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- Die nach dem Zweiten Weltkrieg aufgewachsenen jungen Leute lebten
- größtenteils innerhalb einer von ihren Eltern aufgebauten Wohl-
- standsgesellschaft. Allerdings lehnte ein Teil dieser ersten
- Nachkriegsgeneration das Konsumwachstum und den damit verbundenen
- Materialismus ab. Sie machten die USA zum Inbegriff des kommer-
- ziellen Gewinnstrebens (Kapitalismus) und zugleich für die wirt-
- schaftliche Stagnation in der dritten Welt verantwortlich. Auf
- grund dessen wurden zwangsläufig sowohl der Kommunismus als auch
- der Sozialismus als die einzig wahren Staatsformen hochstimu-
- liert. Neue Helden und Vorbilder entstanden in den Köpfen der
- Jugendlichen und Studenten, wie zum Beispiel Che Guevara in
- Lateinamerika, Mao Tse-tung in China, Ho Chi Minh in Nord-Vietnam
- und Fidel Castro in Kuba. Die junge Generation wollte auch nicht
- länger der Deutschen Politik passiv gegenüberstehen, deshalb
- schlossen sich einige entschiedene junge Leute 1966 zu einer
- Aktionsgemeinschaft, der sogenannten APO, deren Zielsetzung darin
- bestand, politische und gesellschaftliche Veränderungen und
- Reformen durchzusetzen, zusammen. Strukturell gesehen bestand
- diese sowohl aus einem eher gemäßigten Flügel als auch einem
- radikalen, revolutionären, teilweise anarchistisch "angehauchten"
- Block.
- Zu einer jener extremistischen Organisationen gehörte zweifels-
- ohne der SDS, der sogenannte Sozialistische Deutsche Studenten-
- bund.
- Dieser wollte vor allem in der Öffentlichkeit seine Ablehnung
- gegen den Vietnamkonflikt und die Rolle, die die USA dabei
- spielten, demonstrieren, den Kampf gegen die geplanten Notstands-
- gesetze und die bestehende Hochschulordnung der BRD führen und
- seine absolute Ablehnung des Axel-Springer-Verlages kundtun. Die-
- ser aktive Protest äußerte sich vor allem in Form von Demonstra-
- tionen, blutigen Straßenschlachten, Vandalismus oder Brandstif-
- tung, bei denen meistens die Universitätsmetropolen Berlin,
- Frankfurt, Hamburg und München zu Schauplätzen des Geschehens
- wurden. Als jedoch die Kampagne gegen die Notstandsgesetze schei-
- terte, "zerfiel die Bewegung in kleine, terroristische" Gruppie-
- rungen, welche sich hauptsächlich mit marxistischen Theorien oder
- revolutionärem Gedankengut beschäftigten.
- In dieser Zeit entstand die Parole "den Terrror von oben", sprich
- den Staat in jeglicher Hinsicht zu bekämpfen und zu terrorisie-
- ren, was entstand war die Ideologie einer Gruppe, die in diesem
- Jahrhundert die gesamte deutsche Bevölkerung und den Staat in
- Angst und Schrecken versetzt hat, nämlich die RAF.
- Im allgemeinen versteht man unter dem Begriff Terror bzw. Terrorismus
- eine Form der Machtausübung, die auf der systematischen Erzeugung von
- Angst und Schrecken beruht.
- Allerdings wird der politische Terrorismus als eine systematische,
- planmäßige Androhung oder Anwendung von Gewalt aus dem Untergrund
- definiert, deren Endziel darin besteht, den Staat zu verändern und
- die "Herrschaftseliten", bzw. "ihre prominentesten Repräsentanten",
- die sogenannten "top dogs" aus dem Weg zu räumen.
- Organisation, Durchführung und Struktur können bei jeder terroristi-
- schen Gruppierung verschieden sein, wie auch bei der RAF.
- Hingegen gab Ulrike Meinhof (vergleiche Anhang S. 23), ein Mit-
- glied der RAF, folgende kontäre Definition bezüglich des Begriffs
- Terrorismus ab.
- Terrorismus sei ihrer Meinung nach die Zerstörung von Versorgung-
- seinrichtungen, also Deichen, Wasserwerken, Krankenhäusern,
- Kraftwerken, eben allem, worauf die amerikanischen Bombenangriffe
- gegen Nord-Vietnam seit 1965 systematisch abzielten. Der Terro-
- rismus operiere mit der Angst der Massen, wobei die RAF hingegen
- diese in ihrem Apparat habe. Die Aktionen ihrer Gruppierung wür-
- den sich nie gegen das Volk, sondern vielmehr gegen den imperia-
- listischen Apparat richten. Kurz gesagt, die RAF bekämpfe viel-
- mehr den Terrorismus des Staates.
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