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1994-07-28
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22KB
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318 lines
Hier mal ein paar seiten aus einem Buch, in dem auch mal Commodore erwähnt
wird. Das Buch ist lesenswert, es berichtet über alles, was dazugehört,
die Erfindung des Mikroprozessors, SUN, IBM, Altair, ....
Die Silicon Valley Story
Bob McSummit / Joe Martin
Systhema Verlag GmbH, 1989
ISBN 3-89390-336-4
Von Commodore ...
Die Geschichte Commodores hatte, darüber muß man sich im klaren sein,
einen enormen Einfluß auf die Mikrocomputerszene, auch wenn diese
Geschichte nicht unmittelbar im Silicon Vally geschrieben wurde. Aber die
Silicon Valley Story lebt durch die Menschen, die sie geprägt haben. Steve
Jobs und Steve Wozniak, Chuck Peddle, Bill Hewlett und Dave Packard sind nur
einige aus der schier endlosen Reihe derjenigen, die mehr oder weniger
Großes für die Entwicklung der Computerindustrie geleistet haben.
Auch der Gründer, die treibende Kraft, die hinter Commodore steht, ein
Mann namens Jack Tramiel, hatte einen bedeutenden Einfluß auf den Gang der
Computergeschichte. Dies vielleicht nicht zuletzt auch deswegen, weil er
schließlich auch wieder im Silicon Valley gelandet ist. Heute leitet er
die Firma Atari und schreibt dort ebenfalls neuerlich ein weiteres Kapitel
Computergeschichte. Eigentlich hat er die Leitung in der Zwischenzeit, seit
1989, an seinen Sohn Sam Tramiel abgegeben, aber er gilt noch immer als
graue Eminenz und beeinflußt strategische Entscheidungen noch in großem
Umfang.
Jack Tramiel ist als hartgesottener Geschäftsmann bekannt, und mit seinem
auf den Verkauf großer Stückzahlen ausgerichteten Konzept brachte er
sowohl Commodore als auch später Atari auf einen schier unglaublichen
Erfolgskurs. Nachdem er Atari übernommen hatte, äußerte ein Mitarbeiter
von Atari einmal: 'Es ist mir ein besonderes Vergnügen, bei einer Firma
beziehungsweise mit einem Chef zu arbeiten, der erneut innerhalb weniger
Jahre die Milliardengrenze überschreitet.'
Er spielte damit darauf an, daß Commodore unter Tramiel über eine
Milliarde Dollar umsetzte und jedes Jahr enorme Zuwachsraten verzeichnen
konnte. Unter der Leitung Tramiels galt für Atari dieselbe Entwicklung.
Tramiel hatte nicht nur Entwicklungpotential von Commodore abgezogen,
sondern auch gleich das halbe Managment mit zu Atari genommen.
Tramiels Ziel war es immer, der Allgemeinheit die neusten technischen
Errungenschaften verfügbar zu machen. Durch Dumping-Preise zettelte er
regelrechte Kriege an, die unter der Bezeichnung 'Die Homecomputer-Kriege'
weltweit berühmt und berüchtigt wurden.
Jahre später, nachdem er Commodore bereits verlasen hatte, äußerte er
anläßlich einer Pressekonferenz in seiner Eigenschaft als Chef von Atari
einmal: 'Business is war!' Dies war über all die Jahre hinweg, in denen er
Commodore aufbaute, sein Leitspruch gewesen. Für ihn war das Geschäft
immer Krieg - ein Kampf gegen seine Konkurrenten. Ein Krieg, bei dem man
stets darauf bedacht sein mußte, zu überleben, bei dem es darauf ankam,
die Nase vorn zu haben, als erster auf dem Markt zu sein und das
attraktivste Angebot zu machen. Als er dann zu Atari wechselte, ging dieser
Krieg unvermindert weiter. Aber es wurde nun in erster Linie ein Kampf
gegen Commodore, der nicht nur technologie- und marktbestimmt war, sondern
bei dem auch die persönliche Komponente eine wichtige Rolle spielte.
Tramiels Geschichte ist die des berühmten Tellerwäschers, der zum
Millionär wird. Er stamt aus Polen und mußte vor den Nazis in die USA
fliehen. Im Alter von 20 Jahren kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach New
York und verdiente sein erstes Geld als Taxifahrer. In New York liegen auch
die Ursprünge der Firma Commodore. Während seiner Dienstzeit bei der
US-Army lernte Jack Tramiel alles über Schreibmachinen. Er reparierte sie
und machte sich schließlich mit einem anderen ehemaligen Armee-Angehörigen
namens Manny Kapp selbstständig. Die beiden gründeten eine Firma mit dem
Namen 'Commodore Portable Typewriter'. Die Legende erzählt, daß der Name
Commodore von den beiden gewählt wurde, weil sie als Firmennamen einen
hohen militärischen Rang verwenden wollten, die Bezeichnung 'Admiral'
jedoch schon von einer anderen Firma geführt wurde. So stand der
Commodore, ebenfalls ein hohes Tier beim Militär, Pate für die
neuzugründende Firma.
Der Sitz des Unternehmens lag in dem berühmt-berüchtigten New Yorker
Stadtteil Bronx. Das Geschäft wurde 1956 nach Toronto verlegt, weil Jack
Tramiels Frau von dort stammte und Kanada einige finanzielle Vorteile bot.
Außerdem erwies sich Toronto in Kanada als wesentlich günstigerer Standort
als die Bronx in New York. Das Anfangsgeschäft, das im wesentlichen auf
der Reparatur von Schreibmaschinen basierte, war für Jack Tramiel bereits
nach kurzer Zeit nicht mehr lukrativ und befriedigend genug.
Er änderte den Namen in 'Commodore Business Machines' und verkaufte neben
Schreibmaschinen auch Rechenmaschinen, eine tschechische Schreibmaschine bot
er sogar im Alleinvertrieb an.
Jack Tramiel hatte zwar große Pläne, aber es fehlte am nötigen Kapital
für die Umsetzung seiner Pläne. Überzeugt davon, daß der Erfolg sich
einstellen werden, sobald nur die erforderliche Kapitalbasis zur Verfügung
stünde, suchte er den Kontakt zu einem kanadischen Risikokapitalanleger,
der jedoch über einen zweifelhaften Ruf verfügte - Paul Morgan. Morgans
Firma Atlantic Acceptance finanzierte Commodore und viele andere Firmen und
verquickte diese Firmen dabei so innig miteinender, daß die kanadische
Staatsanwaltschaft letztendlich einige Fälle des Kapitalbetrugs sowie der
Börsenmanipulation aufzudecken hatte.
Nach gerichtlichem Nachweis der Manipulation der Bücher und weiterer
betrügerischer Aktivitäten wurde die Firma Atlantic Acceptance
geschlossen. Tramiel konnte verhindern, daß seine Firma Commodore zu tief
in diesen Finanzskandal verwickelt wurde, und es gelang ihm, sich von Morgan
so weit zu distanzieren, daß er Commodore weiterführen konnte.
Nichtsdestotrotz hatte Tramiel nach dem Niedergang von Atlantic Acceptance
neuerlich mit Finanzproblemen zu kämpfen. Also suchte er weiter und fand
schließlich Irving Gould, einen weiteren Risikokapitalanleger aus Kanada.
Gould erhielt von Tramiel einen Anteil, der es ihm erlaubte, die Firma
Commodore zu kontrollieren. Er finanzierte Commodore und wurde
Vorstandsvorsitzender.
Obwohl Irving Gould diese Position des Vorstandsvorsitzenden innehatte,
gestatte er Jack Tramiel, die Firma nach eigenen Vorstellungen aufzubauen
und zu leiten. 1968 reiste Jakc Tramiel nach Japan und sah sich dort mit
einer technischen Revolution konfrontiert, die er sofort in die USA
importierte - diese Revolution stand in Zusammenhang mit elektronischen
Taschenrechnern. Diese Taschenrechner gab es zwar auch in den USA -
schließlich stammten die meisten von dort - die Japaner waren aber einfach
entscheidend billiger.
Anfang der siebziger Jahre gelang es Tramiel, als einer der führenden
Anbieter von Taschenrechnern auf dem amerikanischen Markt akzeptiert zu
werden. Den Firmensitz hatte er zwischenzeitlich nach Kalifornien ins
Silicon Valley verlegt. Dort hatte er nicht nur eine Niederlassung, sondern
baute auch eigene Taschenrechner mit Chips, die er von Texas Instruments
bezog. Doch gerade der Zulieferer Texas Instruments sollte ihn innerhalb
kürzester Zeit - Anfang 1975 - in enorme Schwierigkeiten bringen.
In diesem Jahr entschied sich Texas Instruments dafür, angeregt durch den
Erfolg ihres Kunden Commodore und den anderen Unternehemen, selbst
Taschenrechner auf den Markt zu bringen. Dadurch wurde ein Konkurrenzkampf
entfesselt, der in einen absoluten Preiskrieg ausartete.
Innerhalb nur weniger Monate war der Preis für einen Taschenrechner, der
bis dato 100 Dollar gekostet hatte, auf weniger als 10 Dollar gefallen.
Trotz eines Umsatzes von 50 Millionen Dollar verlor Commodore im Jahr 1975
dadurch rund 5 Millionen Dollar. Für Jack Tramiel war dies eine bittere
Lehre, und er beschloß, für die Zukunft Schritte zu unternehmen, die ein
ähnliches Vorkommnis ausschließen sollten. Er entschied sich schließlich
- nachdem er den Markt beobachtet und sich orientiert hatte - dafür, eine
Halbleiterfirma in Pennsylvania aufzukaufen.
Diese Firma hieß MOS-Tech, und Commodore bezog, neben den Chips von Texas
Instruments, auch einige von MOS-Tech. Er glaubte, durch den Besitz einer
eigenen Halbleiterfabrik zukünftigen Halbleiterengpässen dieser Bauteile
entgehen zu können. Außerdem konnte eine Halbleiterfirmam die zur eigenen
Unternehmensgruppe gehörte, mit Sicherheit nicht ein Konkurrenzprodukt auf
den Markt bringen. Durch den Aufkauf von MOS-Tech änderte sich einiges in
der Computerszene. Commodore und Jack Tramiel, die bisher nichts mit
Computern zu tun gehabt hatten, kamen zum ersten Mal mit einem Mikrocomputer
in Berührung.
MOS-Tech hatte den 6502-Mikroprozessor anzubieten und verkaufte ihn an
jeden, der ihn haben wollte. Es handelte sich hierbei um den ersten
Mikroprozessor, den man frei kaufen konnte, und er kostete auch nur circa 20
Dollar. Dadurch wurde er für jedermann erschwinglich, und zu den ersten,
die einen 6502 erstanden, gehörte eine Gruppe von HP-Ingenieuren, unter
denen sich Steve Wozniak befand. Wozniak ist noch heute davon überzeugt,
daß es der 6502 war, der ihn zum Bau des Apple I veranlaßt hat. So wurde
der 6502 auch zu einem Mikroprozessor, der in vielen Computern Einsatz fand,
unter anderem auch im Apple II und im Commodore VC 20, einem der ersten
preisgünstigen Heimcomputer.
Neben dem Halbleiterbaustein 6502 hatte MOS-Tech auch noch eine Art
Entwicklungssystem für den 6502 im Vertriebsprogramm. Mit Hilfe dieses
6502-Bausatzes, der unter der Bezeichnung KIM-1 verkauft wurde, konnten
Entwickler die ersten 'Gehversuche' mit dem 6502 unternehmen. Der KIM-I
hatte eine hexadezimale Tastatur und eine LED-Anzeige, über die sich die
Ein- und Ausgabesignale des Mikroprozessors überwachen und beeinflussen
ließen. Der KIM-1 war eigentlich bereits ein 'richtiger' Computer und
avancierte Ende 1975 zum Verkaufsschlager.
Tramiel erwarb MOS-Tech im Oktober 1975 und stieß bei einem seiner
Rundgänge durch die Firma auf den Nachfolger des KIM-1. Dieser Computer
war von Chuck Peddle, einem MOS-Tech Ingenieur, entwickelt worden und
bediente sich des von MOS-Tech vertriebenen 6502-Mikroprozessor-Chips.
Peddle hatte mehrfach versucht, den Entwurf dieses Personal Computers zu
verkaufen. Nachdem bislang niemand Interesse an diesem Gerät hatte, fand
Peddle in Jack Tramiel nun einen neuen Firmenbesitzer, der die von ihm
propagierte Marschrichtung sofort einschlug und seinen Computer unter dem
Namen PET vermarktete.
Schon im Dezember 1976 wurde der PET angekündigt. Die Auslieferung
verzögerte sich dann jedoch noch so lange, das der Apple II vorher auf den
Markt kommen konnte und der PET dann nur noch zweiter wurde. Der PET war
ein Riesenerfolg, er hatte jedoch nur einen geringen Einfluß auf die
amerikanische Computergeschichte, weil Tramiel den PET überwiegend auf dem
europäischen Markt verkaufte.
PET steht für 'Personal Electronic Transactor', oder, wenn man bösen
Zungen Glauben schenken möchte, für 'Peddle's Ego Trip'. Der PET war aber
nur der Auftakt für eine Entwicklung auf dem Heimcomputersektor, die
ihresgleichen sucht.
Tramiel hielt Ausschau nach einer besonderen Nische im immer heftiger
umkämpften Comutermarkt. Es positionierte Geräte, den PET, den VC20 und
später auch den Commodore 64, am unteren Ende des Marktes. Sein Wahlspruch
lautete 'For the masses not for the classes'. In diesem Motto kommt zum
Ausdruck, daß Tramiel ein Produkt anstrebte, daß sich jedermann leisten
konnte, und das nicht nur einer bestimmten Einkommensgruppe vorbehalten
blieb. Um sein Ziel zu erreichen, nahm er auch Qualitätsverluste hin und
vertrat eine rigorose Auffassung, was den Support und das Marketing anging.
Die produzierten Computer mußten genauso schnell, wie sie produziert
wurden, auf dem Weltmarkt verkauft werden.
Sollte hierbei unter Umständen die eine oder andere Serie zur Auslieferung
kommen, die fehlerhafte Chips beinhaltete oder andere Mängel aufwies, so
war dies von untergeordneter Wichtigkeit. Die Hauptsache war, die Maschinen
wurden verkauft und der Umsatz stimmte. Umtauschen konnte man die Geräte
immer noch. Commodore konnte sich diesen Standpunkt leisten, weil man auf
diesem Feld der alleinige Anbieter war.
Der Umsatz von Commodore betrug 1967 50 Millionen Dollar und überstieg die
Milliardengrenze im Jahr 1984. Zusammen mit dem Umsatz stieg der Gewinn von
3.4 Millionen im Jahr 1977 auf über 100 Millionen Dollar 1984. Für die
wenigen Investoren, die 1977 an der Börse eine Commodore-Aktie gekauft
hatten, stellte sich der 60fache Gewinn innerhalb von sieben Jahren ein.
Keiner hatte dies jemals vorausgesehen, und nie hatte es eine Empfehlung
für Commodore-Aktien gegeben. Jack Tramiels Aktienbesitz wurde im Januar
1984, dem Zeitpunkt, zu dem er Commodore verließ, auf circa 100 Millionen
Dollar geschätzt.
Der Krieg, den Jack Tramiel angezettelt hatte, tobte mit solcher
Heftigkeit, daß einige große Konkurrenten schließlich kapitulierten. Zu
ihnen gehörte Texas Instruments. Dieses Unternehmen zog sich aus dem
gesamten Heimcomputermarkt zurück, weil sie sich dem Mann, dem sie selbst
von Jahren durch den Einstieg in den Taschenrechnermarkt erheblichen Schaden
zugefügt hatten, geschlagen geben mußten.
Mattell, der Hersteller von Spielwaren, und Timex, der Uhrenproduzent,
versuchten ebenfalls vergeblich, auf dem Heimcomputermarkt Fuß zu fassen
und mußten schließlich aufgeben. Atari, der wohl härteste Konkurrent von
Commodore, mußte Verluste in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar
hinnehmen.
Eine der Eigenarten von Jack Tramiel bestand darin, mit Commodore aus
steuerlichen Gründen ständig umzuziehen. Aus diesem Grunde läßt sich
über seine geographische Zugehörigkeit zum Silicon Valley keine eindeutige
Aussage machen. Doch durch seine Übernahme der Firma Atari im Jahr 1984
muß man ihn nun wieder ganz klar dem Silicon Valley zuordnen. Atari hatte
seit seiner Gründung durch Nolan Bushnell seinen Hauptsitz in Sunnyvale,
Californien, und auch Jack Tramiel hat ihn bis heute nicht verlegt.
Bei Commodore läßt sich jedoch, neben den Ursprüngen in New York und dem
Sitz in Kanada, ein steter Wechsel des Geschäftssitzes zwischen
Pennsylvania und Silicon Valley verzeichnen.
Anfang 1984 schockierte Jack Tramiel die Branche durch seinen Weggang von
Commodore. Er, der Gründer, verließ Commodore! Die Beweggründe dafür
wurden niemals bekannt. Es gab nur einige offizielle Stellungnahmen und
eine wild brodelnde Gerüchteküche.
Kaum war dieses Gerede verebbt, versetzte Tramiel der Branche einen zweiten
Schock.
Er hatte die hochverschuldete Firma Atari von der Warner Communication
Group übernommen. Das Besondere an diesem Deal bestand darin, daß er
nicht einen einzigen Dollar für die Übernahme bezahlt, sondern lediglich
Schuldverschreibungen für 240 Millionen Dollar unterzeichnet hatte. Diese
Schuldverschreibungen waren jedoch nach einem bestimmten Modus nur dann
zurückzuzahlen, wenn es ihm gelang, Atari wieder in die Gewinnzone zu
führen.
Tramiel übernahm Atari auf dem Höhepunkt seiner Karriere und war willens,
dieser Firma, die er selbst - als er noch Commodore befehligte, - an den
Rand des Ruins getrieben hatte, als Speerspitze gegen Commodore einzusetzen.
Seine drei Söhne und einige Techniker und Entwicklungsingenieure verließen
Commodore mit ihm und wechselten zu Atari. Seine erste Amtshandlung nach
der Übernahme von atari war die Entlassung von über 700 Mitarbeitern.
Darüber hinaus stellte er zwei Produktlinien ein, verkaufte freiwerdende
Produktionsstätten und Grundstücke und senkte die Kosten drastisch, wo
immer dies machbar war.
Gerüchteweise war zu hören, daß Jack Tramiel Commodore verlassen hatte,
weil ein Bruch zwischen ihm und Irving Gould nicht mehr vermeidbar gewesen
sei und die beiden nicht mehr miteinander ausgekommen seien. Irving Gould
übernahm deswegen kurzzeitig das Ruder und betraute einige
Geschäftsführer mit der Position, die vormals Jack Tramiel innegehabt
hatte. Keiner dieser Tramiel-Nachfolger konnte sich jedoch lange halten,
und Gould ist heute noch die treibende und entscheidende Kraft, die hinter
Commodore steht.
Commodore, das Unternehmen, das mit den erfolgreichen 64er Computern in
wenigen Jahren zur Nummer eins auf dem Markt geworden war, kaufte nach dem
Weggang von Jack Tramiel eine kleine Firma im Silicon Valley auf, die sich
mit der Entwicklung und Herstellung von Homecomputern befaßte, die auf
einem Motorola-68000-Chip basierten. Diese Firma hieß 'Amiga Corp.' und
hatte einen neuen Heimcomputer entwickelt, der geeignet war, die Nachfolge
des legendären 64er anzutreten. Angelehnt an den Firmennamen heißt auch
der Computer 'Amiga'. Der Amiga war eine 16/32-Bit-Maschine, die neue
Standards für Sound und Grafik setzte. Der Amiga wurde nach der Aquisition
Commodores Gegenstand einiger erbittert geführter Rechtsstreitigkeiten
über das Copyright des Amiga. Der Streit entbrannte zwischen Atari und
Commodore, nachdem Tramiel Atari übernommen hatte.
Tramiel behauptete, der Verkauf an Commodore verstoße gegen
Vereinbarungen, die zwischen Atari und der Firma Amiga Corp. bestanden. Er
verlangte kurzerhand 150 Millionen Dollar Schadenersatz. Gleichzeitig
klagte er auch gegen Commodore, weil die im Amiga benutzten Chips
Patentrechte von Atari verletzten. Commodore erhob seinerseits natürlich
in üblicher Silicon Valley-Manier ebenfalls Klage. Atari, so lautete die
Begründung, sei nur vor Gericht gezogen, weil die Auslieferung des Amiga
verhindert werden solle. Sicherlich war dies einer der Gründe, die Tramiel
diesen Rechtsstreit anzetteln ließen. Schließlich hatte er seinen Amiga -
ähnlichen Computer unter dem Namen ST-Computer kurze Zeit vorher auf den
Markt gebracht. Er war auf diesem Feld der 16/32-Bit-Heimcomputer noch ohne
Konkurrenz, und wenn er es schaffen sollte, den Commodore-Amiga
zurückzuhalten, dann würde er auch weiterhin konkurrenzlos verkaufen
können.
Andere Stimmen behaupten, der persönliche Streit zwischen Tramiel und
Gould sei einer der Hauptgründe für diesen 'Budenzirkus' gewesen.
Immerhin war die Klage so bedeutsam, daß Commodore zwei Jahre lang
gezwungen war, seine Aktionäre in dem jeweilgen Jahresbericht auf diesen
noch offenen Rechtsstreit hinzuweisen. Dieser Streit wurde dann im März
1987 außergerichtlich beigelegt, und man fand zu einer einvernehmlichen
Einigung.
Während Jack Tramiel mit dem ST-Computer ein Amiga-ähnliches Produkt noch
vor dem Amiga auf den Markt gebracht hatte, wurde der Amiga für Commodore
nach anfänglichen Schwierigkeiten der ersten Baureihe zu einem Markterfolg,
der dem des Commodore 64 kaum nachsteht. Am Anfang war die Technik des
Amiga noch nicht ganz ausgereift, und der Benutzer hatte manchen
Datenverlust zu beklagen. Im westdeutschen Werk Braunschweigwurde dann aus
dem Amiga 1000 der Amiga 2000 entwickelt. Dieser, der zusammen mit dem
Amiga 500 die Amiga-Reihe bildet, war dann endlich ausgereift und verhalf
dem Amiga zu dem nötigen seriösen Auftreten. Der 500er wurde zum reinen
64er-Nachfolger und gilt als Spielecomputer der Spitzenklasse. Der Amiga
500 wird heute offiziell als Nachfolger des Commodore 64 bewertet, obwohl
auch der 64er nach wie vor jedes Jahr in einer Stückzahl von
Hunderttausenden verkauft wird. Weltweit sind einige Millionen 64-Computer
im Einsatz, und die Zahl der verkauften Amiga-Geräte hat die
Millionengrenze ebenfalls bereits überschritten.
Einer der größten Märkte und einer der Hauptumsatzträger liegt in
Europa, und hier ist es besonders Deutschland, wo schon zu Tramiels Zeiten
eine starke Marktposition aufgebaut worden war. Interessanterweise hat sich
auch Atari auf dem westdeutschen Marlt extrem gut etablieren können, nicht
zuletzt, weil Tramiel nach dem Weggang von Commodore einige der
Stützpfeiler des westdeutschen Commodore-Geschäftes zu Atari Deutschland
abwerben könnte.
Nachdem Commodore die Marktführerschaft im Heimcomputerfeld übernommen
hatte, entschloß sich Irving Gould mit seinem Managment, im Bereich des bis
1985 zum Industriestandard avancierten IBM PC Personalcomputers aktiv zu
werden. Commodore bietet heute eine vollständige Reihe IBM-kompatibler
PC's. Angefangen vom kleinen IBM-PC Kompatiblen mit zwei Laufwerken bis hin
zum IBM-AT-kompatiblen Rechner verfügt Commodore über eine vollständige
Computerreihe für die Geschäftswelt und ist auch in diesem Markt sehr
erfolgreich.