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- Newsgroups: de.comp.sys.amiga.misc
- Path: sparky!uunet!math.fu-berlin.de!news.netmbx.de!Germany.EU.net!news.uni-bielefeld.de!techfak.uni-bielefeld.de!markus
- From: markus@techfak.uni-bielefeld.de (Markus Illenseer)
- Subject: Virtueller Speicher, kleiner Testbericht.
- Sender: news@unibi.uni-bielefeld.de (News Administrator)
- Message-ID: <1992Jul28.074442.23410@unibi.uni-bielefeld.de>
- Date: Tue, 28 Jul 92 07:44:42 GMT
- Nntp-Posting-Host: aidec501.techfak.uni-bielefeld.de
- Organization: Universitaet Bielefeld, Technische Fakultaet.
- Lines: 147
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- Hallo Net-Land !
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- *Irgendwie scheint INews den original Artikel nicht geschluckt zu haben
- deswegen ein Re-Post, sorry wenns zweimal ankommt*
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- Wie versprochen ein erster Testbericht von VMEM, bzw. besser bekannt
- unter dem Namen GigaMem. GigaMem wurde von von der Relog AG aus der Schweiz
- geschrieben, darunter Christian A. Schneider, Friedeman Buergel und andere.
- Vertrieben wird GigaMem von BSC aus Muenchen (denke das sollte reichen als
- 'Werbung', will nur vermeiden, das man unnoetige Mails schickt).
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- Ja klar, auch ich habe mich gefragt, wozu ich wirklich VMEM (abk. fuer
- virtual Memory, sei ab hier fuer 'GigaMem' verwendet) brauche.
- Ein Stichwort: A26x0. Diese Turbokarten, und andere koennen nur bedingt
- mit Speicher aufgeruestet werden. Da ich persoenlich viel mit grossen
- Dateien (Bilder fuer Image Processing) hantiere, und auch sonst ab und
- wann gerne mehr als 9 MB Speicher brauche hielt ich VMEM fuer eine
- brauchbare Alternative.
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- Fuer VMEM braucht man einen Amiga mit einer MMU , wie sie bei den meisten
- Turbokarten mit einem 68030 oder 68020 dabei ist, eine 68040 MMU wird z.Z.
- nicht unterstuetzt. Ausserdem braucht man eine Festplatte, auf die man sein
- RAM swappen (auslagern) kann. Je schneller desto besser, je DMA desto swap.
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- Getestet wurde VMEM nun auf meinem A2000 mit A2630/25/4 , A2091 (SCSI),
- Microbotics 8Up! (4 MB); einem A3000/25 mit 10 MB RAM und diversen
- SCSI-Platten, darunter eine Syquest SQ550, Quantum LPS105, Q80S, und eine
- DEC DSP5200S. Letztere wurde freundlicherweise vom Max Planck Institut fuer
- Radioastronomie/Bonn zur Verfuegung gestellt, immerhin eine 1.9 GB Platte.
- (Gruss an Michael und Petra :)
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- Als OS kam fuer mich nur OS 2.04 in Frage (Sowohl mein A2000, als auch
- der A3000 haben 2.0 ROMs :-) ), laut Handbuch soll VMEM aber auch unter 1.3
- laufen.
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- Das Handbuch ist zweisprachig. Der englische Teil ist von den Autoren
- selber geschrieben, der deutsche Teil wurde von BSC uebersetzt, z.T. mit
- kuriosen Ausdruecken wie 'Teilung' fuer Partitionen von Festplatten.
- Wenn die 'eindeutschung' konsquent bis zum Ende geblieben waere, wuerde das
- ja nicht so komisch aussehen, aber direkt daneben sind dann Begriffe wie
- 'Cache' und 'RAM' benutzt worden. Ansonsten ist das Handbuch mit seinen 50
- Seiten knapp aber eingehend ausfuehrlich gehalten. Die Installation und der
- erste Gebrauch wird in aller Ausfuehrlichkeit beschrieben, ist aber leicht
- merkwuerdig in einigen Details.
- Was mir fehlte waren Hinweise auf den (realen) Speicherverbrauch. In der
- Praxis erwies sich VMEM als sehr (real) Speicher-hungrig. Dies habe ich mir
- dadurch erklaert, als das eine MMU-Tabelle, die 1.9 GB RAM verwalten soll
- natuerlich Speicher kostet. Leider wird dies nirgends erwaehnt. Nun gut,
- nicht jeder hat (auch ich nicht) 1.9 GB.. Im Normalfall hat der Anwender
- sagen wir 20 bis 100 MB Plattenplatz fuer VMEM frei. Dies hat natuerlich
- eine erheblich kleinere MMU Tabelle zur Folge. Uebrigens gibt das Handbuch
- selber als Maximum 1 GB an, wohl hatten die Tester/Autoren keine groessere
- Platte zur Verfuegung.
- Ausserdem fehlten Hinweise auf moegliche Fehlerquellen und Gefahren, so
- z.B. das VMEM nicht mit "CPU FASTROM" laeuft.
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- Die Installation erfolgte mit dem 'neuen' Installer von Commodore, der die
- Software in die richigen Directories verteilt. Dazu gehoert eine Library,
- ein Setup-Programm und ein Hauptprogramm.
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- Unter OS 2.04 wird das Hauptprogramm im WBStartup-Ordner gestartet.
- Das Preference Programm ist recht uebersichtlich gestaltet. Es bietet die
- Moeglichkeit, einem speziellem Programm VMEM zuzuweisen. Defaultmaessig
- sind Programme wie ImageMaster, ADPro und viele mehr bereits eingetragen,
- diese brauchen nur angeklickt zu werden zwecks initiierung. Das VMEM selber
- kann nun auf 2 Arten auf die Platte gebracht werden. Einmal knallhart auf
- eine Partition, dies ist der wohl beste und schnellste Weg. Die Partition
- ist dadurch natuerlich dauerhaft belegt. Die andere Loesung ist eine Datei
- in der Groesse des benoetigten VMEM.
- Andere Programme koennen einfach hinzugefuegt werden. Ein 'globales' VMEM,
- so wie es Unix oder das VMEM vom Evolution-Adapter tun ist nicht
- vorgesehen, hierrueber laesst sich streiten, beides hat erheblich Vor- und
- Nachteile.
- Eingestellt wird die gewuenschte Groesse des VMEM fuer ein Programm, die
- Datei doer Partition auf die ausgelagert werden soll, die Groesse des
- Caches zwischen Platte und RAM und die Prioritaet des VMEM.
-
- Wir haben natuerlich alles Erdenkbare ersonnen VMEM zum dampfen zu bringen,
- ich muss sagen, es ist uns schwer gefallen es wirklich zum katastropahlen
- Absturz zu bringen, will sagen, es ist nicht gelungen. Natuerlich koennte
- man das provozieren, aber wir wollen ja keinen Absturz, sondern VMEM.
-
- Nicht jedes Programm ist geeignet mit VMEM zu arbeiten. Multitasking ist
- ein Muss, saubere Programmierung eine andere. Viele Programme brauchen auch
- kein VMEM, andere hingegen schreien foermlich danach.
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- Als erstes kam der altbekannte MemEater ADpro dran. Die Firma ASDG hat mir
- selber in Koeln letzten Jahres noch gesagt, das ein echter Power-User nur
- mit realem RAM arbeitet, nun gut, aber ich denke man braucht auch als ein
- solcher wohl z.Z. nicht mehr als 64 MB reales RAM, aber ab und dann mal
- VMEM schadet doch nicht, oder ? ADpro jedenfalls weigerte sich absolut mit
- mehr als 512 MB VMEM zu arbeiten. Jedenfalls mit meiner geliehenen Version.
- Ein paar Bilder wurden ins riesenhafte vergroessert (12800 * 9600),
- dargestellt und mit diversen Filtern gearbeitet. Dabei wurden wir z.T. auf
- eine Geduldsprobe gestellt, der A3000 hatte viel zu tun mit dem swappen.
- Immerhin, es funktionierte tadellos.
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- Der direkte Konkurent ImageMaster mochte gerne mit 1.9 GB arbeiten, aus
- zeitlichen Gruenden wurde darauf verzichtet hier mehr als ein Bild zu
- vergroessern und umzurechenen. Auch hier keine Probleme, nur Zeit war
- gefragt.
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- Die PBMPlus-Library, ebenfalls als MemEater bekannt, funktionierte
- tadellos, nur war hier ein Wehrmutstropfen, die Pipe oder die Redirection
- auf die Ram-Disk ist natuerlich langsam.
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- DPaint mochte sich ebenfalls mit 1.9 GB zufriedenstellen lassen.
- Lustigerweise lassen sich die Probleme des knappen Chip-Rams aber nicht
- umgehen. VMEM kann nur FastRam managen.
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- Der gute alte ED hatte keine Probleme in einem 30 MB grossen File (random
- made) 'e' durch 'a' zu ersetzen.
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- Da ich kein grosser Musik-Freak bin, habe ich kein Soundtracker o.ae.
- gestestet, aber ich sehe auch hier keine Probleme.
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- Natuerlich funktioniert VMEM auch mit kleineren Platten, meine Syquest ist
- zwar fuerchterlich lahm und laut, aber sie swappte anstandslos.
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- Alles in allem erwies sich VMEM als sehr stabil und einfach zu bedienen.
- Wir hatten nur ein Problem mit den eigenartigen 'Mask' Parametern, die bei
- Mountlist-Eintraegen nicht fehlen duerfen. Hier war unser einziger Absturz
- zu verzeichnen.
- Grosse VMEM Bereiche ziehen eine grosse MMU Tabelle nach sich, verringern
- dadurch das aktive reale RAM. Nun haben wir uns am Rande des Machbaren
- bewegt, im Normalfall spielt dies kaum eine Rolle.
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- Aus der Natur des VMEM ergibt sich, das man manchmal Geduld haben muss,
- aber ich denke das ist wirklich zu verkraften.
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- Es sei erwaehnt, das das Swap-File (wenn ein File verwendet wird) von
- Anfang an die volle Groesse hat, bei einem moeglichen Crash ist die Chance
- einen Plattencrash mit zu provozieren recht gering.
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- Fazit: Ich mochte es nicht mehr missen. Da ich am Hardware-Limit bin, eine
- von diesen teuren RAM-Karten fuer die A2630 kommt vorerst nicht in Frage,
- ist VMEM eine absolut brauchbare Alternative. Zumal wenn man den Speicher
- nicht immer braucht. Ausserdem laesst sich im Gegensatz zu realen Ram die
- Groesse einstellen.
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- Viel Spass, Markus.
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- Markus Illenseer EMail: markus@TechFak.Uni-Bielefeld.de
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