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1994-12-30
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25KB
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479 lines
Gleisuebergangsboegen - nicht nur fuer Aestheten ein Muss
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Anmerkung: Leider ist es auch hier nicht gelungen ohne den erweiterten ASCII
Zeichensatz auszukommen, aber viele der im Text besprochenen
Varianten beduerfen einer kleinen Skizze oder werden durch diese
leichter verstaendlich. Wem es nicht moeglich ist nachfolgenden
Artikel in lesbarer Form auf sein System zu uebertragen dem kann ich
gegen Unkostenerstattung einen Ausdruck schicken.
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Vorbetrachtung:
Blaettern wir einmal durch einen beliebigen Katalog eines Modellbahnherstellers
und betrachten uns dabei vorallem die Seiten mit den Gleisen faellt uns
ziemlich schnell auf dass ueberall von Gleisgeometrien geschrieben wird.
Diese zeigen uns - je nach Hersteller - mehr oder weniger unterschiedliche
aber dennoch feste Gleisradien fuer gebogene Gleise.
(Anm.: das Gleis bei der Modellbahn ist die Einheit von zwei Schienen und dem
damit verbundenem Traegermaterial, meist Kunststoffschwellen, ggfs. aber auch
die Metall- oder Schaumstoffbettung)
Setzt man nun beim Aufbau seiner Modellbahn diese Boegen mit einer Geraden
zusammen und laesst einen Zug mit mehreren Waggons ueber dieses Uebergangs-
stueck zwischen Bogen und Gerade fahren kann man leicht feststellen, dass
- eine Ruckbewegung durch die Waggons geht und
- eine Verschiebung der Waggonenden zueinander erfolgt.
Beides nicht gerade optisch vorbildliche Zustaende auf unserer Modellbahn.
Bedeutend aergerlicher wird die Angelegenheit, wenn es dadurch im Extremfall
zu Entkupplungen oder gar Entgleisungen kommt.
Wo liegt die Ursache fuer diese Erscheinungen ?
Faehrt ein Zug von der geraden Strecke in einen (Modellbahn-)Gleisbogen ein,
aendert sich die Fahrtrichtung am Uebergangspunkt schlagartig von 0° auf den
Winkel des Gleisbogens. Zwar stehen auch im Modellbahnbetrieb einige daempfende
Elemente zu Hilfe, wie Seitenverschiebbarkeit von Achsen und Radsaetzen,
Kulissenfuehrung, Elastizitaet von Raedern und Schiene, aber dadurch kann diese
abrupte Drehbewegung nur ungenuegend abgefangen werden.
Was kann man dagegen tun ?
Von vorstehenden Ursachen ausgehend muss also ein weicher Uebergang von der
Geraden in den Bogen geschaffen werden.
Den kann man im einfachsten Fall durch Verwendung von einzelnen kleinen Bogen-
stuecken von 0° ausgehend bis hin zum endgueltigen Bogenradius erreichen.
Dadurch wird der sonst einmal stattfindende Ruck in lauter kleinere im Abstand
der Bogenstuecke auftretende unterteilt.
Optisch ist dies zwar keine besondere Hilfe, da bereits bei einem mit normaler
Geschwindigkeit fahrenden Zug das Auge wieder vorher beschriebene Gesamtwirkung
erkennt, aber die Entkupplungs- und Entgleisungsgefahr ist damit weitestgehend
gebannt.
Leider hat diese Methode aber zwei entscheidende Nachteile: Fuer den Uebergang
in kleinere und mittlere Bogenradien gibt es kaum noch Zwischenstuecke und die
Kosten dieser aneinandergereihten Gleisstueckchen ist um ein vielfacheres
hoeher als bei Verwendung eines einzelnen grossen Gleises.
Wer dennoch dieses System verwenden will, sollte vor Baubeginn eine ent-
sprechende Teststrecke, mit dem kleinsten Radius und vorzugsweise als S-Kurve,
anlegen. Ausgiebige Fahrversuche, vorallem im schnellen Schiebebetrieb und mit
unterschiedlichem Wagenmaterial, koennen spaetere Umbauten verhindern helfen.
Um das Problem aber komplett zu loesen schauen wir uns beim Vorbild um. Dort
wird immer ein langsamer Uebergang von 0° bis hin zum groessten Winkel der
Kurve praktiziert, ein sogenannter Uebergangsbogen. Beim Durchfahren wird das
Fahrgestell allmaehlich und vorallem ruckfrei von der Geraden auf den Bogen
umgestellt. Die Entgleisungsgefahr ist komplett gebannt - zumindest was dieses
Problem anbelangt - und die optische Wirkung, sowohl des fahrenden Zuges als
auch des Gleisverlaufes, ist einfach ueberwaeltigend.
Selbst im Weichenbau eroeffnen sich durch Uebergangsboegen neue Moeglichkeiten
auch hinsichtlich Verkuerzung von Weichenstrassen, Verbindung von Parallel-
gleisen mit kurzen Gleisabstaenden und deren Betriebssicherheit.
Wie wird nun ein Uebergangsgleisbogen realisiert ?
Durch die Verwendung von Flexgleisen lassen sich ja bekanntlich nahezu alle
Gleisradien erzeugen. Aber welcher ist nun der richtige ? Hier liegt das
einzige Problem der Uebergangsboegen, sie muessen in jedem Fall einzeln
berechnet oder ueber einen biegsamen Stab ermittelt werden, was allerdings
nicht allzu schwer ist. Wer nun absolut keine Lust hat, sich mit den mathe-
matischen Formeln herumzuaergern sollte die vereinfachte Berechnung nach
NEM 113 in Verbindung mit dem biegsamen Stab benutzen.
Wollen wir uns nun zuerst der ausfuerhlichen Berechnung widmen.
Beim Vorbild werden die Uebergangsboegen in Abhaengigkeit von Gelaendeform,
Untergrund und anderen Faktoren nach unterschiedlichen, teilweise recht auf-
wendigen mathematischen Funktionen (auch Kurven genannt) berechnet die natuer-
lich auch unterschiedliche Gleisboegen liefern.
Eine der einfacheren ist die sog. "kubische Parabel" nach der Formel
y = m * xⁿ
Im Modellbahnbereich mit seinen vergleichsweise kleinen Radien reicht
die Funktion 3. Grades vollkommen aus. Wir setzen also also fuer ⁿ = 3 ein und
erhalten damit:
y = m * x * x * x (Anm: Schreibweise wegen EDV-Darstellung geaendert)
Die Kurve kann man nun nach dieser Abbildungsvorschrift auf Milimeterpapier
oder aber auch der Einfachheit halber auf ein kariertes DIN A3 in Abhaengig-
keit von m in einem Koordinatensystem aufzeichen.
Beispiel Koordinatensystem:
y ║
║
║ *
(6) 3 ║ *
║ *
║ *
(4) 2 ║ *
║ *
║ *
(2) 1 ║ *
║ *
║ *
0 *═════════════════════════════════════════════════════════
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 x
(0,5)(1,0)(1,5)...
Man setzt dabei in o.g. Formel einen festen Wert m und variable Werte fuer x
von 0 beginnend bis zum groessten Wert des Bogens ein und traegt das Ergebnis
der einzelnen Berechnungen als Schnittpunkt von x und y in das Koordinaten-
system ein. Die Einzelpunkt werden dann zu einer durchgaengigen Linie
verbunden. Diese Linie stellt den benoetigten Uebergangsbogen dar. Meist ist
dabei eine Anpassung an den benoetigten Massstab der Gleisplanung erforderlich,
dazu braucht man aber nur die Einheiten fuer x und y anders zu waehlen
(Beispiel Werte in Klammern).
Bei der bisherigen Betrachtung haben wir den Wert m unberuecksichtigt
gelassen. Dieser ist der Anpassungsfaktor fuer die unterschiedlichen Radien
des Ausgangsbogens. m wird nach der folgenden Formel ermittelt:
1
m = ---------------
12 * r² * tan a
Dabei ist r der Kruemmungsradius des gebogenen Ausgangsgleistueck. Dieser
wird von allen Herstellern in den Katalogen angegeben (z.B. 360 mm) oder kann
durch Abmessen eines aufgebauten Vollkreises aus diesen gebogenen Gleisen
(Laenge der Linie von Mitte des Gleises durch den Mittelpunkt des Kreises bis
zur gegenueberliegenden Gleismitte = 2 * r, also halben Wert verwenden) er-
mittelt werden.
a ist der Winkel um den sich das Fahrzeug auf diesem Uebergangsbogen drehen
soll. Anders ausgedrueckt ist es der fehlende Winkel des gebogenen Gleisstrangs
bis zur Geraden. Meist ist der Wert des Winkels in den Katalogen angegeben, man
kann ihn aber auch ohne Problem ermit