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1991-03-08
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496 lines
Der Prophet Amos.
\1\
Drohung gegen Nachbarvölker Israels.
$1$ Worte des Amos - der unter den Schafzüchtern von Tekoa war
-, die er über Israel geschaut hat in den Tagen des Usija, des
Königs von Juda, und in den Tagen Jerobeams, des Sohnes des
Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.
$2$ Und er sprach: Der HERR wird vom Zion her brüllen und aus
Jerusalem seine Stimme erschallen lassen: Da vertrocknen die
Weideplätze der Hirten, und der Gipfel des Karmel verdorrt.
#
V. 3-5: Jes 17,1-11; Jer 49,23-27.
#
$3$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Damaskus
und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie
Gilead mit eisernen Dreschschlitten gedroschen haben. $4$ So
sende ich Feuer in das Haus Hasaels, daβ es die Paläste
Ben-Hadads friβt. $5$ Ich zerbreche den Riegel von Damaskus
und rotte den Herrscher aus Bikat-Awen aus und den, der das
Zepter hält, aus Bet-Eden: Und das Volk von Aram wird nach Kir
gefangen wegziehen, spricht der HERR.
#
V. 6-8: Jer 47; Hes 25,15-17; Zeph 2,4-7; Sach 9,5-7.
#
$6$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Gaza und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie ganze
Ortschaften gefangen weggeführt haben, um sie an Edom
auszuliefern. $7$ So sende ich Feuer gegen die Mauer von Gaza,
daβ es seine Paläste friβt. $8$ Ich rotte den Herrscher aus
Aschdod aus und den, der das Zepter hält, aus Aschkelon. Ich
wende meine Hand gegen Ekron, und der Überrest der Philister
geht zugrunde, spricht der Herr, HERR.
#
V. 9.10: Jes 23; Hes 26; 27; 28,1-19; Sach 9,2-4.
#
$9$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Tyrus und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie ganze
Ortschaften an Edom ausgeliefert und an den Bruderbund nicht
gedacht haben. $10$ So sende ich Feuer gegen die Mauer von
Tyrus, daβ es seine Paläste friβt.
#
V. 11.12: (Jes 21,11.12); Jes 34,5-17; Jer 49,7-22; Hes
25,12-14; 35; Ob.
#
$11$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Edom und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil es seinem
Bruder mit dem Schwert nachjagt und sein Erbarmen erstickt hat
und weil sein Zorn beständig zerfleischt und sein Grimm dauernd
wacht. $12$ So sende ich Feuer gegen Teman, daβ es die Paläste
von Bozra friβt.
#
V. 13-15: Jer 49,1-6; Hes 21,33-37; 25,1-7; Zeph 2,8-11.
#
$13$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen der Söhne
Ammon und wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil
sie die Schwangeren von Gilead aufgeschlitzt haben, um ihr
Gebiet zu erweitern. $14$ So zünde ich Feuer an in der Mauer
von Rabba, daβ es seine Paläste friβt unter [Kriegs]geschrei am
Tag der Schlacht, unter Sturm am Tag des Unwetters. $15$ Da
geht ihr König in die Gefangenschaft, er und seine Obersten
zusammen mit ihm, spricht der HERR.
#
V. 1-3: Jes 15; 16; Jer 48; Hes 25,8-11; Zeph 2,8-11.
#
\2\
$1$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Moab und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil es die
Gebeine des Königs von Edom zu Kalk verbrannt hat. $2$ So
sende ich Feuer nach Moab, daβ es die Paläste von Kerijot friβt.
Und Moab stirbt im Kampflärm, unter [Kriegs]geschrei, beim
Schall des Horns. $3$ Und ich rotte den Richter aus seiner
Mitte aus, und alle seine Obersten bringe ich mit ihm um,
spricht der HERR.
\2\
Drohung gegen Juda und Israel.
$4$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Juda und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie das
Gesetz des HERRN verworfen und seine Ordnungen nicht gehalten
haben, und ihre Lügen[götter] sie verführten, denen ihre Väter
nachgelaufen sind. $5$ So sende ich Feuer gegen Juda, daβ es
die Paläste Jerusalems friβt.
$6$ So spricht der HERR: Wegen drei Verbrechen von Israel und
wegen vier werde ich es nicht rückgängig machen, weil sie den
Gerechten für Geld und den Armen für ein Paar Schuhe verkaufen.
$7$ Sie treten nach dem Kopf der Geringen [wie] auf den Staub
der Erde, und den [Rechts]weg der Elenden beugen sie. Und ein
Mann und sein Vater gehen zu [demselben] Mädchen, um meinen
heiligen Namen zu entweihen. $8$ Und auf gepfändeten Kleidern
strecken sie sich aus neben jedem Altar, und Wein von
Strafgeldern trinken sie im Haus ihres Gottes. $9$ Und ich,
ich hatte doch den Amoriter vor ihnen vernichtet, dessen Höhe
wie die Höhe der Zedern war und der stark war wie die Eichen,
und ich hatte seine Frucht droben vertilgt und seine Wurzeln
drunten. $10$ Und ich, ich hatte euch doch aus dem Land
Ägypten heraufgeführt und euch vierzig Jahre in der Wüste
geleitet, das Land des Amoriters in Besitz zu nehmen. $11$ Und
ich habe von euren Söhnen [einige] als Propheten auftreten
lassen und [einige] von euren jungen Männern als Nasiräer. Ja,
war es nicht so, ihr Söhne Israel? spricht der HERR. $12$ Aber
ihr habt den Nasiräern Wein zu trinken gegeben und den Propheten
befohlen: Ihr sollt nicht weissagen!
$13$ Siehe, ich mache es unter euch schwankend, wie der Wagen
schwankt, der voll Garben ist. $14$ Da geht dem Schnellen die
Zuflucht verloren, den Starken festigt nicht seine Kraft, und
der Held rettet sein Leben nicht. $15$ Der den Bogen führt,
hält nicht stand, der Schnellfüβige rettet [sich] nicht, und der
auf dem Pferd reitet, rettet sein Leben nicht. $16$ Und der
Beherzteste unter den Helden flieht nackt an jenem Tag, spricht
der HERR.
\3\
Die Botschaft des Propheten als Botschaft Gottes.
$1$ Hört dieses Wort, das der HERR über euch redet, ihr Söhne
Israel, über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Land Ägypten
heraufgeführt habe! $2$ Nur euch habe ich von allen
Geschlechtern der Erde erkannt; darum werde ich an euch alle
eure Sünden heimsuchen. $3$ Gehen etwa zwei miteinander, auβer
wenn sie zusammengekommen sind? $4$ Brüllt der Löwe im Wald,
wenn er keine Beute hat? Läβt der Junglöwe seine Stimme aus
seinem Versteck erschallen, auβer wenn er [etwas] gefangen hat?
$5$ Fällt ein Vogel in das Klappnetz am Boden, ohne daβ ihm
ein Stellholz [gestellt] ist? Schnellt das Klappnetz von der
Erde empor, wenn es gar nichts gefangen hat? $6$ Wird etwa in
der Stadt das Horn geblasen, und das Volk erschrickt nicht?
Geschieht etwa ein Unglück in der Stadt, und der HERR hat es
nicht bewirkt? $7$ Denn der Herr, HERR, tut nichts, es sei
denn, daβ er sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten,
enthüllt hat. - $8$ Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtet sich
[da] nicht? Der Herr, HERR, hat geredet, wer weissagt [da]
nicht?
\3\
Ankündigung der Zerstörung Samarias.
$9$ Laβt es hören über den Palästen in Aschdod und über den
Palästen im Land Ägypten und sagt: Versammelt euch auf den
Bergen von Samaria und seht die groβe Verwirrung in seiner Mitte
und die Unterdrückungen in seinem Innern! $10$ Sie verstehen
nicht, das Rechte zu tun, spricht der HERR, sie, die Gewalttat
und Verwüstung in ihren Palästen aufhäufen. $11$ Darum,
spricht der Herr, HERR: Ein Bedränger wird das Land umzingeln!
Er stürzt deine Macht von dir herab, und deine Paläste werden
geplündert.
$12$ So spricht der HERR: Ebenso wie der Hirte aus dem Rachen
des Löwen zwei Unterschenkel oder einen Ohrzipfel rettet, so
werden die Söhne Israel gerettet werden, die in Samaria in der
Ecke des Lagers sitzen und auf dem Damast des Ruhebettes.
$13$ Hört und bezeugt es gegen das Haus Jakob! spricht der
Herr, HERR, der Gott der Heerscharen: $14$ An dem Tag, da ich
die Verbrechen Israels an ihm heimsuche, werde ich auch die
Altäre von Bethel heimsuchen: Da werden die Hörner des Altars
abgehauen und fallen zu Boden. $15$ Und ich zertrümmere das
Winterhaus samt dem Sommerhaus! Auch die Elfenbeinhäuser gehen
zugrunde, die vielen Häuser verschwinden, spricht der HERR.
\4\
Strafrede gegen die üppigen Frauen und den entarteten
Gottesdienst - Ankündigung des Gerichts nach vergeblichen
Warnungen.
$1$ Hört dies Wort, ihr Kühe Basans auf dem Berg Samarias, die
die Geringen unterdrücken, die Armen schinden, [und] zu ihren
Herren sagen: Bring her, daβ wir trinken! $2$ Geschworen hat
der Herr, HERR, bei seiner Heiligkeit: Ja, siehe, Tage kommen
über euch, da schleppt man euch an Haken weg und euren Rest an
Fischerangeln. $3$ Dann zieht ihr durch die Mauerrisse hinaus,
eine jede vor sich hin, und ihr werdet hin zum [Berg] Hermon
geworfen, spricht der HERR.
$4$ Geht nach Bethel und übt Verbrechen, nach Gilgal [und]
vermehrt das Verbrechen! Bringt am Morgen eure Schlachtopfer, am
dritten Tag eure Zehnten! $5$ Und laβt vom Gesäuerten ein
Dankopfer als Rauch aufsteigen und ruft freiwillige Gaben aus,
laβt es hören! Denn so liebt ihr es, ihr Söhne Israel, spricht
der Herr, HERR.
$6$ Und so habe auch ich euch blanke Zähne gegeben in all
euren Städten und Mangel an Brot in all euren Orten. Und doch
seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. $7$ Und
auch ich habe euch den Regen vorenthalten, als noch drei Monate
bis zur Ernte waren. Und ich habe auf die eine Stadt regnen
lassen, und auf die andere Stadt lieβ ich nicht regnen, das eine
Feld wurde beregnet, und das Feld, auf das es nicht regnete,
verdorrte. $8$ Und zwei, drei Städte wankten zu einer Stadt
hin, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt. Und doch seid
ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. $9$ Ich habe
euch mit Getreidebrand und mit Vergilben geschlagen. Ich habe
eure Gärten und eure Weinberge vertrocknen lassen, und eure
Feigen- und eure Olivenbäume fraβ die Heuschrecke. Dennoch seid
ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht der HERR. $10$ Ich
schickte unter euch die Pest in der Art Ägyptens. Ich habe eure
jungen Männer mit dem Schwert erschlagen, [zusammen] mit euren
gefangenen Pferden, und ich lieβ den Gestank eurer Heerlager
aufsteigen, und zwar in eure Nase. Dennoch seid ihr nicht zu mir
umgekehrt, spricht der HERR. $11$ Ich habe eine Umkehrung
unter euch angerichtet wie die Umkehrung Gottes von Sodom und
Gomorra. Und ihr wart wie ein Holzscheit, das aus dem Brand
gerettet ist. Und doch seid ihr nicht zu mir umgekehrt, spricht
der HERR. - $12$ Darum werde ich dir so tun, Israel. Weil ich
dir dies tun will, mach dich bereit, deinem Gott zu begegnen,
Israel! - $13$ Ja, siehe, der die Berge bildet und den Wind
erschafft und dem Menschen mitteilt, was sein Sinnen ist, der
die Morgenröte [und] die Finsternis macht und einherschreitet
auf den Höhen der Erde: Jahwe, Gott der Heerscharen, ist sein
Name.
\5\
Klage gegen Israel - Gottes Buβruf unter Hinweis auf den Tag des
HERRN.
$1$ Hört dieses Wort, das ich über euch als Totenklage anhebe,
Haus Israel! $2$ Gefallen ist die Jungfrau Israel, sie steht
nicht wieder auf. Hingeworfen liegt sie da auf eigenem Boden,
niemand richtet sie auf. $3$ Denn so spricht der Herr, HERR:
Die Stadt, die mit tausend auszieht, wird hundert übrigbehalten,
und die mit hundert auszieht, wird zehn übrigbehalten für das
Haus Israel.
$4$ Denn so spricht der HERR zum Haus Israel: Sucht mich und
lebt! $5$ Und sucht nicht Bethel [auf] und geht nicht nach
Gilgal und geht nicht hinüber nach Beerscheba! Denn Gilgal wird
ganz bestimmt gefangen wegziehen, und Bethel wird zum Unheil
werden. $6$ Sucht den HERRN und lebt, damit er nicht [für] das
Haus Joseph wie Feuer wirkt, das [um sich] friβt, und für Bethel
niemand da ist, der löscht.
$7$ [Weh denen,] die Recht in Wermut verwandeln und
Gerechtigkeit zu Boden werfen! - $8$ Der das Siebengestirn und
den Orion gemacht hat, in Morgen[licht] die Finsternis
verwandelt und den Tag zur Nacht verfinstert, der die Wasser des
Meeres ruft und sie ausgieβt über die Fläche der Erde: Jahwe ist
sein Name! - $9$ der Verwüstung über den Starken aufblitzen
läβt; und Verwüstung kommt über die befestigte Stadt. - $10$
Sie hassen den, der im Tor Recht spricht, und den, der
unsträflich redet, verabscheuen sie. $11$ Darum: Weil ihr vom
Geringen Pachtzinsen erhebt und Getreideabgaben von ihm nehmt,
habt ihr Häuser aus Quadern gebaut, doch werdet ihr nicht darin
wohnen. Schöne Weinberge habt ihr gepflanzt, doch werdet ihr
deren Wein nicht trinken.
$12$ Ja, ich kenne eure vielen Verbrechen und eure zahlreichen
Sünden. - Sie bedrängen den Gerechten, nehmen Bestechungsgeld
und drängen im Tor den Armen zur Seite. $13$ Darum schweigt
der Einsichtige in dieser Zeit, denn eine böse Zeit ist es.
$14$ Sucht das Gute und nicht das Böse, damit ihr lebt! Und
der HERR, der Gott der Heerscharen, wird so mit euch sein, wie
ihr sagt. $15$ Haβt das Böse und liebt das Gute und richtet
das Recht auf im Tor! Vielleicht wird der HERR, der Gott der
Heerscharen, dem Überrest Josephs gnädig sein.
$16$ Darum, so spricht der HERR, der Gott der Heerscharen, der
Herr: Auf allen Plätzen Wehklage! Und auf allen Gassen sagt man:
Wehe, wehe! Und die Bauern rufen zum Trauern und Wehklagen nach
den des Klageliedes Kundigen. $17$ Und in allen Weinbergen
Wehklage! Denn ich werde durch deine Mitte ziehen, spricht der
HERR.
$18$ Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Wozu
soll euch denn der Tag des HERRN sein? Er wird Finsternis sein
und nicht Licht: $19$ Wie wenn jemand vor dem Löwen flieht,
und es begegnet ihm der Bär, aber er kommt [noch] nach Hause und
stützt seine Hand an die Mauer, da beiβt ihn die Schlange.
$20$ Wird so nicht der Tag des HERRN Finsternis sein und nicht
Licht? Ja, Dunkelheit und nicht Glanz ist ihm [eigen].
$21$ Ich hasse, ich verwerfe eure Feste, und eure
Festversammlungen kann ich nicht [mehr] riechen: $22$ Denn
wenn ihr mir Brandopfer opfert, [miβfallen sie mir], und an
euren Speisopfern habe ich kein Gefallen, und das Heilsopfer von
eurem Mastvieh will ich nicht ansehen. $23$ Halte den Lärm
deiner Lieder von mir fern! Und das Spiel deiner Harfen will ich
nicht hören. $24$ Aber Recht ergieβe sich wie Wasser und
Gerechtigkeit wie ein immerflieβender Bach! $25$ Habt ihr mir
vierzig Jahre in der Wüste Schlachtopfer und Speisopfer
dargebracht, Haus Israel? $26$ Ja, ihr habt den Sikkut, euren
König, und Kiun getragen, eure Götzenbilder, den Stern eurer
Götter, die ihr euch gemacht hattet. $27$ So werde ich euch
[bis] über Damaskus hinaus gefangen wegführen, spricht der HERR;
Gott der Heerscharen ist sein Name.
\6\
Ankündigung des Strafgerichts wegen Genuβsucht, Hochmut und
Sittenlosigkeit.
$1$ Wehe den Sorglosen in Zion und den Sicheren auf dem Berg
von Samaria, den Vornehmen des Erstlings der Nationen, zu denen
das Haus Israel kommt! $2$ Geht hinüber nach Kalne und seht!
Und geht von dort nach Hamat, der groβen [Stadt], und steigt
hinab nach Gat der Philister! Sind sie besser als diese
Königreiche, oder ist ihr Gebiet gröβer als euer Gebiet? $3$
Ihr, die ihr den Tag des Unglücks hinausschiebt und die
Herrschaft der Gewalt herbeiführt. $4$ Sie liegen auf
Elfenbeinlagern und räkeln sich auf ihren Ruhebetten. Sie essen
Fettschafe von der Herde und Kälber aus dem Maststall. $5$ Sie
faseln zum Klang der Harfe, denken sich wie David
Musikinstrumente aus. $6$ Sie trinken Wein aus Schalen und
salben sich mit den besten Ölen, aber über den Zusammenbruch
Josephs sind sie nicht bekümmert. $7$ Darum ziehen sie jetzt
gefangen an der Spitze der Weggeführten fort, und vorbei ist es
mit dem Gejohle der sich Räkelnden.
$8$ Der Herr, HERR, hat bei sich selbst geschworen, spricht
der HERR, der Gott der Heerscharen: Ich verabscheue den Stolz
Jakobs, und seine Paläste hasse ich. Und ich liefere die Stadt
aus und alles, was sie erfüllt. $9$ Und es wird geschehen,
wenn zehn Männer in einem einzigen Haus übrigbleiben, sie müssen
doch sterben. $10$ Und hebt einen [dann] sein Verwandter und
sein Bestatter auf, um die Leiche aus dem Haus hinauszuschaffen,
und sagt zu dem, der im Innern des Hauses ist: Ist noch jemand
bei dir? und dieser sagt: Niemand! - dann wird er sagen: Still!
Denn man darf den HERRN nicht beim Namen nennen. $11$ Denn
siehe, der HERR befiehlt, und man schlägt das groβe Haus in
Trümmer und das kleine Haus in Splitter.
$12$ Rennen Pferde denn auf Felsen, oder pflügt man [darauf]
mit Rindern? Ihr aber verwandelt das Recht in Gift und die
Frucht der Gerechtigkeit in Wermut.
$13$ [Wehe denen,] die sich über Lo-Dabar freuen, die sagen:
Haben wir uns nicht mit unserer Kraft Karnajim genommen? $14$
Ja siehe, ich lasse gegen euch, Haus Israel, eine Nation
aufstehen, spricht der HERR, der Gott der Heerscharen; die
werden euch bedrängen vom Zugang nach Hamat an bis zum Bach der
Ebene.
\7\
Drei Gesichte vom kommenden Gericht - Ausweisung des Amos aus
Bethel.
$1$ So lieβ der Herr, HERR, mich sehen: Siehe, einer, der
Heuschrecken bildete, als das Spätgras zu wachsen anfing, - und
siehe, das Spätgras [kommt] nach dem Königsmähen. $2$ Und es
geschah, als sie das Kraut der Erde ganz abgefressen hatten, da
sagte ich: Herr, HERR, vergib doch! Wie sollte Jakob bestehen?
Es ist ja so klein. $3$ Der HERR lieβ es sich gereuen. Es soll
nicht geschehen! sprach der HERR.
$4$ So lieβ der Herr, HERR mich sehen: Siehe, der Herr, HERR,
rief einen Feuerregen; der fraβ die groβe Flut und wollte das
Ackerland fressen. $5$ Da sprach ich: Herr, HERR, laβ doch ab!
Wie sollte Jakob bestehen? Es ist ja so klein. $6$ Der HERR
lieβ es sich gereuen. Auch das soll nicht geschehen! sprach der
Herr, HERR.
$7$ So lieβ er mich sehen: Siehe, der Herr stand auf einer
Mauer, [die mit einem] Senkblei [gerichtet war], und in seiner
Hand war ein Senkblei. $8$ Und der HERR sprach zu mir: Was
siehst du, Amos? Und ich sagte: Ein Senkblei. Und der Herr
sprach: Siehe, ich lege ein Senkblei an mitten in meinem Volk
Israel. Ich gehe künftig nicht mehr [schonend] an ihm vorüber.
$9$ Dann veröden die Höhen Isaaks, und die Heiligtümer Israels
liegen in Trümmern, und gegen das Haus Jerobeams erhebe ich mich
mit dem Schwert.
$10$ Da sandte Amazja, der Priester von Bethel, zu Jerobeam,
dem König von Israel, und lieβ sagen: Amos betreibt eine
Verschwörung gegen dich mitten im Haus Israel. Das Land kann all
seine Worte nicht ertragen. $11$ Denn so spricht Amos: Durchs
Schwert wird Jerobeam sterben, und Israel wird ganz bestimmt aus
seinem Land gefangen wegziehen. $12$ Und Amazja sagte zu Amos:
Seher, geh, flieh schnell in das Land Juda! Iβ dort dein Brot,
und dort magst du weissagen! $13$ Aber in Bethel sollst du
künftig nicht mehr weissagen; denn das Heiligtum des Königs ist
hier und hier ist der Tempel des Königreiches. $14$ Da
antwortete Amos und sagte zu Amazja: Ich bin kein Prophet und
bin kein Prophetensohn, sondern ein Viehhirte bin ich und ein
Maulbeerfeigenzüchter. $15$ Aber der HERR holte mich hinter
dem Kleinvieh weg, und der HERR sprach zu mir: Geh hin, weissage
meinem Volk Israel! - $16$ Und nun höre das Wort des HERRN: Du
sagst, du sollst nicht weissagen über Israel und sollst nicht
reden über das Haus Isaak. $17$ Darum, so spricht der HERR:
Deine Frau wird zur Hure werden in der Stadt, und deine Söhne
und deine Töchter werden durchs Schwert fallen, dein Land wird
mit der Meβschnur verteilt werden, und du selbst wirst in einem
unreinen Land sterben; und Israel wird gewiβ aus seinem Land
gefangen wegziehen.
\8\
Das vierte Gesicht: Das baldige Gericht über Samaria.
$1$ So lieβ der Herr, HERR, mich sehen: Siehe, ein Korb mit
Sommerobst. $2$ Und er sprach: Was siehst du, Amos? Und ich
sagte: Einen Korb mit Sommerobst. Da sprach der HERR zu mir: Das
Ende für mein Volk Israel ist gekommen, ich werde nicht mehr
länger [schonend] an ihm vorübergehen. $3$ Und zu Geheul
werden die Gesänge des Palastes an jenem Tag, spricht der Herr,
HERR. Leichen in Menge. Überall wirft man [sie] hin. - Still!
$4$ Hört dies, die ihr den Armen tretet und [darauf aus seid],
die Elenden im Land zu vernichten, $5$ und sagt: Wann ist der
Neumond vorüber, daβ wir Getreide verkaufen, und der Sabbat, daβ
wir Korn anbieten; um das Efa zu verkleinern und den Schekel zu
vergröβern und die Waage [zum] Betrug zu fälschen, $6$ um die
Geringen für Geld und den Armen für ein Paar Schuhe zu kaufen,
und damit wir den Abfall des Korns verkaufen?
$7$ Geschworen hat der HERR beim Stolz Jakobs: Wenn ich alle
ihre Taten jemals vergessen werde! $8$ Sollte darüber nicht
die Erde erbeben und jeder trauern, der auf ihr wohnt? - daβ sie
sich insgesamt erhebt wie der Strom und aufwogt und zurücksinkt
wie der Strom Ägyptens?
$9$ An jenem Tag wird es geschehen, spricht der Herr, HERR, da
lasse ich die Sonne am Mittag untergehen und bringe Finsternis
über die Erde am lichten Tag. $10$ Und ich verwandle eure
Feste in Trauer und alle eure Gesänge in Totenklage und bringe
auf alle Hüften Sacktuch und auf jeden Kopf eine Glatze. Und ich
mache es wie bei der Trauer um den einzigen [Sohn] und das Ende
davon wie einen bittern Tag.
$11$ Siehe, Tage kommen, spricht der Herr, HERR, da sende ich
Hunger ins Land, nicht einen Hunger nach Brot und nicht einen
Durst nach Wasser, sondern [danach], die Worte des HERRN zu
hören. $12$ Und sie werden wanken von Meer zu Meer und vom
Norden bis zum Osten. Sie werden umherschweifen, um das Wort des
HERRN zu suchen, und werden es nicht finden.
$13$ An jenem Tag sinken die schönen Jungfrauen und die jungen
Männer vor Durst ohnmächtig hin, $14$ die da bei der Schuld
Samarias schwören und sagen: So wahr dein Gott lebt, Dan! und:
So wahr der Weg nach Beerscheba lebt! Sie werden fallen und
nicht mehr aufstehen.
\9\
Das fünfte Gesicht: Das sichere Eintreffen des Gerichts -
Zerstreuung Israels.
$1$ Und ich sah den Herrn am Altar stehen, und er sprach:
Schlage auf das Kapitell, daβ die Schwellen beben, und
zerschmettere sie auf ihrer aller Kopf! Und ihren Rest werde ich
mit dem Schwert umbringen. Kein Flüchtling von ihnen wird
entfliehen, und kein Entkommener von ihnen wird sich in
Sicherheit bringen. $2$ Wenn sie in den Scheol einbrechen,
wird meine Hand sie von dort holen. Und wenn sie in den Himmel
hinaufsteigen, werde ich sie von dort herunterbringen. $3$ Und
wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmel verbergen, werde ich sie
von dort hervorsuchen und holen. Und wenn sie sich auf dem Grund
des Meeres vor meinen Augen verstecken, werde ich von dort der
Schlange befehlen, sie zu beiβen. $4$ Und wenn sie vor ihren
Feinden her in Gefangenschaft ziehen, werde ich von dort dem
Schwert befehlen, sie umzubringen. Und ich werde mein Auge auf
sie richten zum Bösen und nicht zum Guten.
$5$ Und der Herr, der HERR der Heerscharen, der die Erde
anrührt, daβ sie wankt, daβ alle, die auf ihr wohnen, trauern,
daβ sie sich überall erhebt wie der Strom und zurücksinkt wie
der Strom Ägyptens; $6$ der seine Stufe im Himmel baut und die
Grundmauern seiner Gewölbe auf der Erde legt, der die Wasser des
Meeres ruft und sie ausgieβt über die Fläche der Erde: Jahwe ist
sein Name.
$7$ Seid ihr mir nicht wie die Söhne der Kuschiten, [ihr]
Söhne Israel? spricht der HERR. Habe ich nicht Israel aus dem
Land Ägypten heraufgeführt und die Philister aus Kaftor und Aram
aus Kir? $8$ Siehe, die Augen des Herrn, HERRN, [sehen] auf
das sündige Königreich, und ich will es von der Fläche des
Erdbodens ausrotten, - nur daβ ich das Haus Jakob nicht völlig
ausrotten will, spricht der HERR. $9$ Denn siehe, ich will
befehlen und will das Haus Israel unter allen Nationen
schütteln, wie man mit einem Sieb schüttelt, und nicht ein
Steinchen fällt zur Erde. $10$ Alle Sünder meines Volkes
werden durchs Schwert sterben, die da sagen: Du wirst das
Unglück nicht herbeiführen, und bis zu uns wirst du [es] nicht
herankommen lassen.
\9\
Das kommende Königreich und die Wiederherstellung Israels.
$11$ An jenem Tag richte ich die verfallene Hütte Davids auf,
ihre Risse vermauere ich, und ihre Trümmer richte ich auf, und
ich baue sie wie in den Tagen der Vorzeit, $12$ damit sie den
Überrest Edoms und all die Nationen in Besitz nehmen, über denen
mein Name ausgerufen war, spricht der HERR, der dies tut.
$13$ Siehe, Tage kommen, spricht der HERR, da rückt der
Pflüger nahe an den Schnitter heran und der Traubentreter an den
Sämann, und die Berge triefen von Most, und alle Hügel
zerflieβen. $14$ Da wende ich das Geschick meines Volkes
Israel. Sie werden die verödeten Städte aufbauen und bewohnen
und Weinberge pflanzen und deren Wein trinken und Gärten anlegen
und deren Frucht essen. $15$ Ich pflanze sie in ihr Land ein.
Und sie sollen nicht mehr herausgerissen werden aus ihrem Land,
das ich ihnen gegeben habe, spricht der HERR, dein Gott.