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Text File  |  1992-08-01  |  22KB  |  318 lines

  1. Hier mal ein paar seiten aus einem Buch, in dem auch mal Commodore erwähnt
  2. wird. Das Buch ist lesenswert, es berichtet über alles, was dazugehört,
  3. die Erfindung des Mikroprozessors, SUN, IBM, Altair, ....
  4.  
  5.  
  6. Die Silicon Valley Story
  7. Bob McSummit / Joe Martin
  8. Systhema Verlag GmbH, 1989
  9. ISBN 3-89390-336-4
  10.  
  11. Von Commodore ...
  12.  
  13. Die  Geschichte  Commodores  hatte,  darüber  muß  man    sich im klaren sein,
  14. einen    enormen   Einfluß  auf     die  Mikrocomputerszene,  auch  wenn  diese
  15. Geschichte  nicht  unmittelbar im Silicon Vally geschrieben wurde.  Aber die
  16. Silicon Valley Story lebt durch  die Menschen, die sie geprägt haben.  Steve
  17. Jobs und Steve Wozniak, Chuck Peddle, Bill Hewlett und Dave Packard sind nur
  18. einige    aus  der  schier  endlosen  Reihe  derjenigen, die mehr oder weniger
  19. Großes für die Entwicklung der Computerindustrie geleistet haben.
  20.  Auch  der  Gründer,  die  treibende Kraft,  die hinter Commodore steht, ein
  21. Mann  namens Jack Tramiel, hatte  einen bedeutenden Einfluß auf den Gang der
  22. Computergeschichte.   Dies  vielleicht    nicht zuletzt auch deswegen, weil er
  23. schließlich  auch  wieder  im Silicon  Valley gelandet ist.  Heute leitet er
  24. die  Firma  Atari und schreibt dort ebenfalls neuerlich ein weiteres Kapitel
  25. Computergeschichte.  Eigentlich hat er die Leitung in der Zwischenzeit, seit
  26. 1989,  an  seinen  Sohn  Sam  Tramiel abgegeben, aber er gilt noch immer als
  27. graue  Eminenz    und  beeinflußt strategische  Entscheidungen  noch in großem
  28. Umfang.
  29.  Jack  Tramiel ist als    hartgesottener Geschäftsmann bekannt, und mit seinem
  30. auf  den  Verkauf  großer  Stückzahlen    ausgerichteten    Konzept  brachte  er
  31. sowohl    Commodore  als    auch  später  Atari  auf  einen schier unglaublichen
  32. Erfolgskurs.   Nachdem er  Atari  übernommen hatte, äußerte  ein Mitarbeiter
  33. von  Atari  einmal:   'Es ist mir ein besonderes  Vergnügen, bei einer Firma
  34. beziehungsweise  mit  einem  Chef  zu arbeiten, der erneut innerhalb weniger
  35. Jahre die Milliardengrenze überschreitet.'
  36.  Er  spielte   damit   darauf  an,  daß  Commodore  unter  Tramiel über eine
  37. Milliarde  Dollar  umsetzte  und  jedes Jahr enorme Zuwachsraten verzeichnen
  38. konnte.   Unter  der  Leitung Tramiels galt für Atari dieselbe    Entwicklung.
  39. Tramiel  hatte    nicht  nur  Entwicklungpotential  von  Commodore  abgezogen,
  40. sondern auch gleich das halbe Managment mit zu Atari genommen.
  41.  Tramiels  Ziel  war  es  immer,  der  Allgemeinheit die neusten technischen
  42. Errungenschaften  verfügbar  zu  machen.   Durch Dumping-Preise zettelte er
  43. regelrechte  Kriege  an, die unter der Bezeichnung 'Die Homecomputer-Kriege'
  44. weltweit berühmt und berüchtigt wurden.
  45.  Jahre    später,  nachdem  er  Commodore  bereits  verlasen hatte, äußerte er
  46. anläßlich  einer  Pressekonferenz  in  seiner Eigenschaft als Chef von Atari
  47. einmal:  'Business is war!' Dies war über  all die Jahre hinweg, in denen er
  48. Commodore  aufbaute,  sein  Leitspruch    gewesen.  Für ihn war  das  Geschäft
  49. immer  Krieg  -  ein Kampf gegen seine Konkurrenten.  Ein Krieg, bei dem man
  50. stets  darauf  bedacht    sein mußte, zu überleben, bei  dem  es darauf ankam,
  51. die  Nase  vorn  zu  haben,  als  erster  auf  dem  Markt  zu  sein  und das
  52. attraktivste Angebot zu machen.  Als er dann zu Atari wechselte, ging dieser
  53. Krieg  unvermindert  weiter.   Aber  es  wurde nun in erster Linie ein Kampf
  54. gegen  Commodore,  der nicht nur technologie- und marktbestimmt war, sondern
  55. bei dem auch die persönliche Komponente eine wichtige Rolle spielte.
  56.  Tramiels  Geschichte  ist  die  des   berühmten   Tellerwäschers,  der  zum
  57. Millionär  wird.   Er  stamt  aus Polen und  mußte  vor den Nazis in die USA
  58. fliehen.   Im Alter von 20 Jahren kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach New
  59. York und verdiente sein erstes Geld als Taxifahrer.  In New York liegen auch
  60. die  Ursprünge    der  Firma  Commodore.     Während seiner  Dienstzeit  bei der
  61. US-Army  lernte Jack Tramiel alles über Schreibmachinen.  Er  reparierte sie
  62. und machte sich schließlich mit einem anderen  ehemaligen  Armee-Angehörigen
  63. namens    Manny  Kapp selbstständig.  Die beiden    gründeten eine Firma mit dem
  64. Namen  'Commodore Portable Typewriter'.  Die Legende  erzählt,  daß der Name
  65. Commodore  von    den  beiden  gewählt  wurde, weil sie als  Firmennamen einen
  66. hohen  militärischen  Rang  verwenden  wollten,  die   Bezeichnung 'Admiral'
  67. jedoch    schon  von  einer  anderen  Firma  geführt   wurde.   So  stand  der
  68. Commodore,   ebenfalls     ein   hohes  Tier   beim   Militär,  Pate  für  die
  69. neuzugründende Firma.
  70.  Der  Sitz  des  Unternehmens  lag  in    dem  berühmt-berüchtigten New Yorker
  71. Stadtteil  Bronx.   Das Geschäft wurde    1956 nach Toronto verlegt, weil Jack
  72. Tramiels  Frau    von dort stammte und Kanada einige finanzielle Vorteile bot.
  73. Außerdem erwies sich Toronto in Kanada    als  wesentlich günstigerer Standort
  74. als  die  Bronx  in New York.  Das Anfangsgeschäft,  das im wesentlichen auf
  75. der  Reparatur    von Schreibmaschinen basierte, war für    Jack Tramiel bereits
  76. nach kurzer Zeit nicht mehr lukrativ und befriedigend genug.
  77.  Er  änderte den Namen in 'Commodore Business Machines'  und verkaufte neben
  78. Schreibmaschinen auch Rechenmaschinen, eine tschechische Schreibmaschine bot
  79. er sogar im Alleinvertrieb an.
  80.  Jack  Tramiel    hatte zwar große Pläne, aber es fehlte    am  nötigen  Kapital
  81. für  die  Umsetzung  seiner  Pläne.   Überzeugt  davon,  daß der Erfolg sich
  82. einstellen  werden, sobald nur die  erforderliche Kapitalbasis zur Verfügung
  83. stünde,  suchte  er  den Kontakt zu einem kanadischen  Risikokapitalanleger,
  84. der  jedoch  über einen zweifelhaften  Ruf  verfügte - Paul Morgan.  Morgans
  85. Firma  Atlantic Acceptance finanzierte Commodore und viele andere Firmen und
  86. verquickte  diese  Firmen  dabei  so   innig miteinender, daß die kanadische
  87. Staatsanwaltschaft  letztendlich  einige Fälle    des Kapitalbetrugs sowie der
  88. Börsenmanipulation aufzudecken hatte.
  89.  Nach  gerichtlichem  Nachweis    der  Manipulation   der  Bücher und weiterer
  90. betrügerischer     Aktivitäten   wurde   die   Firma    Atlantic      Acceptance
  91. geschlossen.   Tramiel konnte verhindern, daß seine  Firma Commodore zu tief
  92. in diesen Finanzskandal verwickelt wurde, und es gelang ihm, sich von Morgan
  93. so weit zu distanzieren, daß er Commodore weiterführen konnte.
  94.  Nichtsdestotrotz  hatte Tramiel nach dem Niedergang von Atlantic Acceptance
  95. neuerlich  mit    Finanzproblemen zu kämpfen.  Also suchte  er weiter und fand
  96. schließlich  Irving  Gould, einen weiteren Risikokapitalanleger  aus Kanada.
  97. Gould  erhielt    von  Tramiel  einen  Anteil,  der es ihm erlaubte, die Firma
  98. Commodore   zu     kontrollieren.    Er    finanzierte   Commodore   und  wurde
  99. Vorstandsvorsitzender.
  100.  Obwohl  Irving  Gould    diese  Position des Vorstandsvorsitzenden innehatte,
  101. gestatte  er  Jack  Tramiel, die Firma nach eigenen Vorstellungen aufzubauen
  102. und  zu  leiten.   1968 reiste Jakc Tramiel nach Japan und sah sich dort mit
  103. einer  technischen  Revolution    konfrontiert,  die  er    sofort    in  die  USA
  104. importierte  -    diese  Revolution  stand  in Zusammenhang mit elektronischen
  105. Taschenrechnern.   Diese  Taschenrechner  gab  es  zwar  auch  in  den USA -
  106. schließlich  stammten die meisten von dort - die Japaner waren    aber einfach
  107. entscheidend billiger.
  108.  Anfang  der  siebziger  Jahre    gelang    es Tramiel, als einer  der führenden
  109. Anbieter  von  Taschenrechnern    auf  dem  amerikanischen Markt akzeptiert zu
  110. werden.   Den  Firmensitz  hatte  er  zwischenzeitlich    nach Kalifornien ins
  111. Silicon Valley verlegt.  Dort hatte er nicht nur eine Niederlassung, sondern
  112. baute  auch  eigene  Taschenrechner  mit Chips, die er von Texas Instruments
  113. bezog.     Doch  gerade  der Zulieferer Texas Instruments sollte ihn innerhalb
  114. kürzester Zeit - Anfang 1975 - in enorme Schwierigkeiten bringen.
  115.  In  diesem Jahr entschied sich Texas Instruments dafür,  angeregt durch den
  116. Erfolg     ihres     Kunden  Commodore  und  den  anderen  Unternehemen,  selbst
  117. Taschenrechner    auf den Markt zu bringen.  Dadurch wurde ein Konkurrenzkampf
  118. entfesselt, der in einen absoluten Preiskrieg ausartete.
  119.  Innerhalb  nur  weniger Monate war der Preis für einen  Taschenrechner, der
  120. bis  dato  100    Dollar    gekostet  hatte, auf weniger als 10 Dollar gefallen.
  121. Trotz  eines  Umsatzes von 50 Millionen Dollar verlor Commodore im Jahr 1975
  122. dadurch  rund