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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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5KB
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99 lines
ös://fincier/ec~i~oriat.wau
2 Editorial Wer mit Menschen, die "informationelle Habenichtse in der 3.
Welt" sind, verkehrt, kennt die Wichtigkeit von Briefpost und
3 Sorgen und Nöte elektronischer Post. Eine der übelsten Dinge ist es, einen
Menschen von der Kommunikation auszuschließen.
S Was tun bei
Zensur? Heinrich von Stephan sorgte als Gründer des Weltpostvereins
dafür, daß auch zwischen kriegführenden Staaten geregelter
Mirror-Liste für Briefverkehr möglich war. Gegen diese Kulturschöpfung der
"radikal" Kommunikation trotz Krieg verstießen einige deutsche Internet-
Provider, indem sie auf ein simples Fax hin sogar den eMail-
6 Generation @ Verkehr zu XS4ALL sperrten. Die Chaos-Aussage zur
Verbindlichkeit von Fax ist kurz: wenn ein Richter glaubt, ein
8 DeTeHack Fax sei rechtsverbindlich, dann faxt man ihm seine Entlassung
mit der Absenderkennung seiner vorgesetzten Behörde zu.
9 Sicherheit ist
Vertrauenssache Das Problem liegt jedoch tiefer, weil ein meines Erachtens von
der "Droge" Adrenalin abhängiger Staatsanwalt in Karlsruhe
12 Is Not Much der Absender war. Gepusht durch den "Drogendealer"
Good Rechtsanwalt Michael Schneider von eco / ICTF, lief die
Bundesanwaltschaft zu Hochform auf wie einst eine Berliner
14 Hackerjagd im Staatsanwaltschaft.
Internet
Lilamals wollte die wegen der Zeitschrift RADIKAL zwei
Impressum Vorstandsmitglieder aus dem zugehörigen Verein in den Knast
bringen. Die GRÜNEN nahmen beide daraufhin auf die
15 Oligopoly Europawahlliste. Sie wurden gewählt und das
Europaparlament stimmte dagegen, daß die beiden in den
16 Bestellfetzen Knast kommen für gedruckte Worte. Diese europaweite
Blamage der Berliner Staatsanwaltschaft wird aktuell nur durch
die globale Blamage der Bundesanwaltschaft bei einem neuerli-
chen Versuch in ähnlicher Sache übertroffen: statt Sperrung hat
die RADIKAL eine Auflagensteigerung zu erwarten, die sie
ohne die Bundesfehlwahlschaft nie erreicht hätte.
Absurd, aber wahr: eigentlich ist die Bundesanwaltschaft der
gefährlichste Förderer einer "kriminellen Vereinigung", wenn
denn die RADIKAL überhaupt eine solche ist. Zumindest die
Sperrung des auf einer getrennten WWW-Seite abrufbaren
Textes zum Thema Pressefreiheit ist ein Verstoß gegen die
Europäische Menschenrechtskonvention' meint:
Wau Holland
Doyen des CCC
~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~Wie Antendealeaber #~16
Sorgen und Nöte
Ein Internet-Service-Provider hat's schon schwer. Nicht nur, daß
er sich mit diesen nervigen Kunden, auch User genannt, ausein-
andersetzen muß. Nein, er muß auch immerzu sein System am
laufen halten, seine Anbindung auf den preisgünstigsten
Leitungen fahren und nun auch noch seinen privaten kleinen
Wirtschaftsstandort vor Existenzgefährdung durch böswillige
Terroristenjäger schützen.
Die Bundesanwaltschaft, kurz BAW, runzelte nun gegenüber
dem neugegründeten ISP-Verein PrivatePornoJäger e.V., auch
Interr et Content Task Force genannt, kräftig die Stirn wegen
der Zugänglichkeit von Seiten, die die Texte der in Deutschland
inkriminierten Zeitschrift "radikal,' enthalten.
Diese Seiten liegen beim holländischen ISP XS4ALL der vor
einigen Jahren von der ehemaligen Crew der Hacktik (hollän-
dische Hackerzeitschrift) gegründet wurde. Da XS4ALL die
Idee des Freedom of Speech ernst nimmt, haben sie vor einigen
Monaten auch nicht das Knie vor der doch recht mächtigen
Scientoloy-Sekte gebeugt, die einige Seiten eines XS4ALL-Users
beanstandete.
Um Arbeitsplätze, Gewinnmargen und Seelenfrieden zu
gewährleisten, empfahl die ICTF, im Netz vertreten durch
Herrn Rechtsanwalt Michael Schneider, nun ihren Mitgliedern,
XS4ALL für ihre User unzugänglich zu machen. Die Holländer
begannen daraufhin, ihre IP-Nummern zu rotieren, was eine
Sperre auf IP-Nummer-Basis etwas schwierig macht. Somit war
XS4ALL von den allermeisten ISPs aus trotzdem zu erreichen.
Da einige ISPs daraufhin begannen, ganze Class-C-Netze zu
blocken, wurde die llotation zwischenzeitlich wieder einge-
stellt, um nicht völlig unerreichbar zu werden.
Die ICTF argumentiert, daß sie nur die allernötigsten, von der
ElAW geforderten Schritte unternimmt, um Schaden von ihren
Mitgliedern abzuwenden. Den Vorwurf vorauseilenden
Gehorsams weist sie scharf zurück, eine Argumentation, die
stark an "Aber ich habe doch nur Befehle von Oben ausgeführt"
erinnert.
Zugegeben: Es ist schwer für ein Ideal einen mühsam aufge-
bauten Betrieb zu riskieren. Nur, auf mittlere Sicht wäre es deut-
lich schlauer gewesen, wenn die ICTF auf gerichtlichem Wege
eine Beschlagnahme o.ä. bei ihren Mitgliedern verhindern wür-
~ie ~nten~c~leuber #56