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ZORK: NEMESIS

Der mittlerweile siebte Sprößling der Zork-Serie präsentiert sich im generalüberholten Prunkgewand. Das Grafikadventure ist dabei nicht nur schöner als die aktuelle Konkurrenz, sondern auch gehaltvoller.

BORIS SCHNEIDER
Anschnallen und das Staunen einstellen: Dieses Spiel sieht so cool aus, daß Ihre Kinnlade mit Tesastreifen befestigt werden sollte; sie fällt sonst garantiert herunter. Jetzt nehmen Sie noch die besten Soundeffekte, die ich je in einem Spiel gehört habe, eine wirklich geniale Handlung, die Sie bis zum Schluß an den Screen fesselt, und einen Berg knackiger, neuer, gut durchdachter Puzzles. Zork: Nemesis setzt, wie damals seine Text-Ahnen, Maßstäbe für das Genre. "7th Guest" wird sowieso haushoch geschlagen, aber daß Activision selbst "Myst" enthronen kann, hätte ich kaum erwartet.
Keine Sonne ohne Finsternis: So toll der "Ich dreh mich"-Effekt auch ist, eine einblendbare Karte zur Orientierung in der nicht gerade kleinen Spielwelt wäre wirklich sinnvoll gewesen. Und die vielen Hinweise in Büchern und auf Zetteln schreien gerade zu nach einer Art automatischem Notizbuch, so wie es eines in "Return to Zork" gab. Wenn Sie nicht auf die deutsche Version warten wollen (und das Englisch ist hier wirklich happig), dann kaufen Sie für drei Tage ein, sprechen Sie eine "Ich darf nicht gestört werden"-Nachricht auf den Anrufbeantworter, legen Sie Papier und Bleistift neben die Tastatur. Dann Vorhänge zu, Lautsprecher aufdrehen, PC anschalten und eintauchen in eine der besten 3D-Spielewelten, die je geschaffen wurde.


JÖRG LANGER
Nemesis schließt an alte Rätseltugenden an und ist gleichzeitig das spielbarste aller Zorks. Die 360-Grad-Drehungen helfen enorm bei der Orientierung; man rennt nicht, wie etwa bei "Buried in Time", mit Scheuklappen durchs Adventure. Die Präsentation ist vorbildlich: Detaillierte Grafiken, schöne Animationen, nahtlos eingefügte Schauspieler und vor allem die stimmungsgewaltige Soundkulisse saugen einen förmlich in das Geschehen hinein.
Der Schwierigkeitsgrad steigert sich bald von "leichter Brocken" bis "hartes Granitgestein". Da an vielen Stellen die Sprachausgabe genau verstanden werden muß, sollten sich nur Englisch-Cracks an die Originalversion wagen. Einsteiger werden trotz der Orakel-Funktion nur mühsam vorankommen, zumal man außerhalb des Tempels auf Tips verzichten muß. Ein wenig störend finde ich, daß manipulierte Gegenstände nach Verlassen der Nahansicht wieder so aussehen, wie vorher. Nemesis gefällt mir aber wesentlich besser als das Vorbild Myst: Die Welt wirkt lebendiger, die Puzzles sind abwechslungsreicher. Man klickt nicht nur Bildelemente an, sondern dreht und verschiebt zumeist große Objekte per Mausbewegung. Wer auf edle, anspruchsvolle Rätselkost steht, darf sich das neueste Zork nicht entgehen lassen!
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