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OCR: den später Sacharja spöttisch auf sich selbst bezieht (Sach 11,13- 13). Jesus »mußte« Durst erleiden (Ps 26,19 in Joh 19,28), zuerst Galle (Mt 27,34), dann Essig (Jo 19,29) trinken, da der Psalmist einst solche feindselige Nahrung von seinen Verfolgern erhielt (Ps 69,29). Er »mußte« zwischen »zwei Schächern« sterben (Mt 15,27) »auf das die Schrift erfüllt werde, die besagt: er ist unter die Übeltäter gerechnet« (Mk 15,28 zu Jes 53,9f.). Die römischen Soldaten >>mußten« seine Kleider unter sich teilen, aber um seinen ungeteilten Rock würfeln, da es im Ps 22,19 heißt: »Sie teilen unter sich sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand«. Dieselben Legionäre durften seine Beine nicht zer- schlagen (Joh 19,33), wie dies als Gnadentod für Gekreuzigte damals üblich war, da solch ein Zerbrechen der Knochen beim Verzehren des Passahlammes verboten ist (Ex 12,46). Sie »muß- ten« ihm jedoch einen Lanze in die Seite stoßen, da Sacharja in einer umstrittenen Stelle besagt: »Sie werden auf mich hinblicken, den sie durchstoßen haben« (Sach 12,10). Und so geht es weiter: vom Händewaschen des Pilatus und dem Schild über dem Kreuz zum Spott der Vorübergehenden zu Golgota, über die »>Ysop- staude« eines der römischen Söldner bis hin zum letzten Kreuzes- wort, das ein wortliches Zitat aus Ps 22,2 ist. Es gibt fast keinen Punkt, kein Detail in den evangelischen Jesusberichten, die nicht von dieser wörtlichen Schriftgebunden- heit beeinflußt sind, wobei die oft krampfhaft anmutende Suche nach >prophetischer Schrifterfüllung« mehr rituell als real klin- gen muß. Ja, oft kann man nicht umhin, an das Goethewort aus dem >>Tasso« zu denken: »Man merkt die Absicht und man ist verstimmt. « Daß dabei Markus (1,2-3) ein Maleachi-Zitat (Mal 3,1) fälschlich dem Jesaja zuschreibt, Matthäus (27,9-10) einen Sacharjatext (11,12-13) mit einem Spruch des Jeremia verwech- selt - was tut's, solange »alles erfüllt werden muß, was von mir (Jesus) geschrieben ist im Gesetz(!) des Mose, in den Propheten und in den Psalmen« (Lk 24,44). Und wenn ein Prophetenwort nicht genau mit einem Detail in Jesu Leben übereinstimmt, wird es entweder zurechtgebogen (z. B. Jes 49,8 in 2 Kor 6,1-2; Ex 3,6 in Mt 22,31-32; Jes 8,23 und 9,1 in Mt 4,15-16), frei erfunden (z. B. Joh 7,38; Eph 5,14; Jak 4,5) oder man behauptet, die Propheten, die von der Gnade geweissagt haben, hätten den