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1991-03-08
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3,218 lines
Das Evangelium nach Lukas.
\1\
Vorwort.
$1$ Da es nun schon viele unternommen haben, einen Bericht von
den Ereignissen zu verfassen, die sich unter uns zugetragen
haben, $2$ wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang
an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind, $3$ hat es
auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau
gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach
zu schreiben, $4$ damit du die Zuverlässigkeit der Dinge
erkennst, in denen du unterrichtet wordenbist.
\1\
Ankündigung der Geburt des Johannes.
$5$ Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein
Priester mit Namen Zacharias, aus der Abteilung des Abia; und
seine Frau war aus den Töchtern Aarons und ihr Name Elisabeth.
$6$ Beide aber waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig
in allen Geboten und Satzungen des Herrn. $7$ Und sie hatten
kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war; und beide waren in
ihren Tagen weit vorgerückt.
$8$ Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung
den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, $9$ traf ihn,
nach der Gewohnheit des Priestertums, das Los, in den Tempel des
Herrn zu gehen, um zu räuchern. $10$ Und die ganze Menge des
Volkes stand betend drauβen zur Stunde des Räucherns. $11$ Ihm
erschien aber ein Engel des Herrn und stand zur Rechten des
Räucheraltars. $12$ Und als Zacharias [ihn] sah, wurde er
bestürzt, und Furcht kam über ihn. $13$ Der Engel aber sprach
zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! Denn dein Flehen ist
erhört: Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und
du sollst seinen Namen Johannes nennen. $14$ Und er wird dir
zur Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine
Geburt freuen. $15$ Denn er wird groβ sein vor dem Herrn;
weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon von
Mutterleibe an mit Heiligem Geist erfüllt werden. $16$ Und
viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott,
bekehren. $17$ Und er wird vor ihm hergehen in dem Geist und
der Kraft des Elia, um der Väter Herzen zu bekehren zu den
Kindern und Ungehorsame zur Gesinnung von Gerechten, um dem
Herrn ein zugerüstetes Volk zu bereiten. $18$ Und Zacharias
sprach zu dem Engel: Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin
ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren
Tagen. $19$ Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich
bin Gabriel, der vor Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu
dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen. $20$
Und siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu
dem Tag, da dies geschehen wird, dafür daβ du meinen Worten
nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden.
$21$ Und das Volk wartete auf Zacharias, und sie wunderten
sich, daβ er so lange im Tempel verweilte. $22$ Als er aber
herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden, und sie erkannten,
daβ er im Tempel ein Gesicht gesehen hatte. Und er winkte ihnen
zu und blieb stumm. $23$ Und es geschah, als die Tage seines
Dienstes zu Ende waren, ging er weg nach seinem Haus.
$24$ Nach diesen Tagen aber wurde Elisabeth, seine Frau,
schwanger und zog sich fünf Monate zurück und sagte: $25$ So
hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er [mich]
angesehen hat, um meine Schmach vor den Menschen wegzunehmen.
\1\
Ankündigung der Geburt Jesu.
$26$ Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott
in eine Stadt von Galiläa, mit Namen Nazareth, gesandt, $27$
zu einer Jungfrau, die einem Mann namens Joseph, aus dem Haus
Davids, verlobt war, und der Name der Jungfrau war Maria. $28$
Und er kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüβt, Begnadigte!
Der Herr [ist] mit dir. $29$ Sie aber wurde bestürzt über das
Wort und überlegte, was für ein Gruβ dies sei. $30$ Und der
Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast
Gnade bei Gott gefunden. $31$ Und siehe, du wirst schwanger
werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm seinen Namen
Jesus nennen. $32$ Dieser wird groβ sein und Sohn des Höchsten
genannt werden; und der Herr, Gott, wird ihm den Thron seines
Vaters David geben; $33$ und er wird über das Haus Jakobs
herrschen in Ewigkeit, und seines Königtums wird kein Ende sein.
$34$ Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies zugehen, da
ich von keinem Mann weiβ? $35$ Und der Engel antwortete und
sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und
Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das
Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.
$36$ Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, auch sie erwartet
einen Sohn in ihrem Alter, und dies ist der sechste Monat bei
ihr, die unfruchtbar genannt war. $37$ Denn kein Wort, das von
Gott kommt, wird kraftlos sein. $38$ Maria aber sprach: Siehe,
[ich bin] die Magd des Herrn; es geschehe mir nach deinem Wort.
Und der Engel schied von ihr.
\1\
Maria bei Elisabeth - Lobpreis der Maria.
$39$ Maria aber machte sich in diesen Tagen auf und ging mit
Eile in das Gebirge, in eine Stadt Judas; $40$ und sie kam in
das Haus des Zacharias und begrüβte die Elisabeth. $41$ Und es
geschah, als Elisabeth den Gruβ der Maria hörte, hüpfte das Kind
in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt
$42$ und rief mit lauter Stimme und sprach: Gesegnet [bist] du
unter den Frauen, und gesegnet [ist] die Frucht deines Leibes!
$43$ Und woher [geschieht] mir dies, daβ die Mutter meines
Herrn zu mir kommt? $44$ Denn siehe, wie die Stimme deines
Gruβes in meine Ohren drang, hüpfte das Kind vor Freude in
meinem Leib. $45$ Und glückselig, die geglaubt hat, denn es
wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!
#
V. 46-55: vgl. 1Sam 2,1-10.
#
$46$ Und Maria sprach:
Meine Seele erhebt den Herrn, $47$ und mein Geist hat
frohlockt in Gott, meinem Heiland.
$48$ Denn er hat hingeblickt auf die Niedrigkeit seiner Magd;
denn siehe, von nun an werden mich glückselig preisen alle
Geschlechter.
$49$ Denn Groβes hat der Mächtige an mir getan, und heilig ist
sein Name.
$50$ Und seine Barmherzigkeit ist von Geschlecht zu Geschlecht
über die, welche ihn fürchten.
$51$ Er hat Macht geübt mit seinem Arm; er hat zerstreut, die
in der Gesinnung ihres Herzens hochmütig sind.
$52$ Er hat Mächtige von Thronen hinabgestoβen und Niedrige
erhöht.
$53$ Hungrige hat er mit Gütern erfüllt und Reiche leer
fortgeschickt.
$54$ Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, daβ er
gedenke der Barmherzigkeit $55$ - wie er zu unseren Vätern
geredet hat - gegenüber Abraham und seinen Nachkommen in
Ewigkeit. -
$56$ Und Maria blieb ungefähr drei Monate bei ihr; und sie
kehrte zu ihrem Haus zurück. Geburt des Johannes - Lobpreis des
Zacharias
$57$ Für Elisabeth aber erfüllte sich die Zeit, daβ sie
gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. $58$ Und ihre
Nachbarn und Verwandten hörten, daβ der Herr seine
Barmherzigkeit an ihr groβ gemacht habe, und sie freuten sich
mit ihr. $59$ Und es geschah am achten Tag, da kamen sie, das
Kindlein zu beschneiden; und sie nannten es nach dem Namen
seines Vaters Zacharias. $60$ Und seine Mutter antwortete und
sprach: Nein, sondern er soll Johannes heiβen. $61$ Und sie
sprachen zu ihr: Niemand ist in deiner Verwandtschaft, der
diesen Namen trägt. $62$ Sie winkten aber seinem Vater zu, wie
er etwa wolle, daβ er heiβen sollte. $63$ Und er forderte ein
Täfelchen und schrieb darauf: Johannes ist sein Name. Und sie
wunderten sich alle. $64$ Sogleich aber wurde sein Mund
aufgetan und seine Zunge [gelöst], und er redete und lobte Gott.
$65$ Und Furcht kam über alle, die um sie her wohnten; und auf
dem ganzen Gebirge von Judäa wurden alle diese Dinge besprochen.
$66$ Und alle, die es hörten, nahmen es zu Herzen und
sprachen: Was wird wohl aus diesem Kindlein werden? Denn auch
des Herrn Hand war mit ihm.
$67$ Und Zacharias, sein Vater, wurde mit Heiligem Geist
erfüllt und weissagte und sprach:
$68$ Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, daβ er sein
Volk angesehen und [ihm] Erlösung geschafft hat.
$69$ Er hat uns ein Horn des Heils aufgerichtet im Hause
Davids, seines Knechtes,
$70$ wie er geredet hat durch den Mund seiner heiligen
Propheten von Ewigkeit her:
$71$ Rettung von unseren Feinden und von der Hand aller, die
uns hassen;
$72$ um Barmherzigkeit zu üben an unseren Vätern und seines
heiligen Bundes zu gedenken, $73$ des Eides, den er Abraham,
unserem Vater, geschworen hat, uns zu geben,
$74$ daβ wir, gerettet aus der Hand unserer Feinde, ohne
Furcht ihm dienen sollen $75$ in Heiligkeit und Gerechtigkeit
vor ihm alle unsere Tage.
$76$ Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt
werden;
denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege
zu bereiten,
$77$ um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung
ihrer Sünden,
$78$ durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, mit
der uns der Aufgang aus der Höhe besucht hat,
$79$ um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten
sitzen, und unsere Füβe zu richten auf den Weg des Friedens. -
$80$ Das Kindlein aber wuchs und erstarkte im Geist und war in
der Einöde bis zum Tag seines Auftretens vor Israel.
\2\
Die Geburt Jesu.
#
Mt 1,18-25.
#
$1$ Es geschah aber in jenen Tagen, daβ eine Verordnung vom
Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis einzuschreiben.
$2$ Diese Einschreibung geschah als erste, als Cyrenius
Statthalter von Syrien war. $3$ Und alle gingen hin, um sich
einschreiben zu lassen, ein jeder in seine [Vater-] Stadt. $4$
Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth,
hinauf nach Judäa, in Davids Stadt, die Bethlehem heiβt, weil er
aus dem Haus und Geschlecht Davids war, $5$ um sich
einschreiben zu lassen mit Maria, seiner Verlobten, die
schwanger war. $6$ Und es geschah, als sie dort waren, wurden
ihre Tage erfüllt, daβ sie gebären sollte; $7$ und sie gebar
ihren erstgeborenen Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte
ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Raum für sie war.
\2\
Besuch der Hirten.
$8$ Und es waren Hirten in derselben Gegend, die auf freiem
Feld blieben und des Nachts Wache hielten über ihre Herde. $9$
Und ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des
Herrn umleuchtete sie, und sie fürchteten sich mit groβer
Furcht. $10$ Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch
nicht! Denn siehe, ich verkündige euch groβe Freude, die für das
ganze Volk sein wird. $11$ Denn euch ist heute ein Retter
geboren, der ist Christus, Herr, in Davids Stadt. $12$ Und
dies sei euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in
Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. $13$ Und
plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen
Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: $14$ Herrlichkeit
Gott in der Höhe, und Friede auf Erden in den Menschen [seines]
Wohlgefallens!
$15$ Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweg in den
Himmel auffuhren, daβ die Hirten zueinander sagten: Laβt uns
doch hingehen nach Bethlehem und diese Sache sehen, die
geschehen ist und die der Herr uns kundgetan hat. $16$ Und sie
kamen eilends und fanden Maria und Joseph und das Kind in der
Krippe liegend.
$17$ Als sie es aber gesehen hatten, machten sie das Wort
bekannt, das über dieses Kindlein zu ihnen geredet worden war.
$18$ Und alle, die es hörten, wunderten sich über das, was
ihnen von den Hirten gesagt wurde. $19$ Maria aber bewahrte
alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen. $20$ Und die
Hirten kehrten zurück, priesen und lobten Gott über alles, was
sie gehört und gesehen hatten, wie es ihnen gesagt worden war.
\2\
Darstellung im Tempel - Lobpreis Simeons - Die Prophetin Hanna.
$21$ Und als acht Tage vollendet waren, daβ man ihn
beschneiden sollte, da wurde sein Name Jesus genannt, der von
dem Engel genannt worden war, ehe er im Mutterleib empfangen
wurde.
$22$ Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Moses
vollendet waren, brachten sie ihn nach Jerusalem hinauf, um ihn
dem Herrn darzustellen $23$ - wie im Gesetz des Herrn
geschrieben steht: `Alle männliche Erstgeburt soll dem Herrn
heilig heiβen - $24$ und ein Schlachtopfer zu geben nach dem,
was im Gesetz des Herrn gesagt ist: ein Paar Turteltauben oder
zwei junge Tauben.
$25$ Und siehe, es war in Jerusalem ein Mensch, mit Namen
Simeon; und dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig und
wartete auf den Trost Israels; und der Heilige Geist war auf
ihm. $26$ Und ihm war von dem Heiligen Geist eine göttliche
Zusage zuteil geworden, daβ er den Tod nicht sehen solle, ehe er
den Christus des Herrn gesehen habe. $27$ Und er kam durch den
Geist in den Tempel. Und als die Eltern das Kindlein Jesus
hereinbrachten, um mit ihm nach der Gewohnheit des Gesetzes zu
tun, $28$ da nahm auch er es auf seine Arme und lobte Gott und
sprach: $29$ Nun, Herr, entläβt du deinen Knecht nach deinem
Wort in Frieden; $30$ denn meine Augen haben dein Heil
gesehen, $31$ das du bereitet hast im Angesicht aller
Nationen: $32$ ein Licht zur Erleuchtung der Nationen und zur
Herrlichkeit deines Volkes Israel. $33$ Und sein Vater und
seine Mutter wunderten sich über das, was über ihn geredet
wurde. $34$ Und Simeon segnete sie und sprach zu Maria, seiner
Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler
in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird $35$ -
aber auch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen -,
damit die Überlegungen aus vielen Herzen offenbar werden. $36$
Und es war eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuels, aus dem
Stamm Asser. Diese war in ihren Tagen weit vorgerückt; sie hatte
sieben Jahre mit ihrem Mann gelebt von ihrer Jungfrauschaft an;
$37$ und sie war eine Witwe von vierundachtzig Jahren, die
wich nicht vom Tempel und diente Nacht und Tag mit Fasten und
Flehen. $38$ Und sie trat zur selben Stunde herbei, lobte Gott
und redete von ihm zu allen, die auf die Erlösung Jerusalems
warteten.
\2\
Rückkehr nach Nazareth - Als Zwölfjähriger im Tempel.
$39$ Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des
Herrn, kehrten sie nach Galiläa zurück in ihre Stadt Nazareth.
$40$ Das Kindlein aber wuchs und erstarkte, erfüllt mit
Weisheit, und Gottes Gnade war auf ihm.
$41$ Und seine Eltern gingen alljährlich am Passahfest nach
Jerusalem. $42$ Und als er zwölf Jahre alt war, gingen sie
hinauf nach der Gewohnheit des Festes; $43$ und als sie die
Tage vollendet hatten, blieb bei ihrer Rückkehr der Knabe Jesus
in Jerusalem zurück; und seine Eltern wuβten es nicht. $44$ Da
sie aber meinten, er sei unter der Reisegesellschaft, kamen sie
eine Tagereise weit und suchten ihn unter den Verwandten und
Bekannten; $45$ und als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach
Jerusalem zurück und suchten ihn. $46$ Und es geschah, daβ sie
ihn nach drei Tagen im Tempel fanden, wie er inmitten der Lehrer
saβ und ihnen zuhörte und sie befragte. $47$ Alle aber, die
ihn hörten, gerieten auβer sich über sein Verständnis und seine
Antworten. $48$ Und als sie ihn sahen, wurden sie bestürzt;
und seine Mutter sprach zu ihm: Kind, warum hast du uns das
getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen
gesucht. $49$ Und er sprach zu ihnen: Was ist es, daβ ihr mich
gesucht habt? Wuβtet ihr nicht, daβ ich in dem sein muβ, was
meines Vaters ist? $50$ Und sie verstanden das Wort nicht, das
er zu ihnen redete. $51$ Und er ging mit ihnen hinab und kam
nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Und seine Mutter
bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen. $52$ Und Jesus nahm
zu an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen.
\3\
Johannes der Täufer.
#
Mt 3,1-12; Mk 1,1-8; (Joh 1,19-28).
#
$1$ Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers
Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und
Herodes Vierfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus
Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis, und
Lysanias Vierfürst von Abilene, $2$ unter dem Hohenpriestertum
von Hannas und Kaiphas, geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem
Sohn des Zacharias, in der Wüste. $3$ Und er kam in die ganze
Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buβe zur
Vergebung der Sünden; $4$ wie geschrieben steht im Buch der
Worte Jesajas, des Propheten: `Stimme eines Rufenden in der
Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade!
$5$ Jedes Tal wird ausgefüllt und jeder Berg und Hügel
erniedrigt werden, und das Krumme wird zum geraden [Weg] und die
holprigen zu ebenen Wegen werden; $6$ und alles Fleisch wird
das Heil Gottes sehen.
$7$ Er sprach nun zu den Volksmengen, die hinausgingen, um von
ihm getauft zu werden: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem
kommenden Zorn zu entfliehen? $8$ Bringt nun der Buβe würdige
Früchte; und beginnt nicht, bei euch selbst zu sagen: Wir haben
Abraham zum Vater. Denn ich sage euch, daβ Gott dem Abraham aus
diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. $9$ Schon ist aber
die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt, jeder Baum nun, der
nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.
$10$ Und die Volksmengen fragten ihn und sprachen: Was sollen
wir denn tun? $11$ Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wer
zwei Unterkleider hat, teile dem mit, der keines hat; und wer
Speise hat, tue ebenso. $12$ Es kamen aber auch Zöllner, um
getauft zu werden; und sie sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen
wir tun? $13$ Er aber sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als
euch bestimmt ist. $14$ Es fragten ihn aber auch Kriegsleute
und sprachen: Und wir, was sollen wir tun? Und er sprach zu
ihnen: Tut niemand Gewalt, und erpreβt niemanden, und begnügt
euch mit eurem Sold.
$15$ Als aber das Volk in Erwartung war und alle in ihren
Herzen wegen Johannes überlegten, ob er nicht etwa der Christus
sei, $16$ antwortete Johannes allen und sprach: Ich zwar taufe
euch mit Wasser; es kommt aber ein Stärkerer als ich, und ich
bin nicht würdig, [ihm] den Riemen seiner Sandalen zu lösen; er
wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. $17$ Seine
Worfschaufel ist in seiner Hand, und er wird seine Tenne durch
und durch reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die
Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer. $18$
Indem er nun auch mit vielem anderen ermahnte, verkündigte er
dem Volk gute Botschaft.
#
Mt 14,3-5; Mk 6,17-20.
#
$19$ Herodes aber, der Vierfürst, der von ihm zurechtgewiesen
wurde wegen der Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen
alles Bösen, das Herodes getan hatte, $20$ fügte allem auch
dies hinzu, daβ er Johannes ins Gefängnis einschloβ.
\3\
Die Taufe Jesu.
#
Mt 3,13-17; Mk 1,9-11; Joh 1,29-34.
#
$21$ Es geschah aber, als das ganze Volk getauft wurde und
Jesus getauft war und betete, daβ der Himmel aufgetan wurde
$22$ und der Heilige Geist in leiblicher Gestalt, wie eine
Taube, auf ihn herabstieg und eine Stimme aus dem Himmel kam: Du
bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.
\3\
Der Stammbaum Jesu.
#
1Mo 5; 11,10-26; 1Chr 1,1-4.24-28.34; 2,1-15; Mt 1,1-16.
#
$23$ Und er selbst, Jesus, war ungefähr dreiβig Jahre alt, als
er auftrat, und war, wie man meinte, ein Sohn des Joseph, des
Eli, $24$ des Matthat, des Levi, des Melchi, des Jannai, des
Joseph, $25$ des Mattathias, des Amos, des Nahum, des Hesli,
des Naggai, $26$ des Maath, des Mattathias, des Schimi, des
Josech, des Joda, $27$ des Johanan, des Resa, des Serubbabel,
des Schealtiel, des Neri, $28$ des Melchi, des Addi, des
Kosam, des Elmadam, des Er, $29$ des Jesus, des Elieser, des
Jorim, des Matthat, des Levi, $30$ des Simeon, des Juda, des
Joseph, des Jonam, des Eljakim, $31$ des Melea, des Menna, des
Mattatha, des Nathan, des David, $32$ des Jesse, des Obed, des
Boas, des Salma, des Nahesson, $33$ des Amminadab, des Admin,
des Arni, des Hezron, des Perez, des Juda, $34$ des Jakob, des
Isaak, des Abraham, des Tharah, des Nahor, $35$ des Sarug, des
Ragu, des Phalek, des Eber, des Salah, $36$ des Kainam, des
Arphachsad, des Sem, des Noah, des Lamech, $37$ des Methusala,
des Henoch, des Jaret, des Malaleel, des Kainam, $38$ des
Enos, des Seth, des Adam, des Gottes.
\4\
Die Versuchung Jesu.
#
Mt 4,1-11; Mk 1,12.13.
#
$1$ Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan
zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage
umhergeführt $2$ und von dem Teufel versucht. Und er aβ in
jenen Tagen nichts; und als sie zu Ende waren, hungerte ihn.
$3$ Und der Teufel sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so
sprich zu diesem Stein, daβ er Brot werde. $4$ Und Jesus
antwortete ihm: Es steht geschrieben: `Nicht vom Brot allein
soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.
$5$ Und er führte ihn auf einen hohen Berg und zeigte ihm in
einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. $6$ Und der
Teufel sprach zu ihm: Ich will dir alle diese Macht und ihre
Herrlichkeit geben; denn mir ist sie übergeben, und wem immer
ich will, gebe ich sie. $7$ Wenn du nun vor mir anbeten
willst, soll das alles dein sein. $8$ Und Jesus antwortete ihm
und sprach: Es steht geschrieben: `Du sollst den Herrn, deinen
Gott, anbeten und ihm allein dienen.
$9$ Und er führte ihn nach Jerusalem und stellte ihn auf die
Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist,
so wirf dich von hier hinab; $10$ denn es steht geschrieben:
`Er wird seinen Engeln über dir befehlen, daβ sie dich bewahren;
$11$ und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht
etwa deinen Fuβ an einen Stein stöβt. $12$ Und Jesus
antwortete und sprach zu ihm: Es ist gesagt: `Du sollst den
Herrn, deinen Gott, nicht versuchen. $13$ Und als der Teufel
jede Versuchung vollendet hatte, wich er für eine Zeit von ihm.
\4\
Unglaube in Nazareth.
#
V. 14.15: Mt 4,12-17; Mk 1,14.15; V. 16-30: vgl. Mt 13,54-58; Mk
6,1-6.
#
$14$ Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa
zurück, und die Kunde von ihm ging aus durch die ganze Umgegend.
$15$ Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen.
$16$ Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen worden war; und
er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und
stand auf, um vorzulesen. $17$ Und es wurde ihm das Buch des
Propheten Jesaja gereicht; und als er das Buch aufgerollt hatte,
fand er die Stelle, wo geschrieben war: $18$ `Der Geist des
Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute
Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen
Befreiung auszurufen und Blinden, daβ sie wieder sehen,
Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, $19$ auszurufen ein
angenehmes Jahr des Herrn. $20$ Und als er das Buch zugerollt
hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich; und aller
Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. $21$ Er fing
aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren
Ohren erfüllt. $22$ Und alle gaben ihm Zeugnis und wunderten
sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen;
und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs? $23$ Und
er sprach zu ihnen: Ihr werdet jedenfalls dieses Sprichwort zu
mir sagen: Arzt, heile dich selbst! Alles, was wir gehört haben,
[daβ es] in Kapernaum geschehen [sei], tu auch hier in deiner
Vaterstadt! $24$ Er sprach aber: Wahrlich, ich sage euch, daβ
kein Prophet in seiner Vaterstadt angenehm ist. $25$ In
Wahrheit aber sage ich euch: Viele Witwen waren in den Tagen
Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate
verschlossen war, so daβ eine groβe Hungersnot über das ganze
Land kam; $26$ und zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt als
nur nach Sarepta in Sidonia zu einer Frau, einer Witwe. $27$
Und viele Aussätzige waren zur Zeit des Propheten Elisa in
Israel, und keiner von ihnen wurde gereinigt als nur Naaman, der
Syrer. $28$ Und alle in der Synagoge wurden von Wut erfüllt,
als sie dies hörten. $29$ Und sie standen auf und stieβen ihn
zur Stadt hinaus und führten ihn bis an den Rand des Berges, auf
dem ihre Stadt erbaut war, um ihn so hinabzustürzen. $30$ Er
aber schritt durch ihre Mitte hindurch und ging weg.
\4\
Heilung eines Besessenen.
#
Mk 1,21-28.
#
$31$ Und er kam nach Kapernaum hinab, einer Stadt in Galiläa,
und lehrte sie an den Sabbaten. $32$ Und sie erstaunten sehr
über seine Lehre, denn sein Wort war mit Vollmacht. $33$ Und
es war in der Synagoge ein Mensch, der einen Geist eines
unreinen Dämons hatte, und er schrie auf mit lauter Stimme
$34$ und sprach: Ach, was haben wir mit dir zu schaffen,
Jesus, Nazarener? Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich kenne
dich, wer du bist: der Heilige Gottes. $35$ Und Jesus bedrohte
ihn und sprach: Verstumme und fahre aus von ihm! Und als der
Dämon ihn mitten unter sie geworfen hatte, fuhr er von ihm aus,
ohne ihm Schaden zu tun. $36$ Und Entsetzen kam über alle, und
sie redeten untereinander und sprachen: Was ist dies für ein
Wort? Denn mit Vollmacht und Kraft gebietet er den unreinen
Geistern, und sie fahren aus. $37$ Und die Kunde von ihm ging
aus in jeden Ort der Umgegend.
\4\
Heilung der Schwiegermutter des Petrus.
#
Mt 8,14.15; Mk 1,29-31.
#
$38$ Er machte sich aber auf von der Synagoge und kam in das
Haus Simons. Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem
starken Fieber befallen, und sie baten ihn für sie. $39$ Und
er beugte sich über sie, bedrohte das Fieber, und es verlieβ
sie; sie aber stand sogleich auf und diente ihnen.
\4\
Heilungen und Predigt.
#
Mt 4,23-25; 8,16.17; Mk 1,32-39.
#
$40$ Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die an
mancherlei Krankheiten Leidende hatten, sie zu ihm; er aber
legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie. $41$ Und
auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie schrien und
sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er bedrohte sie und lieβ
sie nicht reden, weil sie wuβten, daβ er der Christus war.
$42$ Als es aber Tag geworden war, ging er aus und begab sich
an einen einsamen Ort; und die Volksmengen suchten ihn auf und
kamen bis zu ihm, und sie hielten ihn auf, daβ er nicht von
ihnen ginge. $43$ Er aber sprach zu ihnen: Ich muβ auch den
anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkündigen,
denn dazu bin ich gesandt worden. Und er predigte in den
Synagogen von Galiläa.
\5\
Fischzug des Petrus - Die ersten Jünger.
#
Mt 4,18-22; Mk 1,16-20.
#
$1$ Es geschah aber, als die Volksmenge auf ihn andrängte, um
das Wort Gottes zu hören, daβ er an dem See Genezareth stand.
$2$ Und er sah zwei Schiffe am See liegen; die Fischer aber
waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. $3$ Er
aber stieg in eins der Schiffe, das Simon gehörte, und bat ihn,
ein wenig vom Land hinauszufahren; und er setzte sich und lehrte
die Volksmengen vom Schiff aus. $4$ Als er aber aufhörte zu
reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus auf die Tiefe, und laβt
eure Netze zu einem Fang hinab! $5$ Und Simon antwortete und
sprach zu ihm: Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch
bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort will ich das Netz
hinablassen. $6$ Und als sie dies getan hatten, umschlossen
sie eine groβe Menge Fische, und ihr Netz riβ. $7$ Und sie
winkten ihren Gefährten in dem anderen Schiff, daβ sie kämen und
ihnen hülfen; und sie kamen, und sie füllten beide Schiffe, so
daβ sie zu sinken drohten. $8$ Als aber Simon Petrus es sah,
fiel er zu den Knien Jesu nieder und sprach: Geh von mir hinaus,
denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr. $9$ Denn Entsetzen
hatte ihn erfaβt und alle, die bei ihm waren, über den
Fischfang, den sie getan hatten; $10$ ebenso aber auch Jakobus
und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die Gefährten von Simon
waren. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an
wirst du Menschen fangen. $11$ Und als sie die Schiffe ans
Land gebracht hatten, verlieβen sie alles und folgten ihm nach.
\5\
Heilung eines Aussätzigen.
#
Mt 8,1-4; Mk 1,40-45.
#
$12$ Und es geschah, als er in einer der Städte war, siehe, da
war ein Mann voll Aussatz; und als er Jesus sah, fiel er auf
sein Angesicht und bat ihn und sprach: Herr, wenn du willst,
kannst du mich reinigen. $13$ Und er streckte die Hand aus,
rührte ihn an und sprach: Ich will. Sei gereinigt! Und sogleich
wich der Aussatz von ihm. $14$ Und er gebot ihm, es niemand zu
sagen: Sondern geh hin und zeige dich dem Priester und opfere
für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis.
$15$ Aber die Rede über ihn verbreitete sich um so mehr; und
groβe Volksmengen versammelten sich, [ihn] zu hören und von
ihren Krankheiten geheilt zu werden. $16$ Er aber zog sich
zurück und war in einsamen Gegenden und betete.
\5\
Heilung eines Gelähmten.
#
Mt 9,1-8; Mk 2,1-12.
#
$17$ Und es geschah an einem der Tage, daβ er lehrte, und es
saβen da Pharisäer und Gesetzeslehrer, die aus jedem Dorf von
Galiläa und Judäa und aus Jerusalem gekommen waren; und des
Herrn Kraft war da, um zu heilen. $18$ Und siehe, Männer
bringen auf einem Bett einen Menschen, der gelähmt war; und sie
suchten ihn hineinzubringen und vor ihn zu legen. $19$ Und da
sie nicht fanden, auf welchem Weg sie ihn hineinbringen sollten
wegen der Volksmenge, stiegen sie auf das Dach und lieβen ihn
durch die Ziegel hinab mit dem Bett in die Mitte vor Jesus.
$20$ Und als er ihren Glauben sah, sprach er: Mensch, deine
Sünden sind dir vergeben. $21$ Und die Schriftgelehrten und
die Pharisäer fingen an zu überlegen und sagten: Wer ist dieser,
der [solche] Lästerungen redet? Wer kann Sünden vergeben auβer
Gott allein? $22$ Als aber Jesus ihre Überlegungen erkannte,
antwortete und sprach er zu ihnen: Was überlegt ihr in euren
Herzen? $23$ Was ist leichter zu sagen: Dir sind deine Sünden
vergeben, oder zu sagen: Steh auf und geh umher? $24$ Damit
ihr aber wiβt, daβ der Sohn des Menschen Vollmacht hat, auf der
Erde Sünden zu vergeben - sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage
dir, steh auf und nimm dein Bett auf und geh nach Hause! $25$
Und sogleich stand er vor ihnen auf, nahm auf, worauf er gelegen
hatte, und ging hin in sein Haus und verherrlichte Gott. $26$
Und Staunen ergriff alle, und sie verherrlichten Gott und wurden
mit Furcht erfüllt und sprachen: Wir haben heute
auβerordentliche Dinge gesehen.
\5\
Berufung des Levi.
#
Mt 9,9-13; Mk 2,13-17.
#
$27$ Und danach ging er hinaus und sah einen Zöllner, mit
Namen Levi, am Zollhaus sitzen und sprach zu ihm: Folge mir
nach! $28$ Und er verlieβ alles, stand auf und folgte ihm
nach. $29$ Und Levi machte ihm ein groβes Mahl in seinem Haus;
und dort war eine groβe Menge Zöllner und anderer, die mit ihnen
zu Tisch lagen. $30$ Und die Pharisäer und ihre
Schriftgelehrten murrten gegen seine Jünger und sprachen: Warum
eβt und trinkt ihr mit den Zöllnern und Sündern? $31$ Und
Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden
brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; $32$ ich bin nicht
gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buβe.
\5\
Die Frage nach dem Fasten.
#
Mt 9,14-17; Mk 2,18-22.
#
$33$ Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des
Johannes oft und verrichten Gebete, ebenso auch die der
Pharisäer; die deinen aber essen und trinken? $34$ Jesus aber
sprach zu ihnen: Ihr könnt doch nicht die Hochzeitsgäste fasten
lassen, während der Bräutigam bei ihnen ist? $35$ Es werden
aber Tage kommen, und dann, wenn der Bräutigam von ihnen
weggenommen sein wird, in jenen Tagen werden sie fasten. $36$
Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand schneidet
einen Flicken von einem neuen Kleid und setzt ihn auf ein altes
Kleid; sonst wird er sowohl das neue zerschneiden, wie auch der
Flicken von dem neuen zum alten nicht passen wird. $37$ Und
niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche; sonst wird der neue
Wein die Schläuche zerreiβen, und er selbst wird verschüttet
werden, und die Schläuche werden verderben; $38$ sondern neuen
Wein füllt man in neue Schläuche. $39$ Und niemand will, wenn
er alten getrunken hat, neuen, denn er spricht: Der alte ist
milde.
\6\
Die Sabbatfrage.
#
Mt 12,1-14; Mk 2,23-3,6.
#
$1$ Und es geschah am Sabbat, daβ er durch die Saaten ging und
seine Jünger die Ähren abpflückten und aβen, indem sie sie mit
den Händen zerrieben. $2$ Einige der Pharisäer aber sprachen
zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbat nicht zu tun erlaubt ist?
$3$ Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr auch
dieses nicht gelesen, was David tat, als ihn und die bei ihm
waren hungerte? $4$ Wie er in das Haus Gottes ging und die
Schaubrote nahm und aβ und auch denen gab, die bei ihm waren -
die doch auβer den Priestern allein niemand essen darf? $5$
Und er sprach zu ihnen: Der Sohn des Menschen ist Herr auch des
Sabbats.
$6$ Es geschah aber auch an einem anderen Sabbat, daβ er in
die Synagoge ging und lehrte; und es war dort ein Mensch, dessen
rechte Hand verdorrt war. $7$ Die Schriftgelehrten und die
Pharisäer aber lauerten darauf, ob er am Sabbat heilen würde,
damit sie eine Beschuldigung gegen ihn fänden. $8$ Er aber
wuβte ihre Überlegungen und sprach zu dem Menschen, der die
verdorrte Hand hatte: Steh auf und stelle dich in die Mitte! Er
aber stand auf und stellte sich hin. $9$ Jesus sprach nun zu
ihnen: Ich will euch fragen, ob es erlaubt ist, am Sabbat Gutes
zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben.
$10$ Und nachdem er sie alle ringsum angeblickt hatte, sprach
er zu ihm: Strecke deine Hand aus! Und er tat es; und seine Hand
wurde wiederhergestellt. $11$ Sie aber wurden mit Unverstand
erfüllt und besprachen sich untereinander, was sie Jesus tun
sollten.
\6\
Berufung der zwölf Apostel.
#
Mt 10,1-4; Mk 3,13-19; (Apg 1,13).
#
$12$ Und es geschah in diesen Tagen, daβ er auf den Berg
hinausging, um zu beten; und er verbrachte die Nacht im Gebet zu
Gott. $13$ Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei
und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: $14$
Simon, den er auch Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder,
und Jakobus und Johannes und Philippus und Bartholomäus $15$
und Matthäus und Thomas und Jakobus, des Alphäus [Sohn], und
Simon, genannt Eiferer, $16$ und Judas, des Jakobus [Bruder],
und Judas Iskariot, der auch [sein] Verräter wurde.
\6\
Krankenheilungen.
#
Mt 12,15-21; Mk 3,7-12.
#
$17$ Und als er mit ihnen herabgestiegen war, trat er auf
einen ebenen Platz, und eine Menge seiner Jünger und eine groβe
Menge des Volkes von ganz Judäa und Jerusalem und von der
Seeküste von Tyrus und Sidon, die kamen, ihn zu hören und von
ihren Krankheiten geheilt zu werden; $18$ und die von unreinen
Geistern Geplagten wurden geheilt. $19$ Und die ganze
Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus
und heilte alle.
\6\
Seligpreisungen - Weherufe.
#
Mt 5,1-12.
#
$20$ Und er erhob seine Augen zu seinen Jüngern und sprach:
Glückselig ihr Armen, denn euer ist das Reich Gottes. $21$
Glückselig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt
werden. Glückselig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.
$22$ Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen werden
und wenn sie euch absondern und schmähen und euren Namen als
böse verwerfen werden um des Sohnes des Menschen willen; $23$
freut euch an jenem Tag und hüpft, denn siehe, euer Lohn ist
groβ in dem Himmel; denn ebenso taten ihre Väter den Propheten.
$24$ Aber wehe euch Reichen, denn ihr habt euren Trost dahin.
$25$ Wehe euch, die ihr voll seid, denn ihr werdet hungern.
Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet trauern und
weinen. $26$ Wehe, wenn alle Menschen wohl von euch reden,
denn ebenso taten ihre Väter den falschen Propheten.
\6\
Rechtes Vergelten: Feindesliebe.
#
Mt 5,38-48.
#
$27$ Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut
wohl denen, die euch hassen; $28$ segnet, die euch fluchen;
betet für die, welche euch beleidigen. $29$ Dem, der dich auf
die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir
den Mantel nimmt, verweigere auch das Unterkleid nicht. $30$
Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine
nimmt, fordere es nicht zurück. $31$ Und wie ihr wollt, daβ
euch die Menschen tun sollen, so tut auch ihr ihnen. $32$ Und
wenn ihr liebt, die euch lieben, was für einen Dank habt ihr?
Denn auch die Sünder lieben, die sie lieben. $33$ Und wenn ihr
denen Gutes tut, die euch Gutes tun, was für einen Dank habt
ihr? Denn auch die Sünder tun dasselbe. $34$ Und wenn ihr
denen leiht, von denen ihr [wieder] zu empfangen hofft, was für
einen Dank habt ihr? Auch die Sünder leihen Sündern, damit sie
das gleiche wieder empfangen. $35$ Doch liebt eure Feinde, und
tut Gutes, und leiht, ohne etwas wieder zu erhoffen, und euer
Lohn wird groβ sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein;
denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
\6\
Warnung vor dem Richten.
#
Mt 7,1-5.15-20.
#
$36$ Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
$37$ Und richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet werden;
verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt werden. Laβt
los, und ihr werdet losgelassen werden. $38$ Gebt, und es wird
euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und
überlaufendes Maβ wird man in euren Schoβ geben; denn mit
demselben Maβ, mit dem ihr meβt, wird euch wieder gemessen
werden.
$39$ Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Kann etwa ein
Blinder einen Blinden leiten? Werden nicht beide in eine Grube
fallen? $40$ Ein Jünger ist nicht über dem Lehrer; jeder aber,
der vollendet ist, wird sein wie sein Lehrer. $41$ Was aber
siehst du den Splitter, der in deines Bruders Auge ist, den
Balken aber, der in deinem eigenen Auge ist, nimmst du nicht
wahr? $42$ Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder,
erlaube, ich will den Splitter herausziehen, der in deinem Auge
ist, während du selbst den Balken in deinem Auge nicht siehst?
Heuchler, ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und dann
wirst du klar sehen, um den Splitter herauszuziehen, der in
deines Bruders Auge ist. $43$ Denn es gibt keinen guten Baum,
der faule Frucht bringt, noch einen faulen Baum, der gute Frucht
bringt; $44$ denn jeder Baum wird an seiner eigenen Frucht
erkannt; denn von Dornen sammelt man nicht Feigen, noch liest
man von einem Dornbusch Trauben. $45$ Der gute Mensch bringt
aus dem guten Schatz seines Herzens das Gute hervor, und der
böse bringt aus dem bösen das Böse hervor; denn aus der Fülle
des Herzens redet sein Mund.
\6\
Gleichnis vom Haus auf dem Felsen.
#
Mt 7,21-27.
#
$46$ Was nennt ihr mich aber: Herr, Herr! und tut nicht, was
ich sage? $47$ Jeder, der zu mir kommt und meine Worte hört
und sie tut - ich will euch zeigen, wem er gleich ist. $48$ Er
ist einem Menschen gleich, der ein Haus baute, grub und
vertiefte und den Grund auf den Felsen legte; als aber eine Flut
kam, stieβ der Strom an jenes Haus und konnte es nicht
erschüttern, denn es war auf den Felsen gegründet. $49$ Der
aber gehört und nicht getan hat, ist einem Menschen gleich, der
ein Haus auf die Erde baute ohne Grundmauer; der Strom stieβ
daran, und sogleich fiel es, und der Sturz jenes Hauses war
groβ.
\7\
Heilung des Dieners eines Hauptmanns.
#
Mt 8,5-13; vgl. Joh 4,43-54.
#
$1$ Nachdem er aber alle seine Worte vor den Ohren des Volkes
vollendet hatte, ging er hinein nach Kapernaum. $2$ Eines
Hauptmanns Knecht aber, der ihm wert war, war krank und lag im
Sterben. $3$ Als er aber von Jesus hörte, sandte er Älteste
der Juden zu ihm und bat ihn, daβ er komme und seinen Knecht
gesund mache. $4$ Als diese aber zu Jesus hinkamen, baten sie
ihn inständig und sprachen: Er ist würdig, daβ du ihm dies
gewährst; $5$ denn er liebt unsere Nation, und er selbst hat
uns die Synagoge erbaut. $6$ Jesus aber ging mit ihnen. Als er
aber schon nicht mehr weit von dem Haus entfernt war, sandte der
Hauptmann Freunde zu ihm und lieβ ihm sagen: Herr, bemühe dich
nicht, denn ich bin nicht würdig, daβ du unter mein Dach
trittst. $7$ Darum habe ich mich selbst auch nicht würdig
geachtet, zu dir zu kommen; sondern sprich ein Wort, und mein
Diener wird gesund werden. $8$ Denn auch ich bin ein Mensch,
der unter Befehlsgewalt steht, und ich habe Soldaten unter mir;
und ich sage zu diesem: Geh hin! und er geht; und zu einem
anderen: Komm! und er kommt; und zu meinem Sklaven: Tu dies! und
er tut es. $9$ Als aber Jesus dies hörte, wunderte er sich
über ihn; und er wandte sich zu der Volksmenge, die ihm folgte,
und sprach: Ich sage euch, selbst nicht in Israel habe ich so
groβen Glauben gefunden. $10$ Und als die Abgesandten in das
Haus zurückkehrten, fanden sie den kranken Knecht gesund.
\7\
Auferweckung des Jünglings von Nain.
$11$ Und es geschah bald darauf, daβ er in eine Stadt ging,
genannt Nain, und viele seiner Jünger und eine groβe Volksmenge
gingen mit ihm. $12$ Als er sich aber dem Tor der Stadt
näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige
Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche
Volksmenge aus der Stadt war mit ihr. $13$ Und als der Herr
sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr:
Weine nicht! $14$ Und er trat hinzu und rührte die Bahre an,
die Träger aber standen still; und er sprach: Jüngling, ich sage
dir, steh auf! $15$ Und der Tote setzte sich auf und fing an
zu reden; und er gab ihn seiner Mutter. $16$ Alle aber ergriff
Furcht; und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein groβer
Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat sein Volk
besucht. $17$ Und diese Rede über ihn ging aus in ganz Judäa
und in der ganzen Umgegend.
\7\
Die Frage des Täufers - Jesu Antwort und Zeugnis über ihn.
#
Mt 11,2-19.
#
$18$ Und dem Johannes berichteten seine Jünger über dies
alles. $19$ Und Johannes rief zwei seiner Jünger herbei und
sandte sie zu Jesus und lieβ [ihm] sagen: Bist du der Kommende,
oder sollen wir auf einen anderen warten? $20$ Als aber die
Männer zu ihm gekommen waren, sprachen sie: Johannes der Täufer
hat uns zu dir gesandt und läβt [dir] sagen: Bist du der
Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten? $21$ In
jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten und Plagen und
bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht.
$22$ Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und
verkündet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: daβ Blinde
sehend werden, Lahme gehen, Aussätzige gereinigt werden, Taube
hören, Tote auferweckt werden, Armen gute Botschaft verkündigt
wird; $23$ und glückselig ist, wer sich nicht an mir ärgern
wird.
$24$ Als aber die Boten des Johannes weggegangen waren, fing
er an, zu den Volksmengen über Johannes zu reden: Was seid ihr
in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, vom Wind hin und
her bewegt? $25$ Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen?
Einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die in
herrlicher Kleidung und in Üppigkeit leben, sind an den
königlichen Höfen. $26$ Oder was seid ihr hinausgegangen zu
sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr als einen
Propheten. $27$ Dieser ist es, von dem geschrieben steht:
`Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der
deinen Weg vor dir bereiten wird. $28$ Denn ich sage euch:
Unter den von Frauen Geborenen ist kein gröβerer Prophet als
Johannes der Täufer; aber der Kleinste in dem Reich Gottes ist
gröβer als er. $29$ Und das ganze Volk, das zuhörte, und die
Zöllner gaben Gott recht, indem sie sich mit der Taufe des
Johannes taufen lieβen; $30$ die Pharisäer aber und die
Gesetzesgelehrten machten den Ratschluβ Gottes für sich selbst
wirkungslos, indem sie sich nicht von ihm taufen lieβen. $31$
Wem soll ich nun die Menschen dieses Geschlechts vergleichen?
Und wem sind sie gleich? $32$ Sie sind Kindern gleich, die auf
dem Markt sitzen und einander zurufen und sagen: Wir haben euch
gepfiffen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch
Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. $33$ Denn
Johannes der Täufer ist gekommen, der weder Brot aβ noch Wein
trank, und ihr sagt: Er hat einen Dämon. $34$ Der Sohn des
Menschen ist gekommen, der da iβt und trinkt, und ihr sagt:
Siehe, ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und
Sündern; $35$ - und die Weisheit ist gerechtfertigt worden von
allen ihren Kindern.
\7\
Jesu Salbung durch eine Sünderin.
$36$ Es bat ihn aber einer der Pharisäer, daβ er mit ihm essen
möchte; und er ging in das Haus des Pharisäers und legte sich zu
Tisch. $37$ Und siehe, [da war] eine Frau in der Stadt, die
eine Sünderin war; und als sie erfahren hatte, daβ er in dem
Haus des Pharisäers zu Tisch liege, brachte sie eine
Alabasterflasche mit Salböl, $38$ trat von hinten an seine
Füβe heran, weinte und fing an, seine Füβe mit Tränen zu
benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes. [Dann]
küβte sie seine Füβe und salbte sie mit dem Salböl. $39$ Als
aber der Pharisäer, der ihn geladen hatte, das sah, sprach er
bei sich selbst und sagte: Wenn dieser ein Prophet wäre, so
würde er erkennen, wer und was für eine Frau [das ist], die ihn
anrührt; denn sie ist eine Sünderin. $40$ Und Jesus antwortete
und sprach zu ihm: Simon, ich habe dir etwas zu sagen. Er aber
sagt: Lehrer, sprich! - $41$ Ein Gläubiger hatte zwei
Schuldner; der eine schuldete fünfhundert Denare, der andere
aber fünfzig; $42$ da sie aber nicht zahlen konnten, schenkte
er es beiden. Wer nun von ihnen wird ihn am meisten lieben?
$43$ Simon aber antwortete und sprach: Ich denke, dem er das
meiste geschenkt hat. Er aber sprach zu ihm: Du hast recht
geurteilt. $44$ Und sich zu der Frau wendend, sprach er zu
Simon: Siehst du diese Frau? Ich bin in dein Haus gekommen, du
hast mir kein Wasser für meine Füβe gegeben; sie aber hat meine
Füβe mit Tränen benetzt und mit ihren Haaren getrocknet. $45$
Du hast mir keinen Kuβ gegeben; sie aber hat, seitdem ich
hereingekommen bin, nicht abgelassen, meine Füβe zu küssen.
$46$ Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat mit
Salböl meine Füβe gesalbt. $47$ Deswegen sage ich dir: Ihre
vielen Sünden sind vergeben, denn sie hat viel geliebt; wem aber
wenig vergeben wird, der liebt wenig. $48$ Er aber sprach zu
ihr: Deine Sünden sind vergeben. $49$ Und die mit zu Tisch
lagen, fingen an, bei sich selbst zu sagen: Wer ist dieser, der
auch Sünden vergibt? $50$ Er sprach aber zu der Frau: Dein
Glaube hat dich gerettet. Geh hin in Frieden!
\8\
Die Jüngerinnen Jesu.
$1$ Und es geschah danach, daβ er nacheinander Städte und
Dörfer durchzog, indem er predigte und das Evangelium vom Reich
Gottes verkündigte; und die Zwölf mit ihm, $2$ und einige
Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden
waren: Maria, genannt Magdalena, von der sieben Dämonen
ausgefahren waren, $3$ und Johanna, die Frau des Chuza, des
Verwalters Herodes}, und Susanna und viele andere, die ihnen mit
ihrer Habe dienten.
\8\
Gleichnis vom Sämann.
#
Mt 13,1-23; Mk 4,1-20.
#
$4$ Als sich aber eine groβe Volksmenge versammelte und sie
aus jeder Stadt zu ihm hinkamen, sprach er in einem Gleichnis:
$5$ Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen; und indem er
säte, fiel einiges an den Weg, und es wurde zertreten, und die
Vögel des Himmels fraβen es auf. $6$ Und anderes fiel auf den
Felsen; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine
Feuchtigkeit hatte. $7$ Und anderes fiel mitten unter die
Dornen; und indem die Dornen mit aufwuchsen, erstickten sie es.
$8$ Und anderes fiel in die gute Erde und ging auf und brachte
hundertfache Frucht. Als er dies sagte, rief er aus: Wer Ohren
hat zu hören, der höre!
$9$ Seine Jünger aber fragten ihn, was dieses Gleichnis
bedeute. $10$ Er aber sprach: Euch ist es gegeben, die
Geheimnisse des Reiches Gottes zu wissen, den übrigen aber in
Gleichnissen, damit sie sehend nicht sehen und hörend nicht
verstehen. $11$ Dies aber ist die Bedeutung des Gleichnisses:
Der Same ist das Wort Gottes. $12$ Die aber an dem Weg sind
die, welche hören; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort von
ihren Herzen weg, daβ sie nicht glauben und errettet werden.
$13$ Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie hören,
das Wort mit Freuden aufnehmen; und diese haben keine Wurzel;
für eine Zeit glauben sie, und in der Zeit der Versuchung fallen
sie ab. $14$ Das aber unter die Dornen fiel, sind die, welche
gehört haben und hingehen und durch Sorgen und Reichtum und
Vergnügungen des Lebens erstickt werden und nichts zur Reife
bringen. $15$ Das in der guten Erde aber sind die, welche in
einem redlichen und guten Herzen das Wort, nachdem sie es gehört
haben, bewahren und Frucht bringen mit Ausharren.
\8\
Gleichnis von der Lampe.
#
Mk 4,21-25.
#
$16$ Niemand aber, der eine Lampe angezündet hat, bedeckt sie
mit einem Gefäβ oder stellt sie unter ein Bett, sondern er
stellt sie auf ein Lampengestell, damit die Hereinkommenden das
Licht sehen. $17$ Denn es ist nichts verborgen, was nicht
offenbar werden wird, noch geheim, was nicht kundwerden und ans
Licht kommen soll. $18$ Seht nun zu, wie ihr hört; denn wer
hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, von dem wird
selbst, was er zu haben meint, genommen werden.
\8\
Die wahren Verwandten Jesu.
#
Mt 12,46-50; Mk 3,31-35.
#
$19$ Es kamen aber seine Mutter und seine Brüder zu ihm; und
sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen. $20$
Und es wurde ihm berichtet: Deine Mutter und deine Brüder stehen
drauβen und wollen dich sehen. $21$ Er aber antwortete und
sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche
das Wort Gottes hören und tun.
\8\
Stillung des Sturms.
#
Mt 8,23-27; Mk 4,35-41.
#
$22$ Und es geschah an einem der Tage, daβ er in ein Schiff
stieg, er und seine Jünger; und er sprach zu ihnen: Laβt uns
übersetzen an das jenseitige Ufer des Sees. Und sie fuhren ab.
$23$ Während sie aber fuhren, schlief er ein. Und es fiel ein
Sturmwind auf den See, und das Schiff füllte sich [mit Wasser],
und sie waren in Gefahr. $24$ Sie traten aber hinzu und
weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir kommen um!
Er aber stand auf, bedrohte den Wind und das Gewoge des Wassers;
und sie legten sich, und es trat Stille ein. $25$ Er aber
sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Erschrocken aber erstaunten
sie und sagten zueinander: Wer ist denn dieser, daβ er auch den
Winden und dem Wasser gebietet und sie ihm gehorchen?
\8\
Heilung eines besessenen Geraseners.
#
Mt 8,28-34; Mk 5,1-20.
#
$26$ Und sie fuhren nach der Landschaft der Gerasener, die
Galiläa gegenüber liegt. $27$ Als er aber an das Land
gestiegen war, kam ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der seit
langer Zeit Dämonen hatte und keine Kleider anzog und nicht im
Haus blieb, sondern in den Grabstätten. $28$ Als er aber Jesus
sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und sprach mit lauter
Stimme: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, Sohn Gottes,
des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht. $29$ Denn er
hatte dem unreinen Geist geboten, von dem Menschen auszufahren.
Denn öfters hatte er ihn gepackt; und er war gebunden worden,
verwahrt mit Ketten und Fuβfesseln, und er zerbrach die Fesseln
und wurde von dem Dämon in die Wüsteneien getrieben. $30$
Jesus fragte ihn aber und sprach: Was ist dein Name? Er aber
sprach: Legion. Denn viele Dämonen waren in ihn gefahren. $31$
Und sie baten ihn, daβ er ihnen nicht gebieten möchte, in den
Abgrund zu fahren. $32$ Es war aber dort eine Herde von vielen
Schweinen, die an dem Berg weideten. Und sie baten ihn, daβ er
ihnen erlauben möchte, in jene zu fahren. Und er erlaubte es
ihnen. $33$ Die Dämonen aber fuhren von dem Menschen aus und
fuhren in die Schweine, und die Herde stürzte sich den Abhang
hinab in den See und ertrank. $34$ Als aber die Hüter sahen,
was geschehen war, flohen sie und verkündeten es in der Stadt
und auf dem Land. $35$ Die Leute aber gingen hinaus, um zu
sehen, was geschehen war. Und sie kamen zu Jesus und fanden den
Menschen, von dem die Dämonen ausgefahren waren, bekleidet und
vernünftig zu den Füβen Jesu sitzen; und sie fürchteten sich.
$36$ Die es aber gesehen hatten, verkündeten ihnen, wie der
Besessene geheilt worden war. $37$ Und die ganze Menge aus der
Umgegend der Gerasener bat ihn, von ihnen wegzugehen, denn sie
waren von groβer Furcht ergriffen. Er aber stieg in das Schiff
und kehrte wieder zurück. $38$ Der Mann aber, von dem die
Dämonen ausgefahren waren, bat ihn, daβ er bei ihm bleiben
dürfe. Er aber entlieβ ihn und sprach: $39$ Kehre in dein Haus
zurück und erzähle, wieviel Gott an dir getan hat. Und er ging
hin und rief aus durch die ganze Stadt, wieviel Jesus an ihm
getan hatte.
\8\
Heilung der blutflüssigen Frau - Auferweckung der Tochter des
Jairus.
#
Mt 9,18-26; Mk 5,21-43.
#
$40$ Es geschah aber, als Jesus zurückkehrte, nahm ihn das
Volk auf, denn alle erwarteten ihn. $41$ Und siehe, es kam ein
Mann mit Namen Jairus - und er war Vorsteher der Synagoge - und
fiel Jesus zu Füβen und bat ihn, in sein Haus zu kommen; $42$
denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und
diese lag im Sterben. Während er aber hinging, drängte ihn die
Volksmenge.
$43$ Und eine Frau, die seit zwölf Jahren mit einem Blutfluβ
behaftet war und, obgleich sie ihren ganzen Lebensunterhalt an
[die] Ärzte verwandt hatte, von niemand geheilt werden konnte,
$44$ kam von hinten heran und rührte die Quaste seines Kleides
an; und sogleich hörte ihr Blutfluβ auf. $45$ Und Jesus
sprach: Wer ist es, der mich angerührt hat? Als aber alle es
abstritten, sprach Petrus: Meister, die Volksmengen drängen und
drücken dich, und du sagst: Wer ist es, der mich angerührt hat?
$46$ Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich
habe gespürt, daβ Kraft von mir ausgegangen ist. $47$ Als die
Frau aber sah, daβ sie nicht verborgen blieb, kam sie zitternd
und fiel vor ihm nieder und berichtete vor dem ganzen Volk, um
welcher Ursache willen sie ihn angerührt habe und wie sie
sogleich geheilt worden sei. $48$ Er aber sprach zu ihr:
Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Geh hin in Frieden!
$49$ Während er noch redete, kommt einer von dem [Haus des]
Synagogenvorstehers und sagt zu ihm: Deine Tochter ist
gestorben, bemühe den Lehrer nicht. $50$ Als aber Jesus es
hörte, antwortete er ihm: Fürchte dich nicht, glaube nur! Und
sie wird gerettet werden. $51$ Als er aber in das Haus kam,
erlaubte er niemand hineinzugehen, auβer Petrus und Johannes und
Jakobus und dem Vater des Kindes und der Mutter. $52$ Alle
aber weinten und beklagten sie. Er aber sprach: Weint nicht,
denn sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft. $53$ Und
sie lachten ihn aus, da sie wuβten, daβ sie gestorben war.
$54$ Als er aber alle hinausgetrieben hatte, ergriff er sie
bei der Hand und rief und sprach: Kind, steh auf! $55$ Und ihr
Geist kehrte zurück, und sogleich stand sie auf; und er befahl,
ihr zu essen zu geben. $56$ Und ihre Eltern gerieten auβer
sich; er aber gebot ihnen, niemand zu sagen, was geschehen war.
\9\
Aussendung der zwölf Apostel.
#
Mt 10,1.5-15; Mk 6,7-13; vgl. Kap. 10,1-12.
#
$1$ Als er aber die Zwölf zusammengerufen hatte, gab er ihnen
Kraft und Vollmacht über alle Dämonen und zur Heilung von
Krankheiten. $2$ Und er sandte sie, das Reich Gottes zu
predigen und die Kranken gesund zu machen. $3$ Und er sprach
zu ihnen: Nehmt nichts mit auf den Weg: weder Stab, noch Tasche,
noch Brot, noch Geld, noch soll jemand zwei Unterkleider haben.
$4$ Und in welches Haus ihr eintretet, dort bleibt, und von da
geht weiter. $5$ Und wo immer sie euch nicht aufnehmen werden
- geht fort aus jener Stadt und schüttelt auch den Staub von
euren Füβen, zum Zeugnis gegen sie. $6$ Sie gingen aber aus
und durchzogen die Dörfer nacheinander, indem sie das Evangelium
verkündigten und überall heilten.
\9\
Jesus und Herodes.
#
Mt 14,1.2; Mk 6,14-16.
#
$7$ Es hörte aber Herodes, der Vierfürst, alles, was geschehen
war, und er war in Verlegenheit, weil von einigen gesagt wurde,
daβ Johannes aus den Toten auferweckt worden sei; $8$ von
einigen aber, daβ Elia erschienen, von anderen aber, daβ einer
der alten Propheten auferstanden sei. $9$ Und Herodes sprach:
Johannes habe ich enthauptet. Wer aber ist dieser, von dem ich
solches höre? Und er suchte ihn zu sehen.
\9\
Speisung der Fünftausend.
#
Mt 14,13-21; Mk 6,30-44; Joh 6,1-14; vgl. Mt 15,32-39; Mk 8,1-9.
#
$10$ Und als die Apostel zurückkehrten, erzählten sie ihm
alles, was sie getan hatten; und er nahm sie mit und zog sich
abseits zurück nach einer Stadt mit Namen Bethsaida. $11$ Als
aber die Volksmengen es erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm
sie auf und redete zu ihnen vom Reich Gottes, und die Heilung
brauchten, machte er gesund. $12$ Der Tag aber begann sich zu
neigen, und die Zwölf traten herbei und sprachen zu ihm: Entlaβ
die Volksmenge, daβ sie in die Dörfer ringsum und auf die Höfe
gehen und Herberge und Speise finden; denn hier sind wir an
einem öden Ort. $13$ Er aber sprach zu ihnen: Gebt ihr ihnen
zu essen. Sie aber sprachen: Wir haben nicht mehr als fünf Brote
und zwei Fische, es sei denn, daβ wir hingingen und für dieses
ganze Volk Speise kauften. $14$ Denn es waren etwa fünftausend
Mann. Er sprach aber zu seinen Jüngern: Laβt sie sich
reihenweise zu je fünfzig lagern. $15$ Und sie taten so und
lieβen alle sich lagern. $16$ Er nahm aber die fünf Brote und
die zwei Fische, blickte auf zum Himmel und segnete sie; und er
brach sie und gab sie den Jüngern, damit sie der Volksmenge
vorlegten. $17$ Und sie aβen und wurden alle gesättigt; und es
wurde aufgehoben, was ihnen an Brocken übriggeblieben war, zwölf
Handkörbe [voll].
\9\
Das Bekenntnis des Petrus - Erste Leidensankündigung -
Bedingungen der Nachfolge.
#
Mt 16,13-21; Mk 8,27-31.
#
$18$ Und es geschah, als er für sich allein betete, waren die
Jünger bei ihm; und er fragte sie und sprach: Was sagen die
Volksmengen, wer ich bin? $19$ Sie aber antworteten und
sprachen: Johannes der Täufer; andere aber: Elia; andere aber,
daβ einer der alten Propheten auferstanden sei. $20$ Er sprach
aber zu ihnen: Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin? Petrus aber
antwortete und sprach: Der Christus Gottes. $21$ Er aber
redete ihnen ernstlich zu und gebot ihnen, dies niemand zu
sagen, $22$ und sprach: Der Sohn des Menschen muβ vieles
leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern
und Schriftgelehrten und getötet und am dritten Tag auferweckt
werden.
#
Mt 16,24-28; Mk 8,34-9,1.
#
$23$ Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will,
verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und
folge mir nach. $24$ Denn wer sein Leben retten will, wird es
verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der
wird es retten. $25$ Denn was wird es einem Menschen nützen,
wenn er die ganze Welt gewönne, sich selbst aber verlöre oder
einbüβte? $26$ Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt,
dessen wird der Sohn des Menschen sich schämen, wenn er kommen
wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen
Engel. $27$ Ich sage euch aber in Wahrheit: Es sind einige
unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken
werden, bis sie das Reich Gottes gesehen haben.
\9\
Die Verklärung Jesu.
#
Mt 17,1-9; Mk 9,2-10; 2Petr 1,16-18.
#
$28$ Es geschah aber etwa acht Tage nach diesen Worten, daβ er
Petrus und Johannes und Jakobus mitnahm und auf den Berg stieg,
um zu beten. $29$ Und als er betete, veränderte sich das
Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand wurde weiβ,
strahlend. $30$ Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm, es
waren Mose und Elia. $31$ Diese erschienen in Herrlichkeit und
besprachen seinen Ausgang, den er in Jerusalem erfüllen sollte.
$32$ Petrus aber und die mit ihm waren, waren beschwert vom
Schlaf; als sie aber völlig aufgewacht waren, sahen sie seine
Herrlichkeit und die zwei Männer, die bei ihm standen. $33$
Und es geschah, als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu
Jesus: Meister, es ist gut, daβ wir hier sind; und laβ uns drei
Hütten machen, dir eine und Mose eine und Elia eine. Und er
wuβte nicht, was er sagte. $34$ Als er aber dies sagte, kam
eine Wolke und überschattete sie. Sie fürchteten sich aber, als
sie in die Wolke hineinkamen; $35$ und es geschah eine Stimme
aus der Wolke, die sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn
hört! $36$ Und während die Stimme geschah, war Jesus wieder
allein. Und sie schwiegen und verkündeten in jenen Tagen niemand
etwas von dem, was sie gesehen hatten.
\9\
Heilung eines Fallsüchtigen.
#
Mt 17,14-21; Mk 9,14-29.
#
$37$ Es geschah aber am folgenden Tag, als sie von dem Berg
herabgestiegen waren, da kam ihm eine groβe Volksmenge entgegen.
$38$ Und siehe, ein Mann aus der Volksmenge rief laut und
sprach: Lehrer, ich bitte dich, blicke hin auf meinen Sohn, denn
er ist mein einziger; $39$ und siehe, ein Geist ergreift ihn,
und plötzlich schreit er, und er zerrt ihn unter Schäumen, und
kaum einmal läβt er von ihm ab, er reibt ihn auf. $40$ Und ich
bat deine Jünger, daβ sie ihn austreiben möchten, und sie
konnten es nicht. $41$ Jesus aber antwortete und sprach: O
ungläubiges und verkehrtes Geschlecht, bis wann soll ich bei
euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn her! $42$ Aber
noch während er herbeikam, warf ihn der Dämon nieder und zerrte
ihn zusammen. Jesus aber bedrohte den unreinen Geist und heilte
den Knaben und gab ihn seinem Vater zurück. $43$ Sie
erstaunten aber alle sehr über die herrliche Gröβe Gottes.
\9\
Zweite Leidensankündigung.
#
Mt 17,22.23; Mk 9,30-32.
#
$43$ Als sich aber alle verwunderten über alles, was er tat, sprach
er zu seinen Jüngern: $44$ Nehmt ihr diese Worte in eure
Ohren, nämlich daβ der Sohn des Menschen überliefert werden wird
in die Hände der Menschen. $45$ Sie aber verstanden dieses
Wort nicht, und es war vor ihnen verborgen, daβ sie es nicht
begriffen; und sie fürchteten sich, ihn über dieses Wort zu
fragen.
\9\
Maβstäbe für wahre Gröβe und den Dienst im Reich Gottes.
#
Mt 18,1-5; Mk 9,33-37.38-41.
#
$46$ Es stieg aber unter ihnen eine Überlegung auf, wer wohl
der Gröβte unter ihnen sei. $47$ Als Jesus aber die Überlegung
ihres Herzens erkannte, nahm er ein Kind und stellte es neben
sich $48$ und sprach zu ihnen: Wer dieses Kind aufnehmen wird
in meinem Namen, nimmt mich auf, und wer mich aufnehmen wird,
nimmt den auf, der mich gesandt hat; denn wer der Kleinste ist
unter euch allen, der ist groβ.
$49$ Johannes aber antwortete und sprach: Meister, wir sahen
jemand Dämonen austreiben in deinem Namen und wir wehrten ihm,
weil er [dir] nicht mit uns nachfolgt. $50$ Und Jesus sprach
zu ihm: Wehrt nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, ist für
euch.
\9\
Aufbruch nach Jerusalem - Ablehnung bei Samaritern.
$51$ Es geschah aber, als sich die Tage seiner Aufnahme
erfüllten, da richtete er sein Angesicht fest darauf, nach
Jerusalem zu gehen. $52$ Und er sandte Boten vor seinem
Angesicht her; und sie gingen hin und kamen in ein Dorf der
Samariter, um für ihn [Unterkunft] zu bereiten. $53$ Und sie
nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht nach Jerusalem hin
gerichtet war. $54$ Als aber seine Jünger Jakobus und Johannes
das sahen, sprachen sie: Herr, willst du, daβ wir sagen, daβ
Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren soll, wie auch
Elia tat? $55$ Er wandte sich aber um und schalt sie. $56$
Und sie gingen nach einem anderen Dorf.
\9\
Rechte Nachfolge.
#
Mt 8,18-22.
#
$57$ Es geschah aber, als sie auf dem Weg dahinzogen, sprach
einer zu ihm: Ich will dir nachfolgen, wohin du auch gehst,
Herr. $58$ Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen
und die Vögel des Himmels Nester; aber der Sohn des Menschen hat
nicht, wo er sein Haupt hinlege. $59$ Er sprach aber zu einem
anderen: Folge mir nach! Der aber sprach: Herr, erlaube mir,
zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben. $60$ Jesus aber
sprach zu ihm: Laβ die Toten ihre Toten begraben, du aber geh
hin und verkündige das Reich Gottes. $61$ Es sprach aber auch
ein anderer: Ich will dir nachfolgen, Herr; zuvor aber erlaube
mir, Abschied zu nehmen von denen, die in meinem Hause sind.
$62$ Jesus aber sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den
Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich
Gottes.
\10\
Aussendung der siebzig Jünger.
#
vgl. Kap. 9,1-6; Mt 10,5-15; Mk 6,7-13.
#
$1$ Nach diesem aber bestellte der Herr auch siebzig andere
und sandte sie zu je zwei vor seinem Angesicht her in jede Stadt
und jeden Ort, wohin er selbst kommen wollte. $2$ Er sprach
aber zu ihnen: Die Ernte zwar ist groβ, der Arbeiter aber sind
wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, daβ er Arbeiter aussende
in seine Ernte. $3$ Geht hin! Siehe, ich sende euch wie
Lämmer mitten unter Wölfe. $4$ Tragt weder Börse noch Tasche
noch Sandalen, und grüβt niemand auf dem Weg. $5$ In welches
Haus ihr aber eintretet, sprecht zuerst: Friede diesem Haus!
$6$ Und wenn dort ein Sohn des Friedens ist, so wird euer
Friede auf ihm ruhen; wenn aber nicht, so wird er zu euch
zurückkehren. $7$ In diesem Haus aber bleibt, und eβt und
trinkt, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.
Geht nicht aus einem Haus in ein anderes. $8$ Und in welche
Stadt ihr kommt, und sie nehmen euch auf, [da] eβt, was euch
vorgesetzt wird, $9$ und heilt die Kranken darin und sprecht
zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen. $10$ In
welche Stadt ihr aber gekommen seid, und sie nehmen euch nicht
auf, [da] geht hinaus auf ihre Straβen und sprecht: $11$ Auch
den Staub, der uns aus eurer Stadt an den Füβen hängt, schütteln
wir gegen euch ab; doch dies wiβt, daβ das Reich Gottes nahe
gekommen ist. $12$ Ich sage euch, daβ es Sodom an jenem Tag
erträglicher ergehen wird als jener Stadt.
\11\
Weherufe über unbuβfertige Städte.
#
Mt 11,20-24.
#
$13$ Wehe dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wenn in
Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch
geschehen sind, längst hätten sie, in Sack und Asche sitzend,
Buβe getan. $14$ Doch Tyrus und Sidon wird es erträglicher
ergehen im Gericht als euch. $15$ Und du, Kapernaum, die du
bis zum Himmel erhöht worden bist, bis zum Hades wirst du
hinabgestoβen werden. $16$ Wer euch hört, hört mich; und wer
euch verwirft, verwirft mich; wer aber mich verwirft, verwirft
den, der mich gesandt hat.
\10\
Rückkehr der Siebzig - Lobpreis des Vaters.
#
Mt 11,25-27.
#
$17$ Die Siebzig aber kehrten mit Freuden zurück und
sprachen: Herr, auch die Dämonen sind uns untertan in deinem
Namen. $18$ Er sprach aber zu ihnen: Ich schaute den Satan
wie einen Blitz vom Himmel fallen. $19$ Siehe, ich gebe euch
die Macht, auf Schlangen und Skorpione zu treten, und über die
ganze Kraft des Feindes, und nichts soll euch irgendwie schaden.
$20$ Doch darüber freut euch nicht, daβ euch die Geister
untertan sind; freut euch aber, daβ eure Namen in den Himmeln
angeschrieben sind. $21$ In dieser Stunde frohlockte Jesus im
Geist und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und
der Erde, daβ du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast
und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn so war es
wohlgefällig vor dir. $22$ Alles ist mir übergeben von meinem
Vater; und niemand erkennt, wer der Sohn ist, als nur der Vater;
und wer der Vater ist, als nur der Sohn, und wem der Sohn [ihn]
offenbaren will. $23$ Und er wandte sich zu den Jüngern
allein und sprach: Glückselig die Augen, die sehen, was ihr
seht! $24$ Denn ich sage euch, daβ viele Propheten und Könige
begehrt haben, zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht
gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört.
\10\
Der barmherzige Samariter.
#
vgl. Mt 22,34-40; Mk 12,28-34.
#
$25$ Und siehe, ein Gesetzesgelehrter stand auf und versuchte
ihn und sprach: Lehrer, was muβ ich getan haben, um ewiges Leben
zu erben? $26$ Er aber sprach zu ihm: Was steht in dem Gesetz
geschrieben? Wie liest du? $27$ Er aber antwortete und
sprach: `Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem
ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen
Kraft und mit deinem ganzen Verstand und deinen Nächsten wie
dich selbst. $28$ Er sprach aber zu ihm: Du hast recht
geantwortet; tu dies, und du wirst leben. $29$ Indem er aber
sich selbst rechtfertigen wollte, sprach er zu Jesus: Und wer
ist mein Nächster? $30$ Jesus aber erwiderte und sprach: Ein
Mensch ging von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter
Räuber, die ihn auch auszogen und ihm Schläge versetzten und
weggingen und ihn halbtot liegen lieβen. $31$ Von ungefähr
aber ging ein Priester jenen Weg hinab; und als er ihn sah, ging
er an der entgegengesetzten Seite vorüber. $32$ Ebenso aber
kam auch ein Levit, der an den Ort gelangte und sah [ihn] und
ging an der entgegengesetzten Seite vorüber. $33$ Aber ein
Samariter, der auf der Reise war, kam zu ihm hin; und als er ihn
sah, wurde er innerlich bewegt; $34$ und er trat hinzu und
verband seine Wunden und goβ Öl und Wein darauf; und er setzte
ihn auf sein eigenes Tier und führte ihn in eine Herberge und
trug Sorge für ihn. $35$ Und am folgenden Morgen zog er zwei
Denare heraus und gab sie dem Wirt und sprach: Trage Sorge für
ihn; und was du noch dazu verwenden wirst, werde ich dir
bezahlen, wenn ich zurückkomme. $36$ Was meinst du, wer von
diesen dreien der Nächste dessen gewesen ist, der unter die
Räuber gefallen war? $37$ Er aber sprach: Der die
Barmherzigkeit an ihm übte. Jesus aber sprach zu ihm: Geh hin
und handle ebenso!
\10\
Martha und Maria.
$38$ Es geschah aber, als sie ihres Weges zogen, daβ er in
ein Dorf kam; und eine Frau mit Namen Martha nahm ihn in ihr
Haus auf. $39$ Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria,
die sich auch zu den Füβen Jesu niedersetzte und seinem Wort
zuhörte. $40$ Martha aber war sehr beschäftigt mit vielem
Dienen; sie trat aber hinzu und sprach: Herr, kümmert es dich
nicht, daβ meine Schwester mich allein gelassen hat zu dienen?
Sage ihr doch, daβ sie mir helfe! $41$ Jesus aber antwortete
und sprach zu ihr: Martha, Martha! Du bist besorgt und
beunruhigt um viele Dinge; $42$ eins aber ist nötig. Maria
aber hat das gute Teil erwählt, das nicht von ihr genommen
werden wird.
\11\
Vom Gebet.
#
V. 1-4: vgl. Mt 6,9-13; V. 5-13: vgl. Mt 7,7-11.
#
$1$ Und es geschah, als er an einem Ort war und betete, da
sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre
uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte! $2$ Er
sprach aber zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater,
geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; $3$ unser
nötiges Brot gib uns täglich; $4$ und vergib uns unsere
Sünden, denn auch wir selbst vergeben jedem, der uns schuldig
ist; und führe uns nicht in Versuchung. $5$ Und er sprach zu
ihnen: Wer von euch wird einen Freund haben und wird um
Mitternacht zu ihm gehen und zu ihm sagen: Freund, leihe mir
drei Brote, $6$ da mein Freund von der Reise bei mir
angekommen ist und ich nichts habe, was ich ihm vorsetzen soll;
$7$ und jener würde von innen antworten und sagen: Mach mir
keine Mühe, die Tür ist schon geschlossen, und meine Kinder sind
bei mir im Bett; ich kann nicht aufstehen und dir geben? $8$
Ich sage euch, wenn er auch nicht aufstehen und ihm geben wird,
weil er sein Freund ist, so wird er wenigstens um seiner
Unverschämtheit willen aufstehen und ihm geben, so viel er
braucht. $9$ Und ich sage euch: Bittet, und es wird euch
gegeben werden; sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es
wird euch aufgetan werden. $10$ Denn jeder Bittende empfängt,
und der Suchende findet, und dem Anklopfenden wird aufgetan
werden. $11$ Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um
einen Fisch bitten wird - er wird ihm statt des Fisches doch
nicht eine Schlange geben? $12$ Oder auch, wenn er um ein Ei
bäte - er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? $13$ Wenn
nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben
wiβt, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel [gibt], den
Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
\11\
Dämonenaustreibung.
#
Mt 12,22-37; Mk 3,22-30.
#
$14$ Und er trieb einen Dämon aus, der stumm war. Es geschah
aber, als der Dämon ausgefahren war, redete der Stumme; und die
Volksmengen wunderten sich. $15$ Einige aber von ihnen
sagten: Durch Beelzebul, den Obersten der Dämonen, treibt er die
Dämonen aus. $16$ Andere aber versuchten ihn und forderten
von ihm ein Zeichen aus dem Himmel. $17$ Da er aber ihre
Gedanken wuβte, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das mit sich
selbst entzweit ist, wird verwüstet, und Haus gegen Haus
[entzweit], stürzt ein. $18$ Wenn aber auch der Satan mit
sich selbst entzweit ist, wie wird sein Reich bestehen? Denn ihr
sagt, daβ ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe. $19$
Wenn aber ich durch Beelzebul die Dämonen austreibe, durch wen
treiben eure Söhne sie aus? Darum werden sie eure Richter sein.
$20$ Wenn ich aber durch den Finger Gottes die Dämonen
austreibe, so ist also das Reich Gottes zu euch gekommen.
$21$ Wenn der Starke bewaffnet seinen Hof bewacht, so ist
seine Habe in Frieden; $22$ wenn aber ein Stärkerer als er
über ihn kommt und ihn besiegt, so nimmt er seine ganze
Waffenrüstung weg, auf die er vertraute, und seine Beute
verteilt er. $23$ Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich; und
wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.
\11\
Von der Rückkehr unreiner Geister.
#
Mt 12,43-45.
#
$24$ Wenn der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist,
so durchwandert er dürre Orte und sucht Ruhe; und da er sie
nicht findet, spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren,
von wo ich ausgegangen bin. $25$ Und wenn er kommt, findet er
es gekehrt und geschmückt. $26$ Dann geht er hin und nimmt
sieben andere Geister mit, schlimmer als er selbst, und sie
gehen hinein und wohnen dort; und das Ende jenes Menschen wird
ärger als der Anfang.
\11\
Wahre Glückseligkeit.
$27$ Es geschah aber, als er dies sagte, da erhob eine Frau
aus der Volksmenge ihre Stimme und sprach zu ihm: Glückselig der
Leib, der dich getragen, und die Brüste, die du gesogen hast!
$28$ Er aber sprach: Gewiβ, doch glückselig, die das Wort
Gottes hören und befolgen!
\11\
Das Zeichen Jonas.
#
Mt 12,38-42.
#
$29$ Als aber die Volksmengen sich herzudrängten, fing er an,
zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es fordert
ein Zeichen, und kein Zeichen wird ihm gegeben werden als nur
das Zeichen Jonas. $30$ Denn wie Jona den Niniviten ein
Zeichen war, so wird es auch der Sohn des Menschen diesem
Geschlecht sein. $31$ Eine Königin des Südens wird auftreten
im Gericht mit den Männern dieses Geschlechts und wird sie
verdammen; denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit
Salomos zu hören; und siehe, hier ist mehr als Salomo. $32$
Männer von Ninive werden aufstehen im Gericht mit diesem
Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Buβe auf die
Predigt Jonas hin; und siehe, hier ist mehr als Jona.
\11\
Gleichnis vom Auge.
#
vgl. Mt 5,15; 6,22.23.
#
$33$ Niemand aber, der eine Leuchte angezündet hat, stellt
sie ins Versteck, noch unter den Scheffel, sondern auf das
Lampengestell, damit die Hereinkommenden den Schein sehen.
$34$ Die Leuchte des Leibes ist dein Auge; wenn dein Auge
lauter ist, so ist auch dein ganzer Leib licht; wenn es aber
böse ist, so ist auch dein Leib finster. $35$ Sieh nun zu,
daβ das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis ist. $36$
Wenn nun dein ganzer Leib licht ist und keinen finsteren Teil
hat, so wird er ganz licht sein, wie wenn die Leuchte mit ihrem
Strahl dich beleuchtete.
\11\
Weherufe gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten.
#
vgl. Mt 23,4-7.23-36.
#
$37$ Als er aber redete, bat ihn ein Pharisäer, daβ er bei
ihm zu Mittag essen möchte; er ging aber hinein und legte sich
zu Tisch. $38$ Als aber der Pharisäer es sah, wunderte er
sich, daβ er sich nicht erst vor dem Essen gewaschen hatte.
$39$ Der Herr aber sprach zu ihm: Nun, ihr Pharisäer, ihr
reinigt das Äuβere des Bechers und der Schüssel, euer Inneres
aber ist voller Raub und Bosheit. $40$ Toren! Hat nicht der,
welcher das Äuβere gemacht hat, auch das Innere gemacht? $41$
Gebt jedoch als Almosen, was darin ist, und siehe, alles ist
euch rein. $42$ Aber wehe euch Pharisäern! Denn ihr
verzehntet die Minze und die Raute und alles Kraut und übergeht
das Gericht und die Liebe Gottes; diese Dinge hättet ihr tun und
jene nicht lassen sollen. $43$ Wehe euch Pharisäern! Denn ihr
liebt den ersten Sitz in den Synagogen und die Begrüβungen auf
den Märkten. $44$ Wehe euch! Denn ihr seid wie die Grüfte,
die verborgen sind, und die Menschen, die darüber hingehen,
wissen es nicht. $45$ Aber einer der Gesetzesgelehrten
antwortete und spricht zu ihm: Lehrer, indem du dies sagst,
schmähst du auch uns. $46$ Er aber sprach: Auch euch
Gesetzesgelehrten wehe! Denn ihr belastet die Menschen mit
schwer zu tragenden Lasten, und selbst rührt ihr die Last nicht
mit einem eurer Finger an. $47$ Wehe euch! Denn ihr baut die
Grabmäler der Propheten, eure Väter aber haben sie getötet.
$48$ So gebt ihr Zeugnis und stimmt den Werken eurer Väter
bei; denn sie haben sie getötet, ihr aber baut ihre Grabmäler.
$49$ Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde
Propheten und Apostel zu ihnen senden, und einige von ihnen
werden sie töten und vertreiben, $50$ damit das Blut aller
Propheten, das von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist,
von diesem Geschlecht gefordert werde: $51$ von dem Blut
Abels an bis zu dem Blut des Zacharias, der zwischen dem Altar
und dem Haus umkam; ja, sage ich euch, es wird von diesem
Geschlecht gefordert werden. $52$ Wehe euch
Gesetzesgelehrten! Denn ihr habt den Schlüssel der Erkenntnis
weggenommen; ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die
hineingehen wollten, habt ihr gehindert. $53$ Als er aber
dies zu ihnen sagte, fingen die Schriftgelehrten und die
Pharisäer an, hart auf ihn einzudringen und ihn über vieles
auszufragen; $54$ und sie lauerten auf ihn, etwas aus seinem
Mund zu erjagen.
\12\
Warnung vor Heuchelei - Ermutigung zu furchtlosem Bekenntnis -
Warnung vor Lästerung des Geistes.
#
vgl. Mt 10,26-33.
#
$1$ Als sich unterdessen viele Tausende der Volksmenge
versammelt hatten, so daβ sie einander traten, fing er an,
zuerst zu seinen Jüngern zu sagen: Hütet euch vor dem Sauerteig
der Pharisäer, das heiβt vor der Heuchelei. $2$ Es ist aber
nichts verdeckt, was nicht aufgedeckt, und verborgen, was nicht
erkannt werden wird; $3$ deswegen wird alles, was ihr in der
Finsternis gesprochen haben werdet, im Licht gehört werden, und
was ihr ins Ohr gesprochen haben werdet in den Kammern, wird auf
den Dächern ausgerufen werden.
$4$ Ich sage aber euch, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht
vor denen, die den Leib töten und nach diesem nichts weiter zu
tun vermögen. $5$ Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten
sollt: Fürchtet den, der nach dem Töten Macht hat, in die Hölle
zu werfen; ja, sage ich euch, diesen fürchtet. $6$ Werden
nicht fünf Sperlinge für zwei Pfennig verkauft? Und nicht einer
von ihnen ist vor Gott vergessen. $7$ Aber selbst die Haare
eures Hauptes sind alle gezählt. So fürchtet euch nun nicht; ihr
seid mehr als viele Sperlinge. $8$ Ich sage euch aber: Jeder,
der mich vor den Menschen bekennen wird, den wird auch der Sohn
des Menschen vor den Engeln Gottes bekennen; $9$ wer mich
aber vor den Menschen verleugnet haben wird, der wird vor den
Engeln Gottes verleugnet werden.
$10$ Und jeder, der ein Wort sagen wird gegen den Sohn des
Menschen, dem wird vergeben werden; dem aber, der gegen den
Heiligen Geist lästert, wird nicht vergeben werden. $11$ Wenn
sie euch aber vor die Synagogen und die Obrigkeiten und die
Machthaber führen, so sorgt nicht, wie oder womit ihr euch
verantworten oder was ihr sagen sollt; $12$ denn der Heilige
Geist wird euch in jener Stunde lehren, was ihr sagen sollt.
\12\
Gleichnis vom reichen Toren.
$13$ Einer aus der Volksmenge aber sprach zu ihm: Lehrer,
sage meinem Bruder, daβ er das Erbe mit mir teile. $14$ Er
aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zu einem Richter oder
[Erb]teiler über euch gesetzt? $15$ Er sprach aber zu ihnen:
Seht zu und hütet euch vor aller Habsucht, denn auch wenn jemand
Überfluβ hat, besteht sein Leben nicht durch seine Habe. $16$
Er sagte aber ein Gleichnis zu ihnen und sprach: Das Land eines
reichen Menschen trug viel ein. $17$ Und er überlegte bei
sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Denn ich habe nicht,
wohin ich meine Früchte einsammeln soll. $18$ Und er sprach:
Dies will ich tun: ich will meine Scheunen niederreiβen und
gröβere bauen und will dahin all mein Korn und meine Güter
einsammeln; $19$ und ich will zu meiner Seele sagen: Seele,
du hast viele Güter daliegen auf viele Jahre. Ruhe aus, iβ,
trink, sei fröhlich! $20$ Gott aber sprach zu ihm: Du Tor! In
dieser Nacht wird man deine Seele von dir fordern. Was du aber
bereitet hast, für wen wird es sein? $21$ So ist, der für
sich Schätze sammelt und nicht reich ist im Blick auf Gott.
\12\
Warnung vor Sorgen.
#
vgl. Mt 6,19-21.25-34.
#
$22$ Er sprach aber zu seinen Jüngern: Deshalb sage ich euch:
Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den
Leib, was ihr anziehen sollt. $23$ Das Leben ist mehr als die
Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung. $24$ Betrachtet
die Raben, die nicht säen noch ernten, die weder Vorratskammer
noch Scheune haben, und Gott ernährt sie. Wieviel seid ihr mehr
als die Vögel! $25$ Wer aber unter euch kann mit Sorgen
seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen? $26$ Wenn ihr nun auch
das geringste nicht könnt, warum seid ihr um das übrige besorgt?
$27$ Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen; sie mühen sich
nicht und spinnen auch nicht. Ich sage euch aber, selbst Salomo
in all seiner Herrlichkeit war nicht bekleidet wie eine von
ihnen. $28$ Wenn aber Gott das Gras, das heute auf dem Feld
steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so kleidet, wieviel
mehr euch, Kleingläubige! $29$ Und ihr, trachtet nicht
[danach], was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und seid
nicht in Unruhe; $30$ denn nach diesem allen trachten die
Nationen der Welt; euer Vater aber weiβ, daβ ihr dies benötigt.
$31$ Trachtet jedoch nach seinem Reich, und dies wird euch
hinzugefügt werden. $32$ Fürchte dich nicht, du kleine Herde,
denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
$33$ Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Beutel,
die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln,
wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört. $34$ Denn wo
euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
\12\
Ermahnung zur Wachsamkeit und Treue - Gleichnis vom treuen und
untreuen Knecht.
#
vgl. Mt 24,42-51.
#
$35$ Es seien eure Lenden umgürtet und die Lampen brennend;
$36$ und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn
warten, wann er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er
kommt und anklopft, sie ihm sogleich aufmachen. $37$
Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend
finden wird! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich umgürten und
sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie
bedienen. $38$ Und wenn er in der zweiten Wache kommt und in
der dritten Wache kommt und findet sie so - glückselig sind
jene! $39$ Dies aber erkennt: Wenn der Hausherr gewuβt hätte,
zu welcher Stunde der Dieb kommen würde, so hätte er gewacht und
nicht erlaubt, daβ sein Haus durchgraben würde. $40$ Auch
ihr, seid bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt in der
Stunde, da ihr es nicht meint.
$41$ Petrus aber sprach zu ihm: Herr, sagst du dieses
Gleichnis zu uns oder auch zu allen? $42$ Der Herr aber
sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr
über sein Gesinde setzen wird, um [ihm] die zugemessene Speise
zu geben zur rechten Zeit? $43$ Glückselig jener Knecht, den
sein Herr, wenn er kommt, bei solchem Tun finden wird! $44$
In Wahrheit sage ich euch, daβ er ihn über seine ganze Habe
setzen wird. $45$ Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen
sagt: Mein Herr läβt sich Zeit mit dem Kommen, und anfängt, die
Knechte und Mägde zu schlagen und zu essen und zu trinken und
sich zu berauschen, $46$ so wird der Herr jenes Knechtes
kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet, und in einer
Stunde, die er nicht weiβ, und wird ihn entzweischneiden und ihm
sein Teil setzen mit den Ungläubigen. $47$ Jener Knecht aber,
der den Willen seines Herrn wuβte und sich nicht bereitet, noch
nach seinem Willen getan hat, wird mit vielen [Schlägen]
geschlagen werden; $48$ wer ihn aber nicht wuβte, aber getan
hat, was der Schläge wert ist, wird mit wenigen geschlagen
werden. Jedem aber, dem viel gegeben ist - viel wird von ihm
verlangt werden; und wem man viel anvertraut hat, von dem wird
man desto mehr fordern.
\12\
Entzweiung um Jesu willen.
#
vgl. Mt 10,34-36.
#
$49$ Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen, und wie
wünschte ich, es wäre schon angezündet! $50$ Ich habe aber
eine Taufe, womit ich getauft werden muβ, und wie bin ich
bedrängt, bis sie vollbracht ist! $51$ Denkt ihr, daβ ich
gekommen sei, Frieden auf der Erde zu geben? Nein, sage ich
euch, sondern vielmehr Entzweiung. $52$ Denn es werden von
nun an fünf in einem Haus entzweit sein; drei werden mit zweien
und zwei mit dreien entzweit sein: $53$ Vater mit Sohn und
Sohn mit Vater, Mutter mit Tochter und Tochter mit der Mutter,
Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter
mit der Schwiegermutter.
\12\
Zeichen der Zeit - Ermahnung zur Versöhnung und Buβe - Gleichnis
vom Feigenbaum.
#
Mt 16,1-3.
#
$54$ Er sprach aber auch zu den Volksmengen: Wenn ihr eine
Wolke von Westen aufsteigen seht, so sagt ihr sogleich: Ein
Regenguβ kommt. Und es geschieht so. $55$ Und wenn [ihr] den
Südwind wehen [seht], so sagt ihr: Es wird Hitze geben. Und es
geschieht. $56$ Heuchler! Das Aussehen der Erde und des
Himmels wiβt ihr zu beurteilen. Wie aber kommt es, daβ ihr diese
Zeit nicht beurteilt?
#
V. 57-59: Mt 5,25.26.
#
$57$ Warum richtet ihr aber auch von euch selbst aus nicht,
was recht ist? $58$ Denn wenn du mit deinem Gegner vor die
Obrigkeit gehst, so gib dir auf dem Weg Mühe, von ihm
loszukommen, damit er dich nicht etwa zu dem Richter
hinschleppe; und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener
überliefern und der Gerichtsdiener dich ins Gefängnis werfen.
$59$ Ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis
du auch den letzten Heller bezahlt hast.
\13\
$1$ Zu dieser Zeit waren aber einige zugegen, die ihm von den
Galiläern berichteten, deren Blut Pilatus mit ihren
Schlachtopfern vermischt hatte. $2$ Und er antwortete und
sprach zu ihnen: Meint ihr, daβ diese Galiläer vor allen
Galiläern Sünder waren, weil sie dies erlitten haben? $3$
Nein, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buβe tut, werdet ihr
alle ebenso umkommen. $4$ Oder jene achtzehn, auf die der
Turm in Siloah fiel und sie tötete: meint ihr, daβ sie vor allen
Menschen, die in Jerusalem wohnen, Schuldner waren? $5$ Nein,
sage ich euch, sondern wenn ihr nicht Buβe tut, werdet ihr alle
ebenso umkommen.
$6$ Er sagte aber dieses Gleichnis: Es hatte jemand einen
Feigenbaum, der in seinem Weinberg gepflanzt war; und er kam und
suchte Frucht an ihm und fand keine. $7$ Er sprach aber zu
dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an
diesem Feigenbaum und finde keine. Hau ihn ab! Wozu macht er
auch das Land unbrauchbar? $8$ Er aber antwortet und sagt zu
ihm: Herr, laβ ihn noch dieses Jahr, bis ich um ihn graben und
Dünger legen werde; $9$ und wenn er etwa Frucht bringen wird,
[gut], wenn aber nicht, so magst du ihn künftig abhauen.
\13\
Heilung einer Frau am Sabbat.
$10$ Er lehrte aber am Sabbat in einer der Synagogen. $11$
Und siehe, da war eine Frau, die achtzehn Jahre einen Geist der
Schwäche hatte; und sie war zusammengekrümmt und gänzlich
unfähig, sich aufzurichten. $12$ Als aber Jesus sie sah, rief
er ihr zu und sprach zu ihr: Frau, du bist gelöst von deiner
Schwäche! $13$ Und er legte ihr die Hände auf, und sofort
wurde sie gerade und verherrlichte Gott. $14$ Der
Synagogenvorsteher aber, unwillig, daβ Jesus am Sabbat heilte,
begann und sprach zu der Volksmenge: Sechs Tage sind es, an
denen man arbeiten soll; an diesen nun kommt und laβt euch
heilen und nicht am Tag des Sabbats. $15$ Der Herr nun
antwortete ihm und sprach: Heuchler! Bindet nicht jeder von euch
am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt
ihn hin und tränkt ihn? $16$ Diese aber, die eine Tochter
Abrahams ist, die der Satan gebunden hat, siehe, achtzehn Jahre
lang, sollte sie nicht von dieser Fessel gelöst werden am Tag
des Sabbats? $17$ Und als er dies sagte, wurden alle seine
Widersacher beschämt; und die ganze Volksmenge freute sich über
all die herrlichen Dinge, die durch ihn geschahen.
\13\
Gleichnisse vom Senfkorn und Sauerteig.
#
Mt 13,31-33; Mk 4,30-34.
#
$18$ Er sprach aber: Wem ist das Reich Gottes gleich, und wem
soll ich es vergleichen? $19$ Es gleicht einem Senfkorn, das
ein Mensch nahm und in seinen Garten warf; und es wuchs und
wurde zu einem groβen Baum, und die Vögel des Himmels nisteten
in seinen Zweigen.
$20$ Und wieder sprach er: Wem soll ich das Reich Gottes
vergleichen? $21$ Es gleicht einem Sauerteig, den eine Frau
nahm und unter drei Maβ Mehl mengte, bis es ganz durchsäuert
war.
\13\
Die enge Pforte - Erste und Letzte.
$22$ Und lehrend durchzog er nacheinander Städte und Dörfer
und reiste nach Jerusalem. $23$ Es sprach aber jemand zu ihm:
Herr, sind es wenige, die errettet werden? Er aber sprach zu
ihnen: $24$ Ringt danach, durch die enge Pforte einzugehen;
denn viele, sage ich euch, werden einzugehen suchen und werden
es nicht vermögen. $25$ Sobald der Hausherr aufgestanden ist
und die Tür verschlossen hat und ihr anfangen werdet, drauβen zu
stehen und an der Tür zu klopfen und zu sagen: Herr, tu uns auf!
wird er antworten und zu euch sagen: Ich kenne euch nicht [und
weiβ nicht], woher ihr seid. $26$ Dann werdet ihr anfangen,
zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und auf
unseren Straβen hast du gelehrt. $27$ Und er wird sagen: Ich
sage euch, ich kenne euch nicht [und weiβ nicht], woher ihr
seid. Weicht von mir, alle ihr Übeltäter! $28$ Da wird das
Weinen und das Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham und Isaak
und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet, euch
aber drauβen hinausgeworfen. $29$ Und sie werden kommen von
Osten und Westen und von Norden und Süden und zu Tisch liegen im
Reich Gottes. $30$ Und siehe, es sind Letzte, die Erste sein
werden, und es sind Erste, die Letzte sein werden.
\13\
Klage über Jerusalem.
#
vgl. Mt 23,37-39.
#
$31$ In derselben Stunde kamen einige Pharisäer herbei und
sagten zu ihm: Geh hinaus und zieh fort, denn Herodes will dich
töten. $32$ Und er sprach zu ihnen: Geht hin und sagt diesem
Fuchs: Siehe, ich treibe Dämonen aus und vollbringe Heilungen
heute und morgen, und am dritten [Tag] werde ich vollendet.
$33$ Doch ich muβ heute und morgen und am folgenden [Tag]
wandern; denn es geht nicht an, daβ ein Prophet auβerhalb
Jerusalems umkomme. $34$ Jerusalem, Jerusalem, das da tötet
die Propheten und steinigt, die zu ihm gesandt sind! Wie oft
habe ich deine Kinder versammeln wollen wie eine Henne ihre Brut
unter die Flügel, und ihr habt nicht gewollt! $35$ Siehe,
euer Haus wird euch überlassen. Ich sage euch aber: Ihr werdet
mich nicht sehen, bis es geschieht, daβ ihr sprecht: `Gepriesen
[sei], der da kommt im Namen des Herrn!
\14\
Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat.
$1$ Und es geschah, als er am Sabbat in das Haus eines der
Obersten der Pharisäer kam, um zu essen, daβ sie auf ihn
lauerten. $2$ Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor
ihm. $3$ Und Jesus begann und sprach zu den Gesetzesgelehrten
und Pharisäern und sagte: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?
$4$ Sie aber schwiegen. Und er faβte ihn an und heilte ihn
und entlieβ ihn. $5$ Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch,
dessen Sohn oder Ochse in einen Brunnen fällt, zieht ihn nicht
sogleich heraus am Tag des Sabbats? $6$ Und sie konnten ihm
darauf nicht antworten.
\14\
Warnung vor Ehrsucht.
$7$ Er sprach aber zu den Eingeladenen ein Gleichnis, als er
bemerkte, wie sie die ersten Plätze wählten, und sagte zu ihnen:
$8$ Wenn du von jemandem zur Hochzeit geladen wirst, so lege
dich nicht auf den ersten Platz, damit nicht etwa ein Geehrterer
als du von ihm geladen sei $9$ und der, welcher dich und ihn
geladen hat, komme und zu dir spreche: Mach diesem Platz! Und
dann wirst du anfangen, mit Schande den letzten Platz
einzunehmen. $10$ Sondern wenn du geladen bist, so geh hin
und lege dich auf den letzten Platz, damit, wenn der, welcher
dich geladen hat, kommt, er zu dir spreche: Freund, rücke höher
hinauf. Dann wirst du Ehre haben vor allen, die mit dir zu Tisch
liegen; $11$ Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird
erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht
werden.
$12$ Er sprach aber auch zu dem, der ihn geladen hatte: Wenn
du ein Mittags- oder ein Abendmahl machst, so lade nicht deine
Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten, noch reiche
Nachbarn, damit nicht etwa auch sie dich wiederladen und dir
Vergeltung zuteil werde. $13$ Sondern wenn du ein Mahl
machst, so lade Arme, Krüppel, Lahme, Blinde, $14$ und
glückselig wirst du sein, weil sie nichts haben, um dir zu
vergelten; denn es wird dir vergolten werden bei der
Auferstehung der Gerechten.
\14\
Gleichnis vom groβen Abendmahl.
#
vgl. Mt 22,2-10.
#
$15$ Als aber einer von denen, die mit zu Tisch lagen, dies
hörte, sprach er zu ihm: Glückselig, wer essen wird im Reich
Gottes! $16$ Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch machte ein
groβes Abendmahl und lud viele. $17$ Und er sandte seinen
Knecht zur Stunde des Abendmahls, um den Geladenen zu sagen:
Kommt, denn schon ist alles bereit. $18$ Und sie fingen alle
ohne Ausnahme an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu
ihm: Ich habe einen Acker gekauft und muβ notwendig ausgehen und
ihn besehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt.
$19$ Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen
gekauft, und ich gehe hin, sie zu erproben; ich bitte dich,
halte mich für entschuldigt. $20$ Und ein anderer sprach: Ich
habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen.
$21$ Und der Knecht kam herbei und berichtete dies seinem
Herrn. Da wurde der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht:
Geh eilends hinaus auf die Straβen und Gassen der Stadt und
bringe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden hier herein.
$22$ Und der Knecht sprach: Herr, es ist geschehen, wie du
befohlen hast, und es ist noch Raum. $23$ Und der Herr sprach
zu dem Knecht: Geh hinaus auf die Wege und Zäune und nötige
[sie] hereinzukommen, daβ mein Haus voll werde; $24$ denn ich
sage euch, daβ nicht einer jener Männer, die geladen waren, mein
Abendmahl schmecken wird.
\14\
Bedingungen der Nachfolge.
$25$ Es ging aber eine groβe Volksmenge mit ihm; und er
wandte sich um und sprach zu ihnen: $26$ Wenn jemand zu mir
kommt und haβt nicht seinen Vater und seine Mutter und seine
Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber
auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein;
$27$ und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann
nicht mein Jünger sein. $28$ Denn wer unter euch, der einen
Turm bauen will, setzt sich nicht zuvor hin und berechnet die
Kosten, ob er [das Nötige] zur Ausführung habe? $29$ Damit
nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat und nicht vollenden
kann, alle, die es sehen, anfangen, ihn zu verspotten, $30$
und sagen: Dieser Mensch hat angefangen zu bauen und konnte
nicht vollenden. $31$ Oder welcher König, der auszieht, um
sich mit einem anderen König in Krieg einzulassen, setzt sich
nicht zuvor hin und ratschlagt, ob er imstande sei, dem mit
zehntausend entgegenzutreten, der gegen ihn mit zwanzigtausend
anrückt? $32$ Wenn aber nicht, so sendet er, während er noch
fern ist, eine Gesandtschaft und bittet um die
Friedensbedingungen. $33$ So kann nun keiner von euch, der
nicht allem entsagt, was er hat, mein Jünger sein. $34$ Das
Salz ist gut; wenn aber auch das Salz kraftlos geworden ist,
womit soll es gewürzt werden? $35$ Es ist weder für das Land
noch für den Dünger tauglich; man wirft es hinaus. Wer Ohren hat
zu hören, der höre!
\15\
Gleichnisse vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Drachme.
#
V. 1-7: vgl. Mt 18,11-13.
#
$1$ Es nahten aber zu ihm alle Zöllner und Sünder, ihn zu
hören; $2$ und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten
und sprachen: Dieser nimmt Sünder auf und iβt mit ihnen. $3$
Er sprach aber zu ihnen dieses Gleichnis und sagte: $4$
Welcher Mensch unter euch, der hundert Schafe hat und eins von
ihnen verloren hat, läβt nicht die neunundneunzig in der Wüste
und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? $5$ Und wenn
er es gefunden hat, so legt er es mit Freuden auf seine
Schultern; $6$ und wenn er nach Hause kommt, ruft er die
Freunde und die Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: Freut
euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren
war. $7$ Ich sage euch: So wird Freude im Himmel sein über
einen Sünder, der Buβe tut, [mehr] als über neunundneunzig
Gerechte, die die Buβe nicht nötig haben.
$8$ Oder welche Frau, die zehn Drachmen hat, zündet nicht,
wenn sie eine Drachme verliert, eine Lampe an und kehrt das Haus
und sucht sorgfältig, bis sie sie findet? $9$ Und wenn sie
sie gefunden hat, ruft sie die Freundinnen und Nachbarinnen
zusammen und spricht: Freut euch mit mir, denn ich habe die
Drachme gefunden, die ich verloren hatte. $10$ So, sage ich
euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der
Buβe tut.
\15\
Gleichnis vom verlorenen Sohn.
$11$ Er sprach aber: Ein Mensch hatte zwei Söhne; $12$ und
der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater, gib mir den
Teil des Vermögens, der mir zufällt. Und er teilte ihnen die
Habe. $13$ Und nach nicht vielen Tagen brachte der jüngere
Sohn alles zusammen und reiste weg in ein fernes Land, und dort
vergeudete er sein Vermögen, indem er verschwenderisch lebte.
$14$ Als er aber alles verzehrt hatte, kam eine gewaltige
Hungersnot über jenes Land, und er selbst fing an, Mangel zu
leiden. $15$ Und er ging hin und hängte sich an einen der
Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seine Äcker, Schweine
zu hüten. $16$ Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den
Schoten, die die Schweine fraβen; und niemand gab ihm. $17$
Als er aber in sich ging, sprach er: Wie viele Tagelöhner meines
Vaters haben Überfluβ an Brot, ich aber komme hier um vor
Hunger. $18$ Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater
gehen und will zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir, $19$ ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn
zu heiβen, mach mich wie einen deiner Tagelöhner. $20$ Und er
machte sich auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch fern
war, sah ihn sein Vater und wurde innerlich bewegt und lief hin
und fiel ihm um seinen Hals und küβte ihn zärtlich. $21$ Der
Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den
Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu
heiβen. $22$ Der Vater aber sprach zu seinen Sklaven: Bringt
das beste Kleid her und zieht es ihm an und tut einen Ring an
seine Hand und Sandalen an seine Füβe; $23$ und bringt das
gemästete Kalb her und schlachtet es, und laβt uns essen und
fröhlich sein! $24$ Denn dieser mein Sohn war tot und ist
wieder lebendig geworden, war verloren und ist gefunden worden.
Und sie fingen an, fröhlich zu sein.
$25$ Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld; und als er kam
und sich dem Haus näherte, hörte er Musik und Reigen. $26$
Und er rief einen der Sklaven herbei und erkundigte sich, was
das wäre. $27$ Der aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist
gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb geschlachtet,
weil er ihn gesund wiedererhalten hat. $28$ Er aber wurde
zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber ging hinaus
und redete ihm zu. $29$ Er aber antwortete und sprach zu dem
Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und niemals habe ich
ein Gebot von dir übertreten; und mir hast du niemals ein
Böckchen gegeben, daβ ich mit meinen Freunden fröhlich wäre;
$30$ da aber dieser dein Sohn gekommen ist, der deine Habe
mit Huren durchgebracht hat, hast du ihm das gemästete Kalb
geschlachtet. $31$ Er aber sprach zu ihm: Kind, du bist
allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. $32$ Es
geziemte sich aber, fröhlich zu sein und sich zu freuen; denn
dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden und
verloren und ist gefunden worden.
\16\
Gleichnis vom ungerechten Verwalter.
$1$Er sprach aber auch zu den Jüngern: Es war ein reicher
Mann, der einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm
angeklagt, als verschwende er seine Habe. $2$ Und er rief ihn
und sprach zu ihm: Was ist es, das ich von dir höre? Lege die
Rechnung von deiner Verwaltung ab, denn du wirst nicht mehr
Verwalter sein können. $3$ Der Verwalter aber sprach bei sich
selbst: Was soll ich tun? Denn mein Herr nimmt mir die
Verwaltung ab. Graben kann ich nicht, zu betteln schäme ich
mich. $4$ Ich weiβ, was ich tun werde, damit sie mich, wenn
ich der Verwaltung enthoben bin, in ihre Häuser aufnehmen.
$5$ Und er rief jeden einzelnen der Schuldner seines Herrn
herbei und sprach zu dem ersten: Wieviel bist du meinem Herrn
schuldig? $6$ Der aber sprach: Hundert Bat Öl. Und er sprach
zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und setze dich schnell hin und
schreibe fünfzig. $7$ Danach sprach er zu einem anderen: Du
aber, wieviel bist du schuldig? Der aber sprach: Hundert Kor
Weizen. Und er spricht zu ihm: Nimm deinen Schuldbrief und
schreibe achtzig. $8$ Und der Herr lobte den ungerechten
Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser
Welt sind klüger als die Söhne des Lichts gegen ihr eigenes
Geschlecht. $9$ Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem
ungerechten Mammon, damit, wenn er zu Ende geht, man euch
aufnehme in die ewigen Zelte. $10$ Wer im Geringsten treu
ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht
ist, ist auch in vielem ungerecht. $11$ Wenn ihr nun mit dem
ungerechten Mammon nicht treu gewesen seid, wer wird euch das
Wahrhaftige anvertrauen? $12$ Und wenn ihr mit dem Fremden
nicht treu gewesen seid, wer wird euch das Eure geben? $13$
Kein Haussklave kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er
den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen
anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen
und dem Mammon.
\16\
Gesetz und Evangelium.
$14$ Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die
geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn. $15$ Und er sprach
zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den
Menschen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter den
Menschen hoch ist, ist ein Greuel vor Gott. $16$ Das Gesetz
und die Propheten [gehen] bis auf Johannes; von da an wird das
Evangelium des Reiches Gottes verkündigt, und jeder dringt mit
Gewalt hinein. $17$ Es ist aber leichter, daβ der Himmel und
die Erde vergehen, als daβ ein Strichlein des Gesetzes wegfalle.
$18$ Jeder, der seine Frau entläβt und eine andere heiratet,
begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Mann Entlassene
heiratet, begeht Ehebruch.
\16\
Der reiche Mann und der arme Lazarus.
$19$ Es war aber ein reicher Mann, und er kleidete sich in
Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage fröhlich und in
Prunk. $20$ Ein Armer aber, mit Namen Lazarus, lag an dessen
Tor, voller Geschwüre, $21$ und er begehrte, sich mit den
Abfällen vom Tisch des Reichen zu sättigen; aber auch die Hunde
kamen und leckten seine Geschwüre. $22$ Es geschah aber, daβ
der Arme starb und von den Engeln in Abrahams Schoβ getragen
wurde. Es starb aber auch der Reiche und wurde begraben. $23$
Und als er im Hades seine Augen aufschlug und in Qualen war,
sieht er Abraham von fern und Lazarus in seinem Schoβ. $24$
Und er rief und sprach: Vater Abraham, erbarme dich meiner und
sende Lazarus, daβ er die Spitze seines Fingers ins Wasser
tauche und meine Zunge kühle; denn ich leide Pein in dieser
Flamme. $25$ Abraham aber sprach: Kind, gedenke, daβ du dein
Gutes völlig empfangen hast in deinem Leben und Lazarus ebenso
das Böse; jetzt aber wird er hier getröstet, du aber leidest
Pein. $26$ Und zu diesem allen ist zwischen uns und euch eine
groβe Kluft festgelegt, damit die, welche von hier zu euch
hinübergehen wollen, es nicht können, noch die, welche von dort
zu uns herüberkommen wollen. $27$ Er sprach aber: Ich bitte
dich nun, Vater, daβ du ihn in das Haus meines Vaters sendest,
$28$ denn ich habe fünf Brüder, daβ er ihnen ernstlich
Zeugnis gebe, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual
kommen. $29$ Abraham aber spricht zu ihm: Sie haben Mose und
die Propheten; mögen sie die hören. $30$ Er aber sprach:
Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen
geht, so werden sie Buβe tun. $31$ Er sprach aber zu ihm:
Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören, so werden sie auch
nicht überzeugt werden, wenn jemand aus den Toten aufersteht.
\17\
Warnung vor Verführung zur Sünde - Ermahnungen vom Vergeben,
Glauben und Dienen.
$1$ Er sprach aber zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, daβ
nicht Verführungen kommen. Wehe aber dem, durch den sie kommen!
$2$ Es wäre ihm nützlicher, wenn ein Mühlstein um seinen Hals
gelegt und er ins Meer geworfen würde, als daβ er einem dieser
Kleinen Anlaβ zur Sünde gäbe!
$3$ Habt acht auf euch selbst: Wenn dein Bruder sündigt, so
weise ihn zurecht, und wenn er es bereut, so vergib ihm. $4$
Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir
umkehrt und spricht: Ich bereue es, so sollst du ihm vergeben.
$5$ Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den
Glauben! $6$ Der Herr aber sprach: Wenn ihr Glauben habt wie
ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen:
Entwurzele dich und pflanze dich ins Meer! Und er würde euch
gehorchen.
$7$ Wer aber von euch, der einen Sklaven hat, der pflügt oder
hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: Komm
und leg dich sogleich zu Tisch? $8$ Wird er nicht vielmehr zu
ihm sagen: Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte
dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe; und
danach sollst du essen und trinken? $9$ Dankt er etwa dem
Sklaven, daβ er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.
$10$ So sprecht auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch
befohlen ist: Wir sind unnütze Sklaven; wir haben getan, was wir
zu tun schuldig waren.
\17\
Heilung von zehn Aussätzigen.
$11$ Und es geschah, als er nach Jerusalem reiste, daβ er
mitten durch Samaria und Galiläa ging. $12$ Und als er in ein
Dorf einzog, begegneten ihm zehn aussätzige Männer, die von fern
standen. $13$ Und sie erhoben ihre Stimme und sprachen:
Jesus, Meister, erbarme dich unser! $14$ Und als er [sie]
sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern!
Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie gereinigt.
$15$ Einer aber von ihnen kehrte zurück, als er sah, daβ er
geheilt war, und verherrlichte Gott mit lauter Stimme; $16$
und er fiel aufs Angesicht zu seinen Füβen und dankte ihm; und
das war ein Samariter. $17$ Jesus aber antwortete und sprach:
Sind nicht die Zehn gereinigt worden? Wo sind die Neun? $18$
Haben sich sonst keine gefunden, die zurückkehrten, um Gott Ehre
zu geben, auβer diesem Fremdling? $19$ Und er sprach zu ihm:
Steh auf und geh hin! Dein Glaube hat dich gerettet.
\17\
Das Reich Gottes und der Tag des Menschensohnes.
#
V. 22-36: vgl. Mt 24,17.18.23-28.37-41.
#
$20$ Und als er von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt
das Reich Gottes? antwortete er ihnen und sprach: Das Reich
Gottes kommt nicht so, daβ man es beobachten könnte; $21$
noch wird man sagen: Siehe hier! Oder: Siehe dort! Denn siehe,
das Reich Gottes ist mitten unter euch. $22$ Er sprach aber
zu den Jüngern: Es werden Tage kommen, da ihr begehren werdet,
einen der Tage des Sohnes des Menschen zu sehen, und ihr werdet
[ihn] nicht sehen. $23$ Und man wird zu euch sagen: Siehe
hier! oder: Siehe dort! Geht nicht hin, folgt auch nicht.
$24$ Denn wie der Blitz blitzend leuchtet von einem [Ende]
unter dem Himmel bis zum anderen [Ende] unter dem Himmel, so
wird der Sohn des Menschen sein an seinem Tag. $25$ Vorher
aber muβ er vieles leiden und verworfen werden von diesem
Geschlecht. $26$ Und wie es in den Tagen Noahs geschah, so
wird es auch sein in den Tagen des Sohnes des Menschen: $27$
sie aβen, sie tranken, sie heirateten, sie wurden verheiratet
bis zu dem Tag, da Noah in die Arche ging und die Flut kam und
alle umbrachte. $28$ Ebenso auch, wie es geschah in den Tagen
Lots: sie aβen, sie tranken, sie kauften, sie verkauften, sie
pflanzten, sie bauten; $29$ an dem Tag aber, da Lot von Sodom
ausging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und brachte
alle um. $30$ Ebenso wird es an dem Tag sein, da der Sohn des
Menschen geoffenbart wird. $31$ An jenem Tag - wer auf dem
Dach sein wird und sein Gerät im Haus hat, der steige nicht
hinab, um es zu holen; und wer auf dem Feld ist, wende sich
ebensowenig zurück. $32$ Gedenkt an Lots Frau! $33$ Wer
sein Leben zu retten sucht, wird es verlieren; und wer es
verliert, wird es erhalten. $34$ Ich sage euch: In jener
Nacht werden zwei auf einem Bett sein; einer wird genommen und
der andere gelassen werden. $35$ Zwei werden zusammen mahlen,
die eine wird genommen, die andere gelassen werden. $36$ Und
sie antworten und sagen zu ihm: Wo, Herr? Er aber sprach zu
ihnen: Wo der Leichnam ist, da sammeln sich auch die Adler.
\18\
Gleichnis vom ungerechten Richter.
$1$ Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, daβ sie
allezeit beten und nicht ermatten sollten, $2$ und sprach: Es
war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und vor
keinem Menschen sich scheute. $3$ Es war aber eine Witwe in
jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht
gegenüber meinem Widersacher. $4$ Und eine Zeitlang wollte er
nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott
nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue, $5$ so
will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht
verschaffen, daβ sie nicht am Ende komme und mir ins Gesicht
fahre. $6$ Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte
Richter sagt. $7$ Gott aber, sollte er das Recht seiner
Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien,
und sollte er es bei ihnen lange hinziehen? $8$ Ich sage
euch, daβ er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird
wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden
auf der Erde?
\18\
Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner.
$9$ Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst
vertrauten, daβ sie gerecht seien, und die übrigen für nichts
achteten, dieses Gleichnis: $10$ Zwei Menschen gingen hinauf
in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der
andere ein Zöllner. $11$ Der Pharisäer stand und betete bei
sich selbst so: O Gott, ich danke dir, daβ ich nicht bin wie die
übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch
wie dieser Zöllner. $12$ Ich faste zweimal in der Woche, ich
verzehnte alles, was ich erwerbe. $13$ Und der Zöllner stand
von fern und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel,
sondern schlug an seine Brust und sprach: O Gott, sei mir, dem
Sünder, gnädig! $14$ Ich sage euch: Dieser ging
gerechtfertigt hinab in sein Haus im Gegensatz zu jenem; denn
jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber
sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.
\18\
Jesus und die Kinder.
#
Mt 19,13-15; Mk 10,13-16.
#
$15$ Sie brachten aber auch die [kleinen] Kinder zu ihm, daβ
er sie anrühre. Als aber die Jünger es sahen, fuhren sie sie an.
$16$ Jesus aber rief sie herbei und sprach: Laβt die Kinder
zu mir kommen und wehrt ihnen nicht, denn solchen gehört das
Reich Gottes. $17$ Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich
Gottes nicht aufnehmen wird wie ein Kind, wird nicht
hineinkommen.
\18\
Frage eines Reichen nach dem ewigen Leben.
#
Mt 19,16-30; Mk 10,17-31.
#
$18$ Und es fragte ihn ein Oberster und sprach: Guter Lehrer,
was muβ ich getan haben, um ewiges Leben zu erben? $19$ Jesus
aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut, als
nur einer, Gott. $20$ Die Gebote weiβt du: `Du sollst nicht
ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du
sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre deinen Vater und deine
Mutter. $21$ Er aber sprach: Dies alles habe ich befolgt von
meiner Jugend an. $22$ Als aber Jesus dies hörte, sprach er
zu ihm: Eins fehlt dir noch: verkaufe alles, was du hast, und
verteile es an die Armen, und du wirst einen Schatz in den
Himmeln haben, und komm, folge mir nach! $23$ Als er aber
dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich.
$24$ Als aber Jesus sah, daβ er sehr betrübt wurde, sprach
er: Wie schwer werden die, welche Güter haben, in das Reich
Gottes kommen! $25$ Denn es ist leichter, daβ ein Kamel durch
ein Nadelöhr eingeht, als daβ ein Reicher in das Reich Gottes
kommt. $26$ Es sprachen aber, die es hörten: Und wer kann
[dann] errettet werden? $27$ Er aber sprach: Was bei Menschen
unmöglich ist, ist möglich bei Gott. $28$ Petrus aber sprach:
Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.
$29$ Er aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Es ist
niemand, der Haus oder Eltern oder Brüder oder Frau oder Kinder
verlassen hat um des Reiches Gottes willen, $30$ der nicht
Vielfältiges empfangen wird in dieser Zeit und in dem kommenden
Zeitalter ewiges Leben.
\18\
Dritte Leidensankündigung.
#
Mt 20,17-19; Mk 10,32-34.
#
$31$ Er nahm aber die Zwölf zu sich und sprach zu ihnen:
Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles
vollendet werden, was durch die Propheten auf den Sohn des
Menschen hin geschrieben ist; $32$ denn er wird den Nationen
überliefert werden und wird verspottet und geschmäht und
angespien werden; $33$ und wenn sie ihn gegeiβelt haben,
werden sie ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen.
$34$ Und sie verstanden nichts von diesen Dingen, und dieses
Wort war vor ihnen verborgen, und sie begriffen das Gesagte
nicht.
\18\
Heilung eines Blinden.
#
Mt 20,29-34; Mk 10,46-52; vgl. Mt 9,27-31; Mk 8,22-26.
#
$35$ Es geschah aber, als er Jericho nahte, saβ ein Blinder
bettelnd am Weg. $36$ Und als er eine Volksmenge vorbeiziehen
hörte, erkundigte er sich, was das sei. $37$ Sie verkündeten
ihm aber, daβ Jesus, der Nazoräer, vorübergehe. $38$ Und er
rief und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!
$39$ Und die Vorangehenden bedrohten ihn, daβ er schweigen
sollte; er aber schrie um so mehr: Sohn Davids, erbarme dich
meiner! $40$ Jesus aber blieb stehen und befahl, daβ man ihn
zu ihm führe. Als er sich aber näherte, fragte er ihn: $41$
Was willst du, daβ ich dir tun soll? Er aber sprach: Herr, daβ
ich sehend werde! $42$ Und Jesus sprach zu ihm: Sei sehend!
Dein Glaube hat dich geheilt. $43$ Und sofort wurde er
sehend, folgte ihm nach und verherrlichte Gott. Und das ganze
Volk, das es sah, gab Gott Lob.
\19\
Zachäus, der Oberzöllner.
$1$ Und er ging hinein und zog durch Jericho. $2$ Und
siehe, [da war] ein Mann mit Namen Zachäus, und der war ein
Oberzöllner und war reich. $3$ Und er suchte Jesus zu sehen,
wer er sei; und er konnte es nicht vor der Volksmenge, denn er
war klein von Gestalt. $4$ Und er lief voraus und stieg auf
einen Maulbeerfeigenbaum, damit er ihn sehe; denn er sollte dort
durchkommen. $5$ Und als er an den Ort kam, sah Jesus auf und
erblickte ihn und sprach zu ihm: Zachäus, steige eilends herab,
denn heute muβ ich in deinem Haus bleiben. $6$ Und er stieg
eilends herab und nahm ihn auf mit Freuden. $7$ Und als sie
es sahen, murrten alle und sagten: Er ist eingekehrt, um bei
einem sündigen Mann zu herbergen. $8$ Zachäus aber stand und
sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe
ich den Armen, und wenn ich von jemand etwas durch falsche
Anklage genommen habe, so erstatte ich es vierfach. $9$ Jesus
aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, weil
auch er ein Sohn Abrahams ist; $10$ denn der Sohn des
Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren
ist.
\19\
Gleichnis von den anvertrauten Pfunden.
#
vgl. Mt 25,14-30.
#
$11$ Während sie aber dies hörten, fügte er noch ein
Gleichnis hinzu, weil er nahe bei Jerusalem war, und sie
meinten, daβ das Reich Gottes sogleich erscheinen sollte.
$12$ Er sprach nun: Ein hochgeborener Mann zog in ein fernes
Land, um ein Reich für sich zu empfangen und wiederzukommen.
$13$ Er berief aber zehn seiner Knechte und gab ihnen zehn
Pfunde und sprach zu ihnen: Handelt [damit], bis ich
[wieder-]komme. $14$ Seine Bürger aber haβten ihn und
schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und lieβen sagen:
Wir wollen nicht, daβ dieser über uns König sei. $15$ Und es
geschah, als er zurückkam, nachdem er das Reich empfangen hatte,
da sagte er, man solle diese Knechte, denen er das Geld gegeben
hatte, zu ihm rufen, damit er erführe, was ein jeder erhandelt
habe. $16$ Der erste aber kam herbei und sagte: Herr, dein
Pfund hat zehn Pfunde hinzugewonnen. $17$ Und er sprach zu
ihm: Recht so, du guter Knecht! Weil du im Geringsten treu
warst, sollst du Vollmacht über zehn Städte haben. $18$ Und
der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfunde
eingetragen. $19$ Er sprach aber auch zu diesem: Und du, sei
über fünf Städte. $20$ Und ein anderer kam und sagte: Herr,
siehe, [hier ist] dein Pfund, das ich in einem Schweiβtuch
verwahrt hielt; $21$ denn ich fürchtete dich, weil du ein
strenger Mann bist: du nimmst, was du nicht hingelegt, und du
erntest, was du nicht gesät hast. $22$ Er spricht zu ihm: Aus
deinem Mund werde ich dich richten, du böser Knecht! Du wuβtest,
daβ ich ein strenger Mann bin, der ich nehme, was ich nicht
hingelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? $23$ Und
warum hast du mein Geld nicht in eine Bank gegeben, und wenn ich
kam, hätte ich es mit Zinsen eingefordert? $24$ Und er sprach
zu den Dabeistehenden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt es dem,
der die zehn Pfunde hat. $25$ Und sie sprachen zu ihm: Herr,
er hat [ja schon] zehn Pfunde! $26$ Ich sage euch: Jedem, der
da hat, wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, von
dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden. $27$ Doch
jene meine Feinde, die nicht wollten, daβ ich über sie König
würde, bringt her und erschlagt sie vor mir.
\19\
Einzug in Jerusalem - Ankündigung der Zerstörung Jerusalems.
#
V. 28-40: Mt 21,1-11; Mk 11,1-10; Joh 12,12-19.
#
$28$ Und als er dies gesagt hatte, zog er voran und ging
hinauf nach Jerusalem. $29$ Und es geschah, als er Bethphage
und Bethanien nahte, gegen den Berg hin, der Ölberg genannt
wird, sandte er zwei seiner Jünger $30$ und sprach: Geht hin
in das Dorf gegenüber, und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein
Fohlen darin angebunden finden, auf dem kein Mensch je gesessen
hat; bindet es los und führt es [her]. $31$ Und wenn jemand
euch fragt: Warum bindet ihr es los? sprecht so zu ihm: Der Herr
braucht es. $32$ Und die Abgesandten gingen hin und fanden
es, wie er ihnen gesagt hatte. $33$ Als sie aber das Fohlen
losbanden, sprachen dessen Herren zu ihnen: Warum bindet ihr das
Fohlen los? $34$ Sie aber sprachen: Der Herr braucht es.
$35$ Und sie führten es zu Jesus; und sie warfen ihre Kleider
auf das Fohlen und setzten Jesus darauf. $36$ Während er aber
hinzog, breiteten sie ihre Kleider aus auf den Weg. $37$ Und
als er sich schon dem Abhang des Ölbergs nahte, fing die ganze
Menge der Jünger an, mit lauter Stimme freudig Gott zu loben
über alle die Wunderwerke, die sie gesehen hatten, $38$ und
sie sagten: `Gepriesen [sei] der König, der da kommt im Namen
des Herrn! Friede im Himmel und Herrlichkeit in der Höhe!
$39$ Und einige der Pharisäer aus der Volksmenge sprachen zu
ihm: Lehrer, weise deine Jünger zurecht. $40$ Und er
antwortete und sprach zu ihnen: Ich sage euch, wenn diese
schweigen, so werden die Steine schreien.
$41$ Und als er sich näherte und die Stadt sah, weinte er
über sie, $42$ und sprach: Wenn auch du an diesem Tag erkannt
hättest, was zu deinem Frieden dient! Jetzt aber ist es vor
deinen Augen verborgen. $43$ Denn Tage werden über dich
kommen, da werden deine Feinde einen Wall um dich aufschütten
und dich umzingeln und dich von allen Seiten einengen; $44$
und sie werden dich und deine Kinder in dir zu Boden werfen und
werden in dir nicht einen Stein auf dem anderen lassen, dafür
daβ du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast.
\19\
Tempelreinigung - Die Frage nach der Vollmacht Jesu.
#
Mt 21,12-16; Mk 11,15-18; vgl. Joh 2,13-17.
#
$45$ Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an,
die Verkäufer auszutreiben, $46$ und sprach zu ihnen: Es
steht geschrieben: `Mein Haus ist ein Bethaus; ihr aber habt es
zu einer `Räuberhöhle gemacht.
$47$ Und er lehrte täglich im Tempel; die Hohenpriester aber
und die Schriftgelehrten und die Ersten des Volkes suchten ihn
umzubringen. $48$ Und sie fanden nicht, was sie tun sollten,
denn das ganze Volk hing ihm an und hörte auf ihn.
\20\
#
Mt 21,23-27; Mk 11,27-33.
#
$1$ Und es geschah an einem der Tage, als er das Volk im
Tempel lehrte und das Evangelium verkündigte, da traten die
Hohenpriester und die Schriftgelehrten mit den Ältesten herbei
$2$ und sprachen zu ihm und sagten: Sage uns, in welcher
Vollmacht tust du diese Dinge? Oder wer ist es, der dir diese
Vollmacht gegeben hat? $3$ Er aber antwortete und sprach zu
ihnen: Auch ich will euch ein Wort fragen; und sagt mir: $4$
War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? $5$
Sie aber überlegten miteinander und sprachen: Wenn wir sagen:
vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm nicht geglaubt?
$6$ Wenn wir aber sagen: von Menschen, so wird das ganze Volk
uns steinigen, denn es ist überzeugt, daβ Johannes ein Prophet
ist. $7$ Und sie antworteten, sie wüβten nicht, woher. $8$
Und Jesus sprach zu ihnen: So sage auch ich euch nicht, in
welcher Vollmacht ich dies tue.
\20\
Gleichnis von den Weingärtnern.
#
Mt 21,33-46; Mk 12,1-12.
#
$9$ Er fing aber an, zu dem Volk dieses Gleichnis zu sagen:
Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an
Weingärtner und reiste für lange Zeit auβer Landes. $10$ Und
zur bestimmten Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern,
damit sie ihm von der Frucht des Weinbergs gäben; die
Weingärtner aber schlugen ihn und schickten ihn leer fort.
$11$ Und er fuhr fort und sandte einen anderen Knecht; sie
aber schlugen auch den und behandelten ihn verächtlich und
schickten ihn leer fort. $12$ Und er fuhr fort und sandte
einen dritten; sie aber verwundeten auch diesen und warfen ihn
hinaus. $13$ Der Herr des Weinbergs aber sprach: Was soll ich
tun? Ich will meinen geliebten Sohn senden; vielleicht, wenn sie
diesen sehen, werden sie sich scheuen. $14$ Als aber die
Weingärtner ihn sahen, überlegten sie miteinander und sagten:
Dieser ist der Erbe; laβt uns ihn töten, daβ das Erbe unser
werde. $15$ Und als sie ihn aus dem Weinberg hinausgeworfen
hatten, töteten sie ihn. Was wird nun der Herr des Weinbergs
ihnen tun? $16$ Er wird kommen und diese Weingärtner
umbringen und den Weinberg anderen geben. Als sie aber [das]
hörten, sprachen sie: Das sei fern! $17$ Er aber sah sie an
und sprach: Was ist denn das, was geschrieben steht: `Der Stein,
den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden?
$18$ Jeder, der auf jenen Stein fällt, wird zerschmettert
werden; auf wen er aber fallen wird, den wird er zermalmen.
$19$ Und die Hohenpriester und die Schriftgelehrten suchten
zu dieser Stunde die Hände an ihn zu legen - und sie fürchteten
das Volk -; denn sie erkannten, daβ er dieses Gleichnis auf sie
hin gesagt hatte.
\20\
Die Frage nach der Steuer.
#
Mt 22,15-22; Mk 12,13-17.
#
$20$ Und sie beobachteten [ihn] und sandten Auflauerer aus,
die sich stellten, als ob sie fromm wären, um ihn in der Rede zu
fangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Macht des
Statthalters überliefern könnten. $21$ Und sie fragten ihn
und sagten: Lehrer, wir wissen, daβ du recht redest und lehrst
und die Person nicht ansiehst, sondern den Weg Gottes in
Wahrheit lehrst. $22$ Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuer
zu geben oder nicht? $23$ Aber er nahm ihre Arglist wahr und
sprach zu ihnen: Was versucht ihr mich? $24$ Zeigt mir einen
Denar! Wessen Bild und Aufschrift hat er? Sie aber antworteten
und sprachen: Des Kaisers. $25$ Er aber sprach zu ihnen: Gebt
daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.
$26$ Und sie konnten ihn in [seinem] Wort vor dem Volk nicht
fangen; und sie verwunderten sich über seine Antwort und
schwiegen.
\20\
Die Frage nach der Auferstehung.
#
Mt 22,23-33; Mk 12,18-27.
#
$27$ Es kamen aber einige der Sadduzäer herbei, die
einwenden, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn $28$
und sagten: Lehrer, Mose hat uns geschrieben: Wenn jemandes
Bruder stirbt, der eine Frau hat und ist kinderlos, daβ sein
Bruder die Frau nehme und seinem Bruder Nachkommenschaft
erwecke. $29$ Es waren nun sieben Brüder. Und der erste nahm
eine Frau und starb kinderlos; $30$ und der zweite $31$
und der dritte nahm sie; ebenso aber auch die sieben, sie
hinterlieβen keine Kinder und starben. $32$ Zuletzt aber
starb auch die Frau. $33$ In der Auferstehung nun, wessen
Frau von ihnen wird sie sein? Denn die sieben hatten sie zur
Frau. $34$ Und Jesus sprach zu ihnen: Die Söhne dieser Welt
heiraten und werden verheiratet; $35$ die aber würdig
geachtet werden, jener Welt teilhaftig zu sein und der
Auferstehung aus den Toten, heiraten nicht, noch werden sie
verheiratet; $36$ denn sie können auch nicht mehr sterben,
denn sie sind Engeln gleich und sind Söhne Gottes, da sie Söhne
der Auferstehung sind. $37$ Daβ aber die Toten auferstehen,
hat auch Mose beim Dornbusch angedeutet, wenn er den Herrn `den
Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt.
$38$ Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der Lebenden;
denn für ihn leben alle. $39$ Einige der Schriftgelehrten
aber antworteten und sprachen: Lehrer, du hast gut gesprochen.
$40$ Denn sie wagten nicht mehr, ihn über irgend etwas zu
befragen.
\20\
Die Frage nach dem Christus.
#
Mt 22,41-46; Mk 12,35-37.
#
$41$ Er aber sprach zu ihnen: Wie sagen sie, daβ der Christus
Davids Sohn sei, $42$ und David selbst sagt im Buch der
Psalmen: `Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner
Rechten, $43$ bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füβe
lege? $44$ David also nennt ihn Herr. Und wie ist er sein
Sohn?
\20\
Warnung vor den Schriftgelehrten.
#
Mt 23,1-7; Mk 12,38-40.
#
$45$ Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen
Jüngern: $46$ Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die in
langen Gewändern einhergehen wollen und die Begrüβungen auf den
Märkten lieben und die ersten Sitze in den Synagogen und die
ersten Plätze bei den Gastmählern; $47$ die die Häuser der
Witwen verschlingen und zum Schein lange Gebete halten. Diese
werden ein schwereres Gericht empfangen.
\21\
Die Gabe der armen Witwe.
#
Mk 12,41-44.
#
$1$ Er blickte aber auf und sah die Reichen ihre Gaben in den
Schatzkasten legen. $2$ Er sah aber auch eine arme Witwe zwei
Scherflein dort einlegen. $3$ Und er sprach: In Wahrheit sage
ich euch, daβ diese arme Witwe mehr eingelegt hat als alle.
$4$ Denn alle diese haben von ihrem Überfluβ eingelegt zu den
Gaben; diese aber hat aus ihrem Mangel heraus den ganzen
Lebensunterhalt, den sie hatte, eingelegt.
\21\
Endzeitrede: Tempelzerstörung und Drangsale der Endzeit -
Ankunft des Menschensohnes
#
Mt 24,1-30; Mk 13,1-26.
#
$5$ Und als einige von dem Tempel sagten, daβ er mit schönen
Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er: $6$
Diese Dinge, die ihr seht: Tage werden kommen, in denen nicht
ein Stein auf dem anderen gelassen wird, der nicht abgebrochen
werden wird. $7$ Sie fragten ihn aber und sagten: Lehrer,
wann wird denn dies sein, und was ist das Zeichen, wann dies
geschehen soll? $8$ Er aber sprach: Seht zu, daβ ihr nicht
verführt werdet! Denn viele werden unter meinem Namen kommen und
sagen: Ich bin}s, und die Zeit ist nahe gekommen! Geht ihnen
nicht nach! $9$ Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen
hören werdet, so erschreckt nicht; denn dies muβ zuvor
geschehen, aber das Ende ist nicht sogleich da. $10$ Dann
sprach er zu ihnen: Es wird sich Nation gegen Nation erheben und
Königreich gegen Königreich; $11$ und es werden groβe
Erdbeben sein an verschiedenen Orten und Hungersnöte und
Seuchen; auch Schrecknisse und groβe Zeichen vom Himmel wird es
geben. $12$ Vor diesem allem aber werden sie ihre Hände an
euch legen und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen
und Gefängnisse überliefern, um euch vor Könige und Statthalter
zu führen um meines Namens willen. $13$ Es wird euch aber zu
einem Zeugnis ausschlagen. $14$ Setzt es nun fest in euren
Herzen, nicht vorher darauf zu sinnen, wie ihr euch verantworten
sollt, $15$ denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, der
alle eure Widersacher nicht werden widersprechen oder
widerstehen können. $16$ Ihr werdet aber sogar von Eltern und
Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie
werden einige von euch töten; $17$ und ihr werdet von allen
gehaβt werden um meines Namens willen. $18$ Und nicht ein
Haar von eurem Haupt wird verloren gehen. $19$ Gewinnt eure
Seelen durch euer Ausharren. $20$ Wenn ihr aber Jerusalem von
Heerscharen umzingelt seht, dann erkennt, daβ seine Verwüstung
nahe gekommen ist. $21$ Dann sollen die in Judäa auf die
Berge fliehen und die in seiner Mitte sind, daraus entweichen,
und die auf dem Land sind, nicht dort hineingehen. $22$ Denn
dies sind Tage der Rache, daβ alles erfüllt werde, was
geschrieben steht. $23$ Wehe aber den Schwangeren und den
Stillenden in jenen Tagen! Denn groβe Not wird über dem Land
sein und Zorn über diesem Volk. $24$ Und sie werden fallen
durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden
unter alle Nationen; und Jerusalem wird zertreten werden von den
Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.
$25$ Und es werden Zeichen sein an Sonne und Mond und Sternen
und auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei
brausendem Meer und Wasserwogen, $26$ während die Menschen
verschmachten vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den
Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert
werden. $27$ Und dann werden sie den Sohn des Menschen kommen
sehen in einer Wolke mit Macht und groβer Herrlichkeit. $28$
Wenn aber diese Dinge anfangen zu geschehen, so blickt auf und
hebt eure Häupter empor, weil eure Erlösung naht.
\21\
Endzeitrede: Ermahnung zur Wachsamkeit.
#
V. 29-33: Mt 24,32-35; Mk 13,28-31.
#
$29$ Und er sprach ein Gleichnis zu ihnen: Seht den
Feigenbaum und alle Bäume; $30$ wenn sie schon ausschlagen,
so erkennt ihr von selbst, da ihr es seht, daβ der Sommer schon
nahe ist. $31$ So erkennt auch ihr, wenn ihr dies geschehen
seht, daβ das Reich Gottes nahe ist. $32$ Wahrlich, ich sage
euch, daβ dieses Geschlecht nicht vergehen wird, bis alles
geschehen ist. $33$ Der Himmel und die Erde werden vergehen,
meine Worte aber werden nicht vergehen. $34$ Hütet euch aber,
daβ eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und
Trunkenheit und Lebenssorgen und jener Tag plötzlich über euch
hereinbricht; $35$ denn wie ein Fallstrick wird er kommen
über alle, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind. $36$
Wacht nun und betet zu aller Zeit, daβ ihr würdig geachtet
werdet, diesem allem, was geschehen soll, zu entfliehen und vor
dem Sohn des Menschen zu stehen.
\21\
Anschlag der Hohenpriester und Verrat des Judas.
$37$ Er lehrte aber des Tages in dem Tempel, und des Nachts
ging er hinaus und übernachtete auf dem Berg, der Ölberg genannt
wird. $38$ Und das ganze Volk kam frühmorgens im Tempel zu
ihm, ihn zu hören.
\22\
#
Mt 26,1-5.14-16; Mk 14,1.2.10.11.
#
$1$ Es nahte aber das Fest der ungesäuerten Brote, das Passah
genannt wird. $2$ Und die Hohenpriester und die
Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn umbringen könnten, denn
sie fürchteten das Volk. $3$ Aber Satan fuhr in Judas mit
Beinamen Iskariot, der aus der Zahl der Zwölf war. $4$ Und er
ging hin und besprach sich mit den Hohenpriestern und
Hauptleuten, wie er ihn an sie überliefere. $5$ Und sie waren
erfreut und kamen überein, ihm Geld zu geben. $6$ Und er
versprach es und suchte eine Gelegenheit, um ihn ohne
Volksauflauf an sie zu überliefern.
\22\
Passahmahl.
#
Mt 26,17-20.29; Mk 14,12-17.25.
#
$7$ Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote, an dem das
Passah geschlachtet werden muβte. $8$ Und er sandte Petrus
und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passah,
daβ wir es essen. $9$ Sie aber sprachen zu ihm: Wo willst du,
daβ wir es bereiten? $10$ Er aber sprach zu ihnen: Siehe,
wenn ihr in die Stadt kommt, wird euch ein Mensch begegnen, der
einen Krug Wasser trägt. Folgt ihm in das Haus, wo er
hineingeht! $11$ Und ihr sollt zu dem Herrn des Hauses sagen:
Der Lehrer sagt dir: Wo ist das Gastzimmer, wo ich mit meinen
Jüngern das Passah essen kann? $12$ Und jener wird euch einen
groβen, mit Polstern belegten Obersaal zeigen, dort bereitet.
$13$ Als sie aber hingingen, fanden sie es, wie er ihnen
gesagt hatte; und sie bereiteten das Passah.
$14$ Und als die Stunde gekommen war, legte er sich zu Tisch
und die Apostel mit ihm. $15$ Und er sprach zu ihnen: Mit
Sehnsucht habe ich mich gesehnt, dieses Passah mit euch zu
essen, ehe ich leide. $16$ Denn ich sage euch, daβ ich es
gewiβ nicht [mehr] essen werde, bis es erfüllt sein wird im
Reich Gottes. $17$ Und er nahm einen Kelch, dankte und
sprach: Nehmt diesen und teilt ihn unter euch! $18$ Denn ich
sage euch, daβ ich nicht von dem Gewächs des Weinstocks trinken
werde, bis das Reich Gottes kommt.
\22\
Einsetzung des Herrenmahls.
#
Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; 1Kor 11,23-25.
#
$19$ Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und
sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Dies tut
zu meinem Gedächtnis! $29$ Ebenso auch den Kelch nach dem
Mahl und sagte: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
das für euch vergossen wird. Ankündigung des Verrats - Wahre
Gröβe im Reich Gottes -
\22\
Ankündigung der Verleugnung durch Petrus und der Vollendung
Jesu.
#
V. 21-23: Mt 26,21-25; Mk 14,18-21; Joh 13,18-30.
#
$21$ Doch siehe, die Hand dessen, der mich überliefert, ist
mit mir auf dem Tisch. $22$ Und der Sohn des Menschen geht
zwar dahin, wie es beschlossen ist. Wehe aber jenem Menschen,
durch den er überliefert wird! $23$ Und sie fingen an, sich
untereinander zu befragen, wer es wohl von ihnen sein möchte,
der dies tun werde.
$24$ Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von
ihnen für den Gröβten zu halten sei. $25$ Er aber sprach zu
ihnen: Die Könige der Nationen herrschen über sie, und die
Gewalt über sie üben, lassen sich Wohltäter nennen. $26$ Ihr
aber nicht so! Sondern der Gröβte unter euch sei wie der Jüngste
und der Leiter wie der Dienende. $27$ Denn wer ist gröβer,
der zu Tisch Liegende oder der Dienende? Nicht der zu Tisch
Liegende? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende. $28$
Ihr aber seid es, die mit mir ausgeharrt haben in meinen
Versuchungen; $29$ und ich verordne euch, wie mein Vater mir
verordnet hat, ein Reich, $30$ daβ ihr eβt und trinkt an
meinem Tisch in meinem Reich und auf Thronen sitzt, die zwölf
Stämme Israels zu richten.
#
V. 31-34: Mt 26,31-35; Mk 14,27-31; Joh 13,36-38.
#
$31$ Der Herr aber sprach: Simon, Simon! Siehe, der Satan hat
euer begehrt, euch zu sichten wie den Weizen. $32$ Ich aber
habe für dich gebetet, daβ dein Glaube nicht aufhöre; und wenn
du einst zurückgekehrt bist, so stärke deine Brüder. $33$ Er
aber sprach zu ihm: Herr, mit dir bin ich bereit, auch ins
Gefängnis und in den Tod zu gehen. $34$ Er aber sprach: Ich
sage dir, Petrus, der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du
dreimal geleugnet hast, daβ du mich kennst. $35$ Und er
sprach zu ihnen: Als ich euch ohne Börse und Tasche und Sandalen
sandte, mangelte euch wohl etwas? Sie aber sagten: Nichts.
$36$ Er sprach nun zu ihnen: Aber jetzt, wer eine Börse hat,
der nehme sie und ebenso eine Tasche, und wer nicht hat,
verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert; $37$ denn ich sage
euch, daβ noch dieses, was geschrieben steht, an mir erfüllt
werden muβ: `Und er ist unter die Gesetzlosen gerechnet worden;
denn auch das, was mich betrifft, hat eine Vollendung. $38$
Sie aber sprachen: Herr, siehe, hier sind zwei Schwerter. Er
aber sprach zu ihnen: Es ist genug.
\22\
Gethsemane.
#
Mt 26,30.36-46; Mk 14,26.32-42.
#
$39$ Und er ging hinaus und begab sich der Gewohnheit nach
zum Ölberg; es folgten ihm aber auch die Jünger. $40$ Als er
aber an den Ort gekommen war, sprach er zu ihnen: Betet, daβ ihr
nicht in Versuchung kommt! $41$ Und er zog sich ungefähr
einen Steinwurf weit von ihnen zurück und kniete nieder, betete
$42$ und sprach: Vater, wenn du diesen Kelch von mir
wegnehmen willst - doch nicht mein Wille, sondern der deine
geschehe! $43$ Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel, der
ihn stärkte. $44$ Und als er in ringendem Kampf war, betete
er heftiger. Es wurde aber sein Schweiβ wie groβe Blutstropfen,
die auf die Erde herabfielen. $45$ Und er stand auf vom
Gebet, kam zu den Jüngern und fand sie eingeschlafen vor
Traurigkeit. $46$ Und er sprach zu ihnen: Was schlaft ihr?
Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt!
\22\
Gefangennahme.
#
Mt 26,47-56; Mk 14,43-50; Joh 18,2-12.
#
$47$ Während er noch redete, siehe, [da kam] eine Volksmenge,
und der, welcher Judas hieβ, einer von den Zwölfen, ging vor
ihnen her und nahte Jesus, um ihn zu küssen. $48$ Jesus aber
sprach zu ihm: Judas, überlieferst du den Sohn des Menschen mit
einem Kuβ? $49$ Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was
es werden würde, sprachen sie: Herr, sollen wir mit dem Schwert
dreinschlagen? $50$ Und einer von ihnen schlug den Knecht des
Hohenpriesters und hieb ihm das rechte Ohr ab. $51$ Jesus
aber antwortete und sprach: Laβt es so weit! Und er rührte sein
Ohr an und heilte ihn. $52$ Jesus aber sprach zu den
Hohenpriestern und Hauptleuten des Tempels und Ältesten, die
gegen ihn gekommen waren: Seid ihr ausgezogen wie gegen einen
Räuber, mit Schwertern und Stöcken? $53$ Als ich täglich bei
euch im Tempel war, habt ihr die Hände nicht gegen mich
ausgestreckt; aber dies ist eure Stunde und die Macht der
Finsternis.
\22\
Verleugnung durch Petrus.
#
Mt 26,57.58.69-75; Mk 14,53.54.66-72; Joh 18,13-18.25-27.
#
$54$ Sie ergriffen ihn aber und führten ihn hin und brachten
ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von fern.
$55$ Als sie aber mitten im Hof ein Feuer angezündet und sich
zusammengesetzt hatten, setzte sich Petrus in ihre Mitte.
$56$ Es sah ihn aber eine Magd bei dem Feuer sitzen und
blickte ihn scharf an und sprach: Auch dieser war mit ihm.
$57$ Er aber leugnete und sagte: Frau, ich kenne ihn nicht.
$58$ Und kurz danach sah ihn ein anderer und sprach: Auch du
bist [einer] von ihnen. Petrus aber sprach: Mensch, ich bin}s
nicht. $59$ Und nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete
ein anderer und sagte: In Wahrheit, auch dieser war mit ihm,
denn er ist auch ein Galiläer. $60$ Petrus aber sprach:
Mensch, ich weiβ nicht, was du sagst. Und sogleich, während er
noch redete, krähte der Hahn. $61$ Und der Herr wandte sich
um und blickte Petrus an; und Petrus gedachte an das Wort des
Herrn, wie er zu ihm sagte: Ehe der Hahn kräht, wirst du mich
dreimal verleugnen. $62$ Und Petrus ging hinaus und weinte
bitterlich.
\22\
Vor dem Hohen Rat.
#
Mt 26,59-68; 27,1; Mk 14,55-65; 15,1; Joh 18,19-24.
#
$63$ Und die Männer, die ihn festhielten, verspotteten und
schlugen ihn. $64$ Und als sie ihn verhüllt hatten, fragten
sie ihn und sprachen: Weissage, wer ist es, der dich schlug?
$65$ Und vieles andere sagten sie lästernd gegen ihn.
$66$ Und als es Tag wurde, versammelte sich die
Ältestenschaft des Volkes, Hohepriester wie Schriftgelehrte, und
führten ihn hin in ihren Hohen Rat $67$ und sagten: Wenn du
der Christus bist, so sage es uns. Er aber sprach zu ihnen: Wenn
ich es euch sage, so würdet ihr nicht glauben; $68$ wenn ich
aber fragen würde, so würdet ihr mir nicht antworten. $69$
Von nun an aber wird der Sohn des Menschen sitzen zur Rechten
der Macht Gottes. $70$ Sie sprachen aber alle: Du bist also
der Sohn Gottes? Er aber sprach zu ihnen: Ihr sagt, daβ ich es
bin. $71$ Sie aber sprachen: Was brauchen wir noch Zeugnis?
Denn wir selbst haben es aus seinem Mund gehört.
\23\
Anklage vor Pilatus und Herodes.
#
V. 1-5: Mt 27,2.11-14; Mk 15,1-5; Joh 18,28-38.
#
$1$ Und die ganze Menge derselben stand auf, und sie führten
ihn zu Pilatus. $2$ Sie fingen aber an, ihn zu verklagen, und
sagten: Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation
verführt und wehrt, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er sagt,
daβ er selbst Christus, ein König, sei. $3$ Pilatus aber
fragte ihn und sprach: Bist du der König der Juden? Er aber
antwortete ihm und sprach: Du sagst es. $4$ Pilatus aber
sprach zu den Hohenpriestern und den Volksmengen: Ich finde
keine Schuld an diesem Menschen. $5$ Sie aber bestanden
darauf und sagten: Er wiegelt das Volk auf und lehrt durch ganz
Judäa hin, angefangen von Galiläa bis hierher.
$6$ Als aber Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der
Mensch ein Galiläer sei. $7$ Und als er erfahren hatte, daβ
er aus dem Machtbereich des Herodes sei, sandte er ihn zu
Herodes, der auch selbst in jenen Tagen in Jerusalem war. $8$
Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er
wünschte schon seit langer Zeit, ihn zu sehen, weil er vieles
über ihn gehört hatte, und er hoffte, irgend ein Zeichen durch
ihn geschehen zu sehen. $9$ Er befragte ihn aber mit vielen
Worten; er jedoch antwortete ihm nichts. $10$ Die
Hohenpriester und die Schriftgelehrten standen nun auf und
verklagten ihn heftig. $11$ Als aber Herodes mit seinen
Kriegsleuten ihn geringschätzend behandelt und verspottet hatte,
warf er ihm ein glänzendes Gewand um und sandte ihn zu Pilatus
zurück. $12$ Pilatus und Herodes aber wurden an diesem Tag
Freunde miteinander; denn vorher waren sie gegeneinander in
Feindschaft.
\23\
Freilassung für Barabbas - Todesurteil für Jesus.
#
Mt 27,15-26; Mk 15,6-15; Joh 18,39.40; 19,1.16.
#
$13$ Als aber Pilatus die Hohenpriester und die Obersten und
das Volk zusammengerufen hatte, $14$ sprach er zu ihnen: Ihr
habt diesen Menschen zu mir gebracht, als mache er das Volk
abwendig; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an
diesem Menschen keine Schuld gefunden, worin ihr ihn anklagt;
$15$ aber auch Herodes nicht, denn ich habe euch zu ihm
gesandt, und siehe, nichts Todeswürdiges ist von ihm getan.
$16$ Ich will ihn nun züchtigen und losgeben. ($17$)
$18$ Die ganze Menge schrie aber zugleich und sagte: Weg mit
diesem, gib uns aber den Barabbas los! $19$ Der war wegen
eines Aufruhrs, der in der Stadt geschehen war, und wegen eines
Mordes ins Gefängnis geworfen. $20$ Pilatus rief ihnen nun
wieder zu, weil er Jesus losgeben wollte. $21$ Sie aber
schrien dagegen und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! $22$ Er
aber sprach zum dritten Mal zu ihnen: Was hat dieser denn Böses
getan? Ich habe keine Ursache des Todes an ihm gefunden; ich
will ihn nun züchtigen und losgeben. $23$ Sie aber setzten
ihm zu mit lautem Geschrei und forderten, daβ er gekreuzigt
werde. Und ihr Geschrei nahm überhand. $24$ Pilatus aber
entschied, daβ ihre Forderung erfüllt werde. $25$ Er gab aber
den los, der eines Aufruhrs und Mordes wegen ins Gefängnis
geworfen war, den sie forderten; Jesus aber übergab er ihrem
Willen.
\23\
Der Weg zum Kreuz.
#
Mt 27,31.32; Mk 15,20-22; Joh 19,16.17.
#
$26$ Und als sie ihn wegführten, ergriffen sie einen gewissen
Simon von Kyrene, der vom Feld kam, und legten das Kreuz auf
ihn, damit er es Jesus nachtrug. $27$ Es folgte ihm aber eine
groβe Menge Volks und Frauen, die wehklagten und ihn
bejammerten. $28$ Jesus wandte sich aber zu ihnen und sprach:
Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über
euch selbst und über eure Kinder! $29$ Denn siehe, Tage
kommen, an denen man sagen wird: Glückselig die Unfruchtbaren
und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht
gestillt haben! $30$ Dann werden sie anfangen, zu den Bergen
zu sagen: Fallt auf uns! und zu den Hügeln: Bedeckt uns! $31$
Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem
dürren geschehen? $32$ Es wurden aber auch zwei andere
hingeführt, Übeltäter, um mit ihm hingerichtet zu werden.
\23\
Golgatha: Kreuzigung.
#
V. 33-36: Mt 27,33-44; Mk 15,23-32; Joh 19,18-24.
#
$33$ Und als sie an den Ort kamen, der Schädel[stätte]
genannt wird, kreuzigten sie dort ihn und die Übeltäter, den
einen zur Rechten, den anderen zur Linken. β∙β$34$ Jesus aber
sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los [darüber].
$35$ Und das Volk stand und sah zu; es höhnten aber auch die
Obersten und sagten: Andere hat er gerettet. Er rette sich
selbst, wenn dieser der Christus ist, der Auserwählte Gottes!
$36$ Aber auch die Soldaten verspotteten ihn, indem sie
hinzutraten, ihm Essig brachten $37$ und sagten: Wenn du der
König der Juden bist, so rette dich selbst! $38$ Es war aber
auch eine Aufschrift über ihm in griechischen und lateinischen
und hebräischen Buchstaben: Dieser ist der König der Juden.
$39$ Einer der gehenkten Übeltäter aber lästerte ihn: Bist du
nicht der Christus? Rette dich selbst und uns! $40$ Der
andere aber antwortete und strafte ihn und sprach: Auch du
fürchtest Gott nicht, da du in demselben Gericht bist? $41$
Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten
wert sind; dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan. $42$
Und er sprach: Jesus, gedenke meiner, wenn du in dein Reich
kommst! $43$ Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir:
Heute wirst du mit mir im Paradies sein.
\23\
Golgatha: Tod.
#
Mt 27,45-56; Mk 15,33-41; Joh 19,28-30.
#
$44$ Es war aber um die sechste Stunde; und es kam eine
Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde, $45$
wobei die Sonne sich verfinsterte; der Vorhang des Tempels aber
riβ mitten entzwei. $46$ Und Jesus rief mit lauter Stimme und
sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als
er dies gesagt hatte, verschied er.
$47$ Als aber der Hauptmann sah, was geschah, verherrlichte
er Gott und sagte: Wirklich, dieser Mensch war gerecht. $48$
Und die ganzen Volksmengen, die zu diesem Schauspiel
zusammengekommen waren, schlugen sich, als sie sahen, was
geschehen war, an die Brust und kehrten zurück. $49$ Aber
alle seine Bekannten standen von fern, auch die Frauen, die ihm
von Galiläa nachgefolgt waren, und sahen dies.
\23\
Grablegung.
#
Mt 27,57-61; Mk 15,42-47; Joh 19,38-42.
#
$50$ Und siehe, ein Mann mit Namen Joseph, der ein Ratsherr
war, ein guter und gerechter Mann $51$ - dieser hatte nicht
eingewilligt in ihren Rat und in ihre Tat - von Arimathia, einer
Stadt der Juden, der das Reich Gottes erwartete; $52$ dieser
ging hin zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. $53$ Und als er
ihn abgenommen hatte, wickelte er ihn in feines Leinentuch und
legte ihn in eine in Felsen gehauene Gruft, worin noch nie
jemand gelegen hatte. $54$ Und es war Rüsttag, und der Sabbat
brach an. $55$ Es folgten aber die Frauen nach, die mit ihm
aus Galiläa gekommen waren, und besahen die Gruft, und wie sein
Leib hineingelegt wurde. $56$ Als sie aber zurückgekehrt
waren, bereiteten sie wohlriechende Öle und Salben; und den
Sabbat über ruhten sie nach dem Gebot.
\24\
Die Frauen am leeren Grab - Verkündigung der Auferstehung.
#
Mt 28,1-10; Mk 16,1-11; Joh 20,1-18.
#
$1$ An dem ersten Wochentag aber, ganz in der Frühe, kamen
sie zu der Gruft und brachten die wohlriechenden Öle, die sie
bereitet hatten. $2$ Sie fanden aber den Stein von der Gruft
weggewälzt; $3$ und als sie hineingingen, fanden sie den Leib
des Herrn Jesus nicht. $4$ Und es geschah, als sie darüber in
Verlegenheit waren, siehe, da standen zwei Männer in strahlenden
Kleidern bei ihnen. $5$ Als sie aber von Furcht erfüllt
wurden und das Angesicht zur Erde neigten, sprachen diese zu
ihnen: Was sucht ihr den Lebendigen unter den Toten? $6$ Er
ist nicht hier, sondern ist auferstanden. Gedenkt daran, wie er
zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war, $7$ indem er
sagte: Der Sohn des Menschen muβ in die Hände sündiger Menschen
überliefert und gekreuzigt werden und am dritten Tag
auferstehen. $8$ Und sie gedachten an seine Worte; $9$ und
sie kehrten von der Gruft zurück und verkündeten dies alles den
Elfen und den übrigen allen. $10$ Es waren aber die Maria
Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus [Mutter], und die
übrigen mit ihnen, die dies zu den Aposteln sagten. $11$ Und
ihre Reden schienen ihnen wie leeres Gerede, und sie glaubten
ihnen nicht. $12$ Petrus aber stand auf und lief zur Gruft;
und als er sich hineinbeugt, sieht er nur die leinenen Tücher
liegen. Und er ging nach Hause und wunderte sich über das, was
geschehen war.
\24\
Erscheinung des Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus.
#
Mk 16,12.13.
#
$13$ Und siehe, zwei von ihnen gingen an diesem Tag nach
einem Dorf mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem
entfernt. $14$ Und sie unterhielten sich miteinander über
dies alles, was sich zugetragen hatte. $15$ Und es geschah,
während sie sich unterhielten und miteinander überlegten, daβ
Jesus selbst nahte und mit ihnen ging; $16$ aber ihre Augen
wurden gehalten, so daβ sie ihn nicht erkannten. $17$ Er
sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen
miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen.
$18$ Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu
ihm: Bist du der einzige, der in Jerusalem weilt und nicht weiβ,
was dort geschehen ist in diesen Tagen? $19$ Und er sprach zu
ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem
Nazarener, der ein Prophet war, mächtig im Werk und Wort vor
Gott und dem ganzen Volk; $20$ und wie ihn die Hohenpriester
und unsere Obersten überlieferten, daβ er zum Tod verurteilt
würde, und ihn kreuzigten. $21$ Wir aber hofften, daβ er der
sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei alledem ist es
heute der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. $22$ Aber
auch einige Frauen von uns haben uns aus der Fassung gebracht,
die am frühen Morgen bei der Gruft gewesen sind $23$ und, als
sie seinen Leib nicht fanden, kamen und sagten, daβ sie auch
eine Erscheinung von Engeln gesehen hätten, die sagen, daβ er
lebe. $24$ Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu
der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten;
ihn aber sahen sie nicht. $25$ Und er sprach zu ihnen: O ihr
Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die
Propheten geredet haben! $26$ Muβte nicht der Christus dies
leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? $27$ Und von Mose
und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen
Schriften das, was ihn betraf. $28$ Und sie nahten dem Dorf,
wohin sie gingen; und er stellte sich, als wolle er weitergehen.
$29$ Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es
ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging
hinein, um bei ihnen zu bleiben. $30$ Und es geschah, als er
mit ihnen zu Tisch lag, nahm er das Brot und segnete es; und als
er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. $31$ Ihre Augen
aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde vor
ihnen unsichtbar. $32$ Und sie sprachen zueinander: Brannte
nicht unser Herz in uns, wie er auf dem Weg zu uns redete und
wie er uns die Schriften öffnete? $33$ Und sie standen zur
gleichen Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie
fanden die Elf, und die mit ihnen waren, versammelt, $34$ die
sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon
erschienen. $35$ Und sie erzählten, was auf dem Weg
[geschehen war] und wie er von ihnen erkannt worden war am
Brechen des Brotes.
\24\
Erscheinung des Auferstandenen vor den Jüngern.
#
Mk 16,14.15; Joh 20,19-23.
#
$36$ Während sie aber dies redeten, stand er selbst in ihrer
Mitte und sprach zu ihnen: Friede euch! $37$ Sie aber
erschraken und wurden von Furcht erfüllt und meinten, sie sähen
einen Geist. $38$ Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr
bestürzt, und warum steigen Gedanken auf in euren Herzen?
$39$ Seht meine Hände und meine Füβe, daβ ich es selbst bin;
betastet mich und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und
Bein, wie ihr seht, daβ ich habe. $40$ Und als er dies gesagt
hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füβe. $41$ Als sie
aber noch nicht glaubten vor Freude und sich wunderten, sprach
er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? $42$ Sie aber
reichten ihm ein Stück gebratenen Fisch; $43$ und er nahm und
aβ vor ihnen. $44$ Er sprach aber zu ihnen: Dies sind meine
Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, daβ
alles erfüllt werden muβ, was über mich geschrieben steht in dem
Gesetz Moses und den Propheten und Psalmen. $45$ Dann öffnete
er ihnen das Verständnis, damit sie die Schriften verständen,
$46$ und sprach zu ihnen: So steht geschrieben, und so muβte
der Christus leiden und am dritten Tag auferstehen aus den Toten
$47$ und in seinem Namen Buβe und Vergebung der Sünden
gepredigt werden allen Nationen, anfangend von Jerusalem.
$48$ Ihr aber seid Zeugen hiervon; $49$ und siehe, ich
sende die Verheiβung meines Vaters auf euch. Ihr aber, bleibt in
der Stadt, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.
\24\
Himmelfahrt.
#
Mk 16,19; Apg 1,9-12.
#
$50$ Er führte sie aber hinaus bis nach Bethanien und hob
seine Hände auf und segnete sie. $51$ Und es geschah, während
er sie segnete, schied er von ihnen und wurde hinaufgetragen in
den Himmel. $52$ Und sie warfen sich vor ihm nieder und
kehrten nach Jerusalem zurück mit groβer Freude; $53$ und sie
waren allezeit im Tempel und priesen Gott.