Kerze
Berichte
Segovia - Eine wiederkehrende Geschichte schwerer Menschenrechtsverletzungen






STICHWORT: KOLUMBIEN

Zusammenfassung

Kolumbien - ein langandauernder Konflikt

Der Nordosten des Bezirkes Antioquia

Das Massaker vom 11. November 1988

Die Ereignisse von 1995 und 1996...

Das Massaker vom 22 April 1996

Untersuchungen über das Massaker vom 22. April 1996

Segovia und Remedios zu Zonen des Ausnahmezustandes erklärt

Weitere Sorge für die Sicherheit der Zivilbevölkerung...

Guerilla-Kräfte und die Verletzung Humanitären Völkerrechts

Die Empfehlungen Amnesty International's...


Weitere Informationen zu Kolumbien


Weitere Sorge für die Sicherheit der Zivilbevölkerung im Nordosten Antioquias

Bis heute haben die vermehrten Sicherheitsmaßnahmen, die in den Gemeinden Segovia und Remedios durchgeführt werden, die paramilitärische Aktivität in der Region nicht vermindert, ebensowenig wie Drohungen und Einschüchterungen gegen die Zivilbevölkerung.

Die Ausrufung des Ausnahmezustands in Segovia und Remedios wurde gefolgt von einer abendlichen Ausgangssperre, durch die nur wenige Streifen der Sicherheitskräfte in der Nacht in der Stadt unterwegs sind.

Trotz dieser Maßnahmen wurden am Abend des 15. Juli 1996 die Wände der Hauptstraßen mit Graffiti, die von der paramilitärischen Gruppe Muerte a Comunistas y Guerrilleros (MACOGUE) - Tod den Kommunisten und Guerillas - gezeichnet waren, beschmiert. Eine der Parolen war: Porque amamos a nuestro pueblo, estamos con el ejército, Fuera Guerrilleros de Segovia" - weil wir unser Volk lieben, stehen wir zum Heer, Guerillas, raus aus Segovia".

In Folge der April-1996-Massaker gab es zunehmende Sorge um die Sicherheit des Comité de Derechos Humanos de Segovia - des Menschenrechtskomitees Segovia - dessen Mitglieder eine wichtige Rolle beim Zusammenfügen des Puzzles der Ereignisse des 22. Aprils und der öffentlichen Anprangerung des Massakers.

Am 26. Mai 1996 kam der Fiscal 118 - der Untersuchungsrichter 118 - begleitet von Angehörigen der kolumbianischen Streitkräfte beim Haus von Jesús Ramiro Zapata , einem Menschenrechtsaktivisten, um drei Uhr morgens vorbei, um eine Hausdurchsuchung durchzuführen, wo sie behaupteten, Dynamit, Kabel und Zündkapseln gefunden zu haben. Die Familie von Ramiro Zapata sagt aus, daß diese Dinge im Haus von den Angehörigen der Sicherheitskräfte, die die Hausdurchsuchung durchführten, selbst im Haus plaziert worden sind. Adrián Alberto Zapata Zapata , der Neffe von Ramiro Zapata, wurde von den Sicherheitskräften festgenommen und zur Militärbasis von Segovia mitgenommen. Er wurde am 7. Juni 1996 wieder freigelassen, obwohl die Ermittlungen gegen weitergeführt werden. Am 17. Juli 1996 wurde Ramiro Zapata vom Fiscal Local 245 - dem Örtlichen Untersuchungsrichter 245 - und Angehörigen der kolombianischen Polizei angehalten, die ihn durchsucht haben, als er sich in Medellín aufhielt. Als Ramiro Zapata seinen Identitätsausweis vorzeigte, wurde er verhaftet unter der Anschuldigung zur Guerilla zu gehören. Menschenrechtsaktivisten, die zur Fiscalía Local - dem Örtlichen Büro der Staatsanwaltschaft - gingen, um Erkundigungen über die Verhaftung Ramiro Zapata's einzuholen, wurde gesagt, daß ein Haftbefehl gegen ihn vorliegt, der von der Fiscalía de Puerto Berrío - des Büros der Staatsanwaltschaft von Puerto Berrío - ausgestellt worden wäre. Später stellte sich jedoch heraus, daß gar kein Haftbefehl gegen Ramiro Zapata vorlag. Letztlich wurde er am selben Tag noch freigelassen.

Das Haus von William García Cartagena , einem Rechtsanwalt, der für das Menschenrechtskomitee von Segovia arbeitet, wurde auch am 26. Mai durchsucht. Wie es heißt näherte sich eine unbekannte Person dem Haus und warf einen Sack hinein. Kurz darauf kam der Untersuchungsrichter 118 unter Begleitung von Angehörigen der Armee ins Haus und durchsuchten es und haben angeblich in dem Sack Sprengstoff gefunden und William García Cartagena verhaftet. William García Cartagena wurde am 7. Juni freigelassen, aber die Ermittlungen gegen ihn laufen weiter.

Ramiro Zapata und William García Cartagena haben beide eine wichtige Rolle gespielt bei der Veröffentlichung des Massakers vom 22. April. Ihre Arrestierung folgt auf die Verhaftung des Armeehauptmannes, der bezüglich der Beziehung zum Massaker verhaftet worden war und es besteht die Sorge, daß beide einen Versuch darstellen, die Mitglieder des Menschenrechtskomitees von Segovia einzuschüchtern und der Versicherung der Sicherheitskräfte Glaubwürdigkeit zu verleihen, daß die Anschuldigung, daß sie in die Morde vom 22. April verwickelt wären, Teil einer Guerilla-Strategie ist, um den Ruf der kolumbianischen Streitkräfte zu ruinieren.

Die Sorge um die Sicherheit von Ramiro Zapata und William García Cartagena wird durch Tatsache erhöht, daß in den letzten Jahren mehrere Mitglieder des Menschenrechtskomitees von Segovia, das aktiv dafür eingetreten ist die Schuldigen des Massakers vom November 1988 zur Verantwortung zu ziehen, zur Flucht aus der Region durch Todesdrohungen gezwungen worden sind.

Die Sorge um die Sicherheit der Zivilisten, die beschuldigt worden sind Angehörige der Guerilla zu sein, die von Angehörigen der Sicherheitskräfte verhaftet worden sind und anschließend wieder freigelassen worden sind, hat sich im Gefolge des Massakers vom 22. April und der Ausrufung des Ausnahmezustands in Segovia und Remedios ebenfalls erhöht.

Es gibt Informationen gemäß denen am 30. August 1996 um drei Uhr in der Früh zwei Sprengkörper gegenüber von zwei Häusern im Siete de Agosto von Remedios detoniert sind, die vollständig zerstört worden sind. Harold Varela Llano, Edwin Gómez García und der sechsjährige Freiman Alexander Varela wurden durch die Explosion verletzt.

Trotz der Tatsache, daß der Batallón Héroes de Tazines - der Bataillon Helden von Tazines - eine seiner Posten in unmittelbarer Nähe der beiden Häuser hat, kamen Angehörige der Streitkräfte erst rund fünf Stunden später zum Tatort.

Gleich neben dem einen Haus, das zerstört worden ist, liegt das Haus von Carlos Mario Hincapie Zapata, der unter der Anschuldigung Angehöriger einer Guerilla-Organisation zu sein festgenommen worden ist und anschließend freigelassen worden war.

Wie berichtet wird warf eine Gruppe nicht identifizierter Männer gegen drei Uhr morgens am 21. September 1996, während der Ausgangssperre, eine Bombe zu einem Haus, das in der Nähe des Sntanderparks in Segovia liegt. Die darauffolgende Explosion tötete die drei Monate alte Leshe Elizabot Yali Giraldo und den sechs Monate alten Kenny Magiver Jiménez Gómez und verletzte die Mütter der beiden Kinder, Eugenia Gómez und Beatriz Elena Giraldo , schwer.

Zeugen bestätigen, daß sie vor der Explosion eine Gruppe von dem Bomboná Bataillon zugehörigen Soldaten gesehen hatten, wie sie im Park mit zwei maskierten Personen patrulliert hatten. Aussagen zufolge haben die für den Bombenangriff verantwortlichen mehrere handschriftliche Flugblätter fallen gelassen, die in den frühen Morgenstunden gefunden worden waren. Ein Flugblatt, das von der paramilitärischen Gruppe Muerte a Comunistas y Guerrilleros (MACOGUE) - Tod den Kommunisten und Guerillas - gezeichnet war, sagt: No habrá compasión con ninguno que tenga relación con la guerilla. MACOGUE", Es gibt kein Mitleid mit niemandem, der Beziehungen zur Guerilla hat. MACOGUE". Auf einem anderen Flugblatt steht zu lesen: Esto es sólo una advertencia porque no se imaginan en lo más mínimo una nueva masacre a colaboradores de la guerrilla comunistas y guerrilleros. MACOGUE", Das ist nur eine Warnung, weil Ihr Euch nicht im geringsten vorstellen könnt, was bei einem neuerlichen Massaker an Guerilla-Kollaborateuren, Kommunisten und Guerilleros passiert. MACOGUE".

Am 22. Juli 1996 wurde José Alberto Restrepo , der ehemalige UP-Bürgermeister von Segovia, in seinem Haus in Medellín ermordet, angeblich von der paramilitärischen Gruppe Muerte a Revolucionarios del Nordeste. José Alberto Restrepo wurde UP-Bürgermeister von Segovia in 1988, aber er wurde gezwungen sein Amt aufzugeben in 1990, nach einer Reihe von Todesdrohungen. Bevor er ermordet wurde, wurde sein Haus drei Mal von Beamten der Fiscalía de la Nación - dem Büro der Generalstaatsanwaltschaft - nach Waffen oder anderen Beweismitteln durchsucht, die ihn mit Guerilla-Kräften in Verbindung brächten. Keinerlei solche Beweise wurden gefunden. Nachdem der Körper von Alberto Restrepos durch Beamte der Generalstaatsanwaltschaft außer Haus geschafft worden war, wurde eine weitere Hausdurchsuchung vorgenommen, obwohl den Familienmitgliedern keinerlei Begründung gegeben wurde.

Kürzlich erst, am 5. November, wurde die Angst um die Sicherheit der Zivilbevölkerung erhöht, als drei Personen dem Vernehmen nach ermordet wurden durch Angehörige einer paramilitärischen Gruppe in der Gemeinde Vegachí, die zwischen den Gemeinden Segovia und Remedios im Departement Antioquia liegt. Die Angehörigen der paramilitärischen Gruppe sprühten auch Graffiti auf den Rettungswagen, der dem San Juan de Dios Spital in Segovia gehört und warnten, daß ein weiteres Massaker in Segovia kurz bevorstünde.

Webmaster: Kuno Sandholzer
für den Inhalt verantwortlich: Stefan Khittel
Letztes Update: 23. Februar 1997


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