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- Message-ID: <C18-L%93012218433713@PSUVM.PSU.EDU>
- Newsgroups: bit.listserv.c18-l
- Date: Fri, 22 Jan 1993 18:43:37 -0500
- Sender: 18th Century Interdisciplinary Discussion <C18-L@PSUVM.BITNET>
- From: BCJ@PSUVM.BITNET
- Subject: "Ritter Heinrichs Ebentheuer"
- Lines: 139
-
- [Randy Kloko has sent us the following note, which somehow got boxed or
- bounced around the mailer, and now we're forwarding it to C18-L -- we
- don't believe it got through already.... KB for C18-L]
-
- The pamphlet "Ritter Heinrichs Ebentheuer"
- was recently cataloged in the Jantz Collection here
- at Duke. I've included the entire text below.
- (Umlauts are replaced with 'e' after the vowel;
- all other spellings are intact.) Does anyone have a clue
- as to who might have written it? My feeling is that it's
- too good to be an occasional poet, but that's a point I'm
- ready to concede if someone with more experience in 18th
- century literature can show that it's merely typical. At
- any rate, I enjoyed it and hope that you will, too.
- RK Kloko, Special Collections Library, Duke University
-
-
- Ritter Heinrichs Ebentheuer
-
- An
- Herrn
- Rathskonsulenten Prieser.
- Den 31ten Oktober 1775.
- Am Tage
- Seiner Vermaehlung
- abgesungen
- von
- einem Postknechte des Chronos.
-
- ULM,
- gedruckt mit Wagners Schriften.
-
- Es war einmal in Schwabenland,
- Vor nicht gar langen Zeiten,
- Ein Ritter, Heinerich genannt,
- Der fieng an auszureuten,
- Wie sichs gebuehrt, auf Ebentheur;
- Sein Bucephal schnob Dampf und Feur;
- Doch Heinrich biss die Lippe
- Und stach ihn in die Rippe.
-
- Er kam hieher an Donaustrohm,
- Fieng Lanzen an zu brechen,
- Mit Rittern von Athen und Rom
- Uebt er sich oft im Stechen,
- Und zeigte sich so ritterlich,
- Dass Alt und Jung den Heinerich
- Und seine Sosinante
- Als tapfre Streiter kannte.
-
- Drauf gab er seinem Gaul den Sporn,
- Und zog vom Geisselsteine,
- Kuehn ueber Disteln weg und Dorn,
- Zur Stadt hin an der Leine.
- Da gabs erst manchen heissen Strauss,
- Doch Heinrich hielt sehr muthig aus,
- Und stritt mit jedem Ritter
- Vom Baldus bis zum Puetter.
-
- Doch als er an die Pleisse kam
- Ins gallisch-deutsche Staedtgen,
- Da wurd' erst unser Ritter zahm;
- Er sah die Sachsenmaedgen.
- Im Schatten eines Lindenbaum
- Da hatt' er manchen suessen Traum
- Von Lotten, Dulcineen,
- Von Goettinnen und Feen.
-
- Topp!--ploetzlich wollt' er sich dem Schoos
- Der Weichlichkeit entreissen;
- Zog nach Berlin, sah Friedrich gross
- Und seine tapfern Preussen.
- Staunt bald den kriegrischen Wodan,
- Bald hochgelehrte Maenner an,
- Genies, Erfinder, Sammler,
- Vom Buesching bis zum Rammler.
-
- Als diss der Ritter Heinrich sah;
- Ward er aufs neu, wie wuetig;
- Zog hin nach Helmstaedt, fochte da
- Nach Schwabenart, gar siedig.
- Streckt manchen Ritter hin in Sand:
- Er kaempfte vor sein Vaterland,
- Sein Vaterland, zum Lohne,
- Gab ihm die Eichenkrone.
-
- Er kam zurueck, der Ritter stark;
- He! wie die Waffen glitzen!
- Er sprach: Nun will ich Blut und Mark
- Vors Vaterland verspritzen!
- Hieher! komm Unschuld! komm hieher!
- Wo ist dein Peiniger? Wo ist er?
- Hieher! will fuer dich rechten!
- Fur Arme will ich fechten!
-
- Doch einen braven Rittersmann
- Muss auch ein Weib ergoetzen,
- Die ihm den Harnisch schnallen kann
- Und seine Lanze wetzen.
- Diss weiss der tapfre Heinerich,
- Drum zeigte kaum Franziska sich;
- So brannten Liebesschmerzen
- Wohl in des Ritters Herzen.
-
- Er reiste hin, und reiste her,
- Stand Nachts am Klostergitter,
- Wie ein verliebter Spanier
- Und spielt auf seiner Zitter,
- Diss herzebrechend Liebeslied:
- "Du Blau, die hier vorueberflieht!
- "Helft nahe Klostermauren
- "Mir armen Ritter trauren!
-
- "Du Mond! Ihr goldne Sternelein
- "Seyd Zeugen meiner Klagen! --
- "Wie lange soll der Liebe Pein
- "An meinem Herzen nagen? --
- So ungefaehr erscholl sein Lied;
- Franziska, die durchs Gitter sieht,
- Denkt in der sanften Seele:
- Was hilfts, dass ich ihn quaele?
-
- Sie flistert drauf im Mondenschein:
- Du sollst nicht laenger leiden!
- Komm morgen! Morgen bist du mein!
- Und niemand soll uns scheiden. --
- Der Ritter sank erstaunt zurueck,
- Verstummt -- es schwaamm in seinem Blick
- Ein Wonnethraenchen, kleine,
- Doch hell vom Mondenscheine.
-
- Nun endigt sich das Ebentheur,
- Wie sich Romanen enden;
- Heut wird des Ritters Hochzeitfeyr
- Sein Gluecke schoen vollenden.
- Er kuesst die wonnigliche Braut
- So gluehend -- doch mir schaurt die Haut;
- Mein Blut faengt an zu wallen; --
- Lasst die Gardinen fallen!
-