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- Newsgroups: de.soc.politik
- Path: sparky!uunet!math.fu-berlin.de!news.netmbx.de!netmbx!sanio
- From: sanio@netmbx.netmbx.de (Erhard Sanio)
- Subject: Re: Ein Freund wurde ERMORDET, 21.11.92, Silvio M.
- Organization: netmbx, Berlin, Germany
- Date: Mon, 23 Nov 1992 23:58:13 GMT
- Message-ID: <ZK78XUM@netmbx.netmbx.de>
- References: <1992Nov23.141641.26946@cs.tu-berlin.de> <1eqv0sINNgtc@coli-gate.coli.uni-sb.de> <ZI78Z4L@netmbx.netmbx.de>
- Lines: 69
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- [ sorry, das sollte ein crossposting in d.s.p und soc.culture.german sein,
- bloederweise habe ich die Newsgroup-Zeile zerschrieben, daher nochmal ]
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- Zur Information die Presseerklaerung der Freunde von Silvio Meier:
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- Presserklaerung
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- Wir sind FreundInnen und KollegInnen von Silvio Meier, der am 21.11.
- kurz nach Mitternacht am U-Bhf. Samariterstr. ermordet wurde. Zwei
- weitere Freunde von uns wurden dabei zum Teil lebensgefaehrlich verletzt.
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- Diese Presseerklaerung gruendet sich auf Aussagen von zwei der Betroffenen.
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- Wir muessen entgegen den Darstellungen von Polizei und Medien folgendes
- richtigstellen:
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- Am Freitag Nacht gingen unsere vier FreundInnen zum U-Bahnhof Samariter-
- strasse und begegneten im Fussgaengertunnel einer Gruppe von vier jungen
- Maennern und einer Frau. Einer der Maenner trug einen Nazi-Aufnaeher auf
- seiner Jacke. Er wurde von zwei unserer Freunde darauf angesprochen, es
- kam zu einer kurzen Rempelei, unsere FreundInnen wurden als "linkes Pack"
- beschimpft. Er wurde weder geschlagen, noch wurde seine Jacke beschaedigt.
- Damit schien die Auseinandersetzung beendet, und unsere FreundInnen gingen
- auf den Bahnsteig. Weil die U-Bahn nicht kam, beschlossen sie, ein Taxi
- zu nehmen und gingen Richtung Ausgang.
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- Als sie die Treppe hochkamen, stand die Gruppe noch in der Mitte des
- Fussgaengertunnels gegenueber vom Fahrkartenschalter. Als sich unsere
- FreundInnnen auf einige Meter genaehert hatten, bemerkten sie, dass
- zwei der Maenner Messer gezogen hatten. Ohne zu zoegern und ohne einen
- weiteren Wortwechsel stach einer sofort auf Silvio ein. Es war fuer
- unsere FreundInnen ein voellig ueberraschender Angriff, der keinerlei
- Moeglichkeit zur Flucht oder zum Ausweichen bot. Silvio wurde durch
- drei Stiche in die Lunge sofort getoetet. Ein anderer Freund wurde
- durch mehrere Stiche in den Ruecken lebensgefaehrlich verletzt. Der
- dritte Freund wurde durch einen Stich in die Seite verletzt, und als
- er am Boden lag, bekam er Stiefeltritte gegen die Stirn, wodurch eine
- Arterie platzte. Danach liefen die Angreifer bis auf einen weg, der
- mit dem Messer unser Freundin bedrohte mit den Worten, "Du kommst auch
- noch dran". Erst auf Zuruf der Fluechtenden liess er von der Frau ab
- und rannte ebenfalls weg.
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- Unsere FreundInnen haben weder angegriffen noch waren sie bewaffnet.
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- Zwei unserer FreundInnen haben in ihren Aussagen bei der Polizei ueberein-
- stimmend ausgesagt, dass sie von den Nazis angegriffen wurden. Der Polizei-
- bericht spricht von "einer Personengruppe" und verschweigt damit die Aussage
- Wir protestieren gegen die falschen Darstellungen von Polizei und Medien,
- die der Bevoelkerung einreden wollen, es habe sich um eine "Auseinander-
- setzung zwischen rivalisierenden Jugendbanden" gehandelt. Damit verschweigen
- sie faschistische Gewalttaten und stempeln die Opfer zu Mittaetern.
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- Auf der einen Seite rufen Politiker zu Zivilcourage gegen faschistische
- Tendenzen auf - wenn sich aber Menschen in ihrem Alltag ganz konkret so
- verhalten und dabei umgebracht werden, werden sie zu "Messerstechern"
- gemacht. Diese Politiker sind dafuer verantwortlich, dass faschistische
- Gewalt in Polizeiberichten und Medien verschwiegen wird.
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- regards, es
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