In Kapitel 16 erfahren Sie alles über den interessantesten Aspekt des Internet: das World Wide Web (WWW). Sie haben sicher schon gehört, daß Sie im WWW im Internet surfen und Text, Grafiken, Sound und Videos in verschiedenen Formaten ansehen und herunterladen können.
Lange vor der Entwicklung des WWW tauschten Leute über das Internet aber schon Binärdateien, d. h. Dateien, die nicht nur reinen ASCII-Text, sondern andere Elemente enthielten, und ausführbare oder komprimierte Dateien aus. Sie mußten dafür andere Internet-Anwendungen benutzen, z.B. FTP (siehe Kapitel 31) und Gopher (siehe Kapitel 32). Darüber hinaus kann man aber Binärdateien auch über E-Mail und UseNet austauschen, sofern man die Dateien vor dem Versenden kodiert (in ASCII-Text umwandelt) und bei Erhalt wieder dekodiert.
Nehmen wir als Beispiel an, jemand möchte – endlich! – von mir in voller Hockey-Montur in Aktion Fotos machen, und ich möchte meinem Freund ein Foto senden. Angesichts des Computerzeitalters und meines übertriebenen Sinns für Sparsamkeit entschließe ich mich, das Bild als Datei über E-Mail zu versenden. Nun stellt sich die Frage, wie ich das anstelle (siehe Abbildung 15.1).
Beim Kodieren wird eine Binärdatei, z.B. eine Bilddatei, ein ausführbares Programm oder eine komprimierte Datei, in ASCII-Text konvertiert. Beim Dekodieren wird die ASCII-Textdatei wieder in das Ausgangsformat zurückversetzt. Nachdem eine Binärdatei in eine ASCII-Datei konvertiert wurde, ist sie für den Benutzer an sich unbrauchbar. Wenn Sie eine solche Datei öffnen, sehen Sie nur ein wirres Durcheinander von Buchstaben. Um etwas mit einer solchen Datei anfangen zu können, muß sie wieder in das richtige Format gebracht werden.
Abbildung 15.1: Seht mal her, ich kann wirklich Hockey spielen!
Und wozu das alles?, werden Sie jetzt fragen. Aus dem einfachen Grund, daß im Internet nur ASCII-Zeichen ausgetauscht werden können. Die Netzwerke, aus denen sich das Internet zusammensetzt, wurden nicht so eingerichtet, daß etwas anderes als ASCII-Text befördert werden kann. Und nicht nur das, es kommen auch keine Sonderzeichen, z.B. die Umlaute in Deutsch, richtig an. Eben nur reiner ASCII-Text, also sieben Datenbit pro Byte. Da alle Sonderzeichen und Binärdateien acht Bit nutzen, können sie im Internet nicht »unbehandelt« übertragen werden. Das geht nur bei bestimmten Internet-Anwendungen, z.B. FTP und WWW, nicht aber – ausgerechnet! – bei E-Mail und UseNet. Da das Motto lautet, warum denn einfach, wenn's auch umständlich geht, gibt es bestimmte Programme, mit denen solche Daten umgewandelt werden können.
Die heute üblichen Kodiermethoden sind UUEncode und MIME. MIME – die Abkürzung von Multipurpose Internet Mail Extensions – ist ein zum Austausch von Binärdateien im Internet entwickelter Standard. UUEncode ist ein älterer Standard, der ursprünglich für Unix-Systeme entwickelt wurde. Nicht alle Versionen von UUEncode/UUDecode sind untereinander kompatibel. Deshalb sollten Sie bevorzugt MIME wählen, wenn Sie die Wahl haben.
Als weitere Kodiermethode ist BinHex ebenfalls sehr bekannt, wird aber nur für den Macintosh benutzt. Später in diesem Kapitel lernen Sie, wie Sie mit BinHex kodierte Dateien erkennen. Da wir uns in diesem Buch aber mit der Windows-Welt beschäftigen, wird dieses Kodierprogramm nur kurz angeschnitten.
Wie in den jeweiligen Kapiteln (11 über Microsoft Exchange und 13 über Eudora) beschrieben wurde, sind Microsoft Exchange und Eudora E-Mailprogramme, die unter Windows laufen, und in denen Sie Binärdateien an E-Mail anhängen können.
In Microsoft Exchange können Sie Dateien mit MIME oder UUEncode kodieren und versenden. So wählen Sie eine der zwei Kodiermethoden aus:
Abbildung 15.2: In diesem Fenster wählen Sie, ob MIME oder UUEncode für ausgehende Binärdateien benutzt werden soll
Eudora ist ein gutes E-Mail-Programm, in dem Sie Dateien in MIME oder BinHex kodieren können. Im Fenster zum Verfassen einer neuen Nachricht können Sie in Eudora die zu benutzende Kodiermethode festlegen (siehe Abbildung 15.3). Für den Austausch von Dateien zwischen Windows-Maschinen wählen Sie auf jeden Fall MIME. BinHex wählen Sie nur, wenn Sie Nachrichten mit Anlagen an einen Mac-Nutzer senden.
Abbildung 15.3: Kodiermethode für Binärdateien in Eudora wählen
Um in Eudora eine Binärdatei an eine E-Mail anzuhängen, verfassen Sie die Nachricht auf die übliche Weise, dann wählen Sie die Option Attach File im Menü Message (oder drücken Sie STRG+H), wie in Abbildung 15.4 aufgezeigt. Danach erscheint ein Windows-übliches Dialogfenster, in dem Sie die anzuhängende Datei wählen können. Nachdem Sie eine Datei (oder auch mehrere) gewählt haben, erscheint der Dateiname (oder die Namen, wenn Sie mehrere Dateien anhängen) im Abschnitt Attachments der Nachricht.
Abbildung 15.4: Anhängen einer Binärdatei an eine Nachricht in Eudora
Arbeiten Sie mit einem E-Mail-Programm wie Microsoft Exchange oder Eudora, ist die Kodier- und Dekodiermethode an sich nicht besonders relevant. Diese Programme besorgen das Kodieren ausgehender und das Dekodieren eingehender Dateien automatisch. Wenn Sie mit einem anderen E-Mail-Programm arbeiten oder eine kodierte Datei über andere Wege erhalten, müssen Sie zwischen den verschiedenen Kodierschemata unterscheiden können.
In den Abbildungen 15.5 und 15.6 sehen Sie die E-Mail-Nachrichten mit dem angehängten Hokkey-Bild, einmal mit MIME (in Eudora) und einmal mit UUEncode (in Microsoft Exchange) kodiert.
Abbildung 15.5: Oberer Teil einer E-Mail mit einer angehängten Grafikdatei, die mit MIME kodiert wurde
Abbildung 15.6: Oberer Teil einer E-Mail mit einer angehängten Grafikdatei, diesmal aber mit UUEncode kodiert
Die mit MIME und UUEncode kodierten Dateien können leicht unterschieden werden:
Am Ende dieses Kapitels wird noch aufgezeigt, wie die mit BinHex kodierten Dateien aussehen.
Wie bereits erwähnt, werden Binärdateien automatisch kodiert und dekodiert, wenn Sie mit Microsoft Exchange, Eudora oder einem anderen E-Mail-Programm arbeiten, das diese Aufgaben automatisch ausführt. Irgendwann stoßen Sie aber vielleicht auf eine kodierte Datei, die nicht Ihr Mailprogramm durchlaufen hat. Eventuell wollen Sie eine Datei dekodieren, ohne sie gleich als E-Mail zu versenden. Für solche Fälle brauchen Sie ein Programm, mit dem Sie Dateien aus Windows heraus kodieren und dekodieren können. Ein solches Programm ist WinCode.
In der Annahme, daß Sie mit einer ZIP-Datei beginnen, in der die WinCode-Dateien zusammengepackt wurden (bei mir war das WNCOD271.ZIP), installieren Sie WinCode wie folgt:
Abbildung 15.7: WinCode installieren
Abbildung 15.8: Verzeichnis für WinCode wählen
Abbildung 15.9: In diesem Installationsfenster können Sie nach Bedarf einige Optionen ändern
Da WinCode für Windows 3.1 und Windows for Workgroups geschrieben wurde, wird im Installationsprozeß weder ein Eintrag für das Programm in das Startmenü noch eine Verknüpfung auf den Desktop gestellt. Ich habe für dieses Programm ein Shortcut auf dem Desktop von Windows 95 eingerichtet (siehe Abbildung 15.10).
Abbildung 15.10: Das Shortcut für WinCode auf meinem Desktop von Windows 95
Haben Sie anläßlich der Installation die Datei README.TXT gelesen, wissen Sie schon, daß der Autor das Programm auf eine eher ungewöhnliche Art vertreibt. WinCode ist Freeware, was bedeutet, daß es kostenlos ist. Andererseits ist es aber mit einem Urheberrecht belegt, so daß es nicht im Public-Domain angesiedelt ist. Der Autor berechnet $ 5 für das Übersenden der Hilfedatei zu WinCode auf Anfrage. Diese Gebühr berechtigt den Benutzer auch zu regelmäßigen Updates und technischer Unterstützung über E-Mail.
Wie der Autor angibt, kann das Programm aber auch ohne Hilfedatei problemlos benutzt werden. Um Sie dabei zu unterstützen, beschreibe ich die einzelnen Aufgaben in WinCode in den nächsten Abschnitten. Um WinCode über diese Grundfunktionen hinaus zu nutzen und in den Genuß regelmäßiger Updates und technischer Unterstützung zu kommen, lohnt sich aber die Registrierung meiner Meinung nach schon.
Wenn Sie WinCode starten, sehen Sie als erstes den in Abbildung 15.11 dargestellten Bildschirm. Sie können die Menübefehle oder die entsprechenden Schaltflächen benutzen.
Abbildung 15.11: Der Eingangsbildschirm von WinCode
Abbildung 15.12: Kodiermethode in WinCode wählen
Abbildung 15.13: Header-Typ in WinCode wählen
Abbildung 15.14: Datei zum Kodieren in WinCode auswählen
Die gewählte Datei wird kodiert und der Name der Ursprungs- und der fertig kodierten Datei erscheinen in den entsprechenden Feldern im WinCode-Hauptfenster. Die Statusleisten verlaufen während der Kodierung von links nach rechts. Kann der Vorgang ohne Schwierigkeiten abgeschlossen werden, erscheint eine entsprechende Meldung.
Das Dekodieren von Dateien ist in WinCode ebenso einfach wie das Kodieren. Wählen Sie die Option Decode aus dem File-Menü, oder klicken Sie auf die Decode-Schaltfläche (die zweite von links) in der Symbolleiste. Sie können aber auch die zu dekodierende Datei auf das WinCode-Shortcut auf dem Desktop ziehen (falls Sie ein Shortcut angelegt haben).
Abbildung 15.15: In diesem Dialogfenster können Sie verschiedene Decode-Optionen setzen
WinCode weist eine Reihe weiterer Merkmale auf. Über einige der ausgeklügelten Funktionen erfahren Sie, wenn Sie Ihre Programmkopie registrieren und daraufhin die Hilfedatei erhalten. Ich habe oben nur beschrieben, wie Sie eine Datei kodieren und dekodieren können. Sie können mit WinCode natürlich viel mehr anfangen. So können Sie beispielsweise in mehrere Teile zerstückelte kodierte Dateien automatisch in der von Ihnen gewählten Reihenfolge verknüpfen lassen. Ein sehr eindrucksvolles Merkmal von WinCode ist die Möglichkeit, WinCode in ein anderes Programm, z.B. Eudora (siehe Kapitel 13), einzubinden, so daß Sie die WinCode-Funktionen direkt aus dem betreffenden Programm heraus benutzen können.
Sie können WinCode so einrichten, daß eine Datei vor dem Kodieren automatisch komprimiert bzw. nach dem Dekodieren automatisch dekomprimiert wird. Diese Optionen werden im Encode- bzw. Decode-Dialogfenster gewählt. Klicken Sie hierfür auf das ZIP/UNZIP-Register im Decode-Dialogfenster. Dann erscheint das in Abbildung 15.16 gezeigte Dialogfenster. Als wichtigste Optionen müssen Sie hier den Pfad zum ZIP-Programm eingeben. Dann klicken Sie auf die ZIP- bzw. UNZIP-Schaltfläche im Encode- oder Decode-Fenster, um die Datei automatisch komprimieren bzw. entpacken zu lassen.
Abbildung 15.16: Optionen zum automatischen Komprimieren und Dekomprimieren von Dateien in WinCode setzen
Wie bereits erwähnt, ist UseNet und Internet-Mail dahingehend gleich, daß nur ASCII-Dateien ausgetauscht werden können. In späteren Kapiteln wird noch erklärt, daß UseNet das Internet-Gegenstück von Bulletin-Boards ist. Zusätzlich zu Textnachrichten besteht natürlich auch der Wunsch, Bilder und anderes Material zu übertragen. Folglich besteht auch in Verbindung mit diesen Diensten ein starker Bedarf zum Kodieren von Binärdaten. Es können auch die gleichen Methoden angewandt werden. Derzeit ist der Standard für Mac-Gruppen im UseNet die Kodiermethode BinHex, während UUEncode in den meisten anderen Fällen angewandt wird. Wie bei E-Mail gilt auch bei UseNet, daß der News-Reader solche Dateien nicht automatisch dekodiert (siehe auch Kapitel 27), deshalb brauchen Sie ein Programm wie WinCode.
Im UseNet und im Internet im allgemeinen schwirren natürlich auch Dateien herum, die weder mit MIME noch mit UUEncode kodiert wurden. Abgesehen von diesen beiden Kodiermethoden wird BinHex für den Macintosh wahrscheinlich am häufigsten angewandt. Ein Beispiel sehen Sie in Abbildung 15.17.
Abbildung 15.17: Beispiel einer mit BinHex kodierten Datei
Mit BinHex kodierte Dateien sehen ähnlich aus wie MIME-kodierte Dateien, können aber nicht mit MIME dekodiert werden.
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