ZYNTopia
von emtewe
Mal ehrlich, so eine Demokratie ist doch Scheiße. Alle
paar Jahre soll man unter einigen Haufen Dreck das geringste Übel auswählen,
um nach der Wahl festzustellen: Das war mal wieder nix... Die einzige sinnvolle Regierungsform ist eine Diktatur, solange man selbst der Diktator ist. Das Problem dabei ist nur, daß es den meisten Leuten an Durchsetzungsvermögen mangelt. Jene wenigen die es hin und wieder schaffen, drehen dann anschließend durch und machen wieder alles oder alle kaputt. Zur Strafe bekommt das ohnehin schon dezimierte Volk dann eine Demokratie
aufgedrückt, bis zur nächsten Diktatur, u.s.w....
Als Alternative bietet sich noch der Kommunismus, oder die Monarchie - letztere ist in unseren Zeiten relativ unpopulär. Die ehemaligen Königshäuser eignen sich nur noch zum Ausschlachten durch die Regenbogenpresse, bei steigender Zahl der TV-Seifenopern sind jedoch auch diese bald überflüssig. Bleiben also nur noch der Kommunismus, die Demokratiediktatur und die vollkommen neue Regierungsform: Der ZYNismus.
Hier nun eine Gegenüberstellung dieser Formen anhand von drei Beispielen:
USA, China und das fiktive ZYNtopia.
Fangen wir an mit den Waffengesetzen:
- Die USA sehen das ganze ziemlich locker, wer eine Waffe haben will, soll sich
eine kaufen.
- Auch China macht es sich einfach: Das Volk steht vor den Waffen, die
Regierung dahinter.
- In ZYNtopia sieht es hingegen etwas anders aus. Jeder Bürger muß
einmal im Jahr einen ZYNtest ablegen, und wird anschließend eingeteilt in Waffenträger und Zielscheibenträger. Die Zielscheiben werden auf der Kleidung getragen, die Waffen in der Hand. Die Waffen werden selbstverständlich von der Regierung gestellt. Da die Anzahl der Zielscheibenträger von Jahr zu Jahr abnimmt,
wird die Jagd auch immer spannender.
Nun zur Polizei:
- Die Polizisten in Amerika haben es nicht leicht.
Reporter und Menschenrechtler behindern sie ständig bei ihrer harten Arbeit.
Es gilt Grenzen zu schützen und Menschen in drei Gruppen zu teilen: Weiße,
Schwarze und Immigranten. Verbrecher bleiben solange unbehelligt wie sie
Geld haben, und nicht in eine der letzten beiden Gruppen fallen.
- In China hat es die Polizei wesentlich leichter. Die Regierung stellt
ihr selbstlos die Armee zur Seite, damit die Polizisten ihrer schweren
Arbeit effektiv nachgehen können. Menschenrechtler, Intellektuelle und
andere lästige Systemkritiker können so sehr dramatisch in großen Gruppen
mit Panzern überrollt oder erschossen werden. Die Verbrecher werden in
die Regierung berufen, und somit zu Freunden und Vorgesetzten der Polizei.
Kurzum, ein funktionierendes, stabiles System.
- In ZYNtopia ist die Sache noch einfacher: Jeder Waffenträger ist gleichzeitig
Polizist.
Die Bevölkerungszahlen:
- Amerika ist hier recht stabil. Das Land ist weder
überbevölkert, noch allzusehr zerstört.
- China hat große Probleme, trotz Massenhinrichtungen und Menschenhandel
werden sie der Überbevölkerung nicht Herr. Wenn das Nachbarland attraktiver
wäre, so ständen bestimmt auch auf der chinesischen Mauer Sprüche wie:
Die Mauer muß weg.
- Doch auch ZYNtopia hat gewisse Probleme. Die Bevölkerungsgruppe der
Zielscheibenträger nimmt rapide ab. Neugestaltete Tests schaffen geringfügige Abhilfe, doch auch die Gesamtbevölkerungszahlen sind rückläufig. Im Ausgleich dazu steigt jedoch der Lebensstandard der Waffenträger ständig an.
Religion:
- In den USA kein Problem. Freikirchen, Sekten,
Voodoo-Zauberer und sonstige leben relativ friedlich nebeneinander. So
manche Sekte kommt auf merkwürdige Ideen, und trägt somit zu einer kontrollierten Entwicklung der Bevölkerung bei. Die allerdümmsten werden erfolgreich aussortiert. (siehe: Die schönsten Grillparties )
- China hat auch eine funktionierende Lösung gefunden: Der Staat ist
die Religion.
- In ZYNtopia regelt sich das ganze von selbst. Allzu fanatische Religionsanhänger
dürfen ab dem nächsten Test eine Zielscheibe auf der Brust tragen.
Erdbeben:
- Während man Erdbeben in den USA als gefährliche
Naturereignisse fürchtet, so begrüßt man sie in China als willkommenes
Instrument zur Kontrolle des Bevölkerungswachstums.
- In ZYNtopia hingegen sind Erdbeben verboten. Jene uneinsichtigen Landstriche
welche sich diesem Gebot widersetzen werden zur Strafe nur mit Zielscheibenträgern
bevölkert, und als Jagdgebiete ausgewiesen.
Autos:
- In den USA wie mit den Waffen, wer Geld hat kann sich eins kaufen.
- In China auch sehr einfach, Regierung, Militär und Polizei fahren Auto,
der Rest Fahrrad.
- In ZYNtopia gestaltet sich die Verteilung der Autos etwas komplizierter.
Kaufen kann man Autos nicht. Jeder Waffenträger hat jedoch die Möglichkeit,
durch Abschüsse von Zielscheibenträgern, ein Auto zu verdienen. Je mehr
Abschüsse, desto größer und neuer das Auto. Zielscheibenträger können versuchen als Anhalter mitgenommen zu werden, was dem haltendem Fahrzeugführer zu einem neuen Abschuß verhilft.
Geschichte und Kultur:
- In den USA hat man die eigene Geschichte erfolgreich
ausgerottet und in Reservate verfrachtet. So etwas wie Kultur konnte sich
dort nie entwickeln, es sei denn man bezeichnet Mickey Mouse und McDonalds
als Kultur.
- In China hat man haufenweise Kultur. Chinas Vergangenheit ist berühmt
für Porzellan, Papier, Nudeln, Aufstände, Mauern, Kriege u.s.w. Das China
unserer Tage ist bekannt für olympische Medallien, blutige Massaker und
eine versklavte Bevölkerung - kurz: China hat es weit gebracht.
- ZYNtopia hat keine Vergangenheit, mit Ausnahme eines Internetmagazins.
Dennoch hat sich dort eine beachtliche Kultur entwickelt. Massaker wie
in China stehen auch hier auf der Tagesordnung, allerdings unter Betonung
der sportlichen Note. Ungleiche Kämpfe wie Panzer gegen Fahrräder sind
hier verpönt. Wenn einer jemanden umbringt dann nur im sportlich fairen
Zweikampf mit Waffe gegen Zielscheibe. Für besonders sportliche bietet
die Wahl der Waffe eine Möglichkeit ihre Leistung zur Schau zu stellen.
Wer ein Messer trägt, statt eines Schnellfeuergewehrs, zeigt damit allen
Leuten: Ich töte noch von Hand.
Sport:
- Was in USA und China zählt ist Leistung. Es haben
sich jedoch unterschiedliche Methoden der Motivation entwickelt. In den
USA setzt man die angehenden Sportler psychisch unter Druck. In China droht
man bei Nichterbringen einer geforderten Leistung einfach mit dem Tod.
Das ist auch der Grund warum chinesische Sporthallen einen abwaschbaren
Bodenbelag haben. Die Trainer sind angehalten jeden Sportler der seine
Leistung nicht erbringt, auf der Stelle zu erschießen. Die Schwimmbecken
werden dann einmal die Woche ausgebaggert, und die normalen Turnhallen
schieben die Kadaver einfach zur Verbrennung vor die Tür. Maßnahmen die
sich außerordentlich positiv auf die Bevölkerungszahlen auswirken.
- In ZYNtopia gibt es nur einen großen Volkssport: Das Spiel, Jäger und
Gejagter. Wer hier welche Rolle übernimmt brauch ich wohl nicht weiter
ausführen. Es gibt natürlich verschiedene Varianten, welche sich von
Region zu Region unterscheiden. Die beliebtesten sind zur Zeit: Treibjagd,
der ZYN Kessel, die müssen weg und seit neuem auch allein
gegen alle.
Musik:
- In den USA Marktwirtschaft pur, es wird das gespielt
und produziert was gekauft wird, und wenn es der letzte Dreck ist.
- In China gibt es keine Musik, wer sich einen Eindruck über die dort
produzierten Geräusche verschaffen möchte, dem sei das China Restaurant
um die Ecke empfohlen. Dies Gedüdel und Geleier welches dort unentwegt
aus den billigen Lautsprechern plärrt ist chinesische Musik.
- In ZYNtopia darf fast alles gespielt werden, solange es nur elektronisch
produziert wurde und aggressiv klingt. Die Texte sollten gemein, böse,
brutal, menschenverachtend oder unverständlich sein. Das Standardmaterial
ZYNtopischer Musik stammt aus unseren Tagen, hier einige Beispiele: Front242,
Rammstein, Oomph!, die Krupps, Cobalt 60, Frontline
Assembly und Das Ich.
Forschung und Technik:
- Hier liegen die USA ganz deutlich vor China. Die
Forschungsausgaben in den USA sind um ein vielfaches höher als in China,
und werden auch nicht nur für militärische Zwecke verwendet. Das Ziel der
Forschung in den USA könnte man als eine starke, multimedial verbundene,
leicht zu kontrollierende, von Amerika abhängige Weltbevölkerung bezeichnen.
- Das Ziel Chinas wäre dann erst mal die totale Unterwerfung des eigenen Volkes, und anschließend die der ganzen Welt.
- Ähnlich sieht es mit ZYNtopia aus, nur das hier die Chancen wesentlich
besser stehen. Die totale Unterwerfung des Internets ist so gut wie vollzogen,
der Rest der Welt wird in wenigen Jahren folgen. Die Auswirkungen auf die
Menschheit sind noch nicht ganz abzusehen. Aber eines steht fest: Der
treue ZYN! Leser hat wesentlich bessere Überlebenschancen.
Bildung:
- In Amerika, wie nicht anders zu erwarten, eine Frage des Geldes. Sowohl Bildung als auch Abschlüsse können dort gekauft
werden, wenn man das Geld dazu hat.
- In China hält man die Bevölkerung auf einem Mindestbildungsniveau,
so daß sie Verbotsschilder und Bekanntmachungen lesen können. Standardbriefe
des Types: Finden sie sich am ... um ... im Justizgebäude zu Ihrer Hinrichtung
ein kann somit jeder verstehen.
- In ZYNtopia erhält jeder Bürger eine fantastische Ausbildung, völlig umsonst. Was zu einer guten Ausbildung gehört bestimmt der große ZYNiker, der Vorsitzende des Rates von ZYN!. Wer sich anderweitig fortbildet,
muß damit rechnen den nächsten Test nicht zu bestehen.
Fazit:
Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen,
worauf diese Gegenüberstellung jedoch hinausläuft ist jetzt schon ersichtlich.
Es ist Zeit für einen Wandel. Unser politisches System ist selbst durch den Bau von Autobahnen nicht mehr zu retten. Die allgemeine wirtschaftliche
Lage beeinflußt nicht nur den Arbeitsmarkt sondern auch das Sozialwesen,
und betrifft, früher oder später, jeden ganz persönlich. Es gibt natürlich noch jene hoffnungslosen Optimisten, welche an das Gute in unseren Politikern
glauben. ABER: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, und der ZYNismus als
neue Regierungsform wird sich durchsetzen. Bis dahin kann sich jeder mit
den Zielen einer ZYNischen Regierung, und den zu erwartenden Zuständen
in den ZYN!-Archiven vertraut machen. Hier finden sich auch Ratgeber zu fast allen Lebenslagen.
(emtewe)
Letzte Änderungen: [ am 19. Juni ]
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