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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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5KB
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133 lines
Bar-
In_
Öl_
__ _
-
-
-
· ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ .. ~
"Personenbezug". Halbwegs nachvollziehbar sind sie trotzdem.
Für jede Karte wird ein "Schattenkonto" bei der
Börsenevidenzzentrale geführt. Auf der Rückseite vermerkt
sind: Kreis- und Stadtsparkasse Hannover, Großraum Verkehr
Hannover und Deutsche Messe AG.
Auch das "Pfand"-Prinzip wurde beibehalten: "Diese Karte ist
Eigentum der Nord / LB Hannover" steht drauf. Das
Verkehrsverbund-Prinzip funktioniert jedoch etwas anders. Die
Ausgabestelle, der Karteneigentümer, hat freie Speicherplätze
für Dritte auf der Karte vorgesehen. Ein "Dritter" ist der
Verkehrsverbund "Grossraumverkehr Hannover'.
Im Unterschied zum Marburger Modell ist nur eine Aktion not-
wendig zum Erwerb eines Fahrscheins: an der
Einstiegsha]testelle wird die Karte in einen Automaten gescho-
ben und das Fahrtziel sowie die Preisgruppe (z.B. Vollzahler,
Hund oder Kind) gewählt. Diese Daten, also Haltestelle, Datum,
Uhrzeit, Preisgruppe werden auf der Karte gespeichert. Der
Kontrolleur hat ein Lesegerät, das "nur" diese bankfremden
Speicherstellen auslesen kann.
Nach einer Anlaufzeit könnten die Kontrolleure die Vollmacht
der Nord/LB (o.ä.) bekommen, Karten angeblicher
Schwarzfahrer einzubehalten (das Adjektiv "angeblich" könnte
wichtig werden).
Auf der Zähhit wurden Karten mit 30 DM darauf verkauft. Da
man ein Lesegerät benötigt, um zu wissen, wieviel auf der Karte
ist, wurde dort eine Art "Selbsikostenpreis" kalkuliert. So gut
wie jeder, der auf der Zäbbit Home so eine Karte kaufte, erwarb
auch ein Lesegerät für fünf DM und der erste Al<t war, daß die-
se 5 DM von den 301)M abgebucht wurden.
Auch "unpassende" Chipkarten mit ISO-Kontalctfeld
(Telefonkarten, Krankenkassenkarten, Sky Pay-T\: Karten usw)
können in das Sparkassenlesegerät gesteckt werden. Doch dann
erscheint nur eine Fehlernummer E 1, E 2 usw. (E wie Error).
Bei "korrekten" Geldkarten wird nach dem Einschieben ange-
zeigt, wieviel Geld noch "drauf" ist. Am Lesegerät ist ein einzi-
ger Knopf. Damit wird mit jedem Knopfdruck der letzte
Zahlungsvorgang anzeigen; bis 15 Stück. Danach werden die
zwei letzten "Ladungen" der Karte angezeigt: Ladesumme 1
und Ladesumme 2.
Allmählich sollen die Kontoauszugsdrucker bei Banken und
Sparkassen umgestellt werden auf Chipkarten mit
Lademöglichkeiten für Geldkarten oder Kontokarten (die wer-
~ie ~n╜en~chlellber
Nummer 57, Dezember 1996
den auch von Magnet auf Chip umgestellt). Es ist jedoch zu hof-
fen, daß zumindest Kontokarten von vermuteten
Schwarzfahrern nicht von den Kontrolleuren einbehalten wer-
den :-( - Aber das bleibt abzuwarten.
Ausblick
In der Perspektive wird es zu Kaufhäusern kommen, die (fast)
ohne Personal 24 Stunden rund um die Uhr betrieben werclen.
Die Kunden werden die Waren an einer "Kasse" selbst buchen
und mit Karte bezahlen. Zuerst werden das die großen
Franchise~Kettenläden durchziehen. Denn nur dann, wenn die
Bargeldannahme verweigert wird, kommt der
Rationalisierungseffekt der Karte zum Tragen und die runde
halbe Stunde zur abendlichen Kassenabrechnung fällt weg - bei
Mischsystem Karten und Bargeld wird die Kassenabrechnung
nur kürzer.
So auf die BRD bezogen, kann das System, konsequent durch-
gezogen, nochmal drei Millionen Arbeitslose mehr bringen. Vor
allem dann, wenn nicht nur das Itegalnachfüllpersonal redu-
ziert wird, sondern auch das Kassenpersonal. Modellprojekte
dazu gibt es schon. Eine Kombination von Strichcode-Scanner
mit der ~,Waren-Entsicherung" (elektromagnetische
Freischaltprozedur) macht das möglich.
Darober hinaus gibt es in den USA längst "intelligente
Gebäude",die Lindringringe gefangen nehmen, indem der
Fahrstuhl zwischen zwei Stockwerken hält; das berichtete die
Zeitschrift ~,BEUTE" vor über zwei Jahren.
Ähnliches ist für deutsche Ladendiebe auch denkbar. Als
Entwickler kann man solche Projekte durchaus seriös kalkulie-
ren. Es hilft nicht, vor bekannten und absehbaren
Entwicklungen die Augen zu verschliessen. Marx-Exegeten der
60er Jahre (die es heute noch gibt) haben heftig und verzweifelt
diskutiert, ob und wie DistriLutions-Arbeiter (z.B.
Kaufhausangestellte) an der Mehrwertproduktion beteiligt sind
oder ob sie zum "Lumpenproletariat', gehören. Angesichts der
weltumspannenden Automatisierung ist diese Debatte über-
holt. Auf dem Chaos Communication Congress wurde bereits
vor mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit der
Verbraucherzentrale Hamburg über die Notwendigkeit des
,/Rechts auf Bargeld" diskutiert. Nun wird es ernst.
(c) Wau Holland─verbreitet von eMailPress - die agentur
gegen den strich Erstverbreitung in cl.magazine.mik - Alle
Rechte vorbehalten Anfragen an die Redaktion via emp~nades-
hda.gun.de
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Nummer 57, Dezember 1996
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