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Web-Server unter Windows 95 betreiben

Überblick

Die Punkte, die in Kapitel 42 über die Nutzung von Windows 3.1 als Betriebssystem für einen Web-Server angeführt wurden, gelten im wesentlichen auch für Windows 95. Mit Windows 95 haben Sie gegenüber Windows 3.x zusätzlich die Multitasking-Fähigkeit einer 32-Bit-Umgebung.

Die Bereitstellung von Web-Pages auf einem eigenen Server ist eine relativ einfache Angelegenheit, wenn man über ein echtes Multitasking-System verfügt. Das wichtigste Kriterium ist die Stabilität und Leistung des Servers, damit die Anfragen der Benutzer zügig bedient werden können. Windows 95 erfüllt diese Kriterien, wie Sie im weiteren Verlauf noch sehen werden.

Windows 95 als Web-Plattform

Windows 95 ist das erste Betriebssystem, das sich als echtes Verbraucherphänomen erwiesen hat. Dieses mit Pauken und Trompeten von Microsoft angekündigte und mit viel Wirbel eingeführte Betriebssystem ist mehr auf Kommunikation ausgerichtet als alle Vorgänger.


Ich möchte hier keinen Streit in bezug auf die 32-Bit-Fähigkeit von Windows vom Zaum brechen. Wir wissen ja alle, daß es teilweise auf einem 16-Bit-Code basiert und immer noch nicht ohne DOS auskommt.



Einige ausgefeilten Merkmale und Programme von Web-Servern sind für Windows 95 nicht verfügbar. Sie sind für Windows NT ausgelegt. Möchten Sie einen Web-Server unter Windows 95 einrichten, müssen Sie in der Regel auf folgendes verzichten:

Für Web-Sites mit kleinem bis mittlerem Umfang ist Windows 95 gut geeignet. Muß Ihre Web-Site Transaktionsverarbeitung unterstützen oder beinhaltet sie zahlreiche Datenbank-Links, sollten Sie sich für NT entscheiden. Außerdem haben Sie mit NT die Möglichkeit, virtuelle Server einzurichten.

Windows 95 – die Vorteile

Allein die Beliebtheit von Windows 95 befähigt das Betriebssystem zur Nutzung auf einem Web-Server für den Zugriff von Millionen von Benutzern. Das Betriebssystem ist relativ stabil und weist für kleine bis mittlere Sites sicherlich die nötige Leistung auf.

Für einen günstigen Internet-Anschluß an 24 Stunden pro Tag sollten Sie sich bei Ihrem Internet-Provider erkundigen und eventuell auch andere Angebote einholen. Sehen Sie sich auch bei http://www.att.com/worldnet/wis/index.html um. Wenn Sie sich für diese Lösung entscheiden, sollten Sie Ihre Pages mit wenigen kleinen Grafiken ausstatten, um die Geschwindigkeit zu optimieren, mit der Ihre Pages in den Browser des Benutzers geladen werden.

Windows 95 – die Nachteile

Windows 95 bietet eine solide Grundlage für einen persönlichen Server, jedoch muß man sich im klaren sein, daß die Fortschritte und Neuentwicklungen in der Umgebung von Windows NT stattfinden. Web-Server unter Windows 95 können bestenfalls als Marktnische betrachtet werden, und von den großen Mitspielern im Web wird diese Marktnische ignoriert. Microsoft und Netscape haben die Entwicklung eines auf Windows 95 basierten Servers von vornherein abgelehnt.

Falls Sie beabsichtigen, Datenbanken über das Web zu bedienen oder umfangreiche Backend-Skripte auszuführen, kann ich Ihnen nur raten, sich für Windows NT als Serverumgebung zu entscheiden. Windows NT bietet eine viel stabilere und robustere Plattform, die für Netzanwendungen optimiert ist. Auch alle Aspekte der Sicherheit werden in Windows NT besser aufgegriffen.

Web-Serversoftware

Derzeit gibt es mindestens 15 Serverpakete für Windows 95. Die Produkte werden vorwiegend als Shareware angeboten. Verschiedene Web-Server, allen voran die Web-Site von O'Reilly, laufen sowohl unter Windows 95 als auch unter Windows NT. Das ist aber eher die Ausnahme als die Regel. Die meisten auf NT basierten Web-Server laufen nur unter NT. Einige Produkte sind auch für Windows 95 und NT erhältlich, z. B. WebQuest von Questar.

Die beste Quelle für Informationen über Web-Serversoftware ist natürlich das Web selbst. Sehen Sie sich vor allem an folgenden Stellen um:

Folk Web Server 1.01

Folk Web ist ein preisgünstiger Server mit vielen Optionen (siehe Abbildung 43.1), der vorab als kostenlose Testversion bezogen werden kann. Der Server unterstützt alle Standardmerkmale eines guten Web-Servers, darunter auch einige Datenbankanbindungen.

Abbildung 43.1: Von dieser Home-Page können Sie Folk Web herunterladen

siehe Abbildung

Folk Web ist Shareware und wurde zuletzt im Dezember 1995 aktualisiert. Die URL-Adresse ist http://www.ilar.com/folkweb.htm .

Purveyor für Windows NT und 95

Dieser Web-Server von Process Software (siehe Abbildung 43.2) hat seine Ursprünge im EMWAC-Server, wurde aber rasch zu einem ausgeklügelten Server mit anspruchsvollen Verwaltungswerkzeugen weiterentwickelt.

Abbildung 43.2: Die Home-Page von Purveyor

siehe Abbildung

Purveyor unterstützt Datenbankeinbindungen und ist für Windows NT und Windows 95 sowie VMS und Netware erhältlich. Ein Server mit SSL-Unterstützung für sichere Transaktionen ist derzeit in Arbeit. Die Adresse ist http://www.process.com .

WebQuest 95

WebQuest 95 und WebQuest NT sind zwei von Questar Microsystems angebotene Server (siehe Abbildung 43.3).

Beide Server haben eine einfache Installationsprozedur mit grafischer Bedienerführung und Verwaltungswerkzeugen sowie zusätzliche Funktionen. Zu den besonderen Merkmalen zählen SSI-Implementierung, Unterstützung von CScript für HTML-Pages, eine intelligente Technik für den Lastenausgleich zwischen Ressourcen und Schnelligkeit, umfassende Verwaltungswerkzeuge, echtes preemptives Multitasking, komplexe Web-Indexierung für WAIS sowie PERL- und CGI-Unterstützung.

Die URL-Adresse lautet http://www.questar.com .

Abbildung 43.3: Die Home-Page von WebQuest

siehe Abbildung

WebSite

WebSite ist von O'Reilly und kann von http://website.ora.com heruntergeladen werden. Das ist einer der ersten kommerziellen Web-Server für Windows 95 und NT (siehe Abbildung 43.4).

Abbildung 43.4: Die Home-Page von WebSite

siehe Abbildung

WebSite wurde von Bob Denny, dem Entwickler des beliebten Web-Servers Win-Httpd (siehe Kapitel 42) für Windows 3.x, geschrieben. Als besondere Merkmale weist das Produkt Unterstützung für Visual Basic 4, eine grafische Bedienerführung, SSL für verschlüsselte Transaktionen, Assistenten zum automatischen Erstellen von Web-Dokumenten sowie Indexier- und Suchwerkzeuge auf.

WebQuest 95 installieren und ausführen

Die Auswahl eines Web-Servers ist subjektiv. Die führenden Server werden laufend um neue Merkmale erweitert, um sie von ähnlichen Produkten abzuheben. Die grundlegenden Fragen in bezug auf die Einrichtung und Verwaltung eines Web-Servers sind im allgemeinen unterschiedlich, und hängen von den Anforderungen und der Implementierung ab. Wir haben hier WebQuest als Beispiel für die Implementierung eines Web-Servers unter Windows 95 gewählt, weil das Produkt schnell, flexibel und unkompliziert ist. Die hier behandelten Konzepte sind im Prinzip auf alle für Windows 95 angebotenen Server anwendbar.

Systemanforderungen

Die Mindestanforderungen für einen Web-Server unter Windows 95 sind wie folgt:

WebQuest unter Windows 95 installieren

Schließen Sie vor der Installation alle Programme, die auf Ihrer Workstation oder auf dem Server laufen. Um WebQuest 95 zu installieren, starten Sie SETUP.EXE und folgen Sie den Anweisungen am Bildschirm.

WebQuest 95 wird nach den Standardkonventionen von Windows 95 ausgelegt, so daß die Serverinstallation so konfiguriert wird wie jedes andere Programm unter Windows 95 (siehe Abbildung 43.5).

Wählen Sie die Installationsoption Typical im Dialogfenster Setup Type, es sei denn, Sie installieren ein Upgrade. Nach beendeter Installation wird für WebQuest ein eigener Programmordner mit dem Namen WebQuest installiert (siehe Abbildung 43.6). Alle Dateien des Pakets werden in diesen Ordner gestellt.

Abbildung 43.5: Das Dialogfenster WebQuest 95 Installation

siehe Abbildung

Abbildung 43.6: Die WebQuest-Programmordner

siehe Abbildung

WebQuest-Server starten und stoppen

WebQuest 95 wird in zwei Schritten gestartet. Der WebQuest-Server wird mit einem Doppelklick auf das WebQuest-Symbol im Programmordner in die Umgebung von Windows 95 geladen. Sie können das Programm auch über das Startmenü öffnen.

Nachdem Sie auf das WebQuest-Symbol im WebQuest-Programmordner doppelt geklickt haben, erscheint das WebQuest-Symbol in der unteren rechten Bildschirmecke. Dieser Bereich wird Tray genannt. Das heißt aber nicht, daß der Server schon läuft.

Um den Server zu starten, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das WebQuest-Symbol, dann erscheint das Startmenü (siehe Abbildung 43.7).

Abbildung 43.7: Das WebQuest-Startmenü wird nach einem Rechtsklick auf das WebQuest-Symbol angezeigt

siehe Abbildung

Um den Server mit der Vorgabekonfiguration zu starten, klicken Sie auf Start WebQuest. Wenn Sie überprüfen möchten, ob er läuft, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das WebQuest-Symbol. Die eben ausgeführte Option lautet jetzt Stop WebQuest (siehe Abbildung 43.8). Das ist ein Hinweis, daß der Server läuft.

Abbildung 43.8: WebQuest starten und stoppen

siehe Abbildung

WebQuest-Server konfigurieren

Zum Konfigurieren von WebQuest 95 werden zwei Utilities benutzt. Der Web-Server selbst wird über den Domain Manager konfiguriert, während es zur Verwaltung von Sicherheitsoptionen und Links den WebMeister gibt.

Domain Manager

Die grundlegenden Optionsparameter und MIME-Typen werden im Domain Manager eingerichtet. Um den Domain Manager zu starten, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das WebQuest-Symbol und wählen Sie Properties.

Abbildung 43.9: Mit der Option Properties wird der Domain Manager gestartet

siehe Abbildung

Sie können den Domain Manager auch durch Doppelklicken auf das WebQuest-Symbol starten. Die Änderungen, die Sie durchgeführt haben, werden erst nach dem nächsten Programmstart wirksam.

Der Domain Manager ist in sechs umrahmte Bereiche unterteilt: Web Space, Default Page Script, Log File Directory, Log Database (ODBC), Load Sensor und AutoStart. Für jeden Bereich können Sie folgende Optionen konfigurieren:


Falls Sie die Option Browsing gewählt haben, dürfen Sie die Logdatei nicht in das betreffende Verzeichnis stellen, sonst kann sie von den Benutzern geöffnet werden.

Beim Erfassen der Zugriffe auf den Server in einer Datenbank werden viel mehr Daten erfaßt als beim Protokollieren in einer Textdatei. Wenn die Datenbank durch den Umfang zu viele Ressourcen auf Ihrem Server beansprucht, kann es passieren, daß der Server abstürzt.

Haben Sie alle Optionen konfiguriert, klicken Sie auf OK, um Ihre Änderungen zu speichern.

MIME-Typen konfigurieren

Klicken Sie auf die Schaltfläche Mime, um die MIME-Typen anzuzeigen. WebQuest wird mit den MIME-Standardtypen ausgeliefert. Sie können diese Liste um MIME-Typen erweitern oder MIME-Typen löschen, was Sie möglichst nicht tun sollten.

WebMeister

Im Register WebMeister werden Verwaltungsaufgaben in bezug auf Zugriffskontrolle und Link-Validierung ausgeführt.

Abbildung 43.10: WebMeister vereinfacht die Verwaltung der Site-Dokumente

siehe Abbildung

Zugriffskontrolle

Im Access Control Administrator steuern Sie den Zugriff auf Dokumente und Verzeichnisse. Sie können Sicherheitsoptionen für alle oder bestimmte Dateien eines Verzeichnisses einrichten. Um ein Zugriffsrecht für ein Dokument oder ein Verzeichnis festzulegen, wählen Sie das gewünschte Zugriffsrecht, dann wählen Sie Enabled und geben den Benutzernamen und ein Paßwort ein. Der betreffende Benutzer kann dann nur unter diesem Benutzernamen und mit dem von Ihnen eingegebenen Paßwort auf die gewählten Dokumente zugreifen. Sie können den Zugriff auf das Verzeichnis mit AND oder OR festlegen, je nachdem, ob Sie dem Benutzer Zugang nur zu den Dateien oder zu den Dateien und dem Verzeichnis gewähren wollen.

Neben allen Dokumenten und Verzeichnissen, die Sie mit Zugriffsrechten belegt haben, erscheint ein Ampelsymbol.

Hyperlink-Validierung

Im WebMeister klicken Sie auf die Schaltfläche Admin, um den Administrator zu starten und die in Ihren Dokumenten vorhandenen Links auf Gültigkeit zu prüfen. Sie können das gesamte Layout Ihrer Site einsehen sowie Dokumente bearbeiten und löschen.

Verzeichnisanzeige

Rechts im Administrator erscheint ein Listenfeld mit einer alphabetischen Aufstellung der Dokumente nach Typ. Jedes Dokument wird benannt und durch ein Symbol dargestellt.

Um ein Dokument im Viewer zu öffnen, doppelklicken Sie darauf. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf ein Dokument, erscheint ein Menü mit Optionen zum Bearbeiten der Links. Doppelklicken Sie auf ein Verzeichnis, um es zu öffnen und die darin befindlichen Dateien anzuzeigen.

Mit den Optionsfeldern Display Mode können Sie eine der drei Ansichten Directory, Local Hyperlink und Remote Hyperlink wählen.

In der Ansicht Local Hyperlink (siehe Abbildung 43.11) wird die Hierarchie Ihrer Web-Site entsprechend der Definition der in Ihren HTML-Dokumenten befindlichen Hyperlinks angezeigt. Alle Hyperlinks auf lokale Dateien werden im Administrator validiert. Sie können auf ein Dokument doppelklicken, um es zu öffnen und zu bearbeiten.

Abbildung 43.11: In der Ansicht Local Hyperlink werden alle Links zu lokalen Dateien angezeigt

siehe Abbildung

Um die Links zu externen Sites oder Pages einzusehen, aktivieren Sie die Ansicht Remote Hyperlink. Der Administrator versucht, auf Dokumente, die sich auf anderen Servern befinden, zuzugreifen. Findet er ein Dokument, erscheint auf dem Icon des Dokuments ein grünes Häkchen. Kann der Administrator ein Dokument nicht finden, erscheint auf dem Icon des betreffenden Dokuments ein rotes X.

Abbildung 43.12: In der Ansicht Remote Hyperlink werden alle Links zu externen Dateien angezeigt

siehe Abbildung

Viewer und Editor konfigurieren

Klicken Sie auf die Schaltfläche Configure Viewers im Hauptfenster, um die Editoren und Viewer zu wählen, die Sie benutzen möchten, um Dateien im Administrator zu manipulieren. Das sind die Hilfsprogramme, die im Kontextmenü angezeigt werden, wenn Sie mit der rechten Maustaste im Administrator auf ein Dokument klicken.

Im Dialogfenster Viewers and Editors wählen Sie das jeweilige Hilfsprogramm für bestimmte Dateiformate. Notepad ist z. B. das Programm, das WebQuest der Vorgabe zufolge als HTML-Editor benutzt.

Protokolldateien

Sie können die Zugriffsstatistik für Ihre Site in einer Textdatei oder in einer ODBC-Datenbank protokollieren.

Im ersten Fall handelt es sich um ASCII-Textdateien, in der alle Zugriffe auf den Server erfaßt werden. Das ist die Vorgabe zum Protokollieren von statistischen Daten. Die meisten Webmaster benutzen diese Dateien in anderen Programmen, um Berichte zu erstellen.

Jeden Tag um Mitternacht wird eine neue Logdatei erstellt. Das Format ist WM<yy><mm><dd>.LOG, wobei yy das Jahr, mm der Monat und dd der Tag ist. Die Logdateien basieren auf dem EMWAC-Format. Folgende Einzelheiten werden erfaßt:

Ein typischer Eintrag könnte so aussehen:

Mon Jul 17 15:34:25 1996 204.96.64.171 204.96.64.51 GET /default.htm HTTP/1.0

Logdateien zum Erfassen statistischer Daten beanspruchen viel weniger Ressourcen als die alternative Benutzung einer ODBC-Datenbank.

Sie können die Statistik auch in einer ODBC-Datenbank erfassen. Der Vorgabe zufolge benutzt WebQuest Microsoft Access. Sie können eine andere Datenbank wählen, müssen aber das in WebQuest definierte Format einhalten.

Bei dieser Methode werden wesentlich mehr Einzelheiten erfaßt, aber auch viel mehr Ressourcen beansprucht. In einer typischen Access fuer WebQuestDatenbankstruktur werden Tabellen für Zugriffe, Operationen und Fehler benutzt. Verwenden Sie die Vorgabedatenbank Microsoft Access, können Sie die Tabellen auf die in Access übliche Weise einrichten und manipulieren, und die erfaßten Daten für Berichte entsprechend Ihren Bedürfnissen weiter verarbeiten.


⌐ 1997 Que
Ein Imprint des Markt&Technik Buch- und Software- Verlag GmbH
Elektronische Fassung des Titels: Special Edition: Internet, ISBN: 3-8272-1003-8

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