Major League Soccer

Die Major League Soccer begann am 6. April mit dem Spiel San Jose Clash gegen Washington DC United, eine Konstruktion mit einem Jahr Verspätung.

Eine der Auflagen zur Vergabe der WM in die USA war, daß die MLS schon im Frühjahr 1994 starten sollte. Trotz das Booms gab es zu wenig Investoren, jetzt sieht alles schon anders aus. Es gibt Sponsoren (AT&T, Budweiser) und offizielle Belieferer der Liga (Puma, Adidas, Nike usw.). Das Fernsehen wird mindestens 62 von ca. 180 Spielen live übertragen. Doch leider ziehen am Horizont dunkle Wolken auf. Fast überall müssen neue Stadien gebaut werden, da
  1. einige Stadien fast 100.000 Plätze haben (Rose Bowl, L.A.), aber höchstens 10-15.000 Zuschauer pro Spiel erwartet werden, so daß auch Teile der Stadien mit Plastikplanen bedeckt werden, auf denen natürlich Werbung zu sehen sein wird. Daß dort eine Stimmung wie beim Schach herrscht, könnt Ihr Euch ja denken.
  2. einige Stadien nur über Kunstrasen (Astroturf) verfügen.
  3. bis auf eines alle andere Stadien nicht den Standards der FIFA entsprechen, da die Spielfläche schlicht zu klein ist.
Meiner Meinung nach kommt nun das Erstaunlichste und gleichzeitig Gefährlichste bezüglich der ganzen Liga: Bis auf drei (Dalls, San Jose, Tampa Bay) gehören die übrigen sieben Teams verschiedenen Investoren, der Verband wird die anderen erstmal verwalten. Möglich, daß es hier zu Wettbewerbsverzerrung kommen könnte, da vielleicht bei möglichen Auflagenverstößen der Verband seine eigenen Teams weniger stark bestraft.

Zu den Investoren gehören z.B. Lamar Hunt, Besitzer der Football Mannschaft Kansas City Chiefs und Mitbegründer der NFL (Ihr wißt schon, das Spiel mit dem Ei). Ihm wird nachgesagt, er erinnere sich nur zu gut an die steuersparenden Verluste, die er in der Soccer-Scheinblüte mit den Dallas Tornados gemacht hat. Damals spielten in der Liga Stars wie Franz Beckenbauer, Pele, Johan Cruyff usw. Ihm gehören heute gleich zwei Teams der MLS, Kansas City Wiz sowie Columbus Crew, wo auch Paul Caligiuri spielen wird. Es bleibt also zu hoffen, daß es bei entscheidenden Spielen nicht zu Schiebereien kommt und die League nicht als günstiges Abschreibungsprojekt angesehen wird.

Ein weiteres Problem ist damit verbunden, daß die Investoren Besitzer der Teams sind: sie können nämlich ihre Vereine verkaufen, vergleichbar mit den NHL-(Eishockey)-Teams. Dieses kann zur Folge haben, daß Teams quer durchs Land in eine andere Stadt ziehen. Ein Vergleich damit mensch es sich hier vorstellen kann: St.Pauli oder besser Pauli (hallo lüh) wird nach Essen verkauft und spielt nun endlich an der Hafenstraße (welch Horror). Man kann sich natürlich vorstellen, was dies für die Identifikation der Fans mit einem Team sowie für das Merchandising eines Vereins bedeutet.

Die Chancengleichheit der Liga soll dadurch entstehen, daß jedes Team ein Gehaltslimit von 1,3 Mio. Dollar hat. Die Untergrenze pro Spieler liegt bei $ 300.000. Vieles wird versucht über Handgeld oder Werbeverträge abzudecken. So bekommt z.B. Eric Wynalda von seinem Ausrüster Reebock nebenher noch eine "Handvoll Dollar" extra, da "Topstars" eben nicht für 400.000 DM im Jahr arbeiten bzw. Fußball spielen. Eigentlich pervers verglichen mit den vielen Menschen, die bereit wären für ein paar Dollar am Tag zu arbeiten.

Wie alles begann?

Es fing alles mit einer Zeitungsanzeige an: "Namhafter Fußballprofi mit internationaler Erfahrung, Englisch- oder Spanisch-Kenntnissen und Abenteuergeist gesucht. Bitte melden bei der MLS!"

Gemeldet hat sich niemand. So zog Sunil Gulati (Vize-Commissioner der MLS) kreuz und quer durch die Weltgeschichte (ca. 450.000 km), um überall günstig Stars für die Liga anzuwerben. Das Hauptproblem war das Geld. Mit seinem Kapital von ca. 30 Mio. DM sollte Sunil Gulati für die 10 Teams etwa 180 - 200 Spieler anwerben. Eigentlich unmöglich aber geklappt hat es trotzdem. Doch jetzt galt es das Problem zu lösen, die Spieler möglichst so auf die Teams zu verteilen, daß gleich starke Mannschaften entstehen und diese obendrein eine starke regionale Attraktivität ausstrahlen. So wurden einige "Weltstars" geradezu gesetzt oder besser gesagt nur von bestimmten Vereinen geködert. So ging Danodoni nach New York (dort leben viele Menschen italienischer Abstammung), die Mexikaner Hugo Sanchez und Nationaltorwart Jorge Campos nach Los Angeles, der aus Californien stammende Eric Wynalda nach San Jose und Carlos Valderama nach Tampa (Florida), weil dort viele Lateinamerikaner leben, um nur einige Beispiele zu nennen. So wird für die Spiele teilweise sogar auf Spanish geworben.

Und die anderen Spieler? Nirgendwo im Sport gibt es ein so gerechtes Transfersystem, welches einen aber gleich an einen modernen Menschenhandel erinnert. Er heißt "drafting". Dieses läuft folgendermaßen ab: Die ca. 200 Spieler wurden in zwei Gruppen zu ja 100 aufgeteilt. Jede Gruppe wurde von den 10 Coaches an einem Wochenende bewertet und jeder konnte sich ein persönliches Bild machen und beurteilen, welcher Spieler für sein Team geeignet war. Dieses geschah Ende Januar. Anfang Februar begann das "Drafting". Durch Losverfahren wurde festgelegt, welcher Verein sich als erster einen Spieler aussuchen konnte. Als erstes begann Columbus vor Colorado, Dallas, L.A. usw. alle 10 Mannschaften durch. Dieses ging 16 Runden lang. Anfang März erfolgte nochmals ein "Collegue Draft", um auch die jungen Spieler an die Liga heranzuführen, also ein Art Unterbau sowie einige Nachtragsverpflichtungen bei der auch Pauli Caliguri nach Columbus transferiert wurde. Meistens sind sich Teams und Spieler einigermaßen einig. Doch es kommt auch vor, daß ein Spieler von zwei Mannschaften gleichzeitig begehrt wird, dann kommt es zu Tauschgeschäften, wie z.B.: Tausche Schlindwein, Dinzey und Hollerbach gegen Giovanne Elber.

Die Major Soccer League teilt sich auf in 10 Vereine, die jeweils 32 Spiele (16 Heim und 16 Auswärts) haben. Diese 10 Vereine spalten sich in zwei Fünferligen auf:

Eastern Conference: Western Conference:
New England Revolution
Columbus Crew
New York Metro Stars
Tampa Bay Mutiny
Washington D.C. United
Dallas Burn
Colorando Rapids
Kansas City Wiz
Los Angeles Galaxy
San Jose Clash

Die Liga soll noch später durch weitere Mannschaften aufgestockt werden. Als Unterbau und Talentschmiede dient die College Soccer League.

Jedes Team spielt viermal gegen die Gegner aus der eingen Gruppe sowie dreimal gegen eine Mannschaft aus der anderen Gruppe. Per Losentscheid wird festgelegt gegen welches Team aus der anderen Gruppe es viermal antreten muß. Es soll keine Absteiger geben und die zwei besten Teams jeder Gruppe qualifizieren sich für die Finals (Best of 3).

Für einen Sieg gibt es drei Punkte, steht es nach der regulären Spielzeit unentschieden, gibt es einen sofortigen "shoot out". Der Spieler läuft mit dem Ball auf den Torwart zu und muß innerhalb von 5 sec. abschließen, hier erhält der Sieger einen Punkt.

Da die Teams ja völlig neu sind und kaum Zeit hatten sich einzuspielen wird das Spielniveau zuerst sicher nicht so hoch sein, aber wir werden ja sehen.

Für weitere Infos, Adressen usw. wird es im Fan-Laden eine Mappe zur Ansicht geben.

GAG


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