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Text File  |  1978-03-11  |  3.6 KB  |  65 lines

  1.  
  2.  Rimnee und Narayd
  3.  -----------------
  4.  
  5. Rimnee blickte auf. Sie spürte die Berührung dieses Wesens, dieses wunderbaren
  6. schönen Wesens, das ihr die Wärme und das Leben wiedergebracht hatte. Noch 
  7. verband sie der Zauber, den sie gewoben hatte... und seine Neugier.
  8.  
  9. Vorsichtig berührte er sie weiter, und die Hand strich zart wie ein Windhauch
  10. über ihre Wangen, umschmeichelte die zarten Züge, aus denen langsam das Leid
  11. wich. Rimnee hob die Hand und ließ sie über seinen Arm gleiten, weiter hinauf.
  12. So zart, so weich, so warm. Sie hob den Kopf und ließ die Strahlen des goldenen
  13. Himmelslichtes ihre Haut liebkosen. Rimnee spürte den Atem des Lebens und rief
  14. nach ihm, wollte ihn spüren wie einst, da sie noch jung und frei gewesen war.
  15. Und mit einem Mal warf sie die Hüllen ab, die sie so lange getragen, und in
  16. denen sie gefangen war wie ein Vogel.
  17.  
  18. Sie war die Erde, die aus dem Schoß all die Wesen gebar, die Leben schenkte
  19. und es wieder in sich nahm. Sie war die Kühle, die Dunkelheit, die Wärme. Sie
  20. durchpulste die Glut des Feuers, die Strahlen der Sonne hoben ihren Geist zu
  21. den Sternen und führten sie, auf den Winden reitend, zu neuen Welten und in die
  22. Freiheit. Bei all diesem war sie nicht allein. Da war jemand neben ihr, bei 
  23. ihr, in ihr. Sie kannte seinen Namen und er schmeckte so süß wie der Wein
  24. seiner Lippen. Er war so seidig wie das Schwarz seiner Haare, und so kühl und
  25. weich wie seine Haut.
  26.  
  27. Rimnee sah, und sah doch auch nicht. Wer er war, woher er kam, sie konnte es
  28. spüren - aber nicht begreifen, sie konnte es sehen - aber nicht erkennen. Sie
  29. ließ sich von der Schönheit in die Freiheit tragen und das Leben in sich 
  30. bringen. Immer mächtiger pulsierte es in ihr und vertrieb mit Lichtblitzen die
  31. letzten Spuren der Finsternis und Kälte aus dem Körper, der nicht wirklich 
  32. gelebt hatte. Und in sie strömte schließlich die Flut der Schöpfung und ein
  33. Strom der Kraft.
  34. Und dies ließ sie schließlich befreit zu Boden sinken, so wie die Götter sie
  35. geschaffen hatten, doch reicher gekleidet als zuvor.
  36.  
  37. "Narayd..." murmelte Rimnee und erspürte die Linien seines Körpers mit ihren
  38. Händen. Plötzlich erfaßte sie ein Schauder und sie klammerte sich an ihn.
  39. "Narayd ... bitte gib mir noch einmal deine Wärme und Liebe ..."
  40. Weiterer Worte bedurfte es nicht. Rimnee hatte einst ihrer Harfe liebliche
  41. Klänge entlockt, aber nun spielte sie mit der Erfahrung ihres Lebens eine neue,
  42. aufregende und wunderbare Melodie auf dem Instrument seines Körpers.
  43.  
  44. Zuerst sanft und behutsam, um zu verzaubern und zu bannen, dann jubelierend,
  45. als sie die Saiten fand, die wie gehörte Klänge hervorbrachten, Akkorde von
  46. solcher Mächtigkeit, daß sie selber unter ihnen erbebte. Und als schließlich
  47. der Bogen die Saite fand, strich er auch seine eigene Melodie der Zärtlichkeit,
  48. dann eine der Wildheit, des Lebens, der Freiheit. Rimnee spürte die Spannung
  49. der Saiten ihrer Harfe und erzitterte jedes Mal, daran glaubend, daß sie
  50. zerspränge. Es war das Lied des Lebens, das sie erneut spielten und sangen.
  51. Ihre Finger erzeugten die Melodie, ihre Körper den Rhythmus, und ihre Stimmen
  52. fanden die Worte dazu. Es war ein Lied der Geburt und des Beginns. Eines der
  53. Freude. Die Klänge vereinten sich zu einem triumphalen Finale und verklangen
  54. leise...
  55.  
  56. Rimnee fühlte sich müde und erschöpft aber glücklich. Sie sank auf das weiche 
  57. Laken der Erde zurück und umarmte Narayd. Und so entdeckte die Nacht zwei 
  58. Schlafende zwischen den Büschen. Der Mond blinzelte einige Wolken beiseite, um
  59. ihre schimmernden Körper in Silber zu hüllen ... und ein kühler Wind 
  60. streichelte die glitzernden Perlen fort, die ihre Haut bedeckten und von dem
  61. zeugten, was geschah...
  62.  
  63.  Shadowsong (All rights reserved!)
  64.  
  65.