Nachdem Sie ein Mail-Account bei einem Internet-Provider eingerichtet haben, stehen Ihnen zahlreiche Aktivitäten offen. Einige entsprechen dem, was Sie vielleicht erwartet haben, z.B. die Möglichkeit, mit jedem Internet-Nutzer der Welt Mail austauschen zu können (siehe Kapitel 10). Wie Sie aus früheren Kapiteln wissen, stehen Ihnen dafür reichlich Funktionen zur Verfügung, z.B. mit Eudora (siehe Kapitel 13) und Microsoft Exchange (siehe Kapitel 11).
Abgesehen von der üblichen E-Mail haben Sie aber noch weitere Möglichkeiten, die Sie mit Ihrem Internet-Account ausschöpfen können. In diesem Kapitel lernen Sie, wie Sie an Internet-Mailinglisten teilnehmen, was Sie damit machen und wie Sie diese wieder verlassen können.
Jedesmal, wenn ich eine Verbindung zu meinem Mail-Account aufbaue, erhalte ich als erstes eine Nachricht wie die in Abbildung 14.1.
Abbildung 14.1: Meine tägliche Nachricht von TFTD-L
Diese Nachricht (natürlich an jedem Wochentag eine andere) erhalte ich, weil ich auf der Internet-Mailingliste TFTD-L (Abkürzung von »Thought for the Day«) stehe.
Abgesehen von dieser, die hier nur als Beispiel dienen soll, gibt es im Internet unzählige Mailinglisten. Solche wie die von TDTD-L erfüllen eine bestimmte begrenzte Funktion. Die vom Urheber versendeten Nachrichten sind im Grunde einseitig, d. h. es werden regelmäßig Nachrichten an den Verteiler der Liste gesendet, ohne daß die Empfänger darauf reagieren sollen oder wollen.
Andere Mailinglisten funktionieren wie Zeitschriften. Es werden sporadisch lange Nachrichten versendet, die sich aus einem oder mehreren Artikeln über ein bestimmtes Thema zusammensetzen. Normalerweise ermöglichen diese Listen nicht nur Reaktionen von den Empfängern, sondern erwarten und brauchen sie sogar. Gewöhnliche Listenarten erfüllen allerdings die Funktion eines Mailverteilers. Jedesmal, wenn jemand eine Nachricht an die Mailingliste sendet, wird eine Kopie dieser Nachricht an alle auf der Liste stehenden Empfänger verteilt.
Internet-Mailinglisten erfüllen verschiedene Zwecke:
Aufgrund der Einschränkung, daß das Internet nur einfachen ASCII-Text handhaben kann, müssen Binärdateien (alles, was über den reinen ASCII-Zeichensatz hinausgeht) vor dem Versenden kodiert und beim Empfang wieder dekodiert werden (siehe Kapitel 10 und 15).
Abgesehen von Zweck und Funktionalität hat jede Mailingliste ihre eigenen Regeln, die vom Listenverwalter festgesetzt werden. In den folgenden Abschnitten werden einige dieser Regeln und andere Unterschiede zwischen den Listenarten beschrieben. Außerdem erfahren Sie, wie Sie sich in einer Liste eintragen und wieder streichen lassen können und welchen Nutzen solche Mailinglisten bringen.
Ich habe mich entschlossen, die Schritte zum Beitreten in TFTD-L als Beispiel für Mailinglisten zu beschreiben. Um dieser Mailingliste beizutreten, senden Sie einfach eine Mail an die E-Mail-Adresse LISTSERV@TAMVM1.TAMU.EDU.
Sie können den Betreff vergessen, weil das ohnehin ignoriert wird. In der ersten Zeile geben Sie als Nachrichtentext SUBSCRIBE TFTD-L Ihren Namen ein. Ich würde beispielsweise SUBSCRIBE TFTD-L Jim O'Donnell eingeben.
Auf diese Nachricht sollten Sie innerhalb von ein paar Minuten eine Antwort erhalten. Der Beitritt und das Verlassen einer bestimmten Internet-Mailingliste hängt davon ab, wie die Liste verwaltet wird. Die Liste kann sehr einfach sein, so daß man alles manuell ausführen muß, z.B. Mitglieder in den Verteiler einfügen, alle eingehenden Nachrichten lesen und eine Aliasliste verwenden, um die Nachricht an alle auf der Liste stehenden Empfänger zu senden.
Normalerweise werden öffentliche Mailinglisten aber automatisch von einer Software auf dem Host gesteuert. Es gibt mehrere Mailinglisten dieser Art. Die größte ist LISTSERV. Ferner gibt es Majordomo und unzählige weniger bekannte Systeme. LISTSERV und Majordomo sowie andere Systeme führen an sich die gleiche Grundfunktion aus. Die Ausführung der Mailinglistensysteme unterscheidet sich jedoch geringfügig. Außerdem haben die Systeme unterschiedliche Merkmale sowie bestimmte Vor- und Nachteile.
Sie vermuten vielleicht schon, daß das obige Beispiel TFTD-L eine LISTSERV-Liste ist. LISTSERV ist flexibel und unterstützt viele Optionen. Anfangs verwirrt das ein bißchen, insbesondere, weil viele schwer zu deutende Listennamen und Befehle verwendet werden. Das legt sich aber alles, wenn man einmal das Prinzip verstanden hat.
In LISTSERV-Mailinglisten führen wir zwei Basisgruppen von Handlungen aus. Die erste ist das Senden von Befehlen, z.B. zum Beitreten oder Verlassen einer Liste. Die zweite ist das Senden von Nachrichten an die Liste. Da Sie eine Liste zuerst abonnieren müssen, bevor Sie sie benutzen können, beschreibe ich zuerst die dafür nötigen Befehle.
Vor dem Senden von Befehlen an LISTSERV beachten Sie folgende Besonderheiten:
Und so senden Sie einen oder mehrere Befehle an eine LISTSERV-Mailingliste:
Ich nehme an, daß Sie auf die obige Nachricht inzwischen eine Antwort erhalten haben. Im Grunde gehen nach dem Abonnieren einer Mailingliste zwei Antworten ein. Die erste enthält die Ausgabe der von Ihnen gesendeten Befehle (in diesem Fall nur einer für den Antrag um Aufnahme in die Liste). Das sieht etwa so aus wie in Abbildung 14.2.
Abbildung 14.2: Reaktion nach dem Senden des Befehls LISTSERV SUBSCRIBE
Die zweite Nachricht ergibt sich normalerweise aus dem Beitrittsantrag. Das ist ein Willkommensgruß an das neue Mitglied. Wie diese Nachricht von TFTD-L aussieht, sehen Sie in Abbildung 14.3.
Wie in dieser Nachricht vorgeschlagen, sollten Sie eine Kopie für später abspeichern. Die wohl wichtigste Angabe in dieser Nachricht steht im zweiten Absatz. Das ist der Unterschied zwischen der Listenadresse TFTD-L@TAMVM1.TAMU.EDU und der entsprechenden LISTSERV-Adresse LISTSERV@TAMVM1.TAMU.EDU. Die erste ist die Verteilungsadresse. Alles, was an diese Adresse geschickt wird, wird (normalerweise) an den Listenverteiler gesendet. Die zweite Adresse wird verwendet, um Befehle zu senden.
Abbildung 14.3: Willkommensgruß von TFTD-L
Ähnlich einfach wie das Abonnieren einer Mailingliste können Sie die Liste wieder kündigen (in LISTSERV heißt das »Signing Off«). So treten Sie aus einer Mailingliste aus:
Sie wissen inzwischen, wie Sie der Liste TFTD-L beitreten können, was aber mit anderen Listen? LISTSERV kann da hoffentlich helfen. Um Hilfe von LISTSERV abzurufen, schicken Sie einen Befehl per E-Mail an die LISTSERV-Adresse, und geben Sie als Nachrichtentext den Befehl HELP ein. Nach ein paar Minuten gibt LISTSERV etwas aus, das so aussehen kann wie in Abbildung 14.4.
Abbildung 14.4: Die LISTSERV-Hilfenachricht
In Abbildung 14.4 sehen Sie einen LIST-Befehl. Senden Sie eine E-Mail mit dem Befehl LIST an LISTSERV. Dadurch erhalten Sie eine Liste mit dem Namen und einer Kurzbeschreibung aller auf diesem Rechner (TAMVM1.TAMU.EDU bei Texas A&M) verwalteten LISTSERV-Mailinglisten. Der Listenanfang sieht aus wie in Abbildung 14.5. Insgesamt gibt es 113 Einträge, die alle übertragen, aber nicht alle angezeigt werden. Sie können durch die Liste blättern wie in jeder normalen E-Mail.
Abbildung 14.5: Bei Texas A&M verwaltete Mailinglisten
Einige dieser 113 Gruppen finden Sie vielleicht interessant, vielleicht aber auch nicht. Angenehm ist, daß LISTSERV nicht nur seine eigenen Mailinglisten handhabt, sondern daß eine einzelne LISTSERV-Site (in diesem Beispiel Texas A&M) auch alle oder viele der anderen LISTSERV-Sites kennt. Um die vollständige Liste einzusehen, müssen Sie eine Nachricht mit folgendem Befehl an LISTSERV absetzen:
LIST GLOBAL
Was Sie daraufhin erhalten, sehen Sie in Abbildung 14.6.
Abbildung 14.6: Ausgabe der globalen Mailinglisten von Texas A&M
Die globale Aufstellung aller Mailinglisten von dieser Site umfaßt gut über 7.000 Einträge. Verschieben Sie das Nachrichtenfenster, um weitere Einträge einzusehen. Ich bin sicher, daß hier etwas für Sie dabei ist.
Wenn Sie die Suche ein wenig einschränken wollen (oder auf dem Computer bzw. im Mail-Account nicht genügend Platz haben), um die volle LISTSERV-Aufstellung zu empfangen (sie ist immerhin 100 Kbyte groß!), können Sie in den Befehl Suchwörter eingeben. Ich bin z.B. ein großer Hockey-Fan. Um die Aufstellung auf Mailinglisten zum Thema »Hockey« einzugrenzen, setze ich folgende Mail an LISTSERV ab:
LIST GLOBAL HOCKEY
Die Antwort darauf sehen Sie in Abbildung 14.7.
Abbildung 14.7: Mailinglisten zum Thema Hockey, die der LISTSERV bei Texas A&M ausgibt
Sie sehen, daß zu jedem Eintrag in der globalen Liste die volle Adresse angegeben wird. Wenn Sie eine dieser Mailinglisten abonnieren wollen, können Sie Ihren SUBSCRIBE-Befehl aber an den LISTSERV-Host bei Texas A&M oder einen anderen Ihnen bekannten LISTSERV-Host senden. Der angesprochene LISTSERV-Host leitet Ihre Anfrage an die entsprechende Site weiter. Falls der Name der Mailingliste nicht eindeutig ist (was sehr unwahrscheinlich ist), werden Sie von LISTSERV freundlich in einer Antwort mit entsprechenden Alternativen darauf hingewiesen (siehe hierzu auch Kapitel 31 zum Thema »Anonymous FTP«.).
Die einfachste Art, Mailinglisten zu finden, ist natürlich die Anforderung der globalen Liste und deren Bearbeitung in einem Texteditor. Auf diese Weise können Sie bequem die für Sie interessanten Mailinglisten offline heraussuchen.
Eine Liste mit Mailinglisten, d.h. eine aktuelle Kopie der Liste erhalten Sie über anonymes FTP von rtfm.mit.edu (steht im Verzeichnis PUB/USENET-BY-GROUP/NEWS.LISTS). Die Liste setzt sich insgesamt aus 14 Teilen zusammen, die wie folgt benannt sind: »Publicly Accessible Mailing Lists, Part n«.
Jetzt wissen Sie alles, um mit LISTSERV zu beginnen. Wie Sie in Abbildung 14.4 erkennen können, gibt es außer dem Abonnieren und Verlassen einer Mailingliste noch weitere Aktivitäten. Sie müssen den vollen Namen angeben, um in eine Mailingliste aufgenommen zu werden. Vorzugsweise ist das Ihr wirklicher Name, obwohl es keine Möglichkeit gibt, das zu überprüfen.
Wenn Sie Ihren Namen beim Antrag um Aufnahme in eine Mailingliste nicht angeben wollen, haben Sie die Möglichkeit, sich mit dem REGISTER-Befehl eintragen zu lassen, z.B. »REGISTER James R. O'Donnell, Jr., Ph.D.«. Dadurch wird der Name und die E-Mail-Adresse beim angesprochenen LISTSERV-Host registriert. Sie brauchen dann Ihren Namen bei Anträgen um Aufnahme in eine Mailingliste nicht mehr anzugeben.
Nachdem Sie eine Nachricht mit diesem Befehl abgesetzt haben, erhalten Sie von LISTSERV eine ähnliche Antwort wie in Abbildung 14.8.
Abbildung 14.8: LISTSERV-Reaktion auf den REGISTER-Befehl
Ein weiterer LISTSERV-Befehl ist REVIEW. Damit kann jeder herausfinden, wer die Teilnehmer einer bestimmten Mailingliste sind. Möchten Sie sich als Mitglied einer Mailingliste nicht zu erkennen geben, erreichen Sie das mit dem REGISTER-Befehl. Senden Sie eine E-Mail mit dem Befehl REGISTER OFF an LISTSERV. Danach erscheinen Sie nicht als Teilnehmer einer Mailingliste des betreffenden LISTSERV-Systems.
Mehr über LISTSERV und weitere Befehle können Sie abrufen, indem Sie eine E-Mail mit dem Befehl INFO im Nachrichtentext an LISTSERV senden. In Abbildung 14.9 sehen Sie, wie die Antwort in etwa aussieht.
Abbildung 14.9: LISTSERV-Informationsdateien
Schließlich sollten Sie noch wissen, wie Sie Dateien von LISTSERV abrufen können. Sie können jede der in Abbildung 14.9 erscheinenden Informationsdateien herunterladen. Um beispielsweise die Datei »REFcard« (die erste in der Liste; sie enthält die möglichen Befehle) auf Ihren Rechner zu laden, senden Sie eine E-Mail mit dem Befehl INFO REFCARD oder GET LISTSERV REFCARD.
Abgesehen von diesen gibt es in LISTSERV noch unzählige Dateien. Sie können sich die verfügbaren Dateien mit dem Befehl INDEX anzeigen lassen. In Abbildung 14.10 sehen Sie die Reaktion auf den INDEX-Befehl, den ich an den Texas A&M LISTSERV-Host abgesetzt habe (leider sind die Ausgaben vom LISTSERV-Programm alle mehr oder weniger durcheinander wie hier).
Abbildung 14.10: LISTSERV-Indexdateien
Sie können eine dieser Dateien mit dem GET-Befehl und dem Dateinamen, z.B. GET LISTSERV FILELIST, laden.
Sie können an die abonnierten Mailinglisten auch Nachrichten senden, die dann wiederum an alle Mitglieder der betreffenden Mailingliste verteilt werden. So senden Sie eine Nachricht an eine Mailingliste:
Alle bisherigen Beispiele und Beschreibungen betrafen jeweils nur einen LISTSERV-Befehl. Sie können in eine Nachricht an LISTSERV aber auch mehrere Befehle kombinieren. Wollen Sie beispielsweise den Namen ändern, unter dem Sie registriert sind, die Mailingliste HOCKEY3 abonnieren, aus der Mailingliste TFTD-L austreten und die Datei »REFcard« herunterladen, können Sie das alles mit einem Schlag erledigen. Richten Sie Ihre Nachricht an LISTSERV@VM.MARIST.EDU und geben Sie als Nachrichtentext folgendes ein:
SUBSCRIBE HOCKEY3 Jim O'Donnell (geben Sie hier bitte Ihren Namen, nicht meinen ein)
REGISTER James R. O'Donnell, Jr. (dito)
SIGNOFF TFTD-L
info refcard
Und damit haben Sie alles mit einer Nachricht abgehakt.
Majordomo ist ein weiteres Mailinglisten-System im Internet. Es umfaßt eher kleinere Listen, und die einzelnen Hosts sind nicht wie in LISTSERV miteinander verbunden.
Das Senden von Befehlen an Majordomo verläuft fast wie an LISTSERV, abgesehen davon, daß sich die Adresse unterscheidet.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, holen Sie sich die Majordomo-Hilfenachricht. Senden Sie eine E-Mail an die Majordomo-Adresse mit dem Befehl HELP als Nachrichtentext. Was Sie daraufhin erhalten, sieht etwa so aus wie in Abbildung 14.11.
Abbildung 14.11: Beispiel einer Majordomo-Hilfenachricht
In Majordomo können Sie sich genauso für Mailinglisten ein- und austragen lassen wie in LISTSERV-Listen. Für den Austritt wird in Majordomo lediglich anstelle von SIGNOFF der Befehl UNSUBSCRIBE benutzt. Außerdem brauchen Sie in Majordomo mit dem SUBSCRIBE-Befehl Ihren Namen nicht anzugeben. Der Majordomo-Server entnimmt die E-Mail-Adresse und den Namen automatisch aus der Nachricht.
Um herauszufinden, welche Mailinglisten an einer bestimmten Majordomo-Site unterstützt werden, senden Sie einfach eine E-Mail mit dem LIST-Befehl an die Site. Sie erhalten eine Antwort, die so ähnlich aussieht wie die in Abbildung 14.13.
Abbildung 14.12: Beispiel einer Majordomo-Liste
Wie LISTSERV unterstützt auch Majordomo mehrere Befehle in einer Mail. Und auch hier müssen Sie aufpassen, wohin Sie Ihre Nachrichten senden. Befehle werden an MAJORDOMO@VECTOR.CASTI.COM gerichtet. Möchten Sie eine Nachricht absetzen, die an alle Teilnehmer der Mailingliste verteilt wird, richten Sie sie z.B. an DC-MOTSS@VECTOR.CASTI.COM.
Wie bei LISTSERV können Sie auch in Majordomo mit den Befehlen INDEX und GET einen Index der verfügbaren Dateien anzeigen lassen bzw. herunterladen. Eine praktische Option in Majordomo ist der WHICH-Befehl. Er zeigt an, in welchen Mailinglisten Sie Mitglied sind.
Aller Wahrscheinlichkeit nach stoßen Sie irgendwann auf Ihren Reisen durch das Internet auf andere Mailinglisten außer LISTSERV oder Majordomo. Keine Sorge: In fast allen Fällen – außer den wirklich ganz privaten Listen – werden diese Mailinglisten von Leuten geführt, die jeden Neuzugänger begrüßen und den Beitritt vereinfachen.
Abgesehen davon, welche Software (oder Person) eine Mailingliste verwaltet und welche Themen abgedeckt werden, gibt es noch ein paar andere Unterschiede zwischen Mailinglisten, die Sie kennen sollten.
Bei einer moderierten Liste werden alle Nachrichten von einer oder mehreren Personen durchgesehen, bevor sie an die Mitglieder verteilt werden. Diese Mailinglisten handeln eher formelle Diskussionen ab und sind in der Regel ziemlich sachlich. Sie sind meist sehr informativ, aber eher trocken und werden meist nicht stark frequentiert.
Die meisten Mailinglisten im Internet sind aber nicht moderiert. Jeder, der eine Nachricht in der Mailingliste veröffentlichen will, kann das tun. Niemand wird sie vor der Verteilung an die Mitglieder abfangen und prüfen. Diese Mailinglisten sind manchmal sachlich, schweifen aber eher vom Thema ab. Ziemlich häufig finden verschiedene Diskussionen gleichzeitig statt. Normalerweise können die verschiedenen Diskussionen durch informative Betreff-Angaben erkannt werden, aber nicht immer. Diese Mailinglisten werden in der Regel stark frequentiert. Zuweilen geht es auch unflätig zu.
Manchmal werden besonders stark frequentierte Mailinglisten nicht als einzelne Nachrichten, sondern als Digest verteilt. Ein Digest ist eine Sammlung von Nachrichten, die das Programm oder der Verwalter der Mailingliste auflaufen läßt und dann nach einer gewissen Zeit oder bei Erreichen eines bestimmten Umfangs versendet.
Mailinglisten mit Digest-Verbreitung haben den Vorteil, daß Sie nicht alle paar Minuten eine Mail erhalten. Das kann manchmal sehr stören. Andererseits ist es bei Mailings, die als Digest eingehen, manchmal nicht mehr einfach, der Diskussion zu folgen.
Verbringen Sie relativ viel Zeit im Internet mit Mailinglisten, in UseNet-Newsgruppen oder in IRC-Sitzungen (siehe Kapitel 36), ist Ihnen bekannt, was man mit dem prägnanten Begriff Netikette (siehe auch Kapitel 10) von den Benutzern in bezug auf korrektes Verhalten erwartet.
Alte Surfer haben mit Neuzugängern im Internet meist Nachsicht, ärgern sich aber doch hin und wieder, wenn die Regeln der Netikette gebrochen werden. Selbstverständlich gibt es im Internet keine Stelle, die einen wegen schlechten Benehmens zur Rechenschaft zieht. Doch allein der schlechte Ruf, der einem dann anhängt, kann auf die Dauer sehr unangenehm sein. In Internet-Mailinglisten, die direkt von einer Person verwaltet werden, kann es leicht passieren, daß man »rausgeworfen« wird. Das wird übrigens bei Online-Diensten wie CompuServe und America Online rigoros praktiziert.
Größtenteils ist gutes Benehmen im Internet aber eine Sache des gesunden Menschenverstands. Wenn Sie ein paar Regeln beachten, sollten Sie nicht auf Schwierigkeiten stoßen.
Zwei Begriffen begegnet man in Internet-Diskussionen, z.B. in Mailinglisten, recht häufig: Bandbreite und Rauschabstand.
Bandbreite bezieht sich darauf, wie viele Informationen über eine Mailingliste (oder was auch immer) übertragen werden können. Man kann das auch so ausdrücken: Viele sinnlos verschickte oder bedeutungslose Nachrichten verstopfen die Übertragungsleitungen – für routinierte Internet-Surfer ein Alptraum. Mit Rauschabstand wird gemessen, wie relevant eine Diskussion tatsächlich für das vermeintlich diskutierte Thema ist. Die Relevanz einer Diskussion (das Signal) kann durch irrelevante Diskussionen (das Rauschen) stark beeinträchtigt werden. Um nicht als Störenfried im Internet zu wirken, gilt es also für jeden, die FAQ-Dokumente (Häufig gestellte Fragen) zu lesen und keine Testnachrichten an Verteilerlisten zu verschicken.
In den meisten Internet-Mailinglisten, die es schon eine Zeitlang gibt, befinden sich FAQ-Dateien (Frequently Asked Questions = häufig gestellte Fragen). Diese Dateien enthalten eine Sammlung häufig gestellter Fragen (und natürlich Antworten!) von Listenteilnehmern. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß schon einmal die gleiche Frage gestellt wurde, die Ihnen auf dem Herzen liegt, und daß schon kompetente Antworten vorliegen.
Falls Sie Mühe haben, eine FAQ-Datei in Ihrer Mailingliste zu finden, suchen Sie mit dem INDEX-Befehl in LISTSERV oder Majordomo. Falls Sie nicht fündig werden oder aber keinen passenden Frage/Antwort-Eintrag finden, können Sie selbstverständlich Ihre Frage per E-Mail stellen.
Fast jeder Neuzugänger im Internet hat die Angewohnheit, anfangs Testnachrichten zu versenden, um »auszuprobieren, ob es funktioniert«. Viele schreiben im Betreff etwa »Testnachricht, nicht lesen« oder ähnliches.
Auch mit der »Warnung« im Betreff, man könne die Nachricht ignorieren, werden einige Leute dadurch belästigt. Die meisten Mailinglisten gibt es schon eine ganze Weile, deshalb kann man getrost davon ausgehen, daß alles planmäßig funktioniert und abläuft. Auf jeden Fall ist das Versenden einer Nachricht an 10, 20 oder gar Hunderte von Mitgliedern einer Mailingliste »zum Ausprobieren« nicht nur unhöflich, sondern verschluckt auch sinnlos Bandbreite.
Viele Mailinglisten gibt es rein zu dem Zweck, Benutzern Unterstützung und Rat zu Hard- und Software zu bieten. In diesen Mailinglisten handeln die meisten Nachrichten um Fragen, wie man was installiert, bedient, repariert usw. Sind Sie Mitglied einer solchen Mailingliste, sollten Sie Nachrichten mit Fragen, zu denen Sie eine mögliche Lösung haben, beantworten.
Handelt es sich um ein relativ einfaches Problem, das womöglich die übrigen Teilnehmer nicht interessiert, können Sie dem Absender Ihre Antwort per E-Mail direkt zukommen lassen, anstatt sie an den ganzen Verteiler zu senden.
Eine besondere Art der Verschwendung von Bandbreite im Internet verdient es, in einem getrennten Abschnitt behandelt zu werden. Die Rede ist vom sogenannten Flame War. Damit ist ein Konflikt gemeint, der entsteht, weil jemand zu persönlich reagiert oder einen Kommentar von jemandem zu persönlich genommen hat. Ehe man es sich versieht, ist das eigentliche Thema in persönlichem Hickhack untergegangen. Nicht selten werden Dritte, die sich zum Schlichten einmischen, ebenfalls in die Streiterei hineingezogen.
Gehen Sie im Cyberspace vor wie im wirklichen Leben: Überlegen Sie es sich im konkreten Fall, ob es sich überhaupt lohnt, auf eine solche Nachricht zu antworten. Vielleicht haben Sie ja etwas falsch verstanden oder aber zu persönlich genommen? Jedenfalls lohnt es sich für alle Beteiligten, beim Thema zu bleiben, auch wenn das Blut manchmal in Wallung gerät.
Auf eines müssen Sie nach dem Beitritt in eine Mailingliste gefaßt sein: Sie werden wesentlich mehr Mail erhalten als bisher. Ich kann nur hoffen, daß Sie Gelegenheit haben, Ihre Mailbox regelmäßig zu leeren, ansonsten ist Sinn und Zweck verfehlt. Was aber, wenn Sie in Urlaub gehen oder sich Ihre E-Mail-Adresse geändert hat?
Auch wenn sich Ihre E-Mail-Adresse geändert hat, ist der Mailserver, den Sie bislang benutzt haben, noch am Leben, und die Mailinglisten, bei denen Sie Mitglied sind, senden weiterhin Nachrichten an Sie. An der alten Adressen werden die an Sie gerichteten Nachrichten wahrscheinlich als unzustellbar gekennzeichnet und zurückgeschickt. Irgendwann stellt die Mailingliste fest, daß Sie verschwunden sind. Sie können aber eine Menge Bandbreite und Ressourcen dadurch sparen, daß Sie rechtzeitig von der Adreßänderung Mitteilung machen.
Ähnlich ist die Sachlage, wenn Sie in Urlaub gehen oder aus anderen Gründen Ihre Mailbox nicht regelmäßig leeren können. In diesem Fall läuft Post für Sie auf. Je nachdem, in welchen Mailinglisten Sie Mitglied sind, kann es passieren, daß die aufgelaufene Menge die Speicherkapazität Ihres Accounts überschreitet. Sie sollten sich deshalb bei Mailinglisten, die viele Nachrichten versenden, vorübergehend abmelden.
Zusammenfassend kann man sagen, daß Sie sich, den Verwaltern der Mailinglisten und natürlich allen Internet-Nutzern viel Zeit, Aufwand und anderweitig vergeudete Ressourcen sparen können, wenn Sie sich an folgende Regeln halten:
Haben Sie Interesse an der Teilnahme in einer Mailingliste mit einem besonders heiklen Thema, können Sie das normalerweise ohne Bedenken. Die Verwalter der meisten Mailinglisten respektieren den Wunsch ihrer Mitglieder, anonym zu bleiben.
Zwischen Internet-Mailinglisten und dem UseNet (siehe Teil V) gibt es viele Ähnlichkeiten. Beide Dienste ermöglichen vielen Leuten mit ähnlich gelagerten Interessen, im Internet Diskussionen abzuhalten und Informationen auszutauschen. Wie Sie bereits wissen, laufen Internet-Mailinglisten ausschließlich über E-Mail. UseNet-Newsgruppen basieren auf einem anderen Mechanismus und setzen voraus, daß auf Ihrem Computer ein Programm (News-Reader) installiert ist. Aus diesem Grund sind Internet-Mailinglisten für jeden viel einfacher und besser zugänglich. Einige Mailinglisten sind sogar reine Spiegelbilder bestimmter UseNet-Diskussionen, so daß auch Leute ohne News-Reader daran teilnehmen können.
Ungeachtet dessen weisen beide Dienste viele ähnliche Merkmale und Einschränkungen auf. Beide sind auf ASCII-Zeichen beschränkt, bzw. Binärdateien müssen vorab kodiert werden. Bei beiden Diensten gelten die Regeln der Netikette. UseNet hat den einen Vorteil, daß Sie sich über das Anhäufen vieler Nachrichten in Ihrer Mailbox keine Gedanken zu machen brauchen.
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