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- Newsgroups: de.soc.politik
- Path: sparky!uunet!zaphod.mps.ohio-state.edu!sol.ctr.columbia.edu!ira.uka.de!rz.uni-karlsruhe.de!usenet
- From: "Felix Schroeter" <UK1O@DKAUNI2.BITNET>
- Subject: Re: Staatsethik
- Message-ID: <1992Nov17.104220.4241@rz.uni-karlsruhe.de>
- Sender: usenet@rz.uni-karlsruhe.de (USENET 'No news is bad news' News System)
- Organization: University of Karlsruhe, Germany
- Date: Tue, 17 Nov 1992 10:42:20 GMT
- Lines: 666
-
- Josef Moellers schreibt:
- > In <1992Nov13.021739.114377@rrz.uni-koeln.de> aeg03@rrz.uni-koeln.de (Jan T. K
- im
- > ) writes:
- ..stuff deleted.
- > Sie wird ihn davon abhalten, und ihm eventuell Zeit geben, darueber
- > nachzudenken, statt erst einmal Schaden anzurichten.
- > Im Uebrigen habe ich, z.B. als Autofahrer (ja, ich bin Umweltsuender!),
- > oft an mir selbst erfahren, wie Gedankenlos man ist: Da steht ein Schild
- > "70km", und ich fahre einfach mit 100 'dran vorbei. Warum sollte ich
- > langsam fahren? Die Strasse ist trocken, gut uebersichtlich! Woher
- > sollte ich denn wissen, dass hinter dem Haus da vorne eine Kreuzung
- > ist? Aber die Androhung von Strafe (eventuell Gerichtsverfahren,
- > Fuehrerscheinentzug) laesst mich den Fuss vom Gaspedal nehmen.
- Da waere das richtige Verkehrsschild: Achtung, gefaehrliche
- (unuebersichtliche) Kreuzung.
- (Anmerkung: Bei uns im Dorf ist ein Engpass, wo sie ein
- 30 km-Schild hingestellt haben zusaetzlich zu dem "Engpass"-Schild.
- Nachdem die Leute da teilweise immer noch durchgebrettert sind,
- war es meiner Mutter zuviel - wir wohnen genau an dieser Stelle -
- und sie rief mal bei dem fuer derartige Kontrollen zustaendigen Amt
- an -- "kann nicht kontrolliert werden..."
- Weiterhin hat AUCH mein Fahrlehrer die Meinung vertreten, dass hier
- das Engpass-Schild ausreichen sollte. Entsprechend in deinem Fall..)
- ..stuff deleted.
- > >>Wenn ich versuche, jemandem von seinem Treiben abzuhalten, dann bin ich,
- > >>und das ist meine These, darauf angewiesen, seiner Kraft das
- > >>Unrechtmaessige zu tun, eine _etwas_ groessere Kraft entgegenzusetzen.
- >
- > >Zunaechst halte ich es nicht fuer einer ausgemachte Sache, dass
- > >man, um einen Menschen "von seinem Treiben abzuhalten", seiner
- > >Kraft eine etwas groessere Kraft entgegensetzen muss.
- > >Tatsaechlich trifft dies nur dann zu, wenn der Mensch, der da
- > >etwas treibt, jeglicher vernuenftiger Argumentation unzugaenglich
- > >ist. Natuerlich gibt es solche Menschen. Interessanterweise
- > >findet man sie umso haeufiger, je weiter oben man in beliebigen
- > >hierarchischen Strukturen nach ihnen sucht. Dies ist einer der
- > >Gruende, weshalb ich Hierarchie als Mittel zum konstruktiven
- > >Umgang mit der Unvernunft im Menschen fuer ausgesprochen unsinnig
- > >halte.
- > >Weiter faellt mir an der o.g. These auf, dass das "Treiben" des
- > >"jemanden" als "unrechmaessig" bezeichnet wird. Da stellt sich
- > >fuer mich die Frage, auf welche weise die Unrechtmaessigkeit
- > >irgendeines Handelns festgestellt werden soll.
- >
- > Tja, das muss ich doch wohl selber tun!
- > In einer von Dir vorgeschlagenen Gesellschaft (hierarchie- und
- > gewaltfrei) kann es keine Gesetze geben. Wer sollte sie denn
- > verabschieden, wenn nicht eine ueber den anderen stehende
- > "Koerperschaft". 84Mio Menschen einstimmig ein Gesetz verabschieden zu
- > lassen, halte ich fuer unmoeglich.
- Ich finde es ja auch legitim, sich gegen einem persoenlich zugefuegte
- Gewalt zu wehren. Du etwa nicht?
- (Das ist ja auch in der BRD erlaubt -- Notwehr und Nothilfe-Paragraphen)
- > >Setzt man schliesslich die Unrechtmaessigkeit des "Treibens"
- > >voraus, ist damit immer noch nicht automatisch gesagt, dass es
- > >sinnvoll ist, dieses Treiben durch das Entgegensetzen "einer
- > >etwas groesseren Kraft" zu verhindern. Ein solcher Automatismus
- > >kann nur konstruiert werden, wenn man das Einsetzen von Kraft an
- > >sich als rechtlich neutral ansieht. Ich bin und bleibe aber der
- > >Ueberzeugung, dass der Einsatz von Kraft, Macht, Zwang oder wie
- > >auch immer man dazu sagt, zur Beschraenkung der Freiheit eines
- > >Menschen schon fuer sich genommen ein Unrecht darstellt. Der
- Richtig. Nur zur Notwehr oder Nothilfe, wenn das eigene Leben oder
- die eigene Gesundheit (oder bei Nothilfe die eines anderen Menschen)
- bedroht sind, ist sie (Ausuebung von Kraft) als geringeres Uebel legitim.
- > >Einsatz von Kraft in einem Konflikt ist nichts anderes als
- > >praktiziertes Recht des Staerkeren, das von irgendwem mal
- > >treffend als das staerkste Unrecht bezeichnet wurde. Er kommt,
- > >ethisch betracht, nur dann in Frage, wenn alle sinnvollerern
- > >Moeglichkeiten zur Loesung des Konflikts gescheitert sind *und*
- > >das "Treiben" ein so grosses Unrecht darstellt, dass das Unrecht
- > >eines Krafteinsatzes verhaeltnismaessig ist. Dies ist eine
- > >notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung fuer einen ethisch
- > >vertretbaren Krafteinsatz.
- >
- > Um zu meiner gestoerten Nachtruhe zurueckzukommen: ich war der Meinung,
- > mit _mehreren_ Telefonaten "alle sinnvollen Loesungen" versucht zu
- > haben. Mitten in der Nacht, nach mehreren vergeblichen Versuchen, Schlaf
- > zu finden, kann ich jedenfalls nicht mehr klar denken!
- >
- > Und was das "praktizierte Recht des Staerkeren" betrifft, so ist erst
- > einmal der der "Staerkere", der mit Gewalt anfaengt, und der, der aus
- > einem Konflikt als Sieger hervorgeht immer "der Staerkere".
- > Ich kann natuerlich jedesmal, wenn mir jemand Gewalt antut, den Schwanz
- > einziehen und mir sagen: "Der ist jetzt der Staerkere, und damit im
- > Unrecht".
- Er ist im Unrecht. Nicht weil er zufaellig der Staerkere ist, sondern
- weil er Gewalt gegen einen Mitmenschen veruebt hat.
- Dieses Unrecht rechtfertigt aber nicht automatisch ein weiteres
- Unrecht (die Gegengewalt).
- > Es geht mir auch nicht immer darum, festzustellen, wer der Staerkere
- > ist, sondern, wer "Recht" hat! Und da ist mir eine unparteiische Stelle
- > (hier die Polizei) gerade "recht".
- Ganz neu... Die Polizei als rechtsprechende Gewalt?
- Sind da nicht die Gerichte zustaendig??
- >
- > Vielleicht stelle ich hier "die Staerke des Rechts" gegen "das Recht des
- > Staerkeren".
- Unterscheide nur noch: positives Recht (was in den Gesetzbuechern steht)
- und das, was ethisch gerecht ist...
- >
- > >>Da meine Kraft nicht ausreicht, z.B. etwa zwanzig laermende,
- > >>angetrunkene Leute leise zu machen, oder mehrere Autos von den
- > >>Buergersteigen zu schieben, muss ich mir jemanden suchen, der diese
- > >>Kraft hat.
- >
- > >Kann sein, dass die derzeitige Strukturen sich in solchen eher
- > >banalen Faellen tatsaechlich als neutral erweisen, und ohne
- > >diskriminierendes Ansehen der Person oft relativ vernuenftig
- > >verfahren. Aber das ist es eben: Im Kleinen wird gerecht
- > >gehandelt, und in entscheidenden Punkten herrscht krasses
- > >Unrecht. Ich wuerde gern auf mein Recht, die Polizei bei
- > >naechtlicher Ruhestoerung zu bemuehen, verzichten, wenn ich
- > >dafuer vor willkuerlichen Polizeikontrollen auf naechtlichen
- > >Radfahrten oder bei zufaelliger raeumlicher Naehe des Papstes
- > >sicher waere.
- >
- > Zu den "willkuerlichen Polizeikontrollen auf naechtlichen Radfahrten"
- > weiter unten. Zur "zufaelliger raeumlicher Naehe des Papstes":
- > Die Polizei hat u.a. zur Aufgabe, jede Person, ungeachtet ihres Standes,
- > vor koerperlichem Schaden zu schuetzen (Jaja, das ist graue Theorie,
- > aber so isses doch gedacht, oder?). Da es nun Menschen gibt, zu denen
- > zaehle ich den Papst (der hat mehr Mordanschlaege hinter sich, als ich,
- > und ist auch umstrittener). Wenn also Paulchen 'mal zu uns kommt, wird
- > er von der Obrigkeit besonders geschuetzt. Dazu gehoert m.E. auch, dass
- > keiner mit einer Waffe in seine Naehe kommt. Jetzt steht da so'n armer
- > Beamter, der Frau und Kinder zu versorgen hat, und sieht Dich ankommen.
- > Der muss jetzt blitzschnell 'ne Entscheidung treffen: eine falsche ("der
- > hat keine Waffe, und der Papst ist ihm wurscht") oder eine falsche ("der
- > _hatte_ eine Waffe und hat den Papst erschossen"). Er ueberlegt sich, ob
- > die koerperliche Unversehrtheit eines einzelnen, unbedeutenden Papstes
- > hoeher steht, als das Recht eines bedeutenden Jan Kim vor unberechtigter
- > Durchsuchung. Dadurch wird fuer ihn die Durchsuchung zwar nicht
- > berechtigter, aber doch "gerechtfertigter". Und er entscheidet sich fuer
- > die Durchsuchung!
- Hmmm.... Wenn ich ne Morddrohung bekomme, die ich der Polizei vorweisen
- kann, bekomme ich dann vollstaendigen Personenschutz, wie sie jemand,
- der in unserer Hierarchie fuehrend ist (Bandeskunzler etc) bekommt,
- selbst wenn er keine konkrete Morddrohung vorweisen kann...
- Seltsame Gleichbehandlung von Menschen unterschiedlichen Standes...
- >
- > [ ... ]
- >
- > >>Natuerlich darfst Du Dich gegen ungerechtfertigte Staatsgewalt wehren.
- > >>Wenn Du aber etwas ungerechtfertigtes tust, darfst Du Dich nicht dagegen
- > >>wehren, wenn ein Polizist kommt, und Dich daran hindern will.
- >
- > >In den folgenden Faellen tue ich demnach entweder etwas
- > >Ungerchtfertigtes oder ich darf mich wehren:
- > >* Ich fahre nachts auf meinem Fahrrad irgendwo lang und werde
- > >angehalten und kontrolliert, inklusive Durchwuehlen meiner
- > >Hosentaschen.
- >
- > Freundliche Frage: "Darf ich bitte den Grund fuer diese Kontrolle
- > erfahren?"
- > Antwort: "Da vorne ist ..., wir muessen sicherstellen, dass ...".
- Hmm.... Ob der Polizist nachts, wenn er lieber schlaeft, noch gewillt
- ist, eine derartige Auskunft zu geben... Er ist ja auch "nur" ein
- Mensch. Nur: Die Folgen SEINER Fehler sind hoeher als die MEINER
- Fehler...
- >
- > >* Mein Vermieter hat es geschafft, durch staendiges Hochsetzen
- > >der Miete im hoechsten gesetzlich noch zulaessigen Rahmen, diese
- > >so hochzusetzen, dass ich sie nicht mehr aufbringen kann. Ich
- > >werde von der Polizei zwangsgeraeumt.
- >
- > "Im hoechsten gesetzlich noch zulaessigen Rahmen"! Wenn es mehr Wohnraum
- > als potentielle Mieter gaebe, wuerde er Dir Seine Butze jeden Monat
- > tapezieren und Dir das Fruestuck an's Bett bringen.
- > Zur Zeit sieht's doch eher so aus, dass es mehr potentielle Mieter als
- > Wohnraum gibt. Und wenn der Staat da nicht eingreifen wuerde, und einen
- > Kompromiss zwischen den Berechtigten Interessen der Mieter nach
- > bezahlbarem Wohnraum, und den (berechtigten?) Interessen der Vermieter
- > nach Ammortisation und Gewinn (sonst wuerde der sein Geld woanders
- > anlegen) schaffen wuerde, indem er eine Rahmen fuer Mietsteigerungen
- > schaffen wuerde, waerst Du schon vor einem Jahr 'rausgeflogen!
- >
- > Und da du "zwangsgeraeumt" wurdes, gehe ich davon aus, dass Du etwas
- > haben wolltest, naemlich Seine Wohnung, ohne den gueltigen Preis zu
- > bezahlen. Ich wuerde Dich auch mehrfach auffordern, auszuziehen, und
- > wenn Du nicht gehst, wuerde ich vielleicht nicht die Polizei holen!
- > Gut? Nee - ich wuerde Dir eine Schlaegerbande auf den Hals hetzen! Dann
- > kanste froh sein, wenn De Deine Haut rettest, Dein Hab' und Gut' liegt
- > in Truemmern!
- Hmmmm.... Heutzutage sind Wohnungen wirklich extrem teuer...
- Und findest Du es gut, jemanden, der nicht gerade sehr rosig verdient,
- auf die Strasse zu setzen, nur weil der Mietspiegel selbst schon so
- hoch ist, dass er selbst diesen nicht mehr aufbringen kann?
- (also selbst wenn der Vermieter nur eine durchschnittliche Miete
- verlangt...)
- Schoener Sozialstaat (s. GG Art. 20)
- Der Mietspiegel kann ja auch von den Vermietern in die Hoehe
- getrieben werden:
- Jeder Vermieter erhoeht die Miete so hoch, wie es nach dem
- gegenwaertigen Mietspiegel gesetzlich zulaessig ist. Dadurch steigt
- aber der Mietspiegel, da der sich irgendwie aus dem Durchschnitt
- aller Quadratmetermieten errechnet.
- Und dann kann er im naechsten Jahr mal wieder erhoehen...
- >
- > >* Mein Arbeitgeber kuendigt mir. Ich nehme Geld- und Sachwerte in
- > >Hoehe der Gewinne, die die Firma durch meine Arbeit gemacht hat,
- ^^^^^^^^^^^^^^^^^^
- > >aus der Firma mit, und werde wegen Diebstahls eingelocht.
- Alles klar?? Den Nettogewinn, den die Fa. aus einem zieht...
-
- > Na, Du hast ja vielleicht Vorstellungen! Als wenn Du alleinig diese
- > Gewinne erwirtschaftet haettest! Die Firma hat in Dich investiert. Dir
- > eventuell Kurse fuer die Weiterbildung bezahlt. Eine Infrastruktur
- > aufgebaut, damit Du arbeiten kannst. Dir Geld zur Verfuegung gestellt,
- > damit Du Deine Arbeit verrichten kannst.
- > Darueberhinaus gibt es auch bim MPI Leute, die nicht direkt zum Gewinn
- > des Unternehmens beitragen, oder fegt Ihr Eure Flure selbst und reinigt
- > Eure Toiletten selbst? Bringt Ihr Eure Post selbst zum Postamt? Wie
- > stehts mit der Ueberweisung der Gehaelter, macht Ihr das per
- > Bankeinzug?
- >
- > Im Uebrigen bist Du ja nicht verpflichtet, da zu arbeiten, wenn Du
- > meinst, dass dein Gehalt nicht dem entspricht, das Du "erwirtschaftest",
- > geh' doch woanders hin. Vielleicht zahlt jemand anders Dich am Ende
- > Deiner Arbeit aus! (Das ist jetzt nicht eines dieser
- > Pauschal-Bemerkungen: "Wenn's Dir hier nicht gefaellt, ..."!)
- Warum sollte ein anderer Arbeitgeber sozialere Loehne zahlen als der
- eine? Die kapitalistische Wirtschaftsform ZWINGT ja den Arbeitgeber
- dazu, Gewinne aus den Beschaeftigten zu ziehen, sonst wuerde er ja
- schlichtweg PLEITE gehen. Und wer will schon, dass der eigene Arbeit-
- Geber Pleite geht? Dann steht man ja auf der Strasse...
-
- > Du suchst Dir einen Arbeitgeben, handelst mit ihm ein gehalt aus, fuer
- > das Du ihm Deine Arbeitskraft zur Verfuegung stellst. Dieses Gehalt
- > zahlt er Dir jeden Monat aus und ihr seid quitt.
- Prinzip ja. Sog. Tarifverhandlungen.
- Nur sind die Anfangsbedingungen ungleich. Wenn die Arbeitnehmer
- "NEIN" sagen, hat der A-Geber noch Ruecklagen, um einen Streik durch-
- zuhalten und letztlich die A-Nehmer dazu zu zwingen, fuer diese
- abgelehnten Gehaelter zu arbeiten.
- Wenn der A-Geber NEIN sagt, dann hat er ja die Moeglichkeit, keinen
- Arbeitsvertrag zu schliessen und mit der Drohung, die A-Nehmer auf
- der Strasse zu lassen, sie zu Konzessionen zwingen.
- Auf jeden Fall hat der A-Geber mehr Wirtschaftsmacht, um seine
- Vorstellungen durchzusetzen als die A-Nehmer.
- > Wenn Du am Ende meinst, noch irgendwelche Ansprueche zu haben, musst Du
- > sie geltend machen. Aber ich glaub' ja nicht, dass Dich da irgendjemand
- > ueberhaupt Ernst nimmt!
- >
- > >Ich weiss, das Recht auf Widerstand gegen Unrecht auch von Seiten
- > >der Staatsmacht ist sogar im Grundgesetz festgeschrieben. Nur
- > >nuetzt mir das de facto rein gar nichts.
- >
- > Doch! Nur die Art des Widerstandes darfst Du Dir nicht selber aussuchen.
- > Das ist Anarchie!
- DOCH darf man sich die Mittel aussuchen. NUR:
- Nach Art. 20 muss man erst den Rechtsweg gehen, dann erst ist
- Widerstand erlaubt.
- Weiterhin mal zu Begriffen:
- Anarchie != Chaos.
- Anarchie sind alle Organisationsformen, die herrschaftsfrei aufgebaut
- sind.
- "Das ist Anarchie" ist nur eine Ausflucht und kein Argument.
- Wenn ich diesen Satz mal interpretiere:
- Du verwendest deine Ablehnung hierarchiefreier Organisationsformen
- als *Argument* gegen genaudiese. Nur: Eine Tautologie kann nichts
- begruenden.
- > Im GG und in den daraus abgeleiteten Gesetzen und Institutionen ist
- > festgelegt, auf welchem Weg Du Widerstand leisten darfst. Z.B. indem Du
- > vor Gericht gehst und den Polizisten anklagst, Dich unrechtmaessig
- > durchsucht zu haben.
- Richtig. Und wenn das Gericht nicht funzt, dann erlaubt Artikel
- 20(4) weitergehenden Widerstand. Lies dir mal IRGENDEINEN
- GG-Kommentar zu Art. 20(4) durch.
- >
- > >>Mein "elementares Grundrecht" in diesem Fall war meine Nachtruhe.
- > >>Ausserdem ist das, was die Leute da gemacht haben etwa KEINE Gewalt?
- > >>Die haben mir einige unbequeme Stunden aufgezwungen. Und ich hatte keine
- > >>Lust, diese Gewalt zu ertragen.
- >
- > >Sicher, das ist Gewalt "in Form von Laerm". Deine Antwort war
- > >Gewalt in Form von Polizei. An was erinnert uns das... ?
- Tja... Gewalt und Gegengewalt - das alte Lied :-/
- ..stuff deleted.
- > >>Dem Polizisten wird aber das Recht genommen, von willkuerlicher
- > >>Beschuldigung geschuetzt zu sein?
- >
- > >Das Ganze sollte besser aus dem Blickwinkel einer demokratischen
- > >Kontrolle als aus dem einer juristischen Schuldfeststellung
- > >betrachtet werden. Wenn jemand kommt und sich ueber die
- > >Behandlung durch einen Polizisten beschwert, sollte dies die
- > >"Abwahl" des Polizisten zur Folge haben. Der Polizist wird also
- > >seinen Job nicht los, weil ihn irgendeine Schuld trifft, sondern
- > >weil ihm sein "Mandat" oder das Vertrauen entzogen wurde.
- >
- > "Abwahl" setzt aber erstens eine "Wahl" voraus. Wann werden denn bei
- > Euch die Polizisten gewahlt?
- Tja... Bei "uns" gibts keine Polizisten. Aber EIN Schritt in unsere
- Richtung waeren tatsaechlich demokratisch gewaehlte Beamte der
- Exekutive, also dass auch die Aemter der Exekutive
- (und auch der Judikative) demokratisch gewaehlte und abberufbare
- Mandate waeren.
- > "Abwahl" setzt aber auch, nach meinem Verstaendnis von "Wahl" eine in
- > irgendeiner Form realisierte Mehrheit fuer diese Abwahl voraus. Und wie
- > willst Du einen Polizisten von der Mehrheit abwaehlen lassen, wenn nur
- > Du Dich von ihm ungerecht behandelt gefuehlt hast?
- Ganz einfach: Man bringt einen Antrag auf Abwahl ein mit Begruendung
- und laesst die Basis darueber abstimmen...
- >
- > >Das Recht des Polizisten, sich gegen unzutreffende
- > >Anschuldigungen zu wehren, bleibt natuerlich von seinem
- > >Ausscheiden aus der Polizei unberuehrt. Und wenn sich die
- > >Anschuldigungen als haltlos erweisen, steht einer erneuten
- > >Polizeitaetigkeit nichts im Wege. Aber waehrend die Sache
- > >geklaert wird, muss er sein Amt ruhen lassen, wie dies auch
- > >beschuldigte Politiker tun sollten, wenn sie sowas wie Anstand
- > >besitzen. Und wenn keine eindeutige Klaerung herbeigefuehrt
- > >werden kann, wird der Polizist nicht wieder zugelassen: Im
- > >Zweifel fuer den Buerger, nicht fuer die Polizei!
- >
- > Das kommt fast auf's Gleiche heraus: Es ist ein klarer Verstoss gegen
- > rechtstaatliche Prinzipien, wenn jemandem durch blosse Beschuldigung
- > sein Amt oder seine Wuerden abgenommen werden. Was machen wir denn mit
- NEIN. Du kannst ja ohne Schuldbeweis auch deinen Wahlkreisabgeordneten
- in der naechsten Bundestagswahl abwaehlen (mit-abwaehlen natuerlich).
- Das ist ja auch Rechtstaatlich.
- Nur: Polizei nicht mehr als Beruf, sondern als Mandat. Das ist
- das ganze.
- > unserem armen, zu unrecht beschuldigten Polizisten, waehrend sein
- > verfahren laeuft? Und wenn dann seine Schuld feststeht, kriegt der doch
- > wieder keine Stelle. Erst hats Du gesagt, dass der Polizist bei jeder
- > kleinsten Beschuldigung sein Amt verliert, er aber sofort Arbeit findet,
- > da seine Schuld ja nicht erwiesen ist. Jetzt willst Du aber doch seine
- > Schuld nachweisen, und ihn bei Unschuld im Amt belassen. Schuldige, die
- > aus dem Polizeidienst entlassen werden, kriegen aber hoechstens noch bei
- > Bewachungsunternehmen eine Stelle (Sarkasmus)! Das Verfahren gegen den
- > Polizisten muss uebrigens oeffentlich sein!
- Wenn "Polizist" ein Mandat ist, braucht man kein Verfahren mehr, sondern
- nur die formelle Abwahl.
- >
- > >>>Diese Umkehr der Beweislast haette ausserdem die positive Folge,
- > >>>dass ein Polizist, dem an seinem Job gelegen ist, die Menschen,
- > >>>mit denen er zu tun bekommt, anstaendig behandelt. Damit waere
- > >>>schon mal vieles besser als jetzt.
- >
- > >>Wie waere es, wenn Du die Poilizei "anstaendig behandelst".
- >
- > >Ich pflege Polizisten mit derselben hoeflichen oder unhoeflichen
- > >Art zu begegnen, die mir halt zu eigen ist. Viele meiner
- > >Begegnungen mit Polizisten sind auch durchaus zivilisiert
- > >verlaufen.
- > >Wenn ich den taeglichen Machtmissbrauch der Polizei kritisiere
- > >und behaupte, dass die Polizei die sinnvollen Dinge, die sie tut,
- > >auch ohne die Macht, die sie derzeit hat, tun koennte, kann ich
- > >darin keine unanstaendige Behandlung der Polizei erkennen.
- >
- > Die Polizei hat (leider) neben dem Schlichten von Nachbarschaftsstreit
- > auch andere Aufgaben. Sicher, bei einer Streife durch die Stadt
- > braeuchte sie (aehnlich wie die Bobbys in London) sicher keine
- > Schusswaffe. Aber hier in duL haben wir eine Dreiteilung der staatlichen
- > Gewalt:
- > - Legislative (Bundestag/-rat)
- > - Jurisdiktion (Gerichte)
- > - Exekutive (Polizei).
- >
- > Die Tatsache, dass die Exekutive in einer Hand ist, macht die Kontrolle
- > dieser Exekutive einfacher. Wenn die Exekutive ueber mehrere Stellen
- Nein - schwieriger. Je machtvoller ein Organ, desto schwieriger ist
- es zu kontrollieren. Du kannst sicher deinem Gemeinderat leichter
- auf die Finger schauen als deinem Wahlkreisabgeordneten im Bundestag.
- Genauso kannst Du, wenn Du in einem Konzern arbeitest, deinem
- Abteilungsleiter viel leichter auf die Finger gucken als dem
- Geschaeftsfuehrer...
- > aufgeteilt waere, wuerde es zu Kompetenzgerangel und Undurchsichtigkeiten
- > kommen.
- > Ich habe glaub' ich schon erwaehnt, dass die Polizei viele Aufgaben hat,
- > die sie lieber nicht haette. Ich kann mir vorstellen, dass die Regelung
- > des Verkehrs von anderen Stellen uebernommen wird. Z.B. unterliegt die
- > Kontrolle des _stehenden_ Verkehrs ja auch dem Ordnungsamt und nicht der
- > Polizei!
- >
- > >>Bis jetzt habe ich von Dir nur wueste Beschimpfungen und Anschuldigungen
- > >>gehoert!
- >
- > >Wueste Beschimpfungen? Welche?
- >
- > Dass die Polizei willkuerliche Kontrollen durchfuehrt, dass sie
- > Machtmisbrauch betreibt, um nur zwei zu nennen.
- Willst Du behaupten, dass es keinerlei willkuerliche Kontrollen gaebe?
- > Dass Du aich positive Erfahrungen mit der Polizei gemacht hast, lese ich
- > in diesem Artikel zuerst!
- Klar ist die Polizei nicht nur "schwarz"...
- Manchmal sehe ich auch positive Auswirkungen der Polizei.
- Nur: Sind die nicht substituierbar?
- >
- > [ ... ]
- >
- > >>Na, da wird sich sein Chef aber freuen! Du solltest Dich 'mal bei
- > >>Frauenrechtlerinnen erkundigen, wie viele Arbeitgeber gluecklich sind,
- > >>wenn Frauen so nach einigen Jahren ploetzlich zwischendurch aufhoeren um
- > >>ein Kind zu bekommen. Der Arbeitsplatz wird ihnen aber garantiert, wenn
- > >>sie wiederkommen wollen!
- Das ist das Problem der profitorientierten Wirtschaft.
- Darum: Wirtschaft nicht fuer den Profit, sondern fuer ALLE Menschen.
- >
- > >Die derzeitige Organisation der Arbeitsteilung ist ohne jeden
- > >sinnvollen Grund so starr. Ich habe bis heute nicht begriffen,
- > >weshalb die Arbeitgeber fuer jedes bisschen Flexibilitaet bei der
- > >Personalplanung, das man von ihnen verlangt, so ein Gegreine
- > >veranstalten. Sie fuerchten wohl, und das nicht zu Unrecht, dass
- > >jedwede Abwechslung den Blick der Arbeitnehmer dafuer, dass es
- > >auch andere als die in der Firma ausgetretenen Pfade gibt,
- > >schaerfen koennte.
- >
- > Der Arbeitgeber hat ein Interesse daran, dass seine Investitionen
- > hoechsten Ertrag bringen. Jede Art von Reibung, Schlupf oder Stillstand
- > kostet ihn Geld.
- > Wenn Du Dir selber aussuchen koenntest, welche Arbeit Du als naechstes
- > tun wolltest, oder ob Du am naechsten Tag ueberhaupt noch da bist und
- > nicht bei der Konkurrenz, waere eine vernuenftige Planung unmoeglich.
- > Dein Arbeitgeber koennte Dir kein Vertrauen schenken, da Du ja schon
- > morgen alle Geheimnisse bei der Konkurrenz ausplaudern wuerdest.
- Man darf sich auch in einer hierarchiefreien Gesellschaft durch
- Vertraege binden. ABER:
- In einer hierarchiefreien Gesellschaft gibt es keine Hierarchie
- Arbeitgeber-Arbeitnehmer.
- > Kurse besuchen geht auch nicht, wer weiss, was Du morgen lieber machen
- > wuerdest.
- > Eine neue Taetigkeit, weil Dir Deine alte nicht mehr gefaellt, bedeutet,
- > dass Du Dich dort einarbeiten musst. Du erbringst also keine oder nur
- > sehr wenig Leistung.
- Und das ist nur in EINER Wirtschaftsform schlecht.
- Es ist dafuer eine Bereicherung des Lebens desjenigen, der eben
- "alles mal mitbekommen hat".
- >
- > Und was ein "bisschen Flexibilitaet bei der Personalplanung" angeht, so
- > empfehle ich Dir, Dich einmal mit der Geschichte der Industrialisierung
- > auseinanderzusetzen. Bei mir ist es schon ein wenig her, dass ich mich
- > damit beschaeftigt habe, aber frueher waren Dinge wie "paritaetische
- > Mitbestimmung" Fremdwoerter.
- Und wie einflussreich sind die Gewekrschaften heute, wo formell
- paritaetische Mitbestimmung herrscht? Die nuetzt immer noch nix, da
- der Geldgeber sowieso nur auf einer Seite sitzt. Und die Wirtschafts-
- macht entscheidet eben auch WESENTLICH mit.
- >
- > Mir ist unklar, wieso Du beim Max-Planck-Institut arbeitest und nicht in
- > einer Kooperative, wo doch Arbeitgeber Ausbeuter sind! Zeige Du doch mit
- Kooperative werden nicht gefoerdert. Da bekommen Privatunternehmen
- in herkoemmlicher Art weit mehr Subventionen als Kooperative.
- Weiterhin nehmen in der Marktwirtschaft die Abnehmer natuerlich das
- billigste Angebot.
- Und in Geldkosten ist die herkoemmliche Organisation tatsaechlich
- leistungsfaehiger. Nur ist sie menschlich nicht so leistungsfaehig,
- aber diese Art der Leistungsfaehigkeit ergibt nichts zaehl (zahl-)
- bares.
-
- > anderen, wie's besser geht. Aber die Sicherheit, die Dir eine Stelle in
- > einem konventionellen Unternehmen bietet, ist doch durch nichts zu
- > ueberbieten.
- Wie gesagt: In kapitalistischen Dimensionen tatsaechlich.
- > Wenn Kooperativen so viel besser und effizienter Arbeiten, weil den
- > Menschen dort das Arbeiten Spass macht, waehrend es mir hier keinen
- > Spass machen darf (sonst bekaeme ich Abzuege fuer LUGAPs), dann muessten
- > doch so langsam alle herkoemmlichen Unternehmen von den Kooperativen vom
- > Markt verdraengt werden, oder?
- >
- > >>(_Das_ kann man uebrigens auch als "Gewalt"
- > >>gegenueber dem Arbeitgeben betrachten)
- >
- > >Kann man, ja. Aber man muss hier mal festhalten, dass die
- > >Arbeitgeber unter der Gewalt und Kraft, die in unserem System
- > >insgesamt ausgeuebt werden, erheblich weniger zu leiden haben als
- > >die Arbeitnehmer.
- >
- > Na, das darfste aber duU nicht erzaehlen. Ich sitze hier relativ
- > trocken, die aber haben ganz schoen zu kaempfen.
- >
- > >Loesen kann man dieses Problem, indem man zu konsequenterweise
- > >die Hierarchie in der Arbeitswelt abbaut. Dann wird weniger
- > >"Gewalt" von Arbeitnehmern auf Arbeitgeber, und auch weniger
- > >"Gewalt" von Arbeitgebern auf Arbeitnehmer ausgeuebt, bis man
- > >diese sinnlose Trennung schliesslich ganz beseitigt hat.
- >
- > Na ja, das ist Traumwelt. Sorry, aber ich kann's nicht anders
- > bezeichnen.
- Der Beweis steht aus, dass dies unmoeglich waere.
- > Wie ich schon mal geschrieben habe, gibt es unter n Mitarbeitern
- > _mindestens_ n Meinungen darueber, was am Besten zu tun sei.
- > Darueberhinaus stehen die Interessen der Arbeitnehmer zum groessten Teil
- > denen der Arbeitgeber diametral gegenueber.
- > Der Arbeitnehmer moechte ein Riesengehalt, das seinen "Faehigkeiten" und
- > seiner Leistung voll entspricht, moeglichst viel Freizeit und moeglichst
- > wenig Einmischung in seine Taetigkeit.
- > Der Arbeitgeber moechte einen Riesengewinn, der seine Investitionen
- > lohnenswert macht, Arbeitnehmer die ihre Leistung 100% dem Unternehmen
- > zur Verfuegung stellen und absolute Kontrolle ueber seine Leute.
- >
- > Der "Riesengewinn" (== Ertrag - Gehaelter und andere Kosten) dient
- > verschiedenen Zwecken:
- > - Entlohnung der Geldgeber (Dividende, Zinsen, ...)
- Sind Zinsen ethisch gerechtfertigt?
- Noch im Fruehkapitalismus wurde das Nehmen von Zinsen als
- unchristlich bezeichnet und daher den Juden vorbehalten.
- > - Ruecklagen fuer schlechte Zeiten (letztes Jahr bei uns 500Mio Miese)
- > - Ruecklagen fuer Kosten der Zukunft (Betriebsrenten)
- > - Neue Investitionen (neue Gebaeude, Entwicklungen)
- >
- > [ ... ]
- >
- > >>Also, 2% Gewinn mache ich anderswo auch und noch viel mehr!
- > >>Warum also vermieten?
- >
- > >Naja, bei allem, was so viel Gewinn bringt, gibt es jemanden, auf
- > >dessen Kosten dieser Gewinn gemacht wird. Bei Firmengewinnen sind
- > >dies z.B. die Arbeiter. Im Zuge einer Umgestaltung der Wirtschaft
- > >in Richtung mehr Gerechtigkeit (soziale und sonstige) und weniger
- > >Hierarchie wuerden die Gewinnmoeglichkeiten mit anderen
- > >Anlagemoeglichkeiten also auch verschwinden.
- Und die, die Gewinn machen koennen werden verschwinden, da solche
- Trennungen wie Arbeitgeber/Arbeitnehmer auch aufgehoben werden sollen.
-
- ..stuff (Diskussion ueber den genauen Betrag des gerechtfertigten
- Gewinns beim Vermieten) deleted.
- > Und was die "vermeintlichen Mechanismen der Marktwirtschaft" angeht, so
- > sind die Basisprinzipien "Angebot und Nachfrage". Die sind nicht
- > "vermeintlich", sondern real. Wenn ich etwas habe, und viele andere
- > moechten es auch haben, so kann ich dafuer einen hoeheren Preis
- > verlangen, als wenn nur wenige es haben wollen. Und zur Zeit ist eben
- > ein Mangel an Wohnraum. Als es noch ein Ueberangebot gab, waren Mieten
- > niedrig. Da hat auch keiner gemeckert (ausser den Vermietern
- > natuerlich)!
- Markt funzt nur, wenn Konkurrenz da ist. Aber in einigen Sparten gibts
- die de fakto nicht mehr.
- ..stuff deleted.
- (in Sachen Mietwucher: s.o.)
- > >Um dies vielleicht klarzustellen: Die konkreten Vorschlaege
- > >verstehen sich eben gerade so, dass sie auch ohne die
- > >Voraussetzung einer vollstaendig hierarchiefrei umstrukturierten
- > >Gesellschaft realisierbar sind. Politisch durchsetzbar sind sie
- > >aber wohl kaum :-(((
- >
- > Sie sind einfach nicht realisierbar!
- Beweis...
- > >>>Wenn Euer Laden nicht von einem Arbeitgeber, sondern von Euch
- > >>>selbst in solidarischer und partnerschaftlicher Weise gefuehrt
- > >>>wuerde, waere an Entlassungen gar kein Gedanke. Und ausserdem
- > >>>gaebe es vermutlich viel bessere Computer :-)
- >
- > >>Oder natuerlich auch nicht!
- >
- > >>Das geht vielleicht in einem kleinen Handwerksbetrieb mit 10-15
- > >>Mitarbeitern, wo in einer Vollversammlung abgestimmt werden kann, nicht
- > >>aber in einem Laden mit >10.000 Mitarbeitern in X verschiedenen
- > >>Staedten.
- >
- > >Naja. Hier lauert mal wieder die These, dass Gruppen, deren
- > >Groesse eine gewisse Grenze ueberschreitet, *nur* hierarchisch
- > >organisiert werden koennen. Ich warte immer noch auf ein Argument
- > >zur Stuetzung dieser These, das ueber das empirische "hat noch
- > >nie funktioniert" herausgeht.
- >
- > Wenn Du von Menschen ausgehst, die verschiedene Wuensche, Vortsellungen,
- > Emotionen besizten, und versuchst, mit diesen Menschen ein Ziel zu
- > erreichen, dann wirst Du ohne einen "Vorgesetzten" nicht auskommen. Und
- > bei einer kleinen Menge von Menschen, die sich ueber das Ziel und wie
- > man es erreichen kann deutlich im klaren sind, mag das gehen. Je mehr
- > Menschen Du nimmst (Menschen == Wuensche, Vortsellungen, Emotionen), je
- > unklarer das Ziel oder je mehr Wege zum Ziel fuehren (koennen), die alle
- > ihre Vor- und Nachteile haben, umso mehr brauchst Du eine "Institution",
- > die die Richtung angibt. Und das nicht nur, weil das Ziel vielleicht
- > nicht das Ziel aller ist, sondern auch, da, zur Erreichung von
- > Synergieeffekten, einen gemeinsamen Weg gehen muss!
- > Man kann bei Menschen eben keinen schluessigen Beweis liefern, dazu
- > fehlen uns die Kenntnisse, aber es gibt ja immer wieder (kleine)
- > Versuche, die _auch_ aufgrund mangelnder Fuehrung versagen.
- > Und ich meine, dann reicht ein "das hat _so_ noch nie geklappt".
- Hier wird mit Behauptungen hin und herdiskutiert.
- Keiner bringt einen Beweis.
- Ich will mal eine untermauerte Behauptung bringen in Sachen
- Kapitalismus:
- Das hat so nicht geklappt.
- Grund: Die durch den Kapitalismus angeheizte Verschwendung unserer
- (ALLER Menschen) Ressourcen wird uns, wenn wir sie nicht schnell
- beenden, unsere Lebensbedingungen EXTREM verschlechtern.
- .. stuff deleted.
- > Punktuell auf Fehler des Systems zu zeigen, und fuer diese Punkte
- > Alternativen aufzuzeigen, ist einfach. Ein Globalkonzept zu entwickeln,
- > das von allen mitgetragen wird und vor allem realisierbar ist, ist
- > schwierig, wenn nicht unmoeglich.
- Dito umgekehrt...
- > Du kannst nicht sagen: Da und da und da ist unser System schlecht,
- > deshalb muss es geaendert werden. Fast jedes System hat seine Vor- und
- > Nachteile, sei es hierarchich oder hierechielos, sei es gewaltsam oder
- > gewaltfrei. Es kommt letztlich auf das an, was unter'm Strich
- > herauskommt. Und da faehrt unser System, mit allen Unzulaenglichkeiten,
- > eben besser als so manches andere.
- > Auch wenn fuer den eine oder anderen das nicht so ausschaut. Du beklagst
- > Dich, dass 80% der Bevoelkerung 20% ihre Gesellschaftsform aufzwingt, im
- > gleichen Atemzug forderst Du aber, dass diese 80% die Gesellschaftsform
- > der 20% uebernehmen muessen, weil diese 20% der Meinung sind, dass es
- > besser ist.
- Wir zwingen die 80% nicht dazu hierarchiefrei leben zu lassen.
- Nur sollen SIE uns 20% mit ihrer Hierarchie in Ruhe lassen.
- Ich hab nie zugestimmt, die deutsche Staatsbuergerschaft zu erwerben.
- Ich hab dem Grundgesetz nie zugestimmt.
- Ich hab den Polizeigesetzen nie zugestimmt.
- (ich hab nicht mal darueber abgestimmt... -- bin grad 18)
- Wenn ich geboren werde, gelten ueber mich Gesetze, an deren
- entstehung ich nicht mitgewirkt habe - Demokratie??
- ..stuff (Diverse Vorwuerfe) deleted.
- > >Wieder mal ein Fall von unbegruendeter Gleichsetzung von
- > >Organisation und Struktur mit Hierarchie.
- >
- > Hierarchie _ist_ eine Organisationsform bzw. Struktur. Entweder ich
- eine von x moeglichen. Also nicht unbedingt die beste.
- Du darfst einen Teil (also eine Moeglichkeit) nicht mit dem Ganzen
- (Organisationsform) gleichsetzen.
- > kontrolliere jemanden, und dann stehe ich per Definition ueber ihm, oder
- > ich stehe auf gleicher Stufe, dann kann ich ihn nicht kontrollieren.
- > Und wenn ich mir eine Gruppe Menschen so vorstelle (10, 100, 1000, 84 Mio,
- > 3 Milliarden), so erzaehle mir doch bitte, welche Alternativen es gibt,
- > ausser:
- > - Alle Menschen stehen auf der gleichen Stufe und
- > - Einige stehen hoeher als andere.
- > Und in unserer Staatsform steht letztlich eben wieder das Wahlvolk ueber
- > unserem Bundeskohl und waehlt ihn ab, wenn er's zu dumm treibt. So ist
- Wie waehle ich JETZT den Kanzler ab?
- Antwort garnicht, selbst wenn 80 Mio mit mir einverstanden waeren.
- > es gedacht, so wird's gemacht, aber es wird eben immer wieder von den
- > Machthabern pervertiert, z.B. indem man "alles oder nichts" nehmen muss.
- ..stuff deleted.
- > Weil es eben "Hierarchiefreiheit" nicht geben kann, bei x Millionen
- > Menschen!
- Beweis steht aus.
- > >>Ob wir hierarchiefrei leben koennen, wage ich auch zu bezweifeln.
- > >>Das faengt bitte bei so Dingen wie "Feuerwehr" an. Wenn da nicht einer
- > >>den Ueberblick behaelt und Befehle schreit, ...
- >
- > >Koordination und Arbeitsteilung haben nichts mit Hierarchie zu
- > >tun. Jemand, der einen Feuerwehreinsatz koordiniert muss nicht
- > >hierarchisch ueber den anderen Feuerwehrleuten stehen,
- > >ebensowenig wie jemand, der einen aus einer Parkluecke winkt,
- > >hierarchisch ueber dem Ausparkenden stehen muss.
- >
- > Doch, er muss Anweisungen geben und diese Anweisungen muessen befolgt
- > werden, bei der Feuerwehr sogar, ohne grossartig darueber nachzudenken.
- > Auch bei jemandem, "der einen aus einer Parkluecke winkt", hat
- > derjenige, der winkt Macht ueber den anderen, wenn auch nur fuer kurze
- > Zeit, und mit der ausdruecklichen Zustimmung des Autofahrers. Der
- > Autofahrer gibt sich voellig in die Haende des anderen, weil er selbst
- > den Ueberblick nicht hat. Der andere kann jetzt immer nur "Noch ein
- > Meter" rufen, bis es kracht! Der Autofahrer begibt sich in voellige
- > Abhaengigkeit zum Winker! Er folgt dessen Anweisungen, weil er ja aus
- > der Parkluecke herauswill.
- Der Unterschied: dem Hauptmann unterwerfe ich mich freiwillig und
- fuer begrenzte Zeit.
- Dem, der mich einweist (herauswinkt) unterwerfe ich mich genauso
- freiwillig und noch kurzzeitiger.
- Ausserdem dient hier die "Macht" wirklich einem konkreten,
- offensichtlichen gemeinsamen Nutzen.
- ..stuff deleted.
- > | Josef Moellers | c/o Siemens Nixdorf Informationssysteme AG
- |
- > | USA: mollers.pad@sni-usa.com | Abt. STO-XS 113 | Riemekestrasse
- |
- > | !USA: mollers.pad@sni.de | Phone: (+49) 5251 835124 | D-4790 Paderborn
- |
- MfG, Felix
- Felix Schroeter - uk1o@ibm3090.rz.uni-karlsruhe.de
- >>>>> Hierarchical systems are for files, not for humans <<<<<
-