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Text File  |  1995-04-01  |  3KB  |  41 lines

  1. Flirten kann man lernen - in der Schule! 
  2. Das Flirten ist die Sprache der Liebe - verrät Flirtlehrer Thorsten Haßiepen. 
  3. Für Sprachbegabte also kein Problem. Doch davon gibt es nicht viele. Und 
  4. Fremdsprachenkenntnisse können ohnehin nie schaden. Was sich sechs Männer 
  5. und Frauen ein wenig Überwindung, ein Wochenende und 395 Mark kosten ließen, 
  6. um einen Flirt-Intensivkurs im niederrheinischen Rheydt zu buchen. Weit gefehlt, 
  7. es ginge dabei nur um das eine. Klar, Christoph (31), Detlef (26) und Hartmut (39) 
  8. haben nichts dagegen, nette Leute, vor allem Frauen kennenzulernen. Karin (53) 
  9. hingegen hat erkannt, was beim Flirten gut ankommt, ist im ganzen Alltag gut zu 
  10. gebrauchen. Gisela (26) bereitet sich auf ihr nächstes Vorstellungsgespräch vor, 
  11. und Dimitri (25) steht grundsätzlich allen Angeboten der Weiterbildung offen 
  12. gegenüber. Acht Lektionen führen in die hohe Kunst des Flirtens ein. Nur wer 
  13. Theorie und Praxis gleichermaßen paukt, kann das Abschlußzertifikat erwerben. 
  14. Über einige Grundsätze des positiven Denkens führt Thorsten in die Materie ein: 
  15. "Fremde sind Freunde, die ich kennen lernen will" und "Komplimente sind 
  16. Vergrößerungen einer kleinen Wahrheit". 1.Lektion: An die eigene Stärke 
  17. glauben. Sich klar machen, daß man oft von Geburt an ein negatives Selbstbild 
  18. aufbaut. Daher sich über Wochen hinweg gleich nach dem Aufstehen folgende Sätze 
  19. einhämmern: "Ich kann frei und offen mit anderen umgehen. Ich bin ein 
  20. sympathischer und freundlicher Mensch." 2.Lektion: Den anderen positiv 
  21. verstärken, mit detaillierten Komplimenten persönliches Interesse signalisieren. 
  22. Also nicht sagen: "Du siehst gut aus", sondern ihre toolen Ohrringe, seine 
  23. schrille Krawatte loben. 3.Lektion: Ideale Flirtorte - grundsätzlich überall. 
  24. Wichtig ist für den optimalen Gesprächsfluß, immer sofort den Bezug zur Umgebung 
  25. herzustellen. 4.Lektion: Wie überwinde ich das erste Gesprächsloch? Zum Beispiel 
  26. mit entwaffnender Offenheit: "Also eigentlich habe ich von diesem Künstler noch 
  27. nie etwas gehört..." 5.Lektion: Das A und O ist der Augenkontakt. Nie zwischen 
  28. den Augen schauen (verwirrt nur), sondern geradewegs in die Pupillen. Doch da 
  29. bloß nicht wie an einem Saugnapf hängenbleiben! Den anderen mit den Augen 
  30. streicheln, über Wangen, Nase, Mund... 6.Lektion: Abgeblitzt? Nur nicht 
  31. verzagen. Dann kommt es auf einen respektablen Abgang an. Zum Beispiel mit 
  32. einem flotten Spruch: "Den Korb nehme ich mit, die Blumen laß ich hier." Und 
  33. überhaupt, nicht jeder Korb ist ein Korb. Mancher möchte sich nur etwas 
  34. gründlicher von der Wahrhaftigkeit der Absichten des anderen überzeugen lassen. 
  35. 7.Lektion: Bei Sympathiebekundungen kommt alles auf den Pfiff an. Warum ihr 
  36. nicht eine Praline überreichen mit den Worten "Für dich, du süsses Stück!" 
  37. Er wird (angeblich) schwach, wenn er eine Rasierklinge auf seinem Kopfkissen 
  38. vorfindet, mit dem Kommentar "Mann, bist du scharf!" Auch Liebesbriefe, in 
  39. Negativschrift auf dem Farbband einer elektrischen Schreibmaschine erkennbar, 
  40. wirkt Wunder. 8.Lektiob: Üben, üben, üben. Etwa durch kleine, aber wahre 
  41. Komplimente - und das jeden Tag.