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Web-Server unter Windows 3.1 betreiben

Überblick

Das ist das erste von drei Kapiteln, in denen die Windows-Betriebssysteme als mögliche Plattform für Web-Server behandelt werden. Sie können sich freuen, UNIX ist nicht mehr das beherrschende Betriebssystem für Server, um Informationen und Dienste im Web bereitzustellen. Viele Unternehmen und Privatleute stellen ihre Web-Inhalte bereits auf Windows-Servern in das Web.

Das Betreiben eines eigenen Web-Servers ist ein interessantes, aber nicht ganz einfaches Unterfangen. Auf jeden Fall können Sie auf einem Web-Server alles, was sie durch Kreativität und Geschicklichkeit entwickeln, der riesigen Bevölkerung des Cyberspace auf Knopfdruck zur Verfügung stellen. Wie Sie den Einstieg in das Web als Anbieter von Inhalten schaffen, wird in diesem und den folgenden Kapiteln dieses Teils beschrieben.

Windows 3.1 als Web-Plattform

Windows 3.1 hat auf der Intel-Plattform als grafische Benutzeroberfläche die Landschaft einschneidend verändert. Es war das erste PC-Betriebssystem für die Massen. Heute ist Windows 3.1 das weltweit am meisten installierte Betriebssystem.

Als Nachfolger trat Windows for Workgroups, auch unter Windows 3.11 bekannt, mit einigen Verbesserungen in bezug auf Kommunikationsfähigkeit auf die Bühne. Da das Betreiben eines Web-Servers größtenteils mit Vernetzung und Kommunikation zu tun hat, sollten Sie auf 3.11 aufrüsten, falls Sie in der 3.x-Welt bleiben möchten.


Viele ausgeklügelte Elemente der Web-Welt sind für 16-Bit-Rechner nicht verfügbar. So können keine virtuellen Web-Server eingerichtet werden. Ferner werden Java- und CGI-Programme nicht unterstützt. Angesichts der rasanten Verbreitung von Java-Applets und ähnlichen Programmen im Web sollten Sie es sich überlegen, ob Sie darauf verzichten wollen.

Windows 3.1 – die Vorteile

Allein die Beliebtheit und der große Installationsbestand befähigen Windows 3.1 als potentielles Betriebssystem für einen Web-Server. Sie erreichen damit auf jeden Fall die größte PC-Benutzerzahl. Außerdem läßt sich ein Web-Server unter Windows 3.1 fast so einfach installieren wie ein Faxgerät.

Windows 3.1 – die Nachteile

Das Betreiben eines Web-Servers unter einem Betriebssystem, für das es bereits einen 32-Bit-Nachfolger gibt, will gut überlegt sein. Sie schließen sich im Fall von Windows zwar nicht aus der großen Masse aus, müssen aber auf einiges verzichten, was den 32-Bit-Anwendungen vorbehalten ist. Wodurch sich 16- von 32-Bit-Versionen für PC unterscheiden, wurde vor, während und nach der Einführung von Windows 95 ausgiebig in den Medien breitgetreten und muß hier nicht mehr wiederholt werden. Denken Sie aber nur einmal an echtes Multitasking und Multithreading.

Windows 3.11 – die bessere Wahl

Windows 3.11 hat durch seine besseren Kommunikationsfähigkeiten gegenüber 3.1 entscheidende Vorteile. Es kann vor allem den Speicher besser verwalten. Kurz zusammengefaßt, kann man sagen, daß Windows 3.11 gegenüber 3.1 stabiler und schneller ist. Inzwischen wird Benutzern, die bei 3.x bleiben wollen, empfohlen, nur noch mit 3.11 zu arbeiten.


Sie finden im Web ausgezeichnete Mailinglisten für Benutzer von 3.x, z. B. WFW-L (wird an der Adresse listserv@umdd.umd.edu abonniert) oder WIN3-L (die Adresse lautet listserv@uicvm.uic.edu). Wie Sie Mailinglisten abonnieren, wird in Kapitel 14 beschrieben.

Empfohlene Hard- und Software

Um einen stabilen robusten Web-Server unter Windows 3.x zu implementieren, müssen Sie die Betriebsumgebung optimal auslegen. Das betrifft sowohl die Hardware als auch die Software. Nachfolgend die Mindestanforderungen:


Hinsichtlich der Anforderung, Windows im Enhanced Mode auszuführen, beachten Sie, daß es in Windows 3.1 drei Modi gibt: Real Mode, 286 Standard Mode und 386 Enhanced Mode. WIN.COM startet Windows 3.0 automatisch in dem für die Konfiguration geeigneten Modus. Windows kann aber mit Schaltern in einen anderen Modus gezwungen werden. Hierfür geben Sie in der Befehlszeile win /r für Real Mode, win /s oder win /2 für Standard Mode und win /3 für Enhanced Mode ein.

Damit WIN.COM automatisch im Enhanced Mode startet, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:


Windows 3.1 hat als Option 32-Bit-Plattenzugriff, die aber standardmäßig ausgeschaltet ist. Um sie einzuschalten, öffnen Sie das Dialogfenster 386 Enhanced Mode in der Systemsteuerung. Mit dieser Option sind die Plattenzugriffe bedeutend schneller.

Verfügbare Server

Die großen Bewegungen und Innovationen in bezug auf Serverentwicklungen für das Web finden in der 32-Bit-Landschaft statt, d. h. Windows 95 und Windows NT. Für 3.x sind aber verschiedene Server verfügbar, noch dazu als Shareware.


Bevor Sie sich für einen Web-Server entscheiden, schadet es nicht, sich relevante Informationen einzuholen. Selbstverständlich sind die meisten im Web vorhanden. Sehen Sie sich einmal an folgenden Stellen um: http://www.webcompare.com/server-main.html ,
http://www.yahoo.com/Computers_and_Internet/Internet/World_Wide_Web/HTTP/ und
http://www.w3.org/pub/WWW/ .

Die unten beschriebenen Server unterscheiden sich durch ein wichtiges Merkmal: ob die Software unterstützt und weiterentwickelt wird oder nicht. Das ist ein absolut wichtiger Faktor für einen Web-Server. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist der Installationsbestand, weil das Auskunft über die Zahl der Webmaster gibt, mit denen Sie kommunizieren können.


Folgende Newsgruppen befassen sich insbesondere mit WWW-Fragen und -Entwicklungen: COM.INFOSYSTEMS.WWW.Authoring.*, COMP.INFOSYSTEMS.WWW.Browser.*, COMP.INFOSYSTEMS.WWW.Server.*, COMP.INFOSYSTEMS.WWW.Misc, COMP.INFOSYSTEMS.WWW.Advocacy und COMP.INFOSYSTEMS.WWW.Announce. Die Untergruppen Authoring, Browser und Server verzweigen sich weiter auf verwandte Themen.

Windows Httpd 1.4c

Der erste und heute am besten bekannte Web-Server für Windows 3.1 ist Windows Httpd von Bob Denny, einem Pionier in bezug auf Web-Server und -Systeme für Windows. Windows Httpd ist der Vorläufer des sehr beliebten 32-Bit-Servers für Windows von O'Reilly. Windows Httpd wurde aber seit Ende 1995 nicht mehr aktualisiert bzw. verbessert und es gibt keine Anzeichen für anstehende Weiterentwicklungen. Windows Httpd 1.4 hat aber eine relativ große installierte Basis.

Der Server ist für private und Ausbildungszwecke kostenlos. Für kommerzielle Einsätze fällt für den Web-Server eine Lizenzgebühr an.

Windows Httpd 1.4c ist Freeware bzw. kostet als Shareware $ 99. Zuletzt wurde das Produkt im Juni 1995 aktualisiert. Sie finden den Web-Server unter http://www.city.net/win-httpd und Informationen unter http://solo.dc3.com .

ZB Server 1.5

Dieses Produkt ist eine Kombination aus Web- und Gopher-Server. Der Server sticht durch folgende Merkmale hervor:

Abbildung 42.1: Der ZB Server hat eine grafische Bedieneroberfläche

siehe Abbildung

Er wurde zuletzt im Dezember 1995 aktualisiert, ist als Shareware für $ 25 zu haben und kann von http://www.zbserver.com heruntergeladen werden.

Windows Httpd 1.4 installieren und ausführen

In diesem Abschnitt wird beschrieben, wie Httpd 1.4 als Beispiel für alle vergleichbaren Web-Server installiert, betrieben und verwaltet wird.

Abbildung 42.2: Die Home-Page von Win-Httpd

siehe Abbildung


Das ist ein Beispiel; Sie müssen die Zeitzone Ihres geographischen Standorts eingeben.

Abbildung 42.3: Httpd-Archiv mit Winzip dekomprimieren

siehe Abbildung

Abbildung 42.4: Öffnen der Indexdatei von Httpd im Browser

siehe Abbildung


Sie brauchen ein mit Winsock 1.1 kompatibles TCP/IP-Paket. Das bedeutet nicht Trumpet oder ein ähnliches Produkt, sondern daß Ihr WinSock-Paket mit der Windows Sockets Spezifikation Version 1.1 kompatibel sein muß. Httpd prüft die WinSock-Version beim Starten.

Abbildung 42.5: Der Einstiegsbildschirm von Windows Httpd

siehe Abbildung


Treten Kommunikationsprobleme auf, fügen Sie in die HTTPD-Befehlszeile den Schalter -n ein, um Multithreading auszuschalten. Wird das Problem dadurch beseitigt, ist Ihr WinSock-Paket beschädigt. Suchen Sie in der Online-Dokumentation von Httpd nach Hinweisen und möglichen Lösungen.

Windows Httpd-Server verwalten

Windows Httpd ist ein freundlicher Web-Server, der sich leicht verwalten läßt. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigen Prozeduren beschrieben.

Server abschalten

Um den Server abzuschalten, klicken Sie auf das Symbol von Windows Httpd und wählen Sie Close im Menü System. Sie hören einen Piepston, was bedeutet, daß der Server sofort ausgeschaltet wird.

Berücksichtigen Sie dabei, daß eventuell gerade Benutzer auf Ihrem Server surfen oder auf Material zugreifen. Deshalb sollten Sie den Server immer erst ausschalten, wenn der Serverzähler (im Serversymbol) auf Null steht.

Um das Serverfenster zu schließen, wählen Sie Beenden im Systemmenüfeld (siehe Abbildung 42.6). Alternativ können Sie Close im Menü System wählen oder auf das Schließen-Feld des Fensters doppelklicken. Der Server bestätigt mit einem Piepston und schaltet sich ab.

Abbildung 42.6: Server abschalten

siehe Abbildung

Protokolldateien verwalten

Der Httpd-Server führt folgende Protokolldateien:

Die Zugriffs- und Fehlerprotokolle werden endlos fortgeführt. Sie können beide Protokolldateien nach Bedarf leeren. Hierzu führen Sie das Programm LOGCYCLE.EXE im Verzeichnis /SUPPORT aus. In diesem Verzeichnis gibt es auch eine DLL-Datei, die den Server zum Leeren der Protokolldateien anweist. Sie können diese Dateien in einem Windows-Programm, z. B. Visual Basic, ausführen.

Die Protokolldateien werden mit fortlaufenden numerischen Erweiterungen benannt, z. B. 001, 002 usw. Der Server verwaltet maximal 30 Protokolldateien. Alte Protokolldateien werden gelöscht.

Um den Server im Produktionsmodus auszuführen, können Sie das Programm WinCron benutzen, das in Httpd enthalten ist.


Die Protokolldatei für die Konsole wird nach jedem Serverstart geleert.

Übersicht – Web-Publishing

Neulinge auf dem Gebiet des Web-Publishing gehen meist her und schreiben vorhandenes Material in HTML-Dokumente um. Damit, so glauben sie, haben sie alle Inhalte für eine Web-Page zur Hand. Das ist durchaus akzeptabel, hat aber den Nachteil, daß nicht alle Möglichkeiten von HTML ausgeschöpft werden. Außerdem messen die meisten einer gründlichen Planung, der Ausarbeitung von Konzepten und der Ausrichtung auf die erwarteten Zielgruppen zu wenig Bedeutung bei.

Diese Themen werden im folgenden Abschnitt kurz aufgegriffen. Für alle, die daran interessiert sind, hochwertige Web-Pages zu entwickeln, lohnt sich die Anschaffung von Fachliteratur und Fachbüchern, z. B. Web-Publishing für Insider (ISBN 3-87791-887-5).

Planung

Verzichten Sie auf keinen Fall auf eine gute Planung Ihrer Web-Site, gleichgültig, unter welchem Zeitdruck Sie sich befinden. Bedenken Sie, daß der Unterschied zwischen einer erfolgreichen und einer einsamen Web-Site im Detail liegt.

Sie richten Ihre Web-Site nicht mit einem Schlag, sondern schrittweise ein. Diese Schritte legen Sie vorab in einem Projektplan fest. In dieser Planung ermitteln Sie, welche Zwecke Sie mit Ihrer Web-Site verfolgen, in welchem Layout die Site präsentiert werden soll, welche Benutzergruppen Sie anzusprechen gedenken, wie Sie die Site-Dateien am besten organisieren, wie Sie Ihre Web-Site bekanntmachen und welche Kriterien hinsichtlich einer späteren Erweiterung oder Verlegung der Site zu berücksichtigen sind.

Mit Web-Sites können viele verschiedene Ziele und Interessen verfolgt werden, z. B.:

Die Liste der potentiellen Anwendungsbereiche für Web-Sites könnte lange fortgesetzt werden. Die obigen Punkte sollen Ihnen nur Anregungen geben, auf welchen Bereich Sie Ihre Web-Site konzentrieren können. Der geplante Inhalt muß natürlich mit dieser Richtung übereinstimmen.

Gleichlaufend mit einer fundierten Planung Ihrer Web-Site müssen Sie sich Ziele darüber stekken, was Sie mit der Web-Site erreichen wollen und was Sie von ihr erwarten. Nicht selten sind Web-Anbieter enttäuscht, weil der Zugriff auf ihre Pages im Web nicht die Erwartungen erfüllt. Meist ist das auf eine schlecht konzipierte Web-Site zurückzuführen.

Folgende Punkte sollten Sie sich auf jeden Fall überlegen:

Ungeachtet des Inhalts und der Zielgruppe sollte Ihre Web-Site auf jeden Fall flexibel und freundlich sein. Flexibel bedeutet, daß Sie einige nützliche Links in Ihren Pages haben, die der Besucher verfolgen kann. Freundlich bedeutet, daß Sie dem Besucher Ihre Botschaften klar und übersichtlich ohne Übertreibungen und ohne übermäßig aufgeblasene Grafiken präsentieren.

Schließlich sollten Sie sich auch ein paar Gedanken über die derzeit auf dem Markt befindlichen Browser und mögliche Trends in diesem Bereich machen. Die heute im Einsatz befindliche Palette der Web-Browser reicht von Text-Browsern bis zu ausgeklügelten Produkten wie Microsoft Internet Explorer mit grafischen Benutzeroberflächen.

Um dieser breit gesteckten Palette gerecht zu werden, d. h. um nicht bestimmten Benutzergruppen aus technischen Gründen den Zugang zu Ihrer Site zu versperren, sollten Sie »schlanke« Pages auslegen, die möglichst für eingebettete Grafiken oder Inline-Bilder, die als Links zu anderen Pages verwendet werden, einen alternativen Text-Anker bereitstellen.

Damit können auch Benutzer ohne grafikfähigen Browser und Leute, die die automatische Ladefunktion ihres grafischen Browsers ausgeschaltet haben, uneingeschränkt Ihre Site genießen.

Zum Schluß eine wichtige Anmerkung: Stellen Sie keine Web-Pages auf den Server, die Sie nicht vorher ausgiebig – möglichst in verschiedenen Browser-Typen – getestet haben.


⌐ 1997 Que
Ein Imprint des Markt&Technik Buch- und Software- Verlag GmbH
Elektronische Fassung des Titels: Special Edition: Internet, ISBN: 3-8272-1003-8

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