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- --OZ2 20 BODONI.FONT
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- Autor: [Jens "Hoopica" Hoppe]
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- SH.NE.WITCHEN UND DIE 7 ZWER-GEEs
- --ZS1
- --FF21
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- Ein modernes Märchen...
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- 1. KAPITEL
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- Der Aufschrei eines kleinwüchsigen, bärtigen Mannes hallte von einem
- kleinen Häuschen aus durch den großen, dunklen Wald:
- "Wer hat meine Zugangs-Sicherung abstürzen lassen?!?"
- Darauf redeten die sechs anderen kleinwüchsigen Männer, die auch lange,
- dichte, neonfarbene Bärte und lange, bunte Haarmähnen hatten, unkoordiniert
- durcheinander und stürmten mit Äxten, Brecheisen und einer Motorsäge
- bewaffnet in ihr Häuschen, um den unbekannten Eindringling zu stellen und
- notfalls zu terminieren.
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- Doch HALT!!!
- Wie kommt es überhaupt dazu?
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- Märchen müssen chronologisch erzählt werden, um niemanden zu verwirren,
- also fangen wir mal ganz von vorne an...:
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- Es war einmal eine schwer attraktive, böse (das muß direkt am Anfang gesagt
- werden, damit keine Komplikationen in bezug auf Moral, Favouriten etc.
- entstehen) Frau namens Lolita Frönig, die vor vielen Jahren einmal
- irgendeine Mißwahl gewonnen hatte und seitdem furchtbar eingebildet und
- eitel war. Dazu kam, daß sie vor fast ebenso vielen Jahren eine bedeutende
- Persönlichkeit aus der Wirtschaft, einen Bank-Multi, ehelichte und somit in
- die High-Society aufstieg. Dieser Multi starb jedoch bereits in der
- Hochzeitsnacht, so daß sich Lolita dank ihres guten Aussehens kreuz und
- quer durch die High-Society heiratete, und die Männer ihr alle beachtliches
- Vermögen, wertvolle Immobilien und gesellschaftliche Macht überließen.
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- Da Frau Frönig nun ein Objekt öffentlichen Interesses war, wurde sie zu
- ihrer Befriedigung ein Protagonist in Klatsch-und-Tratsch-Zeitschriften.
- Sie gewöhnte sich an, jeden Tag in die BUNTE (andere Quellen sagen
- fälschlicherweise: in den SPIEGEL) zu schauen und zu fragen:
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- "BUNTE, BUNTE mach bekannt, wer ist die Schönste im ganzen Land?"
-
- Und die BUNTE, die von Frau Frönig übrigends finanziell stark unterstützt
- wurde, antwortete dann immer:
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- "Frau Frönig, Sie sind die Schönste im ganzen Land, sagt unsere aktuelle
- Top-Ten."
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- Aus einem (?) genetisch als absolut gelungen zu bezeichnenden Zusammenstoß
- zwischem einem gutaussehenden, sonnengebräunten Liftboy eines
- hawaiianischen Nobel-Hotels und einer schönen Unbekannten entwickelte sich
- in jener Zeit ein weibliches Baby, welches eines Tages vermutlich aus
- finanziellen Gründen in den Briefkasten von Frau Frönigs Villa geworfen
- wurde.
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- Als Lolita, von der in den Medien ab und zu behauptet wurde, sie sei eine
- Magierin bzw. Hexe, was wahrscheinlich aber ein Mißverständnis ist, weil
- schon manch ein naiver Gärtner oder Postbote ihre Benutzung der zahlreichen
- Fernbedienungen, ihr Aussehen mit Gurkenpackung und anderes mißdeutet hat,
- an dem Tag mit einem Golfwägelchen durch ihren Garten zum Spazierweg
- brauste, vernahm sie ein singendes Geschrei aus dem Briefkasten:
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- Kleinkind : "WAAAaaaaaAAAAAHHHh..burb..uuuuhhuuaaaaaaahh..jörgörb.."
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- Frau Frönig: "Huch!"
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- Frau Frönig öffnete den Briefkasten. Heraus fiel ein niedliches, putziges,
- "ach-wie-ist-das-süß"es Baby, auf das mit Tesa ein Schild geklebt worden
- ist mit der Aufschrift:
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- "Die Haut weißer als der weisse Riese, Lippen so rot wie Rotkäppchen,
- Haare so schwarz wie vom Japaner. Schön,wa?
- Ich habe das Kind im Waisenhaus gefunden und dachte, daß das als Ihr Kind
- eine überaus positive Publicity gibt.
- Ihr PR-Manager
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- PS: Das Kind heißt übrigends Sheila Ne. Witchen."
-
- Kleinkind (wumm!): "Öggöggögl.."
-
- Frau Frönig: "Hhhmmmm..tja.."
-
- So kam es, daß Lolita Frönig plötzlich Stiefmutter wurde, eine ziemlich
- nachlässige, erzieherisch grausame, also wie gesagt böse! Stiefmutter.
- Und trotzdem entwickelte sich aus dem hübschen Baby (wohl durch Trotz- und
- Gegenreaktionen) ein aufrichtiges, ehrliches und vor allen Dingen
- unglaublich attraktives, wunderhübsches Mädchen.
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- So war es unausweichlich, daß sich eines Tages, so ungefähr im Jahre 1992,
- im Hause der Frau Frönig folgende für sie grausame Szene ereignete:
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- Frau Frönig (wieder mal in die BUNTE guckend und fragend:):
- "BUNTE, BUNTE, mach bekannt, wer ist die Schönste im ganzen Land?"
-
- Und die BUNTE antwortete:
- "Frau Frönig, ähm, tja... (drucks rum...) Sie sind die Schönste hier..."
-
- Frau Frönig: "AAaaahh!" (endlich wieder high...)
-
- BUNTE : "... im Zimmer, ...ähm, aber Sh.Ne.Witchen ist tausendmal
- schöner als Sie!"
-
- Frau Frönig: "Waas?!? Das ist nicht wahr!" (keuch)
-
- BUNTE : "Doch! Und wo es schon mal raus ist: Claudia Schiffer und
- viele ihrer Kolleginnen sehen auch besser aus als Sie!
- (Wir sind finanziell sowieso unabhängig...) Aber wiederum
- nicht sooo gut wie Sh.Ne.Witchen!"
-
- Frau Frönig (kramt zitternd und heulend eine weitere Zeitschrift heraus):
- "Quick, Quick, verdammt noch mah',sag, das ist nicht wahr!"
-
- Quick : "Es ist wahr! Wahnsinn! Jööh! Sh.Ne.Witchen sieht am geilsten
- aus! Sheila Newcomer Witchen sieht am geilsten aus! (schrei)"
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- Frau Frönig: "..." <-- INDIZIERT
-
- BUNTE (beruhigend): "Aber das sagt doch nichts über ihre Intelligenz aus.."
-
- Frau Frönig: "Aber die sieht man(n) doch nich___"
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- Frau Frönig stockte plötzlich der Atem und kippte um. Kaum wachte sie
- wieder auf, ließ sie als grausame Stiefmutter (sie war nämlich böse!) das
- schöne Mädchen, das sich inzwischen zu einem echten Teenager mit pinkem
- Punk-Haarschnitt und Walkman entwickelt hatte, von einem Executiv-Kommando
- in den nächstgelegenen, großen Wald bringen. Dort sollte Sh.Ne.Witchen an
- einen Baum gestellt und erschossen werden, im Geheimen natürlich. Doch zu
- Sh.Ne.Witchens Glück hat der Dööfste der Executeure Angst bekommen, sich zu
- verirren, und hat einem alten Märchen gemäß die gesamte Munition auf dem
- Hinweg zu besagtem Baum Patrone für Patrone verteilt.
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- So konnte Sheila Newcomer Witchen dem verdutztem Executiv-Kommando
- entkommen und in den urwüchsigen, nahezu undurchdringlichen Urwald
- flüchten.
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- So irrte das verstoßene Mädchen 24 Stunden lang durch den Wald auf der
- Suche nach einem Cola-Automaten, weil es so schrecklichen Durst hatte, und
- nach einem Kaugummi-Automaten, weil es auch Hunger bekam. Die ganze Zeit
- hörte Sheila Guns'n'Roses "Welcome To The Jungle", bis nach 24 Stunden die
- Akkus ihres Walkmans den Geist aufgaben.
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- Nachdem sie erkannte, daß sie sich in einer Art "No-Way-Out"-Situation und
- in einer Art "No Man's Land" befand, geriet sie in Panik und rannte durchs
- Unterholz, bis sie plötzlich von einem niedrigen Gartenzaun abrupt zu Fall
- gebracht wurde.
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- Sh.Ne.Witchen richtete sich auf und wischte sich den Schlamm aus dem
- Gesicht. Sie erblickte ein kleines, verkommenes Häuschen, das aussah, als
- wäre es Teil eines Märchens (ist es übrigends auch!).
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- Sie lief zur niedrigen, schweren, eichernen Haustüre, auf der sich etwa in
- Brusthöhe (eigentlich in Kopfhöhe eines kleinwüchsigen Menschen) eine
- spiegelähnliche, unergründliche Platte befand, die sofort anfing, zu
- summen. Und siehe da, die schwere Tür schwang auf.
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- Sh.Ne.Witchen bückte sich und trat in einen Wohnraum, der wohl eher als ein
- Abstellraum fungierte. Überall lagen alte Platinen, verstaubte Gehäuse,
- implodierte Monitore und Disketten und Tastaturen, die noch mit
- Essensresten überlagert waren, herum. An den Wänden befanden sich
- merkwürdige Zeichen, die sich später als frühe Graffities herausstellten.
- Worte wie "The Zwer-Gees", "The One And Onlys", "Who Else?" schmückten in
- verblaßten Neon-Farben die rustikalen Schränke und Holzverkleidungen.
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- Auf dem Fußboden entdeckte Sh.Ne.Witchen einen staubfreien, schmalen Pfad,
- der stark benutzt wirkte, weil er sehr abgelaufen, also etwa 3 Zentimeter
- tiefer als der übrige Boden war. Der Pfad führte direkt zu einer halb
- offenen, eisernen Tür, auf der in violetten Lettern geschrieben stand:
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- "Nur für Die Experde.Inc"
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- Sheila ging den Pfad entlang zu dieser Tür, wobei ihre Haare die Decke
- entlang streiften und wiederum die natürliche Farbe schwarz annahmen.
- Hinter der Türe führte eine enge Treppe in die Tiefe. Als Sh.Ne.Witchen in
- den Keller hinabstieg, schlug ihr Elektronen-reiche Luft entgegen. Auf
- halber Treppe fand sie einen großen Elektrokasten, in den eine
- Starkstromleitung führte, die mit Hunderten von meist geschmolzenen
- Sicherungen und anderen Buchsen verbunden war. Vom herausschwappenden
- Kabelsalat zu Fall gebracht fiel sie den letzten Teil der Treppe hinunter
- und betätigte unten angekommen einen großen Fuß-Hauptschalter.
-
- Plötzlich war der Raum hell erleuchtet, und ein Surren wurde laut.
- Sh.Ne.Witchen blieb erstaunt stehen und sah sich interessiert um. Sie
- befand sich in einem riesigen, muffigen Kellerraum, in dem auf und unter
- zahlreichen Tischen und Regalen unglaubliche Berge von elektrischen Anlagen
- gestapelt waren. Im Augenblick leuchteten massig LEDs auf, Computer
- booteten, Monitore füllten sich zum Teil mit Gitternetzmodellen und
- Bildern, zum Teil mit unergründlichen Listings oder diversesten Menues.
-
- Die Besucherin, die außer ein wenig Schul-Informatik und GameBoy-KnowHow
- wenig Wissen auf diesem Gebiet hatte, ging neugierig die Tischreihen
- entlang und probierte hier und da ein paar Knöpfe, Tastenkombinationen,
- Menues und sonstiges aus, bis ihr Blick auf einen Microwellenherd fiel, der
- genau zwischen einem Amiga 3000 T, einem Laserdrucker und einem
- Popcornautomaten stand. Sie machte sich ein paar Popcorn, probierte diese
- kleinen schwarzen, metallgeränderten Chips, fand schließlich eine
- Tiefkühl-Pizza und schob sie auf einer Art spiegelndem Teller (so kann man
- eine Laser-Disc auch bezeichnen...) in die Microwelle. Nach der Pizza und
- einigen Bechern eines starken Kaffees, von dem es gleich mehrere
- 50-Liter-Kanister gab, setzte sie sich an einen Amiga 500 ein einer
- gemütlichen Ecke, und weil sie so erschöpft war, schlief sie mit dem Kopf
- auf der Tastatur ein.
-
- So merkte sie nicht, wie draußen allmählich die Sonne unterging, wie sich
- ein Motorgeräusch näherte, wie ein vollbesetzter Toyota-Jeep mit
- quietschenden Reifen vor dem kleinen Häuschen hielt und sieben kleine
- bärtige Männer aus dem Auto sprangen.
-
- Die Männer stürmten zur Haustür, die noch offen stand.
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- Und damit wären wir dort, wo wir angefangen haben:
-
- Der Aufschrei eines der kleinwüchsigen, bärtigen Mannes hallte von einem
- kleinen Häuschen aus durch den großen, dunklen Wald:
- "WER hat meine Zugangs-Sicherung abstürzen lassen?!?"
- Darauf redeten die sechs anderen kleinwüchsigen Männer, die auch lange,
- dichte, neonfarbene Bärte und lange, bunte Haarmähnen hatten, unkoordiniert
- durcheinander und stürmten mit Äxten, Brecheisen und einer Motorsäge
- bewaffnet in ihr Häuschen, um den unbekannten Eindringling zu stellen und
- notfalls zu terminieren.
-
- Der Nächste schrie beim Sturz über den Kabelsalat die Treppe hinunter:
- "WER hat meinen mit Mühe geschlossenen Sicherungskasten wieder geöffnet?!?"
-
- Und so ging es weiter:
-
- "WER hat hier den Strom angeschaltet?!?"
-
- "WER hat mein Assembler-Listing für das alternative Betriebssystem, an dem
- ich zwei Monaten gearbeitet habe, verhunzt?!?"
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- "WER hat meine Festplatte, die mit sämtlichen Archiven, neu formatiert?!?"
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- "WER hat unseren starken Kaffee in meinen Amiga 3000 Tower gegossen?!?"
-
- "WER hat den Laser-Disk-Prototyp meines Gigademos in der Microwelle
- geschmolzen?!?"
-
- "Und vor allem: WER pennt mit seinem Kopf da auf meiner Tastatur?!?"
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