Das Internet ist gleichbedeutend mit Kommunikation. Jede Neuerung im Internet hat mit höherer Geschwindigkeit, innovativen Merkmalen oder anderweitigen Verbesserungen der Kommunikationsmittel zu tun. Die Informationen auf der Datenautobahn sind das »Futter« dieser Kommunikation. Deshalb mag es nicht überraschen, daß man jetzt im Internet auch telefonieren kann.
Interessant ist, warum es so lange gedauert hat, bis eine der ältesten Kommunikationstechniken Einzug auf der Datenautobahn gehalten hat. Heute gibt es viele neue Anwendungen, die Sprachkommunikation in Echtzeit unterstützen. Mit diesem Thema befassen wir uns in diesem Kapitel.
Die der Nutzung des Internet für Sprachkommunikation Telefonierenzugrundeliegende Technik ist nicht kompliziert. Computer wissen nicht, welche Datenarten sie abarbeiten, und das Internet weiß sicherlich nicht, welche Daten übertragen werden. Sowohl dem Computer als auch dem Internet ist es völlig egal, ob die übertragenen Daten eine Programmdatei, eine Grafik, ein digitalisiertes Video oder Sprache sind. Daten sind für sie nur Nullen und Einser. Das Internet schaufelt diese Daten lediglich von einer Stelle zu einer anderen und wieder zurück. Handelt es sich dabei um Sprache, bedeutet das für Sie konkret, daß Sie über große geographische Entfernungen hinweg telefonieren können, aber ohne die unangenehme Nebenwirkung hoher Fernsprechkosten.
Alles, was Sie dafür benötigen, ist eine Möglichkeit, Sprache zu digitalisieren, damit sie über das Netz übertragen werden kann. Dann brauchen Sie eine Möglichkeit, die digitalisierte Sprache, die Sie empfangen, in Ton umzuwandeln, und schließlich brauchen Sie eine Software, die mit all diesen Dingen umgehen kann.
Und so sprechen Leute miteinander über das Internet: Der Teilnehmer an einem Ende spricht in ein Mikrophon. Die Soundkarte in seinem Computer wandelt das Analog- in ein Digitalsignal um. Diese Daten werden kurzzeitig im Speicher des Computers abgestellt, wo sie von einem Sprachkommunikationsprogramm in Datenstücke, sogenannte Pakete, zerlegt werden. Vom lokalen Computer werden die Daten über ein Modem ins Internet befördert. Das Internet transportiert die Datenpakete von Punkt A nach Punkt B. Schließlich treffen sie beim adressierten Teilnehmer ein. Sie werden vom Modem des Empfängers in die Soundkarte seines Computers gefüttert. Dort werden sie wieder in ein Audiosignal umgewandelt und über den Lautsprecher ausgegeben. Dieser gesamte Prozeß läuft sehr schnell ab, und hat im Grunde keine Besonderheiten aufzuweisen. Computerprogramme machen genau das schon immer: Sie wandeln Informationen in digitale Daten um, verarbeiten sie, übertragen sie und wandeln sie schließlich wieder in Informationen um.
Zwei Systemvoraussetzungen sind jedem aus den obigen Schilderungen vielleicht schon klar: Sie brauchen eine Soundkarte und ein Modem (oder einen Direktanschluß an das Internet). Wir diskutieren das später. Daneben gibt es aber auch einige Anforderungen an die Hard- und Software, um über das Internet telefonieren zu können:
Wenn Sie nicht über einen direkten Internet-Anschluß über TCP/IP verfügen, brauchen Sie eine SLIP- oder PPP-Verbindung (mit Winsock kompatibel).
Da eine Sprachkonversation aus Sprechen und Zuhören besteht, brauchen Sie einen Weg, um Klang in Ihren Computer einzuspeisen, und einen weiteren, um ihn wieder herauszubekommen. Die meisten Computer sind heute bereits werkseitig mit einer Soundkarte ausgestattet, so daß Sie in diesem Punkt gut gerüstet sind.
Falls Sie noch keine Soundkarte haben, ist das nicht tragisch. Gute Soundkarten sind heute im Handel sehr günstig erhältlich. Alle Soundkarten können Digitaldaten in Audiodaten umwandeln, und die meisten können Audio in Echtzeit von einer Eingabe über ein Mikrophon digitalisieren. Am besten ist natürlich eine 16-Bit-Stereokarte. Der Industriestandard ist heute Sound Blaster 16 von Creative Labs. Eine Karte, die beides kann, ist die richtige für Sie, um im Internet zu telefonieren.
Leider arbeiten die meisten derzeit weltweit installierten Soundkarten im Halbduplexmodus. Das bedeutet, daß Sie Audio nicht gleichzeitig aufzeichnen und abspielen können. Das bedeutet auch, daß Ihre Internet-Telefongespräche auf eine Richtung begrenzt sind. Während ein Teilnehmer spricht, muß der andere zuhören (an sich ja nicht schlecht!).
Auf dem Markt gibt es viele Soundkarten, die Vollduplexmodus unterstützen. Diese Karten können Klang in zwei Richtungen handhaben, d. h. Sie können Audios aufzeichnen und abspielen, oder Sie können sprechen, während der andere Teilnehmer spricht. Zu den vier bekannten Soundkarten dieser Art zählen Gravis UltraSound Max, das ASB 16 Audio System, Spectrum Office F/X (Fax, Modem und Soundkarte in einem) und Sound Blaster AWE32. Mit zunehmender Verbreitung von DSP (Digital Sound Processor) auf dem PC-Markt werden hoffentlich bald alle PC standardmäßig mit solchen Soundkarten ausgestattet. Als angenehme Nebenwirkung können diese Karten auch als Modem fungieren, weil DSP-Chips beide Aufgaben gut und gleichzeitig abarbeiten können.
Sie können leicht testen, ob Ihre Soundkarte Vollduplex unterstützt. Benutzen Sie den Sound-Recorder von Windows und verfahren Sie so:
Abbildung 37.1: Vollduplexfähigkeit der Soundkarte im Sound-Recorder von Windows testen
Gehören Sie zu den Glücklichen, die direkten TCP/IP-Anschluß zum Internet haben, z. B. in der Firma oder an der Uni, kann Telefonieren im Internet für Sie ein Genuß sein. Gehören ModemSie nicht dazu, brauchen Sie nicht zu verzweifeln. Sie können diesen Dienst mit einer SLIP- oder PPP-Wählverbindung über ein Modem nutzen. Sie werden feststellen, daß Sprache bei weitem nicht die Bandbreite verschluckt wie Grafiken und Videos. Telefonieren über eine Wählverbindung im Internet ist also nicht nur machbar, sondern fast gleichrangig mit einem Direktanschluß.
Ein Modem (Kurzwort für Modulator-Demodulator) ist ein Gerät, das einen seriellen Bitstrom als Eingabe entgegennimmt und einen modulierten Träger als Ausgabe (und umgekehrt) erzeugt. Das Modem wird zwischen dem (digitalen) Computer und dem (analogen) Telefonnetz installiert.
Die meisten modernen Modems gründen auf kombinierten Modulationstechniken, um mehrere Bits pro Baud zu übertragen. Sind die kommunizierenden Modems nicht baugleich, simulieren sie jeweils die Baudrate des Gegenmodems. Modems gibt es für Baudraten von 2.400, 9.600, 14.400 und 28.800 bps. Letzteres ist der heute übliche Standard.
Ein normales Telefongespräch, das in digitale Daten umgewandelt wird, erfordert eine achtfach höhere Bandbreite als das Originalgespräch. Ohne Kompressionstechniken wäre Sprachkommunikation in Echtzeit über das Internet also nicht möglich.
Sprachkommunikation ist einer der Bereiche im Internet, in dem derzeit enorme Innovationen zu beobachten sind. Der Grund ist einleuchtend: Geld. Ferngespräche kosten bei der Telefongesellschaft (keine Namen hier!) eine Menge Geld, sind im Internet aber kostenlos.
Die Technologie ist erst ein paar Jahre alt, dennoch gibt es schon mehr oder weniger ausgereifte Programme zur Unterstützung von Sprachkommunikation im Internet. In diesem Kapitel werden zuerst die bekanntesten und dann ein paar Neuzugänger auf diesem Markt betrachtet. Die Funktionsweise der meisten Programme ist vergleichbar, manche bieten eben einige Funktionen mehr, während andere vielleicht einfacher und angenehmer zu bedienen sind.
CoolTalk von InSoft ist eine Internet-Telefonsoftware, genauer gesagt, ein Plug-In für den Netscape Navigator 3.0. CoolTalk bietet Sound im Vollduplex für Audiokonferenzen und einen gemeinsamen Arbeitsbereich, in dem Sie und ein Kollege oder Freund gemeinsam das gleiche Dokument in Echtzeit ansehen und bearbeiten können. Da CoolTalk Teil von Netscape 3.0 ist, können Sie Ein- und Ausgangsgespräche direkt aus dem Browser heraus führen. CoolTalk zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
Falls Sie die Mindestinstallation von Netscape 3.0 haben, ist das Plug-In CoolTalk nicht enthalten. Sie können das Programm von http://home.netscape.com/comprod/products/navigator/cooltalk/download_cooltalk.html herunterladen. Die Datei heißt CTALK32.EXE. Stellen Sie die Datei in ein temporäres Verzeichnis und installieren Sie das Programm wie folgt:
Abbildung 37.2: Der Setup-Assistent führt Sie schrittweise durch die Installation
Abbildung 37.3: CoolTalk ist ein Plug-In für den Netscape Navigator 3.0
Konfigurieren Sie CoolTalk wie folgt:
Sie sind nun bereit, CoolTalk zu benutzen. Wie Sie das machen, wird in folgenden Schritten erklärt:
Wird Ihre Einladung angenommen, können Sie sprechen oder das Whiteboard oder das Chat Tool benutzen.
Internet Phone von VocalTec unterstützt Sprachkommunikation im Vollduplexmodus und nutzt einen einmaligen Sprachkompressionsalgorithmus, um die in einer Kommunikation beanspruchte Bandbreite zu reduzieren.
Internet Phone ist ein vergleichsweise sicheres Kommunikationsprogramm, da Audio direkt von dem Benutzer, mit dem Sie sprechen, gesendet und empfangen wird. Internet Phone kann auch an das IRC-Netz angeschlossen werden, so daß Sie eine Eins-zu-Eins-Konversation abhalten können. Falls Daten- bzw. Mithörschutz für Sie wichtig ist, können Sie private Gespräche führen. Durch den Zugang zum IRC-Netz können Sie auch andere Internet-Phone-Benutzer finden.
Derzeit brauchen beide Teilnehmer Internet Phone, um diese Einrichtung nutzen zu können. Das dürfte sich künftig aber ändern. Sie können eine kostenlose Testversion von Internet Phone von http://www.vocaltec.com/ herunterladen. Internet Phone ist Shareware, die zwar nach Ablauf der Testdauer nicht ungültig wird, aber nur 60 Sekunden Chat-Zeit erlaubt, danach werden Sie erbarmungslos aus der Konversation herausgeworfen.
Abgesehen von der oben genannten VocalTec-Site können Sie das Programm auch von vielen FTP- oder Web-Sites herunterladen. Die Datei heißt derzeit IPHONE40.EXE. Dann installieren Sie das Programm wie folgt:
Nachdem Sie Internet Phone installiert haben, können Sie in Sekunden online gehen. Bauen Sie wie üblich eine Internet-Verbindung auf und starten Sie Internet Phone.
Der Aufbau einer Konversation ist ebenso einfach (siehe Abbildung 37.4). Internet Phone verbindet Sie automatisch mit einem IRC-Server.
Abbildung 37.4: In Internet Phone eine Verbindung zum Chatten aufbauen
Selbstverständlich ist es im jedem Fall angesagt, vorher ein paar Optionen zu konfigurieren, um Internet Phone optimal einzustellen. Die Konfiguration bewältigen Sie in folgenden Schritten:
Die IRC-Vorgabeserver sind markiert, Sie können Sie aber in der Liste abwählen.
Abbildung 37.5: Sie können in Internet Phone beliebig viele IRC-Server für Telefonverbindungen einrichten
Abbildung 37.6: In diesem Dialogfenster können Sie Soundoptionen wählen
Sie sind bereit, mit jemandem im Internet zu telefonieren. Starten Sie das Programm, dann erscheint das Hauptfenster. Internet Phone verbindet Sie automatisch mit den IRC-Servern, die Sie in der Konfiguration gewählt haben.
Jemanden zu finden, der mit Ihnen sprechen will, ist auch nicht schwer. Klicken Sie auf das Symbol Call (das Telefon oben links im Hauptfenster), dann erscheint die Liste Global OnLine Directory mit Leuten und Themen, die so aussieht wie eine Liste mit IRC-Kanälen (siehe Abbildung 37.7). Sie können an mehreren Themen gleichzeitig teilnehmen. General eignet sich als Einstiegsthema am besten. Das ist auch die Vorgabe. Um eine Themenliste abzurufen, klicken Sie auf die Schaltfläche Public Chat Rooms. Machen Sie sich darauf gefaßt, daß es da draußen im Cyberspace wilde Diskussionen gibt.
Abbildung 37.7: Im Global OnLine Directory werden Leute und Gruppen aufgeführt, mit denen Sie chatten können
Um ein Gespräch einzuleiten, doppelklicken Sie auf die Person, die Sie interessiert. Sie hören einen Ton, der bedeutet, daß ein Versuch unternommen wird, die Verbindung herzustellen. Spricht der gewählte Teilnehmer bereits mit einem anderen Benutzer, erhalten Sie ein Besetztzeichen und eine entsprechende Meldung.
Gelangen Sie an jemanden, mit dem Sie sprechen können, werden Sie gleich feststellen, daß sich die Sprachqualität nicht viel vom konventionellen Telefon unterscheidet. Wie beim normalen Telefon kann man aber auch über das Internet die leichten Verzögerungen und das Knacken hören, das für Ferngespräche typisch ist. Schließlich laufen Sprachverbindungen im Internet über die gleichen Leitungen wie die im Telefonnetz.
Abbildung 37.8: Hier können Sie verschiedene Statistiken über Ihre Konversationen und die Qualität der Verbindung abrufen
Möchten Sie Voice-Mail an einen Freund senden, klicken Sie auf das Symbol Send Voice Mail oben links im Hauptfenster, dann erscheint ein Dialogfenster (siehe Abbildung 37.9).
Abbildung 37.9: In diesem Dialogfenster können Sie Voice-Mail versenden
Nicht jede Kommunikation muß Audio sein. Sie können auch mittels Text kommunizieren. Klikken Sie auf den Button TextChat Session oben links im Hauptfenster (unter dem Button Send Voice Mail – siehe Abbildung 37.10).
Abbildung 37.10: Hier können Sie wählen, ob Sie lieber mittels Text chatten möchten
Außerdem können Sie mit Kollegen in Echtzeit an gemeinsamen Projekten arbeiten. Klicken Sie auf den Button Whiteboard Session im Hauptfenster (unter TextChat Session – siehe Abbildung 37.11).
Abbildung 37.11: Mit der Whiteboard-Funktion können Sie in Echtzeit mit Kollegen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten
Haben Sie technische Fragen oder stoßen Sie auf Probleme, wählen Sie Support Wizard im Hilfemenü. Internet Phone startet Ihren Browser mit den entsprechenden Informationen (siehe Abbildung 37.12).
Abbildung 37.12: Internet Phone holt Hilfeinformationen auf Knopfdruck
Ein weiteres Programm zum Telefonieren im Internet ist Digiphone von Obicom (siehe Abbildung 37.13), das von Third Planet Publishing vertrieben wird. Während Internet Phone auf IRC-Server zugreift, baut Digiphone direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen den Benutzern auf.
Abbildung 37.13: Digiphone klinkt sich nicht in einen IRC-Server ein, sondern baut direkte Verbindungen zwischen Digiphone-Benutzern auf
Dadurch, daß Digiphone keinen zentralen Server durchläuft, ist das Programm vor Serverausfällen geschützt. Abstürze von Servern sind zwar relativ selten, aber dennoch ist das ein Problem weniger, um das man sich sorgen muß.
Wenn Sie Digiphone auf CD-ROM erhalten, ist die Installation einfach. Das Installationsprogramm läuft relativ schnell ab, weil sich auf der CD-ROM viele Zusätze (z. B. WAV-Dateien) befinden, die nicht unbedingt installiert werden müssen. Das eigentliche Programm paßt auf eine reguläre PC-Diskette.
Digiphone hat eine kompakte Benutzeroberfläche ohne viel Schnickschnack (siehe Abbildung 37.13). Alle Optionen werden über die Symbolleiste geöffnet. Digiphone registriert jeden neuen Benutzer automatisch.
Um Digiphone einzurichten, wählen Sie Connections im Menü Settings, dann geben Sie Ihren E-Mailnamen und den Mailserver ein. Das Programm übernimmt die Übersetzung des Mailnamens in eine IP-Adresse automatisch. Wenn Sie die IP-Adresse und den Namen des Mailservers Ihres Internet-Providers haben, können Sie diese Daten natürlich eingeben.
Im Dialogfenster Provider Settings können Benutzer mit dynamischen IP-Adressen die entsprechenden Werte eingeben. Um den Bereich der dynamischen IP-Adressen einzugeben, in den Ihre Adresse fällt, wählen Sie in diesem Dialogfenster die Option Advanced Direct Dial Configuration.
Nachdem Sie Digiphone gestartet haben, erscheint in der Taskleiste das verkleinerte Digiphone-Programm mit einer TCP/IP-Verbindungsanzeige. Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf dieses Symbol, um eine Liste mit ausführbaren Funktionen anzuzeigen. Von diesem Punkt an können Sie Digiphone konfigurieren. Öffnen Sie mit einem Rechtsklick auf das minimierte Digiphone die Option Connection Settings. Sie können hier Kompression, Verschlüsselung oder beides wählen (siehe Abbildung 37.14). Außerdem wird in diesem Fenster die Datenrate pro Sekunde angezeigt. Sie können die Vorgaben belassen. Wenn Sie den Wert erhöhen, verbessert sich die Qualität, aber auf Kosten der Leistung.
Abbildung 37.14: Hier können Sie Kompression und Verschlüsselung wählen
Haben Sie eine Sound-Blaster-Karte, läuft Digiphone im Vollduplexbetrieb. Ist Ihre Soundkarte nicht 100% mit Sound Blaster kompatibel, müssen Sie im Halbduplexbetrieb arbeiten.
Wählen Sie durch Rechtsklick auf das minimierte Digiphone die Option VOX Settings. Im danach erscheinenden Dialogfenster können Sie Werte für das Mikrophon setzen. Um die optimale Einstellung zu finden, müssen Sie eventuell ein bißchen experimentieren.
Auf der CD-ROM von Digiphone befindet sich eine gute Sammlung von WAV-Dateien. Öffnen Sie den Windows Explorer, legen Sie die CD-ROM ein und wählen Sie den Ordner Ringers. Sie finden dort viele interessante Sounddateien, die Sie in Ihren Medienordner kopieren können.
Die Digiphone-CD wird mit zwei Zusatzscheiben ausgeliefert. Darauf befinden sich Teile, für die es sich allein schon lohnt, Digiphone zu kaufen. Sie finden hochwertige Internet-Zugangsprogramme (siehe Abbildung 37.15). Das Glanzstück dieser Sammlung bildet der DigiSock TCP/IP Stack. Damit können Sie sich eine SLIP- oder PPP-Verbindung zum Internet einrichten.
Abbildung 37.15: Digiphone wird mit vielen wertvollen Zusätzen ausgeliefert, vor allem ausgezeichneter Internet-Zugangssoftware
Abbildung 37.16: Von dieser Site können Sie eine Testversion mit einer Registriernummer herunterladen
Haben Sie die E-Mail-Adresse eines Freundes, mit dem Sie in Digiphone chatten möchten, geben Sie den Namen in das Feld Connect To im Hauptfenster ein. Geben Sie den Domänennamen ein und hoffen Sie, daß Ihr Freund online ist. Nachdem Sie den Domänennamen eingegeben haben, erfolgt eine Suche nach Benutzern innerhalb dieser Domäne. Von denen, die gerade online sind, erscheint die E-Mail-Adresse in einer Liste. In dieser Liste können Sie einen Gesprächspartner auswählen. Das ist eine einfache Weise, mit jemandem zu chatten, wenn Sie nicht wissen, wer gerade online ist.
Als ich Digiphone erstmals ausprobierte, ist mir niemand eingefallen, den ich anwählen könnte. Im Handbuch steht, man kann sich von der Digiphone-Site eine Benutzerliste herunterladen. Ich wollte aber nicht in eine andere Anwendung wechseln, deshalb habe ich mit der obigen Liste einen Einstieg versucht, was auch geklappt hat. Außerdem können Sie über Directories, Global eine Benutzerliste nach Name, Land, Staat oder Zeitzone abrufen.
Das Entgegennehmen eines Gesprächs ist viel leichter. In einem Meldungsfenster werden Sie darauf hingewiesen, daß die und die Person mit Ihnen sprechen möchte. Sie können auf Accept oder Reject klicken, um die Einladung anzunehmen bzw. abzulehnen. Mir ist an Digiphone angenehm aufgefallen, daß ein Telefongeklingel ertönt, wie beim richtigen Telefon.
Internet Global Phone ist eigentlich nur für die Leute interessant, die begeisterte oder professionelle Programmierer sind. Hat man das Programm heruntergeladen, erwarten einen umfangreiche Konfigurationsaufgaben, die ohne Fachkenntnisse kaum zu bewältigen sind.
Bei diesem in Microsoft Visual C++ geschriebenen Programm müssen Sie die Benutzeroberfläche selbst zusammenstellen. Sie können das Programm kostenlos von ftp.cica.indiana.edu/win3/demos/IGP herunterladen. Sind Sie am Quellcode interessiert, wenden Sie sich an die Site ftp.cs.tu-berlin.de/pub/local/kbs/tubmik/gsm/ddj. Ich halte Internet Global Phone im derzeitigen Zustand eher als Werkzeug zum Lernen, nicht als Tool zum Arbeiten.
Speak Freely unterstützt drei Formen der Datenkompression und eine auf DES, IDEA und/oder einer Schlüsseldatei basierten Verschlüsselungsmethode (siehe Abbildung 37.17). Haben Sie PGP (Pretty Good Protection) auf Ihrem System Speak Freelyinstalliert, wird es von Speak Freely automatisch benutzt.
Abbildung 37.17: Hinter dem einfachen Aussehen von Speak Freely verbirgt sich viel Power
Speak Freely ist für Windows und UNIX erhältlich. Die Benutzer der zwei Plattformen können sich gegenseitig über einen Telefonbuchserver finden und anwählen.
Ferner ist Multicasting implementiert, was bedeutet, daß Diskussionen zwischen mehreren Gruppen erstellt werden können, denen man nach Wunsch beitritt. Wer keinen Zugang zu Multicasting hat, kann eine Broadcast-Fähigkeit nutzen, die Audioübertragungen an mehrere Hosts unterstützt (zumindest über ein schnelles Netzwerk).
Speak Freely wurde von John Walker, dem Gründer von AutoDesk und Programmierer von AutoCAD entwickelt. Sie können Speak Freely von seiner Home-Page unter http://www.fourmilab.ch/ herunterladen.
WebTalk ist das erste Programm für Internet-Sprachkommunikation von einem großen Softwareanbieter – Quarterdeck. Das Produkt ist ein Add-On für QMosaic, den WWW-Browser des Herstellers. Erkundigen Sie sich über WebTalk bei Quarterdecks Home-Page unter http://www.quarterdeck.com/ .
Gäbe es einen Wettbewerb für die auffälligste Benutzeroberfläche von Internet-Programmen für Sprachkommunikation, würde WebPhone sicher den ersten Preis holen. Dieses Programm sieht aus wie ein High-Tech-Funktelefon (siehe Abbildung 37.18).
Abbildung 37.18: Aussehen und Funktionsweise heben WebPhone von vergleichbaren Produkten ab
WebPhone ist besonders bedienungsfreundlich. Das von der Internet Telephone Company entwickelte WebPhone bietet eine Fülle von Optionen sowie vier Telefonleitungen. Es unterstützt Vollduplexbetrieb, falls man die richtige Soundkarte hat.
Über den Directory Assistance Server von ITEL kann man Verbindungen zu anderen WebPhone-Benutzern weltweit aufbauen. Daneben gibt es auch ein lokales Telefonbuch. Im Programm enthalten ist Voice Mail von NetSpeak.
Sie können WebPhone von der ITEL Home-Page unter http://www.itelco.com kostenlos herunterladen und ausprobieren. Aufgeschaltet wird das Programm gegen eine einmalige Gebühr von $ 49,95.
PowWow ist ein weiteres hervorragendes Programm PowWowdieser Kategorie (siehe Abbildung 37.19). Neben der Sprachkommunikation, mit der wir uns in diesem Kapitel befassen, können Sie in PowWow mit bis zu sieben Leuten gleichzeitig durch Tastatureingaben (und Sprache) chatten sowie Dateien austauschen, WAV-Dateien abspielen und gemeinsam im WWW browsen. Das ist das geselligste Programm, das ich je gesehen habe.
Abbildung 37.19: PowWow zeichnet sich durch besondere Freundlichkeit für kleine Gruppen aus
Den besonders »menschlichen Zug« hat das Programm seinen Schöpfern zu verdanken. Es wurde von einer Gruppe von Ureinwohnern Nordamerikas (die ja bekanntlich sehr freundlich sind) unter der Schirmherrschaft von Tribal Voice entwickelt. Diese Organisation bemüht sich darum, die Ureinwohner Nordamerikas in der High-Tech-Welt zu positionieren, was ihr mit kostengünstiger Software und guten Dienstleistungen ausgezeichnet gelingt.
In PowWow bauen Sie zu anderen Benutzern eine Verbindung über die E-Mail-Adresse auf. Das ist auch schon alles, was Sie brauchen, um mit PowWow zu arbeiten.
PowWow bietet viele angenehme und nützliche Funktionen. So können Sie beispielsweise von sich selbst ein JPEG-Bild an jemanden versenden. Sie können mit Leuten in Sprache oder Text chatten. Sie können andere zu einer gemeinsamen Surftour im WWW einladen – ein weiteres Merkmal, durch das sich dieses Programm von anderen unterscheidet.
PowWow implementiert einen Anrufbeantworter, auf dem Sie eine bis zu 255 Zeichen lange Nachricht aufzeichnen können, die abgespielt wird, wenn Sie den Anrufbeantworter eingeschaltet haben und jemand mit Ihnen Verbindung aufnimmt.
Sie sollten sich dieses Programm unbedingt ansehen. Sie finden es bei http://www.tribal.com/ . An dieser Site gibt es auch ein Telefonbuch mit allen PowWow-Benutzern.
TeleVox (vormals Cyberphone) ist ein Internet-Telefonprogramm, das Voll- und Halbduplexbetrieb unterstützt (siehe Abbildung 37.20). Es beinhaltet Treiber, um mit Soundkarten, die nur Halbduplex unterstützen, in Vollduplex zu arbeiten.
Abbildung 37.20: TeleVox hat eine freundliche Oberfläche mit großen bunten und gut beschrifteten Buttons
TeleVox ist für Windows, Linux und Solaris erhältlich und kann damit für sich beanspruchen, die meisten Plattformen im Bereich der Internet-Sprachkommunikation abzudecken. Außerdem unterstützt es mehrere Benutzer und speichert für jeden ein Benutzerprofil (mit Paßwort) ab. TeleVox basiert auf Servern, was bedeutet, daß zur Einleitung einer Konversation keine E-Mail- und IP-Adressen erforderlich sind. Sie klicken lediglich im Telefonbuch auf den Namen des Empfängers.
Sie können TeleVox von http://www.voxware.com/voxmstr.htm herunterladen.
TS Intercom von Telescape (siehe Abbildung 37.21) unterstützt in einer Sprachkommunikation das Anzeigen und Übertragen von Dateien.
Abbildung 37.21: Die Oberfläche von TS Intercom ist in zwei Ausschnitte für die zwei Teilnehmer einer Sitzung unterteilt
Der am besten ausgelegte Teil des Programms ist die Installationsroutine mit einer übersichtlichen Oberfläche und netten Grafiken. Aus technischer Sicht sind mir in TS Intercom die Optionen Word Length und Fidelity aufgefallen. Beide haben mit der Qualität von Audioübertragungen zu tun und verbessern die Leistung über langsame Anschlüsse.
In TS Intercom können Sie eine Grafikdatei im GIF-, JPEG- oder BMP-Format erstellen und als Signatur verwenden. Das muß nicht unbedingt ein Bild von Ihnen sein. Sie können beliebige Grafiken verwenden, z. B. Bilder, die einen Bezug zum diskutierten Thema herstellen.
Um eine Chat-Sitzung einzuleiten, geben Sie die E-Mail-Adresse des Empfängers ein. TS Intercom führt ein Telefonbuch mit allen Benutzern, mit denen Sie chatten.
Ein besonders starkes Merkmal ist die Fähigkeit, Dateien während einer Chat-Sitzung austauschen zu können. Abgesehen von Grafik- und Sounddateien für Unterhaltungszwecke können Sie auch Dokumente, CAD-Dateien oder Tabellenblätter im Rahmen Ihrer beruflichen Tätigkeit senden und empfangen.
TS Intercom kann von http://www.telescape.com/ heruntergeladen werden.
Es soll ja Leute geben, die am Telefonieren im Internet kein Interesse haben, sondern lieber in Echtzeit Klang anhören. Für sie ist eine neue Internet-Technik interessant, die bereits in verschiedenen Programmen implementiert wurde. Das Schlagwort lautet Echtzeitaudio und die derzeit bekanntesten Programme sind RealAudio von Progressive Networks und TrueSpeech von der DSP Group.
RealAudio ist der bekannteste Audio-Player. Er handhabt Echtzeitaudio (RA-Format). Mit RealAudio können Sie sich in Web-Sites wie ABC und NPR einklinken und Live-Sendungen anhören (siehe Abbildung 37.22). RealAudio ist Shareware. Nach dem Herunterladen von RealAudio füllen Sie das Formular aus und fordern Sie bei http://www.1.realaudio.com/get_password.html ab. Dadurch erhalten Sie Zugang zu Sites an http://www.realaudio.com , wo Sie den neuen Player gleich auf die Probe stellen können. Nach der Installation bedankt sich RealAudio nett für die Installation der Software.
Abbildung 37.22: Mit RealAudio können Sie Live-Sendungen anhören
Da es sich bei Live-Audiosendungen um eine Neuheit im Internet handelt, sind die angebotenen Inhalte noch nicht überwältigend. Vom ABC Information Network werden aber viele Titel, darunter Nachrichten, Sport und Sendungen von Peter Jennings, angeboten. Viele Leute greifen regelmäßig auf die Site von National Public Radio zu, wo sie beliebten Radiosendungen zuhören können. Die URL-Adressen der relevanten Sites finden Sie an der RealAudio-Site.
RealAudio gestattet Multitasking. So können Sie beispielsweise im Browser arbeiten, während Sie ein Audio übertragen. RealAudio ist ein sehr stabiles Internet-Utility.
Derzeit muß man einen Benutzernamen und ein Paßwort einholen, um auf RealAudio-Pages zugreifen zu können. Der Dienst ist aber kostenlos, deshalb lohnt sich dieser kleine Arbeitsaufwand. Nachdem Sie die Aufschaltung beantragt haben, erhalten Sie eine E-Mail mit einem Benutzernamen und einem Paßwort.
Sie können von der Home-Page von RealAudio auch Utilities herunterladen, mit denen Sie eigene RAM-Dateien erstellen können.
RealAudio ist eine Anwendung, die man auf jeden Fall im Auge behalten sollte. Sie ändert sich mindestens so schnell wie das Web selbst. Auch an Audioinhalten wird es künftig nicht mangeln. Sie können sich darauf verlassen, daß die großen Radio- und Fernsehstationen nicht am Web vorbeileben.
Jeder Klang kann digitalisiert werden, auch Sprache. Die Besonderheit an TrueSpeech ist, daß digitalisierter Klang mit dem herstellereigenen Format komprimiert werden kann, ohne die ausgezeichnete Qualität einzubüßen. Von DSP war zu erfahren, daß mit dieser Technik ein digitalisierter Sprachstreifen von einer Minute in eine Datei komprimiert werden kann, die nur 64 Kbyte groß ist. Die Technik wird gegen eine Gebühr an Entwickler lizenziert. Für uns aus Benutzersicht ist interessant, daß DSP den Echtzeit-Player TSPlay32 (siehe Abbildung 37.23) kostenlos anbietet. Sie können ihn von http://www.dspg.com/ herunterladen.
Abbildung 37.23: TrueSpeech ist ein ausgezeichneter Player, der für das Abspielen digitalisierter
Sprache optimiert wurde
TSPlay32 ist ein Programm für Windows 95, das TrueSpeech- und WAV-Dateien abspielt. Sie können das Programm auch als Hilfsprogramm für einen Browser konfigurieren, und damit alles Audiomaterial abspielen, das Sie beim Surfen im Web vorfinden.
TrueSpeech spielt Soundateien während eines Download in Echtzeit ab. Wenn Ihnen nicht gefällt, was Sie da hören, können Sie den Ladevorgang gleich unterbrechen, und müssen nicht erst warten, bis die Datei vollständig heruntergeladen wurde. Das spart Zeit und Kosten.
TrueSpeech ist zweifellos an vorderster Front der WWW-Neuheiten anzusiedeln. Es gehört zu der Sorte von Programmen, die unabhängig von einem Browser auf das Web zugreifen können. Diese Unabhängigkeit öffnet neue Möglichkeiten im Web. Künftig werden sicherlich weitere Programme dieser Art entwickelt.
Sprachkommunikation über das Internet Sprachdienstebefindet sich in der Anfangsphase, dürfte angesichts des enormen Potentials aber viele neue Möglichkeiten eröffnen.
Wie das Telefon Anfang dieses Jahrhunderts die Welt revolutionierte, könnte Internet-Sprachsoftware eine weitere Evolutionsstufe einläuten. Sprachkommunikation im Internet ist derzeit ein Bereich, mit dem sich vorwiegend »Bastler« beschäftigen, wie das beim Radio in den zwanziger Jahren der Fall war.
Der heutige Stand der Technik läßt zwar noch nicht zu, daß man mit Internet-Sprachwerkzeugen im Geschäftsumfeld telefonieren kann, aber das dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Für die private Kommunikation, die Ferngespraechgebuehrenüber das konventionelle Telefonnetz vorwiegend durch die hohen Ferngesprächgebühren eingeschränkt ist, bieten Chat-Programme für das Internet eine machbare und kostengünstige Alternative.
Diese neue Technik hat inzwischen viele Telefongesellschaften aus ihrer behäbigen Selbstsicherheit gerissen. Wir dürfen mit Sicherheit davon ausgehen, daß es in den nächsten Jahren einen harten Kampf um Marktanteile geben wird, denn schließlich geht es um das Überleben.
In naher Zukunft erleben wir – zumindest in den USA – die Verlegung von Glasfaserleitungen zu unseren Häusern. Im Klartext bedeutet das, daß mit einer Einspeisleitung im betreffenden Haushalt alle Kommunikationsformen, z. B. Fernsehen, Video-on-Demand, Internet-Zugang, zugänglich sind.
Insgesamt dürfte die Zukunft des Web von folgenden Elementen bestimmt werden:
Grenzen wir unseren Blick in die Zukunft auf den Audiobereich ein, liegen die Schwerpunkte wahrscheinlich bei folgenden Möglichkeiten:
Was mittel- bis langfristig im Internet passieren wird, kann nur vermutet werden. Sprachkommunikation hat jedenfalls das Potential, so einzuschlagen wie das Web. Ich könnte mir gut vorstellen, daß Geschäftsleute irgendwann einmal auf ihrer Visitenkarte außer E-Mail usw. auch eine Adresse für Sprachkommunikation aufdrucken.
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