe und -motivation gerade bei jüngeren Anwendern
erwiesen hat: Der Hangman. Wer kennt dieses Spielchen, bei dem
es darum geht, ein Wort, von dem nur der Anfangsbuchstabe, die
Sprache und Länge bekannt sind, zu erraten, nicht ? Zum Lernen
motivieren kann es deshalb, weil es die Lektionen des Anwenders
als Wortdateien verwendet und man nach dem Erraten des Wortes
dieses auch noch übersetzen muß, um sich so vielleicht einen
Platz in der Rangliste zu sichern. Für Zwischendurch sicher eine
willkommene Abwechslung.
Zur Shareversion des Paukers werden nur einige Demo-Lektionen
mitgeliefert, die eigentlichen Lektionen kann man nur zur Voll-
version erhalten. Es sind dies ein englischer Grund- und Aufbau-
wortschatz (ca. 3500 Vokabeln), Übungen zur englischen Grammatik
(Grundlagen), ein französischer Grund- und Aufbauwortschatz (ca.
3000 Vokabeln), Übungen zur französischen Grammatik (Grundla-
gen), ein spanischer Wortschatz (ca. 5000 Vokabeln), ein latei-
nischer Wortschatz (ca. 3000 Vokabeln) und Übungen zur Allge-
meinbildung, Rechtschreibung, Verkehrswissen und einiges mehr in
deutscher Sprache. Die Grundversion des Paukers dürfte mit 40
Mark nicht zu teuer sein, die einzelnen Lektionen und ein ge-
drucktes Handbuch können gegen Aufpreis mitbestellt werden. Vor-
aussetzung zum Betrieb des Programmes ist ein Rechner mit
Festplatte, 512 kByte Hauptspeicher und MS-DOS ab Version 3.1
oder kompatiblen Systemen.