PC Player

Interview mit Joe Tretinik von S3


DAS 3D-EVANGELIUM

Joe Tretinik arbeitet mit S3 beim weltgrößten Hersteller von Grafikchips. Außerdem besitzt er eine der außergewöhnlichsten Visitenkarten der Branche: Er ist von Beruf "Game Evangelist".

PC Player: Joe, mir scheint, daß der 3D-Markt im Moment geradezu explodiert...

Joe Tretinik: Ich kenne mehr als dreißig Chip-Hersteller, die momentan an einer 3D-Lösung arbeiten. Davor gab es nur rund ein Dutzend Hersteller von Grafikchips überhaupt. Das heißt, da draußen sind 20 neu gegründete Firmen wie 3DFX oder Rendition, die nichts anderes als 3D-Chips machen. Doch dabei muß man bedenken, daß 3D an sich nichts Neues ist - die mathematischen Grundlagen wurden schon vor hunderten von Jahren entdeckt. Bei den Computern fand die wesentliche Entwicklung in den sechziger Jahren statt, und bis heute ist man in der Workstation-Welt nicht auf einen gemeinsamen Nenner gekommen. Das liegt vor allem an zwei Dingen: Zum einen ist die reine Leistung in "Polygonen pro Sekunde" eben kein Maßstab, und zum anderen kann man die dabei erreichte Bildqualität nicht wirklich messen - das ist ein rein subjektiver Eindruck.

PC Player: Und nun mischt ab 1997 auch noch Intel mit dem Multimedia-Pentium MMX mit - wer braucht dann noch 3D-Karten, oder wer braucht MMX?

Joe Tretinik: Wir brauchen es! Ich kann jetzt noch nicht sagen, wie unsere Chips dann aussehen werden, aber ehrlich gesagt: Wir werden alles beschleunigen, was der Pentium nicht beschleunigt. Und da unser Virge-Chip pinkompatibel zum Vorgänger Trio 64 V+ ist, kann ich mit ruhigem Gewissen eines sagen: Bis Weihnachten dieses Jahres werden wir eine größere installierte Basis haben, als 3DO, Playstation und Saturn zusammen.

"Bis Weihnachen gibt es mehr verkaufte Virge-Chips als 32-Bit-Konsolen."

PC Player: Und wie will S3 das erreichen?

Joe Tretinik: Vier Dinge braucht man im Geschäft mit 3D-Chips: gute Technologie, Fertigungskapazitäten, Software und Marketing. Viele der Newcomer scheitern vor allem an der Fertigung, und da haben wir durch unsere Firmengeschichte einen klaren Vorteil.

PC Player: Das wichtigste für den Spieler sind aber die Spiele.

Joe Tretinik: 20 Titel speziell für den Virge stehen vor der Tür, bis Weihnachten werden das 50 sein. Und bis dahin ist ja auch noch Direct3D von Microsoft verfügbar.

PC Player: Wie lange wird der Kampf um die Spezialanpassungen von Spielen an einen Chip denn dauern?

Joe Tretinik: Natürlich will niemand von vorneherein eine bestimmte Käufergruppe ausschließen. Und für einen Spiele-Entwickler bedeutet es einen riesigen Aufwand, einen Titel speziell an eine Hardware anzupassen. Erst mit Direct3D kann man dann Spiele schreiben, die auf jeder Hardware laufen. Da aber Direct3D im Moment noch fehlt, wollen die Spiele-Firmen nur zwei oder drei Chips unterstützen, von denen sie glauben, daß sie den größten Marktanteil abdecken werden.

PC Player: Und wann kommt Direct3D wirklich?

Joe Tretinik: Ich kann hier nur die offizielle Aussage von Microsoft zitieren: im zweiten Quartal. Ich persönlich glaube, daß es wohl bis zum Ende des zweiten Quartals dauern wird.

Mit Joe Tretinik sprach Nico Ernst.
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