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Online Praxis 1996 April
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1996-07-29
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52KB
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919 lines
\\\\\\\\\\\\\\\ \\\ \\\\\\\\
\\ \\\\\\ \\\\\ \\ \\
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------------------------\\ \\\\\\\\\\\\\\ \\-\\ \\------------------
DAS SCHWAERZESTE MAGA \\ \\\ \\\\\\\\\\ \\\ \\ DES ERDBALLS!!
AUSGABE 7/93 XMAS \\ \\ \\\\\\ \\ \ \\ (c) by SAMMY/SNORR
-------------------\\ \\\\\\\\\\\\\\\----\\ \\---------------------
\\ \\\\\\ \\ \\
\\ \\\\\\ \\ \\
\\\\\\\\\\\\\\\\\ \\\\\
Moin,
hier also - alle Jahre wieder - die ultimative Antwort der ZYN! Redaktion
auf die dicken Typen in roten Maenteln, welche in diesen Tagen wieder
unsere Kinder auf offener Strasse zum Konsum von Karieserzeugenden
Produkten der Suesswarenindustrie verfuehren, und mit ihren Ruten nicht nur
immanente unterschwellige sexuelle Wuensche bei kleinen Maedchen wachrufen,
sondern auch die allgemeine Gewaltbereitschaft weiter anfachen.
Wir meinen - SCHLUSS mit diesem Terror auf allen Gebieten! Lange genug hat
sich der muendige Buerger von Maennern in uniformaehnlichen Klamotten auf
der Nase herumtanzen lassen. Wenn sie demnaechst also einen dieser
baertigen (langhaarigen!) Penner auf der Strasse infantil grinsen sehen,
gehen sie auf ihn zu und sagen: "NEIN! Ich werde mich nicht weiter von dir
terrorisieren lassen, du kapitalistische, faschistoide
antisozial-chauvinistische Propaganda verbreitende aus barbarischen
Mythologien zusammengesetze Unterdrueckerratte! Nimm das..." [Hier einen
gewohnt buergerlichen Arbeiterklassen-Faustschlag plazieren - auf die rote
Nase]
In diesem Sinne, viel Spass beim lesen,
SAMMY
-----------<<ZYN!>>-----------
INHALT dieser Weihnachtsschaendung
Marker ---> [1] Ueberlebensratgeber fuer Weihnachten (I.WAHN)
[2] Das grosse Weihnachtsmannsterben (SNORR)
[3] ZYN! XMAS-Shop (VAN)
[4] Letzte Meldung... (SAMMY)
[5] Impressum (SAMMY)
-----------<<ZYN!>>-----------
[1]
I.Wahn's Ueberlebensratgeber fuer die Weihnachtseinkaeufe
------------------------------------------------------
"Kinder, Kinder, das Christkind steht mit seinen Gaben vor der Tuer!"
- Das macht nix, I.Wahn steht mit der Axt hinter der Tuer...
Jaja, bald ist es wieder soweit, nur noch ein paar mal wach werden,
dann geht sie wieder los, die Zeit der Weihnachtseinkaeufe:
Die Innenstadt verwandelt sich in ein militaerisches Sperrgebiet, durch
die Geschaefte bewegen sich mehr Leute als bei der letzten Voelker-
wanderung und grausame Musik dudelt ueberall vor sich hin.
Nun, eine typische Gelegenheit fuer jeden normalen, und eine noch bessere
Gelegenheit fuer jeden anormalen Menschen, mal wieder richtig die Sau
rauszulassen. Nun weiss der durchschnittliche Luschi diese Zeit aber bei
weitem nicht so zu nutzen, wie es vom Erfinder (mir) eigentlich gedacht
ist.
Deshalb:
Tips fuer die Vorweihnachtszeit
------------------------------
Weihnachten steht vor der Tuer!!! (Direkt neben dem Christkind)
Das ist kein Grund sich irgend welche Sorgen zu machen, auch wenn Sie
noch kein einziges Geschenk haben... beachten Sie nur ein paar einfache
Grundregeln und nehmen Sie die notwendige Ausruestung mit, schon koennen
Sie ihre Einkaeufe auch am letzten Samstag vor Weihnachten entspannt und
sorgenfrei taetigen... Sorgenfrei zumindest fuer Sie!
Die Ausruestung:
1. Bratpfanne Marke "Teknall", Groesse XL, mit handfreundlich
beschichtetem Griff.
Die Standardwaffe, bewaehrt im Sommerschlussverkauf. Zeichnet sich primaer
durch Ihren geschickt gelagerten Schwerpunkt aus, der sowohl
weitausholende Schlaege als auch zielgenaue Wuerfe zulaesst.
Die moderne Hausfrau achtet wieder auf Markenqualitaet. Waehrend
Sie an der Kasse von Ihrer Bratpfanne getroffen zusammensinkt, achten
Sie auf das gluecksseelige Laecheln, wenn Sie am typischen "Bong!"
erkennt, dass Sie von einer "Teknall"-Bratpfanne niedergestreckt wurde...
2. Kettensaege "Alligator" - von fuehrenden Psychophaten empfohlen!
Haben Sie "Texas Chainsaw Massacer" gesehen ? Dann kennen und lieben Sie
diese Kettensaege - ein wahrer Standard - die Referenzklasse unter den
Kettensaegen, sparsam im Verbrauch, stark in der Leistung.
Hassen Sie es auch, wenn sich zwischen dem letzten beiden Exemplaren des
auserwaehlten Geschenks und Ihnen nicht enden wollende Massen
vorbeischieben? Werfen Sie Ihre Kettensaege an, schreiten Sie festen
Schrittes voran - Sie werden sehen, wie schnell die Massen enden wollen!
Ihr Geschenk ist Ihnen sicher!!!
3. In Rattengift getauchte Lutscher
Lassen Sie die Lutscher drei Wochen ziehen - das beschleunigt die
Wirkung!
Sollten Sie in die Spielwarenabteilung muessen, die einzige Moeglichkeit,
ohne Gehoer- und sonstige Schaeden wieder hinaus zu kommen. Ueberall
krakelen irgendwelche Wechselbaelger rum, weil Ihre Eltern nicht bereit
sind Ihr Haus fuer die neue Barbi-Kollektion zu verpfaenden - bringen Sie
diesen armen Kreaturen Trost und Frieden (ist ja schliesslich
Weihnachten und Frieden kann auch darueber hinaus nicht schaden...).
4. Baerenfallen
Eigentlich ohne direkten Nutzen, aber in einer vollen Fussgaengerzone
immer fuer ein paar Lacher gut - Sie kennen ja die Sorte Leute, die so
vollgeladen sind, dass sie ihre eigenen Fuesse nicht mehr sehen koennen...
5. Leuchtpistole
Im Vorweihnachtsgeschaeft ist es fast unmoeglich, die Aufmerksamkeit eines
Verkaeufers auf sich zu lenken - Es sei denn, Sie jagen Ihm eine
Leuchtkugel zwischen die Augen!
Sparen Sie hier nicht an der falschen Stelle, nehmen Sie beim Militaer
bewaehrte Kaliber - eine Investition, die sich auszahlt. Sie koennen sogar
noch die Aufmerksamkeit eines Verkaeufers am anderen Ende des Kaufhauses
erregen.
Die Grundregeln
---------------
Jedes Jahr vor Weihnachten raet die Regierung, nicht mit dem Auto in die
Innenstadt zu fahren - wieder mal ein Zeichen ihrer voelligen
Inkompetenz! Wer autofreie Innenstaedte haben will, darf die Sklaverei
nicht abschaffen. Mal ehrlich, haben Sie Lust zwei Tonnen Geschenke zu
Fuss durch die Gegend zu schleifen, nur um dann festzustellen, dass die
erste Strassenbahn, in die Sie mit Ihrem Gepaeck wieder reinpassen um 4:30
Uhr am naechsten Morgen faehrt? Ok, Sie sind vielleicht verheiratet, dann
koennen SIE sich die Schlepperei ersparen, aber eine Nacht in der U-Bahn-
Haltestelle kann verdammt kalt und l a n g werden...
Also: Fahren Sie mit dem Auto in die Innenstadt. Machen Sie sich keine
Sorgen um einen Parkplatz - parken Sie einfach nicht! Es gibt immer
einen Weg in die Fussgaengerzone. Fahren Sie bis an die Bedientheken -
warum glauben Sie wohl haben alle Kaufhaeuser so grosse Eingangsportale?!
Nachteil fuer Besitzer grosser Autos: Sie passen meist nicht in die
Aufzuege (Wieder ein Beispiel inkonsequenter Planung).
Wenn Sie ein zuegiges Tempo halten (ca. 60-80 km/h haben sich bewaehrt)
sind Ihre Einkaeufe in erschreckend kurzer Zeit erledigt!
"Verdammt! Keine Kohle!"
Aber, aber, seid wann geben wir denn unser eigenes Geld aus?
Treffen Sie Ihre Wahl, wollen Sie tagsueber oder nachts einkaufen ?
Tagsueber:
Sie lieben Weihnachstueberaschungen ? Fein! Schwingen Sie sich auf Ihre
Harley, schrauben sie Ihren Anhaenger dran und auf gehts in die
Innenstadt! Suchen Sie sich jemanden mit ansprechenden Einkaufstueten,
geben kurz Gas - ein kurzer Hieb mit dem Fleischerhaken, schon habe Sie
ein paar nette Ueberaschungen und mit etwas Glueck sogar noch eine Hand
oder sogar einen Arm!
Nachts:
Ein toller Spass! Laden Sie Ihre ganze Familie, Freunde, Bekannte und das
oertliche Obdachlosenasyl sowie ein paar Autonome in ein paar LKW's - und
schon gehts zum neuesten Trend: Night-Shopping - Einkaufen ohne Stress
mit den Ladenschlussgesetz! Alles was Sie brauchen sind ein paar Kanister
Benzin, eine paar Pflastersteine und eine qualitativ hochwertige
Brechstange.
Mit dem Bezin zuenden Sie irgend ein kulturell hochwertiges Gebaeude an
(in Koeln z.B. den Dom), formieren Sie sich am anderen Ende der Stadt
und gehen Sie einkaufen! Sie haben die freie Auswahl, muessen aber leider
auf die Beratung verzichten...
"Stille Nacht, heilige Nacht...Hilfe, mir wird schlecht!"
Sie haben die Nase voll von dieser ewigen Gedudelsmusik im Kaufhaus?
Suchen Sie im obersten Stockwerk des Kaufhauses nach einer Tuer mit der
Aufschrift "Kein Zutritt!". Nun - treten Sie nicht zu, ein gezielter
Schlag mit dem Baseballschlaeger erfuellt die gleiche Aufgabe - ein paar
mehr koennen auch nicht schaden! Besonderst nett, wenn das Mikrofon
eingeschaltet ist - rufen sie z.B. "Toeten! Toeten! Toeten!"!!!
Nach getaener Arbeit entspannen Sie sich mit ein bisschen Death-Metall.
Man staunt immer wieder, zu welchen Lautstaerken diese Kafhaus-Decken-
lautsprecher doch faehig sind...
"Ich will was ausgefallenes verschenken - aber nicht schon wieder rote
Strapse, die hat mein Mann schon!"
Tja, hier sind der Fantasy eigentlich keine Grenzen gesetzt...
Wie waer's mit 'ner knackigen Blondine ? - Sie haben ja Ihre Bratpfanne
dabei...
Sie sind kulturell interessiert? - Schenken Sie Kultur! Die
oertlichen Museen sind voll davon (--> Night-Shopping)!
Warum eine Platte von Pavarotti - der Mann ist schliesslich in der Stadt!
Hier ist eine Kombination aus Kettensaege (Leibwaechter) und Bratpfanne
(Opern-Fuzzi) notwendig. Mit ein paar Daumenschrauben singt er sogar
unter dem Weihnachtsbaum ein paar schmutzige Weihnachtslieder!
Wenn Sie diese einfachen Regeln beachten, muessen Sie sich um Ihre
Weihnachtseinkaeufe KEINE Sorgen mehr zu machen - Sie werden sehen, es
laeuft alles wie von selbst....Dank I.Wahn's Ueberlebensratgeber fuer Weih-
nachtseinkaeufe!!
(c) 1993 by I.Wahn
I.Wahn's Ueberlebensratgeber sind aktive Lebenshilfe im Sinne des
Zusatzparagraphen 23343/2 zur Resotzialisierung von geisteskranken
Kindesmoerdern, Kriegsverbrechern und ehemaligen Bundesministern und
damit im besonderen Masse zum Konsum durch Minderjaehrige sowie psychisch
labile Bevoelkerungsgruppen empfohlen - Have Fun!
-----------<<ZYN!>>-----------
[2]
Das grosse Weihnachtsmann-Sterben
================================
von SNORR
(*Es ist ein gigantisches Massengrab, maechtige gelbe Bulldozer der Marke
"Dig Off" schieben Berge von rauschebaertigen Leichen in lustigen roten
Maenteln und Zipfelmuetzchen in penibel vorbereitete Gruben, feuchte
Nebelschwaden steigen von noch warmen Blutbaechen auf, ueber dem Areal
kreisen myriaden von Seemoewen. Aus dem Off dringen Stimmen an das Ohr: "DAS
KOENNEN DIE DOCH NICHT MACHEN!" "WHY NOT?!" Roehrend kriecht eines der
Ungetueme ueber knackende Knochen und spritzendes Fleisch, die Kippschaufel
erhebt sich drohend mit einigen Koerpern zwischen den Stahlzaehnen, bunte
Paeckchen prasseln aus zerissenen Saecken zurueck auf die siechende Erde,
zwischen den uebermenschengrossen Raedern prangt ein Aufkleber: "ZYN! rules!
OK?"
Die Perspektive schwankt, wechselt in das Cockpit einer achtstrahligen
Killerwatt, die geloeschten Kalk mit geringen chemischen Zusaetzen in der
Luft zerstaeubt, auf der Rueckseite des vollverspiegelten Helms des
konzentrierten Piloten steht "Unsere Erde muss schoener werden". Der
Moderator luemmelt sich voellig entspannt auf dem CoPiloten-Sitz, seine
handgefertigten Gamaschen ruhen auf dem Instrumentenbord, und sorgen so
diskret fuer die zwoelffache Dosis aus den Tanks. Die geklaute O-Sensitive
Sonnenbrille ist voellig schwarz, er laechelt.*)
MODERATOR: Willkommen, liebe Zuschauer, zu einer Sondersendung "Killer fuer
die Wissenschaft", der Sendung fuer den interessierten Laien im Splatter
Channel! Wir alle wissen um das mysterioese (*laechelt breiter*)
Weihnachtsmann-Massensterben, und um seine traurigen (*oooch...*) Folgen.
(*Eine Konserve wird eingespielt. Ein Gloeckchen bimmelt, guelden flammen die
elektrischen Kerzen am Weihnachtsbaum auf, zwei kleine unschuldige Kinder
stuermen freudestrahlend das Zimmer, ihre Augen glaenzen in voller Erwartung,
die roten Baeckchen geben jene Waerme ab, die Weihnachten so toll macht, doch
die Lebensfreude stockt, als sie nur den schwarzumrandeten Briefumschlag
unter der nadelnden sterbenden Tanne finden.
Langsam liest der Junge dem kleinen Schwesterherz die betruebliche
Botschaft vor, Traenen finden ihren Weg zu den abgelegten Nadeln, der
Weihnachtsmann ist tot. Der Junge nimmt heulend ein Verlaengerungskabel zur
Hand, schlingt es erst seiner kleinen Schwester, die ihn nur bittend
anstarrt, dann sich selbst um den Hals, und sie suchen sich am
Weihnachtsbaum zu erhaengen. Die altersschwache Tanne klappt mit den beiden
zusammen, sie verwickeln sich in die Stromkabel der elektrischen Kerzen mit
dem GS-Siegel ("Gewiss Sicher"), Funken spruehen aus dem Gewirr von
Tannenzweigen und Weihnachtskugeln, springen in die Kleinen, die zu rauchen
anfangen, Babyspeck brutzelt, sie beginnen von innen heraus zu leuchten,
die kleinen Skelette scheinen durch, dann zu blinken, immer abwechselnd mit
der Weihnachtsbeleuchtung an Baum und Fenster.
Ein muskuloeser Henker mit nacktem, eingeoelten Oberkoerper und schwarzer
Kapuze springt behende ins Bild, er traegt ein knappes schwarzes
Lederhoesschen, in den durchtrainierten Haenden ein gigantisches Beil:
"Vielleicht haetten sie jemand fragen sollen, der etwas davon versteht!" Mit
dem ersten Schlag trennt er sie vom Netz, mit dem zweiten Schlag
voneinander, mit dem dritten bis zum vierzigsten... SCHNITT!*)
(*Der Moderator steht vor einer riesigen Anlage, in die die Killerwatt
offensichtlich reingedonnert ist, oelige schwarze Rauchwolken steigen in den
Himmel, ueberall fliegen Federn herum, zwischen zwei Wachtuermen steht ueber
dem Eingang durch ein Stacheldrahtverhau: "HUGO'S HUEHNER-KZ".*)
MODERATOR: (*offensichtlich unbeeindruckt von den ueberall herumlaufenden
Waechtern in schwarzer Uniform und Lederstiefeln mit roten Armbinden, auf
denen ein weisser Kreis mit schwarzem Huehnchenschaedel plaziert ist*) Doch
nicht nur das! Saeuglinge, die in suizider Absicht ihre Schnuller
verschluckten, und elend erstickten, Maedchen, die ihre goldgelockten
Koepfchen in ihre Puppenherde steckten... Wer konnte das ahnen, als die
ersten Modelle mit Mikrowelle herauskamen? Gewiss erinnern Sie sich jener
grauenhaften Szene, mit der alles begann. Ein Amateurfilmer hat sie
aufgenommen.
(*Ein dicker Weihnachtsmann steht in schwarzen Stiefeln in der
Fussgaengerzone vor einem Kaufhaus, und lockt kleine Kinder mit bunten Lollis
an. Ein paar haben sich schon um ihn versammelt, als er mit dem Bauch nach
vorne tot umfaellt. *)
MODERATOR: Diese kleine Szene sollte sich noch oefter wiederholen.
(*Es klingelt. Ein kleiner Junge rennt aufgeregt zur Tuer und oeffnet sie.
Ein Weihnachtsmann in rot mit Zipfelmuetze und grossem Sack tritt ein:
"Draussen vom Walde komm ich her, und... argl..." Und kippt tot nach vorne
um. SCHNITT! Einige Angestellte mit Schlipsen ruetteln und treten an die
Aufzugstuer, schliesslich wird der Hausmeister geholt. Er schraubt die Tuer
mit seinem Werkzeug auf, heraus quillen einige tote Weihnachtsmaenner, sie
haben die Tuer verklemmt. SCHNITT! Kurgaeste stehen wuergend an der deutschen
Ostseekueste, wo hunderte tote Weihnachtsmaenner in zerlumpten roten Fetzen
angeschwemmt worden sind, in den aufgedunsenen Gesichtern leblose Augen,
ihre Rauschebaerte flattern traege mit dem Algenschaum und den Zipfelmuetzen
im Wind.*)
MODERATOR: (*steht jetzt in einer weiss gekachelten Halle, im Hintergrund
endlose Fliessbaender mit eingehakten gackernden Huehnchen*) Herr Hugo Egon
Baldwieder, Sie haben das Massensterben miterlebt. Was haben Sie dabei
empfunden?
BALDWIEDER: (*glatzkoepfig, Monokel im rechten Auge*) (*die Fliessbaender
verschleppen die Huehnchen massenweise in Elektroschockbaeder, die sie
teilweise paralysieren*) WIR WAREN ES NICHT! (*die Huehnchen werden laut
gackernd durch Saeurebaeder gezogen, die sie entfedern*) NA GUT! VIELLEICHT
6, ODER 60... (*rasend schnell werden die Huehnchen an rotierenden Messern
vorbeigefuehrt, die ihnen die Haelse aufschneiden*) ABER NICHT 6 MILLIONEN!
WIR HATTEN DAZU GARNICHT DIE TECHNISCHEN MOEGLICHKEITEN!!! (*die
verblutenden Huehnchen werden von wirbelnden Greifzangen kreischend direkt
ausgenommen, und hygienisch getrennt verpackt*)
MODERATOR: (*leicht irritiert*) 6 Millionen Weihnachtsmaenner?
BALDWIEDER: (*hysterisch*) DAS IST EINE LUEGE!! WACHE!!!!
(*Wildes Geratter aus tausenden von Muendungen, das Bild faellt aus,
geistesgegenwaertig sendet die coole Bildregie des Splatter Channels einen
Trailer: Ein paar Kinder hocken vor dem Fernseher, ihre kleinen Seelchen
werden von Sesamstrasse, Janoschs Traumstunde und aehnlichen Weichmachern
vergewaltigt. Ihre leeren Augen starren auf die bunten Pixel der oeffentlich
rechtlichen Anstalten. Sonore Stimme aus dem Off: "EIN HERZ FUER KINDER!" In
einer blutigen Hand das zuckende pumpende und spritzende Organ auf dem
Fernsehbildschirm. Die suessen Kleinen sind begeistert. "SPLATTER CHANNEL:
GEWALT FUER'S GANZE VOLK!"*)
MODERATOR: (*steht jetzt in der Spielwarenabteilung der KAUF DIES G.o.b.H.
und wirbelt laessig eine PowerShoot 2000 in der linken Hand*) Natuerlich
werden zahllose Versuche unternommen, durch wissenschaftliche
Untersuchungen der Weihnachtsmaenner der Ursache ihres ploetzlichen Sterbens
auf den Grund zu gehen!
(*Eine Horde Weihnachtsmaenner rennt aufgescheucht mit vorgestreckten
rotbemaentelten Armen direkt aus der Pralinenabteilung, und zertrampeln in
ihrer Panik mit ihren Stiefeln einige Sega-Staende samt der Kids davor,
poltern dann fast uebereinander, als sie von den gutaussehenden Sturmspitzen
in knallengen Uniformen mit eleganten Schirmmuetzen gestoppt werden.
Verzweifelt schauen sie in die Reihen gezogener boesartiger Waffen.*)
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*kurzgeschorenes blondes Haar, vollverspiegelte
Sonnenbrille, IG-Techno-Emblem auf der Heldenbrust, sehrrr beherrrscht*)
Phaser auf Betaeubung stellen!
(*Zwei so Typen in schwarz schauen sich bei diesen Worten vielsagend an,
schief grinsend nesteln sie an ihren stahlblauen Phasern von
Dust-InDustries.*)
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*kurz, knapp, gruendlich*) FEUER!
(*Ein Kranz von Strahlen huellt die Weihnachtsmaenner in oranges Gluehen, die
meisten fallen leblos zu Boden, zwei platzen allerdings, und verteilen ihre
Ueberreste an die Decke.*)
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*frustriert, aber immernoch beherrscht*) Ihr zwei
da, vortreten!
1. TYP: (*zuckt mit den zusammengewachsenen Augenbrauen*) Oh... snorry...
(*grinst verlegen*)
2. TYP: (*Totenkopf mit runder Nickelbrille*) Die Phaser sind wohl
dejustiert? (*laechelt*)
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*verwundert*) Schon wieder? Das habt ihr bei Bill
Gates auch gesagt. (*Blut rinnt von der verschmutzten Decke*)
MODERATOR: (*sichtlich bemueht, die Situation zu retten*) KaLeu von
Sackmannsheil, Sie gehoeren zu einer Gruppe junger mutiger Einsatzkommandos,
die fuer die BioLabs der IGT zur Arterhaltung der Weihnachtsmaenner kaempft?
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*steht in strammer Pose*) Jawoll! Wir sammeln
vereinzelte Exemplare auf, um sie genauer untersuchen zu koennen! (*langsam
loesen sich die ersten Fleischkluempchen, und platschen KaLeu von
Sackmannsheil vor die eleganten Stiefel*)
MODERATOR: (*betont kritisch*) Beschleunigen Sie durch die Wegnahme
ausgewachsener Vertreter dieser gefaehrdeten Spezies nicht das endgueltige
Aussterben des Weihnachtsmannes wie wir ihn kennen?
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*entsetzt*) Aber NEIN! Wir wollen doch nur allen
HELFEN! (*ein schmieriges Brustgerippe mit roten Stoffetzen broeselt
zusammen mit einer Neoroehre von der Decke*)
MODERATOR: Ich danke Ihnen fuer dieses Gespraech!
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*dankbar*) Nicht Sie haben zu danken, sonderrn
wirrr. (*Packt sich an die Brust ans IGT-Emblem*) Transporterraum! 6
Weihnachtsmaenner und 60 Mann hochbeamen!
(*Der Beamstrahl huellt zuerst die leblosen Weihnachtsmaenner ein, es sirrt
im ganzen Raum bis die restlichen Weihnachtsmaenner nacheinander in roten
Dampfwolken explodieren, rosige Nasen und Haende in braunen Fellhandschuhen
fliegen nach allen Seiten auseinander, wohlgefuellte Stiefel folgen
wirbelnd, schliesslich stehen alle in rotem verkochten Matsch, umstehenden
Weihnachtsbaeumen haengen noch warme Gedaerme in den Tannenzweigen, und
verteilen pendelnd erbsensuppenaehnlichen Siff auf die niedlichen bunten
Pakete unter ihnen.*)
KALEU VON SACKMANNSHEIL: (*nimmt sich angewidert ein blutverschmiertes
kuenstliches Gebiss, das sich in seiner Nase verbissen hat, aus dem Gesicht,
und tatscht wieder nach dem IGT-Emblem*) Transporterraum! Vergesst es, wir
nehmen die U-Bahn!
MODERATOR: (*versucht ein vertuschendes Grinsen, wie gerne wuerde er wieder
den ABM-Computerclub moderieren*) Vielleicht war der Transporter auch
dejustiert?
(*Werbung wird eingeblendet, auf einer vielbevoelkerten Einkaufspassage
wuselt ein windiger Typ herum, und baggert Passanten an: "Wuerden Sie mit
diesem FORT MAMAMIA mit 30 km/h auf eine Betonwand fahren?"
"Neee... bloss nicht..."
"Er hat aber zwei Fullsize-Airbags!"
"Verpiss dich!"
Der Kerl laesst aber nicht locker, und so findet er ein junges Paerchen, er im
modernen Anzug, Gesicht und Frisur passen zu seinem Typ, sie im engen
Kostuem, mit ausdrucksstarken Augen. Sie antwortet: "Warum nicht?"
"Ja, warum eigentlich nicht???"
SCHNITT! Der FORT MAMAMIA haelt genau auf eine stabile Betonwand zu, unten
im Bild steht "Kontrollierter Test bei 29.87 km/h".
SCHNITT! Sie prallen in Zeitlupe auf, die Airbags entfalten sich in voller
unschuldsweisser Pracht, die Koerper der beiden Freizeitdummies landen softig
weich in ihnen, der FORT MAMAMIA schiebt sich immer weiter zusammen,
Stahltruemmer bohren sich durch Sitze und platzende Airbags in weiche
Koerper, Glassplitter zerschneiden die sympathischen Gesichter, und
verwandeln sie in die typischen Fratzen todgeweihter Slumbewohner in den
Haenden vom Leben angeoedeter Militaers, zu guter letzt entzuendet sich der
Inhalt des Tanks.
SCHNITT! Der windige Typ steht in sicherer Entfernung zu einem Feuerball,
aus dem verwimmernde Schreie dringen, zuckt entschuldigend mit den
Schultern und geht aus dem Bild.*)
MODERATOR: (*steht in einem hochmodernen Labor, im Hintergrund liegt ein
bewusstloser Weihnachtsmann auf einem Beistellbett, eine Herzlungenmaschine,
angetrieben von einem schnaufenden Dieselaggregat, bemueht sich um sein
Wohlbefinden, irgendwo droehnt "Faith Healer"*) Dr. H. Froehlich, sie wollen
weitgehend resistente Formen des gemeinen Weihnachtsmannes entwickeln?
DR. H. FROEHLICH: (*reibt sich die gummibehandschuhten Haende*) Ja, so ist
es.
MODERATOR: (*neugierig*) Wie weit sind Sie?
DR. H. FROEHLICH: Nun... (*geht gemessenen Schrittes hinueber zu einem
stabilen Kaefig*) Hier ist das erste Exemplar einer neuen Generation von
Weihnachtsmaennern, natuerlich Made by IGT-BioLabs. (*in dem Kaefig sitzt
tatsaechlich ein lebendiger dicker Weihnachtsmann im voellig intakten roten
Mantel, weissen Rauschebart und lustiger Zipfelmuetze*)
MODERATOR: (*von Ehrfurcht ergriffen*) Toll...
DR. H. FROEHLICH: Nun... (*taetschelt liebevoll den Kaefig*) Es gibt
gewisse... aeh... Probleme...
(*Ein SmartBall-Rettungssanitaeter schleppt ein schreiendes, sich windendes
kleines Kind heran.*)
DR. H. FROEHLICH: (*blickt vaeterlich strafend das kleine Kind an*) Hat Dir
Deine Mami nie gesagt, Du sollst nicht zu fremden Maennern ins Auto steigen?
(*schliesst Kaefigtuer auf, schubst das kleine Kind rein, und macht ganz
schnell wieder zu*) So, das hast Du jetzt davon!
(*Der Weihnachtsmann hechtet geifernd auf das heulende kleine Kind zu, und
zerreisst es, um dann genuesslich schmatzend das blutige Buendel zu
verzehren.*)
MODERATOR: (*entsetzt*) Er frisst kleine Kinder!
DR. H. FROEHLICH: Nun... Hannibal ist zugegeben ein wenig schwierig, aber
fuer die Uebergangszeit bietet die IG-Techno, in Zusammenarbeit mit der
Drolli Buster Haushaltswaren GmbH, die endgueltige Zwischenloesung an.
(*Der SmartBall-Rettungssanitaeter oeffnet behende einen Schrank, und zieht
einen Haufen Plastikfolie heraus, und zieht an einem Ring. Zischend und
knatternd blaest sich eine Weihnachtsmann-Gummipuppe auf, sie hat die Form
und Farbgebung eines Schokoladen-Nikolauses, bloss ist sie mannshoch.*)
DR. H. FROEHLICH: Mit SECHS Zugaengen, vorne, hinten, Mund, linke Hand und
Loch im Stiefel, sowie DREI Penetratoren in genuegender Groesse, vorne, rechte
Hand und Zipfelmuetze. LEICHT ABWASCHBAR UND SPRACH-CHIP! (*nickt dem
SmartBall-Rettungssanitaeter zu, der es der Weihnachtsmann-Gummipuppe von
hinten mit einem Vibro-Massagegeraet "David's Goliath" besorgt*)
WEIHNACHTSMANN-GUMMIPUPPE: Nein, Papi, niiicht... oooooh...
DR. H. FROEHLICH: (*sauer*) Diese Idioten haben wieder alles verwechselt,
eigentlich haette er "Draussen, vom Walde komm ich her..." keuchen sollen!
MODERATOR: Macht nichts, ich nehme ihn trotzdem!
(*Das Bild wird abgeblendet, eine wissenschaftlich-sonore Stimme erklaert im
Dozententon: "Obwohl bisher die Ursache des Weihnachtsmann-Massensterbens
nicht geklaert werden konnte, gibt es doch interessante Varianten, die uns
jedoch fast immer in Sackgassen fuehrten. So wie diese hier..."
Auf einem festlich erleuchteten Weihnachtsmarkt steht ein Weihnachtsmann
unter sternklarem Himmel, und verteilt lustig bunte Paeckchen an die
umstehenden kleinen Kinder. Als er wieder in den grossen Sack langen will,
stutzt er. Aber es ist zu spaet, entsetzt erkennt der dicke Weihnachtsmann
mehrfache Reihen von grossen scharfen Zaehnen im Sackrand, die sich in das
Sackinnere fortsetzen. Mit einem "HARM... GNAMPF!!!" wird er eingesogen,
und knirschend zermalmt. Der Sack beult sich bei dem Vorgang hier und da
etwas aus. Danach huepft der prallgefuellte Sack durch die entsetzte Menge,
und verschwindet.
"Der dumme Sack wurde vor dem Hyper-Frontiers Gebaeude erledigt." Der
Sack huepft vor dem pompoesen Eingang Hyper Frontiers, der durch irgendsoein
groessenwahnsinniges Bildnis eines wasserstoffperoxydblonden Juenglings
geziert wird, auf und ab. Morchel, schlecht rasiert in schwarzlederner
Ausgehuniform, schultert seine Waffe, blickt kuehn durch seine
vollverspiegelte Sonnenbrille, und drueckt laessig ab. Das Geschoss rast mit
einem Feuerschweif ueber die Strasse mitten durch den Sack, der in einem
Schwall greller bunter Paeckchen, alle mit Schleifchen, explodiert, und
verschwindet im Hyper-Frontiers Gebaeude. Zuerst platzen alle Scheiben aus
der Glasfassade ab, danach schiessen Flammen aus dem Erdgeschoss, das Gebaeude
scheint ploetzlich nur noch aus Splittern zu bestehen, die nach allen Seiten
wegfliegen, Truemmer regnen ab.
Morchels Yuppi-Funktelephon mit Kult-4-Net klingelt: "Ja, hier
Morchel... ...---... Sei High H.P., was macht die PR? ...---... Nicht gut?
WIESO??? ...---... Ach... Waren da noch Leute drin? ...---... ...war doch
nur eine KLEINE taktische Atomwaffe! ...---... ...sozialkritischer
Spiesser... ...---... Eine Good-Will Aktion? Mache ich doch glatt!"
Er steckt das Ding wieder ein, schnappt sich eines von den
herumfliegenden Paeckchen, und drueckt es laechelnd einem kleinen Jungen, der
mit grossen runden Augen in die wirbelnden Truemmer starrt, und dauernd
"PAPI!" schreit, ins Patschehaendchen.
Die sonore Stimme ist wieder da: "Erst kuerzlich wurde der Fall eines
Knecht RupRechts bekannt, der seinen Weihnachtsmann bestialisch mit einer
Kuchengabel ermordete. Er benoetigte 3644 Stiche, und rief sich selbst zum
Weihnachtsmann der letzten Tage aus. Ein ordentliches Karnevalskomitee
ordnete auf einer Herrensitzung sein oeffentliches Zerzwacken mit gluehenden
Zangen an."
An einer Holzsaeule fixiert steht er, ein verbranntes Stueck Fleisch, aus
dem schon einige Knochen herausragen. Seine Haut erinnert an Spanferkel,
durch eine Droge am Bewusstsein gehalten, gellen seine pfeiffenden Schreie
in die klatschende Menge. Wieder naehert sich eine gluehende Zange seinem
spasmisch zitterndem Koerper, gehalten von einem Clown in Karohose und
Narrenkappe mit niedlichen Schellen, zischend verbeisst sich die Zange in
der Gegend seiner linken Niere, Wundwasser spritzt, Fleisch reisst wie
Papier, das gluehende Eisen unterbindet jedwede Blutungen, dass er noch lange
was davon hat.*)
MODERATOR: (*beschaeftigt sich gerade zusammen mit Dr. H. Froehlich und dem
SmartBall-Rettungssanitaeter mit der Weihnachtsmann-Gummipuppe, er selbst
reitet sie, waehrend Dr. H. Froehlich den Mund in Beschlag haelt, und vom
SmartBall-Rettungssanitaeter mit "David's Goliath" am Hintern traktiert
wird, der seinerseits von der Zipfelmuetze verwoehnt wird, es quietscht und
summt entsetzlich*) Beim Splatter Channel sitzt man halt in der ersten
Reihe, ob man will oder nicht! Doch bevor ich mich aus dem
militaerisch-industriellen Komplex der IG-Techno melde, liebe Zielgruppe,
Werbung fuer uns alle!
(*"MIT SO WENIG TUNTIL...", eine formschoene SS-Totenkopf Einheit knuepft
gerade ein paar glatzkoepfige Typen in Bomberjacken und Springerstiefeln an
den Strassenlaternen auf, "...KANN MAN SOVIEL LEICHEN WASCHEN!" Ein Blick
die kilometerlange Prachtstrasse hinunter, dort haengen sie, sauber,
gleichmaessig, deutsch!
Eine junge Mutti mit verbundener Hand huepft ins Bild, eine bunte Packung
schwenkend: "TOXI ULTRA ist jetzt noch staerker konzentriert, und damit
praktischer geworden!" Was damit gemeint ist, wird beim Umfuellen sichtbar,
als ihr Kleckser aus der alten groesseren Packung zischelnd die Hand
wegfressen.
"Aber kann man damit immernoch soviel kleine Tiere toeten?" Schwenk auf
eine gigantische Pendelwaage, eine Haelfte wird durch einen Haufen toter
Katzen, toter Hundewelpen, toter Wellensittiche, toter Papageien und toter
Robbenbabies auf den Studioboden gedrueckt.
"MAN KANN!" Die Waage pendelt sich fast ein, als auf der anderen Seite
ein weiterer Haufen toter kleiner Haustiere erscheint, laessig wirft ihr
Sproessling noch einen toten Pekinesen drauf, damit wird das natuerliche
Gleichgewicht wieder hergestellt.
"Und wenn Sie weiterhin Ihren alten 4000-Liter-Tank benutzen wollen,
kein Problem! TOXI ULTRA rein, mit Altoel auffuellen, und wie gewohnt
dosieren."*)
(*Harte Techno-Musik "Satisfication 33" droehnt durch die grosse Festhalle
der IG-Techno, an den Waenden haengen die gigantischen Banner der
angesch(l)ossenen Konzerne, Morchel haelt sich geschickt im Hintergrund,
sein schwarzer Anzug ist ihm dabei foerderlich, der Moderator steht neben
H.P., dem grossen Redner und PR-Mann der IGT, der gerade die Menge der
Angestellten anheizt, gleissende Halogen-Heizleuchten tauchen den
Stahlpalast in hartes Licht.
H.P.: UND WAHRRLICH, ICH FRAGE EUCH, WOFUER STEHT SIE DENN, DIE UNIFORM DER
WEIHNACHTSMAENNER? (*die Menge tobt, Champagnerkorken fliegen*) DAS ROT DES
BLUTES, DIE STIEFEL DER UNTERDRUeCKUNG, DER GROSSE SACK DER AUSBEUTUNG!!!
(*und wieder verhalten sich seine aufgereizten Zuhoerer wie eine
Fluessigkeit, die Musik kreischt und droehnt, sie wogen wie die aufgewuehlte
See*) DER GRAUE BART DER BEVORMUNDUNG, DIE RUTE DES KRIEGES!!! (*Fuesse
trampeln auf den Stahlboden, der Moderator guckt schon nervoes, Nebel liegt
in der Halle*) ALLE WEIHNACHTSMAENNER SIND FASCHISTEN!!!!! (*ueberstuerzender
Applaus, spontane Selbstopferungen in der Belegschaft, Morchel nickt
zustimmend, die Sonnenbrille funkelt im gnadenlosen Kunstlicht*) DESTROY
FASCISM!!!! DESTROY NAZISMMM!!!! DESTROY!!! KILL!!!! (*sein makelloses
Gebiss laesst ihn wie eine Raubkatze erscheinen, der schwarzuniformierte
Werksschutz marschiert mit Fackeln auf der Rednertribuene auf*) (*sie alle
gruessen sich im Takt der Hammer-Musik, H.P. hat die Arme verschraenkt, und
wippt mit dem Fuss*) (*die Menge ist ausser Rand und Band, sie will Blut*)
HEUTE HABEN WIR EINEN VERTRETER UNSERER TOTALEN MEDIEN HIERR BEI UNS
(*zeigt auf den Moderator, der schon nervoes zuckt*) UM DIE NEUESTEN
KULTHAFTEN AKTIONEN DER INTERESSENGEMEINSCHAFT TECHNOLOGIE ZU
DOKUMENTIEREN...
(*Weiter kommt er nicht, denn der gnadenlos brutale Weihnachtsalarm bricht
aus, Tannenbaeume mit roten Warnlichtern werden ausgefahren,
Luftschutzsirenen heulen, dass die hohen gotischen Fenster zu zittern
beginnen.*)
FRAUENSTIMME: (*weich*) EIN GROSSER SCHLITTENVERBAND, BESTEHEND AUS 15.000
VIERSPAENNERN, NAeHERT SICH AUS DEM NORDEN. ER HAT BEREITS DEN KANAL
UEBERQUERT, UND ERREICHT DEN ZENTRALKOMPLEX BEI GLEICHBLEIBENDER
GESCHWINDIGKEIT IN 5 MINUTEN UND 45 SEKUNDEN!
MORCHEL: (*betont cool*) Wir haben die neuen achtstrahligen Killerwatts mit
88 Milimeter Bordkanonen und 15g. Wer will? (*grinst, eine Kippe im Maul*)
(*Die Szene wechselt, der Moderator steht auf einem nicht genehmigten
Flugplatz, auf dem in endloser Folge Maschinen mit donnernden Triebwerken
aufsteigen, die Stichflammen aus den rechteckigen Antriebsaggregaten machen
die Nacht zum Tage.*)
MODERATOR: Wir haben den 24. Dezember 1993, es ist genau 18 Uhr, und es ist
die Nacht der Entscheidung. Wird die IG-Techno, wie schon so oft,
triumpfieren?
FABO: (*tritt in seiner Gala-Uniform, BoxFuehrung, spaetes 20. Jahrhundert,
mit rauchender Walter PPK aus einer dunklen Ecke, wo er irgendetwas
erledigt hat*) Wenn nicht, dann will ich Meier heissen!
MODERATOR: Meier? (*verwirrt*) Wer ist denn Meier???
(*An Bord einer Killerwatt, das rot blinkende "KONFLIKT" gibt der Kanzel
etwas beunruhigendes, Morchel hat die Panorama-Monitoren auf Nachtsicht in
4096 herrlich bunten Farben geschaltet, als ES dann auftaucht. Ein
Weihnachtsmann steht auf seinem Schlitten, vier Rentiere mit Gloeckchen an
den Geweihen ziehen das mit Geschenkpaketen voellig ueberladene Gefaehrt, mit
einem "Ich habe es schon immer gewusst!" gibt ihm Morchel saures. Die
Kanonen haemmern. In zwei Haelften geteilt faellt der tote Weihnachtsmann
zwischen brennenden Holztruemmern und wirbelnden Geschenkpaeckchen mit
flatternden Baendern in endlose Tiefen, die verwirrten Rentiere klatschen
auf die Killerwatt, und zerlaufen auf dem Panzerstahl, ein Ruck geht durch
die Maschine, aerodynamische Scheibenwischer entfernen den feuchten
Schleim, die Gloeckchen bimmeln verloren, Spuerlaser suchen schon die
naechsten Zielgruppen, die Triebwerke droehnen. Als die beiden Luftflotten
dann aufeinanderprallen und sich durchdringen, wechselt das blinkende
"KONFLIKT" in ein fetziges "ESKALATION". Morchel bruellt ein erfuelltes
langgezogenes "KUUUULT!!!" in den Aether. Die Weihnachtsmaenner haben keine
Chance, die Killerwatts wirken im freien Raum wie ein riesiges rotierendes
Messer, eine Wand aus Blut regnet ab, der Nachthimmel brennt, die
abstuerzenden Schlitten erinnern an riesige funkelnde Wunderkerzen, einige
Weihnachtsmaenner enden aufgespiesst auf Kirchtuermen, waehrend andere
schreiend durch die dunkelrote Nacht fallen. Nach dreissig Minuten ist alles
wieder vorbei, die Killerwatts drehen ab, schliesslich ist Adventszeit, und
alle wollen sie bald wieder bei ihren Lieben zu Hause sein.*)
(*Der Abspann laeuft bereits, in seine Gedanken versunken geht der Moderator
ueber das, inzwischen aufgeraeumte, Massengrab. Die Rekultivierungsarbeiten
haben bereits begonnen, es entsteht ein Naherholungsgebiet mit Seen,
Waeldern und lauschigen Picknickplaetzen fuer die ganze Familie. (Oder auch
verliebte Paerchen.) Die Kamera geht nach oben, um dann auf eine Wiese zu
zoomen, eine rote Zipfelmuetze liegt da, die Kamera geht naeher dran, eine
rote Zipfelmuetze, und darunter ein blanker grinsender Totenschaedel.
Das Bild wird schwarz, Stimmen aus der Regie:
"Hey! Habt Ihr schon gehoert? Sie haben Frank geschnappt!"
"Wieso denn?"
"Er hat Sankt Martins Mantel geteilt."
"Na und?!"
"Sankt Martin war noch drin..."
Ein kleiner Junge oeffnet sein Geschenk, ein kleiner Sack huepft raus und
beisst ihm in den Finger. Als der Junge ihn endlich abgeschuettelt hat,
schluepft der Sack in den Vogelkaefig und stuelpt sich ruelpsend ueber einen
jaemmerlich piepsenden kleinen Sittich.*)
(SNORR)
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[3]
Der ZYN! XMAS-Shop
Es war ein Scheisswetter. Der saure Siff kam in einer wahren Sturzflut vom
Himmel. Alle Fluesse hatten Hochwasser. Die Zeitungen waren voll mit fetten
Schlagzeilen darueber: "Ganze Staedte ueberflutet!", "Schreckliche
Tragoedie: Haustiere im Keller ertrunken!", "Altenheim unter Wasser: 230
faltige Leichen!" Gonzales grinste nur zynisch. Er ging durch den
stroemenden Regen ueber den Weihnachtsmarkt. Sein Walkman spielte die
passende Musik, um ihn in Weihnachtsstimmung zu versetzen: Zu extrem
verzerrten Gibson-Gitarren sang Rob Halford mit seiner grellen Stimme:
"Ram it down! Ram it down!"
Gonzales fuehlte sich gut. Er brauchte noch ein paar Geschenke, am besten
irgendetwas Perverses, seiner Stimmung entsprechend. Er hatte schon fast den
ganzen Weihnachtsmarkt ueberquert, da fiel im in der hintersten Ecke eine
kleine, im Gegensatz zu den anderen hell erleuchteten Staenden recht dunkel
gehaltene Huette auf. Er ging naeher. Durch die abgedunkelten
Fensterscheiben sah man nur wenig Licht aus dem Verkaufsraum im Innern.
Ueber der Tuer stand schwer leserlich - schwarze Schrift auf schwarzem
Grund:
ZYN!-XMas-Shop
Gonzales schaltete den Walkman aus und trat ein. Ein kleiner, recht
ungepflegt wirkender Verkaeufer, ganz in Scharz gekleidet, leichter
Bauchansatz, unrasiert, Geheimratsecken, voll verspiegelte Sonnenbrille,
meinte:
"Ah! Ein Opfer... aeh... ein Kunde!"
"Sei High! Kann ich mich mal umsehen?"
Zynisches Grinsen. "Natuerlich!"
Gonzales entdeckte einen Kasten mit Aufklebern und schaute ihn durch. Es
waren durchaus sehr nette Sachen dabei wie:
"Vorsicht! Ich bremse auch fuer Frauen."
"Nur bei Rot! Der Kinder wegen."
"Ein Herz fuer Kinder." (mit Zeichnung: Ein paar Kinder haben sich ein
menschliches Herz "besorgt" und spielen Fang-den-Ball.)
"Recycling lebt vom Mitmachen! Der gruene Punkt." (mit Zeichnung:
tUntel-Prozessoren 486, 586 (P5), 686,...)
"Kuehnen, ich liebe Dich!" (Haeh?)
"Erst wenn der Letzte Baum gerodet,
der letzte Fluss vergiftet,
der letzte Fisch gefangen,
die letzte Frau gefoltert,
der letzte Gates ausgerottet,
der letzte Kritiker vergast ist,
werdet Ihr feststellen,
dass man ZYN! nicht trauen kann."
Waehrend Gonzales sich noch weitere Aufkleber ansah, hatte sich der
Verkaeufer unbemerkt von hinten an ihn heran geschlichen und erschreckte
ihn, in dem er ploetzlich sagte:
"Wir haben ein sehr grosses Sortiment. Wir haben kulturell wertvolle
Sachen, echte Kenschman-Gemaelde, viele Videos wie Braindead, Man bites dog,
Beruf Neonazi, ZYN!-live, etc. Wir haben fuer jeden etwas, egal ob er
Springerstiefel, rosa Halstuch, Aktenkoffer oder Cheap&Awful-Klamotten
traegt."
"Aeh...was denn so alles?"
"Nun, unser Angebot wird sehr oft aktualisiert. Unsere Renner sind momentan
Kardinal-Meissner-Voodoo-Stoffpuppen, aufblasbare Gummipuppen mit drei
Oeffnungen, die der 14-jaehrigen P. Kelly aehnlich sind, und
Modellbau-Judenfriedhoefe zum Selberschaenden."
"Hmm..."
"Diese Angebote bestehen alle aus einem erweiterbaren modularen System, das
den neuesten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen entspricht. So gibt es
zur Voodoo-Puppe mehrere Sets mit unterschiedlichen Nadeln. Zur Gummipuppe
sind verschiedene Standard-Utensilien verfuegbar, wie Lack- und
Leder-Waesche. Zum Modellbau-Judenfriedhof gibt es das Beginner-Set, das aus
roter Farbe und einem Pinsel besteht, das Standard-Set, das zusaetzlich noch
eine Schablone mit einem Hakenkreuz enthaelt, und das absolut luxurioese,
professionelle Expert-Set fuer den erfahrenen, intellektuell anspruchsvollen
Schaender, das zusaetzlich noch eine Schablone mit den Buchstaben E, H, I,
L, R und T in der richtigen Reihenfolge enthaelt."
"Aber hallo! Gehoeren sie etwa auch zu diesen sogenannten Radikalen?"
"Aber nein! Ganz im Gegenteil. Ich habe hier ein Foto von mir und meinem
Freund Wladi, einem Russen, bei der letzten grossen Demo. Die Demo stand
unter dem Motto 'Mein Freund ist Auslaender'. Kennen sie Wladi? Wladimir
Schirinowski?"
"Nein. Was haben sie denn sonst noch?"
"Da wir im Moment einen Baby-Boom haben und viele junge Vaeter ueberfordert
sind, haben wir uns den Beduerfnissen des Marktes angepasst und in
Zusammenarbeit mit der Windel-Firma Pimpers eine neue Hoeschenwindel Modell
EJ produziert. Falls sie ein unruhiges Kind haben, das nicht still sitzen
kann, so haben sie damit die Loesung ihrer Probleme gefunden. Mit der neuen
Pimpers "Eiserne Jungfrau" mit vielen feinen, nach innen gerichteten Naegeln
bleibt ihr Kind garantiert ruhig sitzen. Selbstverstaendlich ist auf jeder
Windel auch ein gruener Punkt aufgedruckt, so dass sie anschliessend die
rot-braune Windel in der gelben Tonne versenken koennen."
"Ich habe kein Baby."
"Da haetten wir aber noch unser neues Gesellschaftspiel fuer 12- bis
15-Jaehrige. Es heisst 'O haengt ihn auf!' und ist ein Rollen-Fantasy-Spiel.
Die Spielerzahl ist nicht begrenzt; je mehr mitmachen, desto besser wird die
Stimmung waehrend des Spiels. Ein Mitspieler uebernimmt die Rolle des
Suendenbocks, ein weiterer die Rolle des Henkers und die uebrigen Spieler
sind Zuschauer, deren Aufgabe es ist, den Henker anzufeuern. Das Spiel ist
komplett mit Seil, Augenbinde und Fesseln. Es wurde an deutschen Schulen
getestet und von den anwesenden Lehrern als paedagogisch wertvoll erachtet.
Auch zu diesem Spiel gibt es ein Erweiterungsmodul. Es heisst 'Professionell
hangmans supplement' und bietet ausser einem echten Henkerbeil noch weitere
kleine Utilities wie Daumenschrauben, Brandeisen etc."
"Ich habe aber auch keine Kinder in diesem Alter."
"Sie koennen es aber auch spielen!"
"Ich mag aber keine Rollenspiele, die enden immer so seltsam..."
"Ach so! Sie meinen Kevin, der von einem Live-Rollenspiel kam und sich aber
lange Zeit danach noch geistig im 21. Jahrhundert aufhielt. Aber aus seinem
Versuch, einen Cyberware-Laden zu eroeffnen und anschliessend als Protektor
Brenner die Welt zu retten ist gluecklicherweise nichts geworden."
"Genau das."
"Das ist doch nur eine Ausnahme. Tatsaechlich sind Rollenspiele nicht
gefaehrlich. Kevin ist ja auch nur ein PC-User."
"Trotzdem. Das ist nichts fuer mich."
"Tja, da haetten wir vielleicht noch etwas ganz feines fuer den Kenner.
Durch unsere guten Beziehungen zur Industrie wie z.B. IG Techno, haben wir
ein paar dieser begehrten Sammelobjekte, gebrauchte Test-Objekte von
Kfz-Testern. Echte menschliche Leichen, garantiert keine kuenstlichen
Dummies! Als besondere Spezialitaet bieten wir auch einzelne Extremitaeten
fragmentierter Leichen an. Alle Teile werden in durchsichtigen, mit Alkohol
gefuellten Behaeltern geliefert. Stellen sie sich doch einmal vor, welche
optische Bereicherung eine vom Auto-Test-Unfall zerfetzte Hand in ihrer
Wohnung darstellt. Statt einer billigen Topfpflanze, wie sie doch jeder hat,
eine exklusive ZYN!-Hand in hochprozentigem Alkohol schwimmend. Das bewirkt
doch eine andere Atmosphaere, ihre Wohnung bekommt ein neues Flair. Ein Muss
fuer jeden kulturell und kuenstlerisch interessierten ZYN!-Sammler!"
"Das geht leider nicht. Unsere Katze ist leider sehr gefraessig."
"Fuer solche Faelle bieten wir die ZYN!-Hand und andere Teile auch im
gepanzerten Gehaeuse an. Es ist nur leider nicht mehr durchsichtig."
"Haben sie noch andere kulturell wertvolle Sachen?"
"Wir haben sehr viele neue Buecher. Unter anderem auch absolute Bestseller
wie 'Frauen fuer's Bett' von Joachim Wuerger und Doofhar Matthaeus oder
'Mein Kampf' in der neuen Auflage von Schoenhuber/Frey/Schirinowski. Aber
auch Ratgeber und Fachbuecher sind dabei, wie 'Der neue
Umschweltschutz-Fuehrer' der IG Techno, in dem z.B. beschrieben wird, wie
man einen extrem stromsparenden elektrischen Stuhl baut oder wie man Leichen
umweltgerecht entsorgt."
"Haben sie auch etwas Weihnachtliches?"
"Was halten sie denn von einer Weihnachts-CD? Eine CD mit Weihnachtsliedern
von Front 242, den Boehsen Onkelz und Laibach? Oder ein Video mit einem
ruehrenden Maerchen: 'Suche nach dem Christkind'?"
"Jo! Das ist es: 'Suche nach dem Christkind' von ZYN!-Video. Das ist
bestimmt das richtige fuer mich."
Der Verkaeufer setzte wieder dieses seltsame Grinsen auf.
Gonzales kaufte das Video und fuhr nach Hause.
"Ram it down! Ram it down!"
Zu Hause schaute er sich das Video direkt an. Es war wirklich eine
ruehrselige Geschichte. Sie handelte von einem kleinen Maedchen, das mit
seinem Teddy im Arm durch eine weihnachtliche Stadt laeuft und jeden fragt:
"Weisst du, wo das Christkind wohnt?"
Zuerst wird es noch dahin geschickt, wo es als Scheisshausfrau oeffentliche
Toiletten schrubben muss. Doch spaeter macht es eine steile Karriere, als es
in ein Bordell geschickt wird und letztlich Domina von Helmut K. wird.
Trotzdem ist es eine Geschichte mit Happy-End: Helmut ueberlebt die
Streckbank nicht und sie ruft sich zur Koenigin von Deutschland aus. Ich
schaute mir die Huelle der Kassette naeher an. Dort stand:
Darsteller: Franzi, Kuehnen, Helmut K.
Produktion: ZYN!
Regie: ZYN!
Computer: Apple
MacroMindDirector: ZYN!
Idee: Tintenfass
VAN
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+++ Letzte Meldung +++
Koeln, dpa
Wer an diesem 24.12 zum Himmel, oder durch den Kamin schaut wird nicht viel
zu sehen bekommen. Dies ist sicher seit der Bundesgrenzschutz heute morgen
offiziell bekanntgab, dass ein ca. 340 Jahre alter, dicklicher Mann in der
Naehe des Grenzueberganges Goerlitz bei dem Versuch des widerrechtlichen
Ueberfliegens der "gruenen Grenze" zur Landung gezwungen wurde. Noch bevor
die internationale Weltpresse davon ausreichend Kenntniss nehmen konnte,
wurde der rotgekleidete, baertige Mann schon dem Haftrichter vorgefuehrt.
Dieser entschied in einem Schnellverfahren dass von einer Anklage zugunsten
einer schnellen Abschiebung abgesehen werden koenne, verfuegte allerdings
die Beschlagnahmung seines etwas eigenartigen Gefaehrts. Es soll samt Inhalt
spaeter zugunsten humanitaerer Projekte in einigen Entwicklungslaendern
aufgeteilt werden.
Schon kurz nach 13h Ortszeit setzten zwei Grenzschutzbeamte den immer
wieder in einem schwer verstaendlichen Dialekt schimpfenden alten Mann in
eine Maschine der Lufthansa welche ihn auf direkten Weg nach Warschau
brachte. Dort gab er vor den laufenden Kameras der wegen eines Kongresses
anwesenden Weltpresse eine Pressekonferenz, in der er ankuendigte niemals
wieder deutschen Boden zu betreten. Er habe sich mit dem derzeit in Muenchen
weilenden Christkind schon in soweit verstaendigt, als dass dieses diesen
Boykott voll und ganz unterstuetze. Weiterhin aeusserte er in den jetzt in der
ganzen Welt gesendeten bewegenden Bildern seine schwere Enttaeuschung, und
erklaerte dass deutsche Lied "Sille Nacht, heilige Nacht" als von der
Weihnachtszeit verbannte "Naziknotte". Darueber hinaus verlangte er seine in
Deutschland beschlagnahmten Rentiere wieder zurueck.
Im weiteren Verlauf des Tages aeusserten verschiedene Stellen im In- und
Ausland ihr befremden ueber die Behandlung einer international geschaetzten
Persoehnlichkeit, waehrend der Papst seine fuer den Februar angekuendigte Reise
nach Deutschland spontan absagte. Dem Vernehmen nach soll Papst Johannes
Paul der II. einen enormen Wutanfall erlitten haben, und eine Pauschal-
Exkommunikation weiter Teile Deutschlands in Betracht ziehen. In New York
sprach sich der bekannte Freund des nun als S.Klaus erkannten Mannes
K. Ruprecht, waehrend eines Treffens mit Vertretern der amerikanischen
Geschenkindustrie, fuer Sanktionen bis hin zu einem Weihnachtsboykott gegen
Deutschland aus.
Wie in diplomatischen Kreisen am Abend bekannt wurde, soll es auch im
Europarat zu einem Eklat bislang ungeahnten Ausmasses gekommen sein, als
Bundesaussenminister Kinkel das Verhalten der deutschen Behoerden als
"massvoll in der Anwendung der Mittel" verteidigte, und auf das fehlen jeder
Art von Papieren hinwies. Fuer Ende der Woche ist ausserdem eine
Sondersitzung der UNO angesetzt, in der ueber Sanktionen gegen Deutschland
beraten werden soll. Die arabischen Laender quittierten die Vorgehensweise
Deutschlands widerum mit Begeisterung, und betrachteten sie als einen
Schritt in die richtige Richtung gegen die weltweite Ueberschaetzung
juedisch-christlicher Symbolik.
Der Fraktionschef der CDU, Schaeuble, sprach in der am nachmittag
ausserplanmaessig angesetzten Debatte im Bundestag davon, dass "Ohne Papiere
keine andere Vorgehensweise moeglich sein, schliesslich koenne ja jeder in
diesen Tagen behaupten er sei der Weihnachtsmann". Oppositionsfuehrer Rudolf
Scharping sprach dagegen von einer "beispielslosen Verrohung der deutschen
Behoerden als Folge der Asylrechtsaenderung", und "einem fuerchterlichen
Signal an die deutsche Jugend, der nun auch die letzten Perspektiven
geraubt werde".
Ganz andere Toene wurden aus der CSU laut, in der nun einige Abgeordnete des
Bayerischen Landtages die gaenzliche Abschaffung der Weihnachtsfeiertage
vorschlugen, da mit kuenftigen Besuchen des Weihnachtsmannes kaum gerechnet
werden koenne. Dies sei besonders mit Sicht auf die Wirtschaftslage ein
wahrer Segen. Diese Statements wurden aber am Abend zurueckgezogen, nachdem
ein Machtwort aus dem Kanzleramt dem Treiben ein Ende machte.
Kanzler Kohl, der sich fuer einen Kurzbesuch in Jerusalem aufhielt, sprach
von "einer schrecklichen Angelegenheit, die er zutiefst bedaure", aber
"leider koennen in der Behandlung von Asylbewerbern, auch denen mit langen
Rauschebaerten, keine Ausnahmen gemacht werden."
SAMMY
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IMPRESSUM (7/93 XMASZYN!)
Das war sie, die ZYN! Weihnachtsausgabe. Wir hoffen dafuer gesorgt zu habe,
dass sie DIESMAL nicht vergessen rechtzeitig zum Fest die Kettensaege
eingekauft zu haben >,).
ZYN! (c) ist ein unregelmaessig seit 1993 erscheinendes Mailbox-Magazin von
SAMMY und SNORR. Wer mitmachen will sollte sich trauen koennen seine Texte
unter Abgabe aller verfassungmaessigen Grundrechte an die Redaktion zu
schicken. Bei Bedarf lassen wir die Texte (und den Autor) auch von Spezia-
listenteams einer befreundeten suedamerikanischen Junta abholen.
Wir sind folgendermassen erreichbar:
An: SNORR;ASGARD [PCNet] SAMMY;MILKA [PCNet]
M.KLEIN;MILKA [PCNet] VAN;JUNGLE [PCNet]
ARTEMIS;JUNGLE [PCNet] I.WAHN;PROBIT [PCNet]
[FIDO]
Markus Klein 2:245/112.17 SAMMY%MILKA 2:246/250
Markus Klein 2:246/250 SNORR%JUNGLE 2:246/250
Ansonsten via 2:246/250 NAME%MAILBOX (als Name)
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Verwendung wird mit Blitzkrieg und Voelkermord beantwortet. Das ZYN!-Magazin
ist der rechtliche Nachfolger des seeligen PM-Magazins (c), CHARISMA Magazins
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unveraendert beliebig weit verbreitet werden, und erscheint jeweils im
KultNET zuerst. Fuer Reaktionen welche ZYN! betreffen, ob selbst geschrieben
oder nur beobachtet und mitgeschnitten, ist im KultNET (auch KU-Net genannt)
das Brett "KU-Reaktionen" eingerichtet worden.
22. Dezember 1993
Das ZYN! Magazin