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- --OZ2 20 BODONI.FONT
- --OZ3 13 BETON.FONT
- --VB1
- --ZS2
- --FF31
- BENIMM DICH!
- --ZS3
- --FF23
- Gute Manieren sind Trumpf
- --ZS1
- --FF21
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- Auch dem galantesten Kavalier, der bestens erzogenen Dame unterlaufen in
- Gesellschaft kleine Fehler, die, verschuldet oder unverschuldet,
- Dissonanzen auf der "Tonleiter" hervorrufen und den Daumen des guten Tons
- nach unten zeigen lassen.
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- So ist es schon vorgekommen, daß der herzhaft lachenden Dame bei Tisch eine
- dem Dekollete enthüpfende Brust in die Suppe fiel. Auch kann es passieren,
- daß dem feurig twistenden Herrn im Eifer der Balz ein deutlich
- wahrnehmbares Malheur entweicht. Einmal läßt sich jemand zu einem
- unangebrachten Scherz hinreißen ("Könnte es nicht sein, gnädige Frau
- Barschel, daß Ihr Mann einfach zu heiß gebadet hat?"), ein andermal zu
- einem aufrichtigen, aber peinlichen Statement: "...begrüße ich die
- Delegierten der Vereinigten und Verfolgten des Naziregimes mit einem
- fröhlichen 'Heil Hitler'". Hier verschluckt man schon mal eine Fischgräte
- und verunsichert die festliche Tafelrunde durch Husten und blutigen, mit
- Essensresten angereicherten Auswurf, dort platzt einfach nur das Kondom und
- man beschert - kann jedem passieren - der flüchtigen Bekanntschaft ein
- bleibendes Souvenir d'amour.
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- Zwar kann sich nicht jeder so diplomatisch aus der Bredouille retten wie
- jener pfiffige Gymnasiast. Der entschärfte die ziemlich peinliche
- Situation, als er seinem Religionslehrer im Pornokino begegnete, höflich
- mit einem "Sie hatten recht, Herr Pastor, in, 'Feuchtgeile Träume ziemlich
- wilder Klosterschülerinnen' wird die Problematik um unseren auferstandenen
- Herrn ganz toll anschaulich vertieft", worauf der Pfiffikus im nächsten
- Zeugnis natürlich einen Einser bekam. Wegen ganz besonder guter Führung.
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- Häufig kommt es vor, daß Sie auf einer etwas eingeschlafenen Feier ein
- wenig Wind machen und ein paar ihrer beliebten Messertricks zum besten
- geben müssen. Leider erstechen Sie dabei versehentlich die alte Dame des
- Hauses. Anstatt nun panisch und überstürzt zu reagieren, wäre es
- geschickter und höflicher, sich in aller Ruhe "für dieses wirklich blöde
- Versehen" zu entschuldigen und sich mit einem bedauernden "was soll's, die
- Alte hätte es eh nicht mehr lange gemacht" oder einem zuvorkommenden "Die
- Kosten für die Beerdigung gehen selbstverständlich auf meine Kappe" diskret
- und ohne weiteres Aufsehen zurückzuziehen.
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- Ebenso oft passiert es, daß Sie bei einem geselligen Beisammensein "eben
- kurz verschwinden" müssen. Bei Ihrer Rückkehr in den fröhlichen Kreis
- stellen Sie allerdings fest, daß Sie ihre Handtasche auf dem gewissen
- Örtchen stehengelassen und statt dessen die Klobürste mitgebracht haben.
- Falsch wäre es nun, die Verlegenheit der Gäste über Ihren Irrtum noch zu
- verstärken und sich vor Scham im Aquarium zu ersäufen. Erklären Sie, mit
- der Bürste winkend, daß es an der Zeit sei, Ihrem Elch, der schon
- ungeduldig auf dem Balkon trompete, die Zähne zu putzen. Sie treten mit
- der Bitte, sich nicht stören zu lassen, hinaus auf den Balkon und stürzen
- sich, ohne daß die anderen zusehen müssen, in die Tiefe. Damit wäre auch
- diese Suppe zur Zufriedenheit aller gelöffelt.
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- Man braucht also nicht bei jeder kleinen Panne in großes Wehgeschrei
- auszubrechen oder gar um seine gesellschaftliche Reputation zu bangen.
- Vorrausgesetzt allerdings, man versteht, der peinlichen Situation die
- Peinlichkeit erfolgreich zu nehmen. Dann bietet - wie obige Beispiele
- beweisen - auch ein Malheur die Möglichkeit, eindrucksvoll zu zeigen, ob
- man sich zu benehmen weiß oder nicht.
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