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Fragen rund um Grafikkarten (4/5)


Gemütliche Grafikkarten und müde Motherboards
Und wieder mal falsche Farben...
Wo ist mein Local Bus?
Doppelt macht schneller?
Falschfarben mit Tseng
Viel zu langsam...
Mehr Speed, mehr Farben
Bug Report

Gemütliche Grafikkarten und müde Motherboards
Ich wollte mein PC-System (486DX2-50, ISA-Bus) mit einer neuen Grafikkarte aufpäppeln. Diese Karte, bestückt mit dem vielgerühmten Tseng W32-Chip, lieferte bei mir aber lediglich einen "3D-Bench"Wert von 24,3 - und läuft damit keinen Deut schneller wie meine alte ET-4000-Karte. Ist denn der W32-Chip nur in Local-Bus-Computern besser oder stimmt mit meinem PC-Motherboard etwas nicht? Ich habe zum Beispiel gehört, daß zwei Highscreen-PCs mit exakt gleicher Ausstattung (486DX2-66, Local-Bus) beim 3D-Bench-Check mal den Wert 33 - und mal das stolze Ergebnis 41 produzieren. Woran kann das liegen, und wie kann ich die Spreu vom Weizen trennen?
(Tobias Waterkamp, Bielefeld)

Seine wahre Leistung zeigt der W32-Grafikprozessor tatsächlich erst in einem Local-Bus-System. Ohne den neuen Daten-Highway ist er zwar auch nicht gerade lahm, kann aber seinen Vorgänger ET-4000 nur schwer abschütteln - zumindest auf DOS-Ebene. Spezielle Windows-Treiber könnten den W32 aber auch in einer ISA-Umgebung auf Touren bringen; doch hier geben sich die verschiedenen Grafikkarten-Hersteller mal mehr, mal weniger Mühe.
Der 3D-Bench-Wert gibt aber nicht nur Aufschluß über die Grafikkarten-Geschwindigkeit, sondern über die gesamte PC-Performance. Die Hauptrolle spielt dabei immer noch der Prozessor, der in Ihrem PC ja extern "nur" mit 25 MHz getaktet ist. Damit seine interne Taktverdoppelung auch effektiv auf das Gesamtsystem wirken kann, muß die CPU durch einen externen Cache-Speicher unterstützt werden. Und gerade diese schnellen RAM-Bausteine sind es, die viele PC-Hersteller gerne "vergessen" auf die Motherboards zu setzen - denn diese Chips kosten relativ viel Geld. Tückischerweise laufen denn auch viele Benchmarkprogramme im Prozessor-internen 8-KByte-Minicache ab und liefern somit immer den gleichen Wert, ob mit oder ohne externe Cache-RAM.
Da diese aber vor allem in DX2-Systemen (486DX2-50 und 486DX2-66) eine enorme Leistungssteigerung bewirken, sollten Sie sich vor dem Kauf eines neuen PC vergewissern, über wieviel Cache-Speicher dieser verfügt. Bei einem 486DX/DX2 sind 256 KByte Standard; mit weniger (oder gar überhaupt keinem) sollten Sie sich nicht zufrieden geben.
Ein Nachrüsten ist zwar bei vielen Motherboards möglich (RAM-Chips in die Sockel setzen, ein paar Jumper umstellen), doch sind leider nur wenige Fachhändler in der Lage, diesen Umbau durchzuführen - vor allem dann nicht, wenn der Computer woanders gekauft wurde.


Und wieder mal falsche Farben...
Vor einigen Monaten kaufte ich eine Grafikkarte vom Typ Miro Crystal 8S ISA. Die Karte funktionierte ohne Probleme, bis ich das Spiel Rebel Assault erwarb. Es kam zu Farbbrüchen und das System hängte sich andauernd auf. Das zweite Spiel, welches ähnlich reagierte, war Doom. Auch hier kam es zu Systemabstürzen, falschen Farben und Tonfehlern. Der Händler behauptet, mein BIOS wäre mit der Karte nicht kompatibel und übernimmt aus diesem Grund keinen Garantieanspruch.
(Thomas Eckert, Mönchengladbach)

Zwar ist die Grafikkarte in jedem Fall kompatibel zum BIOS (die beiden haben nichts miteinander zu tun, da irrt der Händler), sondern mit der Hauptplatine dieses PCs. Spiele wie Doom und Rebel Assault belasten die Verbindung zwischen Grafikkarte und Hauptplatine ungemein. Wenn dieser "Bus" nicht korrekt eingestellt ist, kann es zu den geschilderten Symptomen kommen. Um hier Abhilfe zu schaffen, muß ein Fachmann entweder das CMOS-Setup überprüfen und sich mit einem Programm wie "AMISETUP" vergewissern, ob die Werte für das Bus-Timing auch wirklich korrekt sind, oder ob jemand durch überzogene Werte den Rechner "tunen" wollte - manche Hersteller erschleichen sich so bessere Benchmarks auf Kosten der Kompatibilität. Außerdem sollte man auf der Hauptplatine nachschauen, ob sich irgendwo sogenannte "Jumper" befinden, mit denen das Bustiming verändert werden kann. Manche Grafikkarten haben sogar einen solchen Jumper, der das Bustiming verändert. Leider sind Jumper und CMOS-Setup von PC zu PC völlig anders - deswegen hilft keine Ferndiagnose, sondern nur ein Fachmann, der in den PC und die Anleitungen (!!!) reinguckt und das Problem beseitigen kann. Schlimmstenfalls kann tatsächlich die Grafikkarte kaputt sein - wenn eine baugleiche Karte (also in diesem Fall eine zweite Miro Crystal) genau die gleichen Symptome zeigt, kann man einen Defekt der Karte natürlich ausschließen.


Wo ist mein Local Bus?
Neulich habe ich zwecks Austaussch meiner Grafikkarte meinen PC aufgeschraubt. Dabei fiel mir auf einem Chip die Aufschrift "486DX ISA BIOS" auf. Auch das Testprogramm MSD.EXE zeigt mir nur einen "Bus Type: ISA/AT/Classic Bus" an. Wird mein Local Bus nun unterstützt oder nicht?
(Andreas Tscharner, Schiers / Schweiz)

Der Local Bus ist eine recht einfache Erweiterung des ISA-Busses. Deswegen kann es schon sein, daß der Hersteller teilweise ISA-Bus-Chips verwendet - das macht der Geschwindigkeit nichts aus. Das Programm MSD kann den Local Bus auch nicht erkennen - der Witz am Local Bus ist ja, daß er zwar schneller ist, als der alte ISA-Bus, ansonsten aber praktisch genauso funktioniert. Deswegen sieht für die meiste Software ein Local Bus wie ein normaler ISA-Bus aus. Ob man wirklich Local-Bus-Besitzer ist, kann man nur sehen, wenn der Rechner aufgeschraubt wird: Befinden sich bei den Steckplätzen für Grafik- und andere Karten zwei Plätze, die eine dritte, lange, braune Steckerleiste haben, ist das mit ziemlicher Sicherheit ein Local Bus. Nur in diese Plätze mit zusätzlicher Steckerleiste kann man Local Bus-Karten einbauen.


Doppelt macht schneller?
Kann man auch zwei Grafikkarten in einen PC einbauen? Bringt das Geschwindigkeitsvorteile?
(Bartholomäus Lomek, Bocholt)

Tatsächlich kann man mehrere Grafikkarten in einen PC einbauen. Allerdings können nicht zwei VGA-Karten gleichzeitig betrieben werden. Eine VGA-Karte läßt sich aber parallel zu einer Hercules-Karte (Schwarz/Weiß, benutzen viele Programmierer zum "Debuggen") oder einer High-End-DTP-Karte (superhohe Auflösung bei 16 Millionen Farben, beispielsweise Targa-Karten) betreiben. Spiele werden durch diese Karten aber langsamer, da sie den "Bus" des PC bremsen.


Falschfarben mit Tseng
Ich habe aufgrund Eurer Empfehlung eine Local-Bus-Karte mit Tseng-W32-Chip gekauft. Jetzt sehe ich aber in vielen Programmen Falschfarben. Nur Windows leuchtet immer in den richtigen Farben. Was ist los?
(David Potetz, St. Martin)

Da hat der Hersteller der Hauptplatine ein wenig des Guten zuviel getan und den Bus derart "getunt", daß die Tseng-Karte die Farbkommandos viel zu schnell bekommt. Lösung: In der Anleitung des PCs nachsehen, wie man per Software oder Hardware einen "Waitstate" für den Local Bus einschaltet - das sollte helfen. Wer eine ISA-Tseng-Karte mit solchen Problemen besitzt: Den AT-BUS-Takt auf 8 MHz setzen und gegebenenfalls einen Waitstate für den AT-BUS einschalten. Das geht leider von PC-Modell zu PC-Modell anders und kann hier nicht im Detail erklärt werden. Also hilft wieder nur der Blick ins Handbuch.


Viel zu langsam...
Da habe ich nun einen Vesa-Local-Bus-PC, erreiche aber in Video-Benchmarks nur traurige Werte. Witzigerweise meinen die Norton Utilities auch, ich hätte nur einen ISA-Bus. Hat mich mein Händler betrogen? Zur Prüfung lege ich die Rechnung für meinen PC bei.
(Roland Hartmann, Chur, Schweiz)

Nach Studium der Rechnung können wir Sie beruhigen: Der PC ist offensichtlich ein Local-Bus-PC, aber die Grafikkarte nur eine normale ISA-Steckkarte. Sie kann also gar nicht das Local-Bus-Tempo ausnutzen. Nur der Austausch der Karte gegen eine echte Local-Bus-Karte hilft hier weiter. Auch dann werden die Norton Utilties "nur" einen ISA-Bus anzeigen; es gibt (bis auf eine Geschwindigkeitsmessung) für ein Programm keine Möglichkeit, zwischen den beiden Busarten zu unterscheiden. Die Benchmarks sollten aber deutlich schneller werden.


Mehr Speed, mehr Farben
Ich habe vor kurzem in meinem BIOS Setup den "Bus-Clock" von CLK2/5 auf CLK2/2 umgestellt. Tatsächlich läuft jetzt alles schneller. Der Hersteller beharrt aber darauf, daß CLK2/5 die optimale Einstellung wäre. Ist das ein Druckfehler? Außerdem habe ich ein Windows-Programm erworben, welches nur mit 256 Farben arbeiten will. Wie kriege ich die Farben her? Meine DOS-Spiele laufen alle mit 256 Farben, also kann es nicht an der Hardware liegen.
(Rene Klaus, Reiskirchen)

Die Hersteller-Einstellung mag langsamer sein, aber sie ist die einzige Einstellung die garantiert, daß wirklich alles funktioniert. Genauso wie man mit einem Porsche in einer Ortschaft auch mit 150 Sachen brettern kann, läßt sich ein PC nach oben tunen. Nur sicher ist das Ganze eben nicht. Ein zu hoher Bustakt kann mit harmlosen Problemen beginnen (auf Disketten wird nicht mehr korrekt geschrieben) und mit dem Durchschmoren der DMA-Chips, einer Videokarte oder anderer Bestandteile des PCs enden. Auch Spiele, bei denen defekte Grafik oder falsche Farben angezeigt werden, lassen sich in den meisten Fällen auf eine zu hohe Bus-Clock-Einstellung zurückführen.
Um Windows in 256 Farben laufen zu lassen, benötigen Sie einen Treiber. Den sollten Sie beim Hersteller des PCs oder der Grafikkarte bekommen; neueren Windows-Versionen liegt ein SVGA-Treiber bei, der auf gängigen Grafikkarten 256 Farben herbeizaubert.


Bug Report
Ich habe ein Problem mit dem Spiel Cannon Fodder - auf meiner ET4000-W32-Karte sehe ich quasi mehrere Spiegelbilder. Auf einer Ersatzkarte mit S3-Chip flimmert es hingegen wie verrückt.
(Harald Kornprobst, Kösching)

Wenn ich bei Indy 3 und Monkey Island mit der Option "a" den Adlib-Sound aktivieren will, gibt es auf meinen 486er immer einen Absturz.
(Peter Haack, Bad Rothenfelde)

Alle oben angesprochenen Probleme liegen an Fehlern in den entsprechenden Spielprogrammen. Da diese in letzter Zeit wieder gehäuft auftreten, werden wir ab der nächsten Ausgabe regelmäßig die "Bug-Report"-Rubrik weiterführen. Für diese Bugs gibt es bei den Herstellern Patches; bitte wenden Sie sich an die im Handbuch des Spiels genannte Adresse. Außerdem werden wir diese Patches, soweit uns das vom Hersteller erlaubt wird, regelmäßig auf den CD-ROMs von "PC Player" unterbringen.


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