home
***
CD-ROM
|
disk
|
FTP
|
other
***
search
/
Chaos Computer Club 1997 February
/
cccd_beta_feb_97.iso
/
chaos
/
ds51
/
ds51_23.txt
< prev
next >
Wrap
Text File
|
1997-02-28
|
8KB
|
208 lines
Seite 22 Ausgabe 51 Ausgabe 51 Seite 23
die verschleierte Sprache zu "verstehen". Erst
die Digitalisierung machte dem "unbewaffne-
ten" Mithören ein Ende.
Man muß heute daran erinnern, daß eine der
ersten INTEL 8-Bit und 16-Byte-CPU, von der
die Reklame behauptete, es wäre eine 16-Bit-
CPU, der 8() 86 war und 29 000
(neunundzwanzigtausend) Transistorfunktionen
unter seinem Deckel hütete (eine alte 32-Bit-
CPU, die damals als 16-Bit-CPU angeboten
wurde, hieß 6X 000 und hatte wieviel Transi-
storfunktionen???)
Ein vielfaches an Transistorfunktionen paßt
heute locker unter einen Tropfen Kunststoff in
jede Chipkarte. Ein Pay-TV-l~ekoder mußte
schon damals "billig" sein und ein "Achtbitter"
genügte dazu.
Die Formel zur Zeilenvertauschung ist meist
das ganze Pay-TV-Geheimnis. Gähniale
"Eurokraten" von TRANCE TELECOM haben
das System "Eurocrypt" für Pay~TV in die Welt
gesetzt. Dieser niskus-Nahwurf führte dazu' daß
sich TRANCE TELECOM auf den Schwanz
getreten fühlte, als "Piraten" Entschlüsselungs-
karten am Markt anboten und TRANCI:
TELECOM durch eigenen Diskus-Nahwurf eine
Kopfverletzung erlitt. Denn genau genommen
handelt es sich bei "Eurocrypt" um keine Ver-
schlüsselung, sondern rauf um eine Verschleie-
rung, die etwa so leistungsfähig ist wie ein Vier-
tel Milliardstel vom DES, der USA-No~m "Data
Encryption Standard".
"Eigentlich" ist der französische Staat seit Je
Gaulle USA-feindlich. Denn als de (Jaulle bei
den Amis in der Bitstein'.eit einen Computer be-
stellte, um für den französischen Atombomben-
bau ein paar nach einem polnischen Mathema-
tiker benannte Gleichungen auszurechnen, lie-
ferten die Amis die Rechenmaschine nicht: Ex-
Port-Verbot. Das hinderte die Franzosen nicht.
ihre Atombomben 7.U bauen, aber amtlich sauer
auf die Amis sind die französischen Behörden
heute nochmodern formuliert war die ,~militä~
risch relevante" Kiste etwa so leistungsfähig wie
ein 4,77 MHz 8088 Computer - nur noch viel
klobiger.Auch TRANCE TELECOM leidet bis
heute darunter, daß Frankreich noch strenger ist
als die USA und nicht nur den Ex-Port von
Krypto-Kram verboten hatte, sondern auch den
Im-Port (! sic !). Dadurch war TRANCE
TELECOM vom Wissensstand der Welt franz-
amtlich abgeschottet und wählte fier die Ver-
schlüsselung von EuroCrypt den DES, den Data
Enc''ption Standard aus der USA-Bitstein'.eit.
DES ist aber nur die kastrierte Variante von
"Luzifer", die IBM entwickelt hat mit einer
Schlüssellänge von 128 Bit. Für dem NSA, den
amerikanischen Geheimdienst, der geheimer ist
als die CIA. war dieser Schlüssel jedoch schon
damals zu geheim und er wurde "amtlich" auf
56 Bit verkürzt; DES-Export ist heute noch im-
mer verboten, weil einige NSAler hoffen, diese
veraltete Norm so marktfähig zu halten.Naive
Gemüter aus der kaufmännischen Abteilung ei-
ner Vorstandsebene können zwar die Grund-
rechenarten + - * /, aber schon für einen Expo-
nenten ist ihr Dasein zu exponiert; auch bei
TRANCE TELECOM. Denn die "Halbierung"
der Schlüsselmenge "halbierte" die Sicherheit
nicht nur, sondern "myriaUstisierte" sie irgend-
wie, weil es statt 2 hoch 128 "nur" noch 2 hoch
56 mögliche Schlüssel gab.
Wieviel zwei hoch 56 mögliche Schlli.ssel
sind, weiß jedes Kind, das das entsprechende
Märchen kennt: es war einmal nach einem ge-
wonnenen Spiel, da hatte einer einen Wunsch
frei und wollte zur Belohnung ein paar Körn-
chen Getreide haben: eins auf das erste Feld ei-
nes Schachspiels, doppelt soviel - also zwei -
auf das zweite Feld, wieder das doppelte - also
vier - auf das ölritte, acht auf das vierte. 16 auf
das fünfte undsoweiter─immer jeweils clas
doppelte bis; zu Feld Nummer (~4. Wer
Exponentialrechnc~ng kennt, weilt, dal] auf Feld
57 genau zwei hoch 56 Körnchen liegen. Und
genau soviel Schlüssel hat die NSA-kastrierte
DES-Version. Damit kann man zwar ein großes
Reich in den Getreide-Bankrott führen, aber
moderne Computer kommen mit sowas
klar.Aufgrund des Import-Verbotes für
Kryptokram in Frankreich ist wohl auch dieses
Märchen eine "Geheimsache", wenn der OLS-
Zusammenhang genannt wird. Man mul] des-
haJb TRANCE TELECOM 7U gute halten, daß
chic ~ntcndebleu~cr - Das wissenschaftliche Fachblatt für Datenreisende In,
sie nicht wußten, was sie taten beim Einsatz von
Eürocrypt. Denn beim Versuch, einen Kastra-
ten zu kastrieren, verkürzten sie die Schlüssel-
länge nochmal auf die Hälfte: 28 Bit fürTRAN-
CE TELECOM und 28 Bit für ihre Kunden, die
Pay-TV-Sender. Wenn 28 Bit rund eine Viertel-
milliarde Möglichkeiten bietet, sind 5613it nicht
eine Viertelmilliarde mal zwei, sondern eine
Viertelmilliarde zum Quadrat. Da aber die lei-
tenden Herren der Kunden von TRANCE
TELECOM oft auch nur + - * / und die Prozent-
rechnung (wegen der Zinsen) beherrsch(t)en,
fiel das über ein paar Jahre lang nicht
auf.Hektisch wurden die französischen
Telekomiker jedoch, als "les pirates
informatiques" (eigene Fernsehnorm, eigene
Atombombe, eigene Sprache: Computer =
ordinateur, Hacker = pirate informatique; ein
TV-Sprecher in Frankreich darf das Wort COM-
PUTER nicht verwenden!) Eurocrypt-Karten
zum Kauf anboten. Denn getreu dem Motto "was
nicht sein darf, das nicht sein kann" konnte es
sich nur um "Diebstahl" eines "Geheimnisses"
der "TRANCE TELECOM" handeln.Das dum-
me dabei ist, daß die Exponentialrechnung nicht
nur in der Vorstandsetage bei TRANCE
TELECOM unüblich ist, sondern auch bei ei-
ner Minderheit deutscher Richter nicht zur All-
gemeinbildung gehört. Bei einem Techniker
führt das erstinstanzliche Urteil zu einer
exponentiellen oder bergförmigen Verformung
der Haarpracht, aber das hilft dem Beklagten
nicht viel. Am xx. Juni l99S in Frank-Furt ist
ein Gerichtstermin anberaumt. Möge die breite
Öffentlichkeit selbst beurteilen, inwieweit das
Gericht das Problem verstanden hat oder ob es
den franz-amtlich dumm gehaltenen "Experten"
von TRANCE TELECOM C;lauben schenkt.
paytv.txt
.~
· Y0
.,,i.DI
T-Card
Endlich können wir global kommunizieren!
Das verspricht uns zumindest die T von ihrer
gleichnamigen Plastikkarte. Mit der T-Card soll
nun auch dem Deutschen das - in denUSA seit
Jahren bekannte - Prinzip der Callingcard na-
hegebracht werden: Man ruffeine gebührenfreie
Nummer an, gibt seine Kartennummer und an-
schließend die eigentliche Zielaufnummer ein.
Über die Kartennummer wird festgestellt, auf
wessen Kosten das Gesprach geht. Diesen Sei
vice läßt sich die T gut bezahlen: Zu den
Gesprächsgebühren kommt eine einmalige Ge-
bühr von DM 2,50 bei nationalen und DM 3 bei
internationalen Gesprächen. Außerdem wird im
Minutentakt abgerechnet: So kostet denT-Card-
Benutzer ein 30-Sekunden-Gespräch nach Ja-
pan l:)M 6,22, während man bei Direktwahlaus
Deutschland mit DM 1,61 davonkommt
Außerdem wäre die T nicht die T wenn alles
so laufen würde wie geplant. Auch das T-Card-
System weißt etliche Lücken und Fehler auf. So
wurden z.B. kurzfirstig die einmaligen
Gesprächsgebühren bis 31. Mai ausgesetzt - kei-
ne Großzügigkeit, sondern Probleme mit dem
Spracherkennungssystem derT-Card. So will die
T Beschwerden von Kunden vorbeugen, die
Unsummen für Fehlverbindungen zahlen müs
sen. Die Sicherheit des Systems läßt ebenfalls
zu wünschen übrig: Die 25 DM Guthabenkalte,
die im Gegensatz. zu der Buchungskarte nach
einmaligem vertelefonieren des Guthabens wert-
los ist, jedoch den Vorteil hat, daß sie anonym
ist, besteht nur aus einer festgelegten 12-
stelligen Nummer; von der zur Zeit die ersten
drei Stellen immer gleich sind (1(12). Eine P[N
ist nicht vorhanden. Was also, wenn jemand mal
ein paar Nummern ausprobieren würde? Der
Sprachboxdienst der T-Card (Aufnahme einer
Nachricht, die später an eine Rufnummer über-
mittelt werden soll) ist zwar prinzipiell sehr in-
teressant' praktisch jedoch nutzlos, da die Uber-
mittlung der Nachrichten eher sporadisch er-
folgt. Es ist auch schon vorgekommen, daß Ge-
bühren für die Ubermittlung einer Nachricht
abgebucht wurden' diese ihren Empfänger je-
doch nie erreichte. Wer also ein böses Erwa-
Die ~nten~c~leuber - Das wissenschaftliche Fachblatt für Datenreisende (In