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- Gleisuebergangsboegen - nicht nur fuer Aestheten ein Muss
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- Anmerkung: Leider ist es auch hier nicht gelungen ohne den erweiterten ASCII
- Zeichensatz auszukommen, aber viele der im Text besprochenen
- Varianten beduerfen einer kleinen Skizze oder werden durch diese
- leichter verstaendlich. Wem es nicht moeglich ist nachfolgenden
- Artikel in lesbarer Form auf sein System zu uebertragen dem kann ich
- gegen Unkostenerstattung einen Ausdruck schicken.
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- Vorbetrachtung:
- Blaettern wir einmal durch einen beliebigen Katalog eines Modellbahnherstellers
- und betrachten uns dabei vorallem die Seiten mit den Gleisen faellt uns
- ziemlich schnell auf dass ueberall von Gleisgeometrien geschrieben wird.
- Diese zeigen uns - je nach Hersteller - mehr oder weniger unterschiedliche
- aber dennoch feste Gleisradien fuer gebogene Gleise.
- (Anm.: das Gleis bei der Modellbahn ist die Einheit von zwei Schienen und dem
- damit verbundenem Traegermaterial, meist Kunststoffschwellen, ggfs. aber auch
- die Metall- oder Schaumstoffbettung)
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- Setzt man nun beim Aufbau seiner Modellbahn diese Boegen mit einer Geraden
- zusammen und laesst einen Zug mit mehreren Waggons ueber dieses Uebergangs-
- stueck zwischen Bogen und Gerade fahren kann man leicht feststellen, dass
- - eine Ruckbewegung durch die Waggons geht und
- - eine Verschiebung der Waggonenden zueinander erfolgt.
- Beides nicht gerade optisch vorbildliche Zustaende auf unserer Modellbahn.
- Bedeutend aergerlicher wird die Angelegenheit, wenn es dadurch im Extremfall
- zu Entkupplungen oder gar Entgleisungen kommt.
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- Wo liegt die Ursache fuer diese Erscheinungen ?
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- Faehrt ein Zug von der geraden Strecke in einen (Modellbahn-)Gleisbogen ein,
- aendert sich die Fahrtrichtung am Uebergangspunkt schlagartig von 0° auf den
- Winkel des Gleisbogens. Zwar stehen auch im Modellbahnbetrieb einige daempfende
- Elemente zu Hilfe, wie Seitenverschiebbarkeit von Achsen und Radsaetzen,
- Kulissenfuehrung, Elastizitaet von Raedern und Schiene, aber dadurch kann diese
- abrupte Drehbewegung nur ungenuegend abgefangen werden.
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- Was kann man dagegen tun ?
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- Von vorstehenden Ursachen ausgehend muss also ein weicher Uebergang von der
- Geraden in den Bogen geschaffen werden.
- Den kann man im einfachsten Fall durch Verwendung von einzelnen kleinen Bogen-
- stuecken von 0° ausgehend bis hin zum endgueltigen Bogenradius erreichen.
- Dadurch wird der sonst einmal stattfindende Ruck in lauter kleinere im Abstand
- der Bogenstuecke auftretende unterteilt.
- Optisch ist dies zwar keine besondere Hilfe, da bereits bei einem mit normaler
- Geschwindigkeit fahrenden Zug das Auge wieder vorher beschriebene Gesamtwirkung
- erkennt, aber die Entkupplungs- und Entgleisungsgefahr ist damit weitestgehend
- gebannt.
- Leider hat diese Methode aber zwei entscheidende Nachteile: Fuer den Uebergang
- in kleinere und mittlere Bogenradien gibt es kaum noch Zwischenstuecke und die
- Kosten dieser aneinandergereihten Gleisstueckchen ist um ein vielfacheres
- hoeher als bei Verwendung eines einzelnen grossen Gleises.
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- Wer dennoch dieses System verwenden will, sollte vor Baubeginn eine ent-
- sprechende Teststrecke, mit dem kleinsten Radius und vorzugsweise als S-Kurve,
- anlegen. Ausgiebige Fahrversuche, vorallem im schnellen Schiebebetrieb und mit
- unterschiedlichem Wagenmaterial, koennen spaetere Umbauten verhindern helfen.
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- Um das Problem aber komplett zu loesen schauen wir uns beim Vorbild um. Dort
- wird immer ein langsamer Uebergang von 0° bis hin zum groessten Winkel der
- Kurve praktiziert, ein sogenannter Uebergangsbogen. Beim Durchfahren wird das
- Fahrgestell allmaehlich und vorallem ruckfrei von der Geraden auf den Bogen
- umgestellt. Die Entgleisungsgefahr ist komplett gebannt - zumindest was dieses
- Problem anbelangt - und die optische Wirkung, sowohl des fahrenden Zuges als
- auch des Gleisverlaufes, ist einfach ueberwaeltigend.
- Selbst im Weichenbau eroeffnen sich durch Uebergangsboegen neue Moeglichkeiten
- auch hinsichtlich Verkuerzung von Weichenstrassen, Verbindung von Parallel-
- gleisen mit kurzen Gleisabstaenden und deren Betriebssicherheit.
-
- Wie wird nun ein Uebergangsgleisbogen realisiert ?
-
- Durch die Verwendung von Flexgleisen lassen sich ja bekanntlich nahezu alle
- Gleisradien erzeugen. Aber welcher ist nun der richtige ? Hier liegt das
- einzige Problem der Uebergangsboegen, sie muessen in jedem Fall einzeln
- berechnet oder ueber einen biegsamen Stab ermittelt werden, was allerdings
- nicht allzu schwer ist. Wer nun absolut keine Lust hat, sich mit den mathe-
- matischen Formeln herumzuaergern sollte die vereinfachte Berechnung nach
- NEM 113 in Verbindung mit dem biegsamen Stab benutzen.
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- Wollen wir uns nun zuerst der ausfuerhlichen Berechnung widmen.
-
- Beim Vorbild werden die Uebergangsboegen in Abhaengigkeit von Gelaendeform,
- Untergrund und anderen Faktoren nach unterschiedlichen, teilweise recht auf-
- wendigen mathematischen Funktionen (auch Kurven genannt) berechnet die natuer-
- lich auch unterschiedliche Gleisboegen liefern.
- Eine der einfacheren ist die sog. "kubische Parabel" nach der Formel
-
- y = m * xⁿ
-
- Im Modellbahnbereich mit seinen vergleichsweise kleinen Radien reicht
- die Funktion 3. Grades vollkommen aus. Wir setzen also also fuer ⁿ = 3 ein und
- erhalten damit:
-
- y = m * x * x * x (Anm: Schreibweise wegen EDV-Darstellung geaendert)
-
- Die Kurve kann man nun nach dieser Abbildungsvorschrift auf Milimeterpapier
- oder aber auch der Einfachheit halber auf ein kariertes DIN A3 in Abhaengig-
- keit von m in einem Koordinatensystem aufzeichen.
-
- Beispiel Koordinatensystem:
-
-
- y ║
- ║
- ║ *
- (6) 3 ║ *
- ║ *
- ║ *
- (4) 2 ║ *
- ║ *
- ║ *
- (2) 1 ║ *
- ║ *
- ║ *
- 0 *═════════════════════════════════════════════════════════
- 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 x
- (0,5)(1,0)(1,5)...
-
-
- Man setzt dabei in o.g. Formel einen festen Wert m und variable Werte fuer x
- von 0 beginnend bis zum groessten Wert des Bogens ein und traegt das Ergebnis
- der einzelnen Berechnungen als Schnittpunkt von x und y in das Koordinaten-
- system ein. Die Einzelpunkt werden dann zu einer durchgaengigen Linie
- verbunden. Diese Linie stellt den benoetigten Uebergangsbogen dar. Meist ist
- dabei eine Anpassung an den benoetigten Massstab der Gleisplanung erforderlich,
- dazu braucht man aber nur die Einheiten fuer x und y anders zu waehlen
- (Beispiel Werte in Klammern).
-
- Bei der bisherigen Betrachtung haben wir den Wert m unberuecksichtigt
- gelassen. Dieser ist der Anpassungsfaktor fuer die unterschiedlichen Radien
- des Ausgangsbogens. m wird nach der folgenden Formel ermittelt:
-
- 1
- m = ---------------
- 12 * r² * tan a
-
- Dabei ist r der Kruemmungsradius des gebogenen Ausgangsgleistueck. Dieser
- wird von allen Herstellern in den Katalogen angegeben (z.B. 360 mm) oder kann
- durch Abmessen eines aufgebauten Vollkreises aus diesen gebogenen Gleisen
- (Laenge der Linie von Mitte des Gleises durch den Mittelpunkt des Kreises bis
- zur gegenueberliegenden Gleismitte = 2 * r, also halben Wert verwenden) er-
- mittelt werden.
-
- a ist der Winkel um den sich das Fahrzeug auf diesem Uebergangsbogen drehen
- soll. Anders ausgedrueckt ist es der fehlende Winkel des gebogenen Gleisstrangs
- bis zur Geraden. Meist ist der Wert des Winkels in den Katalogen angegeben, man
- kann ihn aber auch ohne Problem ermitteln. Verwendet man z.B. gebogene Gleise
- bei denen man fuer einen Vollkreis (360°) 12 Gleisstuecke benoetigt, dann ist
- der Winkel um den das Fahrzeug innerhalb eines Gleisstueckes dreht
- 360° / 12 = 30°. Bei 24 Gleisstuecken entsprechend nur 15°.
- Will man nun innerhalb eines Gleisstueckes aus dem letzten Beispiel (24 Gleis-
- stuecke) den Uebergang von Bogen zur Geraden erreichen setzt man a = 15°,
- innerhalb 1 1/2 Gleistuecken 22,5°.
-
- Zur Verdeutlichung ein Rechenbeispiel:
-
- Radius des gebogenen Gleises 360 mm
- Richtungsaenderung des Fahrzeuges 30°
-
- 1 1 1
- m = --------------- = ------------------ = 0,000001113715797048 ----
- 12 * r² * tan a 12*360*360*tan 30° mm ²
-
-
- Graphische Darstellung des Uebergangsbogens und der Parameter
-
- & = Schnittpunkt zwischen Gerade und Uebergangsbogen
- y ║ o = Mittelpunkte des gebogenen Normalgleises mit Radius r
- ║ * = Kurve Uebergangsbogen
- ║ + = Schnittpunkt (L) zwischen Bogen und Ubergangsbogen
- ║ # = Kurve Normalgleisbogen #
- ║ xL = x-Wert von L #
- ║ yL = y-Wert von L = l #
- ║ a = Winkel a #
- ║ #
- ║ r #
- ║ o·············+L
- ║ *
- ║ *│
- ║ * │
- ║ * │
- ║ *· │
- ║ * · │ yL
- ║ * · │
- ║ * ·\ │
- ║ * · \ │
- ║ * · a \ │
- &*═════════════════════════════════════════════╪══════════
- ├─────────────────── l = xL ───────────────────┤ x
-
-
- Zur Umsetzung auf die Modellbahn sind nun die Koordinaten (xL und yL) des
- Uebergangspunktes (von Uebergangsbogen auf Gleisbogen mit festem Radius) L
- ausgehend vom Uebergangspunkt "&" der Geraden (oder eines anderen
- anschliessenden Bogens) zum Uebergangsbogen wichtig.
-
- Diese Werte lassen sich wie folgt berechnen:
-
- 2
- xL = 2 * r * tan a und yL = --- * r * tan² a
- 3
-
- Weiterhin kann z.B. fuer die Ermittlung des Materialbedarfes die Gesamtlaenge
- s des Uebergangsbogens berechnet werden.
-
- Die geschieht nach dem Integral:
-
- L
- ⌠ ┌───────────────────────────────┐
- s = │ √ 1 + 9 * m * m * x * x * x * x dx
- ⌡ │
- 0
-
- Da dies fuer mathematisch weniger geuebte Modellbahner nicht gerade einfach zu
- berechnen ist gibt es unter UEGBOG_S.BAS ein einfaches Basic-Programm.
- Wer damit nichts anfangen kann muss aber das Ganze noch lange nicht aufgeben.
- Im einfachsten Fall kann man auch mit einem Kurvenmesser (auch Kartenraedchen
- genannt) fuer die Ermittlung von Entfernungen auf Landkarten unter Berueck-
- sichtigung des korrekten Massstabes die Lange festellen oder noch einfacher
- wenn auch etwas ungenauer: man befestigt an mehreren Punkten der Kurve Steck-
- nadeln, spannt darueber einen Faden und misst dann dessen Laenge ab.
-
- Zu beachten ist bei der Berechnung (oder auch der Ermittlung) noch, dass der
- Radius des Gleisbogens immer vom Mittelpunkt des Gleises ausgehend angegeben
- wird. Somit wird auch die hier berechnete Laenge auf die Mitte des Gleises
- bezogen ermittelt. Fuer die korrekte Materialbedarfsrechnung ist aber die
- laengste Ausdehnung der einzelnen Schienen wichtig. Demzufolge muss zum Gleis-
- radius noch der halbe Schienenabstand addiert werden und die Rechnung mit dem
- vergroesserten Radius erneut erfolgen. Sollen die Zuschnitte des Gleises
- errechnet werden muss eine dritte Rechnung fuer die innere Schiene mit Radius
- abzgl. halber Schienenabstand gemacht werden. Aber gerade bei Gleisuebergangs-
- boegen ist dies nicht ratsam, hier bringt die Verarbeitung am verlegten Gleis
- wesentlich bessere Resultate vorallem wenn man die Gleise noch vorbildgerecht
- und betriebssicher mit bogenabhaengiger Ueberhoehung verlegen will.
-
- Das Schwellenband stellt in der Praxis keine Probleme dar, da man die einzelnen
- Schwellen ggfs. an der Gleismitte ausrichten kann.
- Wird eine Gleisbettung verwendet und soll deren Laenge berechnet werden, muss
- analog zu den Schienen dem Gleisradius die halbe Bettungsbreite zugerechnet
- werden.
-
-
- Zurueck an unsere Anlage oder zur Planung. Wurden nun der Uebergangspunkt (in
- der Zeichung mit "L" bezeichnet) und eine ausreichende Anzahl von Kurvenpunkten
- errechnet legt man zuerst den Ausgangspunkt der Kurve (in Zeichnung "&") und
- die Lage des Koordinatensystems fest. Dann wird anhand der Koordinaten der
- Uebergangspunkt zum Bogen aufgetragen.
- Die Umsetzung des Bogens aus den berechneten Einzelwerten kann nun auf ver-
- schiedene Arten erfolgen. Die einfachste Moeglichkeit ist die Einzelwerte auf
- (Milimeter-)Papier massstaeblich korrekt aufzuzeichnen und diese Punkte mittels
- Kurvenlineal oder einem biegsamen Stab (wo ist meine dritte Hand geblieben)
- bereits auf dem Papier zu verbinden (die wohl einzige sinnvolle Moeglichkeit
- bei der Planung). Dann klebt man das Papier auf einen etwas festeren Karton und
- scheidet diesen entlang der Kurve aus. Mit der so hergestellten Schablone kann
- man die Kurve ohne groessere Probleme auf die Anlage uebertragen. Die Scha-
- blonen sollte man auf jeden Fall aufheben, haeufig verwendet man mehrere
- gleiche Uebergangsboegen auf der Anlage.
- Oder man uebertraegt nur wenige Werte direkt auf die Anlage und arbeitet dort
- gleich mit dem biegsamen Stab, auf dessen Verwendung wir im Anschluss bei der
- vereinfachten Ermittlung nach NEM zurueckkommen werden.
-
- Doch zuvor noch einige allgemeine Bemerkungen:
-
- Die optisch beste und betriebssicherste Loesung erhaelt man, wenn man ueber-
- haupt keine festen Gleisradien sondern nur Uebergangsboegen einsetzt. Dies
- bedeutet z.B. bei einem Viertelkreis das Aneinandersetzen von zwei 45° Ueber-
- gangsboegen. Leider hat dies einen recht hohen Platzbedarf zur Folge.
-
- Der kleinste sinnvolle Uebergangsbogen ergibt sich aus dem kleinstzulaessigen
- Radius fuer die verwendeten Fahrzeuge bzw dem laengsten verwendeten Fahrzeug.
- Bei ersteren sind auch hier die Herstellerangaben unbedingt zu berueck-
- sichtigen, sonst entgleisen noch die langen Waggons oder auch vielachsige Loks
- mit eingeschraenkter Kurvengaengigkeit.
-
-
- Konstruktion nach NEM 113
-
- Wie fuer fast alle Bereiche gibt es auch eine Norm des MOROP fuer die Ueber-
- gangsgleisboegen. Nach dieser benoetigt man zur Ermittlung der Gleisuebergangs-
- bogen zwar auch einen Taschenrechner, das Hauptaugenmerk liegt aber auf der
- einfacheren Umsetzung. Diese Art eigenet sich fuer die praktische Anwendung
- wohl am besten, eine rein konstruktive Ermittlung ist jedoch nicht moeglich.
-
- NEM 113 basiert auf der Tatsache, dass durch den Uebergangsbogen die Lage des
- geraden Gleises gegenueber eines reinen Bogens mit folgender Gerade um den
- Faktor "f" verschoben wird.
-
-
- Graphische Darstellung des Uebergangsbogens und der Parameter nach NEM 113
-
- & = Schnittpunkt zwischen Gerade und Uebergangsbogen
- y ║ o = Mittelpunkte des gebogenen Normalgleises mit Radius r
- ║ * = Kurve Uebergangsbogen
- ║ + = Schnittpunkt (L) zwischen Bogen und Ubergangsbogen
- ║ # = Kurve Normalgleisbogen #
- ║ xL = x-Wert von L #
- ║ yL = y-Wert von L = l #
- ║ #
- ║ #
- ║ r #
- ║ o·············+L ─┬─
- ║ # │
- ║ # │
- ║ #· │
- ║ # *· │ yL
- ║ # * · │
- ║ Normalbogen ─┴─ ########## # # # * · │
- ║ f * · │
- ║ Uebergangsb. ─┬─ ******* &··*················─┴─
- ║ · ·
- ║ · ·
- ╚════════════════════════════ 0 ═════════════════════════
- ├──── xL = l ────┤ x
-
-
- Die Werte fuer "f" und "l" erhaelt kann man hier durch zwei verschiedene Ver-
- fahren ermitteln. Bei der Verwendung von empfohlenen Werten sind feste Faktoren
- fuer "f" in Abhaengigkeit der Spurweite vorgegeben:
-
- Nenngroesse | Z N TT H0 S 0 I
- --------------------------------------------------------
- Spurweite G in mm | 6,5 9 12 16,5 22,5 32 45
- --------------------------------------------------------
- Wert f in mm | 3 4 6 9 13 18 25
-
- Die Laenge l errechnet sich aus:
-
- ┌────────────┐
- l = √ f * 24 * r
- │
-
- Somit ist jedem Radius pro Spurweite ein fester Bogen zugeordnet. Dies ist auch
- der Hauptnachteil dieses Verfahrens, eine individuelle Anpassung kann damit
- nicht erfolgen. Deswegen enthaelt die NEM ein zweite Moeglichkeit bei der
- beliebig lange Uebergangsboegen verwendet werden koennen. Einschraenkungen sind
- dabei:
-
- "l" soll kleiner als "r" gewaehlt werden (moeglichst < 0,8 * r)
- "l" soll mindestens solange wie das laengste verwendete Fahrzeug sein.
-
- Die Berechnung von "f" erfolgt in Abhaengigkeit des Verhaelnisses "l/r"
- nach einer der folgenden Formeln:
-
- l/r = <0,6 0,6-0,8 >0,8
-
- l² l² l²
- f = ------ ------ ------
- 24 * r 23 * r 22 * r
-
- wobei Werte fuer l/r von >0,8 vermieden werden sollten.
-
-
- Mit den so ermittelten Werten von "l" und "f" kann man nun die Koordinaten
- fuer den Schnittpunkt zwischen Gerade und Uebergangsbogen ("&") und fuer den
- Schnittpunkt ("L") zwischen Bogen und Uebergangsbogen markieren indem wir
- - eine Parallele zum geraden Gleisstueck in seiner Uebergangsbogenlage um den
- Wert "4 * f" in Richtung Bogen verschoben zeichnen (oder Wert "3 * f"
- gegenueber der Ausgangslage der Geraden ohne Ue-Bogen). Der Schnittpunkt mit
- dem Gleisbogen ist der Punkt "L" .
- - von Punkt "L" ausgehend die Laenge "l" in Richtung Gerade abtragen und den
- so erhaltenen Punkt auf die Endgerade verschieben.
- Das Ergebnis ist die genaue Lage vom Uebergangspunkt zwischen Ue-Bogen und
- Gerade ( "&" ).
-
- Jetzt muessen noch einige Zwischenpunkte ermittelt werden. Vernuenftige Werte
- sind dabei 1/10 Unterteilungen also 0,3*l, 0,5*l, 0,9*l, etc. wobei die Berech-
- nung erst mit 0,3 l beginnen soll, alle kleineren Werte sind, da kaum von "0"
- abweichend, uninteressant. Fuer kleine Spurweiten reicht oft sogar 0,3*l, 0,5*l
- und 0,7*l aus.
-
- Hier nun eine Tabelle mit den einzelnen Werten fuer y die als Bruchteile von
- yL = 4 * f dargestellt sind.
-
- x 0 0,3*l 0,4*l 0,5*l 0,6*l 0,7*l 0,8*l 0,9*l 1,0*l
-
- y 0 0,03*yL 0,06*yL 0,125*yL 0,21*yL 0,33*yL 0,49*yL 0,72*yL 1,0*yL
- = 0,5*f = 4*f
-
- Zwei Beispiele sollen das ganze verdeutlichen:
-
- Nenngroesse H0, Spurweite G = 16,5mm, Bogenradius r = 600mm
-
- bei Verwendung empfohlener Werte:
- laut Tabelle G - f: fuer G = 16,5 ist f = 9
- eingesetzt in unsere Formel
- ┌────────────┐ ┌────────────┐
- l = √ f * 24 * r l = √ 9 * 24 * 600 = 360 mm
- │ │
- erhaelt L die Koordinaten xL = 360mm und yL = 4*f = 36mm
- Zwischenkoordinaten bei x = 0,7*xL = 252mm wird y = 0,33*yL = 11,88mm (ca=12mm)
- usw.
-
- bei Anwendung beliebiger Uebergangsbogenlaengen:
- nehmen wir z.B. l = 0,7*r = 420mm
- benoetigen wir die Formel
- l² 420²
- f = ------ f = --------mm = 12,78mm (ca = 13mm)
- 23 * r 23 * 600
- und erhalten dann die Koordinaten xL = 420mm und yL = 4*f = 52mm
- Zwischenkoordinaten bei x = 0,7*xL = 294mm wird y = 0,33*yL = 17,16mm (ca=18mm)
- usw.
-
- Die Koordinaten werden nun noch -nach den bereits bekannten Methoden- entweder
- direkt auf der Anlage oder ueber eine Schablone aufgetragen.
-
- Wem die Berechnungen der Koordinaten und der Uebertrag zu aufwendig erscheint
- kann auch hier mit einem biegsamen Stab arbeiten. Dieser hat vorallem den
- Vorteil, dass man den Uebergangsbogen auch etwas anpassen kann. Man kommt
- zwar in allen Faellen nicht um die grundlegenden Berechnungen von "f" und "l"
- herum, kann aber selbst diese noch auf der Anlage variieren.
-
-
- Biegsamer Stab - Draufsicht
-
- ├─────────────── > 1,2 * l ──────────────┤
- ┌─────────────────────────────────────── x ──────────┐
- └────────────────────────────────────────╤═══════════╡
- │o O O o│ Platte o.
- Querprofil ┬ ┌───┐ │o O O o│ Winkel
- │ │ S │ └───────────┘
- b │ t │ ├── > 100 ──┤
- b > a │ │ a │ Platte o. Winkel
- │ │ b ├────────────────────┐
- ┴ └───┴────────────────────┘
- ┤ a ├
-
-
- Um diesen Stab herzustellen benoetigen wir ein Material, dass einerseits
- elastisch jederzeit wieder in seine urspruengliche Lage zurueckfedert, anderer-
- seits aber verwindungssicher und mit einiger Festigkeit versehen ist, damit
- er sich beim anzeichnen nicht durchbiegt.
- Deshalb ist wohl ein rechteckiger profilloser Metall- oder Kunststoffvollstab
- am geeignetsten, aber auch Holzleisten koennen eingesetzt werden.
- Ich benuetze eine Alu-Leiste 5x20mm 1m lang an die ich einen Alu-Winkel mit
- mehreren Blindnieten befestigt habe. In den "Winkelboden" muessen noch Loecher,
- moeglichst in unterschiedlicher Staerke, gebohrt werden, durch die spaeter der
- ganze Stab auf der Anlage befestigt werden kann. Meist reichen dazu 4 kleine
- Naegel oder auch kurze Holzschrauben, also keine zu grossen Loecher verwenden.
-
- Um den gewuenschten Uebergangsbogen augzeichnen zu koennen wird der Stab nun
- so auf der Anlage befestigt, dass der Punkt "x" der Draufsicht mit dem End-
- punkt des festen Kreises, also dem Punkt "L" unserer Konstruktion ueberein-
- stimmt. Dabei muss der Stab so ausgerichtet werden, das er senkrecht auf die
- Linie zum Mittelpunkt des Kreises steht, also tangential an den Kreisbogen im
- Punkt "L" angelegt wird. Man sollte dabei den Stab immer so anlegen, das der
- Uebergangsbogen auf der anderen Seite des Winkles abgezeichnet wird und die
- Biegung des Stabes vom Winkel weggeht.
-
- Ist der Mittelpunkt des Kreises nicht festlegbar, weil er z.B. ausserhalb der
- Anlage zum liegen kaeme, kann man sich durch eine Hilfskonstruktion retten.
- Man zeichnet dazu die Verlaengerung des endgueltigen geraden Schienenstranges
- bis zum Punkt " xL ", also die Laenge "l". Nun kennzeichnet man vom Uebergangs-
- punkt der Geraden in den Uebergangsbogen aus gesehen den Wert 2/3 l auf dieser
- Linie. Der biegsame Stab ist richtig angelegt, wenn er im ungebogenen Zustand
- diesen Punkt beruehrt.
-
- Nun biegen wir den Stab einfach noch soweit, bis er mit dem Endpunkt der
- Geraden uebereinstimmt und zeichnen entlang des Stabes unseren Uebergangsgleis-
- bogen auf die Anlage.
-
- Fuer welches System man sich letztendlich entscheidet ist eigentlich gleich,
- man sollte hier einfach die verschiedenen Moeglichkeiten ausprobieren und aus
- den unterschiedlichen Ergebnisse das fuer seine Situation passende auswaehlen.
-
-
- Ich hoffe euch mit der ganzen Thematik nicht ueberfordert zu haben, aber nach
- dem ersten selbstkontruiertem Uebergangsbogen wird diese graue Theorie doch
- schnell zur alltaeglichen Praxis und der optisch wesentlich bessere Lauf der
- von Gleis und Zuegen ist wohl diesen Aufwand auch wert.
-
- Tom
-
- Quellenverzeichnis:
- MOROP NEM 113
- Hans Thorey - Kreatives Hobby Modelleisenbahnen - Elektor Verlag
-