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Chaos Computer Club 1997 February
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1997-02-28
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8KB
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214 lines
Seite 44
Ausgabe 54
Es bestand ein Konsens unter den Workshop-
teilnehmerinnen, daß Gesetze sich als stets
unzureichend herausgestellt haben. Es gehe
auch nicht um eine Entscheidung, ob Zensur
ausgeübt werden sollte, sondern eher,wo sie
w~rklich notwendig sei. Beispielsweise könne
frau von den pornographischen Dateien im Netz
weitgehend unberUhrt bleiben, da diese immer-
hin nicht unangefordert auf dem heimischen
Computer landen.Besorgsniserregend sei dann
schon eher das Vorhandensein vonNewgroups,
die ausschließlich Bilder verbreiten: l~ies förde-
re eine Illusion von Käuflichkeit und eine nicht
erstrebenswerte Konsumhaltung, die bei Foren,
in denen auch diskutiert wird, nicht so leicht
aufkommen könne.
Damit die anwesenden Frauen dieses Thema
auch weiter diskutieren können und in Kontakt
bleiben, wurden die e-mail-Adressen der
Teilnehmennnen zusammengestellt. Damit soll
eine vor zwei Jahren entstandene Frauen-
Mailing List wiederbelebt werden, in der Frau-
enungestört und dezentral ihre eigenen Themen
diskutieren können.
Referentin Doris Kretzen (dokriz@cube.net)
Kerstin Lenz (k.lenz~link-gee.zerben~s.de)
HACKER PROSECUTION
RESULTS IN EXPOSED
"SECRETS"
2600 Magazine. a publication put out by computer
hackers since 1984,has released infom~ation on tbe Uni-
ted States Secret Service in responseto tbet organization's
continued prosecution of one of its wnters ~be inFormati-
on is accessible over tbe Intemet tÜrough tbe World W~de
Web."
For tbe past year, tbe Secret Service bas been engaged
in a ruthlessattack on Ed Cumrnings (known in tbe
hacker world as Bernie S.), one ofour most technically
adept and knowledgesble writers," says 2600 Publisber
Em[nanuel Goldstein. "Tbey hsve succeeded in i npriso-
ninghirn witb some of the nation's most rutbless
criminals for the merepossession of hardware, soRware.
and reading mateAat."
Cumoungs has never been accusett of committing ille-
gat acts with theseitems. Ratber, Lbe Secret Scrvice bas
prosecuted hirn for hsving itemswhich "could be used"
for illegat activity. It bas been proven onnmnerous occa-
sions tbat there are many legitimate purposes for sucb
items and tbat possession of con~roversial reading materi-
al is by nomeans an indication of cnnunal activity.
Nevertheless, the Secret Service t~as managed to keep
Cummings locked away witb no beil fornearly a yeat as
if he were a mastermind of terrorism.
2600 Magszine is making available to the public tbe
same docu~nents that tbe Secret Service claims as proof
tbat Ed Cummings is a danger to society. Tbis informati-
on includes tbe wLere abouts of Secret Service offlces,
tbeir phone nombers, the radio frequencies usod by the
agency,as well as photegraphs and codenarnes usod for
everytbing from thePresident of tbe United States to buil-
dings, agencies, and objects.
"We Rmd it ironic that att of this inforrnation will ww
be accessibleto miltions of peeple araund tbe world,"
Goldstein ssys, ,~all because the Secret Service [bought
one person having it was a täreat."
The infomlation, thougb never before as widely acces-
sible as tbis, basalways been easy for anyone to obtain.
~ere are no laws against itspossession. However, tbe
ada~nance of the Secret Service's contentionswere enough
to taint the credibility of Ed Cunanings in the eyes of
tbecourL
In addition to information about the Secret SeNice
thernselves, tbesite contains full documentation on otha
cases that bave involvedn~istreatment by the Secret Servi-
ce, including one in which the victirnwon a lawsuit.
Information on other cases can he submitted to thesite by
emailing secrets@2600.com
Says Coldstein, "We don't consider the launching of
this site to bean act of retribution Ratber, it is an aff~rma-
tion of our freedo~nand a demonstration of our willingn-
ess to protect it."
The World Wide Web site can be reached at:
http:/lwww.2600.com
~ir ~ta' - k"'r - Das wissenschaftliche Pachblatt für Datenreisende
~h
~k 2atelt~c⌡1el1Ier - Das wissenschaftliche Fachblatt für Datenreisende.
_ Ausgabe 54
Seite 45
Gedanken zu Konrad Zuse
Da wollte der Chaos Computer Club Konrad
Zuse zum Ehrenmitglied emennen und der
stirbt kurz vor dem Chans Communication Con-
gress 1995. Viel habe ich von ihm gehört und
ihn ein paarmal persönlich erlebt. Im Sommer
diesen Jahres hielt er einen Vor~ag auf der
Internationalen Studentenwoche Ilmenau. Erfri-
schend jugendlich war sein Vortrag für die Stu-
denten. Gelegentlich half er seinem Simultan-
übersetzer mit spitzbübischem Lächeln und dem
richtigen englischen Begriff aus, wenn dieser
stockte. Als Konrad einmal auf englisch weiter-
sprach und er es irgendwann merkte, wartete
sein Publikum schon eine Weile darauf, daß er
es selber merkt und lachte. Er lachte mit dem
Publikum.
Aufgewachsen in Berlin am Gleisdreieck mit
Dauerblick auf die moderne, an ihm
vorbeirasende Technik baute er unter anderem
einen Warenautomaten, der verschiedene Münz-
sorten erkannte. Das war eine Art
Addiermaschine mit Spezial-IO.
Als er damals über die Entwicklung eines
Rechenautomaten mit Freunden und Fachleuten
sprach, rieten ihm fast alle davon ab und mein-
ten, die Technologie der vorhandenen Rechen-
maschinen sei aus Entwicklersicht am Endpunkt
angelangt.
Er baute Speicher aus verschiebbaren Metall-
streifen, die prinzipiell funktionierten, aber
störanfällig waren. Dann folgte sein Relaisrech-
ner mit Keilriemenantrieb. Diese mechanische
Trennung von der wenig stabilen damaligen
Stromversorgung schützte die Relais vor fehler-
haftem Abfallen bei Brown-Out, einem kurzzei-
tigem Stromausfall. Außerdem konnte durch ein
anderes Keilriemenübersetzungsverhältnis der
CPU-Takt verändert werden. Denn je besser die
Relais zeitlich harmonierten, desto schneller lief
seine Relais-CPU fehlerfrei.
Ein lnformatiker von heute muß sich vor
Augen halten, daß dieser Mann Hardware,
Maschinenbefehle und Hochsprache selbst
erdacht und gebaut hatte. Trotzdem war er sich
der Grenzen seiner eigenen Denfleistung
bewußt. Vor einigen Jahren erlebte ich, daß ein
Mann, der sich um Konrads Hardware
kümmert, freudig mitteilte, er habe eine
Kontaktwaage flir Relais, die flir Reparaturen
an der Z3 im Museum hilfreich sein könne.
Konrad winkte ab und meinte, einen Relaisfeh-
ler anhand des Schaltplanes oder des Logikpla-
nes zu finden, sei ihm zu mühsam gewesen. Er
habe im Fehlerfall alle Relais der Reihe nach
mit dem Daumen geprllft, das ginge schneller.
Nach seinem Vortra~g diesen Sommer in
Ilmenau kamen ein paar Studenten zu ihm und
baten ihn um Signaturen auf Laptop und Maus.
Die Maus in der Hand betrachtete er eine Weile,
bis er wüßte, was das war und dann signierte er.
Schon vor der Wende war Koarad Zuse in
Ilmenau. Bei diesem Vortrag berichtete er auch
von der Zeit nach 1945 und vom Verstecken
seines Rechners in einer Scheune. Er wurde
gefragt, ob er keine Angst gehabt hätte, daß die
Russen das Ding mitnehmen. Er meinte "Nein".
Denn die Russen hätten das eh, nicht
verstanden und deshalb stehen gelassen.
Konrad Zuse hat wohl nicht erfahren,
welchen SED-Ärger diese bruderunfreundliche
Außerung anschließend denen machte, die ihn
eingeladen hatten.
Zur Anerkenaung im Osten gehörte Ignoranz
im Westen.
Es hat bis 1962 gedauert bis zu seiner
Anerkennung von jenseits des großen Teiches.
Seine offene und nicht eitle Art, die Freude an
Erkenntnis und der Spaß daran, Wissen weiter-
zugeben, bleiben denen, die unmittelbar interak-
tiv erlebten, im Gedächtnis erhalten. Nutzen wir
wenigstens die Chance, die die Speichertechnik
und die Kopiertechnik bieten, um die
Erinnerung an solche Menschen abrufbar zu
machen für die Generationen nach uns, die
keine Chance mehr haben, mit Konrad Zuse
leibhaftig zu kommunizieren.
Wau Holland
auf dem Chaos Communication Congress 95