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Text File  |  1994-07-28  |  22KB  |  318 lines

  1. Hier mal ein paar seiten aus einem Buch, in dem auch mal Commodore erwähnt
  2. wird. Das Buch ist lesenswert, es berichtet über alles, was dazugehört,
  3. die Erfindung des Mikroprozessors, SUN, IBM, Altair, ....
  4.  
  5.  
  6. Die Silicon Valley Story
  7. Bob McSummit / Joe Martin
  8. Systhema Verlag GmbH, 1989
  9. ISBN 3-89390-336-4
  10.  
  11. Von Commodore ...
  12.  
  13. Die  Geschichte  Commodores  hatte,  darüber  muß  man    sich im klaren sein,
  14. einen    enormen   Einfluß  auf     die  Mikrocomputerszene,  auch  wenn  diese
  15. Geschichte  nicht  unmittelbar im Silicon Vally geschrieben wurde.  Aber die
  16. Silicon Valley Story lebt durch  die Menschen, die sie geprägt haben.  Steve
  17. Jobs und Steve Wozniak, Chuck Peddle, Bill Hewlett und Dave Packard sind nur
  18. einige    aus  der  schier  endlosen  Reihe  derjenigen, die mehr oder weniger
  19. Großes für die Entwicklung der Computerindustrie geleistet haben.
  20.  Auch  der  Gründer,  die  treibende Kraft,  die hinter Commodore steht, ein
  21. Mann  namens Jack Tramiel, hatte  einen bedeutenden Einfluß auf den Gang der
  22. Computergeschichte.   Dies  vielleicht    nicht zuletzt auch deswegen, weil er
  23. schließlich  auch  wieder  im Silicon  Valley gelandet ist.  Heute leitet er
  24. die  Firma  Atari und schreibt dort ebenfalls neuerlich ein weiteres Kapitel
  25. Computergeschichte.  Eigentlich hat er die Leitung in der Zwischenzeit, seit
  26. 1989,  an  seinen  Sohn  Sam  Tramiel abgegeben, aber er gilt noch immer als
  27. graue  Eminenz    und  beeinflußt strategische  Entscheidungen  noch in großem
  28. Umfang.
  29.  Jack  Tramiel ist als    hartgesottener Geschäftsmann bekannt, und mit seinem
  30. auf  den  Verkauf  großer  Stückzahlen    ausgerichteten    Konzept  brachte  er
  31. sowohl    Commodore  als    auch  später  Atari  auf  einen schier unglaublichen
  32. Erfolgskurs.   Nachdem er  Atari  übernommen hatte, äußerte  ein Mitarbeiter
  33. von  Atari  einmal:   'Es ist mir ein besonderes  Vergnügen, bei einer Firma
  34. beziehungsweise  mit  einem  Chef  zu arbeiten, der erneut innerhalb weniger
  35. Jahre die Milliardengrenze überschreitet.'
  36.  Er  spielte   damit   darauf  an,  daß  Commodore  unter  Tramiel über eine
  37. Milliarde  Dollar  umsetzte  und  jedes Jahr enorme Zuwachsraten verzeichnen
  38. konnte.   Unter  der  Leitung Tramiels galt für Atari dieselbe    Entwicklung.
  39. Tramiel  hatte    nicht  nur  Entwicklungpotential  von  Commodore  abgezogen,
  40. sondern auch gleich das halbe Managment mit zu Atari genommen.
  41.  Tramiels  Ziel  war  es  immer,  der  Allgemeinheit die neusten technischen
  42. Errungenschaften  verfügbar  zu  machen.   Durch Dumping-Preise zettelte er
  43. regelrechte  Kriege  an, die unter der Bezeichnung 'Die Homecomputer-Kriege'
  44. weltweit berühmt und berüchtigt wurden.
  45.  Jahre    später,  nachdem  er  Commodore  bereits  verlasen hatte, äußerte er
  46. anläßlich  einer  Pressekonferenz  in  seiner Eigenschaft als Chef von Atari
  47. einmal:  'Business is war!' Dies war über  all die Jahre hinweg, in denen er
  48. Commodore  aufbaute,  sein  Leitspruch    gewesen.  Für ihn war  das  Geschäft
  49. immer  Krieg  -  ein Kampf gegen seine Konkurrenten.  Ein Krieg, bei dem man
  50. stets  darauf  bedacht    sein mußte, zu überleben, bei  dem  es darauf ankam,
  51. die  Nase  vorn  zu  haben,  als  erster  auf  dem  Markt  zu  sein  und das
  52. attraktivste Angebot zu machen.  Als er dann zu Atari wechselte, ging dieser
  53. Krieg  unvermindert  weiter.   Aber  es  wurde nun in erster Linie ein Kampf
  54. gegen  Commodore,  der nicht nur technologie- und marktbestimmt war, sondern
  55. bei dem auch die persönliche Komponente eine wichtige Rolle spielte.
  56.  Tramiels  Geschichte  ist  die  des   berühmten   Tellerwäschers,  der  zum
  57. Millionär  wird.   Er  stamt  aus Polen und  mußte  vor den Nazis in die USA
  58. fliehen.   Im Alter von 20 Jahren kam er nach dem zweiten Weltkrieg nach New
  59. York und verdiente sein erstes Geld als Taxifahrer.  In New York liegen auch
  60. die  Ursprünge    der  Firma  Commodore.     Während seiner  Dienstzeit  bei der
  61. US-Army  lernte Jack Tramiel alles über Schreibmachinen.  Er  reparierte sie
  62. und machte sich schließlich mit einem anderen  ehemaligen  Armee-Angehörigen
  63. namens    Manny  Kapp selbstständig.  Die beiden    gründeten eine Firma mit dem
  64. Namen  'Commodore Portable Typewriter'.  Die Legende  erzählt,  daß der Name
  65. Commodore  von    den  beiden  gewählt  wurde, weil sie als  Firmennamen einen
  66. hohen  militärischen  Rang  verwenden  wollten,  die   Bezeichnung 'Admiral'
  67. jedoch    schon  von  einer  anderen  Firma  geführt   wurde.   So  stand  der
  68. Commodore,   ebenfalls     ein   hohes  Tier   beim   Militär,  Pate  für  die
  69. neuzugründende Firma.
  70.  Der  Sitz  des  Unternehmens  lag  in    dem  berühmt-berüchtigten New Yorker
  71. Stadtteil  Bronx.   Das Geschäft wurde    1956 nach Toronto verlegt, weil Jack
  72. Tramiels  Frau    von dort stammte und Kanada einige finanzielle Vorteile bot.
  73. Außerdem erwies sich Toronto in Kanada    als  wesentlich günstigerer Standort
  74. als  die  Bronx  in New York.  Das Anfangsgeschäft,  das im wesentlichen auf
  75. der  Reparatur    von Schreibmaschinen basierte, war für    Jack Tramiel bereits
  76. nach kurzer Zeit nicht mehr lukrativ und befriedigend genug.
  77.  Er  änderte den Namen in 'Commodore Business Machines'  und verkaufte neben
  78. Schreibmaschinen auch Rechenmaschinen, eine tschechische Schreibmaschine bot
  79. er sogar im Alleinvertrieb an.
  80.  Jack  Tramiel    hatte zwar große Pläne, aber es fehlte    am  nötigen  Kapital
  81. für  die  Umsetzung  seiner  Pläne.   Überzeugt  davon,  daß der Erfolg sich
  82. einstellen  werden, sobald nur die  erforderliche Kapitalbasis zur Verfügung
  83. stünde,  suchte  er  den Kontakt zu einem kanadischen  Risikokapitalanleger,
  84. der  jedoch  über einen zweifelhaften  Ruf  verfügte - Paul Morgan.  Morgans
  85. Firma  Atlantic Acceptance finanzierte Commodore und viele andere Firmen und
  86. verquickte  diese  Firmen  dabei  so   innig miteinender, daß die kanadische
  87. Staatsanwaltschaft  letztendlich  einige Fälle    des Kapitalbetrugs sowie der
  88. Börsenmanipulation aufzudecken hatte.
  89.  Nach  gerichtlichem  Nachweis    der  Manipulation   der  Bücher und weiterer
  90. betrügerischer     Aktivitäten   wurde   die   Firma    Atlantic      Acceptance
  91. geschlossen.   Tramiel konnte verhindern, daß seine  Firma Commodore zu tief
  92. in diesen Finanzskandal verwickelt wurde, und es gelang ihm, sich von Morgan
  93. so weit zu distanzieren, daß er Commodore weiterführen konnte.
  94.  Nichtsdestotrotz  hatte Tramiel nach dem Niedergang von Atlantic Acceptance
  95. neuerlich  mit    Finanzproblemen zu kämpfen.  Also suchte  er weiter und fand
  96. schließlich  Irving  Gould, einen weiteren Risikokapitalanleger  aus Kanada.
  97. Gould  erhielt    von  Tramiel  einen  Anteil,  der es ihm erlaubte, die Firma
  98. Commodore   zu     kontrollieren.    Er    finanzierte   Commodore   und  wurde
  99. Vorstandsvorsitzender.
  100.  Obwohl  Irving  Gould    diese  Position des Vorstandsvorsitzenden innehatte,
  101. gestatte  er  Jack  Tramiel, die Firma nach eigenen Vorstellungen aufzubauen
  102. und  zu  leiten.   1968 reiste Jakc Tramiel nach Japan und sah sich dort mit
  103. einer  technischen  Revolution    konfrontiert,  die  er    sofort    in  die  USA
  104. importierte  -    diese  Revolution  stand  in Zusammenhang mit elektronischen
  105. Taschenrechnern.   Diese  Taschenrechner  gab  es  zwar  auch  in  den USA -
  106. schließlich  stammten die meisten von dort - die Japaner waren    aber einfach
  107. entscheidend billiger.
  108.  Anfang  der  siebziger  Jahre    gelang    es Tramiel, als einer  der führenden
  109. Anbieter  von  Taschenrechnern    auf  dem  amerikanischen Markt akzeptiert zu
  110. werden.   Den  Firmensitz  hatte  er  zwischenzeitlich    nach Kalifornien ins
  111. Silicon Valley verlegt.  Dort hatte er nicht nur eine Niederlassung, sondern
  112. baute  auch  eigene  Taschenrechner  mit Chips, die er von Texas Instruments
  113. bezog.     Doch  gerade  der Zulieferer Texas Instruments sollte ihn innerhalb
  114. kürzester Zeit - Anfang 1975 - in enorme Schwierigkeiten bringen.
  115.  In  diesem Jahr entschied sich Texas Instruments dafür,  angeregt durch den
  116. Erfolg     ihres     Kunden  Commodore  und  den  anderen  Unternehemen,  selbst
  117. Taschenrechner    auf den Markt zu bringen.  Dadurch wurde ein Konkurrenzkampf
  118. entfesselt, der in einen absoluten Preiskrieg ausartete.
  119.  Innerhalb  nur  weniger Monate war der Preis für einen  Taschenrechner, der
  120. bis  dato  100    Dollar    gekostet  hatte, auf weniger als 10 Dollar gefallen.
  121. Trotz  eines  Umsatzes von 50 Millionen Dollar verlor Commodore im Jahr 1975
  122. dadurch  rund  5  Millionen Dollar.  Für Jack Tramiel war  dies eine bittere
  123. Lehre,    und  er beschloß, für die Zukunft Schritte zu  unternehmen,  die ein
  124. ähnliches Vorkommnis ausschließen sollten.   Er  entschied  sich schließlich
  125. -  nachdem  er den Markt beobachtet und sich  orientiert hatte - dafür, eine
  126. Halbleiterfirma in Pennsylvania aufzukaufen.
  127.  Diese    Firma hieß MOS-Tech, und Commodore bezog, neben den  Chips von Texas
  128. Instruments,  auch  einige von MOS-Tech.  Er glaubte, durch den Besitz einer
  129. eigenen  Halbleiterfabrik  zukünftigen    Halbleiterengpässen  dieser Bauteile
  130. entgehen zu können.  Außerdem konnte eine  Halbleiterfirmam  die zur eigenen
  131. Unternehmensgruppe  gehörte, mit Sicherheit nicht ein Konkurrenzprodukt  auf
  132. den  Markt bringen.  Durch den Aufkauf von MOS-Tech änderte sich  einiges in
  133. der  Computerszene.   Commodore  und  Jack  Tramiel,  die  bisher nichts mit
  134. Computern zu tun gehabt hatten, kamen zum ersten Mal mit einem Mikrocomputer
  135. in Berührung.
  136.  MOS-Tech  hatte  den  6502-Mikroprozessor  anzubieten    und verkaufte ihn an
  137. jeden,    der  ihn  haben  wollte.   Es  handelte  sich  hierbei um den ersten
  138. Mikroprozessor, den man frei kaufen konnte, und er kostete auch nur circa 20
  139. Dollar.   Dadurch  wurde er für jedermann erschwinglich, und zu  den ersten,
  140. die  einen  6502  erstanden,  gehörte eine Gruppe von  HP-Ingenieuren, unter
  141. denen  sich  Steve Wozniak befand.  Wozniak ist noch  heute davon überzeugt,
  142. daß  es der 6502 war, der ihn zum Bau des Apple  I  veranlaßt hat.  So wurde
  143. der 6502 auch zu einem Mikroprozessor, der in vielen Computern Einsatz fand,
  144. unter  anderem    auch  im  Apple  II und im Commodore VC 20, einem der ersten
  145. preisgünstigen Heimcomputer.
  146.  Neben    dem  Halbleiterbaustein  6502  hatte  MOS-Tech    auch  noch  eine Art
  147. Entwicklungssystem  für  den  6502  im    Vertriebsprogramm.  Mit Hilfe dieses
  148. 6502-Bausatzes,  der  unter  der  Bezeichnung  KIM-1 verkauft wurde, konnten
  149. Entwickler  die  ersten  'Gehversuche'  mit dem 6502 unternehmen.  Der KIM-I
  150. hatte  eine  hexadezimale  Tastatur und eine  LED-Anzeige, über die sich die
  151. Ein-  und  Ausgabesignale  des    Mikroprozessors  überwachen und beeinflussen
  152. ließen.   Der  KIM-1  war  eigentlich  bereits ein  'richtiger' Computer und
  153. avancierte Ende 1975 zum Verkaufsschlager.
  154.  Tramiel  erwarb  MOS-Tech  im    Oktober  1975  und   stieß  bei einem seiner
  155. Rundgänge  durch  die  Firma auf den Nachfolger des KIM-1.   Dieser Computer
  156. war  von  Chuck  Peddle,  einem  MOS-Tech  Ingenieur,  entwickelt worden und
  157. bediente  sich    des  von  MOS-Tech  vertriebenen  6502-Mikroprozessor-Chips.
  158. Peddle    hatte  mehrfach  versucht,  den Entwurf dieses Personal Computers zu
  159. verkaufen.   Nachdem  bislang niemand Interesse an diesem Gerät  hatte, fand
  160. Peddle    in  Jack  Tramiel  nun    einen  neuen Firmenbesitzer, der die von ihm
  161. propagierte  Marschrichtung  sofort  einschlug und seinen Computer unter dem
  162. Namen PET vermarktete.
  163.  Schon    im  Dezember  1976  wurde  der    PET  angekündigt.  Die    Auslieferung
  164. verzögerte  sich dann jedoch noch so lange, das der Apple II  vorher auf den
  165. Markt  kommen  konnte  und der PET dann nur noch zweiter wurde.  Der PET war
  166. ein  Riesenerfolg,  er    hatte  jedoch  nur  einen   geringen Einfluß auf die
  167. amerikanische  Computergeschichte, weil Tramiel  den PET überwiegend auf dem
  168. europäischen Markt verkaufte.
  169.  PET  steht  für  'Personal  Electronic  Transactor',  oder,  wenn man bösen
  170. Zungen Glauben schenken möchte, für 'Peddle's Ego  Trip'.   Der PET war aber
  171. nur  der  Auftakt  für    eine  Entwicklung   auf  dem Heimcomputersektor, die
  172. ihresgleichen sucht.
  173.  Tramiel  hielt  Ausschau  nach  einer    besonderen  Nische im immer heftiger
  174. umkämpften  Comutermarkt.   Es positionierte  Geräte,  den PET, den VC20 und
  175. später auch den Commodore 64, am unteren Ende des  Marktes.  Sein Wahlspruch
  176. lautete  'For  the  masses  not for the classes'.  In diesem Motto kommt zum
  177. Ausdruck,  daß    Tramiel  ein Produkt  anstrebte,  daß sich jedermann leisten
  178. konnte,  und  das  nicht  nur  einer bestimmten Einkommensgruppe vorbehalten
  179. blieb.     Um  sein Ziel zu erreichen, nahm er auch  Qualitätsverluste hin und
  180. vertrat  eine rigorose Auffassung, was den Support und das Marketing anging.
  181. Die  produzierten  Computer  mußten  genauso   schnell,  wie  sie produziert
  182. wurden, auf dem Weltmarkt verkauft werden.
  183.  Sollte hierbei unter Umständen die eine oder andere Serie  zur Auslieferung
  184. kommen,  die  fehlerhafte  Chips beinhaltete oder andere Mängel  aufwies, so
  185. war dies von untergeordneter Wichtigkeit.  Die Hauptsache war, die Maschinen
  186. wurden    verkauft  und der Umsatz stimmte.  Umtauschen konnte  man die Geräte
  187. immer  noch.   Commodore konnte sich diesen Standpunkt leisten, weil man auf
  188. diesem Feld der alleinige Anbieter war.
  189.  Der Umsatz von Commodore betrug 1967 50 Millionen Dollar  und überstieg die
  190. Milliardengrenze im Jahr 1984.    Zusammen mit dem Umsatz stieg der Gewinn von
  191. 3.4  Millionen    im  Jahr 1977 auf über 100  Millionen  Dollar 1984.  Für die
  192. wenigen  Investoren,  die  1977  an  der Börse    eine Commodore-Aktie gekauft
  193. hatten,  stellte  sich    der  60fache Gewinn innerhalb von sieben Jahren ein.
  194. Keiner    hatte  dies  jemals  vorausgesehen, und nie hatte es eine Empfehlung
  195. für  Commodore-Aktien  gegeben.  Jack Tramiels Aktienbesitz  wurde im Januar
  196. 1984,  dem  Zeitpunkt, zu dem er Commodore verließ, auf  circa 100 Millionen
  197. Dollar geschätzt.
  198.  Der   Krieg,    den  Jack  Tramiel  angezettelt  hatte,  tobte    mit  solcher
  199. Heftigkeit,  daß einige große  Konkurrenten  schließlich  kapitulierten.  Zu
  200. ihnen  gehörte    Texas  Instruments.   Dieses  Unternehmen   zog sich aus dem
  201. gesamten  Heimcomputermarkt  zurück, weil sie sich dem    Mann, dem sie selbst
  202. von Jahren durch den Einstieg in den Taschenrechnermarkt erheblichen Schaden
  203. zugefügt hatten, geschlagen geben mußten.
  204.  Mattell,  der    Hersteller  von  Spielwaren,  und Timex, der Uhrenproduzent,
  205. versuchten  ebenfalls  vergeblich,  auf dem  Heimcomputermarkt Fuß zu fassen
  206. und mußten schließlich aufgeben.  Atari,  der  wohl  härteste Konkurrent von
  207. Commodore,  mußte  Verluste  in  Höhe    von   Hunderten von Millionen Dollar
  208. hinnehmen.
  209.  Eine  der  Eigenarten    von  Jack  Tramiel  bestand darin, mit Commodore aus
  210. steuerlichen  Gründen  ständig    umzuziehen.  Aus  diesem  Grunde  läßt    sich
  211. über seine geographische Zugehörigkeit zum Silicon  Valley  keine eindeutige
  212. Aussage  machen.   Doch  durch seine Übernahme der Firma  Atari im Jahr 1984
  213. muß  man ihn nun wieder ganz klar dem Silicon Valley  zuordnen.  Atari hatte
  214. seit  seiner  Gründung    durch Nolan Bushnell seinen  Hauptsitz in Sunnyvale,
  215. Californien, und auch Jack Tramiel hat ihn bis heute nicht verlegt.
  216.  Bei Commodore läßt sich jedoch, neben den Ursprüngen in New  York  und  dem
  217. Sitz   in   Kanada,   ein   steter  Wechsel  des  Geschäftssitzes   zwischen
  218. Pennsylvania und Silicon Valley verzeichnen.
  219.  Anfang  1984  schockierte Jack Tramiel die Branche durch seinen Weggang von
  220. Commodore.   Er,  der Gründer, verließ    Commodore!   Die  Beweggründe  dafür
  221. wurden    niemals  bekannt.   Es    gab nur einige offizielle Stellungnahmen und
  222. eine wild brodelnde Gerüchteküche.
  223.  Kaum war dieses Gerede verebbt, versetzte Tramiel der Branche einen zweiten
  224. Schock.
  225.  Er  hatte  die  hochverschuldete  Firma  Atari von der Warner Communication
  226. Group  übernommen.   Das  Besondere  an  diesem Deal bestand darin,  daß  er
  227. nicht  einen  einzigen Dollar für die Übernahme bezahlt,  sondern  lediglich
  228. Schuldverschreibungen  für 240 Millionen Dollar  unterzeichnet hatte.  Diese
  229. Schuldverschreibungen  waren  jedoch  nach  einem  bestimmten Modus nur dann
  230. zurückzuzahlen,  wenn  es  ihm    gelang,  Atari     wieder in die Gewinnzone zu
  231. führen.
  232.  Tramiel übernahm Atari auf dem Höhepunkt seiner  Karriere  und war willens,
  233. dieser Firma, die er selbst - als er noch  Commodore  befehligte, -  an  den
  234. Rand des Ruins getrieben hatte, als Speerspitze gegen Commodore einzusetzen.
  235. Seine drei Söhne und einige Techniker und  Entwicklungsingenieure  verließen
  236. Commodore  mit    ihm  und wechselten zu Atari.  Seine erste Amtshandlung nach
  237. der  Übernahme    von  atari  war  die Entlassung  von  über 700 Mitarbeitern.
  238. Darüber  hinaus  stellte  er zwei Produktlinien ein, verkaufte    freiwerdende
  239. Produktionsstätten  und  Grundstücke  und  senkte die Kosten  drastisch,  wo
  240. immer dies machbar war.
  241.  Gerüchteweise    war zu hören, daß Jack Tramiel    Commodore  verlassen  hatte,
  242. weil  ein  Bruch zwischen ihm und Irving Gould nicht mehr vermeidbar gewesen
  243. sei  und  die beiden nicht mehr miteinander ausgekommen seien.    Irving Gould
  244. übernahm    deswegen    kurzzeitig    das    Ruder   und   betraute   einige
  245. Geschäftsführer  mit  der  Position,  die  vormals  Jack  Tramiel innegehabt
  246. hatte.     Keiner  dieser  Tramiel-Nachfolger konnte sich jedoch lange halten,
  247. und  Gould  ist heute noch die treibende und entscheidende Kraft, die hinter
  248. Commodore steht.
  249.  Commodore,  das  Unternehmen,    das  mit den erfolgreichen 64er Computern in
  250. wenigen  Jahren  zur Nummer eins auf dem Markt geworden war, kaufte nach dem
  251. Weggang  von  Jack Tramiel eine kleine Firma im Silicon Valley auf, die sich
  252. mit  der  Entwicklung  und  Herstellung  von Homecomputern  befaßte, die auf
  253. einem  Motorola-68000-Chip  basierten.     Diese Firma hieß 'Amiga Corp.'  und
  254. hatte  einen  neuen Heimcomputer entwickelt, der geeignet war, die Nachfolge
  255. des  legendären  64er anzutreten.  Angelehnt an den Firmennamen  heißt    auch
  256. der  Computer  'Amiga'.   Der  Amiga  war  eine 16/32-Bit-Maschine, die neue
  257. Standards für Sound und Grafik setzte.    Der Amiga wurde nach  der Aquisition
  258. Commodores  Gegenstand    einiger  erbittert  geführter    Rechtsstreitigkeiten
  259. über  das  Copyright  des  Amiga.  Der Streit  entbrannte zwischen Atari und
  260. Commodore, nachdem Tramiel Atari übernommen hatte.
  261.  Tramiel    behauptete,   der    Verkauf   an   Commodore    verstoße   gegen
  262. Vereinbarungen, die zwischen Atari und der Firma Amiga Corp.  bestanden.  Er
  263. verlangte  kurzerhand  150  Millionen  Dollar  Schadenersatz.    Gleichzeitig
  264. klagte     er  auch  gegen  Commodore,  weil  die  im  Amiga  benutzten  Chips
  265. Patentrechte  von  Atari verletzten.  Commodore erhob  seinerseits natürlich
  266. in  üblicher  Silicon Valley-Manier ebenfalls Klage.  Atari,  so lautete die
  267. Begründung,  sei  nur  vor Gericht gezogen, weil die Auslieferung  des Amiga
  268. verhindert werden solle.  Sicherlich war dies einer der Gründe, die  Tramiel
  269. diesen Rechtsstreit anzetteln ließen.  Schließlich hatte er  seinen  Amiga -
  270. ähnlichen  Computer  unter  dem Namen ST-Computer kurze Zeit vorher  auf den
  271. Markt gebracht.  Er war auf diesem Feld der 16/32-Bit-Heimcomputer noch ohne
  272. Konkurrenz,   und   wenn   er    es   schaffen  sollte,    den  Commodore-Amiga
  273. zurückzuhalten,  dann  würde  er  auch    weiterhin   konkurrenzlos  verkaufen
  274. können.
  275.  Andere  Stimmen  behaupten,  der  persönliche    Streit    zwischen Tramiel und
  276. Gould    sei  einer  der  Hauptgründe  für  diesen   'Budenzirkus'   gewesen.
  277. Immerhin  war  die  Klage  so  bedeutsam,  daß     Commodore  zwei  Jahre lang
  278. gezwungen  war,  seine    Aktionäre in dem jeweilgen  Jahresbericht auf diesen
  279. noch  offenen  Rechtsstreit  hinzuweisen.  Dieser Streit  wurde dann im März
  280. 1987  außergerichtlich    beigelegt,  und  man fand zu einer  einvernehmlichen
  281. Einigung.
  282.  Während Jack Tramiel mit dem ST-Computer ein  Amiga-ähnliches    Produkt noch
  283. vor  dem  Amiga auf den Markt gebracht hatte, wurde  der Amiga für Commodore
  284. nach anfänglichen Schwierigkeiten der ersten Baureihe  zu einem Markterfolg,
  285. der  dem  des  Commodore  64  kaum nachsteht.  Am Anfang war die Technik des
  286. Amiga    noch   nicht   ganz  ausgereift,  und  der  Benutzer  hatte  manchen
  287. Datenverlust  zu beklagen.  Im westdeutschen Werk Braunschweigwurde dann aus
  288. dem  Amiga  1000  der  Amiga  2000 entwickelt.    Dieser, der zusammen mit dem
  289. Amiga  500  die  Amiga-Reihe bildet, war dann endlich ausgereift und verhalf
  290. dem  Amiga  zu dem nötigen seriösen Auftreten.    Der 500er  wurde  zum reinen
  291. 64er-Nachfolger  und  gilt  als Spielecomputer der Spitzenklasse.  Der Amiga
  292. 500  wird  heute  offiziell als Nachfolger des Commodore 64 bewertet, obwohl
  293. auch   der   64er   nach   wie    vor  jedes  Jahr  in  einer  Stückzahl     von
  294. Hunderttausenden  verkauft wird.  Weltweit sind einige Millionen 64-Computer
  295. im   Einsatz,    und   die   Zahl   der     verkauften  Amiga-Geräte  hat     die
  296. Millionengrenze ebenfalls bereits überschritten.
  297.  Einer    der  größten  Märkte  und  einer   der    Hauptumsatzträger  liegt  in
  298. Europa,  und  hier ist es besonders Deutschland, wo schon zu Tramiels Zeiten
  299. eine starke Marktposition aufgebaut worden war.  Interessanterweise hat sich
  300. auch  Atari auf dem westdeutschen Marlt extrem    gut etablieren können, nicht
  301. zuletzt,   weil   Tramiel   nach   dem    Weggang  von  Commodore  einige  der
  302. Stützpfeiler  des  westdeutschen Commodore-Geschäftes  zu  Atari Deutschland
  303. abwerben könnte.
  304.  Nachdem  Commodore  die  Marktführerschaft im    Heimcomputerfeld  übernommen
  305. hatte, entschloß sich Irving Gould mit seinem  Managment, im Bereich des bis
  306. 1985  zum  Industriestandard  avancierten  IBM PC Personalcomputers aktiv zu
  307. werden.   Commodore  bietet  heute  eine vollständige  Reihe IBM-kompatibler
  308. PC's.  Angefangen vom kleinen IBM-PC Kompatiblen mit zwei Laufwerken bis hin
  309. zum  IBM-AT-kompatiblen  Rechner verfügt Commodore  über  eine    vollständige
  310. Computerreihe  für  die  Geschäftswelt    und  ist  auch    in diesem Markt sehr
  311. erfolgreich.
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