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1996-09-06
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9KB
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132 lines
FEURIGE TRAUMINSELN DER WELT
Fotoserie von Dagmar Rettig
ISLAND * Insel aus Feuer und Eis
Island, im Norden Europa gelegen, ist das Land aus Feuer und Eis.
Einerseits findet man Vulkane, andererseits findet man Gletscher.
Eine Rundreise bietet sich an, ca 1500 bis 2000 km sollte man fⁿr
eine Umquerung einplanen. Allrad ist nur notwendig, wenn die
Insel im Innern/Hochland bereist werden soll, denn dann mⁿssen so manche
Flⁿsse oder Sandfelder durchquert werden. Allgemein erwarten den
Autofahrer geteerte Stra▀en und Schotterstra▀en. Die beste Reisezeit ist
unbedingt der Hochsommer. Zu anderen Jahreszeiten sind die Temperaturen
zu niedrig bzw. manche Gebiete nicht passierbar. Die Durchschnittssommer-
temperaturen liegen im Schnitt bei 10 Grad Celsius, wobei ich durchaus
h÷here Temperaturen erlebt habe, nΣmlich zeitweise um 20 Grad C.
Der Westen war sehr windig, der Osten angenehm frisch und mⁿckenreich!
Als ▄bernachtung bietet sich neben (Not-)Zelt die Jugendherberge an bzw.
die sogenannten Sommer (Schulen-) Hotels. Sinnvollerweise nimmt man
fⁿr die Sommerhotels eigene BettwΣsche mit. Die regulΣren Hotels sind
relativ teuer. Darⁿberhinaus ist es sinnvoll- sofern m÷glich- aus
Kostengrⁿnden die Verpflegung selbst zu ⁿbernehmen, da in Restaurants
das Essen im Vergleich zu anderen LΣndern teuer ist. AlkoholgetrΣnke
gibt es kaum, nur in wenigen Restaurants zu hohen Preisen.
Wenn m÷glich, so wΣre ein Verpflegungspaket als ReisegepΣck sinnvoll.
Ein Miet-Allrad-PKW ist unerschwinglich teuer und nicht empfehlenswert.
Die Anreise kann mit dem eigenen PKW erfolgen (ODER: Flug/Rucksack/JH
und Busticket mit viel Zeit!), von DΣnemark oder Norwegen einschiffen
und per FΣhre ⁿber die Far÷er-Inseln anlanden. Fⁿr Hin-und Rⁿckreise
sollten dann ca. 8 Tage eingeplant werden. Der Aufenthalt auf der
Insel incl. An-/Rⁿckreise sollte je nach Interesse mindestens 3 Wochen
bis 5 Wochen betragen. In den ersten Tagen erfolgt eine Anpassung an
das Klima, d.h. innerhalb weniger Tage fⁿhlt man sich wohl und
verzichtet auch auf einen "dicken" Pullover. Trotzdem sollten Wind-und
Regenjacken keinesfalls vergessen werden! Eine Reise mit Fahrrad oder
Motorrad soll es geben, erscheint mir aber wenig sinnvoll, da die
klimatischen VerhΣltnisse doch oftmals unberechenbar sind. Auch wenn man
sich hin und wieder in hei▀en Quellen aufwΣrmen und regenerieren
kann, ist davon aus meiner Sicht doch abzuraten. Der Besuch der Quellen
dagegen ist fⁿr sich ein tolles Erlebnis. Ich m÷chte es nicht missen.
Sehenswertes gibt es genug! Die Insel ist ein "junges" Land.
Geschichtlich, insbesondere erdgeschichtlich, gibt es so manche
▄berraschung. Das vorherrschende Basaltgestein entstand durch vulkanische
TΣtigkeit. Die Eiszeit (vor ca. 25 000 Jahren) hat geholfen, die
Landstriche mit zu formen. Das heutige Grⁿn- und Weideland betrΣgt weniger
als 25 % des Landes, der weitaus gr÷▀te Teil ist unfruchtbar. AusgeprΣgte
FlΣchen mit Gletschern, Lava, Seen und Sand findet man vor. Insbesondere
ist Island reich an Flⁿssen. Der lΣngste Flu▀ ist der Pjorsa mit
ca. 230 km LΣnge. Die Gletscherflⁿsse fⁿhren eine Menge Schutt mit,
haben vielfach Nebenflⁿsse oder flie▀en ⁿber sogenannte Sander ins Meer.
An der Brⁿcke des Brei÷amerkursandur treiben Eisberge sogar ins Meer!
Im Frⁿhjahr ist der Abflu▀ der sogenannten Klarflⁿsse sehr stark, diese
fⁿhren mit einer starken Str÷mung ⁿber Basaltgebiete und dienen auch
zur Energiegewinnung. Typisch sind jedoch unbedingt die zahlreichen,
eindrucksvollen WasserfΣlle der Insel. Der Dettifoss, der Gullfoss, der
Godafoss sind die bekanntesten, die man nicht ⁿbersehen kann. Der Detifoos
fΣllt ca 45 m herunter und ist Europas wasserreichster Fall. Der Gullfoos
fΣllt in drei Stufen ca.30 m herab in eine 2 500 m lange und 70 m tiefe
Schlucht. Er soll(ist) der sch÷nste Wasserfall sein! Der Godafoss fΣllt etwa
10 m tief in einen Flu▀ und ist ebenfalls sehr wasserreich. ▄bersehen kann
man auch nicht die markanten Seen, der Pingvallavatn, der Porisvatn,
der L÷gurinn und der Myvatn. Letzterer ist bekannt und mir in Erinnerung
geblieben wegen seiner intensiven Mⁿckenverbreitung. Da hΣtte ich mir
eine angenehme Nacht in einem sterilen Hotelzimmer gewⁿnscht statt
in meinem Notzelt. Dafⁿr habe ich als EntschΣdigung jedoch viele nette
Menschen auf dem Campingplatz kennengelernt.
Island war und ist ein Land stΣndiger vulkanischer AktivitΣten.
Laut Statistik kommt es im Durchschnitt alle fⁿnf Jahre zu einem
Vulkanausbruch. Nicht umsonst bedecken die Lavafelder etwa den zehnten
Teil des Landes! Und nicht nur zufΣllig findet man auf Island etwa ein
Drittel aller gef÷rderten Magmafelder der Welt. Kegelvulkane, Schildvulkane,
Explosionskrater und Caldere Vulkane sind als besondere Formen in
Island zu finden. Der Vulkan "Hekla" ist gut erforscht und von Lava- und
Tuffmassen aufgebaut. Die IslΣnder unterscheiden zwei Arten von Lava:
Helluhraun (zΣhflⁿssige Masse) und Apalraun (grobe Bl÷cke).
Die vielen hei▀en Quellen ( bis 80/100 Grad Celsius ) deuten ebenso
auf geothermische TΣtigkeit hin. Der Name der Hauptstadt Reykjavik
(reyk = Rauch oder laug = warme Quellen) deutet ebenfalls darauf hin.
Es soll etwa 250 Thermalgebiete in Island geben. Die WΣrme wird nicht
nur als Heizung in SchwimmbΣdern, sondern auch in TreibhΣusern und
Wohnungen genutzt. (Im Treibhaus habe ich Bananen gesehen!)
Die sogenannten Solfataren, hei▀e und schwefelhaltige "Schlamml÷cher",
entstehen durch erhitztes Grundwasser. Dabei werden Gase und DΣmpfe
ausgesto▀en. Oftmals bieten sich den Touristen an diesen Stellen
farbenprΣchtige Motive. Einige Quellen sind Geysire, sogenannte
Springquellen. Der Gro▀e Geysir im Haukadalur hat allen Geysiren der
Welt den Namen gegeben. Den Besuch sollte man machen, auch wenn
der Geysir seit 1964 nicht mehr aktiv ist. Aus einem Becken von
ca. 18 m Durchmesser konnte das Wasser bis zu 60 m hoch schie▀en.
RegelmΣ▀ig dagegen springt die Nachbarquelle "Strokkur" ca. alle 10 Min.
hoch. Nur noch im Yellowstonepark in West USA und auf Neuseeland habe ich
Vergleichbares gesehen; nirgends jedoch so "hautnah" und so ursprⁿnglich.
Gletscher, Island ist reichlich beschenkt davon, verdecken tΣtige
Vulkane! Etwa 1/10 von Island ist von Gletschern bedeckt! Der Vatnaj÷kull
mit etwa 8000 km2 FlΣche und einer MΣchtigkeit von durchschnittlich
1 km ist der gr÷▀te von allen.
Die Pflanzenwelt ist trotz geographischer Lage umfassend. Etwa 500 h÷here
Arten wurden lokalisiert, davon ist der gr÷▀te Teil jedoch alpiner Natur.
In tiefen Gebieten findet man GrΣser und ZwergstrΣucher, im Gebiet der
hei▀en Quellen z.B. Kn÷terich, Ruhrkraut und Natternzunge. Ca.500 Moosarten
und 450 Flechtenarten, oftmals abhΣngig von Standort und Lage, gibt es.
Die Tierwelt ist relativ arm, jedoch immer noch reich an V÷geln. Ca. 200
Arten wurden gelistet. Viele M÷wenarten, der Papageientaucher, Entenv÷gel,
Komorane u.a. zΣhlen dazu. Schlangen und Amphibien kommen auf Island nicht
vor. In den Flⁿssen leben Forelle, Lachs, Aal und Stichling. Im Meer leben
Dorsch, Schellfisch, Seelachs, Rotbarsch, Scholle, Heilbutt, Haie, Wale.
Man darf nicht die Mⁿcken vergessen, die dem Myvatn-See den Namen
gaben und vielen Touristen zur echten Plage wurde.
Reykjavik, die Hauptstadt, zΣhlt ca 90 000 Einwohner, ist das Zentrum
des Landes. In der NΣhe, sⁿd÷stlich, liegt die Blaue Lagune, ein See
(und Kraftwerk),der u.a. bekannt ist gegen die Erkrankung der Schuppen-
pflechte. Akureyri, die drittgr÷▀te Stadt, im Norden Islands gelegen,
hat als Hafenstadt eine gro▀e Bedeutung.(Ankunft der FΣhre in Seydisfj÷rdur!)
Im Pingvellir ist das historische Zentrum Islands. Jahrhundertelang tagte
hier das Parlament der IslΣnder. Die AllmΣnnaschlucht ist eine markante
Erscheinung, hier konnten frⁿher alle MΣnner Islands Platz finden.
Glaumbaer, eine Holzsiedlung aus dem 19. Jahrhundert, heute Museum,
ist vom Baumaterial her interessant: Holz, Steine, Torf, Walknochen.
Vorsicht wenn man durch Brutgebiete (geht) fΣhrt! Die V÷gel (Raubm÷wen)
stⁿrzen sich auf alles was sie als Bedrohung ansehen (Kopfbedeckung!).
In Landmannalaugar, im Hochland gelegen, ein Gebiet hei▀er Quellen,
trifft man auf farbenprΣchtige Liparitberge und Opsidianlava. Ein Muss!
Zusammenfassend mu▀ ich sagen, auch wenn nicht alles genannt werden konnte,
ist Island eine Rundreise wert. Land und Leute sind faszinierend!
Wer sogar Zeit und Geld nicht scheut, kann von Island einen organisierten
Kurztrip von einigen wenigen Tagen nach Gr÷nland einlegen.
(c) Dagmar Rettig, April 1995