Im Vorwort [des] Titelbild-Bildbandes "Die SPIEGEL- Titelbilder 1947-1999" erklΣrt Rudolf Augstein, Mitbegrⁿnder und Herausgeber des Spiegel, welche Funktion ein Magazincover hat:
Es soll m÷glichst schon [im] Vorbeigehen das Titelthema der Ausgabe erkennen lassen, die Grafik muss auch nΣherem Hinsehen standhalten und fⁿr d[en] entfernt[en] Betrachter sollte es [am] besten wie ein Plakat aussehen.
Doch die Titelbilder spiegeln auch d[ie] Kulturgeschichte wider:
dementsprechend hoch sind die Ansprⁿche, die [an] die Titelbildredaktion des Spiegel gestellt werden, [um] Aussagekraft und AktualitΣt der Cover zu gewΣhrleisten.
So bekommen die 52 Hefte ein[es] Jahrgangs nicht [nur] 52 Titelbilder:
Woche fⁿr Woche werden Entwⁿrfe fⁿr [bis] [zu] vier weitere, zum Teil auch zeitlosere Themen gemacht, die nicht selten aus aktuellen Grⁿnden ihre Titelposition wieder rΣumen mⁿssen.
Begonnen hat [der] Spiegel mit Schwarz- Wei▀- Covern nach [dem] Vorbild der amerikanischen Magazine Newsweek und Time.
Noch Anfang [der] 60er Jahre titelte [das] Magazin hauptsΣchlich mit Portraits [von] Menschen, die [im] Brennpunkt des ÷ffentlich[en] Interess[es] standen.
Mitte [des] zweiten Spiegel- Jahrzehnts begann sich das Bild dann zugunsten [von] allgemeineren Themen zu verschieben:
H÷here Mieten [in] Altbauten, Bezahlter Fu▀ball in Deutschland, [das] Kartell der Schlagermacher, Stau [auf] Deutschlands Autobahnen - Themen, die [die] Nation bewegten.
Die Cover passten sich d[em] geΣndert[en] Geschmack [an] und wurden nach und nach farbig.
Portraitfotografien wichen grafischen Motiven.
Nachdem im August 1967 der erst[e] Farbfernseher verkauft worden war, bekamen die Grafiker der Spiegel-Titelbildredaktion mit einem Mal Konkurrenz von einem Medium, das in d[er] Lage war, eine wahre Flut bunter Bilder [zu] produzieren und die Aufmerksamkeit potentieller Leser abzulenken oder ganz [zu] absorbieren.
Der Spiegel rⁿstete [auf]: Wiederum wurden die Cover bunter, grafischer, auch collagenhafter.
Anfang [der] 70er Jahren beschΣftigte sich die Welt÷ffentlichkeit und damit auch der Spiegel mit Kommunismus und Baader-Meinhof-Terror, [mit] den USA und dem Vietnam-Krieg, [mit] Emanzipation und sexueller Revolution.
Mitte [des] Jahrzehnts wandte sich das Augenmerk dann wieder mehr deutschen Themen [zu] (Schmidt, Kohl, Strau▀), und immer hΣufiger titelte der SPIEGEL auch [mit] Umweltthemen:
Die Deutsch[en] haben begonnen, ihr Umweltbewusstsein [zu] entwickeln.
Die 80er Jahre waren geprΣgt [vom] verschΣrften Ost-West- Konflikt, von kalt[em] Krieg und DDR, von Auf- und Abrⁿstung [im] Zeichen des Nato-Doppelbeschlusses.
Gleichzeitig schien den Deutschen neben ihr[er] Umwelt (Atomstrom, Waldsterben, verseuchte Nahrungsmittel) auch ihre Gesundheit immer wichtiger zu werden- Titelgeschichten zu Allergien, Seuchen und Aids zeugen davon.
Von 1989 bis 1992 standen die Deutsche Einheit und die Konsequenzen [im] Mittelpunkt von AufklΣrung und Berichterstattung.
Illustriert wurden [neben] Politik, und Umwelt, jetzt [auch] Sex und Gesundheit.
An Covern, die zu Titelgeschichten wie Sektenkult und Esoterikwahn, Kino und moderner Kunst produziert wurden, kann man nicht nur eine gewisse Interessenverschiebung [der] Deutschen hin zu Privatheit, Fun und individuellem Leben, sondern auch die rasante Entwicklung [der] Computergrafik verfolgen.
Die nun in ein[em] gro▀ aufgemacht[en] Band gesammelten Spiegel-Titelbilder seit 50 Jahren dokumentieren ein Stⁿck deutscher Kulturgeschichte.
Und es macht durchaus Vergnⁿgen, diese Spiegel-Titel Revue passieren [zu] lassen - Kultur- und Zeitgeschichte i[m] Spiegelbild, sozusagen.
