Sie haben also einen Anschluß an das Internet. In Kapitel 10 haben Sie gelernt, wie E-Mail funktioniert, um Nachrichten rund um die Welt zu versenden. Aus anderen Kapiteln wissen Sie, was Sie mit Mailinglisten anstellen und wie Sie im UseNet arbeiten können. Das heißt, daß Sie im Internet schon ganz gut zurechtkommen.
Nun ist es an der Zeit, Ihnen weitere Möglichkeiten zu eröffnen. Machen Sie sich bereit. Mit Telnet wird ein erstklassiger PC in ein dummes Terminal verwandelt. Wie Sie in diesem Kapitel erfahren werden, hat das aber entscheidende Vorteile.
Telnet ist ein Programm, mit dem Sie sich direkt über das EinfuehrungInternet an einem entfernten Rechner anmelden können. Telnet nutzt dabei die Art, wie Computer über das Internet verbunden werden, d. h. durch Weiterleitung der Befehle des Benutzer vom lokalen Computer zum Host. Sind Sie direkt über ein Netzwerk an das Internet angeschlossen, können Sie mit Telnet bei Fernverbindungen zum Internet Kosten einsparen. Aber auch über eine SLIP/PPP-Verbindung lassen sich beträchtliche Einsparungen erzielen, falls Sie nicht über eine lokale Rufnummer Anschluß an das Internet erhalten.
Technisch betrachtet, ist Telnet ein Protokoll. Ein Protokoll ist eine Reihe von Anweisungen, die Computer verwenden, um zu erklären, wie Sie Informationen austauschen. Der Begriff Telnet bezeichnet normalerweise eine Anwendung, die das Telnet-Protokoll nutzt.
Protokolle funktionieren in etwa so: Nehmen wir an, Sie kaufen ein Buch von einem Freund in Frankreich für 10.000. Der Wert 10.000 ist zwar ein fester Preis, bedeutet aber für jeden etwas anderes, je nach dem, ob man von Französischen Francs, US-Dollar, D-Mark oder Lire spricht. Wenn Sie sich mit Ihrem Freund auf einen Preis in einer bestimmten Währung einigen, sprechen Sie in bezug auf den Preis die gleiche Sprache. Wenn zwei Computer sich darauf einigen, Informationen über ein spezifisches Protokoll auszutauschen, werden die übermittelten Datenpakete nach bestimmten Vereinbarungen übermittelt.
Protokolle greifen auch, wenn Sie eine Datei von irgendwo herunter- oder irgendwohin hochladen. Sie erhalten dabei in der Regel eine Reihe von Optionen angeboten, um die Datei zu übertragen, z. B. Xmodem, Zmodem oder Kermit. Das sind ebenfalls Protokolle. Sie basieren auf bestimmten Standards, die dem empfangenden Computer mitteilen, wie der sendende Computer die Informationen verpackt und abgibt.
Das Telnet-Protokoll macht im Grunde das gleiche wie ein Download- oder Upload-Protokoll, unterscheidet sich aber dahingehend, daß es dem entfernten Computer mitteilt, wie die Befehle vom lokalen Computer übertragen werden sollen. Das ermöglicht einem Benutzer in New York, an einem Rechner zu arbeiten, der in San Francisco, in Berlin oder sonstwo steht.
Nehmen wir als Beispiel an, Sie befinden sich auf einer Geschäftsreise und möchten eine Verbindung mit Ihrem Internet-Account aufnehmen, um E-Mail zu holen und die letzten News im UseNet zu lesen. Oder vielleicht haben Sie nur von Freunden erfahren, daß sie Programme auf ihren Computern haben, die genau die Analyse ausführt, die Sie in Ihrer Firma brauchen.
So oder so könnten Sie ein Modem benutzen, um sich Telnetan das entfernte System einzuwählen und das zu machen, was Sie vorhaben. Je nach dem, wo Sie sich befinden, wo der andere Computer steht, und wie lange Sie verbunden sein müssen, kann die Fernverbindung teuer zu stehen kommen.
Zum Glück können Sie eine einzigartige Anschlußmöglichkeit für Computer über das Internet nutzen. Sie können sich an einen entfernten Computer viel einfacher und kostengünstiger anklinken als über eine Wählverbindung. Und noch dazu ist diese Möglichkeit unkompliziert, wenn man betrachtet, daß es sich um ein Werkzeug handelt, das mit so vielen verschiedenen Rechnertypen zurechtkommt.
Die Rede ist vom Telnet-Protokoll. Es ist normalerweise in einer kleinen Software enthalten, die für den Zugriff auf das Internet benutzt wird. Da das Telnet-Protokoll standardisiert ist, sind die Mechanismen zur Ausführung von Telnet immer gleich.
Viele Leute sind mit den Fachbegriffen in Zusammenhang mit Großrechnern, die im Internet eine Rolle spielen, nicht vertraut. Einige Hintergrundinformationen sind aber hilfreich, um zu verstehen, wie Telnet-Programme funktionieren. Sie sind auch relevant bei der Auswahl eines Telnet-Programms.
Früher einmal erfolgte die gesamte Computerei auf Großrechnern, die oft ganze Räume füllten. Diese Maschinen konnten von vielen Leuten benutzt werden, die an Workstations oder Terminals auf diese Rechner zugriffen. Bei diesen Terminals handelte es sich im wesentlichen um einen Bildschirm und eine Tastatur. Im Gegensatz zu einem PC hat ein Terminal keinen eigenen Prozessor.
Die Hersteller sorgten dafür, daß diese Terminals mehr oder weniger auf bestimmten Standards basierten, damit man sie an die verschiedenen Rechnertypen anschließen konnte. Digital Equipment Corporation (DEC) fertigte beispielsweise Terminals der Serie VT. Am häufigsten wurden die Modelle VT100 und VT102 und die Varianten VT52 und VT220 eingesetzt.
Als das »gemeine Volk«, nicht nur Regierungsbeamte und Wissenschaftler, vermehrt Zugang zum Internet erhielt, wurden die meisten Großrechner im Internet so eingerichtet, daß über Terminals (anfangs war das Modell VT100 üblich) Informationen gesendet und empfangen werden konnten. Wollte man über einen PC mit einem Großrechner Verbindung aufnehmen, brauchte man ein Programm, das den PC »dumm« machte, damit er sich wie ein Terminal verhält. Eines dieser Programme ist HyperTerminal, das in Windows 95 enthalten ist. Auf diese Weise emuliert ein PC diese altmodischen Terminals. HyperTerminal kann beispielsweise ein VT52- oder VT100-Terminal sowie TTY und ANSI automatisch erkennen und emulieren. HyperTerminal ist aber nicht für den Anschluß an das Internet ausgelegt. Sein vorrangiger Zweck ist es, Systeme über einen asynchronen seriellen Anschluß mit einem Modem oder Nullmodemkabel zu verbinden. Windows 95 enthält ein einfaches Telnet-Programm zur Nutzung über eine Winsock-Internet-Verbindung. Wir sehen uns das später in diesem Kapitel genauer an.
Denken Sie daran: Wenn ein PC an einen entfernten Rechner angeschlossen ist, funktioniert er im wesentlichen wie die dummen Terminals von einst. Der PC wird dabei genutzt, um Informationen anzuzeigen, während die eigentliche Verarbeitung auf dem entfernten Rechner erfolgt.
Einfach ausgedrückt, sind ANSI und TTY weitere Standards zum Erfassen und Anzeigen von Daten. Computer, die ANSI-Terminals unterstützen, können Text normalerweise in Farbe anzeigen. TTY ist ein sehr einfacher Teletyp, der in bezug auf die Anzeige von Daten am Bildschirm mehr oder weniger völlig vom entfernten Rechner abhängt. Ein TTY-Terminal ist also eine elektronische Version des guten alten Fernschreibers.
Wenn Sie über ein Befehlszeilen-Account arbeiten, sind Sie wahrscheinlich daran gewöhnt, mit dem Internet in einer textbasierten Umgebung zu interagieren. Telnet ist eine ebenso schlichte Sache. Das soll auch so sein, damit zwei zufällig gewählte Computer miteinander arbeiten können, und das ungeachtet der unterschiedlichen Hard- und Software. Telnet bietet nur einen Befehlszeilenzugriff auf entfernte Rechner, mehr nicht.
Ungeachtet des Dienstes, auf den Sie über Telnet zugreifen, z. B. ein persönliches Account, ein BBS-System, ein interaktives Rollenspiel oder den Wetterbericht, müssen Sie die gleichen allgemeinen Prozeduren einhalten, die bei jedem Zugriff über ein Befehlszeilen-Account gelten.
Falls Sie überhaupt keine Ahnung haben, wie man Befehle in einer Befehlszeilensitzung ausführt, und auch keinen besonderen Wert darauf legen, diese Arbeitsweise kennenzulernen, wenden Sie sich statt dessen einem WWW-Browser zu (z. B. Microsoft Internet Explorer, Mosaic oder Netscape). WWW-Browser bieten Ihnen zwar nicht die gleichen Möglichkeiten, Befehle direkt an einen entfernten Rechner auszugeben wie Telnet, haben aber haben eine grafische Benutzeroberfläche, mit der Sie vertraut sind. Anders ausgedrückt: Browser können Sie mit einem entfernten Host (dem Web-Server) verbinden, sind aber nicht dafür ausgelegt, wie in Telnet direkte Befehle auszugeben.
Um Telnet auszuführen, müssen Sie die Adresse des Computers wissen, zu dem Sie eine Verbindung herstellen wollen. Die entscheidende Angabe ist der Hostname des Computers. Telnet benutzt diesen Hostnamen, um den entfernten Rechner zu kontaktieren, ähnlich wie Sie mit einer Telefonnummer einen bestimmten Teilnehmer erreichen können.
Bei einigen unternehmenseigenen Netzwerken muß man eventuell einen Proxy-Server benutzen, um über Telnet in einem lokalen Netzwerk die Sicherheitsmauer zu durchdringen. Diese Sicherheitsbarriere nennt man Firewall. Das ist eine Netzkomponente, die Eindringliche vom Netzwerk fernhält. Über einen Proxy-Server können Sie eine Telnet-Sitzung aufbauen, und dieser Server handhabt die eigentliche Transaktion zum externen Internet. Wie Sie zu diesem Proxy-Server eine Verbindung herstellen und welche Sicherheitsvorkehrungen einzuhalten sind, erfahren Sie von Ihrem Systemverwalter.
In Kapitel 10 über E-Mail haben Sie gelernt, wie Internet-Teilnehmer über E-Mail adressiert werden. Eine E-Mail-Adresse kann etwa so aussehen:
bk@access.digex.net
wobei bk der Benutzer und access.digex.net der Standort ist. Die Zeichenkette access.digex.net bezeichnet einen bestimmten Computer – sie ist der Hostname. Um Telnet zu benutzen, müssen Sie den Hostnamen des Computers wissen, zu dem Sie eine Telnet-Sitzung aufbauen wollen. Sind die für diesen Rechner zuständigen Leute damit einverstanden, daß sie zu deren System eine Telnet-Sitzung aufbauen, erhalten Sie die Adresse ihres Computers in Form eines Hostnamens.
Falls Sie aus irgendeinem Grund den Hostnamen des gewünschten Computers erraten müssen, hilft Ihnen dabei ein Blick auf die E-Mail-Adresse von jemandem, der an dem betreffenden System arbeitet. Aus dem vorherigen Beispiel kann man erraten, daß access.digex.net der Hostname ist.
Dieses Ratespiel ist aber nicht immer so einfach. Arbeitet Mary Beth an einem Computer am Loyola College und lautet ihre E-Mail-Adresse Mary_Beth@grey.loyola.edu, würden Sie mit dem Hostnamen grey.loyola.edu in Ihrer Telnet-Sitzung wahrscheinlich eine Fehlermeldung erhalten.
Was also bedeutet das alles? Höchstwahrscheinlich handelt es sich bei der E-Mail-Adresse der Dame um einen lokalen Knoten. Das ist wichtig für das College, weil unter Umständen viele Benutzer am System hängen. Das Internet kümmert sich nicht um die feine Unterscheidung. Es muß nur eine Verbindung mit loyola.edu herstellen und übergibt die Arbeit von dort den lokalen Computern.
Kommen Sie also mit dem Erraten des Hostnamens aus einer vorhandenen E-Mail-Adresse nicht weiter, versuchen Sie es ohne das erste Wort vor dem @-Zeichen. Falls auch das nicht funktioniert, rufen Sie jemanden von der betreffenden Firma an und lassen Sie sich den Hostnamen geben.
Zusätzlich zum Hostnamen hat jeder Computer eine numerische Bezeichnung, die die gleiche Bedeutung hat wie der Hostname. Gehen wir hier von einem fiktiven Beispiel aus. Der Hostname eines Computers lautet hal.jupiter.net und die numerische Adresse ist 11.16.19.94 (das ist die IP-Adresse).
Möchten Sie eine Telnet-Sitzung zu diesem Computer aufbauen, können Sie entweder den Hostnamen (hal.jupiter.net) oder die numerische Adresse (11.16.19.94) verwenden. Zuweilen ist es aber nützlich, die numerische Adresse auf jeden Fall zu kennen, auch wenn man sie sich weniger gut merken kann als Hostnamen.
Stellen Sie sich das so vor: Sie heißen Mary Elizabeth Jones und nennen sich vielleicht Mary, Mary Beth, Mary Elizabeth, MEJ oder noch anders, aber Ihre Personalausweisnummer bleibt dessen ungeachtet gleich.
So ähnlich funktioniert das bei den Computern im Internet. Die Systemverwalter ändern manchmal den Namen ihrer Computer, aber die numerische Adresse bleibt gleich. Deshalb ist es gut, über die numerischen Adressen von Computern, zu denen man hin und wieder eine Verbindung herstellen will, zu verfügen.
Wir betrachten hier ein anderes Beispiel. Sie sitzen irgendwo in Kalifornien und möchten Ihr Account bei einem lokalen Internet-Provider in Washington unter hal.jupiter.net kontaktieren. Sie borgen sich ein paar Minuten des Befehlszeilen-Accounts eines Freundes in Kalifornien, um auf Ihren Computer in Washington zuzugreifen. Ungeachtet dessen, ob Sie ein Befehlszeilen-Account oder eine TCP/IP-Verbindung benutzen, sind die Grundlagen für eine Telnet-Sitzung gleich.
Wenn Sie eine Verbindung zum Internet über ein Befehlszeilen-Account aufbauen, wählen Sie sich praktisch in den anderen Rechner ein, auf dem sich die Programme befinden, die für den Zugriff auf das Internet erforderlich sind. Eines davon ist Telnet.
Nehmen wir an, Sie möchten das Telnet-Programm ausführen und eine Verbindung zu Ihrem Account unter hal.jupiter.net aufbauen. Das machen Sie in folgenden Schritten:
Nach der Eingabe des Paßworts sind Sie am Account angemeldet und können es benutzen, als ob das Terminal direkt an der Maschine angeschlossen wäre. Telnet verschwindet in den Hintergrund, wo es Ihre Befehle an den entfernten Computer verarbeitet. Wenn Sie sich vom entfernten Account abmelden, wird Telnet automatisch geschlossen.
Wenn ich versuche, eine Telnet-Sitzung aufzubauen, erhalte ich die Meldung Trying, aber sonst passiert nichts. Woran liegt das?
Ist der entfernte Rechner, zu dem Sie eine Verbindung aufbauen möchten, besetzt oder aus irgendeinem Grund nicht betriebsbereit, versucht Telnet trotzdem, die Verbindung herzustellen. Die Meldung, die Sie erhalten, bleibt am Bildschirm angezeigt, aber es kommt keine Verbindung zustande. In diesem Fall sollten Sie den Anschlußversuch mit (Strg)+(J) abbrechen. Daraufhin erhalten Sie folgendes Telnet-Prompt:
telnet>
Sie können hier entweder eine neue Adresse oder quit bzw. q eingeben, um zur ursprünglichen Verbindung zurückzukehren.
Falls das System, das Sie anzuwählen versuchen, nicht existiert (oder falls der Name nicht stimmt), reagiert Telnet mit der Meldung unknown host. Erhalten Sie diese Meldung, überprüfen Sie den Systemnamen und versuchen Sie es erneut.
Viele Internet-Provider bieten ihren Kunden auch Shell-Accounts auf einem Computer, der unter dem UNIX-Betriebssystem läuft. Haben Sie über Telnet Zugang zu einem solchen Account, können Sie das Programm durch verschiedene zusätzliche Befehle steigern.
Im allgemeinen starten Sie Telnet, indem Sie telnet und die Adresse eines bestimmten Computers eingeben. Im vorherigen Beispiel wurde telnet hal.jupiter.net eingegeben. Durch diese Zeile wird Telnet eingeschaltet und angewiesen, die entsprechende Verbindung aufzubauen. Ab diesem Punkt übernimmt Telnet.
Hier eine zweite Art, Telnet von einem unixbasierten System aus zu starten:
Diese Methode ist identisch mit der Eingabe von telnet hostname. Ehrlich gesagt, finde ich es einfacher, das ganze Ding einfach als einen Befehl einzugeben. Dennoch ist es gut, die verschiedenen Möglichkeiten kennenzulernen.
Nehmen wir an, Sie und Ihr Freund Juan arbeiten an einem gemeinsamen Projekt. Er hat Sie in einer Nachricht gebeten, einige Informationen, die Sie eingeholt haben, durch ein Programm in seinem Account laufen zu lassen. Mit Telnet können Sie sich einfach direkt an seinem Account anmelden.
Da Sie Juans E-Mail-Adresse kennen (juanm@hal.jupiter.net), erraten Sie den Hostnamen des betreffenden Rechners.
Sie verfahren wie folgt, um auf Juans Account zuzugreifen:
Ach, Sie haben das nötige Paßwort vergessen. Zum Glück erinnern Sie sich, daß es in der E-Mail steht, die Ihnen Juan gesendet hat. Damit Sie die Verbindung nicht abbrechen und später wieder aufbauen müssen, können Sie ein paar UNIX-Tricks anwenden, und die Nachricht öffnen, in der das Paßwort steht. Dabei kann die Telnet-Sitzung weiterlaufen, während Sie Ihr Mail-Programm öffnen. In diesem Fall fahren so fort:
Diese Routine ist sehr nützlich, um während einer aktiven Telnet-Sitzung eine andere Anwendung zu öffnen.
Führen Sie Telnet von einem Befehlszeilen-Account aus, schaltet sich Telnet normalerweise beim Abmelden vom entfernten Rechner automatisch ab. Möchten Sie aus irgendeinem Grund die Telnet-Sitzung manuell abbauen, verfahren Sie so:
Die meisten Computer erfassen die Zeit, wie lange jemand über eine Telnet-Sitzung an sie angeschlossen bleibt. Telnet verbraucht Ressourcen, d. h. Systeme werden durch Telnet belegt und können während dieser Zeit nicht anderweitig durch andere Benutzer verwendet werden. Das liegt natürlich nicht im Sinne der Systemverwalter, die bestrebt sind, daß ihre Systeme möglichst immer verfügbar sind. Aus diesem Grund kann es passieren, daß Sie nach einer bestimmten Zeit, in der Sie nichts eingeben, automatisch abgemeldet werden. Das kann vor allem passieren, wenn man das Telnet-Programm in Hintergrund laufen läßt und ganz vergißt, daß die Verbindung noch steht.
Gelegentlich wird in einer Telnet-Adresse ein Port angegeben, z. B. hal.jupiter.net port 2001. Eine Telnet-Verbindung zu einem bestimmten Port gibt Ihnen die Möglichkeit, sich an ein entferntes System für einen spezifischen Zweck anzumelden, z. B. an einen Wetter-Server oder zur Teilnahme an einem interaktiven Spiel.
Das gesamte Portkonzept reicht zurück in die Tage, als die Verarbeitung allgemein auf Großrechnern erfolgte. Die angeschlossenen Terminals wurden an bestimmte Ports angeschlossen und hatten damit jeweils eine Portadresse. Das ist vergleichbar mit den Ports an Ihrem PC für Tastatur, Maus usw. Internet-Ports werden für spezifische Aufgaben eingerichtet. So finden Sie interaktive Spiele beispielsweise auf Port 4201. WWW-Server haben normalerweise Port 80. Telnet nutzt Port 23, von dem das Telnet-Protokoll automatisch ausgeht, wenn nichts Gegenteiliges angegeben wird.
Alle Ports mit der Nummer 80 sind normalerweise Web-Sites. Die meisten Ports mit der Nummer 23 nutzen Telnet. Der Grund liegt daran, daß es tatsächlich eine Internet-Organisation gibt, die Portnummern für spezifische Nutzungen zuweist. Diese Portzuweisungen sind im gesamten Internet standardisiert.
Interaktive Spiele zwischen mehreren entfernten Mitspielern, z. B. MUD, MOO, MUSH usw., bereiten vielen Benutzern großen Spaß, weil alle gleichzeitig über eine Telnet-Sitzung miteinander spielen können.
Nehmen Sie beispielsweise in einer Telnet-Sitzung an einem MUD-Spiel teil, übernehmen Sie einen Part des Spieles mit Hunderten, wenn nicht Tausenden anderer Benutzer, die jeweils wieder eine Rolle übernehmen. Der Spaß liegt insbesondere daran, daß das Spiel monatelang laufen kann. Es kommt vor allen Dingen an auf Originalität, Erfindergeist und die Fähigkeit, über längere Zeit in Szene zu bleiben.
Als Beispiel gehen wir davon aus, daß Sie an DUNE II, einem locker auf dem Universum von Frank Herbert in seiner Serie Dune Books geschaffenen MUSH-Spiel, über eine Telnet-Sitzung teilnehmen möchten. DUNE II befindet sich derzeit am mindport.net port 4201. Sie würden sich so einklinken:
Sie können natürlich auch über ein SLIP- oder PPP-Account eine Telnet-Verbindung aufbauen. Wie eine SLIP- oder PPP-Verbindung eingerichtet wird, wurde in Kapitel 5 (Windows 95), 6 (Windows NT) und 7 (Windows 3.1 mit Trumpet Winsock) beschrieben.
Die einfachste Nutzung von Telnet unter Windows 95 und Windows NT ist die Verwendung der Version, die im jeweiligen Betriebssystem enthalten ist. Um die Dinge nicht unnötig zu verkomplizieren, beschreibe ich hier Telnet unter Windows 95. Der Großteil ist auch auf Windows NT anwendbar. Telnet unter Windows 95 sieht nicht ausgeklügelt aus, aber es ist einfach und sehr zuverlässig.
So einfach können Sie Telnet unter Windows starten:
Abbildung 30.1: Telnet im Dialogfenster Ausführen starten
Sie können den Telnet-Client von Windows 95 auch aus Windows 95 heraus in DOS ausführen.
Wenn Sie Telnet häufig benutzen, lohnt es Startmenue-Iconsich vielleicht, in das Startmenü eine Verknüpfung für Telnet einzufügen. Verfahren Sie so:
Abbildung 30.2: Telnet-Fenster unter Windows 95
Um eine Telnet-Sitzung in Windows 95 zu einem entfernten System aufzubauen, stellen Sie eine Verbindung zu Ihrem Internet-Provider her und starten Sie Telnet. Dann gehen Sie so vor:
Abbildung 30.3: Telnet-Verbindung unter Windows 95 aufbauen
Windows 3.1 enthält kein Telnet-Clientprogramm (oder überhaupt einen Internet-Dialer). Sie müssen folglich ein Programm eines Drittanbieters installieren, z. B. NetTerm, eines der besten Telnet-Programme im Web. Holen Sie sich das Programm von http://starbase.neosoft.com/~zkrr01/ntdl.html . Klicken Sie auf die Datei NT16290.ZIP. Das ist die 16-Bit-Version für Windows 3.1.
So installieren Sie NetTerm:
Abbildung 30.4: Installieren des Telnet-Programms NetTerm
NetTerm fügt eine eigene Programmgruppe in den Programm-Manager ein. Um NetTerm auszuführen, öffnen Sie die Programmgruppe und doppelklicken Sie auf das NetTerm-Icon. Wie sich NetTerm anfangs präsentiert, sehen Sie in Abbildung 30.5.
Abbildung 30.5: NetTerm ist flexibler als das in Windows 95 enthaltene Telnet-Programm
Die Verwendung von Telnet über ein lokales Netzwerk (LAN) hängt von der Flexibilität ab, die der LAN-Verwalter den Benutzern gewährt. Im allgemeinen richtet der LAN-Verwalter den Anschluß an das Internet über einen Punkt des lokalen Netzes ein. Alle an das LAN angeschlossenen Computer greifen über diesen einen Punkt auf das Internet zu. Der LAN-Verwalter kann vorgeben, wer welche Zugriffsart über das LAN zum Internet hat.
Bei manchen lokalen Netzwerken werden einzelne Workstations mit je einer eigenen IP-Adresse eingerichtet. Sind an Ihrer Workstation TCP/IP-Verbindungen möglich, dürften Sie Software wie WINTel von NCSA oder Chameleon Telnet für Windows auf die gleiche Weise benutzen können wie bei einem SLIP- oder PPP-Anschluß.
Ist TCP/IP an Ihrer Workstation nicht verfügbar, hat der LAN-Verwalter eventuell einen speziellen Mechanismus vorgesehen, um Telnet und andere Internet-Dienste zu nutzen. Wie wissen Sie, ob TCP an Ihrer Workstation verfügbar ist? Sie können natürlich den LAN-Verwalter fragen. Haben Sie aber Programme wie Telnet, Mosaic und FTP auf Ihrer Workstation, ist es sehr wahrscheinlich, daß die Station eine eigene IP-Adresse hat.
Doch auch ohne eigene IP-Adresse ist der Anschluß an das Internet möglich. Manche Netzverwalter gewähren Zugang zu speziellen Versionen von Internet-Utilities, die ohne eigene IP-Adresse benutzt werden können. Alle Telnet-Utilities erfordern die gleichen Informationen, gleichgültig, wie sie sich dem Benutzer darstellen. Das heißt, Sie brauchen immer einen Hostnamen und eine Portnummer, falls zutreffend. Haben Sie diese Informationen, können Sie Telnet nutzen, ungeachtet dessen, wie es in Ihrem LAN eingerichtet wurde.
Scheuen Sie sich nicht, um Hilfe zu fragen, wenn Sie an einem entfernten System angemeldet sind und nicht weiterwissen. Die meisten Systeme, die Telnet unterstützen, halten umfassende Hilfedateien für die Benutzer bereit. Diese erreichen Sie normalerweise durch Eingabe von help (in Groß- oder Kleinbuchstaben versuchen) in der Befehlszeile. Bei manchen Systemen muß der Befehl MAN, gefolgt von einem weiteren Befehl, eingegeben werden. Diese Hilfedateien betreffen aber meist nur das Betriebssystem. Der Zugriff auf diese Hilfedateien wird nicht aufgezeichnet, was bedeutet, daß keiner nachsieht, wer wann wie oft Hilfe in Anspruch genommen hat. Halten Sie sich nicht zurück, reichlich vom jeweiligen Hilfesystem Gebrauch zu machen, wenn Ihnen etwas unklar ist.
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