In so manchem Bücherregal in den Wohnzimmern von Herrn und Frau Österreicher stehen unzählige Werke über Geschichte. Oft sehen diese Bücher sehr ungebraucht aus, bei vielen Familien werden sie aber sehr häufig zum Nachschlagen und zum Schmökern verwendet, denn Geschichte ist sicher eines der interessantesten Wissensgebiete. Auch Jugendliche beschäftigen sich gerne mit dieser Materie.
Wäre es da nicht toll, nur eine CD einlegen zu müssen, ein Stichwort anzugeben und sich dann alle Informationen, die man sonst nur durch das Wälzen vielbändiger Werke verschaffen könnte, auf Maus- oder Tastenklick anzeigen und eventuell ausdrucken zu lassen?
Verwöhnt von einer amerikanischen Multimedia-Enzyklopädie-CD, die den Inhalt von mehr als 20 gedruckten dicken Bänden enthält, erwartete ich etwas Ähnliches für Geschichte, noch dazu wo es eine gedruckte Bertelsmann Enzyklopädie Geschichte gibt, die wirklich einen sehr guten Überblick gibt mit vielen informativen Texten und Bildern, sodaß man gerne darin blättert.
Ganz erfüllt wurden diese Erwartungen nicht. Schon der Umfang mit nur ungefähr 200 MB ist gemessen an den möglichen rund 650 MB eher gering, und die multimedialen Möglichkeiten, die heute schon zur Verfügung stehen, werden in keiner Weise ausgeschöpft. So gibt es beispielsweise kein einziges Video, obwohl ein Verzeichnis AVI heißt und in der Hilfedatei gleichfalls auf Videos eingegangen wird. Auch auf eine echte Hypertextfunktion muß man verzichten. Schade ist, daß zwar die Texte exportiert werden können, nicht aber die Bilder. Nicht einmal Screenshots lassen sich ohne Tricks anfertigen, weil die Bilder bei jedem Tastendruck oder Mausklick verschwinden.
Im Prinzip gäbe es zwei Möglichkeiten für eine CD über Geschichte, nämlich als Überblick oder als ausführliches Nachschlagwerk. Vom Aufbau her müßte die CD eher in die Rubrik Nachschlagwerk eingereiht werden, aber dafür ist sie eigentlich nicht ausführlich genug. So z.B. wird die österreichische Geschichte mit 16 Bildschirmseiten sehr oberflächlich abgetan, wobei auch die größten Herrscher nur nebenbei erwähnt werden, und es kann zu keinen weiteren Kapiteln verzweigt werden. Das heißt aber keineswegs, daß sich nicht noch weitere Informationen über österreichische Geschichte finden lassen. Sie können noch unter unzähligen Stichworten entsprechende Angaben finden, aber dazu müssen Sie schon ein gewisses Grundwissen besitzen, um die richtigen Stichwörter abzufragen. Unter "Babenberger" findet man dann beispielsweise etwa sieben Zeilen Information, aber keinen Stammbaum, und Leopold III. der Heilige wird nicht einmal erwähnt, obwohl er unter "Leopold" sehr wohl mit einer Zeile zu finden ist. Als Nachschlagwerk scheidet die CD also aus.
Trotz all dieser Kritik bleibt die CD doch interessant, denn über 100 Reden und mehr als 900 Bilder sind es wert, gesehen und gehört zu werden, und bestimmt finden Sie jede Menge Stichwörter, über die Sie auch gerne lesen.
Die vollen Bücherregale werden aber durch diese CD sicher nicht überflüssig. Es lebe der Plötz! *)
