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Spieletest Duke Nukem 3D


Duke Nukem 3D

Als Shareware hat dieses Programm bereits die Gemüter erregt, jetzt ist die Vollversion da. Ein mit Absicht völlig überzeichneter Super-Macho rettet im Alleingang die Erde.

Dreidimensionalität in Computerspielen war lange Zeit den Flugsimulationen vorbehalten, vereinzelt traute sich auch mal ein Weltraum-, Action- oder Rollenspiel an die Materie. Dann kam "Doom" - und schlug weltweit ein wie die sprichwörtliche Bombe. In Deutschland wurde das Spiel aufgrund seines brutalen Inhalts indiziert, was seiner Beliebtheit jedoch keinen Abbruch tat. In der Folgezeit schwappte eine riesige Welle aus Nachziehern und Kopien über die Computerspiel-Szene herein, darunter das im Star-Wars-Universum angesiedelte "Dark Forces". Vor einigen Monaten veröffentlichte die Apogee-Tochter 3D Realms eine eigene Variante, dem Beispiel von id-Software folgend zunächst als Shareware. So verbreitete sich "Duke Nukem 3D" in Windeseile über Online-Dienste und Cover-CDs. Jetzt ist die lang erwartete Vollversion da, für die im Handel etwa 70 bis 80 Mark verlangt wird.

War der Shareware-Duke bereits ohne Einschränkungen spielbar, bietet das fertige Produkt zahlreiche neue Features, darunter Grafik-Tuning, wesentlich mehr Levels, neue Gegner und Waffen, sowie doppelt so viele Spieler im Netzwerkmodus. Die aus der Schnupperversion bekannte "erste Episode" wurde um zwei Levels erweitert, zwei zusätzliche Episoden bieten je elf Szenarios. Storytechnisch blieb alles beim alten - wenn man den rudimentären Hintergrund überhaupt "Story" nennen darf: Aliens haben die Erde erobert, Duke Nukem muß sie wieder vertreiben. Sein Weg führt dabei von Los Angeles in den Weltraum, auf den Mond und wieder zurück - zum Leidwesen zahlloser Außerirdischer, die sich ihm unvorsichtigerweise entgegenstellen. Duke Nukem bietet so ziemlich alles, was sich in ein 3D-Actionspiel packen läßt. Dazu gehört die völlig freie Bewegung in einer realistisch gestalteten Umgebung mit Treppen, Rampen, Aufzügen, Hochhäusern, Tunnelsystemen und Klippen. In den Wänden bleiben Einschußlöcher zurück, Glasscheiben und Spiegel zerspringen bei Beschuß, Gasflaschen explodieren in ohrenbetäubenden Kettenreaktionen, Erdbeben reißen ganze Mauern ein. Duke kann springen, kriechen, fliegen und tauchen. Ausgestoßene Patronenhülsen fliegen unter Wasser nicht einfach zur Seite, sondern tanzen langsam Richtung Boden. Auch die Geräuscheffekte ändern sich je nach der Umgebung; in manchen Räumen haben Schüsse und Sprüche einen metallisch verzerrten Klang. Überwachungskameras erlauben den in Echtzeit berechneten Blick in andere Räume, vorher gelegte Granaten kann man bei dieser Gelegenheit fernzünden. Nach oben und unten dürfen Sie ebenso schauen, wie kurz zur Seite oder über die Schulter - schließlich können von überall wütende Aliens angreifen.

Das Waffenarsenal des Überhelden ist bemerkenswert. Angefangen bei einer simplen Pistole hilft sich Duke mit Schrotflinten, Maschinengewehren, Stabgranaten und heftig qualmenden Raketen. Neu in der Vollversion ist der "Schrumpfstrahl", der den Gegner verkleinert, so daß er zertreten werden kann. Zusätzlich gibt es Laser-Minen (werden an der Wand befestigt und durch Unterbrechung eines Lichtstrahls vom Opfer gezündet), eine "Frostkanone" (gefrorene Gegner zerspringen beim nächsten Treffer) und die durchschlagkräftige "Devastator". Ein Problem hat Duke allerdings mit seinen Spielzeugen - sie verschlingen Unmengen unterschiedlicher Munition. Und die liegt nur sehr begrenzt herum. Neben den Waffen können Sie mehrere Gegenstände wie Sanitätskoffer, Aufputschmittel oder Rüstungen einsetzen. Diese wirken entweder sofort bei Berührung (etwa zusätzliche Lebensenergie), oder werden im Inventar mitgeführt. Der "Holoduke" stellt zum Beispiel eine Attrappe unseres Helden dar, mit der er das feindliche Feuer von sich ablenken kann. Entgegen den Ankündigungen wurden in der Vollversion außer den bekannten zwölf Objekten keine zusätzlichen eingebaut.

Zu den fünf Gegnertypen wie den schwebenden Riesenköpfen oder Wildschwein-Cops sind sieben neue hinzugekommen, darunter eine kleinere - aber immer noch sehr gefährliche - Ausgabe des Endgegners von Episode 1. Ansonsten trifft man auf Haifische, MG-bewehrte Echsen und fliegende Alien-Kommandanten, die gar heftig mit Raketen feuern. Roboter-Dronen schweben heran und explodieren bei Kontakt, aus "Alien" geklaute Rieseneier speien grüne Schleimklumpen aus, die an Boden und Decke entlang auf Sie zu kriechen, um Ihnen ins Gesicht zu springen.

Abwechslung ist bei den Levels angesagt, die ihm Gegensatz zum überwiegenden Teil der Konkurrenz jeweils ein bestimmtes Thema haben: Kino, Disco, Raketenbahnhof, Raumschiff, Mondbasis oder auch mal eine Highway-Unterführung. Besonders gelungen ist ein Level, bei dem ein im Tal gelegener Hochhauskomplex zur Hälfte überschwemmt ist. Also turnt man zunächst über Dächer und Vorsprünge, bevor dann ein gewagter Sprung unter die Wasseroberfläche führt. Viele große Pixel- und Polygonobjekte lockern das Geschehen auf; so fliegen Shuttles am Raumschiffenster vorbei, ein Bus steht in einer Garage oder man fährt per U-Bahn zu einem anderen Abschnitt des momentanen Szenarios. In jedem Level sind mehrere Geheimräume versteckt, von denen man beim ersten Durchspielen meist weniger als die Hälfte findet.

Obwohl das möglichst effiziente Ausschalten zahlreicher Monster im Vordergrund steht, muß der angehende Erdenretter auch diverse Puzzles lösen. Mal sind schlicht Schalter umzulegen oder Knöpfe zu drücken, dann wieder Kombinationen einzustellen oder Geheimbotschaften zu lesen. So finden Sie ein Nachtsichtgerät, mit dem Sie an pechschwarzen Stellen eine Inschrift lesen können, etwa "Unter dem Messer!". Zwei Räume weiter liegt in der Tat ein Messer auf einer Spüle. Kniet man sich hin und untersucht per Leertaste die Stelle, öffnet sich ein Geheimversteck. In anderen Fällen müssen Sie alle Flaschen in einer Vitrine abschießen, oder einen anders nicht zu erreichenden Knopf per Pistolenschuß betätigen. Einige Rätsel nutzen auch gezielt die 3D-Umgebung aus, so daß man sich von einem Schrumpfstrahl verkleinern läßt, um einen besonders engen Durchgang passieren zu können. Andernorts sind riesige Zahnräder so auszurichten, daß der Weg zu einem eigentlich unzugänglichen Abschnitt frei wird.

Auch die beliebten Teleporter dürfen nicht fehlen - bei Duke Nukem haben sie aber eine Besonderheit: Schießt man in den Teleportstrahl hinein, so treten die Projektile auf der anderen Seite wieder aus. Das klappt sogar mit Stabgranaten, die man durch das Energiefeld wirft, um sie dann seelenruhig zu zünden. Aber auch Raketen, die plötzlich aus einer eigentlich leeren Nische geflogen kommen, sorgen für Überraschung. Solche Nettigkeiten treten natürlich in erster Linie beim Multiplayer-Modus auf, in dem sich bis zu acht menschliche Spieler tummeln - ein entsprechend großes Netzwerk vorausgesetzt. Doch schon mit zwei Protagonisten per serieller oder Modem-Verbindung gewinnt Duke Nukem zusätzlich an Rasanz. Drei Mehrspieler-Modi stehen zur Wahl: Kämpft man zusammen gegen die Monster (deren Zahl und Stärke man in vier Stufen beeinflussen darf), so startet man am selben Fleck, sieht einander auf der Übersichtskarte und kann per Tastendruck auf die Sicht des oder der anderen umschalten. Die herumliegenden Gegenstände jedoch müssen Sie sich teilen und auch die Waffen gibt es für jeden nur einmal.

Die anderen zwei Varianten bietet das "Deathmatch": In der einen sind die Gegenstände und Waffen ebenfalls begrenzt, in der anderen taucht alles nach einer gewissen Zeit wieder auf - ganz wie in der Shareware-Version. Im Deathmatch wird ständig Buch geführt, wie oft wer welche anderen Spieler getötet hat - nach jedem Ableben taucht man an einer zufällig ausgewählten Startposition wieder auf. Besonders spaßig ist es, zwei Teams gegeneinander antreten zu lassen. So kann man sich gegenseitig Feuerschutz geben, oder die Gegner per Lockvogel in einen Hinterhalt locken. Meist beschließt man vorher, bis zu einer gewissen Punktzahl ("Kills") zu spielen. Diese muß dann entweder insgesamt von allen Teammitgliedern oder nur von einem erreicht werden. Im Eifer des Gefechts wird man nicht selten Opfer der eigenen Mannschaftskollegen - die Spielfiguren unterscheiden sich nur in der Hosenfarbe. Glücklicherweise kann man Textnachrichten und (vorgefertigte) Sprachausgaben-Flüche loslassen.

In der getesteten Vollversion (1.3D) sind sämtliche Verbesserungen enthalten, die es für die Shareware als Patch gab. So kann man gezielt Pipe Bombs legen, ein Fadenkreuz zuschalten und die Maus zum Anvisieren benutzen. Frohe Kunde für Cheat-Freunde: Die Codes der Schnupperversion funktionieren auch im fertigen Produkt. Echte Dukes verzichten natürlich aufs Mogeln und benutzen lieber die jederzeit zugängliche Speicheroption. Ebenfalls erhalten geblieben ist die Möglichkeit, fast alle Spielparameter durch Verändern von Textdateien zu manipulieren. So darf man den Zerstörungsradius der Raketen ändern, die maximale Hitpoint-Zahl, oder auch den Schaden, den ein Fußtritt anrichtet.

Technik-Tip: Duke Nukem 3D wurde ausdrücklich für MS-DOS (inklusive IBM PC-DOS und Novell DOS) entwickelt, von anderen Betriebssystemen rät 3D Realms ab. Beim Test gelang es uns auf zwei Rechnern nicht, das Spiel mit Sound unter Windows 95 zum Laufen zu bringen - auf einem dritten lief es tadellos. In der niedrigsten Auflösung (320 x 200 Pixel) präsentiert sich das Programm schon auf einem DX/66 beinahe ruckelfrei, für die höheren Auflösungen (bis 800 x 600) sind entsprechend schnellere Rechner nötig. Die Spielbarkeit steigt mit zunehmender Pixelzahl etwas, weil man die Gegner auf größere Entfernung erkennen kann. Die Auflösung 320 mal 400 bietet einen guten Kompromiß zwischen Geschwindigkeit und Sichtweite. Im schlimmsten Fall kann bei allen Auflösungen die niedrige Detailstufe gewählt werden, die allerdings scheußlich aussieht.
(la)

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