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Kapitel 4

Wie fängt man an?

Im Grunde sollte die Frage lauten: »Wo fängt man an?«, denn das FrontPage-Paket besteht aus einer ganzen Reihe eigenständiger Programme - allen voran der Explorer und der Editor.
Doch mit der Entscheidung für Explorer oder Editor ist es natürlich nicht getan, denn Sie müssen sich ja erst einmal in Explorer und Editor einarbeiten und wenn Sie dies geschafft haben, sitzen Sie vor Ihrem leeren Web-Dokument wie vor dem legendären Blatt blütenweißen Papiers und fragen sich, wie und womit Sie beginnen sollen.
Über solcherlei Anfangsschwierigkeiten soll Ihnen dieses Kapitel hinweghelfen.

4.1 Explorer oder Editor

Im Grunde ist es gleich, ob Sie mit dem Editor oder dem Explorer starten. Wenn Sie mit dem FrontPage Explorer beginnen, legen Sie zuerst ein Web an und erweitern dieses um die einzelnen Seiten (Web-Dokumente), die Sie mit dem Editor bearbeiten; wenn Sie mit den FrontPage Editor beginnen, setzen Sie zuerst die einzelnen Seiten auf und verbinden diese anschließend zu einem Web. Üblicherweise beginnen Sie aber mit dem FrontPage Explorer, der automatisch aufgerufen wird, wenn Sie im Windows-Startmenü den Eintrag MICROSOFT FRONTPAGE auswählen.

Start mit dem Explorer

Wenn Sie mit dem Explorer starten (Aufruf über das Windows-Startmenü oder den Eintrag FRONTPAGE EXPLORER im Microsoft FrontPage-Verzeichnis), legen Sie zuerst ein neues Web an (oder öffnen ein bestehendes Web). Ein solches Web muß gar nichts mit netzartig verbundenen Web-Dokumenten zu tun haben. Aus Sicht des Explorer ist ein Web in erster Linie eine Verwaltungseinheit. Für dieses Web legt er ein entsprechendes Verzeichnis auf Ihrer Festplatte an, und unter diesem Verzeichnis werden dann alle Informationen über das Web (HTML-Dokumente für die Seiten des Web, eingebundene Grafiken, Hyperlinks, Web-Einstellungen) abgespeichert.
Um ein solches Web um eine neue Seite zu erweitern, aktivieren Sie zuerst die Ordner-Ansicht (für neu angelegte Webs ist diese Ansicht standardmäßig ausgewählt). Danach können Sie über die Schaltfläche NEUE SEITE (oder den Menübefehl DATEI/NEU/SEITE), ein neues Web-Dokument in Ihr Web aufnehmen. Im Verzeichnis des Web wird dann eine entsprechende Datei angelegt. Wenn Sie diese doppelklicken wird der FrontPage Editor zur Bearbeitung des Dokuments aufgerufen.
Start mit dem Editor
Wenn Sie zuerst den Editor aufrufen (Eintrag FRONTPAGE EDITOR im Microsoft-FrontPage-Verzeichnis), können Sie mit dem Befehl DATEI/NEU Webseiten anlegen und bearbeiten. Um eine im Editor angelegte Web-Seite einem Web zuzuordnen, brauchen Sie das Dokument nur im Verzeichnis des gewünschten Web abzuspeichern.
Andere Editoren
Überhaupt können Sie zum Aufsetzen Ihrer Web-Dokumente jeden beliebigen Editor benutzen, beispielsweise auch Microsoft Word. Durch Abspeichern oder Kopieren der HTML-Dateien im Verzeichnis eines Web können Sie die Web-Dokumente in die Webs aufnehmen.

Wie soll man nun vorgehen?

Im allgemeinen werden Sie mit dem FrontPage Explorer starten, da dieser Ihnen im Vergleich zum Editor folgende Annehmlichkeiten bietet:

4.2 Web und Web-Dokument anlegen

Wenn Sie Microsoft FrontPage nach der Installation vom Windows-Startmenü aus aufrufen, werden Sie von dem Dialogfeld NEUES FRONTPAGE-WEB begrüßt (das gleiche Dialogfeld erscheint übrigens auch, wenn Sie im Explorer den Befehl DATEI/NEU/FRONTPAGE-WEB aufrufen).

 [ Screenshot ]


Abbildung 4.1:
Neues Web anlegen



In diesem Dialogfeld nehmen Sie zwei Einstellungen vor:
1. Sie wählen eine Vorlage oder einen Assistenten zur Erstellung des Web aus. Was sich hinter den einzelnen Vorlagen und Assistenten verbirgt, werden Sie in Kapitel 20, »Der eigene Server und die FrontPage-Server-Erweiterungen«, erfahren, das ganz dem FrontPage Explorer gewidmet ist. Hier begnügen wir uns mit der Minimalversion, dem LEEREN WEB.
2. Sie geben einen Titel für Ihr Web ein.

Abbildung 4.2:
Eröffnungsbildschirm des Explorer


 [ Screenshot ]



Danach gelangen Sie in den Eröffnungsbildschirm des Explorer. Per Voreinstellung sehen Sie zuerst die Navigationsansicht zu Ihrem neuen Web.
Über die Symbole im linken Teil des Bildschirms (der Ansichts-Leiste) können Sie sich die verschiedenen Ansichten zu Ihrem Web anzeigen lassen. Aufgabe dieser Ansichten ist es, die verschiedenen Aspekte eines Webs (enthaltene Dokumente, eingerichtete Hyperlinks etc.) zu veranschaulichen.
Da Ihr Web aber noch ganz leer ist, gibt es in diesen Ansichten noch nicht viel zu sehen.
3. Folgen Sie daher der freundlichen Aufforderung in der Navigationsansicht und klicken Sie auf das Symbol NEUE SEITE.
Der Explorer legt daraufhin im Verzeichnis des Web eine Datei namens default.htm an. In der Navigationsansicht wird diese unter ihrem Titel, »Homepage« aufgeführt.
4. Klicken Sie auf diese Datei, um sie in den FrontPage Editor zu laden.
Im FrontPage Editor setzen Sie dann den Text des Web-Dokuments auf. Nach getaner Arbeit speichern Sie Ihre Web-Seite und kehren zurück zum Explorer.
Webs können auch mit Hilfe von Vorlagen erstellt werden.
Der hier aufgezeigte Weg zum Anlegen eines Webs ist natürlich nur eine unter vielen Möglichkeiten. In Kapitel 18 zum FrontPage Explorer erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Webs mit Hilfe von Vorlagen und Assistenten oder auf der Grundlage einer bestehenden Verzeichnisstruktur erstellen.

4.3 Vorstellung des Editors

Grundsätzlich gleicht der FrontPage Editor natürlich stark seinem älteren Bruder, dem Microsoft-Word-Editor. Wer also im Umgang mit Word (oder auch anderen professionellen Windows-kompatiblen Textverarbeitungssystemen) einigermaßen versiert ist, wird sich schnell in die Arbeit mit dem FrontPage Editor einfinden.
Es gibt allerdings eine Reihe von Besonderheiten zu beachten, die mit dem speziellen Dateiformat zu tun haben, für das der FrontPage Editor ausgelegt ist.

FrontPage Editor und HTML

Wenn Sie mit einem Texteditor ein Dokument bearbeiten, laden Sie die Datei des Dokuments in den Editor, tippen einen Text ein und speichern den Text wieder in der Datei. In der Datei ist dann der gesamte Text des Dokuments, Buchstabe für Buchstabe, gespeichert (wobei die einzelnen Buchstaben binär codiert werden).
Wie ist es aber möglich, daß man einzelne Textpassagen unterschiedlich formatieren kann?
Betrachten Sie beispielsweise den folgenden Textauszug:

Die Kiefer in der chinesischen Malerei

In der traditionellen chinesischen Malerei gehört die Kiefer zu den am häufigsten dargestellten Bäumen überhaupt. Diese Vorrangstellung hat sie ihrer Genügsamkeit und ihren immergrünen Nadeln zu verdanken, die sie in der chinesischen Vorstellung zu einem Symbol für langes Leben und Beständigkeit werden ließen. So gehört die Kiefer auch zu den drei Freunden im Winter - den langes Leben symbolisierenden Pflanzen Kiefer, Bambus und Pflaume.
In diesem Beispiel ist die erste Zeile als Überschrift mit Fettdruck und eigener Schriftart formatiert. Des weiteren wurde im Fließtext der Begriff der »drei Freunde im Winter« durch Kursivschrift hervorgehoben.
Damit ein Texteditor derartige Formatierungen unterstützen kann, muß er einen entsprechenden Satz von Formatbefehlen kennen, die diese Formatierungen definieren. Diese Formatbefehle können spezielle Zeichenfolgen sein, beispielsweise <h3> für eine Überschrift der dritten Ebene oder <em> für Kursivschrift. Der Editor fügt diese Formatbefehle nach Ihren Angaben in den Text ein und speichert diese zusammen mit dem Text ab:
<h3>Die Kiefer in der chinesischen Malerei</h3>
In der traditionellen chinesischen Malerei gehört die Kiefer zu den am häufigsten dargestellten Bäumen überhaupt. Diese Vorrang-stellung hat sie ihrer Genügsamkeit und ihren immergrünen Nadeln zu verdanken, die sie in der chinesischen Vorstellung zu einem Symbol für langes Leben und Beständigkeit werden ließen. So gehört die Kiefer auch zu <em>den drei Freunden im Winter</em> - den langes Leben symbolisierenden Pflanzen Kiefer, Bambus und Pflaume.
Beim Laden der Datei wandelt der Editor automatisch die Formatbefehle in die gewünschte Formatierung um, so daß Sie die tatsächlichen Formatbefehle üblicherweise nicht zu Gesicht bekommen. Wer beispielsweise gewohnt ist, seine Texte mit Microsoft Word oder Word Perfect aufzusetzen, formatiert seine Texte einfach, indem er Textpassagen auswählt und diesen per Mausklick auf bestimmte Symbole oder durch Auswahl in entsprechenden Listenfeldern die gewünschten Zeichen- und Absatzformate zuweist. Erst wenn der Anwender versucht, eine Word- Perfect-Datei in Microsoft Word zu laden, aber nicht den passenden Konvertierungsfilter installiert hat, der die Word-Perfect-Formatbefehle in die von Word verwendeten Formatbefehle umwandelt, wird ihm schmerzlich bewußt, daß heute praktisch jedes Textverarbeitungsprogramm seinen eigenen Satz von Formatbefehlen definiert.

Wozu dieser Ausflug in die Interna der Textverarbeitung?

Auch der FrontPage Editor definiert sein eigenes Format mit eigenen Formatbefehlen - den sogenannten HTML-Tags.
HTML
HTML steht für Hypertext Markup Language, eine Metasprache zur Erstellung von elektronischen Dokumenten, die Hyperlinks verwenden können. Web-Seiten werden daher in HTML aufgesetzt, und ob Sie von einem Web-Dokument oder einem HTML-Dokument sprechen, ist im Grunde nur eine Frage der Betonung (je nachdem, ob Sie mehr auf die Verwendung oder die Formatsprache des Dokuments abzielen).
HTML erlaubt allerdings nicht nur die Einrichtung von Hyperlinks (siehe Kapitel 9), sondern dient auch der Formatierung des Textes. HTML ist allerdings kein gewöhnliches Editorformat wie die Formate von Microsoft Word oder Word Perfect, denn

Die drei Ansichten des FrontPage Editor

Wenn Sie den FrontPage Editor zur Bearbeitung einer Web-Seite aufrufen, dürfte Ihnen auffallen, daß im unteren Rand des Editor-Fensters Register für drei verschiedene Ansichten des geladenen Dokuments eingeblendet sind. Sofern Sie den Ausführungen aus dem obigen Abschnitt gefolgt sind, dürften Sie keine Schwierigkeiten haben, auf den Sinn und Zweck der verschiedenen Ansichten zu schließen.

Tabelle 4.1:
Ansichten des FrontPage Editor

Ansicht


Bedeutung


Normal


In dieser Ansicht bearbeiten Sie Ihre Web-Dokumente wie gewöhnliche Textdokumente.



 [ Screenshot ]

HTML


Diese Ansicht zeigt den HTML-Code, den der Editor für Ihr Web-Dokument erzeugt hat. Sie können diese Ansicht nutzen, um den HTML-Code direkt zu bearbeiten.



 [ Screenshot ]

Vorschau


In obigem Abschnitt wurde bereits erwähnt, daß die HTML-Formatierungen eher Empfehlungen als strenge Formatierungsbefehle darstellen. In der Vorschau können Sie prüfen, wie Ihr Web-Dokument im Internet Explorer 4.0 (bzw. dem von Ihnen installierten Browser) dargestellt wird. Ändern Sie auch mal die Größe des Editor-Fensters, um zu testen, wie der Internet Explorer reagiert.



 [ Screenshot ]


Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: alle drei Ansichten beruhen auf ein- und demselben Text - dem HTML-Code. Die unterschiedlichen Ansichten kommen dadurch zustande, daß dieser Code je nach Ansicht unterschiedlich umgesetzt wird (oder 1:1 angezeigt wird, wie in der HTML-Ansicht).
Wenn Sie das Web-Dokument speichern, wird der HTML-Code im Textformat abgespeichert, d.h., Sie können das Dokument mit einem beliebigen Editor (beispielsweise dem Notepad-Editor von Windows) laden und weiterbearbeiten.
Mehrere Seiten können gleichzeitig bearbeitet werden.
Der FrontPage Editor ist wie Microsoft Word ein MDI-Editor, d.h., Sie können im FrontPage Editor mehrere Editor-Fenster nebeneinander geöffnet haben. Per Voreinstellung sind die einzelnen Editorfenster maximiert, so daß ihr Rahmen mit dem Rahmen des FrontPage Editor verschmilzt. Durch Klick auf die Schaltfläche für die Normalgröße (mittleres Schaltfeld in Titelleiste des Editor-Fensters), können Sie die einzelnen EditorFenster aus dem Rahmen lösen und nebeneinander im FrontPage Editor arrangieren.

4.4 Ein leeres Blatt

Mittlerweile haben Sie wie in Abschnitt 4.2 beschrieben, Ihr erstes Web angelegt, dieses um eine erste Web-Seite bereichert und besagte Seite per Doppelklick in den FrontPage Editor geladen.

 [ Screenshot ]


Abbildung 4.3:
Neue Web-Seite im Editor



Öde und leer starrt Ihnen die Seite nun aus dem Editor entgegen, während Sie fasziniert die blinkende Einfügemarke beobachten, die mahnend den Fortgang der Zeit anzeigt.
Natürlich können wir Ihnen den kreativen Prozeß des Web-Designs nicht abnehmen. Wir können Ihnen auch nicht sagen, was Sie auf Ihren Web-Seiten schreiben sollen. Dafür können wir

Tips zum Aufsetzen Ihrer Texte

Wie Sie Ihre Web-Seiten aufbauen und welche Informationen Sie auf Ihren Web-Seiten anbieten, in welchem Stil Sie Ihre Texte formulieren und wie Sie den Besucher Ihrer Seiten ansprechen, hängt natürlich vor allem von der Intention Ihres Web Site und der anzusprechenden Zielgruppe ab. Der elektronische Bestellkatalog eines Warenhauses unterliegt per se anderen Gesetzen als ein neutrales Firmenprofil oder die Homepage eines privaten Internet-Teilnehmers.
Doch fast immer spielt der Text der Web-Seite als Informationsträger Nummer Eins eine entscheidende Rolle. Und nicht jeder ist in der glücklichen Situation, daß er lediglich die Hochglanzbroschüre seines Konzerns 1:1 ins Internet übertragen muß. Wer also selber texten muß oder möchte, der beachte folgende Punkte:
Vorsicht! Frei zugänglich bedeutet nicht unbedingt frei verfügbar!

  1. Kopieren Sie. Schauen Sie sich vergleichbare Web-Seiten anderer Anbieter an und lassen Sie sich von diesen anregen. Falls Sie beabsichtigen, nicht nur eine Idee zu kopieren, sondern gleich einen ganzen Textauszug oder gar Bildmaterial und Multimedia-Dateien eines anderen Web Site auf Ihre Festplatte herunterzuladen und selbst zu nutzen, sollten Sie sich gegebenenfalls zuerst mit dem Anbieter des Web Site oder dem betreffenden Server-Administrator in Verbindung setzen und um Erlaubnis fragen.
  2. Verbessern Sie - die Matsushita-Methode. Suchen Sie im Netz nach ansprechenden Web Sites. Statt diese aber nur zu kopieren und anzupassen, analysieren Sie deren Inhalt und Aufbau und verbessern diese. Der Japaner Konosuke Matsushita hat mit dieser Methode einen der größten und erfolgreichsten Elektronikkonzerne geschaffen. Unter seiner Führung verbergen sich Namen wie Technics, Panasonic, etc.
  3. Kreieren Sie. Es liegt keine Schande darin, von anderen zu lernen, aber natürlich sollte man sich auch nicht abhalten lassen, selbst kreativ und innovativ zu sein und eigene Ideen umzusetzen.
  4. Bebildern Sie. Wie schon ein chinesisches Sprichwort sagt: »Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte«. Die Rede ist hier nicht von Grafiken zur Ausschmückung Ihrer Web-Seiten, sondern von Grafiken und Diagrammen zur Veranschaulichung komplexer Sachverhalte oder umfangreicher Daten.
  5. Wenn Sie beispielsweise ein Patent angemeldet haben und nun über das Internet potentielle Geldgeber für Ihre Erfindung begeistern wollen, sind Sie gut beraten, die für Patente typischen, aber oftmals allzu umständlichen Beschreibungen, durch anschauliche Grafiken zu ersetzen.
  6. Schützen Sie sich. Wenn Sie als Privatperson im Internet auftreten, achten Sie darauf, Ihre Anonymität zu wahren. Seien Sie froh, daß es in unserem Land so etwas wie Datenschutz gibt, und machen Sie diese Errungenschaft nicht zunichte, indem Sie allzu freizügig Ihre persönlichen Daten im Internet bekanntmachen. Adressen und Telefonnummer von Privatpersonen haben im Internet nichts zu suchen; wenn Sie für andere Internet-Teilnehmer erreichbar sein wollen, geben Sie Ihre E-Mail-Adresse an.
  7. Fesseln Sie. Die Aufmerksamkeit Ihrer Leser nimmt üblicherweise gleich nach dem ersten Blick auf Ihre Web-Seite ab (dies gilt vor allem für das Gros der sogenannten Internet-Surfer, die mehr oder weniger ziellos von Web-Seite zu Web-Seite wechseln). Diesem Verhalten können Sie auf verschiedene Weisen begegnen:
  8. Wenn Sie Fachtexte und -informationen publizieren, richtet sich Ihr Augenmerk von vorne herein nur auf ein kleines, exquisites Fachpublikum und nicht das Gros der Internet-Surfer. Ihre handverlesene Klientel interessieren Sie vor allem durch den Informationsgehalt Ihrer Web-Seite sowie eine ansprechende aber keinesfalls zu aufdringliche Aufmachung.
  9. Wenn Sie das Internet als Werbemedium nutzen wollen, werden Sie versuchen, möglichst viele Leser zu fesseln und für Ihr Angebot zu interessieren. Neben dem allgemeinen Design (das vom Multimedia-Gewitter bis zur fast leeren Web-Seite reichen kann) können Sie hier auch durch optimale Textgestaltung viel bewirken:
  10. Wenn Sie mehr persönlich ausgerichtete Web-Seiten publizieren - sei es Ihre ureigene Homepage, auf der Sie sich im Internet vorstellen, sei es eine von Ihnen verfaßte Kampfrede gegen die Zerstörung des Standorts Deutschlands für zukunftsweisende Technologien im Bereich regenerativer Energien, sei es Ihr Beitrag zur Star Wars-Mania - kommt auch dem Fließtext eine größere Bedeutung zu. In solchen Fällen gelten oft ähnliche Regeln wie beim Verfassen einer Rede.

Ein Rhethorik-Grundkurs in drei Tabellen
Die wichtigsten Arbeitsschritte:

Inventio Am Anfang steht die Stoffsammlung. Die antiken Rhetoriker stellten sich dazu die folgenden sechs Fragen:
? Wer ist meine Zielgruppe?
? Was will ich vermitteln?
? Wo trage ich vor?
? Warum soll der Hörer mir glauben (Argumente)?
? Wie kann ich den Hörer überzeugen (Methode)?
? Wann wird die Rede gehalten (äußere Umstände)?

Dispositio


Danach wird der Stoff aussortiert und gegliedert.


Elocutio


Schließlich wird der Text ausformuliert.


Der Anfang ist entscheidend:



Die rhetorische Frage


Beziehen Sie den Leser gleich von Anfang an mit ein, indem Sie ihn mit einer rhetorischen Frage ansprechen.


Das aktuelle Ereignis


Leiten Sie mit einem Ereignis aus dem aktuellen oder historischen Zeitgeschehen ein (das Ereignis sollte dazu hinreichend bekannt sein).


Das Beispiel


Beginnen Sie mit einem Beispiel, einer Metapher oder einem Gleichnis.


Das Zitat


Wenn Sie mit einem Zitat beginnen, achten Sie darauf, daß das Zitat nicht nur treffend, sondern auch originell ist.


Der harte Einstieg


Konfrontieren Sie den Leser mit einer ihn betreffenden schokkierenden Aussage, so daß er zum Weiterlesen gezwungen ist (beispielsweise: »Baisse an Börse steht unmittelbar bevor«).


Der originelle Einstieg


Auch durch Originalität und Ungewohntes kann man fesseln. Wenn Sie beispielsweise im oberen Bereich Ihrer Web-Seite nur einen nach unten weisenden Pfeil plazieren und ans Ende des Pfeils schließlich einen schichten, nicht allzu langen Text, können Sie sicher sein, daß jeder, der nach unten bis zum Text scrollt, diesen auch liest.


Die wichtigsten Stilmittel:



Akkumulation


Die Aneinanderreihung gleichartiger Begriffe dient der Verstärkung: »mein Freund, mein Engel, mein Gott«, Schiller


Allegorie


Ein bildhafter Vergleich: »Er hat die Kraft eines Bären«


Anapher


Wiederholung der Satzanfänge: »Niemand soll sagen, daß. . . Niemand soll sagen, daß . . .«


Antithese


Die Gegenüberstellung: »Seine Form ist Logik, aber sein Wesen ist Verwirrung«, Thomas Mann, Zauberberg


Correctio


Die Selbstberichtigung: »Ein jeder kann, ja muß ...«


Diärese


Aufteilung eines Oberbegriffs in Unterbegriffe: »Durch die Mauer werden Familien getrennt, der Mann von der Frau, der Bruder von der Schwester, ...«, J.F. Kennedy


Ellipse

Die Auslassung: »Er kam, sah und ... Den Rest kennt man.«
»Alle zwei Minuten. Irgendwo auf der Welt. Lufthansa«, Werbung


Euphemismus

Die Beschönigung: »Entwicklungshilfe« statt »verdeckte Subventionierung«

Hyperbel

Die Übertreibung: »bis ans Ende aller Zeit«

Inversion

Die Umkehrung der Satzteile: »Fettgedruckt werden nur die wichtigsten Passagen«

Klimax

Die Steigerung: »Die Einheit Europas war ein Traum weniger, sie wurde eine Hoffnung für viele, sie ist heute eine Notwendigkeit für alle«, Konrad Adenauer

Metapher

Eine bildliche Übertragung - beispielsweise eines abstrakten Begriffs: »das Haupt der Familie«

Paradox

Die Überraschung: »Er kam, sah und ... verlor«

Personifikation

Die Vermenschlichung: »der Mond schaute auf sie herab«

Wortspiele

»Man gebrauche gewöhnliche Worte - und sage ungewöhnliche Dinge«, Tucholsky »Schöne Worte sind nicht wahr, wahre Worte sind nicht schön«, Lao Tse

Hinweis:
Weitere Tips - speziell zum Texten von Homepages für Privatleute - finden Sie in Kapitel 12, »Schnellkurs: in 30 Minuten zur eigenen Internet-Präsenz «.

(c) 1998 Markt&Technik Buch- und Software- Verlag GmbH
Elektronische Fassung des Titels: Kompendium: FrontPage 98, ISBN: 3-8272-5356-X

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