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- Newsgroups: de.comp.misc
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- From: agnus@amylnd.stgt.sub.org (Matthias Zepf)
- Subject: Der PC-Troedelfaktor
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- Message-ID: <1993Jan25.152621.2528@amylnd.stgt.sub.org>
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- Organization: Agnus' Home, Leonberg/Warmbronn, Germany
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- Mime-Version: 1.0
- Date: Mon, 25 Jan 1993 15:26:21 GMT
- Lines: 114
-
- ProduktivitΣt
-
- Ma▀los unterschΣtzt: Der PC-Tr÷delfaktor
-
- Amerikanische Studien zeigen: Computer verfⁿhren zur UnproduktivitΣt bei
- der Arbeit
-
- ╗Computer sind die reinste Vernichtung von Arbeitszeit½, wettert Ulrich
- Schmidbauer, Inhaber einer Mⁿnchner PR-Agentur. Seine Begrⁿndung: ╗Jeden
- Quatsch, den man mit einem kurzen Anruf erledigt hΣtte, verschickt man
- jetzt als e-mail oder als Memo½. Schmidbauers private Erkenntnisse decken
- sich nahtlos mit den Ergebnissen einer Studie des amerikansichen Arbeits-
- ministeriums. Danach stieg die ProduktivitΣt der Bⁿroarbeit seit der Ein-
- fⁿhrung von Computern jΣhrlich nur um 0,8 Prozent - weit unter dem Durch-
- schnitt aller Industriezweige von 3,5 Prozent. Im Klartext: amerikanische
- Firmen und Beh÷rden haben durch den Einsatz von Computern an ProduktivitΣt
- verloren.
-
- PrΣziser beleuchtet dieses ⁿberraschende PhΣnomen die Studie der kalifor-
- nischen Softwarefirma SBT Accounting Systems. Unter dem Titel ╗Der PC-
- Tr÷delfaktor½ (The PC Futz Factor) kam SBT auf einen jΣhrlichen Gesamt-
- schaden fⁿr amerikanische Firmen von 100 Millionen US-Dollar oder fast
- zwei Prozent des Bruttosozialprodukts - in Form von Zeit, die am Computer
- vertr÷delt wird. Nach dieser Studie verbringen Computerbenutzer im Schnitt
- 5,1 Stunden pro Woche mit unproduktiven TΣtigkeiten. Hauptschuldige laut
- SBT:
-
- - Warten auf Ergebnisse (19 Prozent der vertanen Zeit),
- - Helfen bei Problemen der Kollegen (16 Prozent),
- - ▄berprⁿfen der Ergebnisse (17 Prozent) und
- - Lernen von Software (12 Prozent).
-
- Wolfgang Schr÷der, GeschΣftsfⁿhrer des Softwareherstellers Borland, hat
- den Schuldigen schon aufgemacht: Microsofts millionenfach verkauftes Pro-
- gramm ╗,Windows' kann dazu beitragen, da▀ die ProduktivitΣt nachlΣ▀t.½
- Selbst der angeblich gr÷▀te Vorteil von Windows, das einheitliche Er-
- scheinungsbild unterschiedlicher Programme, ist laut Schr÷der nur Bluff:
- ╗Da wird eine HomogenitΣt vorgegaukelt, die es nicht gibt.½
-
- Gregory Gordon, bei Microsoft zustΣndig fⁿr die Anwendersoftware, ver-
- teidigt sich nur lahm: Er verspricht bis Ende 1993 Programme, die noch
- mehr Aufgaben automatisch ⁿbernehmen: ╗Warum soll der Benutzer sich Ge-
- danken machen, wie er einen Brief formatiert, wenn der Computer das ⁿber-
- nehmen kann?½
-
- Die Benutzer plagen andere Probleme. So erklΣrt Andreas Gretsch, Anwender-
- berater bei der Deutschen Bundesbahn, die Software sei ╗schon heute ⁿber-
- laden, 90 Prozent der Leute nutzen doch h÷chstens zehn Prozent der einge-
- bauten Funktionen.½
-
- Gordon dagegen zweifelt an der ZuverlΣssigkeit der amerikanischen Studien:
- ╗Man mu▀ doch auch die QualitΣt der Arbeit berⁿcksichtigen.½ Und die habe
- sich dank der Hilfe von Computern enorm verbessert: ╗Vieles k÷nnte man
- ohne Computer heute gar nicht mehr machen.½ Dem hΣlt das amerikanische
- Branchenblatt ╗Computerworld½ nur trocken entgegen: ╗Computer machen oft
- mehr Arbeit statt sie zu vereinfachen.½
-
- Da pa▀t es ins Bild, da▀ die Studie des US-Arbeitsministeriums zum Ergeb-
- nis kommt: ╗Wir fanden ⁿberraschend wenig Belege dafⁿr, da▀ High-Tech-
- Investitionen einen positiven Einflu▀ auf die ProduktivitΣt hatten.½ WΣhrenddessen wollen andere schon wieder einen Schritt weiter: So meint
- Apple-Chef Gerhard J÷rg, in der FΣhigkeit zur Teamarbeit seiner Macintosh-
- Computer ╗einen wesentlichen Beitrag zur Erh÷hung der ProduktivitΣt½ er-
- kennen zu k÷nnen.
-
- Besonders die mangelhafte ZuverlΣssigkeit von Computern kritisierte der
- Weltkonzern 3M: Etwa ein Drittel aller Computeranwender verlieren min-
- destens einmal im Jahr wichtige Daten durch Computerfehler. 24 Millionen
- Arbeitstage werden laut einer 3M-Studie allein in den USA dafⁿr aufge-
- wendet, diese Daten zu restaurieren.
-
- ╗Wenn Ihnen ein Programm abstⁿrzt und nimmt dabei alle anderen Programme
- und deren Daten mit, dann stehen Sie dumm da,½ bestΣtigt auch Herbert
- Kahl, bei IBM Deutschland zustΣndig fⁿr PCs. Und er fⁿgt ausdrⁿcklich
- hinzu, wem dieser Seitenhieb gilt: ╗Bei (den Microsoft-Produkten) DOS und
- Windows kann Ihnen das doch stΣndig passieren.½ Damit laufen derzeit ⁿber
- 90 Prozent aller in Deutschland verkauften Personal Computer.
-
- Microsofts Gordon redet denn auch nicht lang um den hei▀en Brei: ╗Damit
- haben wir noch ein Problem: Selbst mit stⁿrzt Windows einmal pro Woche
- ab.½ Gordon macht kein Geheimnis daraus, da▀ man bei Microsoft mit den
- eigenen Produkten keineswegs zufrieden ist: ╗DOS ist eine veraltete Tech-
- nologie und Windows mu▀ erst noch die n÷tige Betriebssicherheit erreichen½
- - die der Konkurrent OS/2 von IBM laut Gordon heute schon hat: ╗Wir wollen
- die gleiche StabilitΣt erreichen, aber da steckt noch Arbeit drin.½
-
- Mittlerweile setzt Computeranwender Schmidbauer noch eins drauf: ╗Es ist
- eine Frechheit, wenn ich erst das Betriebssystem meines Computers be-
- herrschen mu▀, bevor ich arbeiten kann. Schlie▀lich will ich nicht erst
- wissen, wie das Ventilspiel meines Autos funktioniert, bevor ich mich ans
- Steuer setze.½
-
- Gregory Gordon, Manager Anwendersoftware Microsoft: ╗Man mu▀ doch auch die
- QualitΣt der Arbeit berⁿcksichten.½
-
- Hermann Stehlik, Lotus, Marketing Director Central Europe: ╗Neue Techno-
- logien helfen die ProduktivitΣt zu erh÷hen - Lotus arbeitet daran.½
-
- Wolfgang Schr÷der, GeschΣftsfⁿhrer bei Borland, Langen: ╗Windows kann dazu
- beitragen, da▀ die ProduktivitΣt nachlΣ▀t.½
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- Gerhard J÷rg, GeschΣftfⁿhrer, Apple Computer, Deutschland: ╗Die FΣhigkeit
- zur Teamarbeit trΣgt wesentlich zur ProduktivitΣt bei.½
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- Klaus Kemmler, Leiter Technologiezentrum Digital Equipement: ╗Daran ist in
- erster Linie dieses unsΣgliche MS-DOS schuld.½
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- Quelle: FOCUS Nr. 4, 25.1.93, Seite 92
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- P.S.: Keine Garantie fⁿr Tippfehler.
- PS/2: Na, Herr Schmidbauer, hΣtten Sie sich eben einen richtigen Computer
- gekauft!
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- ** Matthias Zepf, RiegelΣckerstra▀e 27, 7250 Leonberg, Germany **
- ** +49 7152 41917 Email: agnus@amylnd.stgt.sub.org (NeXTmail) **
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