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Verbesserte Dokumentenfunktionen
Zugegebenermaßen ist das eine kleine Übertreibung. Der Navigator 4.0 sieht zwar ganz ähnlich wie die älteren Versionen aus, unterscheidet sich jedoch in vielen Kleinigkeiten von der Version 3.0. Der Composer baut auf dem Editor im Navigator Gold auf, wurde aber gründlich überarbeitet und ist heute der Editor für E-Mail, die Newsgroup-Nachrichten und die HTML-Seiten. Der Messenger und Collabra integrieren E-Mails und Newsgroup-Nachrichten in eine vollkommen neue Schnittstelle, und der Netcaster ist eine ganz neue Anwendung.
Die wichtigste Änderung ist wohl der Name selbst. Communicator soll Ihnen nicht nur mitteilen, daß es sich um ein neues Produkt handelt, sondern signalisiert, daß diese Anwendung mehr als nur der Navigator ist. Früher war der Navigator die Applikation, aus der alle anderen Programme gestartet wurden; heute ist er nur eine Komponente im gesamten Programmpaket.
Alle Communicator-Komponenten bestechen durch eine neue Form der Integration und der Zusammenarbeit. Mit einem Klick auf einen Link in einer E-Mail starten Sie den Navigator und sehen sich eine Web-Seite an. Mit dem Composer erstellen Sie E-Mails und Newsgroup-Nachrichten. Sobald Sie im Adreßbuch einen Namen auswählen, können Sie jemandem ein E-Mail schicken, eine Nachricht an eine Newsgroup versenden oder einen Teilnehmer über das Internet Phone im Internet erreichen. Bei dieser Art der Integration besteht keine Notwendigkeit mehr, den Navigator zum Start eines anderen Programms zu verlassen das hofft zumindest Netscape.
Ein zentrales Element dieser neuen Philosophie ist die Integration von HTML in alle möglichen Anwendungsformen. Damit ist HTML nicht mehr nur dem World Wide Web vorbehalten. Der Communicator gibt Ihnen die Möglichkeit, diese Sprache in Intranets, E-Mail- und Newsgroup-Nachrichten, normalen Anwendungen und diversen anderen Dingen einzubinden.
Abbildung 2.1: Die Komponentenleiste ist in drei verschiedenen Varianten verfügbar, von denen jedoch immer nur eine zu sehen ist.
Abbildung 2.2: Auf den ersten Blick könnte man meinen, daß der Navigator der alte geblieben ist. In Wirklichkeit hat sich jedoch eine Menge geändert.
In der Navigationsleiste wurden die Schaltflächen Vor und Zurück um ein Drop-down-Menü und die ToolTips erweitert. Sobald Sie den Mauszeiger über eine der Schaltflächen setzen, erhalten Sie die Adressen angezeigt, die Sie nach einem Klick auf die betreffende Schaltfläche erreichen. Halten Sie die Maustaste jedoch gedrückt, zeigt Ihnen der Navigator für jede Schaltfläche alle verfügbaren Adressen an. Damit bleibt Ihnen das wiederholte Anklicken der Schaltflächen erspart, und Sie können direkt zu einer der angezeigten Adressen springen.
Die bisherige Schaltfläche Find wird durch Suchen ersetzt. Während mit Seite durchsuchen nur der Text innerhalb einer Web-Seite durchsucht werden konnte, wurde über Suchen eine Verknüpfung mit der Netscape-eigenen Suchseite realisiert, über die man im Web nach Informationen forscht (der Befehl Seite durchsuchen befindet sich jetzt im Menü Bearbeiten).
In der Adressenleiste befindet sich jetzt die neue Schaltfläche Lesezeichen Quickfile, über die Sie direkt auf Ihre Lesezeichen zugreifen, was sehr viel praktischer ist, als sich über die Menüs zu dieser Liste durcharbeiten zu müssen (die Lesezeichen sind auch über das Communicator-Menü erreichbar).
Um ein Lesezeichen anzulegen, ziehen Sie einfach das Adresse- über das Lesezeichen-Quickfile-Symbol und lassen es an einem beliebigen Platz los: einfach und elegant.
Neu ist auch die Persönliche Symbolleiste, die vom Benutzer an seine Bedürfnisse angepaßt werden kann. Um in dieser Leiste eigene Adresse-Symbole zu hinterlegen, genügt es, das Adresse-Symbol über die Persönliche Symbolleiste zu ziehen (sollte Ihnen die alte Werkzeugleiste fehlen, probieren Sie in der Navigationsleiste doch einmal die neue Schaltfläche Wegweiser aus).
Wenn Sie irgendeinen Punkt in einem Communicator-Fenster mit der rechten Maustaste anklicken, wird das Kontextmenü in Abbildung 2.2 geöffnet. In diesem Menü befinden sich viele neue Optionen, wozu z.B. die Möglichkeit gehört, ein Dokument innerhalb des gleichen Fensters in einem eigenen Rahmen darzustellen. Links, Grafiken und andere Elemente eines Dokuments besitzen jeweils ein eigenes Kontextmenü.
Eine weitere Änderung betrifft die Fenstergröße bei den Unix-, Macintosh- und der Windows-Versionen, die jetzt bei allen drei Systemen identisch ist. Damit wird die Erstellung von Web-Seiten erleichtert, da sie auf allen Plattformen gleich dargestellt werden. Ich bin mir sicher, daß Sie noch sehr viel mehr Änderungen entdecken, als in diesem Buch beschrieben sind.
An erster Stelle ist Dynamic HTML zu nennen, das Netscape als »eine Reihe von Technologien« beschreibt, mit deren Hilfe statische HTML-Seiten in dynamische, animierte Seiten transformiert werden. Ein wesentlicher Punkt dieser Philosophie ist die Interaktion von JavaScript mit folgenden neuen Funktionen: die Formatvorlagen, die neuen HTML-Markierungen für die Positionierung und die stufenweise Darstellung der Web-Seiten.
Die Style Sheets oder Formatvorlagen sind ein Versuch, den Inhalt der HTML-Dokumente von der Darstellung zu trennen. Nehmen wir als Beispiel eine Web-Seite, die Texte und Grafiken über Autos enthält. Diese Seite kann mit einem Style Sheet verknüpft werden, das ein Hintergrundbild definiert und bestimmte farbliche Eigenschaften für die Darstellung der Inhalte festlegt.
Der Navigator unterstützt derzeit zwei verschiedene Style-Sheet-Spezifikationen: die mehrstufigen Style Sheets (Cascading Style Sheets CSS), die als inoffizieller Web-Standard vorgeschlagen wurden, und die über JavaScript zugänglichen Style Sheets (JASS), deren Überprüfung für die Aufnahme in den Standard derzeit noch läuft.
Auch die dynamischen Zeichensätze sind Bestandteil der Neuerungen: Wenn Sie möchten, können Sie eine Seite zusammen mit einem bestimmten Zeichensatz verschicken.
Die Markierungen für die Positionierung und die stufenweise Darstellung geben Ihnen die Möglichkeit, Grafiken und andere Elemente innerhalb einer Seite ganz nach Belieben zu hinterlegen. Die Elemente können transparent gemacht werden und sind unter JavaScript dynamisch veränderbar. Diese neuen Funktionen bilden ein echtes Potential für den Aufbau interessanter Web-Bereiche. In Kombination mit der Möglichkeit von JavaScript, die Benutzereingaben zu lesen und zu beantworten, bedeutet dies, daß man nunmehr interaktive und animierte Web-Seiten aufbauen kann, ohne auf die Unterstützung von Java oder Shockwave angewiesen zu sein.
Microsoft und Netscape handeln derzeit die Standards für diese neue Technologie aus, was in den nächsten Monaten noch zu einschneidenden Änderungen führen kann. Momentan kann also noch kaum von einem »Standard« gesprochen werden.
Eine neue Funktion namens AutoInstall läßt den Benutzer automatisch ein bestimmtes Plug-in abholen, wenn dieses in einer bestimmten Seite benötigt wird. Plug-ins können jetzt auch digital »unterschrieben« werden: Der Anwender kann darauf vertrauen, daß ein signiertes Element »sicher« ist und keine Viren oder dubiosen Prozeduren enthält.
Netscape stellt zudem ein neues Plug-in-API zur Verfügung, mit dem jeder Entwickler neue transparente Plug-ins erstellen kann, die im Hintergrund laufen.
Die Sicherheit wurde durch die Einbindung eines erweiterten Signatursystems für Java-Applets zusätzlich verbessert. Java-Applets können jetzt, je nach Vertrauenswürdigkeit, auf der Festplatte oder im Netzwerk abgelegt werden. Der Benutzer hat das Recht und auch die Möglichkeit, die Annahme eines Applets zu verweigern.
Durch die Einbindung des Inter-ORB-Protokolls ist der Communicator in der Lage, mit anderen COBRA-kompatiblen Elementen zu kommunizieren. Wenn Sie also auf einem Mainframe-System arbeiten, bedeutet dies, daß Sie einen besseren Zugriff auf Ihr System und Ihre Daten haben.
Abbildung 2.3: Der Messenger-Briefkasten und die Collabra-Diskussionsgruppen teilen sich eine Benutzerschnittstelle und die notwendigen Werkzeuge.
Die E-Mails und die Newsgroup-Nachrichten können nunmehr HTML-Elemente beinhalten, wodurch der Anwender aktive Links, Grafiken und andere HTML-Komponenten in seine Nachrichten integrieren und auch lesen kann (ein Beispiel für eine HTML-basierte Nachricht finden Sie in Abbildung 2.3).
Das bedeutet wiederum, daß Sie mit dem Composer Ihre E-Mails und die Nachrichten für die Newsgroups erstellen. Wenn Sie den Composer im Stand-alone-Modus betreiben, stehen bestimmte Informationen, wie z.B. die Adressen, nicht zur Verfügung. Sollten Sie hingegen eine Nachricht erstellen, können Sie auf alle notwendigen Funktionen zugreifen.
Die Sortierung, die Verfolgung von Nachrichtenbäumen (Threads), die hierarchischen Ordner für die Organisation der Nachrichten im E-Mail- und Newsgroup-Fenster gibt es so viele hilfreiche Funktionen, daß man es kaum für möglich hält.
Abbildung 2.4: Obwohl er vom HTML-Editor des Navigator Gold abstammt, kann der Composer auch mit E-Mails und Newsgroup-Nachrichten umgehen.
Der Composer ist noch mehr WYSIWYG-orientiert. Wenn Sie ein Element mit zusätzlichen Leerzeichen und Absatzmarkierungen hinterlegen, werden diese Markierungen bei der Übersetzung in den HTML-Code nicht mehr einfach ignoriert. Der Composer ist jetzt intelligent genug, Ihre wahren Absichten herauszufinden, und verändert entsprechend den HTML-Code.
Neue Seiten-Assistenten und Formatvorlagen sind, obwohl sie auf dem Netscape-Server liegen, jederzeit griffbereit. Um mit ihnen arbeiten zu können, müssen Sie jedoch online sein.
Die Rechtschreibprüfung ist nunmehr ein integrierter Bestandteil des Composer, so daß Sie eher das Gefühl haben, in einer Textverarbeitung als in einem HTML-Editor zu arbeiten.
Der Composer erlaubt jetzt die freie Formatierung der Tabellen. Importierte Grafiken werden sofort in ein Web-kompatibles Format konvertiert. Auch die Funktion für die Veröffentlichung der Dokumente wurde wesentlich verbessert.
Das interessanteste ist das neue Plug-in-API, mit dem andere Hersteller die Funktionen des Composer verbessern können. Ob vielleicht jemand die Foto-Unterstützung in Angriff nehmen könnte?
Conference ist ein Werkzeug für die Online-Kommunikation, das ein voll-duplex-fähiges Audio-Konferenzsystem (anderswo auch Internet-Telefon genannt), einen Text-Chat, die Dateiübertragung, das kooperative Web-Browsing und ein White Board, als ein mit anderen Teilnehmern nutzbares Arbeitsblatt, enthält (siehe Abbildung 2.5).
Abbildung 2.5: Netscape Conference besteht aus einer ganzen Reihe von Werkzeugen für das Online-Telefonieren, den Text Chat, die Dateiübertragung, die gemeinsame Nutzung von Dateien und ein White Board.
Das Telefoniemodul ist mit dem Adreßbuch verknüpft, so daß Sie mit einem einzigen Mausklick eine Verbindung aufbauen können. Daneben finden sich noch Funktionen für Voice-Mail, die Call-ID für Anrufer und vieles mehr. Das Modul unterstützt den Standard H232 für Audio-Konferenzen und ist daher mit anderen Konferenzsystemen kompatibel.
Der Text-Chat und die Funktionen für die Dateiübertragung sind zwar grundlegend, aber nicht unbedingt die wichtigsten. Das gemeinsame Blättern in den Web-Seiten kann insbesondere in einer Intranet-Umgebung sehr hilfreich sein.
Das White Board ermöglicht Ihnen z.B. den Import eines Bildes oder die Wiedergabe eines Bildschirms. Diese Elemente können während des Gesprächs markiert werden.
Wie bereits erwähnt, hat Netscape ein SDK entwickelt, mit dem andere Hersteller Verbesserungen in Conference integrieren können. Es sieht so aus, als würde Netscape alles daran setzen, daß Conference niemals aus der Mode kommt.
Abbildung 2.6: Vielleicht haben Sie schon etwas von der Push-Technologie gehört der Netcaster bringt die Push-Informationen direkt auf Ihren Desktop.
Der Netcaster ermöglicht Ihnen die Anmeldung bei bestimmten Informationskanälen, die ungefähr mit einem Fernsehkanal verglichen werden können. Sie definieren die Art der Informationen, die Sie empfangen möchten, und lassen diese im Hintergrund auf Ihren Rechner übertragen. Die erhaltenen Informationen werden im Vollbild angezeigt. Da diese Kanäle oftmals mit HTML-, Java- und anderen Multimedia-Elementen arbeiten, brauchen Sie den Platz auf dem Bildschirm unbedingt.
Die Netcaster-Schnittstelle benutzt einen Kanalsucher und erleichtert damit das Auffinden der gewünschten Informationen. Die Kanäle können nach Belieben gewechselt werden. Zukünftig werden wir sicher einen heißen Wettbewerb dieser Kanäle um die Anwendergunst erleben vielleicht genauso heftig wie im Bereich des Fernsehens.
Jeder Kanal besitzt einen eigenen Cache-Speicher und wird nach Vorgaben des Benutzers zu einer bestimmten Zeit abgefragt. Damit kann man die Informationen außerhalb der Spitzenzeiten abholen und nach Belieben am Bildschirm ansehen.
Ein weiterer Bestandteil des Netcaster ist ein WebTop-Modus, bei dem man die wichtigsten Kanäle direkt mit dem Desktop verknüpfen kann. Diese Kanäle werden sofort nach dem Start des Rechners geöffnet. Grundsätzlich kann man sogar von verschiedenen Rechnern aus auf denselben WebTop zugreifen. Einfach phantastisch!
Die Systemverwalter können das Ganze überwachen und damit verhindern, daß Nachrichten von zweifelhaften Kanälen abgerufen werden.
Abbildung 2.7: Das Dialogfeld Einstellungen wurde vollkommen überarbeitet und bietet jetzt eine benutzerfreundliche Schnittstelle an, in der man alle notwendigen Einstellungen vornimmt.
Weiterhin gibt es ein neues Fenster namens Sicherheitsinformationen (siehe Abbildung 2.8): Es ist allerdings kein eigentlicher Dialog, sondern wurde mit HTML implementiert. Bei diesem Unterfangen handelt es sich um den ersten Versuch von Netscape, mit dem bewiesen werden soll, daß auch die Konfigurationsarbeiten mit Hilfe des erweiterten HTML durchführbar sind. Den Security Adviser rufen Sie über das Sicherheits-Symbol in der Navigationsleiste auf.
Abbildung 2.8: Die Schaltfläche Sicherheit bringt Sie zu diesem HTML-basierten Informationsfenster.
An dieser Stelle möchten wir den kurzen Überblick beschließen. Wir glauben, Ihnen in diesem kurzen Abriß die wichtigsten Neuerungen im Netscape Communicator genannt zu haben. Um wirklich alle Änderungen und Ergänzungen zu nennen, bräuchten wir ein eigenes Buch!