home
***
CD-ROM
|
disk
|
FTP
|
other
***
search
/
Chaos Computer Club 1997 February
/
cccd_beta_feb_97.iso
/
chaos
/
ds51
/
ds51_09.txt
< prev
next >
Wrap
Text File
|
1997-02-28
|
7KB
|
196 lines
Seite ~
Ausgabe 5 1
gibt es beispielsweise die Möglichkeit
gewissen Voraussetzungen kostenlose Ortsge-
spräche zu führen.... "BETRUG": Ihre
Mandantschaft müßte am besten wissen, in wel-
chem Umfang ihre Mitarbeiter Telefon-
rechnungen zu lasten Lötritter produziert haben.
Wenn vor ca. einem Jahr aus dem Vorstand Ih-
rer Mandantschaft noch zu hören war, daß ent-
sprechende Manipulationen technisch nicht
möglich sind, bzw. wenn sie doch technisch
möglich wären, Telekom-Mitarbeiter so etwas
nicht tun würden, so war es zum damaligen Zeit-
punkt bereits ein Verschließen der Augen vor
der Realität. Es liegt ein Organisations-
verschulden vor, wenn es beispielsweise mög-
lich ist, daß ein Leiter einer Störungsstelle der
Deutschen Telekom AG über seinen privaten
Keller einen "offiziell nicht bekannten Zugang"
zu einer Telekom-Verteilerzentrale hatte und
hierüber "Free-Lines" schalten konnte. Bereits
dies würde die Meinungsäußerung des Betru-
ges am Steuerzahler rechtfertigen. Darüber hin-
aus sei in Erinnerung gerufen, daß in Rechts-
streitigkeiten über überhöhte Gebühren-
rechnungen die Telekom eigene Aufzeichnun-
gen bekanntermaßen zurückgehalten hat und
die volle Beweislast dafür, daß die in Rechnung
gestellten Telefoneinheiten nicht vom Beklag-
ten verursacht wurden, auf den Beklagten ab-
wälzte. Auch dies rechtfertigt eine Wertung "BE-
TRUG".... Der Verkauf der beanstandeten T-
Shirts hat nach unseren Informationen noch
nicht eingesetzt, so daß in soweit Ihrer Mandant-
schaft auch kein Schaden entstanden ist. Bisher
liegt nach unseren Informationen nur dieWerbe-
an`.eige des CCC-Berlin vor. In wieweit derVer-
such Ihrer Mandantschaft, das grundgesetzlich
garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung
zu beschneiden den eigenen Ruf schädigt, ent-
zieht sich unserer Kenntnis. Die Zahlung der
Abmahnkosten wird abgelehnt, da keine
Markenverletzung vorliegt. Im übrigen ist der
angesetzte Gegenstandswert weit überhöht. Die
Öffentlichkeit wird zumindest mit großem In-
teresse einen möglichen Rechtsstreit vor dem
Amtsgericht Hamburg hinsichtlich derAbmahn-
kosten verfolgen. Bezüglich Rücksprachen ste-
he ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen, kollegialen Grüßen G FvG
~1
~ C' ,
'öst ~3°
. O . - 0
L
Prozeßkostenhilfe für K-Sat und Mega-Sat
Derzeit stehen Gerichtsverhandlungen von
Piratendekoderfirmen mit FRANCETELECOM
an - siehe DS-Bericht. Dabei fallen schon jetzt
60 000 DM bzw. 30 000 DM Kosten an. Bisher
hat es nicht richtig geklappt mit Prozeßkosten-
hilfe auf Spendenbasis. Piratendekoder-Sympa-
thisanten sind gebeten, eine "Proforma-
Updategebühr" von mind. 50 UM mildem Stich-
wort"Decoder" an K-Sat/Mega-Sat zu zahlen
auf Kto. 2 23 22-0 bei der Ökobank~Genossen-
schaft, BLZ 500 901 00. Bei gewonnenem Pro-
zeß wird der Betrag auf Wunsch von den Fir-
men angerechnet.
Die ~nten~c~leuber - Das wissenschaftliche
Ausgabe S 1
Seite 9
Angst macht große Augen
Dinosaurier wußten nicht, daß sie aussterben
werden; ja nicht einmal, daß sie sterblich sind.
Ähnliche Probleme haben manche große
Monopolfirmen, die nach der Privatisierung im
rauhen Wind des Wettbewerbs stehen. Auch die
TELEKOM kann im Markt zum Mittelständler
schrumpfen wie der Dollarkurs, bei dem ein Fall
auf 25,4 Pfennig möglich ist. Wo Konzernbosse
keine Dinosaurier sind, sondern Manager, kön-
nen Überreaktionen aus Unkenntnis und Angst
vor der eigenen Geschichte die Gegenwatt be-
herrschen und Wirrwarr die Zukunft sein.
Schlaglicht-un-artig sei hier die TELEKOM
betrachtet.
Aleph-Null oder Ewig plus Eins
Bei "Privatisierung" eines "Monopols" tre-
ten Übergangsphänomene auf, die sich anson-
sten in der Geschichte der großen Konzerne
nicht ganz so drastisch ereignen können. Ein
Beispiel ist das F.T.2;., vielen noch als "Fern-
melde-Technisches Zentralamt`' bekannt. Die
Entscheidungswege hinter den amtlichen Schal-
tern waren nicht einsichtig und bei der Zulas-
sung von privat hergestellten Fernmelde-
gerätschaften kam es vor, daß ein kleines, aber
innovatives Unternehmen "ewig" auf die Zu-
lassung wartete. Und weil bei der Post der be-
kannte Spruch galt "nichts ist unmöglich -
Behöööööööööörden!", gab es auch einen Meß-
wert für "Ewig+ 1". Bei der Sackpost ist er als
E+ I bekannt und manche F1Z-Zulassung für ein
kleines Unternehmen trug den FTZ-Stempel
E+x: es sind genug Fälle bekannt, daß es nicht
"Ewig und drei Tage" dauerte, sondern die Zu-
lassung "für den kleinen" genau einen Tag spä-
ter erteilt wurde als die Zulassung für eine
gleichartige, aber erst später angemeldete In-
novation eines "Telefon-Hoflieferanten".
F.T.Z. und Patentamt
Für die Geräteproduktion hielt sich das Fern-
meldemonopol seine"Hoflieferanten". Die
Umgangsformen waren traditionell und herr-
schaftlich. Unterhalb dieser Ebene gab es die
Fachblatt für Datenreisende C~
Techniker und Ingenieure beim FTZ. Die Krea-
tivsten hielten es dort oft nicht lange aus, aber
etliche Techniker und Ingenieure beim FTZ
waren topfit und gut drauf. Der Wissensvor-
sprung, den F 1 Z-Prüfer über Ferumelde-Inno-
vationen am Markt hatten, war enorm. Denn sie
kannten das Innenleben fast aller Geräte - zu-
mindest das aller zur Prüfung angemeldeten;
"andere" erforschten die Prüfer "privat".
Die wettbewerbswidrige Informations-
weitergabe an "Hoflieferanten" war bei stnlk-
tureller Betrachtung der Interessenlage eher den
"FTZ-Schreibtischtäte~n" anzulasten als Tech-
nikern und Ingenieuren. Denn "Techies" wis-
sen die innovative Arbeitsleistung anderer aus
der Liebe zur Sache heraus zu würdigen; im-
merhin hat auch Einstein lange auf dem Patent-
amt gearbeitet.
Zeichen und Wunder auf demAbtritt
Irgendwann geschah beim F.T.Z. der Uber-
gaag ins "private":
mit einem amtlichen Tauf-Akt als Auf-Takt.
Am Tage E setzte der Minister ein Zeichen
und am Tage Ei+1 geschah ein Wunder:
aus dem F.T.Z.wurde das F.T.:Z;.
das Forschungs- und Technologie-Zentrum.
Derartige Bruchlinien wie in einem zerber-
stenden Granitquader finden sich wie beim
F.T.Z. so auch an anderen Ecken und Kanten
bei der Post.
Daraus ergaben und ergeben sich für die Her-
ren Lilanager des telekomischen Teilchenzoos
gewaltige Probleme und Pfründekämpfe bei der
gesamten Mitarbeiterschar: wer fit ist, arbeiten
will und nicht intrigieren, hat(te) irgendwann
"die Schnauze voll" und ging. Wer sein "lebens-
länglich" bei der Post hat, braucht sich kaum
noch anzustrengen. Diese X;weiklassen-
wirtschaft (nach ganz unten wird auf Arbeiter
und Angestellte getreten und Beamte können oft
besser treten als arbeiten) ist noch nicht abge-
schlossen. Die Lösung, wie sie die Deutsche
Bahn mit ihrem Beamtenstab halbwegs fand,
kam für die Post zu spät. Das ist Geschichte der
Gegenwart.
Die ~aten~c~leuler - Das wissenschaftliche Fachblatt für Datenreisende In,